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BANKEN, VERSICHERUNGEN, BAUSPARKASSEN, FONDSGESELLSCHAFTEN, BERATER UND VERKÄUFER: BÜCHER ZU SOLCHEN THEMEN GIBT ES BEREITS IN HÜLLE UND FÜLLE. ABER NOCH NIE HAT EIN FERENGI MIT INSIDERKENNTNISSEN HIER SEINE ERFAHRUNGEN ZU PAPIER GEBRACHT! ER ANALYSIERT, WIE SICH AUCH DIE FINANZDIENSTLEISTER IN DEUTSCHLAND KONSEQUENT AN DEN ERWERBSREGELN DER FERENGI ORIENTIEREN. FÜR EINEN FINANZRATGEBER KANN MAN HIER MIT FUG UND RECHT VOM EINEM VORSTOSS IN EINE NEUE DIMENSION SPRECHEN.
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Seitenzahl: 356
*Dieser Warnhinweis wird Ihnen präsentiert vom Gesamtverband Deutscher Banken sowie vom Bundesverband der Deutschen Versicherungswirtschaft .
TWENTYSIX – der Self-Publishing Verlag
Eine Kooperation zwischen der Verlagsgruppe Random House GmbH und der Books on Demand GmbH
© 2020 Freddy Ferengi
Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand, Norderstedt
ISBN: 9783740767549
1. Banken
2. Versicherungen
3. Berater vs. Verkäufer
1. Altersarmut
2. Altersvorsorge
3. Vermögenswerte
4. Ausgabeaufschlag
5. Bausparen
6. Beratungsprotokoll
7. Berufsunfähigkeit
8. Betriebliche Altersvorsorge
9. Bitcoin
10. Borg
11. Check24
12. Commodities
13. Cost-Average-Effekt (Durschschnittskosteneffekt)
14. Dax
15. Dividende
16. Dispokredit / Konsumentenkredit
17. Depot
18. Dollar
19. Einlagensicherung
20. Emittentenbedingungen
21. Entgeltpunkte
22. ETF
23. Euro / Europa / Europäische Zentralbank
24. Finanzielle Intelligenz
25. Garantiezins
26. Geld
27. Geschlossene Fonds
28. Girokonto
29. Gold
30. Haftpflichtversicherung
31. Hausrat-Wohngebäudeversicherung
32. Inflation
33. Immobilien
34. Incentivreise
35. Internet
36. Junk Bonds
37. KFZ-Versicherung
38. Kirchensteuer
39. Krankenversicherung
40. Kündigung
41. Limit
42. Mai
43. Management Gebühren
44. Notgroschen
45. Obliegenheitsverletzung
46. Performace-Fee
47. Produktinformationsblatt
48. Provision
49. Rechtsschutzversicherung
50. Rente
51. Risiko
52. Sondervermögen
53. Sozialismus
54. Steuer
55. Storno
56. T-Aktie
57. Target 2 - Saldo
58. TER (Gesamtkostenquote)
59. Tod
60. Unfallversicherungen
61. Vertauen
62. Wertpapierkennnummer
63. Yoda
64. Zahnstaffel
65. Zeitreisen
66. Zillmerung
67. Zwegat, Peter
"Gewidmet dem Freiheitskampf Hongkongs im Widerstand gegen die Assimilierung durch die Borg"
Liebe Leser,
dieses Buch entstand im Zeitraum von Januar 2018 bis Januar 2020, also zu einer Zeit, als Corona noch eine mexikanische Biermarke war, die gerne von den auf der Erde lebenden Außerirdischen als Ersatz für das hier schwer erhältliche romulanisches Ale konsumiert wird. Doch jetzt spricht man in Zusammenhang mit Corona nur noch von dem Virus, das den gesamten Planeten und dessen Ökonomie lahmgelegt hat. Auch in Deutschland muss nun mit steigenden Arbeitslosenzahlen gerechnet werden, es droht eine tiefe Rezession oder gar eine Depression. Sogar Vergleiche mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 werden immer häufiger ins Felde geführt. Richtig ist, dass der Schutz der Bevölkerung vor der Ausbreitung des Virus absolute Priorität haben sollte, aber es stellt sich auch die Frage, wie lange unsere Wirtschaft diesen „Shutdown“ noch aushalten muss und vor allem kann. Noch 4 Wochen? Zwei oder drei Monate oder vielleicht noch länger? Schon heute (02.04.2020), nach nur zwei Wochen, zeigen sich erste dramatische Auswirkungen und vielen Unternehmen und Freiberuflern geht bereits jetzt das Geld aus. Die Antwort unserer Regierung: Das Land wird mit neuem Geld geflutet, Schuldenbremse und schwäbische Hausfrau waren gestern. Ein neues „Whatever it takes“ wurde ausgerufen (Mario Drahgi in der Finanzkrise), es sei genug Geld für alle da! Auch wenn sich in den letzten Wochen unser Leben dramatisch geändert hat: Die wesentlichen Inhalte und Aussagen dieses Buches sind davon nicht betroffen! Allerdings ist zu befürchten, dass einige der hier beschriebenen Gefahren für unseren Wohlstand, insbesondere die Vernichtung von Vermögen durch Inflation, jetzt schneller Realität werden könnten als ohne den „Brandbeschleuniger“ Corona. Denn unterbrochene Lieferketten und zu erwartende Unternehmenspleiten werden zumindest für einige Zeit das Warenangebot schrumpfen lassen. Wenn dann Unmengen von Geld auf zu wenig Waren treffen, dann werden unweigerlich die Preise steigen, möglicherweise sogar explodieren. Wie man sich dagegen schützen kann? Anregungen und Strategien, die auch vor Corona schon Gültigkeit hatten werden neben der Erläuterung wichtiger Finanzbegriffe einen zentralen Teil dieses Buches ausmachen. Preise für Konsum- oder Investitionsgüter, Edelmetalle, Aktien- oder Währungskurse ändern sich täglich, die Strategien für einen erfolgreichen Vermögensaufbau jedoch nicht. Gerade jetzt allerdings, wahrscheinlich noch am Beginn einer längeren ökonomischen Durststrecke sollten wir uns den Leitspruch der Ferengi zu eigen machen, die in der Galaxis als besonders erfolgreich in ökonomischen Dingen gelten:
„Nichts tun ist keine Alternative“!
Doch Alternativen muss man zunächst kennen, bevor man sich für solche entscheiden kann.Genau hierin liegt die Absicht der nachfolgenden Kapitel: Strategien aufzuzeigen, um Krisen gelassen an sich vorbei ziehen zu lassen. Tagesaktuelle Kurse sind dann zweitrangig, wenn die langfristige Strategie stimmt. Aber für den Fall, dass Sie dieses Buch erst in einigen Monaten oder gar Jahren in die Hand bekommen, hier einige wichtige Daten zum Stichtag 02.04.2020: Ein Euro kostet heute 1,088 US-Dollar, eine Unze Gold (31,1g) 1601,50 US-Dollar. Für eine Aktie von Nestle muss man 100,04 Schweizer Franken investieren, die Aktie von Amazon wird mit 1753 Euro bewertet. Und nach wie vor kostet eine Kiste romulanisches Ale 10 Slips goldgepresstes Latinum. Die Zukunft wird zeigen, was wirklich wertbeständig bleibt! Jedoch nur auf den Euro als Wertanlage zu setzen könnte ein erhebliches Risiko bedeuten, das ein Ferengi nicht einzugehen gewillt wäre.
In einer uralten Sage der Ferengi heißt es, dass Gott, nachdem er das Universum geschaffen hatte, den Kapitalismus als Wirtschaftsform ins Paradies einführte. Alles entwickelte sich prächtig und schon bald gab es Wohlstand, wohin man auch blickte. Dies konnte der Teufel nicht auf sich sitzen lassen und so schuf er den Planeten Ferenginar. Seine Bewohner stattete er mit wenig göttlichen Tugenden aus, nämlich Habgier, Neid und Missgunst. So nahm dann die Geschichte des Universums seinen bekannten Lauf …
Der Autor dieses Buches stammt nun von Ferenginar, einem vom Volk der Ferengi bewohnten Planeten viele Lichtjahre entfernt von unserem Sonnensystem. Mit einem warpfähigen Raumschiff lässt sich Ferenginar in wenigen Tagen von der Erde aus erreichen, ohne eine solche Technologie ist dieser jedoch praktisch unerreichbar. Wissenschaftler oder gar Künstler sind dort nicht hoch angesehen, denn die höchste Tugend eines Ferengi ist die die Maximierung seines Profits. Ethische Aspekte oder gar ein möglicher Kundennutzen sind dabei allerdings hochgradig hinderlich. Ein Ferengi lebt nach einem strengen Ehrenkodex, der das Anhäufen von Vermögen zur obersten Tugend erhebt. Dieser Kodex wurde in den sogenannten Erwerbsregeln schriftlich fixiert, ein Werk, das auf unserem Planeten annäherungsweise vergleichbar wäre mit dem Koran in Saudi-Arabien, der Bibel in Polen oder dem „Buch der Friesen“ in der Heimat von Otto Waalkes. Auf verschlungenen Pfaden kamen diese Erwerbsregeln dann auch auf die Erde und sind jetzt im Internet für jedermann nachlesbar.. Bisher ist ungeklärt, wer dafür verantwortlich war, ich zumindest war bass erstaunt.
Änderungen und Ergänzungen an diesen Regeln darf nur der politische und ökonomische Führer der Ferengi-Allianz vornehmen, der den Titel „Der Große Nagus“ führt. Nun ergab eine Kette unglücklicher Zufälle, dass es den Großen Nagus auf den Planeten Erde verschlug, genauer gesagt in ein Gebiet namens „Mainfranken“ am Ende des 20. Jahrhunderts. Wie es dazu kam und was er dort erlebte, das wird er im Folgenden selbst berichten.
Liebe Leser,
meine Geschichte hat seinen Anfang vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxis auf dem Planeten Ferenginar, das Ende hingegen ist noch vollkommen offen. Denn die Zukunft, das „unentdeckte Land“, ist noch nicht geschrieben, jeder ist seines eigenes Glückes Schmied/in/ Schmiedender, um zumindest hier zu Beginn eine gendergerechte Formulierung zu wählen. Auf Ferenginar haben sich Frauen übrigens nie darüber beschwert, dass die dortige Sprache männerdominiert sei. Das liegt vermutlich darin begründet, dass die dort ansässigen Männer ihnen das Sprechen weitgehend untersagt haben. So gesehen ist Saudi-Arabien im Vergleich zu Ferenginar ein wahres Paradies der Gleichberechtigung, aber das sei hier nur an Rande erwähnt. Auf meinem Heimatplaneten hatte ich die Position des „Großen Nagus“ inne, die Bedeutung dieses Titels ist dort vielleicht vergleichbar mit dem Einfluss, den Uli Hoeneß beim FC Bayern München hat. Allerdings wurde mein Handeln nicht durch dessen strikte Moralvorstellungen begrenzt. Als oberster Ferengi orientierte sich mein Leben wie das aller anderen Bewohner meiner Heimatwelt an den 285 Erwerbsregeln, ein wie ich dachte in der Galaxis einmaliger „Ehrenkodex“. Hier irrte ich mich gewaltig, aber dazu später mehr.
Wie aber kam es jetzt dazu, dass es mich von Ferenginar auf die Erde verschlug?
Nun, dazu muss man wissen, dass es im dem Sektor des Weltraums, wo sich mein Heimatplanet befindet, immer wieder zur Bildung instabiler Einstein-Rosen-Brücken kommt, besser bekannt unter dem Begriff „Wurmlöcher“. Ich war gerade mit meinem Shuttle unterwegs und hatte einige Kisten romulanisches Ale erworben, von dessen Weiterverkauf ich mir einen hohen Profit erwartete, als ich eben in ein solches Wurmloch gezogen wurde. Sämtliche Bemühungen mit voller Schubumkehr zu entkommen waren vergebens. Als ich dann nach einigen kurzen Momenten das Wurmloch wieder verließ, staunte ich nicht schlecht, denn ich befand mich in einem mir völlig unbekannten Sektor des Weltraums und meine Navigationsdaten waren komplett nutzlos. Und, wie das bei einem instabilen Wurmloch so üblich ist, war dieses einige Augenblicke später auch wieder verschwunden. Doch es kam noch schlimmer: Bei diesem ungeplanten Manöver wurde auch mein Warp-Antrieb beschädigt. Sicher ahnen es einige Leser schon, dass die Dilithiumkristalle unbrauchbar wurden. Langsam begann ich zu begreifen, dass eine rasche Rückkehr nach Ferenginar nur dann möglich wäre, wenn ich schnellstmöglich Ersatz finden würde. Diesen Schock musste ich erst einmal verdauen, doch dann sah ich in der Ferne einen wunderschönen blauen Planeten, auf den ich schließlich zuflog. Zum Glück funktionierte meine Tarnvorrichtung noch und auch die Scanner wurden bei meinem Flug durch das Wurmloch nicht beschädigt. Ich begab mich also getarnt auf eine Umlaufbahn dieses Planeten und scannte die Oberfläche nach Dilithium, doch die Suche blieb tagelang erfolglos. Immerhin konnte ich so den Planeten genauer erforschen und die dortige Kommunikation studieren. Die Landmassen wurden von großen Ozeanen umspült, was ihm diese wunderbare blaue Farbe verlieh und die Bewohner dort nannten ihn selbst Erde. Je länger ich diesen Planten umkreiste, desto mehr verliebte ich mich in diesen, obwohl ich dort wohl niemals Dilithiumkristalle finden würde. Allerdings entdeckten die Scanner etwas, was sofort ein Kribbeln in meinen Ohren auslöste: GOLD, denn wo Gold ist, da vermutete ich das noch wesentlich wertvollere Latinum, das Lebenselixier eines jeden Ferengi. Doch die größte Überraschung hielt ich zunächst für eine Fehlfunktion meiner Scanner: In einem Gebiet, das Deutschland genannt wurde, genauer in der Nähe einer Stadt namens Würzburg entdeckte ich DNA, die eindeutig von einem anderen Ferengi stammen musste.
Folgerichtig fasste ich einen kühnen Entschluss: Ich werde in der Nähe von Würzburg landen und der Sache auf den Grund gehen! O.k., vermutlich war dieser Plan angesichts meiner verzweifelten Lage, wie man heute so schön zu sagen pflegt, „alternativlos“.
Die Sternzeit konnte ich nicht mehr ermitteln, aber nach Erdenzeit war es Sommer 1982!
Gut, in dieser Zeitperiode dominierten auch hier skurrile Outfits und Frisuren. Da aber die Karnevalszeit bereits einige Monate vorüber war, würde mein Aussehen höchstwahrscheinlich Argwohn hervorrufen. Ich musste also schnell herausfinden, wie der hier lebende Ferengi unerkannt in Mainfranken untertauchen konnte. So landete ich mein Shuttle eines Nachts getarnt und unerkannt auf dem wenig genutzten Flughafen Giebelstadt in der Nähe von Würzburg und ließ es dort einfach in einem verlassenen Hangar stehen. Später versuchte Ryanair diesen Flughafen als Basis auszubauen, was allerdings am Widerstand der Ureinwohner scheiterte. So blieb mein Raumschiff bis heute unentdeckt. Danach schlich ich mich in der Dunkelheit in den Ort, denn von dort kamen die Lebenszeichen des Ferengi. Ich lokalisierte diese in einem Haus am Rande der Gemeinde, als sich die Türe öffnete und ein älterer Herr mich herein bat mit den Worten: „Hallo, ich habe Sie bereits erwartet“. Dann stellte er sich mir vor als Dr. Reyga, den genialsten Ferengi-Wissenschaftler der letzten Jahrhunderte, der jedoch urplötzlich von dort verschwand und nie mehr gesichtet wurde. Weil seine Grundlagenforschung auf Ferenginar keinen Profit abwarf und daher wenig geschätzt wurde, spezialisierte er sich später mit großem Erfolg auf die Weiterentwicklung der plastischen Chirurgie. Seine Methode zur Vergrößerung der Ohrläppchen war zunächst ein echter Renner, doch zog er damit den Neid des damaligen Großen Nagus auf sich. Dessen Ankündigung, eine neue Erwerbsregel 286 zu erlassen, die da lautete: „Große Ohrläppchen alleine bringen keinen Profit“ war dann auch der Knock-out für seine Praxis. Gefrustet über seine Heimatwelt und die dortige Geringschätzung seiner Arbeit bestieg er sein Shuttle und flog in eines dieser instabilen Wurmlöcher, über die er bereits vor Jahren wissenschaftliche Abhandlungen verfasst hatte. Aber kaum ein Ferengi nahm diese damals zur Kenntnis. So kam auch er in die Nähe der Erde und war fasziniert von diesem blauen Juwel in der Unendlichkeit der Galaxis. Enttäuscht von seiner Behandlung zu Hause fasste er den Entschluss, sich dauerhaft auf der Erde niederzulassen. Nachdem er die Anatomie der Menschheit einige Zeit aus der Umlaufbahn heraus studiert hatte, wandte er seine Erkenntnisse der plastischen Chirurgie an sich selbst an. Danach äußerlich nicht mehr von einem Menschen zu unterscheiden ging er in seinen Transporter und beamte sich auf die Oberfläche. Sein Raumschiff ließ er dann in der Erdatmosphäre verglühen, damit eine Rückkehr nach Ferenginar nicht mehr möglich sei. Damit handelte er ganz in der Tradition der Meuterer auf der Bounty, wie er lächelnd hinzufügte. Das sei vor über 30 Jahren gewesen. An der Universität in Würzburg konnte er dann seine wissenschaftliche Laufbahn fortsetzen ohne die permanenten Anfeindungen der Ferengi-Handelsorganisation. Daher habe er seinen Entschluss auch niemals bereut. Im übrigen sei ich nicht der erste Ferengie, der danach noch auf die Erde kam und ihn um Hilfe bat, hier unerkannt leben zu können. Als Beispiele nannte er Gordon Gekko, der danach als Börsenmakler an der Wall Street Karriere machte und später unter seinem Pseudonym Michael Douglas ein ganz passabler Schauspieler wurde. Oder Josef Ackermann, der im Frankfurter Bankenviertel keinerlei mentale Anpassungsprobleme hatte. Silvio Berlusconi dagegen, der Ferenginar vor allem wegen des miesen Wetters dort den Rücken kehrte, verschwand schnell in die Sonne nach Bella Italia. Dr. Reyga bot mir also an, auch er könne mein Äußeres so verändern, dass ich hier ohne Probleme unerkannt leben könne. Für die Operation verlangte er 45.000 D-Mark, die ich jedoch mit zukünftigen Einnahmen zuzüglich eines „moderaten“ Zinssatzes begleichen könne. Lächelnd verwies er dabei auf Erwerbsregel 49: „Hohes Alter und Gier werden immer Jugend und Talent übertreffen“. Die Kisten romulanisches Ale akzeptierte er als erste Anzahlung. Ich willigte also ein, unterzog mich der Prozedur und einige Tage später konnte ich erstmals vor dem Spiegel das Ergebnis begutachten:
Der Große Nagus, einstmals Vorsitzender der mächtigen Ferengi-Handelsorganisation, hatte sich in einen stattlichen, jungen Mann Anfang 20 verwandelt, dem nun die große, weite Erdenwelt offenstand.
Und so entschied ich mich Giebelstadt und Dr. Reyga zu verlassen und aufzubrechen in diese weite Welt. So kam ich immerhin bis nach Würzburg (laut Routenplaner in Google Maps stolze 17,5 Km). Mein Plan war es, an der dortigen Universität zum Wintersemester 1982/1983 ein Studium zu beginnen und so immatrikulierte ich mich dort unter dem Namen „Freddy Ferengi“, denn „Großer Nagus“ klang mir etwas zu unbescheiden und zumindest damals war Bescheidenheit noch eine Tugend. Einige Zeit später änderte in nochmals meinen Namen und meine Identität, denn ich hatte die Vermutung, dass einige verärgerte Klingonen versuchten, mich auf der Erde ausfindig zu machen, denen ich einst gepanschten Blutwein verkauft hatte. Als Autor dieses Buches verwende ich jedoch wieder meine alte Identität als „Freddy Ferengi“, um meine heutige Tarnung nicht zu gefährden.
Doch zurück zu meinem geplanten Studium in Würzburg: Geisteswissenschaften standen für mein Vorhaben im Widerspruch zu Erwerbsregel 79: „Hüte dich vor der vulkanischen Gier nach Weisheit“, aber von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät erhoffte ich mir eine gewisse Kontinuität zu meinem früheren Leben. Um es vorwegzunehmen, hier wurde ich allerdings als damals noch waschechter Ferengi ein klein wenig enttäuscht. Denn der wirtschaftswissenschaftliche Ansatz, dass alle Beteiligten eine Nutzen aus ihrem ökonomischen Handeln ziehen sollten, also die Schaffung von Win-Win-Situationen, widersprach so ziemlich allem, was auf Ferenginar die reine Lehre war. Nicht umsonst heißt es in Erwerbsregel 20: „Wenn der Kunde schwitzt, dreh die Heizung auf“!
Dennoch fand ich schnell Gefallen am Studentenleben sowie den Wirtschaftswissenschaften. Ich beschloss daher, hier fort zu fahren um mich auf der Erde einzuleben. Viele Semester, Weinfeste und Studentenpartys später bemerkte ich allerdings beunruhigende Veränderungen an mir. Das Prinzip, Profit über Freundschaften zu stellen fand ich allmählich nicht mehr geeignet als roten Faden meiner Existenz. Das lag wohl auch daran, dass ich in dieser Zeit tolle Freundschaften schließen konnte, die jetzt, fast 40 Jahre später immer noch bestehen. Auch das Konzept der Win-Win-Geschäfte fand ich plötzlich nicht mehr völlig unsinnig. Und als ich eines morgens aufwachte und Erwerbsregel 176 anzweifelte: „Geld kann Würde ersetzen“, da war mir klar, dass ich unbedingt ärztlichen Rat einholen musste. Ich suchte daher nochmals Dr. Reyga auf. Seine Diagnose war äußerst beunruhigend: In den letzten neun Semestern hätte ich mich durch den Besuch von Vorlesungen einer Art Gehirnwäsche unterzogen, ein Prozess, der möglicherweise noch therapierbar gewesen wäre. Allerdings gab es vor ein paar Tagen, es war kurz nach dem 26.April 1986, einen nuklearen Unfall im „Reich des Bösen“, wie der damalige US-Präsident die Sowjetunion bezeichnete. Da die DNA der Ferengi sehr empfindlich auf nukleare Strahlung reagiert, sei diese bei nun mir mutiert. Als Folge ist die Gehirnwäsche jetzt nicht mehr therapierbar, sondern endgültig. Zukünftig werde ich also wie ein Mensch denken und leben müssen, was mir allerdings nicht mehr so schwer zu fallen schien. Aber Dr. Reyga erinnerte mich auch daran, dass ich noch 45.000 DM Schulden bei ihm hätte und forderte, in absehbarer Zeit mit der Tilgung zu beginnen. Ich versprach ihm, mir nach meinem Examen eine Job zu suchen um meinen Kreditverpflichtungen nachzukommen. Dann fuhr ich wieder zurück nach Würzburg, traf mich am Abend mit Freunden und trank erst einmal einige Hefeweizen auf diesen Schock. An nächsten Morgen sah die Welt dann schon viel besser aus!
In der Folge dann sammelte ich fleißig meine letzten Scheine die ich benötigte, um mich zur Diplomprüfung anmelden zu können und beendete meine Diplomarbeit. Auch bei den Überlegungen, was ich danach machen könnte, kam ich einen Schritt weiter. In Bayern (gut, auch mir wurde schnell bewusst, dass Mainfranken nichts mit echten Bajuwaren gemein haben) war das Kartenspiel „Schafkopf“ sehr populär. Zumindest damals, als es mangels geeigneter Endgeräte noch nicht möglich war, virtuelle Pokemons zu jagen. Und egal, aus welchen Teil der Galaxis man stammt, mit der Beherrschung dieses Spiels ist eine erfolgreiche Integration in die bayerische Volksgemeinschaft normalerweise kein Problem. Heute würde ich mich als mainfränkischen Europäer bezeichnen, der nicht gewillt ist, den Migrationshintergrund Ferenginars komplett zu leugnen. Ich begann also bereits am Anfang meiner Studentenlaufbahn das Schafkopfspiel zu erlernen und in meist feuchtfröhlichen Runden meine Kenntnisse in der Praxis zu erproben und stetig zu verbessern. Einer meiner Spielkollegen war beruflich Generalagent für eine große Versicherungsgesellschaft. Er fuhr eine dicke Limousine und flog mindestens zweimal im Jahr in die Karibik zum Hochseeangeln. Beiläufig erwähnte er, dass man schon damals mindestens 500 DM pro Tag hinblättern müsse, um ein geeignetes Boot zu chartern. Aber wer einen kapitalen Blue Marlin erwischen will, der darf nun mal nicht an der geeigneten Ausrüstung sparen. Diese Erzählungen weckten wiederum den Ferengi in mir und ich zog in Erwägung, dass die Finanzdienstleistungsbranche meine Zukunft werden könnte. Kurze Zeit später meldete ich mich dann zur Diplomprüfung an, die ich dann auch bestand, wenn auch mit einem eher mittelmäßigen Ergebnis. Also begann ich damit, mich bei diversen Banken und Versicherungsgesellschaften zu bewerben. Ich musste allerdings schnell erkennen, dass mir der Weg in die Glaspaläste deren Direktionen und Hauptverwaltungen versperrt sein würde. Mit nur mittelmäßigem Examen, ohne Auslandserfahrung und eher rudimentären Fremdsprachenkenntnissen bräuchte ich dafür schon schon beste Beziehungen in höhere Kreise. Als auf der Erde gestrandeter Ferengi freilich konnte ich auch diese „Zusatzqualifikation“ nicht bieten. Also nahm ich den Ratschlag an, mich doch für eine Position im Vertrieb zu bewerben. Da damals der Verkauf durch das Internet noch sehr weit in der Ferne lag, bedeutete das eine Aussendiensttätigkeit in Erwägung zu ziehen. Damit änderte sich die Situation schlagartig. Während es bisher nur Absagen hagelte, waren die Entscheider dort, die so schöne Titel trugen wie Vertriebsleiter, Organisationsleiter oder Bezirksdirektor hinter mir her wie der Teufel hinter den armen Seelen. Hätte mir das zu denken geben müssen? Vielleicht ja, aber da ich noch Schulden begleichen musste, blieb mir kaum eine andere Wahl. Es war einfach logisch, wie ein Vulkanier sagen würde. Und der Klingone in mir war noch nicht erwacht. Also unterschrieb ich letztendlich einen Angestelltenvertrag als Vertriebsmitarbeiter eines „Global Players“ im deutschen Versicherungsmarkt.
In der Folge erlernte ich dort das Finanzdienstleistungsgeschäft von der Picke auf und glaube zunächst sogar an die Sinnhaftigkeit meiner Tätigkeit. Dies war, wir schreiben heute das Jahr 2020, vor etwa 30 Jahren. Und tatsächlich gab es damals noch wesentlich weniger sinnfreie Produkte, die man an den Kunden bringen sollte, damit die Statistik der Vertriebsleiter stimmt. In den letzten 30 Jahren hat sich aber enorm viel verändert: Ein Europäischer Binnenmarkt entstand, damit drängten viele neue Mitbewerber auf den deutschen Markt, der Wettbewerb wurde wesentlich härter. Mit Bargeld versorgt sich der Kunde heute am Geldautomaten oder er zahlt bargeldlos. Damit hatte auch der klassische „Bankbeamte“ ausgedient. Heute sind die Mitarbeiter von Banken vor allem Produktverkäufer: Dem Kunden wird verkauft, woran am meisten verdient wird. Filialen werden geschlossen oder zusammengelegt und selbst Geldautomaten werden abmontiert, wenn diese nicht mehr profitabel sind. Der größte Druck jedoch kam von Direktbanken- und Versicherungen. Wer sich im Dschungel der Finanzprodukte auskennt und weiß, was er wirklich braucht, der ist dort gut aufgehoben. Allerdings musste ich feststellen, dass ökonomisches Wissen hier in Deutschland nicht, wie auf Ferenginar allgemein üblich, schon mit der Muttermilch aufgesogen wird oder zumindest als Schulfach gelehrt wird. Die Unkenntnis vieler Bundesbürger beim Thema „Geld“ und „Absicherung“ ist erschreckend. Laut einer Studie eines bedeuteten Marktforschungsinstituts kennen 90 Prozent der Befragten Daniela Katzenberger, aber nur 50 Prozent konnten mit dem Namen Mario Draghi etwas anfangen. Wenn auch Sie jetzt auf dem Schlauch stehen sollten-keine Panik! Im Verlauf dieses Buches werden Sie erfahren, welche bedeutende Rolle Herr Draghi auch für Ihren Geldbeutel spielte und seine Nachfolgerin immer noch spielt und spielen wird. Aber selbst wenn es um des Deutschen liebstes Kind geht, nämlich um seinen fahrbaren Untersatz, gibt es erschreckende Wissenslücken. Ein Diplomingenieur, dem ich vor einiger Zeit den Unterschied zwischen Vollkasko und Teilkasko in der KFZ-Versicherung verdeutlichte, hatte infolge dieses Gesprächs einen echten Aha-Effekt. Bis dahin glaube er, eine Kaskoversicherung mit Selbstbeteiligung sei eine Teilkasko, ohne Selbstbeteiligung eine Vollkaskoversicherung. Was glauben Sie, wie stark dann erst der Wissensstand absinkt, wenn es beispielsweise um die Zulagen der Riester-Rente, Kosten eines Aktienfonds oder die Versteuerung der zukünftigen Altersrente geht? Nun werden Sie sagen, dafür habe ich ja meinen Berater von der Sparkasse, der Volksbank oder der Versicherungsagentur hier im Ort. Und das Beste: diese Beratungen sind auch noch völlig kostenlos! Richtig ist, dass diese „Berater“ Ihnen für ihre Tätigkeit keine Rechnung schreiben, wie das beispielsweise ein Rechtsanwalt oder ein Steuerberater tut. Doch natürlich machen diese Damen und Herren ihre Tätigkeit nicht umsonst. Irgendwie müssen die Luxuskarossen, mit denen nicht wenige zu ihren Kundenterminen vorfahren auch finanziert werden. Die Rechnung der Beratung wird Ihnen dann präsentiert, wenn sie tatsächlich einen Vertrag unterschrieben haben. Leider erkennen Sie das nicht auf den ersten Blick, da die Kosten im Kleingedruckten elegant versteckt werden. Noch vor gut 10 Jahren war es selbst für einen Fachmann nicht leicht, die Kosten vieler Versicherungsverträge oder Anlageprodukte zu erfassen. Diese galten mehr oder weniger als Betriebsgeheimnis. Doch mit dann beschlossenen, neuen europäischen Verbraucherschutzbestimmungen ist dies heute durchaus möglich, wenn man weiß, wo man danach suchen muss. Hier in diesem Buch werden Sie erfahren, an welchen Stellen man fündig wird. Gerade bei kapitalbildenden Versicherungen und „aktiv gemanagten“ Fonds kommt man aus dem Staunen kaum heraus, wie wenig nach Abzug der Kosten wirklich angespart wird. Aber keine Panik, hier werden Sie auch erfahren, welche preisgünstigen Alternativen es gibt. Ich musste also gerade im Laufe der letzten 15 Jahre feststellen, wie immer neue, für den Kunden unvorteilhafte Finanzprodukte entwickelt wurden, die dann auf Teufel komm raus an den Mann oder die Frau gebracht werden müssen (neuerdings auch an „Diverse“). Was wäre eigentlich eine gendergerechte Bezeichnung für „Kunden“?
Irgendwann wollte ich das so nicht mehr mitmachen (meine Ferengi-DNA war wohl endgültig nicht mehr dominant ). Ich fasste daher den Entschluss „besser nichts verkaufen als falsch verkaufen“, ein Motto, das später von einer liberalen politischen Partei in Deutschland auf das Regieren übertragen wurde.
Dennoch habe ich meine Tätigkeit in der Finanzdienstleistungsbranche (zur Zeit schon meine zwölfte Station in etwa 30 Jahren) nicht komplett an den Nagel gehängt, denn als Insider kommt man immer noch an die besten Informationen. Das ist nicht neu, denn auch ein gewisser Günter Wallraff ging für seine investigativen Recherchen bisweilen so vor, wenn auch nicht über einen Zeitraum von 30 Jahren für eine einzige Fallrecherche. Es versteht sich von selbst, dass eine solche Haltung bei den erwähnten „Führungskräften“ zu leichter Nervosität führt, wie folgende Originalmail an mich demonstriert. Lediglich der Name meines Pseudonyms auf der Erde wurde durch meinen ehemaligen Titel auf Ferenginar ersetzt. Auch den Namen des Bezirksleiters habe ich gelöscht. Dieser wäre aber auch austauschbar, denn ich habe unzählige solcher Mails in den letzten 15 Jahren bekommen, allerdings selten in so schlechtem Deutsch mit derart vielen Rechtschreibfehlern:
"Datum: 03.01.2018 21:21 Betreff: fehlende Produktion
Sehr geehrter Großer Nagus,
das erste viertel Jahr Ihrer Tätigkeit bei und ist um. Nach den Schlusszahlen haben Sie im Zeitraum 1.10.2017. -31.12.2017. - 199 Absatzeinheiten produziert. Die Produktion ist stark abweichend zu Ihrer vertraglich vereinbarten Produktion. Ihre vertraglich vereinbarte Produktion ist 750 Absatzeinheiten monatlich. Bitte nehmen Sie zeitnah zu folgenden Punkten Stellung:
1. Wo liegen die Gründe der extrem abweichenden Produktion?
2. Wie stellen Sie sicher die vereinbarte Produktionsgröße konstant zu erfüllen?
3. Wie stellen Sie sicher die fehlende Produktion nachzuarbeiten?
Ich weiße Sie daraufhin das ich Ihre vereinbarten Zahlungen kündigen werde, wenn Sie wiederholt von Ihrer Produktionsgröße abweichen.
Mit freundlichen Grüßen,
Versicherungsfachmann (BWV), Bezirksleiter"
Sie sehen also, dass keine „Führungskraft“ im Vertrieb an einer echten, qualitativ hochwertigen Kundenberatung interessiert ist. Wichtig ist nur die sogenannte „Produktion“. Mit welchen Mitteln diese erreicht wird, ist letztendlich völlig egal. Was also können Sie im Folgenden von dieser Lektüre erwarten?
Klare Antwort - echte, geldwerte Vorteile durch Informationsvorsprünge!
Bereits vor über 10 Jahren kam eine Studie des Hamburger Beratungsunternehmens Evers & Jung zum Ergebnis, dass durch schlechte Finanzberatung den Bundesbürgern jährlich ein Schaden von 20-30 Milliarden Euro entsteht. Diese Studie wurde im übrigen durch das damalige Bundesverbraucherministerium in Auftrag gegeben. Die Meinung des Großen Nagus dazu: Kompletter Bullshit, wie Donald Trump es formulieren würde (der übrigens unverständlicherweise kein Ferengi ist, meine Scans waren da eindeutig).
Denn der Schaden für den Verbraucher entstand nicht etwa durch schlechte Beratung,sondern durch guten Verkauf!
Oder um es einmal so auszudrücken: Sas Geld der Kunden ist ja nicht weg, sondern es wurde nur in andere Taschen umgeleitet. Das System dahinter ist ganz einfach: Fast alle Vermittlerverträge enthalten Zielvereinbarungen. Jeder Abschluss mit einem Kunden wird dann in Vertriebseinheiten oder Produktionspunkte umgerechnet. Stattet man also weitgehend sinnfreie und teure Produkte wie beispielsweise fondsgebundene Rentenversicherungen mit einer besonders hohen Punktebewertung aus, so werden diese natürlich auf Teufel komm raus verkauft. Ein Produktentwickler einen großen deutschen Versicherung brachte es einmal auf den Punkt: „Wenn wir ein Bestseller-Produkt auflegen wollen, muss es nicht sonderlich kundenfreundlich sein. Die Provision muss einfach etwas höher sein, als es beim Wettbewerb der Fall ist. Und schon verkauft sich unser Tarif besser als Tarife der Wettbewerber“. Ich kenne diesen Produktentwickler nicht persönlich, aber sollte er mir über den Weg laufen, würde ich sofort nach Ferengi-DNA scannen. Denn selten wurde eine praxisnahe Umsetzung von Erwerbsregel 53 so gut erklärt: „Verkaufe erst, frag später“! Möglicherweise werden sich jetzt einige Leser fragen: Hohe Provisionen an Verkäufer zu zahlen, sinkt damit nicht der Gewinn für die Finanzinstitute? Nein, denn die Provisionen bezahlt ja der Kunde durch überzogene Kosten und horrende Gebühren. Und ein Teil davon bleibt natürlich auch bei den Produktgebern hängen (also Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften, Bausparkassen oder Zertifikateanbieter). So entsteht durch jeden Verkauf eine klassische Win-Win-Situation. Der Verkäufer und das Finanzinstitut teilen sich den Kuchen, der vom Kunden gebacken wird! Damit Sie einen besseren Eindruck davon bekommen, wie das in der Praxis aussieht, hier ein kurzer Ausschnitt aus einer Tabelle, die erläutert, wie Prämien von Verträgen bzw. Fondsanlagen in Absatzeinheiten umrechnet werden:
• Sach-, Haftpflicht und Unfallversicherungen: 100 Euro Jahresbeitrag ergeben 14 Absatzeinheiten
• Kraftfahrzeugversicherungen: 100 Euro Jahresbeitrag ergeben 2 Absatzeinheiten
• Lebens- und Rentenversicherungen: 10.000 Euro Beitragssumme (Beiträge mal Laufzeit) ergeben 70 Absatzeinheiten
• Krankenversicherungen: 100 Euro Monatsbeitrag ergeben 100 Absatzeinheiten
• Fondsanlagen aus einer vorgegebenen Fondspalette: 10.000 Euro Anlagesumme ergeben 50 Absatzeinheiten
Also, was wäre am effektivsten, die „vereinbarten Produktionziele“ zu erreichen? Klar, man versucht teure Kapitallebensversicherungen oder unnötige Krankenzusatzversicherungen an den Mann/Frau/Diverse zu bringen (Sorry, aber ab hier verzichte ich endgültig auf gendergerechte Formulierungen zum Wohle einer sprachlichen Ästhetik). Also, einem 20- jährigen Berufseinsteiger eine Rentenversicherung mit 100 Euro Monatsbeitrag bis zum Endalter 67 zu verkaufen ergibt 395 Vertriebseinheiten, eine dringend benötigte Privathaftpflichtversicherung für etwa 50 Euro Jahresprämie dagegen nur 7 Einheiten. Rhetorische Frage: Wo wird wohl der Schwerpunkt der „Beratung“ gesetzt? Als Dank gibt es dann meist einen Versicherungsordner, einen Kugelschreiber oder ein Feuerzeug. Nicht umsonst besagt Erwerbssonderregel 299: „Wenn du jemanden ausgebeutet hast, dann lohnt es sich zu bedanken. So ist es leichter, denjenigen nochmals auszubeuten“. Zum Ausbeuten gehören allerdings immer zwei. Der Ausbeuter und derjenige, der sich ausbeuten lässt. Wenn Sie ein Schaf sein wollen, das immer wieder geschoren werden möchte, dann ist diese Lektüre für Sie nicht geeignet. Denn dieses Buch wird Sie in die Lage versetzen, zu einem Wolf zu mutieren, wenn es um den Umgang mit Finanzvertrieben geht. Werden Sie so zu einem „schlechten Kunden“, der selbst profitiert anstatt dem Schäfer immer wieder neue Wolle zu liefern. In den folgenden Kapiteln werden Sie grundsätzliche Einblicke darin bekommen, mit wem genau Sie es bei „Beratungsgesprächen“ zu tun haben, welche Ziele hier verfolgt und welche Methoden dabei angewendet werden. Bestimmt haben auch Sie schon die Erfahrung gemacht, dass während des Verkaufsgesprächs Hochglanzprospekte zum Einsatz kommen, Zeitungsartikel hervorgekramt oder viele bunte Bilder und Diagramme gezeichnet werden. „Visualisieren“ nennt sich diese Technik im Fachjargon: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ !
Dazu der Ratschlag des Großen Nagus : Rüsten auch Sie auf! Packt ihr Gegenüber seine Verkaufsunterlagen aus oder startet eine Powerpoint-Präsentation, dann nutzen Sie dieses Buch als potentielles Nachschlagewerk. Erwerbsregel 190 besagt: „höre alles, glaube nichts! Und glauben müssen Sie auch nichts, denn der Gesetzgeber hat sowohl Banker als auch Versicherungsverkäufer dazu verpflichtet, Ihnen ein Produktinformationsblatt auszuhändigen (bei Fonds: „wesentliche Anlegerinformationen“ oder auch „Basisinformationsblatt“ für Zertifikate). Zu dessen Inhalten später mehr in den alphabetisch geordneten Nachschlagekapiteln. Dort wird dann der Glaube durch Fakten ersetzt, deswegen werden diese wichtigen Informationen meist ohne große Erläuterung sehr gut zwischen den Hochglanzprospekten versteckt. Außerdem muss Ihnen ein Beratungsprotokoll ausgehändigt werden. Hier werden einfach vorformulierte Floskeln angekreuzt und Sie sollen dann dieses Protokoll unterschreiben. So können sich die Verkäufer aus ihrer Beratungshaftung herauswinden. Als Schutz gegen eine Falschberatung ist ein solches Stück Papier allerdings vollkommen wertlos.
Tipp vom Großen Nagus : Die gesetzlichen Bestimmungen sind eindeutig: Sie müssen das Beratungsprotokoll nicht unterschreiben, wohl aber der Verkäufer. Aber warum drehen Sie den Spieß nicht einfach um? Führen Sie das Beratungsprotokoll selbst und lassen sie im Anschluss den „Berater“ unterschreiben. Im Abschnitt „Beratungsprotokoll“ werde ich noch genauer auf die notwendigen Inhalte eingehen. So vermeiden Sie vorformulierte Phrasen („die Entscheidung des Kunden entspricht seinen Zielen und Wünschen sowie der Empfehlung des Beraters“). Ein selbst erstelltes Protokoll dagegen dürfen Sie auch gerne unterschreiben und dem „Berater“ dann auf Wusch auch eine Kopie aushändigen. So, jetzt wird es aber höchste Zeit die launige Vorgeschichte abzuschließen und sich der Praxis zuzuwenden. Banken, Versicherungen, Berater, Verkäufer: Zunächst wollen wir einmal genau beleuchten, mit wem wir es da eigentlich zu tun haben.
Also denn- (ranzige) Butter bei die (stinkenden) Fische, wie es die Nord/LB bei ihren Schiffsfinanzierungen formulierte.
„Die angekündigten Bonuszahlungen bei der Deutschen Bank in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro sind bei Union und SPD auf scharfe Kritik gestoßen“ (Pressemitteilung vom 29. 01.2018).
Berthold Brecht formulierte es einmal so: „Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Ob da was dran ist? Möglicherweise ja, obwohl es keinen Straftatbestand der „Bankengründung“ in Strafgesetzbuch gibt. Ihnen als normalen Kunden hilft aber weder Polemik noch Fatalismus im Umgang mit Ihrer Bank weiter. Bücher, die das „System“ (was immer das auch sein soll) kritisieren, gibt es zuhauf. Themen wie Bankenregulierung oder Deregulierung können sie nicht beeinflussen. Investmentbanking galt lange in den Vorstandsetagen als der Königsweg zur Erreichung von Renditezielen (25 Prozent standen z.B. bei der Deutschen Bank im Raum), aber spätestens nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers hat man gelernt, dass es wie im Spielcasino manchmal auch vorkommen kann, dass auch die Bank nicht immer gewinnt. Dem Führungspersonal bereitete das allerdings keine größeren Schmerzen. Denn das Prinzip, dass sich derjenige, der sich verzockt hat, auch die Verluste tragen muss gilt nur im realen Leben, dessen Gesetze sich die Bankenbranche bisher erfolgreich entziehen konnten. Bankvorstände können also Risiken eingehen, ohne für Verluste in die Haftung genommen zu werden. Dafür sind schließlich die Aktionäre, der Kunde und bevorzugt der Steuerzahler da. Und so erfuhren Zertifikatekäufer recht schmerzhaft, was „Emittentenrisiko“ bedeutet und wo die Einlagensicherung an ihre Grenzen stößt. Der englischen Sprache weniger mächtige Steuerzahler hingegen bemühten Übersetzungsprogramme im Internet und zu ergründen, was „to big to fail“ genau bedeutet. Sinngemäß könnte man sagen: Es wird schweineteuer für Euch! Laut Wikipedia ist eine Bank „ein kaufmännisches Unternehmen, das Bankgeschäfte betreibt“. Die Geschäftspartner der Bank können dabei andere Banken, Firmenkunden, Staaten und Gebietskörperschaften oder auch Privatkunden sein. Das ursprüngliche Kerngeschäft der Banken ist das Verleihen von Geld, nicht die Casinowelt des Investmentbankings, daher auch die Bezeichnung „Kreditinstitut“. Gewinne werden dann durch die sogenannten Zinsmargen erzielt, auch und vor allem durch die Fristentransformation. Hier werden kurz- und mittelfristige Einlagen unter gewissen regulatorischen Auflagen in langfristige Kredite umgewandelt. In normalen Zeiten liegt der Zins für längere Laufzeiten höher als derjenige für kurze Laufzeiten. Es besteht also eine steile Zinsstrukturkurve. Durch die Nullzinspolitik von Mario Draghi, Chef der EZB (Europäische Zentralbank ) bis Ende 2019 wurde allerdings diese Kurve derart plattgedrückt, dass die Zinsmargen dramatisch einbrachen. Das Geschäftsmodell der Banken ist quasi zusammengebrochen. Das mag zwar einige linke Spinner amüsieren, aber im Falle einer neuerlichen Finanzkrise hat die EZB ihr Pulver möglicherweise schon verschossen. Auch die einzelnen Staaten wären völlig überfordert die Lücken zu stopfen, wenn die massenhaft vorhandenen faulen Kredite abgeschrieben werden müssen. Dramatische Anpassungsprozesse würden folgen und können dann nicht mehr mit Zentralbankgeld zugekleistert werden. Das hätte zwar nicht das Ende der Zivilisation zur Folge. Dennoch muss befürchtet werden, dass dann griechische Verhältnisse überall in der EU um sich greifen, nördlich der Alpen zusätzlich noch mit miesem Wetter und meist ohne Meerblick.
Den Banken wird jetzt geraten, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen. Das ist allerdings nicht ganz so einfach, oder sagen Sie einmal zu einem Fischer, dessen Gewässer sie vergiftet haben, er könne ja jetzt an Land Viehzucht betreiben. Eines dieser Geschäftsfelder könnte dann allerdings eine Ausweitung der Provisionserträge sein. Hier verkaufen die Banken Finanzprodukte von Kooperationspartnern (Versicherungen, Bausparverträge, Investmentfonds oder Zertifikate ) und erhalten dafür eine Vermittlungsprovision. Und je geringer die Erträge durch die Zinsmarge, desto aggressiver muss hier verkauft werden. In diesem Buch beschränke ich mich darauf, mit welchen „Produkten“ und „Argumenten“ der Privatkunde gemolken wird, damit für Aktionäre und vor allem die Chefetagen weiterhin Milch und Honig fließen, wobei im Ernstfall auch die Aktionäre durchaus die Arschkarte ziehen werden. Dass die Euter voll sind, zeigt nachfolgende Mitteilung der Bundesbank:
Noch vor einigen Jahren wurden Privatkunden von Geschäftsbanken eher stiefmütterlich behandelt, denn der ganz große Reibach lockte nun mal im Investmentbanking. Doch mit den Schweinereien im großen Stil (ich denke da z.B. an Zinsmanipulationen wie etwa beim LIBOR) ist nicht mehr so viel zu holen, vielleicht, weil ohne Zinsen auch nicht mehr viel manipuliert werden kann. Landesbanken wollten „ganz oben“ mitspielen und verzockten sich unter anderem mit riskanten Schiffsfinanzierungen. Aber die Finanzdienstleistungsaufsicht und auch das Finanzamt schaut mittlerweile den Protagonisten etwas genauer auf die Finger (mit Erfolg?). Zumindest der gigantische Steuerbetrug durch Cum-Cum und Cum-Ex-Geschäfte wurde jahrelang übersehen. Zum anderen setzt sich auch in den Vorstandsetagen langsam die Auffassung durch, dass immer neue Rückstellungen für Prozesse nicht nur das Image, sondern vor auch die Bilanzen verhageln. Und auch strafrechtliche Ermittlungen von Staatsanwaltschaften können leicht dazu führen, dass der Champagner nicht mehr ganz so prickelnd schmeckt. So wurde der Privatkunde wieder attraktiv und dank der „Innovationskraft“ von hochbezahlten Produktentwicklern wurden neue Möglichkeiten gefunden, wo man am effektivsten die Melkmaschine ansetzten kann. Bei sogenannten Derivaten, meist Zertifikaten, aber auch Garantiefonds muss man in der Regel viel Glück und Zeit mitbringen, will man seinen Einsatz wiedersehen. Aber auch die Klassiker wie Publikumsfonds oder auch Bausparverträge bestechen vor allem durch hohe Kosten denn durch eine positive Rendite. Auf Tagesgeld- oder Girokonten drohen sogar Negativzinsen zusätzlich zu Kontoführungsgebühren. Und an den Gebührenschrauben wird immer heftiger gedreht. Hohe Zinsen sind trotzdem weit verbreitet, allerdings nur, wenn sie Ihr Konto überziehen. Davon rate ich allerdings dringend ab, Sie machen sich dadurch nur durch Ihre Bank erpressbar. Kredite, „wie für mich gemacht“? Richtig, aber für die Bank, nicht für den Kreditnehmer! Den größten Bonus, den die Kreditinstitute heute noch immer haben, ist die Trägheit ihrer Kunden. Smartphones und die dazu gehörigen Tarife, Fernseher oder Pauschalreisen werden bis ins kleinste Detail von den Interessenten analysiert. Bankprodukte und deren Gebühren so gut wie nie, warum eigentlich nicht? Möglicherweise gibt es noch Informationsdefizite, aber mit der Lektüre dieses Buches sollten diese ein Stück weit beseitigt werden. Wenn Sie danach Ihrer Bank die kalte Schulter zeigen und nicht jeden ihrer „Ratschläge“ befolgen, wird sich das bestimmt positiv auf Ihrem Konto auswirken. Dieses Konto kann dann auch durchaus bei einer neuen Bank sein, die ohne Kontoführungsgebühren auskommt! Denn auch wenn Sie zur Einschulung von Ihrer Bank ein Sparbuch mit 5 DM Guthaben geschenkt bekommen haben, besteht heute, vielleicht 30 Jahre danach, keinesfalls nicht einmal die moralische Verpflichtung, diesem Institut bis in alle Ewigkeit die Treue zu halten
Beginnen wir einfach mit einer ganz simplen Feststellung: Versicherungen sind gewinnorientierte Unternehmen. Und Gewinne werden dadurch erzielt, dass diese Unternehmen Produkte an ihre Kunden verkaufen, die eine gewisse Profitmarge abwerfen. Soweit ist noch alles in Ordnung. Aber würden Sie sich z.B. eine Pferdekutsche zulegen, auch wenn diese Kutsche die beste wäre, die es jemals zu kaufen gab? Nein, denn Sie besitzen überhaupt keine Pferde? Außerdem haben Sie ein Auto, ein Fahrrad und eine Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr in Ihrer Stadt. Oder Sie sind gar Captain der Enterprise oder eines anderen Raumschiffs der Galaxyklasse? Mit anderen Worten, auch wenn diese Pferdekutsche ein phänomenales Preis-Leistungsverhältnis böte wäre eine Anschaffung völlig sinnlos, weil Sie diese einfach nicht gebrauchen können? Leuchtet ein, werden Sie jetzt mit Sicherheit sagen. Trotzdem werden jeden Tag Versicherungspolicen verkauft, die so unnötig sind wie ein Snowboard auf den Malediven!
Allerdings haben Versicherungen durchaus eine Daseinsberechtigung, die jedoch alleinedarin liegen sollte, existenzbedrohende, unkalkulierbare Risiken zu vertretbaren Prämienabzusichern!
Aber würden Sie für einen Fiat Panda, rot lackiert mit einer roten Schleife den Preis für einen Ferrari abdrücken? Natürlich nicht! Im weiteren Verlauf werde ich Ihnen jedoch beweisen, dass ein solches Verhalten eher die Regel als die Ausnahme ist, speziell wenn es um die private Altersversorgung geht. Aber Sie werden auch erfahren, wie man im übertragenen Sinn ein tolles, kostengünstiges Fahrzeug erwirbt, das exakt zu Ihren Bedürfnissen passt. Die wichtigste Absicherung jedoch, die Ihnen nie von einem Versicherungsvertreter angeboten wird ist keine Versicherungspolice, sondern ein simples Bankprodukt, nämlich Liquidität auf einem Tagesgeldkonto oder einem Sparbuch. Einen Sparstrumpf, den Sie zu Hause verstecken kann ich nur bedingt empfehlen, denn noch gibt es flächendeckend für Privatkunden keine Negativzinsen auf deren Einlagen. Wer sich gelegentlich die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ ansieht, dem ist diese Situation nicht unbekannt: „Wo ist Geld“? („die Täter sprachen mit osteuropäischen Akzent“) ist meist die erste und einzige Frage bei einem Einbruch oder Überfall. „Leider kein Einzelfall“ sagte Eduard Zimmermann immer so treffend (dieses Zitat wird auch im weiteren Verlauf meiner Ausführungen ein ständiger Begleiter werden!). Und ich versichere Ihnen, eine Hausratversicherung hilft in diesen Fällen nur sehr bedingt weiter, wenn die Täter mit Ihrem Bargeld erst einmal verschwunden sind. Allerdings könnten Sie gezwungen werden, doch etwas mehr Bargeld zu Hause zu deponieren, nämlich dann, wenn erhebliche Negativzinsen auch für Kleinsparer üblich werden sollten. Bitte posten Sie dann aber nicht auf Facebook: „Ich traue den Banken nicht mehr über den Weg, daher verstecke ich meine Ersparnisse jetzt unter meiner Matratze“. Der Vorrat an goldgepresstem Latinum in meinem Raumschiff lagert übrigens in einem Safe aus einer besonders widerstandsfähigen Titanlegierung, der fest am Schiff verankert ist. Zugang erlangt man nur durch einen 10-stelligen Nummerncode. Der Safe selbst ist verborgen hinter einen 50-Gigawatt Kraftfeld, das nur durch einen Retina-Scan deaktiviert werden kann. Aus Sicherheitsgründen verrate ich hier nicht, wie das Schiff selbst gegen Diebstahl gesichert ist für den Fall, dass es doch zufällig am Flughafen Giebelstadt entdeckt wird.
Doch zurück zum Thema: Wie hoch sollte jetzt diese Liquiditätsreserve, umgangssprachlich „Notgroschen“ bemessen werden? Als „Lehrmeinung“ hört man immer etwas von drei Netto-Monatsgehältern. Das halte ich für einen guten Richtwert, allerdings auch für einen absoluten Mindestwert. Klassische Ereignisse, die zum Angreifen des Notgroschen zwingen, wären etwa eine größere Autoreparatur, eine kaputte Waschmaschine oder ein defekter Fernseher. Ich würde aber dazu raten, diesen Mindestwert zu verdoppeln. Denn dann können Sie sich einen Großteil Ihrer Versicherungspolicen sparen, die angeblich so sinnvoll sind. Reisegepäck, Handy oder Laptop zu versichern ist nicht notwendig, wenn ein ausreichender Notgroschen vorhanden ist. Aber auch praktisch alle Krankenzusatzversicherungen können Sie sich sparen. Eine neue Brille oder eine Zahnreinigung sollten Sie auch von Ihrem laufenden Einkommen bezahlen können, wenn nicht, dann können Sie sich auch die Versicherung dafür nicht leisten. Auch mit Tarifen zu Zahnersatz oder Einbettzimmer im Krankenhaus werden Sie so gut wie nie eine positive Rendite erzielen. Allerdings haben Sie Recht, Zahnersatz kann teuer werden. Zahlen Sie jedoch die ersparten Versicherungsbeiträge auf Ihr Notgroschenkonto ein, haben Sie recht schnell die Zuzahlung für eine Krone oder ein Implantat zusammen. Und bleibt Ihnen ein teuer Zahnarzttermin erspart, dann füllt sich Ihr Konto und nicht die Kasse des Versicherers. Denn Versicherungen handeln nach Erwerbsregel 25: „Angst ist ein guter Geschäftspartner“. Mit sechs Netto-Monatsgehältern auf Ihrem Rücklagenkonto jedoch sollte Ihre Angst vor völlig überschätzten Risiken weitgehend verschwinden. Im Film „Wall Street“ drückt es Gordon Gekko so aus: "Nur mit Liquidität ist man fähig anderen ans Bein zu pinkeln“. Machen Sie das bei ihrem Versicherungsverkäufer allerdings bitte nur im übertragenen Sinn. Bei diesem erweiterten Notgroschen ist es auch nicht notwendig, komplett auf Tagesgeld, Sparbuch oder ein Matratzenversteck zu setzen. Für die zweite Hälfte Ihrer Rücklage könnten Sie auch Anlagen aussuchen, die eine etwas höhere Rendite erwarten lassen, nur schnell zu Geld müssen diese gemacht werden können. Dabei ist darauf zu achten, dass hohe Kosten die erwartete Zusatzrendite gegenüber einem Tagesgeldkonto nicht auffressen. Im späteren Verlauf des Buches werden Sie erfahren, wo hier die größten Fehlerquellen lauern und wie man diese elegant umschiffen kann. Abschließend erlaubt sich der Große Nagus noch diese Anmerkung: Der Notgroschen sollte auch wirklich nur in Notsituationen angezapft werden. Nicht dazu gehören beispielsweise ein Wellness-Wochenende oder ein neuer Fernseher, obwohl der alte noch voll funktionsfähig ist, nur nicht den allerneusten Stand der Technik repräsentiert. Solche Anschaffungen können Sie mit den Mitteln finanzieren, die Sie zusätzlich zur Ihrer Liquiditätsrücklage ansparen. Und eine letzte Bemerkung sei mir erlaubt: Am leichtesten lässt sich eine Rücklage ansparen, wenn nicht gleichzeitig noch Konsumentenkredite bedient werden müssen. Am besten fangen Sie erst gar nicht damit an, Konsumausgaben auf Kredit zu finanzieren.