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Ein toller Job für Whisky-Jack und Luis Barranca, die beiden Schlitzohr-Halunken! Für einen dicken Packen Dollars sollen sie drei Saloongirls und deren Wunderhengst "Prairie Dancer" heil nach San Antonio bringen, wo das große Pferderennen stattfindet.
Ein Kinderspiel ist das aber keineswegs, denn schon bald bricht der Höllenwirbel über sie herein. Rote sind begierig auf die Skalpe der weißen Frauen. Mexikanische Bastardos erwarten sie mit Tod und Verderben speienden Schnellfeuergewehren. Und skrupellose Banditen wollen den im Rennen unschlagbaren Hengst um jeden Preis für sich ergattern. Aus dem gemütlichen Ritt nach San Antonio wird somit ein lebensgefährliches Abenteuer ...
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Auf nach San Antonio!
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Impressum
Auf nach San Antonio!
Von John Reno
Ein toller Job für Whisky-Jack und Luis Barranca, die beiden Schlitzohr-Halunken! Für einen dicken Packen Dollars sollen sie drei Saloongirls und deren Wunderhengst »Prairie Dancer« heil nach San Antonio bringen, wo das große Pferderennen stattfindet.
Ein Kinderspiel ist das aber keineswegs, denn schon bald bricht der Höllenwirbel über sie herein. Rote sind begierig auf die Skalpe der weißen Frauen. Mexikanische Bastardos erwarten sie mit Tod und Verderben speienden Schnellfeuergewehren. Und skrupellose Banditen wollen den im Rennen unschlagbaren Hengst um jeden Preis für sich ergattern. Aus dem gemütlichen Ritt nach San Antonio wird somit mehr ein lebensgefährliches Abenteuer ...
Whisky-Jack kämpfte mit dem Rücken zur Wand.
Er blockte den Schwinger eines Gegners mit dem Ellenbogen ab und hämmerte dem zweiten Angreifer die Faust ans Kinn. Der Cowboy stieß einen röhrenden Laut aus, taumelte zurück und prallte gegen die Bar, vor der sich gerade einer der anderen Cowboys aufrappelte.
Whisky-Jack fegte aus der Drehung heraus einen anderen Gegner zur Seite. Der Mann schrammte über den Boden.
Einer der Cowboys sprang Jack von der Seite an. Harte Hände schlossen sich um Jacks Kehle und schnürten ihm die Luft ab.
Whisky-Jack ging in die Hocke, packte die Handgelenke des Mannes und warf ihn über die Schultern ab. Der Kerl flog durch die Luft und riss einen der heranstürmenden Kumpane mit zu Boden.
Nur eine kleine Atempause für Whisky-Jack.
Er gab sich keinen falschen Hoffnungen hin. Er wusste, dass er den Kampf nicht gewinnen konnte.
Nicht gegen fünf Mann.
»Aufhören!«, schrie der Barkeeper, der um sein Mobiliar bangte, beschwörend in das Kampfgetümmel. »So hört doch auf!«
Damit sprach er Whisky-Jack aus dem Herzen.
Whisky-Jack verteilte Hiebe, aber er musste noch mehr einstecken. Die Übermacht war einfach zu groß. Und von seinem Freund Luis Barranca war keine Hilfe zu erwarten. Luis amüsierte sich jetzt gewiss mit der glutäugigen Conchita. Ihretwegen hatten sie den Abstecher in dieses Kaff gemacht, das so verschlafen und friedlich gewesen war, bis die wilden Kerle aufgetaucht waren und den Krach angefangen hatten.
Gleich drei Gegner griffen Whisky-Jack jetzt gleichzeitig an. Irgendetwas traf ihn dann am Kopf, und er hatte das Gefühl, sein Schädel würde explodieren. Er sank vornüber auf die mit Sägemehl bestreuten Dielen.
Wie aus weiter Ferne hörte er eine raue Stimme: »Was zum Teufel ist hier los?«
Und er dachte noch bitter: Der Teufel ist hier los.
Dann wurde es schwarz vor seinen Augen, und er dachte gar nichts mehr.
Als er die Augen aufschlug und wieder einigermaßen klar sah, nahm er den Mann mit dem Stern an der Lederweste wahr. Es war ein großer, vierschrötiger Mann mit einem schwarzen Vollbart.
Der Marshal von Memory.
Er hielt eine Greener im Anschlag, und seine Miene verhieß nichts Gutes.
Whisky-Jack tastete zur Beule am Kopf und stöhnte auf. In seinem Schädel pochte es dumpf, seine Fäuste schmerzten und das Kinn tat ihm weh.
Er blickte sich im Saloon um.
Die Cowboys und die paar anderen Gäste waren verschwunden. Der Barkeeper kehrte die Scherben zusammen. Es sah ziemlich wüst im Saloon aus.
Whisky-Jack bemerkte, dass sein Coltholster leer war.
Sein Blick kehrte wieder zu dem Marshal zurück, dessen graue, stechende Augen ihn finster anstarrten.
Ein grimmiger Typ, dachte Jack.
»Name?«, fragte der Marshal hart.
Whisky-Jack entdeckte seinen verbeulten Hut am Boden und klaubte ihn auf. Er klopfte das Sägemehl von der Krempe, setzte den Hut auf und erhob sich.
»Ich hab' dich was gefragt!«, schnauzte der Marshal und ruckte mit der Schrotflinte.
Whisky-Jack rieb sich über das schmerzende Kinn und bewegte den Kiefer, um zu prüfen, ob noch alles an der richtigen Stelle war.
»Ich hab' dich gehört, Mr. Stern«, brummte er. »Du brauchst nicht so zu brüllen.«
Die grauen Augen des Marshals blinzelten verdutzt. Selten wagte es jemand, zurückzuschnauzen.
»Wohl ein ganz Harter, wie?« Er grinste leicht. »Okay, Mann, wie heißen Sie?«
Das klang schon ein wenig höflicher, und Whisky-Jack erwiderte das Grinsen.
»Jack Bullwhip«, stellte er sich vor.
»Komischer Name«, murmelte der Marshal.
Whisky-Jack zuckte mit den Schultern. »Man hat mich nicht gefragt, als man mir den gab. Und Sie heißen ...?«
»Greener«, erwiderte der Marshal.
»Wie die Schrotspritze?«
Der Marshal nickte.
»Komischer Name«, sagte Jack grinsend. Wenig später blickte er zum Barkeeper und fragte: »Bekomme ich jetzt endlich einen Whisky? Hab' höllischen Durst.«
Der Keeper starrte ihn an, als sei er ein Gila-Monster.
»Du bekommst hier gar nichts mehr, du verdammter ...«
Er verstummte, als er Whisky-Jacks Blick sah.
»Dann gehe ich eben zur Konkurrenz«, knurrte Jack. »Hier ist es ohnehin reichlich ungemütlich.«
Er wandte sich zur Tür.
Der Marshal stoppte ihn. »Daraus wird nichts, Mister.«
Whisky-Jack blieb stehen. »Wieso nicht?«
»Wir spazieren jetzt rüber in mein Office«, fuhr Greener fort. »Dort halten wir einen kleinen Plausch. Dann unterschreiben wir ein größeres Protokoll, und anschließend dürfen Sie in eines meiner Hotelzimmer einziehen.«
Whisky-Jack drehte sich langsam um.
»Haben Sie meinen Remington?«, fragte er ruhig.
»Nein«, erwiderte Greener. »Vermissen Sie ihn? Sie werden ihn ohnehin nicht brauchen. In meinem Hotel sind Sie so sicher wie in Abrahams Schoß. Da kann Ihnen niemand etwas antun.«
Die Cowboys hatten also den Revolver mitgehen lassen. Zu Beginn des Kampfes, den sie ihm aufgezwungen hatten, hatte Jack die Waffe gezogen, um sich die Kerle vom Leib zu halten. Doch einer der Burschen hatte ihm den Revolver aus der Hand getreten. Jack hätte schießen können, doch er hatte vermeiden wollen, dass irgendjemand zu Schaden kam. Die Cowboys waren beschwipst gewesen, und zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht voraussehen können, wie ernst sie es meinten.
Der Marshal ruckte mit der Greener. »Vorwärts, Mister!«
»In Ordnung«, sagte Whisky-Jack. »Gehen wir.«
Und er dachte daran, dass er ohnehin ein billiges Quartier für die Nacht gesucht hatte. Er besaß noch genau zwei Dollar und fünfunddreißig Cent, und es sah nicht so aus, als würde sich in Memory jemand bereitfinden, die Zeche anzuschreiben. Sowohl im einzigen Hotel als auch in den beiden anderen Kneipen von Memory zeugten die NO-CREDIT-Schilder davon, dass man wenig Verständnis für einen durstigen Mann mit leeren Taschen hatte.
Ein schläfriger junger Mann schreckte am Schreibtisch auf, als Whisky-Jack vor dem Marshal das Office betrat. Der Mann hatte ein pausbäckiges Gesicht, hellblondes, fast schulterlanges Haar und eine rosige Hautfarbe. Auf seiner schwarzen Lederweste funkelte der Stern eines Deputys.
»Späte Kundschaft«, sagte er mit kicksender Stimme und blickte den Marshal fragend an. »Was hat der schräge Vogel denn ausgefressen?«
»Ich scheuer dir gleich eine«, knurrte Whisky-Jack, und der junge Deputy zuckte unter seinem grimmigen Blick zusammen.
Whisky-Jack wandte sich an den Marshal. »Ich möchte eine Anzeige machen.«
»Was – Sie auch?« Marshal Greener lachte wie über einen guten Witz.
Der Deputy fiel kichernd ein. Die beiden fanden Jacks Worte wohl sehr erheiternd.
»So ist es«, erwiderte Jack gelassen. »Man hat mir mein Eisen geklaut.«
Er blickte den Marshal an. »Sie können mir auch verraten, auf welcher Ranch ich die Cowboys finde. Dann verzichte ich auf eine Anzeige und hole mir meinen Remington selbst zurück.«
Der Deputy kicherte.
Der Marshal hieb mit der Faust auf den Schreibtisch.
Sofort hörte das Gekicher des Deputys auf.
»Sie haben genug Krawall angezettelt«, sagte Greener ärgerlich. »Dafür werden Sie verdonnert werden, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht, so wahr ich Greener heiße.«
Whisky-Jack unterdrückte ein Seufzen. Etwas Ähnliches hatte er sich schon gedacht. Im Saloon war so einiges zu Bruch gegangen. Jetzt suchte man wohl einen Sündenbock, der dafür zur Kasse gebeten werden sollte. Man musste ja noch nicht, dass bei ihm nicht viel zu holen war.
»Ich habe die Schlägerei nicht angefangen«, stellte Jack richtig. »Ich wollte in Ruhe einen Whisky trinken, als ich von den Kuhtreibern angepöbelt und angegriffen wurde.«
Der Marshal gab dem jungen Deputy einen Wink. »Schreib seine Aussage auf!«
Whisky-Jack gab dann sachlich zu Protokoll, was sich im Saloon abgespielt hatte.
»Okay«, sagte der Marshal, als Whisky-Jack geendet hatte. »Das ist also Ihre Geschichte. Ich habe da eine andere gehört. Demnach sind Sie wie ein Comanche auf dem Kriegspfad in die Kneipe gestürmt, haben sich den Weg zur Theke freigeschlagen und wollten den Barkeeper skalpieren. Die Jungs von der Double-Fork-Ranch haben das Schlimmste verhindert ...«
»Das haben diese Schweinehunde ausgesagt?«
»Ja. Und nicht nur sie. Auch der Keeper und ein paar Gäste haben das bestätigt. Da nutzt es Ihnen gar nichts, das Unschuldslamm zu spielen. Ich gehe jede Wette ein, dass Sie wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und was weiß ich sonst noch alles verknackt werden.«
»Wie viel wollen Sie wetten?«, fragte Whisky-Jack.
Marshal Greener grinste. »Sie werden Ihr Geld bitter nötig haben, um Benny den Schaden zu ersetzen. Da ist 'ne Menge kaputtgegangen. Außerdem mussten sich drei der Jungs von der Double Fork vom Doc behandeln lassen. Und Doc Wetterman ist bekannt für seine saftigen Rechnungen. Also verplempern Sie nicht Ihre Dollars mit Wetten. Sie sehen ohnehin nicht wie ein Krösus aus.«
Das stimmte.
Ein langer Ritt lag hinter ihm, und wer einen Menschen nur nach seinem Äußeren beurteilte, konnte ihn durchaus für einen Satteltramp halten.
»Für eine Wette reicht es noch«, sagte Whisky-Jack. »Wie wär's mit zehn Dollar?« Der Marshal brauchte ja nicht zu wissen, dass er gar keine zehn Dollar in der Tasche hatte. Notfalls musste Luis Barranca einspringen. Aber Whisky-Jack war überzeugt davon, dass irgendeiner der falschen Zeugen umgefallen und zu seinen Gunsten aussagen würde. Da konnte er sich auf die Schnelle zehn Dollar verdienen.
»Ich bin keine Spielernatur«, brummte der Marshal. »Aber wenn Sie unbedingt Ihr Geld loswerden möchten – einverstanden.«
Er fuhr seinen Deputy an, der eifrig alles mitgeschrieben hatte: »Streich das aus dem Protokoll, du Armleuchter!«
Der junge Deputy wurde rot und strich hastig den letzten Satz.
Der Marshal belehrte Whisky-Jack über seine Rechte. Jack hörte kaum hin. Er kannte den Sermon auswendig. Es war nicht das erste Mal, dass er in der Klemme steckte.
Er musste Luis Barranca informieren. Luis musste einen Anwalt auftreiben oder die Zeugen ins Gebet nehmen. Es musste schon mit dem Teufel zugehen, wenn nicht einer mit der Wahrheit herausrückte, wenn ein Anwalt verlangte, dass sie unter Eid aussagen mussten.
»Anwalt?«, sagte der Marshal auf Jacks Frage hin. »Klar, können Sie haben. Es gibt hier einen Dennis Wheeler. Den würde ich Ihnen aber nicht empfehlen.« Er grinste Jack an.
»Und warum nicht?«
»Wheeler ist ein alter Spinner. Wenn Sie Pech haben, erwirkt der für Sie vor Gericht glatt ein Todesurteil.«
Der Marshal lachte, und der Deputy kicherte.
Whisky-Jack fand das alles gar nicht so lustig.
»Also, dann versuchen wir's mal mit dem alten Spinner. Lassen Sie ihn antanzen.«
»Morgen früh«, sagte Greener. »Jetzt ist es zu spät.« Er gähnte. »Darf ich Ihnen jetzt Ihr Apartment zeigen?«
Er wies zum angrenzenden Gefängnis.
Whisky-Jack seufzte. Als er sich dann auf der Pritsche ausstreckte, tröstete er sich mit dem Gedanken daran, dass er für diese Nacht ein kostenloses Quartier gefunden hatte. Morgen konnte man weitersehen ...
Dennis Wheeler, der Anwalt, war tatsächlich ein Spinner. Dazu ein Säufer. Bereits am frühen Morgen hatte der Advokat eine Whisky-Fahne, die ihm munter voranflatterte.
»Ich plädiere auf geistige Unzurechnungsfähigkeit«, erklärte er sofort, nachdem er knapp seinen Namen gelallt und behauptet hatte, er sei über alles im Bilde. »Gab es in Ihrer Familie mal einen Amokläufer?«
Whisky-Jack erhob sich von der Pritsche, trat an die Gitterstäbe und fasste den Advokaten ins Auge. Es war ein kleiner mickriger Mann in einem abgewetzten, schwarzen Anzug, der an den Knien und Ärmeln glänzte und um seinen Körper schlotterte. Whisky-Jack ging etwas in die Hocke, denn er war fast um zwei Haupteslängen größer, und blickte dem mickrigen Mann in die geröteten Schweinsäuglein.
»Jawohl, Sie Ass aller Anwälte von Memory. Ich bin der Amokläufer in unserer Familie. Und ich bringe mit Vorliebe Advokaten um die Ecke, die schon am frühen Morgen besoffen sind und blödes Zeug labern!«
Wheeler wich erschrocken zurück und hob abwehrend eine Hand.
Whisky-Jack überlegte, ob er den Kerl nicht zum Teufel schicken sollte. Aber bei der geringen Auswahl in Memory ...
Er grinste den erschrockenen Mann an. »Entspannen Sie sich, Mr. Staranwalt, und hören Sie zu, was ich Ihnen zu sagen habe.«
Er schilderte knapp die Ereignisse des Vorabends, wie sie sich wirklich abgespielt hatten, und beauftragte den Advokaten, nach Entlastungszeugen zu suchen. Außerdem sollte Wheeler Luis Barranca informieren.
»Ich verlange einen Vorschuss«, sagte Wheeler.
»Den bekommen Sie von meinem Amigo Luis Barranca«, sagte Whisky-Jack, zuversichtlicher als er war. Wenn Luis nicht löhnen konnte, was zu befürchten war, dann hatte der Advokat schon mal kostenlos Laufbursche gespielt und Luis ins Bild gesetzt.
So war es dann auch.
Zehn Minuten später kam Luis. Er grinste wie ein satter Fuchs, der gerade aus dem Gänsestall kam, als er Jack hinter Gittern sah. Er hatte bei Conchita gewiss eine angenehmere Nacht verbracht als Jack in der Zelle.
»He, Amigo«, begrüßte er Whisky-Jack.
»Da passt man mal eine Nacht nicht auf dich auf, und schon machst du Dummheiten. Mann, siehst du verbeult aus.«
Whisky-Jack grinste grimmig. »Immerhin mussten drei der anderen zum Doc.« Er entdeckte eine Schramme an Luis Barrancas Stirn und stichelte: »Du siehst auch ziemlich mitgenommen aus. Hat dir die Señorita eine verpasst?«
Luis Barranca rieb sich über die Stirn. »Quatsch! Das Bett krachte zusammen, als wir uns ein bisschen zu heftig umarmten. Da bin ich mit dem Schädel gegen den Pfosten geknallt. Aber zurück zu dir. Was war los?«
»Hat dir das der Advokat nicht erzählt?«, fragte Jack.