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Hailey findet heraus, dass ihr langjähriger Freund sie betrügt, und das so kurz vor Weihnachten. Völlig aufgewühlt und mit gebrochenem Herzen macht sie sich auf den Weg zurück nach Lafayette. Allerdings muss sie auf halber Strecke eine Pause einlegen, um sich zu sammeln. Plötzlich klopft es an ihrem Fenster und sie wird von der Polizei begrüßt. Jared erkennt sofort, dass mit Hailey etwas nicht stimmt. Und was hat ihre Verletzung am Kopf zu bedeuten? Er beschließt, sich um sie zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie sicher nach Hause kommt. In den folgenden Tagen kann Hailey nicht aufhören, an Jared zu denken. Seine offene und einfühlsame Art hat sie tief berührt, obwohl sie sich gerade erst von ihrem Freund getrennt hat. Auf der Arbeit im städtischen Museum steht er auf einmal wieder vor ihr. Für die beiden beginnt eine aufregende Zeit. Werden sie es schaffen, zueinander zu finden, oder wird am Ende jeder seinen eigenen Weg gehen?
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Epilog
Impressum
Weihnachtsglück in Lafayette
von M.P. Stone
Weihnachtsglück in Lafayette von M.P. Stone
Hailey findet heraus, dass ihr langjähriger Freund sie betrügt, und das so kurz vor Weihnachten. Völlig aufgewühlt und mit gebrochenem Herzen macht sie sich auf den Weg zurück nach Lafayette. Allerdings muss sie auf halber Strecke eine Pause einlegen, um sich zu sammeln.
Plötzlich klopft es an ihrem Fenster und sie wird von der Polizei begrüßt. Jared erkennt sofort, dass mit Hailey etwas nicht stimmt. Und was hat ihre Verletzung am Kopf zu bedeuten? Er beschließt, sich um sie zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie sicher nach Hause kommt.
In den folgenden Tagen kann Hailey nicht aufhören, an Jared zu denken. Seine offene und einfühlsame Art hat sie tief berührt, obwohl sie sich gerade erst von ihrem Freund getrennt hat. Auf der Arbeit im städtischen Museum steht er auf einmal wieder vor ihr. Für die beiden beginnt eine aufregende Zeit. Werden sie es schaffen, zueinanderzufinden, oder wird am Ende jeder seinen eigenen Weg gehen?
Jared
Fast wirkt sie ein wenig, als wolle sie sich hinter ihren dunkelblonden Locken verstecken und eins werden, mit den vielen weißen Lilien, die nahezu jeden Winkel des rustikalen, aber festlichen Saals schmücken. Mit ihrer zierlichen Gestalt wäre es vielleicht gerade noch möglich gewesen, nicht aufzufallen.
»Aber keine Chance«, murmele ich grinsend vor mich hin.
Das knielange und hellblaue Kleid betont ihre großen Augen auf eine unglaubliche Weise. Sie wirken noch größer und noch einnehmender als sonst. Ihre ganze Erscheinung ist so fesselnd, dass man kaum an ihr vorbei blicken kann. So geht es zumindest mir, seit ich sie vorhin unter den Gästen entdeckt habe.
Und einmal mehr frage ich mich, ob ihr eigentlich bewusst ist, welche Ausstrahlung sie hat, wie sie auf Menschen wirkt und was sie in ihnen auslösen kann.
Bewusst oder nicht, gewollt scheint die Aufmerksamkeit, die ihr allein durch ihre natürliche Schönheit garantiert ist, gerade nicht zu sein. Regelrecht verloren steht sie mit ihrem Sektglas dort, obwohl sie so perfekt in dieses zarte und blumige Ambiente passt.
Ameline hat bei ihrer Hochzeit wirklich alles gegeben. Was, wenn man sie gut kennt, nicht anders zu erwarten war. Zartvioletter Flieder setzt so dezente Farbtupfer zwischen die Lilien, dass das Blumenmeer sich harmonisch wie ein erfrischender und zurückhaltender Teppich über die ganze Location legt und dem pompösen Saal den letzten Schliff an Eleganz gibt.
Ja, das kann auch ich als Mann erkennen und schätzen.
Obwohl bald Weihnachten ist und es draußen seit heute Morgen leicht schneit, hat man doch das Gefühl, hier mitten im Frühling zu stecken. So etwas bekommt nur Ameline hin. Und auch nur ihr kann einfallen, so kurz vor Weihnachten ihre Hochzeit zu feiern.
Zu den frischen Blumen gesellen sich ihre mediterranen Verwandten in Form von getrockneten Palmenwedeln, die in übergroßen, leicht getönten Glasvasen die Ecken des Raumes schmücken.
Und da nahezu alle Gäste dem in der Einladung verkündeten Dresscode natürliche Pastelltöne gefolgt sind, bleibt sogar das für Hochzeiten gewöhnliche augenschmerzende bunte Wirrwarr der vielen Kleider aus.
Das Gesamtbild ist einfach großartig. Der warme Ton des Holzparketts, die dezenten cremefarbenen Wände und die den Kontrast bildenden großen schwarzen Stahllampen sowie die Bar im industriellen Look.
Ich liebe solche Kontraste. Das klassisch weiße Geschirr auf den Tischen steht zwar auf ebenso klassisch weißen Tischdecken. Allerdings ist das Buffet von außergewöhnlichen, modernen Kreationen der Fusionsküche geprägt und vereint Gerichte verschiedenster Kulturen kreativ miteinander.
Und es ist unglaublich lecker!
An den vornehmen Tischen stehen keine feinen, mit weißen Hussen überzogene Stühle, sondern einfache aus Holz, bestückt mit gemütlichen Sitzkissen im selben Ton des Flieders.
Die groben Stahlgeländer der Treppe werden nicht mit süßen Schleifen verhangen, sie bleiben die harten, kalten Elemente, ohne den Eindruck der fließenden Formen und Farben zu stören.
Im Gegenteil, beides gibt sich gegenseitig erst das gewisse Etwas.
Und vom Außengelände ganz zu schweigen. Der große und verschneite Park, der um das von außen so unscheinbare Gebäude liegt, wirkt beinahe wie ein Schlossgarten. Er ist riesig und von einer perfekten grünen Wiese bewachsen.
Ich frage mich schon den ganzen Tag, wie man das im Winter hinbekommt. Und als wäre all das nicht genug, liegt hinter ein paar großen Bäumen am Rand noch ein kleiner, halb zugefrorener See mit Steg.
Ich habe ihn am Nachmittag entdeckt, als nach der Trauung in der kleinen Kapelle nebenan die Fotos des Brautpaares gemacht wurden. Bevor auch die Familie an der Reihe war, die Erinnerungsbilder zu bereichern, hatte ich eine gute Stunde Zeit, um das großräumige Gelände zu erkunden.
Und ich hätte noch gut den restlichen Tag dort spazieren gehen können. Ich liebe den Winter, vor allem den Schnee und ich begrüße das knirschende Geräusch unter meinen Sohlen, wenn ich durch die weiße Pracht laufe.
Gut, von einer weißen Pracht sind wir noch weit entfernt, aber der leichte Niederschlag sorgt doch dafür, dass sich eine feine Schicht auf die Landschaft gelegt hat. Der ganze Ort ist einfach perfekt.
Plötzlich beschleicht mich der Gedanke, sollte es für mich irgendwann einmal so weit sein, soll sie auch hier stattfinden, meine Hochzeit. Und sollte dafür mein gesamtes Jahresgehalt draufgehen.
»Jared, was hat dich denn gerade so vor dich hinträumen lassen?«, kommt Ameline wie aus dem Nichts plötzlich fragend auf mich zu.
Ich habe sie überhaupt nicht kommen sehen. »Ach nichts.« Ich grinse sie an. »Es ist einfach wunderschön hier. Ich hoffe, es ist alles so, wie ihr es euch vorgestellt habt.«
»Ja, die Braut ist zufrieden«, antwortet sie scherzend mit ausgebreiteten Armen, als wolle sie sagen: Wie könnte man nicht, schau dich doch um.
»Und Henry?«, frage ich nach, um sie daran zu erinnern, dass es bei ihrem großen Tag auch um ihren Jetzt-Ehemann geht.
»Der macht sich nicht so viel aus Dekoration und trinkt gerade mit Opa den dritten Scotch. Mal sehen, wie lange er heute noch steht.« Sie lacht und fügt noch hinzu: »Er war furchtbar aufgeregt, langsam entspannt er sich.«
»Verständlich«, erwidere ich, während ich mit einer Hand auf meine Cousine deute, die das Kompliment versteht und in ihrem elfenbeinfarbenen Brautkleid eine kleine Drehung vollführt.
»Danke. Ich freue mich, dass es dir hier gefällt, deine Meinung bedeutet mir viel. Ich hoffe nur, du kannst bleiben und es kommt nichts dazwischen …«, sagt sie mit verzogenem Mund und einer Mischung aus Besorgnis und Vorwurf in den Augen.
»Ich konnte da echt nichts machen, tut mir leid. Und die Kolleginnen und Kollegen haben versprochen, mich nur im Notfall anzufunken«, versuche ich sie zu ermuntern, denn darüber sollte sie sich heute nun wirklich keine Gedanken machen.
»Ich hoffe es. Ich muss weiter, wir sehen uns später.« Sie strahlt und hüpft freudig zum nächsten Gast.
Mein Blick huscht Ameline noch kurz hinterher und ist dann doch wieder auf der Suche nach dem hellblauen Kleid. Sie steht noch immer in der Ecke, das Glas fest umklammert, der Blick durch den Raum wandernd.
Obwohl sie sich ständig an einem Lächeln versucht, wirkt sie alles andere als glücklich. Was ist nur los? Ich habe so gehofft, es würde ihr mittlerweile besser gehen. Dass sie vielleicht bald den Schmerz überwunden haben würde. Es ist hart, sie so unglücklich zu sehen und nichts dagegen tun zu können.
Nicht dein Problem, versuche ich mich selbst zur Distanz zu ermahnen. Neben der guten Menschenkenntnis, die mir gerade wieder einmal verrät, wenn jemand nur vorgeben will, etwas zu sein, bringt mein Beruf leider eben auch mit sich, immer einschreiten zu wollen.
Und wenn es um sie geht, erst recht …
Manchmal verstehe ich mich selbst nicht.
Kopfschüttelnd mache ich mich auf den Weg zu der rustikalen Bar mit der Theke in Betonoptik und stelle erleichtert fest, dass Ameline gerade zu ihr hinüber geht und sie zum Tanzen auffordern will.
Anscheinend hat auch meine Cousine bemerkt, wie unwohl sich ihr Gast fühlt.
Doch gerade als ich Problem gelöst denke und einen Haken daransetzen will, sehe ich, wie sie vehement mit den Armen rudert, um in aller Deutlichkeit zu signalisieren, wie sie der Tanzaufforderung entgegensteht.
Hatte ich vorher schon geglaubt, man könne sich nicht mehr aus dem Hochzeitsgeschehen herausziehen, versucht sie nun anscheinend wirklich, sich in die letzte Ecke zu flüchten. Ein paar Zentimeter weiter und sie wäre hinter dem großen Trockenwedel der Palme verschwunden.
Vielleicht ist genau das aber auch ihr Ziel.
Stattdessen fällt ihr Blick auf die scheinbare Rettung, schnell setzt sie sich auf einen freien Stuhl und rückt an den Tisch heran, als ob Ameline sie sonst davon herunterziehen und zum Tanzen zwingen würde. Obwohl sie mir leidtut, kann ich mir bei dieser kuriosen Aktion ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Es erinnert mich an die vielen Runden Stuhltanz, die Ameline und ich als Kinder immer mit unseren anderen Cousins und Cousinen bei unseren Großeltern gespielt haben, wenn wir im Sommer dort waren.
Mit ähnlicher Dringlichkeit hastete gerade auch die Schönheit im blauen Kleid dem rettenden, freien Stuhl entgegen, nur dass es hier nicht um eine Tüte Gummibärchen für den Gewinner ging.
Entweder hasst sie tanzen oder sie muss einen anderen guten Grund haben, denn der Braut einen Tanz zu verweigern, ist wirklich nicht ohne. Ob ich vielleicht doch zu ihr gehen sollte?
Dann würde Ameline mir allerdings vermutlich einmal mehr ein Helfersyndrom attestieren. Bevor ich diesen vermutlich blödsinnigen Gedanken zu Ende bringen konnte, setzt sich schon ein älterer Herr in weißem Hemd und Hosenträgern neben sie.
Ich kenne ihn nicht, wahrscheinlich ist er von Henrys Familienseite.
Erleichtert atme ich aus. Diese Entscheidung wurde mir nun abgenommen. Nur zu gern würde ich auch mit ihr sprechen, und wenn es nur ein paar Minuten wären. Aber wahrscheinlich soll es einfach nicht sein.
In ihrem Blick liegt zunächst eine gewisse Erleichterung über die gute Ausrede, nicht tanzen zu müssen und vielleicht auch über die ablenkende Gesellschaft. Mit jeder vergehenden Minute, in der sich dieses Gespräch allerdings mehr und mehr in einen Monolog zu verwandeln scheint, weicht auch die Erleichterung in ihrem Gesicht.
Hinter ihrem höflichen Lächeln linst immer mehr Desinteresse hervor. Der alte Mann scheint davon rein gar nichts mitzubekommen, er redet wie ein Wasserfall. Ich überlege noch ein wenig, ob ich diese spannende Beobachtung weiterführen will, doch schließlich siegt mein Mitgefühl.
Das kann man sich ja nicht mit ansehen. Und ich kann auch nicht den ganzen Abend damit verbringen, sie zu beobachten, das ist doch total absurd.
Anscheinend ist sie zu höflich, um den Mann zu unterbrechen. Vielleicht würde sie von meiner Hilfe doch nicht so abgeneigt sein?
Vielleicht ist das gerade sogar genau der richtige Moment, um sie anzusprechen.
Kurz entschlossen schnappe ich mir meinen Gin Tonic, der eigentlich nur noch aus zwei großen Eiswürfeln und einer Scheibe Gurke besteht, und gehe auf die beiden zu. »Darf ich dich kurz entführen?«, frage ich mit meinem Lächeln, das sich sowohl an sie als auch entschuldigend an den älteren Herren richtet.
Während sie mich mit ihren großen Augen nur anschaut, als wüsste sie selbst nicht, ob das nun die bessere Alternative ist, antwortet der Mann lachend: »Oh, entschuldigen Sie, ich erzähle ja ohne Punkt und Komma.«
Von ihr kommt weiterhin kein Wort. Nur diese großen, einnehmenden Augen, die sich unbeirrt auf mich richten.
Ist sie schockiert? Hat sie mich vorher vielleicht noch gar nicht gesehen?
Als ich sie zuvor beim Sektempfang entdeckt habe, war ich nicht weniger überrascht. Zwar hat Ameline ihren Namen schon öfter erwähnt, aber ich habe nicht im Traum damit gerechnet, dass es sich dabei um sie handelt.
Ich selbst kenne mindestens vier oder fünf Frauen, die ihren Namen tragen. Wenn sie mich nun also gerade erst entdeckt hat, und ein beiger Anzug fiel nun einmal nicht so auf wie ein hellblaues Kleid, ist ihre Mimik sehr verständlich.
Oder ist sie einfach überrascht, dass ich sie anspreche? Findet sie das anmaßend?
Ich habe mir nach unserer letzten Begegnung fest vorgenommen, mich nicht mehr bei ihr zu melden …
Mist! Was denke ich mir auch dabei, jetzt einfach auf sie zuzugehen?
Sie hat doch klargemacht, dass sie sich von mir fernhalten will. Ihre Reaktion damals war eindeutig, wieso konnte ich mich nicht daranhalten? Vielleicht habe ich sie jetzt erst recht verschreckt und ihr das Gefühl gegeben, sie zu überfordern.
Ich verdammter Idiot!
Unruhig wandert ihr Blick abwechselnd hin und her, zwischen mir und ihrem Gesprächspartner. Und gerade als ich meine ausgestreckte Hand und damit mein Entführungsangebot einsichtig zurückziehen will, antwortet sie.
Drei Wochen zuvor
Das lautstarke Knurren meines Magens war das Erste, das ich wieder richtig wahrnahm. Es versetzte mir einen kleinen Schrecken. Nicht das Geräusch an sich, eher, dass mir in diesem Moment meine Situation wieder bewusst wurde.
Ich war zurück auf dem Heimweg nach Lafayette in meine Wohnung. Die Straßen sind leicht verschneit und so langsam setzt die Kälte ein. Ich wusste nicht, wie lange schon, ich wusste nicht, wo genau ich war, ich wusste eigentlich gar nichts mehr.
Es ist verrückt, wie der Körper in solchen Ausnahmesituationen einfach auf Autopilot umstellt und tut, was er eben tun muss, ohne dass man überhaupt etwas davon mitbekam. So kam es mir in diesem Moment zumindest vor.
Bevor mein Magen mich daran erinnerte, dass es noch etwas hinter dem Automatismus meines Körpers zu geben schien, fühlte ich nichts. Ich wusste nichts und ich dachte nichts. Seit ich mich wieder in meinen kleinen, roten Peugeot gesetzt hatte, war da nichts mehr in mir als Leere. Endlose Leere.
Und nun anscheinend auch Hunger. Den ich nicht im Geringsten zu stillen bereit war, denn Appetit war gerade so ziemlich das letzte, das ich hatte. Ich überlegte kurz, ob ich das Navi anmachen sollte, um zu sehen, wo auf der Strecke von New Orleans nach Hause ich mich gerade befand, verwarf den Gedanken dann aber wieder.
Ich bin diesen Weg schon Dutzende Male gefahren und er war einfach und gut ausgeschildert. Mein Autopilot hatte mich zumindest schon einmal nirgendwo abbiegen lassen, denn ich befand mich noch auf dem Interstate 10, einem der längsten Highways der USA.
Wenn ich nicht schon über zwei Stunden unterwegs war, war ich also noch richtig. Garantieren hätte ich das allerdings nicht können …
Ich fragte mich, wann ich das letzte Mal etwas gegessen hatte, um daraus eine Fahrtzeit ermitteln zu können, die das Magenknurren rechtfertigen würde.