Wenn der Hass entbrennt - Neil White - E-Book
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Wenn der Hass entbrennt E-Book

Neil White

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Beschreibung

Im Dunkeln hört niemand deine Schreie: »Wenn der Hass entbrennt« von Neil White jetzt als eBook bei dotbooks. Vor 20 Jahren erschütterte ein grauenhaftes Verbrechen die englische Grafschaft Lancashire: Die Ehefrau des angesehenen Moderators Claude Gilbert, wurde tot in ihrem eigenen Garten aufgefunden – lebendig begraben in einer Holzkiste. Vom berühmten Ehemann keine Spur … Nun wird der Fall noch einmal aufgerollt, als Reporter Jack Garrett einen Anruf von einer Frau erhält, die behauptet, Claudes Geliebte zu sein – und auf dessen Unschuld besteht. Zusammen mit seiner Freundin, Sergeant Laura McGanity, beginnt er, Nachforschungen anzustellen. Bald schon wird ihnen klar, dass der Fall viel komplexer ist als zunächst angenommen. Doch je näher Jack und Laura der Wahrheit kommen, desto gefährlicher wird das Spiel, auf das sie sich unwissend eingelassen haben … »Sie werden von Anfang bis Ende gefesselt sein.« Closer Magazine Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Wenn der Hass entbrennt« von Neil White ist Band 3 seiner Thriller-Serie Lancashire Killings, deren Einzelbände voneinander unabhängig gelesen werden können, wird alle Fans von Vam McDermid und Claire Douglas begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 626

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Über dieses Buch:

Vor 20 Jahren erschütterte ein grauenhaftes Verbrechen die englische Grafschaft Lancashire: Die Ehefrau des angesehenen Moderators Claude Gilbert wurde tot in ihrem eigenen Garten aufgefunden – lebendig begraben in einer Holzkiste. Vom berühmten Ehemann keine Spur … Nun wird der Fall noch einmal aufgerollt, als Reporter Jack Garrett einen Anruf von einer Frau erhält, die behauptet, Claudes Geliebte zu sein – und auf dessen Unschuld besteht. Zusammen mit seiner Freundin, Sergeant Laura McGanity, beginnt er, Nachforschungen anzustellen. Bald schon wird ihnen klar, dass der Fall viel komplexer ist als zunächst angenommen. Doch je näher Jack und Laura der Wahrheit kommen, desto gefährlicher wird das Spiel, auf das sie sich unwissend eingelassen haben …

»Sie werden von Anfang bis Ende gefesselt sein.« Closer Magazine

Über den Autor:

Neil White wuchs in Yorkshire auf. Seit seiner Kindheit begeistert ihn nichts so sehr wie die Musik von Johnny Cash und Bücher, vorzugsweise Science Fiction und Kriminalromane. Während seines Jura-Studiums packte ihn die Lust, selbst zu schreiben. Heute ist Neil White der erfolgreiche Autor zahlreicher Spannungsromane.

Neil White veröffentlichte bei dotbooks seine Thriller-Serie »Lancashire Killings« mit den Einzelbänden: »Wer in den Schatten lebt«, »Wo die Angst regiert«, »Wenn der Hass entbrennt« und »Wen die Rache treibt«. Außerdem erschienen bei dotbooks seine Thriller »Die Stimme des Verrats« und »Ein tödlicher Verdacht«.

Die Website des Autors: www.neilwhite.net/

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eBook-Neuausgabe März 2024

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2010 unter dem Originaltitel »Dead Silent« bei Avon, a division of HarperCollins Publishers, London. Die deutsche Erstausgabe erschien 2011 unter dem Titel »Kalt ist das Grab« bei Weltbild.

Copyright © der englischen Originalausgabe 2010 by Neil White

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2011 by

Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Helen Houston, Lex Universe, Nate Loper

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (vh)

ISBN 978-3-98690-964-2

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Neil White

Wenn der Hass entbrennt

Thriller

Aus dem Englischen von Ralph Sander

dotbooks.

Wie immer für Thomas, Samuel und Joseph

Prolog

Mai 1988

Bill Hunter warf einen Blick durch das schmiedeeiserne Tor, während er den Wagen vor dem Haus von Claude Gilbert ausrollen ließ. Mit dem Ärmel wischte er sich die Stirn, im Polizeiwagen sorgte der erste Vorbote des kommenden Sommers für schweißtreibende Temperaturen. Dann wandte er sich seinem Beifahrer zu, einem jungen Officer mit glattem Gesicht, das sein jugendliches Alter unterstrich.

»Weißt du, warum solche Häuser immer oben auf den Hügeln zu finden sind?«, fragte Hunter und deutete auf das ausladende Anwesen im edwardianischen Stil, einem kantigen, fast quadratischen Block aus Sandstein und mit weiß getünchten Ecken, an denen Rosen rankten. Ein breiter Kiesweg diente als Auffahrt, die hinauf zur Haustür führte.

Roach schien es nicht zu interessieren, da er nur beiläufig mit den Schultern zuckte.

»Dadurch wurden die Unternehmer vor dem Smog bewahrt, wenn die Mühlen arbeiteten«, redete Hunter weiter. »Das einfache Volk, also Leute wie wir, musste dagegen im Tal wohnen, wo der Rauch aus den Schornsteinen uns Tag für Tag die Luft zum Atmen nahm.«

So wie Rom hatte man auch Blackley auf sieben Hügeln erbaut, nur dass Blackley kaum mehr zu bieten hatte als die terrassenartigen Felder und die riesigen Baumwollmühlen, die die einst grünen Täler entstellten.

»Die Maschinen gibt’s schon lange nicht mehr, alter Mann«, meinte Roach, dann sah er zurück zum Haus und fügte lächelnd hinzu. »Allerdings hätte ich gegen ein Häuschen von der Sorte nichts einzuwenden.«

»Was ist mit all dem altmodischen Kram, zum Beispiel mit dem Wunsch, einen Unterschied zu bewirken?«, fragte Hunter.

Mit einer Kopfbewegung deutete er auf Hunters Hose, die so abgetragen war, dass der Stoff längst glänzte. Auch seine Schuhe waren in keiner guten Verfassung. »Du bist nicht gerade der Richtige, um anderen Karrieretipps zu geben.«

Hunter stellte den Motor ab, und mit einem Mal herrschte Totenstille. Der Trubel des Stadtzentrums war weit weg, und vor ihnen lag nur die in einer lang gestreckten Kurve verlaufende Straße, an die die Häuser mit ihren efeubewachsenen hohen Mauern grenzten. Er nahm seine Jacke vom Rücksitz und stieg aus.

Roach stellte sich auf dem Gehweg zu ihm und sah sich um. »Und wo ist Gilbert hin?«

»Das werden wir nicht erfahren, wenn wir nur hier rumstehen«, gab Hunter zurück und drückte das Tor auf. Das Quietschen der Scharniere war das einzige Geräusch weit und breit.

»Meinst du, sie werden uns auf dem Rasen Erdbeeren servieren?«, fragte Roach.

Kopfschüttelnd betrat Hunter die Auffahrt, als das Tor gegen die Stopper aus Ziegelstein schlug. Der Kies knirschte unter seinen Schuhen, ein leichter Wind wehte Kirschblütenblätter über den Boden.

»Was ist Claude Gilbert eigentlich für ein Typ?«, wollte der jüngere Mann wissen.

»Kommt drauf an, welchen Claude du meinst«, entgegnete Hunter. »Der Fernseh-Claude, der im Morgenprogramm juristische Tipps gibt, ist der Liebling der Medien.«

»Und der Claude im Gerichtssaal?«

»So wie die meisten seiner Art – ein Herrgott in seinem eigenen Universum. Wenn du deinen Job erst mal lange gemacht hast, wenn man dich bespuckt und geprügelt hat und wenn du erst mal ein paar Tote gefunden hast, dann wirst du die Häuser von Anwälten mit anderen Augen sehen und dich fragen, warum die Typen so viel kassieren, wenn wir die eigentliche Drecksarbeit machen müssen.«

»Sieht trotzdem gut aus«, fand Roach und schaute sich auf dem Rasen um. Als Hunter missbilligend brummte, ergänzte er: »Du bist ein Dinosaurier, Bill. Mit dem Bergarbeiterstreik hat der Klassenkampf geendet. Erinnerst du dich, wie sie alle zurückmarschiert sind? Das war das Ende der Revolution. Also hör mir auf mit dem Mist vom Held der Arbeiterklasse. Thatcher hat gewonnen.«

Hunter zog eine finstere Miene, als er Roach nachsah, wie der zur Haustür ging.

»Wann wurden sie zuletzt gesehen?«, rief der ihm über die Schulter zu.

»Vor etwa einer Woche.«

»Dann könnten sie in Ferien sein.«

»Das glaubt man in Claudes Kanzlei aber nicht. Er steckt mitten in einem Gerichtsverfahren, das unterbrochen ist, weil er unauffindbar ist.«

»Was denn? Meinst du etwa, die haben sich aus dem Staub gemacht?«

»Das hängt davon ab, warum sie verschwunden sind«, meinte Hunter. »Es heißt, dass Claude dem Glücksspiel nicht abgeneigt ist. Vielleicht haben sich ja Spielschulden angehäuft, was früher oder später bei jedem Spieler der Fall ist. Wenn Mrs Gilbert sich an diesen Lebensstil gewöhnt hat, an die schicken Möbel, an die Dinnerpartys, das Geld, dann wird sie nicht am Hungertuch nagen wollen. Möglicherweise haben sie ihre Konten geplündert und sich abgesetzt.«

Roach schien das nicht zu überzeugen. »Die Immobilienpreise sind im Aufwind, da dürfte das hier eine ordentliche Summe einbringen.«

Hunter trat einen Schritt zurück und sah sich das Haus an. Alle Vorhänge waren zugezogen. »Möglicherweise ist ein Fall aus dem Ruder gelaufen. Anwälte halten sich ja gern für immun, aber sie sind es nicht. Ganz im Gegenteil, sie haben manchmal mit verdammt unangenehmen Leuten zu tun. Ich kenne Richter, die man bedroht. Nur eine beiläufige Bemerkung, wenn er mit seiner Frau unterwegs ist und glaubt, niemand würde ihn erkennen.« Er machte einen Schritt nach vorn und ging ganz dicht an die Buntglasscheibe in der Tür heran. »Auf dem Boden liegen ein paar Briefe, also waren sie die letzten Tage nicht hier.«

»Und jetzt?«, wollte Roach wissen, während er sich umdrehte.

Als Hunter seinem Blick folgte, bemerkte er, dass sie von der anderen Straßenseite aus beobachtet wurden. Ein Teenager stand dort, über der Schulter trug er eine Tasche mit Zeitungen. »Geh ihn fragen, ob er irgendwas gesehen hat.«

Roach sah ihn einen Moment lang schweigend an, schließlich zuckte er mit den Schultern und ging los. Nachdem der sich einige Meter vom Haus entfernt hatte, drehte sich Hunter um und rammte den Ellbogen gegen die Scheibe in der Haustür. Als das Glas zersplitterte, wirbelte Roach erschrocken herum. »Hoppla, bin ausgerutscht«, erklärte Hunter beiläufig und griff durch das Loch in der Scheibe, um die Tür von innen zu öffnen. Roach schnitt eine Grimasse und kehrte zum Haus zurück.

Als Hunter die Tür aufdrückte, schob er einen Stapel Briefe vor sich her. »Sieh mal nach, wie weit die Poststempel zurückreichen«, sagte er und deutete auf die Umschläge.

Er musste blinzeln, bis sich seine Augen an die Düsternis im Haus gewöhnt hatten. Vor ihnen erstreckte sich ein langer Flur, eine Treppe führte hinauf in den ersten Stock. Durch das Buntglas der Türen zu beiden Seiten des Flurs fiel rötlich und bläulich eingefärbtes Licht.

Beide rümpften sie die Nase angesichts der abgestandenen Luft, die ihnen entgegenschlug.

Hunter warf einen Blick ins Wohnzimmer zu seiner Linken, aber da sah alles unverdächtig aus. Zwei Sofas und ein Fernseher in einem Wandschrank, Bleikristallschalen auf einem Sideboard. Keine Anzeichen von Verwüstungen, die auf einen Kampf hätten schließen lassen. Ein Zimmer auf der anderen Seite des Flurs wurde von einem langen Mahagonitisch beherrscht.

»Keine Hinweise auf einen Einbruch«, stellte er fest. »Was ist mit den Briefen?«

»Die reichen ein paar Tage zurück«, erwiderte Roach, der die Umschläge überflog. »Vor allem Rechnungen und Kreditkartenauszüge.«

Hunter ging den Flur entlang zur Küche, einem länglichen Raum mit hohen Schiebefenstern, die den Blick auf den Garten erlaubten. Er sah einen gelblichen Herd und einen ramponierten Eichentisch, unter einem Hängeschrank fanden sich an einer Reihe von Haken mehrere angestaubte Kaffeetassen.

»Auf jeden Fall hatten sie nicht geplant, für längere Zeit wegzufahren«, meinte Roach. Als Hunter sich umdrehte, sah er den jüngeren Mann vor dem geöffneten Kühlschrank stehen. In einer Hand hielt er eine halb volle Flasche Milch. »Die wird allmählich zu Joghurt. Sie hätten den Kühlschrank ausgemistet, bevor sie in Urlaub gefahren wären.«

Hunter kratzte sich nachdenklich am Kopf, schlenderte zum Fenster und warf einen Blick auf den Garten, der in zwei durch einen Kiesweg voneinander getrennte Rasenflächen unterteilt war. In einer Ecke stand ein extravaganter Brunnen mit der Statue einer Frau nach griechischem Vorbild, die eine Vase in der Hand hielt. Am anderen Ende konnte er durch die Scheiben eines Gewächshauses Blumen in leuchtenden Farben erkennen.

Er schaute vor sich auf den Boden, dann zur Wand, schließlich wieder nach draußen. Gerade wollte er etwas sagen, als ihm ein Detail im Garten auffiel, das ihm irgendwie seltsam erschien. Als er genauer hinsah, kam er ins Grübeln, was er da eigentlich bemerkt hatte, da seine Augen schneller waren als sein Verstand, bis ihm klar wurde, dass es den Rasen selbst betraf. Der war eine durchgehend gleichmäßig grüne und ebene Fläche – bis auf eine Ecke nahe der rückwärtigen Mauer. Dort wirkte ein Stück so, als hätte man ein Loch gegraben und dann wieder gefüllt und mit Rasen bedeckt.

»Was hältst du davon?«, fragte Hunter, drehte sich um und sah, dass Roach sich hingekniet hatte und die Wand sowie den Sockel genauer betrachtete. »Was hast du?«

Roach sah ihn mit ernster Miene an, von seiner Flapsigkeit war nichts mehr zu bemerken. »Sieht aus wie getrocknetes Blut. Und an der Wand ist noch mehr davon.«

Als Hunter seinem Blick folgte, sah er es auch. Winzige Punkte, dazu ein paar Schmierer auf den weißen Kacheln, als hätte jemand versucht, sie wegzuwischen.

»Und jetzt?«, wollte Roach wissen.

Hunter schürzte die Lippen. Er wusste, er befand sich im Haus eines Anwalts, und Anwälte konnten schrecklichen Ärger machen.

Aber Blut war nun mal Blut.

»Deine Erdbeeren kannst du damit wohl vergessen«, meinte er und ging nach draußen in den Garten. Während Roach ihm nacheilte, zündete er sich eine Zigarette an und ging auf den Weg zu, der die Rasenfläche teilte.

»Wohin willst du?«, rief Roach. »Was hast du vor?«

»Ich will ein bisschen Gärtner spielen.«

Hunter ging zügig den Weg entlang bis zu der unebenen Stelle im Rasen am Ende des Gartens. Kurz vor den Beeten an der hohen Grundstücksmauer blieb er stehen, unmittelbar bevor der Weg rund um das Gartenhaus verlief. Hunter zeigte auf die auffällige Stelle. »Siehst du das?«

»Was soll ich sehen?«, entgegnete Roach ratlos.

»Erde«, sagte er. »Auf dem Rasen, und auch hier auf dem Weg.« Dabei deutete er auf die kleinen dunklen Erdbrocken. »Jemand hat hier gegraben.«

»Ja, weil das ein Garten ist«, gab der Jüngere zurück. »So was machen die Leute in einem Garten.«

Hunter ging auf den Tonfall nicht ein, sondern betrat das Beet und strich mit einem Fuß über den Grund, während er völlig konzentriert nach unten sah. Dann hielt er inne, schaute zu Roach und deutete nach unten.

»Hier ist der Boden lockerer«, sagte er. »Die lose Erde liegt hier und auf dem Weg. Vielleicht haben sie gedacht, dass sie vom Regen weggespült wird. Nur hat die ganze Woche hindurch die Sonne geschienen.« Hunter zeigte auf einen alten, grünen Holzschuppen am gegenüberliegenden Rand des Gartens. »Hol zwei Schaufeln.«

Roach machte eine entsetzte Miene. »Wir können doch nicht bei einem Anwalt den Garten umgraben, nur weil wir ein bisschen getrocknetes Blut entdeckt haben!«

»Du meinst, wir können das nicht machen, weil er Anwalt ist?«

»Ganz genau«, sagte Roach erschrocken. »Wenn uns hier irgendein Fehler unterläuft, macht er uns das Leben zur Hölle!«

Hunter zog an seiner Zigarette. »Wir können natürlich auf eine Einheit von der Zentrale warten, damit die anfangen zu graben, nur weil du getrocknete Bratensoße für Blut gehalten hast.«

Roach schaute unschlüssig drein.

»Oder wir graben ein Loch, werfen einen Blick hinein und schaufeln es dann wieder zu.«

Mit einem Seufzer hob er die Hände, um zu zeigen, dass er sich geschlagen gab. »Aber nur diese Stelle hier«, lenkte er verhalten ein. Dann ging er zum Schuppen. Als er mit zwei Schaufeln zurückkehrte, sagte er: »Jemand hat aus dem Schuppen Kleinholz gemacht.«

»Wie meinst du das?«

»So wie ich’s sage. An der Rückwand fehlen alle Holzlatten.«

»Erst mal graben wir hier, danach können wir uns immer noch Gedanken über irgendwelche Vandalen machen«, meinte Hunter und trat den Spaten in die Erde.

Die Arbeit war anstrengend, und nach zwanzig Minuten waren die Hemden der beiden durchgeschwitzt, außerdem klebte jedem von ihnen verschmierte Erde an der Stirn, da sie zwischendurch den Schweiß hatten abwischen müssen. Sie waren etwas mehr als einen halben Meter vorgedrungen, als Roach erschrocken rief: »Was zum Teufel ist denn das?«

Hunter sah in das Loch und bemerkte Bewegung im Boden. Fliegen kamen aus der Erde gekrochen, ihre kleinen Flügel erzeugten ein leises Summen, als sie um seinen Kopf zu schwirren begannen. Roach stocherte in der Erde herum, dann hörte Hunter ein dumpfes Geräusch, als die Schaufel auf Holz traf. Er sah Roach an, der kreidebleich geworden war und den Ärmel vor seinen Mund hielt.

»Es stinkt«, murmelte er, dabei wurde auch Hunter auf den Geruch aufmerksam, der ihm vertraut vorkam, wie von einem Stück rohen Fleisch, das man tagelang der prallen Sonne ausgesetzt hatte.

Hunter verzog den Mund, dann buddelten sie weiter, während immer mehr Fliegen aus der Erde kamen. Jedes Mal, wenn sie mit dem Hindernis in Berührung kamen, wurde deutlicher, dass sich unter dem Holz ein Hohlraum befand. Die beiden schauten sich kurz an, und spätestens da war ihnen klar, dass sie wohl auf etwas gestoßen waren, was sie lieber nicht sehen wollten.

Als sie fertig waren, kletterte Roach aus der entstandenen Grube und betrachtete die freigelegte Holzabdeckung. »Das sind die gleichen Latten, aus denen der Schuppen besteht.«

Hunter atmete tief durch. Die Holzlatten waren hier vergraben worden, und nach den Geräuschen zu urteilen dienten sie dazu, einen darunter befindlichen Hohlraum abzudecken.

»Wer wagt den ersten Blick?«, fragte Roach.

»Könnte ein Hund sein«, gab Hunter zu bedenken.

Roach schüttelte den Kopf. »Das ist mehr als nur ein Hund.«

Wortlos legte sich Hunter auf den Bauch, um in das Loch hineinfassen zu können. Mit den Fingern wischte er noch verbliebene Erde von den Brettern, während er die ganze Zeit durch den Mund atmete, um nicht den Gestank riechen zu müssen, der ihm entgegenstieg. Es gelang ihm, eines der Bretter zu fassen zu bekommen, um daran zu ziehen. Als er es anhob, fielen die Sonnenstrahlen durch die entstandene Lücke, und im nächsten Moment hörte er, wie Roach ein paar Schritte davoneilte und sich übergab. Hunter schluckte angestrengt und kämpfte gegen den Brechreiz an, den der Gestank bei ihm verursachte.

Im Sonnenlicht erkannte er eine nackte Frau mit langen dunklen Haaren.

Er zog noch zwei weitere Bretter heraus und legte sie neben die Grube, dann stand er auf und atmete einmal tief durch.

Roach kam zu Hunter zurück. »O Gott«, flüsterte er entsetzt, während er sich den Mund abwischte.

In dem kleinen Loch unter der Abdeckung lag zusammengekrümmt eine Frauenleiche, ihr Gesicht war grünlich verfärbt und zum Teil von ihren Haaren verdeckt. Sie hatte Blut an den Schultern, an ihren Beinen klebte Erde. Das Loch war so winzig, dass sie in ihrer verkrümmten Haltung gerade eben darin Platz fand.

Als Hunter genauer hinsah, fiel ihm noch etwas auf. Er legte sich wieder auf den Rasen, um sich zu vergewissern, dann richtete er sich auf und sagte zu Roach: »Es ist sogar noch schlimmer.«

»Wie kann es noch schlimmer sein?«, fragte Roach.

»Sieh dir ihre Hände an«, sagte Hunter, der jetzt ebenfalls kreidebleich war. »Siehst du, wie blutig ihre Finger sind?«

Roach antwortete nichts, sondern sah nur zu, wie Hunter die aus der Grube geholten Bretter umdrehte.

»Sieh dir die Unterseite an«, fuhr Hunter fort. »Weißt du, was das bedeutet?«

Roach nickte verstehend. »Sie wurde lebendig begraben.«

Kapitel 1

22 Jahre später

Ich stand an der Haustür, streckte mich und betrachtete die Aussicht vor meinem Cottage. Strahlend blauer Himmel über den weiten grünen Wiesen von Lancashire. Unten im Tal konnte ich das monotone Grau von Turners Fold sehen, aber der Sonnenschein verlieh selbst der alten Baumwollstadt etwas anmutig Viktorianisches. Der Kanal funkelte in sanftem Blau, die Ausflugsbarkassen waren vom nahe gelegenen Blackley auf dem Weg nach Yorkshire.

Turners Fold war mein Zuhause, und das war es auch immer gewesen – zumindest kam mir das so vor. Ein paar Jahre hatte ich in London für eine der landesweit erscheinenden Zeitungen gearbeitet, ein Junge aus der Kleinstadt, der sich inmitten der grellen Lichter der Metropole verloren vorkam. Meine Heimat rief dabei die ganze Zeit über nach mir, und als mir der Trubel der Großstadt zu viel wurde, machte ich mich auf den Weg zurück in den Norden. Es hatte mir gefallen, auf den Londoner Straßen unterwegs zu sein, ein anonymes Gesicht in der Menge, doch der Rausch der Begeisterung ließ schnell nach. Daher benötigte ich auch nicht lange, um mich wieder an den Rhythmus des Nordens zu gewöhnen. Hier ging alles gemächlicher zu, die Menschen waren in ihrer Art direkter, und richtigen Lärm gab es hier eigentlich nicht – und genau das gefiel mir so gut. Es war ein einfacheres Leben, nicht dieser konstante Wettlauf mit allen anderen.

Allein der Sommer war den Umzug hierher wert gewesen. Die Hitze staute sich nicht in den engen Straßen, wie es in London der Fall war, wo man von Abgasen erstickt wurde und wo einem als einzige Erholung ein Ausflug in einen der Parks möglich war, die allesamt von Touristen überlaufen waren.

Nach Turners Fold kamen nie Touristen, was mir das Gefühl gab, als würden alle Hügel mit ihren Wiesen und Weiden und den sich hindurchschlängelnden niedrigen Mauern ganz allein mir gehören, während die Stadt nur ein winziger Punkt in der Landschaft war.

Doch diese zähe kleine Stadt aus Mühlsteinschotter besaß Charakter. Für einen Moment musste ich an den Berufsverkehr in London denken, an die überfüllten U-Bahnen, und ich lächelte, als ein Windstoß mir die Haare zerzauste. Ich spürte die erste Wärme des Tages, die für einen perfekten Nachmittag im Juni sorgen würde. Hinter mir hörte ich ein Geräusch, schlurfende Schritte auf den Steinstufen der Treppe. Ich musste mich nicht umdrehen, da ich im nächsten Moment schläfrige Lippen an meinem Hals spürte, während Laura die Arme um meine Taille schlang.

»Ich dachte, du schläfst heute aus«, sagte ich.

»Ich will Bobby zur Schule fahren«, erwiderte sie verschlafen. »Nächste Woche habe ich Frühschicht, da komme ich dann nicht dazu. Außerdem muss ich anfangen zu lernen.«

»Sergeant McGanity. Klingt gut.«

»Aber erst mal muss ich die Prüfungen bestehen«, machte sie deutlich. »Was tust du hier, Jack?«

»Ich genieße nur die Aussicht.«

Laura ließ den Kopf auf meine Schulter sinken, ihr dunkles Haar fiel auf meine Brust. Sie hatte es über den Winter wachsen lassen, und inzwischen reichte es ihr bis über die Schultern. Ich schaute nach unten und musste lächeln, als ich sie in ihrem Baumwollpyjama und den flauschigen Pantoffeln sah.

»Und was machst du nachher?«

»Weiß noch nicht«, gab ich zurück. »Vielleicht fahre ich zum Leichenschauhaus und frage nach, ob es was Neues gibt.«

»Was für ein morbides Hobby«, sagte sie und drückte neckend meinen Arm.

»Wenn was Trauriges passiert, gibt es was zu berichten«, konterte ich. »Und der Schleicher hat sich in letzter Zeit rar gemacht, also muss die Zeitung mit irgendetwas anderem gefüllt werden.«

Laura verzog den Mund. Schon seit einigen Jahren trieb ein Spanner in Blackley sein Unwesen, indem er sich mit einer Skimaske getarnt vor Wohnhäusern herumtrieb und Fotos machte. Einige Leute glaubten sogar, dass er in manche Häuser eindrang. Bislang war es noch zu keinem Überfall gekommen, aber jeder wusste, das war nur eine Frage der Zeit, also hatte die lokale Presse dem Typen einen Spitznamen gegeben und die Polizei kritisiert, weil sie ihn nicht zu fassen bekam. Der Spitzname machte sich in einer Überschrift immer gut, und sobald er auf der Titelseite erwähnt wurde, schnellte die Auflage in die Höhe.

»Er legt immer wieder Pausen ein«, sagte sie. »Es dauert seine Zeit, ihn zu observieren.«

»Also noch kein Verdächtiger?«

Laura stieß mir in die Rippen. »Du weißt, ich würde es dir sowieso nicht sagen.«

Ich drehte mich zu ihr um, strich ihre Haare aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss. Ihre warmen Lippen schmeckten nach Schlaf. »Ich hasse verschwiegene Bullen.«

Sie erfasste mich mit ihren grünen Augen, in ihren Wangen zeichneten sich die beiden Grübchen ab. »Ich habe mir angewöhnt, jedem Ärger aus dem Weg zu gehen, weil er dich auf Schritt und Tritt verfolgt«, meinte sie, löste sich aus meinen Armen und ging zurück ins Haus.

Ich lauschte ihr, wie sie Bobby packte, als der an ihr vorbeihuschen wollte, und wie aus seinem erstickten Aufschrei ein ausgelassenes Kichern wurde. Er war jetzt sieben und ein deutliches Stück gewachsen, sein Gesicht wurde länglicher, und die Pausbacken waren verschwunden. Es sah ganz danach aus, dass es ein perfekter Morgen werden würde. Wir hatten uns entschlossen, uns einfach treiben zu lassen, nachdem der Rausch der neuen Liebe sich ein wenig gelegt hatte, und es gab jetzt öfter solche Momente, in denen Laura glücklich war und Bobby fröhlich lachte. Er war ihr Sohn aus ihrer mittlerweile geschiedenen Ehe, aber für mich fühlte es sich immer mehr so an, als wäre er mein Junge. Er brachte Leben ins Haus, was umso deutlicher wurde, wenn er alle zwei Wochen Zeit mit seinem Vater verbringen durfte und es in unseren vier Wänden schrecklich ruhig war.

Meine Gedanken kehrten zu meiner Arbeit zurück. Ich war freier Journalist und schrieb über das, was sich vor Gericht abspielte, weil Zeitungen davon lebten, dass über Verbrechen berichtet wurde. Die Leute lasen gern darüber, in welche Schwierigkeiten sich andere Leute gebracht hatten.

Aber wenn ich diese Geschichten schreiben wollte, musste ich auch zum Gericht fahren. Es mangelte mir nicht an Arbeit, sondern an Enthusiasmus, weil ich schlechter bezahlt wurde als zuvor. Die Rezession hatte die lokalen Zeitungen schwer getroffen, da Immobilienmakler und Autohäuser nicht länger doppelseitige Anzeigen in Auftrag gaben und die Leute sich vermehrt dem Internet zuwandten. Die Zeitung brauchte meine Artikel, um die Seiten zu füllen, aber sie wollte immer weniger dafür bezahlen, was mir das Gefühl gab, dass ich immer schneller rennen musste, nur um auf der Stelle treten zu können.

Gerade wollte ich ins Haus zurückkehren, da hörte ich ein Geräusch. Ich blieb stehen und lauschte eindringlich. Es war das gleichmäßige rhythmische Klacken von hohen Absätzen.

Das machte mich neugierig. In der Umgebung gab es keine Häuser, und selbst wenn, hätte niemand sich in solchen Schuhen auf den Weg gemacht. Unangemeldete Besucher machten mich immer sehr skeptisch. Zeitungsartikel über Verbrechen ließen gewisse Kreise manchmal recht ungemütlich werden, schließlich kursierten die Namen in der Presse, und das konnte schnell einen Ruf ruinieren. Die Wahrheit kümmerte niemanden, wenn im Gericht mitgeschrieben wurde, es zählte nur, was jemand aussagte.

Das Klacken kam näher, und dann kam die Frau in Sichtweite.

Sie war im mittleren Alter, hatte blond gefärbtes Haar und war in einen langen schwarzen Ledermantel gekleidet, der für das Wetter eindeutig zu warm war. Dazu trug sie hochhackige Stiefel.

»Sieht so aus, als hätten Sie sich ganz gehörig verlaufen«, sagte ich zu ihr.

Sie musste erst ein paarmal tief durchatmen, da der Weg den Hügel herauf zu anstrengend war, und stützte die Hände auf den Knien ab, während sie mit der Stiefelspitze eine Zigarette austrat.

»Nach hier oben fährt kein Bus«, erwiderte sie und richtete sich auf. Ihre Brüste schienen aus dem Pullover herausspringen zu wollen, ihr Dekolleté war faltig und von zu viel Sonne ledrig. Hüfte und Oberschenkel steckten in einem Fetzen Stoff, für den sie gut und gerne dreißig Jahre zu alt war.

Bevor ich irgendetwas sagen konnte, sah sie mich an und fragte: »Sind Sie Jack Garrett?« Ihr Akzent verriet, dass sie aus der Gegend kam, aber es klang so, als ob sie versuchte, ihn abzuschwächen.

»Sie sind zu mir gekommen, Sie reden zuerst«, gab ich verhalten zurück.

Sie schwieg einen Augenblick lang und wirkte ein wenig gereizt, schließlich sagte sie: »Mein Name ist Susie Bingham, und ich bin auf der Suche nach Jack Garrett.«

»Und wieso?«

»Weil ich eine Story für ihn habe.«

Ich nickte höflich, zeigte aber keine besondere Begeisterung. Die Ankündigung einer großen Story hatte ich mir schon zu oft anhören müssen, und am Ende ging es doch nur um einen Nachbarschaftsstreit, um Ärger mit dem Chef oder darum, dass jemand die Zeitung benutzen wollte, um sich zu profilieren.

Sex, Gewalt und Prominente waren was für die landesweiten Zeitungen, aber nicht für regional erscheinende Blätter. Die funktionierten anders, indem sie über Verzögerungen bei Straßenbauarbeiten oder über Gerichtsverfahren berichteten.

Allerdings hatte ich auch gelernt, dass es sich lohnen konnte, den Leuten zuzuhören, anstatt sie gleich wieder wegzuschicken. Oft war es nämlich so, dass diesen Leuten gar nicht klar war, wie gut die Geschichte tatsächlich war, die sie erzählen wollten.

Ich öffnete die Tür und ging zur Seite. »Kommen Sie rein.«

Susie nickte und stapfte an mir vorbei ins Haus.

Als sie im Flur stand, wurde Bobby auf einmal leise und gab sich schüchtern. Als ich ihr nach drinnen folgte, nickte ich ihm zu und sagte: »Kannst du Mummy sagen, dass ich Besuch habe?« Während Bobby loszog, um meine Botschaft auszurichten, bedeutete ich Susie, sie solle doch Platz nehmen.

Sie legte ihren Mantel über die Rückenlehne des Sofas und setzte sich hin. »Ihr Haus gefällt mir«, erklärte sie, während sie sich umsah. »So was habe ich auch immer gewollt. Gemütlich und schön dunkel.«

Ich lächelte, um ihr zu zeigen, dass ich verstand, was sie meinte. Die Fenster waren recht klein, sodass die Sonne nicht weit bis ins Zimmer vordringen konnte, es aber immer noch reichte, um den aufgewirbelten Staub zu erfassen und den Tisch in der Ecke zu bescheinen, an dem ich meine Artikel ins Reine schrieb.

»Uns gefällt’s«, entgegnete ich, legte einen Block bereit und nahm einen Stift zur Hand. »Wo wir schon übers Wohnen reden – woher kommen Sie?«

»Ich habe nur eine kleine Wohnung in Blackley«, sagte sie. »Nichts Besonderes.« Sie zog eine Zigarette aus dem Päckchen, und ich bemerkte, wie sehr ihre Finger zitterten. Ich schüttelte flüchtig den Kopf, sie steckte die Zigarette wieder weg. »Tut mir leid. Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich bin nur schrecklich nervös.«

»Schon okay. Erzählen Sie mir einfach, warum Sie hier sind.«

Susie lächelte mich verlegen an. Die Puderschicht auf ihrem Gesicht bekam dabei Risse, und ich sah, dass etwas Lippenstift an einen Zahn gekommen war. Vor dem Haus hatte ich Susie auf über sechzig geschätzt, aber jetzt, nachdem sie nicht mehr im grellen Sonnenschein stand, erschien sie mir um einiges jünger. Sie beugte sich vor und stellte die Handtasche auf ihre Knie, als wüsste sie nicht, wo sie anfangen sollte. Ich zog die Augenbrauen hoch, um auf diese Weise zu sagen: Fangen Sie einfach irgendwo an.

»Es geht um Claude Gilbert«, platzte sie schließlich heraus.

Ich setzte zum Reden an, hielt aber inne, als mir auffiel, dass sie weder lachte noch auf irgendeine andere Weise zu erkennen gab, dass sie einen Witz gerissen hatte.

»Ich bin ihm begegnet«, fuhr sie fort.

»Dem Claude Gilbert?« Unwillkürlich musste ich lächeln.

Susie nickte, während sie ihre Handtasche noch krampfhafter festhielt. »Sie machen nicht den Eindruck, als würden Sie mir glauben.«

Das tat ich auch nicht.

Blackley war für drei Dinge berühmt: Baumwolle, Fußball und dafür, die Heimat des Anwalts und Fernsehstars Claude Gilbert zu sein, der seine schwangere Frau umgebracht hatte und danach spurlos verschwunden war. Es war die Art, wie er sie ermordet hatte, die den Leuten im Gedächtnis geblieben war: einen Schlag auf den Kopf und dann lebendig begraben.

»Claude Gilbert? Den Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört«, sagte ich und versuchte, mein Desinteresse möglichst höflich rüberzubringen. »Claude Gilbert wird ständig irgendwo gesichtet, und wissen Sie, was die Klatschspalten damit anfangen? Sie legen sie auf Halde, um sie aus der Schublade zu ziehen, wenn sie eine Seite füllen müssen. Es sind immer wieder die gleichen Spekulationen. In den Redaktionen wimmelt es von solchen Geschichten, die eine Schlagzeile garantieren, die aber inhaltlich vage bleiben. Ex-Freundinnen von Ian Huntley, ehemalige Mieter von Fred West. Alle warten nur auf die Saure-Gurken-Zeit, damit sie endlich gedruckt werden.«

»Aber es geht nicht nur darum, dass ich ihn gesehen habe«, sagte sie ein wenig frustriert. »Ich habe eine Nachricht von ihm.«

»Eine Nachricht?«

Sie nickte.

Das überraschte mich nun doch. Eine Nachricht von Claude Gilbert? Ich sah sie an und musterte ihre roten Wangen. War das Verlegenheit, oder kam das durch die Anstrengung, den Weg zu unserem Cottage zurückzulegen? Eine Gilbert-Story war etwas für Leute, die auf sich aufmerksam machen wollten, die sich auf der Titelseite einer Zeitung sehen wollten, aber diesen Eindruck hatte ich von Susie nicht. Die meisten Leute hielten Gilbert für tot, doch ganz genau wusste das niemand. Wenn er noch lebte, musste er sich irgendwann stellen, weil man ihn früher oder später doch zu fassen bekommen würde. Aber abgesehen davon zählte bei einer Story über Claude Gilbert vielleicht gar nicht so sehr der Wahrheitsgehalt, denn selbst mit einer völlig frei erfundenen Geschichte würde sich immer noch irgendwo mindestens eine halbe Seite füllen lassen, und wenn es nur in einem der wöchentlich erscheinenden Klatschblätter war.

»Warten Sie«, sagte ich und stand auf, um mein Diktiergerät zu holen.

Kapitel 2

Mike Dobson spähte ins Badezimmer, da die Tür einen Spaltbreit offen stand. Die Dusche lief schon seit einer Weile, und durch den Wasserdampf hindurch konnte er Mary erkennen, die den Kopf unter dem Wasserstrahl nach vorn gebeugt hielt und die Schultern herabhängen ließ. Das Wasser lief über ihren Körper und tropfte von den Fingerspitzen.

Er wandte rasch den Blick ab, da er nicht ertappt werden wollte, und lehnte sich gegen den Türrahmen. Er schloss die Augen und atmete tief durch, dann sah er zum Bett, das zu groß, kalt und leer war. Gehörte es dazu, im mittleren Alter zu sein, dass man so einsam war?

Nein, er kämpfte gegen dieses Gefühl an, er versuchte, nicht darüber nachzudenken. Er wusste, es würde so enden wie immer: eine Fahrt durch Seitenstraßen, immer auf der Hut, dass keine Polizei auftauchte, und dann würde alles ganz schnell vorüber sein – erst ein hastiges Gegrapsche auf dem Rücksitz, das Knistern der Kondomverpackung, die schnelle Befriedigung. Und das alles für vierzig Pfund und ein heftiges Schamgefühl als Erinnerung.

Seine Frau musste seine Gegenwart gespürt haben, da sie ihm plötzlich zurief: »Mach die Tür zu.«

Er zog sie zu und kehrte zurück zu dem großen ovalen Spiegel im Schlafzimmer, über dem sich ein Strahler befand, und er machte einen Schritt zurück, um sein Hemd zuzuknöpfen, das rot gestreift mit weißem Kragen war, dann band er seine Krawatte, war aber nicht damit zufrieden, was er im Spiegel sah. Seine Wangen hingen schlaff herab, die Falten rund um seine Augen verschwanden nicht mehr, wenn er aufhörte zu lächeln. Er strich sich übers Haar, das den Rückzug angetreten hatte. Seine Stirn war längst deutlich höher als noch ein Jahr zuvor, und er musste es dringend wieder färben, da die grauen Ansätze zu sehen waren.

Er sah zum Fenster, als die Dusche abgestellt wurde, und wartete darauf, dass die Badezimmertür aufging. Er konnte die Häuser in der Sackgasse sehen, von der Gemeinde errichtete Bauten aus dunklen Backsteinen und mit Doppelverglasung. Die meisten Gärten waren zugewuchert, auf der Straße standen Schrottautos, und auf jedem Hausdach war eine Satellitenschüssel montiert worden. Er war in dieser Gegend aufgewachsen, aber damals war es hier noch anders gewesen. Wann sich alles zu verändern begonnen hatte, wusste er nicht so genau. Vielleicht war es in den Achtzigern gewesen, als eine ganze Generation einfach vergessen wurde und zusehen musste, wie alle anderen immer reicher wurden.

Normalerweise konnte sich Mike an dem Blick nach draußen erfreuen, dass sein Haus anders war. Ein großer Neubau mit fünf Schlafzimmern, das Musterhaus auf einem Grundstück, auf dem zuvor eine Lagerhalle gestanden hatte. Aber sie hatten keine Kinder, und so standen vier Schlafzimmer leer oder wurden als Abstellraum genutzt.

Die Badezimmertür ging auf, Mary kam heraus. Sie hatte ein Badetuch um sich gewickelt, ihr Gesicht war gerötet, das Haar war noch feucht und dunkel und hing glatt herunter. Auf dem Weg zum Sideboard blickte sie stur vor sich auf den Boden, dann wühlte sie in einer Schublade, um Unterwäsche herauszuholen.

»Sieh mich nicht an«, sagte sie, ohne ihn anzuschauen.

»Ich seh dich gar nicht an.«

»Doch, das tust du«, erwiderte sie in sachlichem Tonfall. »Das tust du immer.«

Er spürte, wie seine Wangen zu glühen begannen. Sie hatte es wieder geschafft, dass er sich schmutzig fühlte. »Ich gehe jetzt nach unten«, sagte er.

Sie sah weiter zu Boden, ihre Hände rührten sich nicht, ihr ganzer Körper wirkte angespannt, und er merkte ihr an, dass sie nur darauf wartete, dass er endlich das Zimmer verließ.

»Ich mache dir Frühstück«, sagte er.

Mary schüttelte den Kopf. »Den Tisch habe ich schon gedeckt. Ich frühstücke, wenn du gegangen bist.«

Er atmete tief durch und ließ sie allein im Schlafzimmer zurück.

Im Haus herrschte völlige Stille, als er nach unten ging. Im Wohnzimmer stand ein Fenster offen, die Gardine flatterte im Wind. Ein blütenreiner cremefarbener Teppich, Lilien in einer Vase, eine Schüssel mit pastellfarbenem Potpourri. Der Frühstückstisch war so makellos gedeckt wie immer. In der Mitte stand eine Kanne mit Orangensaft, die Cornflakes befanden sich in einem großen Plastikbehälter, die Servietten steckten in silbernen Ringen. Das Esszimmer hätte sich ebenso gut in einem Ferienhaus am Meer befinden können. Von draußen hörte er Geräusche und sah eine Gruppe Kinder, die sich auf den Weg zur Schule machten. Ihre Mütter unterhielten sich untereinander oder schoben Kleinkinder in Buggys vor sich her. Mit einem Mal erschien ihm sein Haus noch leerer und stiller.

Er sah auf seine Armbanduhr. Sein erster Termin rückte näher. Was würde Mary in der Zeit machen? Wieder wartete ein leerer Tag auf sie. Es war einfacher gewesen, als sie noch jünger gewesen waren, als sie sich an die Hoffnung geklammert hatten, Kinder zu bekommen und eine richtige Familie zu werden. Doch diese Hoffnung war Stück für Stück erloschen, als jeder Monat nur weitere schlechte Neuigkeiten zu bieten hatte. Je älter sie wurden, umso mehr ihrer Freunde bekamen Kinder, was dazu führte, dass sie ihr eigenes Leben einzurichten begannen. Nur Mary und er blieben immer so, wie sie waren, und im Haus war es jeden Tag etwas stiller geworden. Wie hatte nur so etwas aus seinem Leben werden können?

Aber er wusste ja, warum. Es schien so, als ob alles auf diesen einen Tag hinauslief, an dem sich für ihn alles geändert hatte.

Denk nicht darüber nach, ermahnte er sich und kniff die Augen einen Moment lang zu, als die Erinnerungen auf ihn einstürmten. Der allzu vertraute Schlag in die Magengrube folgte, und dann glaubte er sie zu sehen, nur für einen Sekundenbruchteil, so, wie man jemanden wahrnahm, der gerade noch hinter einer Hausecke verschwand. Eine Bewegung der Haare, dazu das erstickte Lachen, weil sie die Hand vor den Mund hielt, als wäre sie bei etwas ertappt worden, und dazu die Freude in ihren Augen.

Er riss die Augen auf und schaute auf seine Hände, die er zur Faust geballt hatte, was er jedes Mal machte, wenn er an sie dachte.

Wütend über sich selbst schüttelte er den Kopf und griff nach seiner Aktentasche, die wie immer neben der Haustür stand, zusammen mit dem Musterbuch für PVC-Verkleidungen. Wieder lag ein Tag vor ihm, an dem er potenzielle Kunden zu überreden versuchte, mit den immer gleichen anpreisenden Vorträgen und den immer gleichen Tricks.

Mike erschrak, als er sah, dass sich jemand der Haustür näherte. Er spürte, wie sein Blutdruck stieg, teils aus Angst, teils aus Erleichterung. Er glaubte, jemanden kichern zu hören, und drehte sich um. Noch eben sah er einen brünetten Haarschopf aus seinem Blickfeld verschwinden, und als er durch die Scheibe in der Tür spähte, entdeckte er ein blaues Hemd. Sein Herz beruhigte sich wieder, aber unerwartete Besucher machten ihn nun mal immer nervös, da er sich nie sicher sein konnte, ob der Moment gekommen war, vor dem er sich so fürchtete – das energische Anklopfen von Polizeibeamten, die ihm ihre kalten metallenen Handschellen anlegen wollten.

Aber der Moment war noch nicht gekommen. Stattdessen wurde ein Päckchen geliefert, irgendein Zierrat fürs Haus, den Mary bestellt hatte. Er lächelte freundlich und nahm die Sendung entgegen. Seine Hände zitterten und waren so nass geschwitzt, dass er feuchte Fingerabdrücke auf der Verpackung hinterließ.

Er sah auf die Armbanduhr. Es wurde Zeit zu gehen.

Kapitel 3

Ich eilte die Treppe hinauf, um mein Diktiergerät zu holen. Vor Kurzem hatte ich mit der Arbeit an einem Roman begonnen, einer modernen Geschichte über das Leben und über verpasste Chancen, aber ich war bislang nicht über die ersten zwei Kapitel hinausgekommen, da ich eigentlich gar nicht wusste, wie ich weiterschreiben sollte. Das Diktiergerät lag auf dem Nachttisch, damit ich bereit war, wenn mich nachts die Inspiration ereilte, aber die hatte bislang einen großen Bogen um mich gemacht.

Laura schaltete den Föhn ab, als ich ins Zimmer kam. »Wer ist das?«, wollte sie wissen.

»Jemand mit einer Geschichte.«

»Eine Geschichte haben wir alle.

»Ja, aber die ist etwas anders«, gab ich zurück.

Nach einem argwöhnischen Blick schaltete sie den Haartrockner wieder ein, und ich bekam das Gefühl, dass sie weiter lieber nichts erfahren wollte.

Ich nahm das Diktiergerät und ging wieder nach unten. Susie stand vor dem Sideboard vor einem der Fenster und betrachtete unsere Familienfotos.

»Sie haben einen reizenden Jungen«, meinte sie.

»Das gute Aussehen hat er von seiner Mutter«, erwiderte ich lächelnd und wechselte rasch das Thema, indem ich das Diktiergerät hochhielt. »Ich bin bereit für Ihre Story.«

Susie nahm wieder Platz, ihre Handtasche stand gleich neben ihr. »Wo soll ich anfangen?«

»Ganz am Anfang«, sagte ich. »Erzählen Sie mir, woher Sie Claude Gilbert kennen.«

»Ich war mal seine Freundin.«

Das verblüffte mich. Ich wusste ein wenig über Gilberts Vorgeschichte, so wie die meisten anderen auch. Er gehörte zur lokalen Rechtsaristokratie, sein Vater war Richter und seine beiden Schwestern waren Anwältinnen. Er hatte sich ins Medium Fernsehen vorgewagt, indem er sich zu Talkshows einladen ließ, als bei denen noch richtig diskutiert wurde, was so völlig anders war als die Nachahmer, die mittlerweile in den USA und anderswo das Sagen hatten, wo Leute ohne einen Funken Moral sich über das Thema Moral stritten. Es war allerdings der Tod seiner Frau verbunden mit seinem rätselhaften Verschwinden, der ihn erst so richtig in die Schlagzeilen brachte: der vom Erdboden verschluckte Spitzenanwalt, der Flegel vom alten Schlag, der Mann mit dem blendenden Aussehen. Susie machte auf mich nicht den Eindruck, sie könnte Gilberts Typ sein, weil sie ganz anders und vor allem viel bodenständiger wirkte.

»Waren Sie vor oder nach der Heirat seine Freundin?«, wollte ich wissen.

Susie wich meinem Blick aus. »So war es nicht.«

Also danach, folgerte ich für mich. Außerdem kannte ich die Gerüchte und den Klatsch, mit dem Gilbert in die Schlagzeilen geraten war.

»Lassen Sie mich raten«, sagte ich. »Sie waren Rechtsanwaltsgehilfin.«

»Woher wissen Sie das?« Sie musterte mich überrascht.

»Nur geraten«, antwortete ich lächelnd. »Wie viel Erfahrung hatten Sie in Rechtsangelegenheiten?«

»Nicht viel, ich war Schreibkraft im Schreibpool.«

»Lassen Sie mich noch mal raten: Sie hatten von allen die schönsten Beine.«

»Nein, so können Sie das nicht hinstellen, ich habe hart gearbeitet«, widersprach sie verärgert.

»Ich habe genug Zeit in Gerichtssälen verbracht, um zu wissen, wie das läuft«, hielt ich dagegen. »Die Kanzlei beschäftigt schicke junge Frauen, damit die die Akten tragen, und rechnet sie nach Stunden ab, nur damit sie dem Kriminellen die Hand tätscheln und ihn mitfühlend anlächeln, wenn das Urteil fällt.«

»Sie stellen es hin, als wäre das etwas Unanständiges.«

Ich schüttelte den Kopf. »Es ist gutes Marketing, das ist alles. Glauben Sie, Ihr Leben wäre auch so verlaufen, wenn Sie weiterhin im Schreibpool geblieben wären? Wären Sie mit den Anwälten essen gegangen? Oder auch nur etwas trinken? Hätte man Sie zu den Partys der Anwaltskammer eingeladen oder in die besten Bars, nur um Ihnen für Ihre Arbeit zu danken?«

»Es war mehr als nur Marketing«, sagte sie und errötete. »Claude und ich haben uns gut verstanden.«

»Vielleicht wollte er Sie ja auch nur zum Arbeiten motivieren, oder er hat mit Ihnen geflirtet, oder vielleicht war es eine Mischung aus beidem.«

Susie sah betrübt vor sich hin. »Ich merke schon, Sie haben kein Interesse.«

»Oh, ganz im Gegenteil«, betonte ich freundlich. »Sie sagen mir, Sie haben eine Nachricht von Claude Gilbert. Nun, das kommt für mich aus heiterem Himmel, und wenn Sie wollen, dass ich etwas darüber schreibe, dann muss ich auch beweisen können, dass die Nachricht von ihm stammt. Ich muss Gewissheit haben, dass mir nicht irgendein Märchen aufgetischt wird, weil sich jemand davon das schnelle Geld erhofft. Die erste Frage, die die Leute stellen werden, lautet: ›Warum überbringen Sie seine Nachricht?‹ Daher gehört zu der Story auch, wie gut Sie ihn kannten. Jemand, der mal betrunken auf einer Party mit ihm rumgemacht hat, genügt da nicht. Waren Sie beide ein Paar? Ein richtiges Paar? Sind Sie zusammen mit ihm unterwegs gewesen?«

Susie schüttelte den Kopf, schließlich sah sie mich verlegen an. »Sie haben ganz richtig geraten. Es war, als er noch verheiratet war. Bevor ... bevor Nancy gefunden wurde. Sie wissen schon. Wir haben uns getroffen, wann immer er Zeit hatte, aber es war schwierig. Er hatte immer viel zu tun.«

»Und verheiratet war er auch noch«, ergänzte ich.

Sie griff in ihre Handtasche. »Hier«, sagte sie und hielt mir ein altes Foto hin. »Das bin ich mit Claude.«

Das Foto war verblasst, ein weißer Strich lief durch eine Ecke, die umgeknickt gewesen war. Dennoch erkannte ich Susie auf Anhieb. Vor mir saß eine etwas heruntergekommene Version der Frau auf dem Foto, die heute gerötete Augen hatte und deren rote Wangen auf geplatzte Äderchen zurückzuführen waren. Das Foto war vermutlich in einem Nachtclub oder einer Bar entstanden, jedenfalls folgerte ich das aus lila Neonröhren, die im Hintergrund über den beiden zu sehen waren. Der Mann neben ihr war eindeutig Claude Gilbert, dieses Gesicht hatte buchstäblich Tausende von Titelseiten geziert, die vollen Locken im Stil der Achtziger fielen ihm bis zum Kragen. Er hatte einen Arm um Susies Schultern gelegt und seine Jacke auf eine Seite gezogen, damit man die leuchtend roten Hosenträger über dem schneeweißen Hemd sehen konnte. Er sah grinsend in die Kamera, im Mundwinkel klemmte eine Zigarette.

»Okay, das beweist, dass Sie ihm einmal begegnet sind«, sagte ich. »Er war oft im Fernsehen. Woher weiß ich, dass das Foto nicht entstanden ist, als Sie ihm in einem Club über den Weg gelaufen sind? Ein Erinnerungsstück an ein Treffen mit einem Star?«

»Das wissen Sie nicht«, bestätigte sie. »Sie können mir vertrauen, dass ich die Wahrheit sage. Ich weiß, wo Claude Gilbert ist, und er möchte heimkehren.«

Er möchte heimkehren. Vor meinem geistigen Auge sah ich die Überschrift auf einer Titelseite, gleich unter dem roten Logo der landesweiten Zeitung, die den dicksten Scheck ausgestellt hatte. Ich musste tief durchatmen und tippte mit dem Foto auf mein Knie.

»Also? Sind Sie interessiert?«, fragte sie.

Ich lächelte so strahlend, wie ich nur konnte. »Natürlich bin ich interessiert. Wenn das alles stimmt, ist das die Story des Jahres.«

Das schien Susie zufriedenzustellen, sie lehnte sich auf dem Sofa nach hinten.

»Aber ich muss mehr wissen«, hakte ich nach. »Wo hat er sich die ganze Zeit aufgehalten? Und wo ist er jetzt?«

»London.«

»Das ist eine ziemlich vage Angabe. Wie lange haben Sie schon mit ihm Kontakt?«

»Seit ein paar Monaten. Wir sind uns zufällig begegnet, und seitdem stehen wir wieder miteinander in Verbindung. Ich konnte ihn dazu überreden, an die Öffentlichkeit zu gehen.«

Ich musterte sie aufmerksam und versuchte herauszufinden, ob ich übers Ohr gehauen werden sollte. Ganz bewusst sagte ich kein Wort, aber von Susie kam keine Reaktion. Lügner neigten dazu, keine Gesprächspausen entstehen zu lassen, sondern weiterzureden, um ihr Gegenüber von der angeblichen Wahrheit zu überzeugen. Aber Susie saß nur da und sah mich an, während sie auf meine nächste Frage wartete.

»Aber warum will er mich benutzen, wenn er an die Öffentlichkeit gehen will?«

»Weil man ihn sofort festnimmt, wenn er zur Polizei geht.«

»Das wird die Polizei so oder so machen«, wandte ich ein. »Die Zeitung wird ihn nicht schützen können.«

»Claude sagt, dass alle Geschworenen schon ihr Urteil über ihn gefällt haben, noch bevor er ein Wort vor Gericht gesagt hat, weil zwanzig Jahre lang Lügen über diesen Fall verbreitet worden sind. Er will zuerst seine Seite erzählen, damit die Leute sich fragen, ob er wirklich schuldig ist. Das erscheint an dem Tag in der Zeitung, an dem er sich der Polizei stellt. Das ist der Deal. Wenn das nicht geht, wird er weiter untergetaucht bleiben.«

Ich dachte darüber nach und erkannte, dass es durchaus einen Sinn ergab. Wenn das Verfahren begann und es bereits Zweifel an seiner Schuld gab, dann konnte er durchaus eine Chance haben. Aber mich interessierte nicht das Gerichtsverfahren, ich wollte die Story vor seiner Verhaftung haben. Über den Prozess konnte ein anderer berichten.

»Dann erzählen Sie mir Ihre Geschichte«, sagte ich.

Susie nickte und zog ihren Rock glatt. »Wie gesagt, ich bin ihm in London begegnet. Ich war dort, um mich mit einer alten Freundin zu treffen. Sie lebt in Brighton, deshalb treffen wir uns mehr oder weniger in der Mitte. Wir sahen uns ein Theaterstück an und so weiter – was man eben so macht. Ich war mit dem Bus hingefahren, und am Abend stand ich an der Haltestelle an der Victoria Station und wartete auf meinen Bus. Ich hatte mir eine Zigarette angezündet, und da entdeckte ich ihn auf einmal.«

»Wieso waren Sie sich so sicher, dass es Claude Gilbert war?«, fragte ich. »Er ist seit über zwanzig Jahren auf der Flucht, und in London wimmelt es von Leuten. Es muss ihn nur einer wiedererkennen, und alles ist gelaufen.«

»Einer hat ihn wiedererkannt«, sagte sie. »Ich. Aber niemand sonst hätte ihn erkannt, nur jemand, der ihm wirklich sehr nahe gestanden hat. Es war einfach die Art, wie er ging. So aufrecht, als müssten eigentlich alle anderen vor ihm Platz machen.« Susie musste meinen zweifelnden Blick bemerkt haben. »Und es war nicht nur das«, stellte sie hastig klar.

»Was noch?«

»Oh, es war einfach alles. Ich hatte ihn gut gekannt, und ich wusste, er ist es.« Sie dachte kurz nach. »Allerdings hat er sich sehr verändert. Er hat sehr zugenommen, er hat einen Vollbart, er trägt eine dicke Brille, seine Haare sind grau und zum Pferdeschwanz gebunden.«

»Klingt nicht nach dem schneidigen Gentleman, der er mal war.«

Sie musste lachen.

»Nein, ganz und gar nicht. Trotzdem erkannte ich ihn sofort wieder. Ich rief ›Gilly‹, weil ich ihn immer so genannt habe. Niemand sonst hat je Gilly zu ihm gesagt. Als ich ihn so rief, drehte er sich zu mir um und erkannte mich sofort wieder. Er machte einen entsetzten Eindruck, er wirkte richtig verängstigt, und als ich auf ihn zuging, versuchte er vor mir wegzulaufen.«

»Hatten Sie daran gedacht, die Polizei zu rufen?«, fragte ich.

Mit einem Mal schien sie sich nicht mehr so behaglich zu fühlen. »Er hat es nicht getan«, antwortete sie leise. »Er hat mit dem Mord nichts zu tun.«

»Glauben Sie das, weil er es Ihnen gesagt hat? Ich meine, er hatte über zwanzig Jahre Zeit, um die Wahrheit zu sagen.«

»Ich glaube es ihm, weil ich ihn kenne, das ist alles. Ich weiß, was die Leute über ihn gedacht haben, dass er ein Angeber und ein Blender ist. Aber im Privatleben war er ein sehr liebevoller und zärtlicher Mann, ganz anders als der, den die Öffentlichkeit kannte. Er hätte niemals seine Frau ermordet.«

»Aber er hat sie betrogen, indem er mit Ihnen geschlafen hat«, platzte ich heraus, ehe ich mich zurückhalten konnte.

»Ein Schürzenjäger ist nicht zwangsläufig auch ein Mörder«, sagte sie gereizt, während ihr Gesicht wieder röter wurde. »Außerdem war es so gar nicht.«

»Wie war es dann?«

Sie seufzte, und ich sah in ihren Augen ihr Bedauern.

»Ich schätze, er hat mich geblendet«, gestand sie mir. »Er nahm mich in Lokale mit, die ich mir nicht leisten konnte, Restaurants, von denen ich bis dahin nicht mal zu träumen gewagt hatte. Leute wie Claude Gilbert gingen mit Leuten wie mir nicht aus. Er hatte eine höhere Schule besucht, er verstand es, sich auszudrücken. Ich war nur ein dummes Mädchen aus Blackley mit einem einfachen Schulabschluss, ich wollte nichts weiter werden als eine Sekretärin oder so was.«

»Aber er war verheiratet.«

»Ja, das war er«, erwiderte sie ein wenig energischer. »Und ja, er hat seine Frau belogen. Er hat mir gesagt, dass er mich liebt, und vermutlich war das damals auch gelogen. Trotzdem ist er deshalb noch lange kein Mörder.«

»Lief zwischen Ihnen auch noch etwas, als seine Frau getötet wurde?«

Susie schüttelte den Kopf. »Da war schon seit einigen Monaten Schluss gewesen.«

»Und waren Sie beide lange zusammen?«

»Ein paar Wochen.«

»Hatte Claude noch andere Freundinnen?«

Sie senkte den Blick. »Ja, ein paar. Damals wusste ich nichts davon, er hat es mir erst jetzt erzählt.« Susie atmete tief durch und sah mich wieder an. »Deshalb vertraue ich ihm. Er ist jetzt ehrlich, weil er sein Leben zurückhaben will.«

Ich ließ mir durch den Kopf gehen, was sie berichtet hatte. Auf einmal hörte ich, dass Laura im Stockwerk über uns den Haartrockner ausmachte, und sofort war Bobbys aufgeregte Stimme zu hören.

»Ihre Denkweise hat einen Haken«, stellte ich fest.

»Wieso?«

»Wenn er es nicht getan hat, warum ist er dann geflohen? Einige Leute glauben, dass er ebenfalls ermordet und irgendwo begraben wurde und dass man seine Leiche nur noch nicht gefunden hat. Das wäre das einzige Szenario, das ihn nicht zum Mörder macht. Aber wenn er noch lebt, dann ist er weggelaufen und hat dafür gesorgt, dass er nicht gefunden wird. Und damit ist er nach Ansicht der meisten Leute schuldig.«

»Ich kann Ihnen nur sagen, was ich weiß, Mr Garrett«, sagte Susie. »Er lebt, ich bin ihm begegnet, und er möchte heimkehren.«

Ich hielt inne und zupfte an meiner Unterlippe, um meine Begeisterung zu überspielen. Aber ich wusste, ich durfte mich nicht begeistern, denn das Ganze konnte sich immer noch als Trick entpuppen, um sich ins Gespräch zu bringen.

»Ich frage Sie nur das, was meine Zeitung auch wissen will. Claude Gilbert ist häufiger angeblich gesichtet worden als der Yeti, aber er wurde bis heute nicht gefasst. Ganz egal, welches Blatt die Story bringt, alle Konkurrenten werden sich darüber lustig machen.«

»Wenn Claude sich stellt, wird sich niemand lustig machen«, erklärte Susie.

Da konnte ich nicht widersprechen.

»Was haben Sie denn bis heute geglaubt, was aus ihm geworden ist?«, wollte sie wissen.

Ich musste an die Geschichten denken, die ich gelesen hatte, die angeblichen Sichtungen, die endlosen Spekulationen. »Der Verstand sagt, dass er sich wahrscheinlich in irgendein exotisches Land abgesetzt hat, wo er von mächtigen Freunden beschützt wird. Aber die Leute wollen immer gern die abenteuerlichere Variante hören, weshalb auch immer wieder behauptet wird, dass Geheimagenten Prinzessinnen in französischen Straßentunnels umbringen. Claude Gilbert hat seine Frau bewusstlos geschlagen und dann lebendig begraben. Er war Anwalt, er wusste, was ihn erwartet, wenn man ihn verurteilt. Also hat er seine Konten geplündert und sich abgesetzt.«

»Aber was ist, wenn ich die Wahrheit sage? Wenn er Nancy wirklich nicht umgebracht hat?«

Ich beugte mich vor.

»Um ehrlich zu sein, es ist völlig egal.« Auf ihren überraschten Blick hin erklärte ich: »Es ist egal, was Claude sagt, weil mein Redakteur seine Worte in ›hätte‹, ›könnte‹ und mit ›vielleicht‹ verpacken wird, um die Zeitung zu beschützen, denn das ist die Aufgabe eines Redakteurs. Meine Aufgabe ist es nur, die Story zu schreiben.«

»Dann werden Sie sie also schreiben?«, fragte sie, wobei ihre Augen einen Moment lang aufleuchteten.

Ich konnte mir meinerseits ein Lächeln nicht verkneifen. »Vorausgesetzt, Ihr eigenes Verhältnis mit Claude Gilbert fließt auch mit ein. Eine umfassende Enthüllung, auch Ihrer Beziehung.«

»Aber ich dachte, es geht nur um Claude«, wandte sie skeptisch ein. »Die Leute werden mich hassen, wenn sie lesen, dass ich mit dem Mann der ermordeten Ehefrau geschlafen habe.«

»Entweder die ganze Story oder gar nichts«, erwiderte ich. »Sie haben mir gesagt, dass Claude Gilbert aus dem Versteck kommen will. Aber was ist, wenn er es sich anders überlegt und wieder untertaucht? Oder wenn sich herausstellt, dass er gar nicht Gilbert ist? Sie sind meine Reservestory, ohne die ich überhaupt nichts mache.«

Susie stellte die Handtasche auf den Knien ab und hielt die Griffe fest umklammert, doch nach einer Weile nickte sie zaghaft.

»Gut«, sagte ich. »Dann wollen wir jetzt mal ins Detail gehen.«

»Und dann?«

»Tja, so wie es aussieht, werden wir wohl das tun müssen, was Claude möchte.«

Gerade wollte Susie noch etwas anfügen, da schaute sie zur Treppe. Ich drehte mich um und sah, dass Laura ins Zimmer gekommen war. Bobby stand gleich hinter ihr und schaute etwas unschlüssig drein.

Susie lächelte Laura nervös an. »Hallo«, sagte sie. »Tut mir leid, wenn ich so früh hier aufgetaucht bin.«

»Schon okay«, gab Laura zurück und erwiderte das Lächeln. »Sind Sie mit einer Story für Jack hier?«

Susie beugte sich vor, um darauf zu antworten, aber sie bemerkte mein flüchtiges Kopfschütteln, mit dem ich sie warnen wollte, nichts zu sagen. Einen Moment machte sie eine verwirrte Miene, dann lehnte sie sich zurück und schwieg.

Daraufhin warf Laura mir einen neugierigen Blick zu, während Bobby durchs Zimmer lief, um seine Schulsachen zu holen.

»Ich fahre ihn zur Schule, Jack. Ich bin bald wieder da.«

Ich winkte den beiden hinterher, und als sie gegangen waren und ich wieder mit Susie allein war, fragte sie: »Haben Sie Geheimnisse vor ihr?«

»Finden Sie nicht, dass ich Ihnen zuliebe das Ganze geheim halten sollte?«

Susie dachte kurz über meine Frage nach, dann nickte sie zustimmend.

Natürlich ging es mir nicht darum, Susie zu beschützen, sondern Laura. Sie war eine verdammt gute Polizistin, ehrbar und absolut grundehrlich. Wenn sie die Story hörte, würde sie es als ihre Pflicht ansehen, ihren Vorgesetzten davon in Kenntnis zu setzen. Und falls Susie mir nur eine Lüge auftischte, würde Laura dumm dastehen.

Aber als ich Susies entschlossene Miene sah, begann ich ihr allmählich zu glauben, und ich verspürte ein begeistertes Kribbeln, als ich mir auszumalen begann, was für eine Story das werden konnte.

Kapitel 4

Susie wollte sich nicht von mir bis Blackley fahren lassen, war aber damit einverstanden, dass ich sie nach Turners Fold brachte, damit sie den nächsten Bus nehmen konnte. Als ich ihr nachschaute, wie sie auf ihren hohen Absätzen davonstöckelte, eine soeben angezündete Zigarette zwischen den Fingern, und in den »Berufsverkehr« von Turners Fold eintauchte – Rentner, die zum Postamt schlurften, und junge Mütter, die eben ihre Kinder zur Schule gebracht hatten –, da wusste ich, das große Zusammentreffen mit ihr und Gilbert würde ausschließlich zu deren Bedingungen stattfinden. Das gefiel mir zwar gar nicht, aber mir blieb nichts anderes übrig, und außerdem konnte ich mir vor Augen halten, dass die Story am Ende zu meinen Bedingungen geschrieben würde.

Nachdem Susie außer Sichtweite war, wählte ich die Nummer eines alten Freundes. Tony Davies war mein Mentor gewesen, als ich als junger Reporter bei der Valley Post angefangen hatte, lange bevor Londons Großstadtlichter mich in ihren Bann geschlagen hatten. Er war inzwischen nur noch damit beschäftigt, Artikel für die Wochenendausgaben zu schreiben.

»Ich brauche deine Hilfe in einer Sache«, sagte ich, als er sich meldete. »Aber das muss unter uns bleiben. Kannst du runterkommen? Ich bin bei dir vor der Tür. Es dauert auch nicht lange.«

»Fährst du immer noch den roten Stag?«

Ich betrachtete das Armaturenbrett. Ein 1973er Triumph Stag in Calypsorot. Nichts Besonderes in der Automobilgeschichte, aber er war einmal der ganze Stolz meines Vaters gewesen. Der Sportwagen für den Mann aus der Arbeiterklasse. »Im Moment schon.«

Dann wurde aufgelegt. Während ich wartete, dass Tony zu mir kam, beobachtete ich die Passanten.

Turners Fold war nicht besonders groß, nur eine Ansammlung von terrassenartig angelegten Straßen und alten Mühlengebäuden, einige verfallen, andere in Büro- und Geschäftshäuser umgewandelt. Nicht länger benötigte Schornsteine ragten wie erhobene Zeigefinger aus dem Tal. Die Stadt wurde durch einen Fluss in zwei Hälften zerschnitten, den etliche Metallbrücken überspannten. Die vorherrschende Farbe in der Stadt war Grau, da man die Häuser aus Mühlsteinschotter erbaut hatte. Moderne Geschäftsfassaden hatte man in Gebäude hineingezwängt, die für ein viktorianisches England entworfen worden waren, als die tagtägliche Geräuschkulisse noch von den Mühlen bestimmt und alles von dichten Rauchwolken erstickt wurde. Damals hatte hier nur reine Luft geherrscht, wenn die Mühlen im Sommer für eine Woche schlossen und alle mit dem Zug ans Meer fuhren.