Wind in den Kiefern - Gerhardt Staufenbiel - E-Book

Wind in den Kiefern E-Book

Gerhardt Staufenbiel

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Beschreibung

Haiku und Haibun im japanischen Stil. Eine Einheit von Kurzgedichten im japanischen Haiku-Stil und kurzen Texten. Eine neue Form von poetischer Literatur auf uralter Basis.

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Wind in den Kiefern

Von Gerhardt Staufenbiel

Buchbeschreibung:

Die Haiku-Dichtung hat als Samen das menschliche Herz. Ihr entsprießen unzählige Blütenblätter aus Wörtern.

Viele Dinge ergreifen das Herz der Menschen in diesem Leben. Sie versuchen dann, ihre Gefühle durch Bilder auszudrücken, die sie dem entnehmen, was sie unmittelbar sehen und hören.

Kokin Wakashu aus dem Jahr 920

Über den Autor:

Der Autor verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung im Zen und den Zenkünsten wie Teezeremonie, Shakuhachi oder Haiku Dichtung. Er lebt zurückgezogen in der Fränkischen Schweiz in einem Haus am Waldrand mitten in der Natur und unterrichtet in einem eignen Dōjō, am Benediktushof, in Kärnten und anderen Orten, z. B. in dem kleinen Dorf Lachania in Griechenland.

www.teeweg.de     www.myoshinan.com

Wind in den Kiefern

Haiku und Haibun – Zenkunst der Achtsamkeit

Von Gerhardt Staufenbiel

Myōshinan Chadōjō

978-3-7469-8104-8 (Paperback)

978-3-7469-8105-5 (Hardcover)

978-3-7469-8106-2 (e-Book)

1. Auflage, 2018

© Gerhardt Staufenbiel – alle Rechte Vorbehalten.

Verlag und Druck:

tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

Inhaltsverzeichnis

Haiku und Zen

Der Teil und das Ganze - Isshin

Haikai - Zusammenkünfte für Haiku

Haibun - Kigo - Kopfkissenlieder

Viereinhalb Matten

Meditation am Sommerabend

Wind in den Kiefern

Bashō und der Frosch

Der alte Teich

Rakushisha - Fallende Persimonen

Respektloser Frosch

Griechenland

Lachania

Shakuhachi

Buddha in Lachania

Liebender Streit

Agios Thomas

Panagia - die Allheilige

Hermes und Kalypso

Mesanagros

Monolithos

Die Wiederholung

Benediktushof

Nepomuk aus Stein

Ankunft in der Stille

Feuerreiter

Der verschleierte Mond

Menschenfreundliches Mondlicht

Im Garten der Stille

Im Zengarten

Die Klosterkirche

Die Natur

Kisetsu - Zeiten des Jahres

Frühling

Sommer

Herbst

Winter

Anmerkungen

Vorbemerkung

Haiku und Zen

Nein, ein Haiku ist keine Kreuzung von Fisch und Rindvieh und auch keine japanische Kuh, die statt ‚MU - Nicht‘ immer nur ‚HAI - Ja‘ ruft. Es ist eine japanische Versform, die versucht, den gegenwärtigen Augenblick in knappen, ungereimten 5-7-5 Silben1 festzuhalten und poetisch zu gestalten.

Günter Wohlfart, der als ganz gewöhnlicher Philosophieprofessor gelehrt, sich dann aber immer mehr der ostasiatischen Weisheit zugewendet hat, nennt sein Büchlein über Haiku:2

»Zen und Haiku: Mu in der Kunst Haikühe zu hüten nebst anderen Texten für Nichts und wieder Nichts.«

Also ist das Verfassen von Haiku1 eine Zenkunst wie der Teeweg oder die Zen-Shakuhachi, zwei Künste, die ich viele Jahren übe und praktiziere?

Beim Shakuhachi Spiel, dem Spiel mit der Bambusflöte, gehen die Meinungen in Japan ein klein wenig auseinander. Es gibt die Meinung, das Shakuhachi Spiel sei ursprünglich von Zen Mönchen praktiziert worden und darum ganz klar eine Praxis des Zen. Aber es gibt in Japan nur noch einen einzigen Zenpriester, der in einer über dreihundertjährigen Überlieferungslinie das Spiel der Zen-Shakuhachi in seinem Tempel unterrichtet. Ich selbst spiele in dieser Tradition. Wir nennen unser Instrument auch nicht Shakuhachi, sondern Hō-chiku „Buddha Gesetz Bambus“ oder „Dharma Bambus“. In unserer Tradition heißt es: ‚Ichi On - Busshin‘ ‚Ein Ton - Buddhaherz‘. Wir spielen keine Melodie, sondern immer nur: JETZT DIESEN TON. Das Spiel soll fließen wie Wasser und Wolken, die unbekümmert ihre Wege ziehen. Immer im Jetzt.

Die andere Meinung, vertreten von Spielern der Kinko Linie, in deren Tradition die meisten Shakuhachi Spieler heute stehen: »Wer meint, das Shakuhachi Spiel habe in irgendeiner Weise mit Zen zu tun, der ist naiv oder dumm!« Tatsächlich ist für die meisten Japaner das Spiel dieses Instrumentes keine Zen - Übung, sondern einfach nur Musik. Aber vielleicht kommt es nicht auf die tatsächliche Anzahl der Spieler in der jeweiligen Richtung an, sondern auf den Geist, in dem man das Instrument spielt. Es KANN eine Zen-Übung sein oder auch einfach nur Musik.

Genauso verhält es sich mit dem Teeweg. Ursprünglich galt das Wort: »Cha Zen - ichi mi« »Tee und Zen: Ein Geschmack.« Wir waren auf Einladung chinesischer Zen-Mönche in Südchina. Dort haben wir an einer Konferenz teilgenommen, bei der es genau um diesen Spruch ging. In der wissenschaftlichen Diskussion auf der Tagung ging es lediglich darum, welcher der frühen Zenmeister Chinas diesen Spruch geprägt hatte. Niemand bezweifelte, dass Tee und Zen eins sind. Aber in Japan hört man in den etablierten Schulen des Teeweges: »Tee ist Tee und Zen ist Zen!« Mit anderen Worten: Wer meint, dass der Teeweg irgendetwas mit Zen zu tun hat, ist entweder dumm oder naiv. Der Teeweg ist für die meisten Japaner zu einer Unterhaltung oder einer Art von Gesellschaftsspiel geworden. Man trifft sich, trägt traditionelle Kimono, plaudert ein wenig und trinkt Tee. Aber das hat nur noch wenig gemein mit dem Zengeist, in dem die früheren Meister, allen voran Sen no Rikyū1 den Teeweg geübt haben. Vielleicht müssen wir wieder zurückkehren in die Ursprünge der Teekunst um wieder zu lernen, dass Tee und Zen eins sind.

Ähnlich verhält es sich mit der Kunst, Haiku zu schreiben. Die Mehrheit der vielen tausende Mitglieder der zahlreichen Haiku - Vereinigungen in Japan würde wohl sagen: „Haiku schreiben ist eine Form von Literatur oder Poesie. Es hat überhaupt nichts mit Zen zu tun!“ Sicher wäre der wohl berühmteste Haiku-Dichter Japans Matsuō Bashō2 da ganz anderer Meinung. Er hatte sich intensiv im Zen geübt. Danach änderte sich die Form seiner Haiku. Er gab dieser Kunst einen tieferen Inhalt, der bis heute nachwirkt. Haiku ist die Kunst der Wahrnehmung des konkreten Augenblickes und der Bewahrung in gestalteter Form. Es ist Zen der Achtsamkeit.

Denn nicht nur das stille, unbewegliche Sitzen auf dem Sitzkissen ist Zen. Zenmeister Dōgen Zenji spricht zwar davon, dass nur das Sitzen allein die Übung des Zen sei, aber im rechten Geist geübt, ist jede alltägliche Handlung „Sitzen“.

Ein Mönch fragte einmal den alten chinesische Zenmeister Jōshū 1, was das Selbst sei. Er antwortete mit einer Gegenfrage: „Hast du deinen Reisbrei schon gegessen? Dann wasch deine Schale!“ Das Waschen der Schale soll Zen sein? Ja, aber nicht jedes Waschen von Ess-Schalen ist Zen. Es kommt auf die Einstellung dazu an. Als Meister Jōshū noch Schüler bei Nansen war, fragte er ihn einmal danach, was der WEG sei. Nansen antwortete: „Der alltägliche Geist - das ist der WEG!“2

Der alltägliche Geist - Hei Jo Shin - kann der Geist sein, der stets gleichbleibend gelassen ruhig ist. Aber auch das ganz Gewöhnliche, Alltägliche kann damit bezeichnet werden. Das Waschen der Reisschale ist das ganz Alltägliche, Gewöhnliche. Aber mit ruhigem Geist und stillem Herzen ausgeübt, ist es Zen.

So kann auch das Gestalten von Haiku eine Übung sein, das Alltägliche, genau in diesem Augenblick Anwesende wahrzunehmen und bewusst zu gestalten.

Der Zen wurde einst von Buddha wortlos übertragen, als er auf dem Geierberg vor einer riesigen Versammlung predigte. Zenmeister Dōgen Zenji erzählt die Geschichte von der Weitergabe in seinem Werk Shōbōgenzō, der ‚Schatzkammer des wahren Dharma Auges‘ im Kapitel Udonge:

»Vor einer Versammlung von tausenden Anwesenden auf dem Geiergipfel hielt der Tathagata (der weltgeehrte Buddha) eine Udumbara-Blüte empor, drehte sie wortlos in seinen Fingern und machte mit seinen Augen ein Zeichen. In diesem Augenblick erschien ein Lächeln auf Mahakasyapas Gesicht und der Weltgeehrte sprach:»Ich habe die ‚Schatzkammer des wahren Dharma-Auges‘ Auges‘(Shōbōgenzō) und den wunderbaren Geist des Nirvana. Ich übertrage sie an Mahakasyapa.«

Udonge ist die japanische Bezeichnung für die Udumbara Blüte. Sie blüht nach der indischen Legende nur alle dreitausend Jahre einmal. Sie erblüht genau in dem Augenblick, als der ‚Weltgeehrte‘ sie emporhält. Aber warum sieht nur Mahakasyapa als Einziger die Blüte, alle anderen bleiben blind?“

Die Blüte, die der Weltgeehrte drehend emporhält, ist eine ganz besondere Blüte. Es ist die Blüte einer kleinen indischen Feige, die sehr häufig vorkommt, die aber scheinbar niemals blüht. Lediglich die kleinen Feigen wachsen dicht an dicht direkt an den Zweigen. Eine Verwandte dieser Feige steht sogar als Staubfänger in vielen deutschen Wohnzimmern - der Ficus Benjamini, die Birkenfeige.

Tatsächlich haben die Feigen eine botanische Besonderheit. Ihre weiblichen Blüten, die später die Frucht bilden, erscheinen nicht außen, für alle sichtbar, sondern im Inneren einer unscheinbaren Hülle, die schon wie die spätere Feige aussieht. Im Inneren dieser Hülle blüht nicht nur eine Blüte, sondern ganz viele, dicht an dicht. Eine besondere Wespenart schlüpft durch ein winziges Loch in der scheinbaren Frucht und bestäubt die Blüten. Dann schließt sich die kleine Öffnung, die Wespe ist gefangen und wird von der werdenden Frucht verdaut. Die Blüte der Udonge - Udumbara blüht unsichtbar für die ‚normalen‘ Augen im Inneren der scheinbaren Frucht. Dogen sagt, dass wir unsere normalen Augen verlieren müssen, damit sich das Dharma Auge öffnen kann. Dann sehen wir nicht die Außenhülle, sondern das verborgenen Innere. Die Udumbara blüht nur deshalb so selten, weil niemand einen Blick für das Verborgene, Innere hat. Sie ist überhaupt nichts Besonderes, sondern derart gewöhnlich, dass niemand sie sieht.

Es gibt auch andere, mehr mystisch esoterische Deutungen der Blüte, aber Dōgen deutet die Blüte aus dem Zengeist, nicht als esoterisches oder mystisches Ereignis.1

Wir laufen meistens durch die Welt und sehen die gewohnten, damit scheinbar gewöhnlichen Dinge überhaupt nicht. Einmal wurde eine meiner Schülerinnen auf der U-Bahn Treppe von einem jungen Mann umgerannt, der mit seinem Smartphone spielte. Er nahm die Umgebung überhaupt nicht wahr. Er bemerkt nicht einmal, dass meine Schülerin nach dem Rempler stürzte, die Treppe herunterfiel und mit verletztem Knöchel liegen blieb. Er war überhaupt nicht in der Welt der zehntausend Dinge, sondern vollkommen gefangen in seinem Smartphone.

Einmal hatte ich in meinem Bildungszentrum, das ich damals leitete, eine hässliche alte Drahtglastür ausgewechselt. Ein Kunstkurs hatte in mühsamer Arbeit ein Bleiglasfenster gestaltet. Da waren Menschen abgebildet, die auf ein buntes Zentrum zuströmten. Stolz stand ich im Gang vor der Tür, als eine Gruppe von Senioren schwatzend hereinkam. „Wie gefällt euch die Tür?“, fragte ich stolz. „Welche Tür?“ „Die Tür, durch die ihr gerade eben hereingekommen seid!“ „Wieso, was ist damit? Die war doch schon immer da?!“ Sie hatten wohl noch niemals zuvor bemerkt, wie hässlich die alte Tür gewesen war, wie strahlend schön sie nun leuchtete. Es war halt einfach eine Tür, durch die man hineingeht. Mehr nicht! Ja, schon, aber sie hatten die Blüte nicht gesehen, sondern einfach nur eine gewöhnliche Tür!

Weil es so ist, dass wir die Dinge unmittelbar vor unseren Augen nicht wahrnehmen, weil wir in unseren Gedanken, Konzepten und Träumen leben, erblüht die Udumbara Blume, obwohl sie allgegenwärtig ist, scheinbar nur alle dreitausend Jahre. Dann nämlich wenn jemand sein wahres Dharmaauge öffnet und die Dinge wahr-nimmt wie sie sind.

Darum sagt Dōgen, dass das Drehen der Udumbara Blüte nichts anderes ist, als die Berge, die Flüsse, die Bäume, die Blumen, die Sonne, der Mond, die Sterne und der weite Himmel. Es ist nichts anderes, als ganz einfach die zehntausend Dinge, die gesamte Wirklichkeit, die uns umgeben.

Wahr-nehmen heißt nicht, einfach nur sehen aber gedankenlos nicht wirklich bemerken. Wahr-nehmen heißt, etwas zulassen, inständig in sein Herz einlassen es inniglich bewahren. Dann plötzlich blüht nicht nur die Welt auf, sondern auch unser Herz. Dann erblüht Buddhas Blume.

Einmal fragte ein Mönch Zenmeister Jōshū nach dem Sinn des Kommens des Patriachen Bodhidharma nach China. Statt mit einem theoretischen Vortrag zu beginnen, antwortete Jōshū nur: „Zypresse im Garten!“ „Meister, zeige nicht mit Hilfe eines äußeren Dinges!“ „Ich zeige nicht mit Hilfe eines Dinges!“ Der Mönch verstand nicht. Er fragte erneut: „Was ist der Sinn des Kommens des Patriarchen Bodhidharma nach China?“ Jōshū antwortete: „Zypresse im Garten!“

Er hätte auch sagen können: „Verneble nicht dein Herz und deinen Geist mit theoretischen Fragen. Schau dort im Garten die Zypresse. Sie steht direkt vor deinen Augen, aber du siehst sie überhaupt nicht! Wenn du sie wirklich mit dem ganzen Herzen und dem wahren Dharma Auge wahr-nimmst, bist du Buddha. Dann brauchst du keinen Bodhidharma mehr!“

Würden wir - Meister Jōshū kopierend - ebenfalls mit ‚Zypresse im Garten‘ antworten, obwohl da weder Garten noch Zypresse sind, hätten wir den Geist Buddhas verloren! Die Antwort könnte vielleicht sein: »Frosch in der Kloschüssel« 1

Ein anderer Mönch fragte Jōshū: „Wer ist mein Meister?“ Jōshū erwiderte: „Die Wolken ziehen zwischen den Bergen dahin. Das Wasser fällt im Tal nieder und tönt.“

Der Mönch: „Danach habe ich nicht gefragt!“

Jōshū sagte: „Das ist dein Meister. Du erkennst ihn nur nicht.“

Die Natur, so wie wir sie mit unseren eigenen Augen sehen und den eigenen Ohren hören, ist unser Lehrer, wenn wir sie nur wahr-nehmen würden!

In der alten chinesischen Zen-Geschichte vom Ochs und seinem Hirten1 rennt zu Beginn ein kleiner Hirte verloren durch Gestrüpp und Sumpf und sucht seinen Ochsen. Sein Ochse ist sein Selbst, das er verloren hat. Wenn wir das erste Mal wach werden, bemerken wir, dass etwas fehlt und wir suchen unser Selbst. Wach werden heißt, sich bewusst dem Fehl stellen, der uns prägt. Im Alltäglichen stellen wir uns diesem Fehl nicht, sondern laufen davon. Je stärker der Fehl wird, desto schneller rennen wir. In der Geschichte bemerkt der Hirte überhaupt nicht, dass er immer im Kreis herum rennt, denn er ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er nichts anderes wahrnimmt als den Fehl. Allmählich steigt er immer höher in die reine Luft der Berge. Schließlich findet er seinen Ochsen. Aber erstaunt stellt er fest, dass er ihn überhaupt nicht benötigt. Aber nun nimmt er die Dinge wahr, so wie sie sind:

„Grenzenlos fließt der Fluss, wie er fließt, rot blüht die Blume, wie sie blüht.“

Alle Dinge sind, wie sie sind. Das ist das Drehen der Blume.

Der Teil und das Ganze - Isshin

Ein Haiku beschreibt die Wirklichkeit, so wie sie genau in diesem Augenblick der Wahrnehmung ist. Damit ist ein Haiku immer nur ein winziger Ausschnitt aus der gesamten Wirklichkeit, noch dazu in einem ganz konkreten, winzigen Augenblick. Verlieren wir uns dann nicht in unbedeutende Nebensächlichkeiten, die noch dazu völlig »subjektiv« zu sein scheinen? Werden wir dadurch zerstreut in tausend Scherben wie ein Kaleidoskop? Zenmeister Dogen sagt:

Auch wenn man mit Leib und Herz1 gesammelt Farben anschaut, Leib und Herz gesammelt Töne vernimmt, ist es nicht, so nahe man sie auch erfasst, wie ein Spiegel das Spiegelbild aufnimmt, nicht so, wie der Mond im Wasser. Während die eine Seite sich erweist, bleibt die andere dunkel.