Robert Lorenz, Johanna Klatt
Wie schreibt man ein Manifest?
Campus Verlag Frankfurt/New York
Über das Buch
Manifeste sind nicht neu, aber alles andere als von gestern. Sie sind vielmehr ein wichtiger Bestandteil der demokratischen Diskussionskultur. Zudem bietet heute das Internet mit Social-Media-Kanälen ganz neue und umfangreiche Distributionsmöglichkeiten.
Robert Lorenz und Johanna Klatt zeigen in diesem Beitrag, wo die Sprengkraft und Wirkung erfolgreicher Manifeste liegt und warum Manifesten in Zukunft womöglich eine ganz neue Bedeutung zukommen wird.
Dieses E-Book ist Teil der digitalen Reihe »Campus Kaleidoskop«. Erfahren Sie mehr auf www.campus.de/kaleidoskop
Über den Autor
Dr. Robert Lorenz ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Göttinger Institut für Demokratieforschung.
Johanna Klatt ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Göttinger Institut für Demokratieforschung.
Der Aufruf zur Veränderung
Robert Lorenz und Johanna Klatt
Eigentlich sind Manifeste eine steinalte Methode, Politik zu machen. In der Frühen Neuzeit dienten sie Königen und Kaisern zur Bekanntmachung des herrschaftlichen Willens.1 Herolde verlasen sie vor den überwiegend analphabetischen Untertanen, um Gesetze und Erlasse der Monarchen zu verkünden. Insofern erstaunt die Entwicklung, die Manifeste im Verlauf der Geschichte durchmachten. Denn mit der Zeit wandelten sie sich von einem autokratischen zu einem demokratischen Artikulationsinstrument.2 In der Französischen Revolution avancierten sie zum Hilfsmittel des politischen Meinungsaustauschs, insbesondere zur oppositionellen Mitteilung. Nicht mehr die herrschende Mehrheit, sondern die Minderheiten kommunizierten über Manifeste und versuchten darüber, die Bevölkerung für ihre Anliegen zu gewinnen. Im 18. Jahrhundert hatten Manifeste also ihren aristokratischen Charakter abgestreift und waren in der Demokratie angekommen.