Wir sehen uns in der Hölle - Bad Boy Uli (Ulrich Detrois) - E-Book

Wir sehen uns in der Hölle E-Book

Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)

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Beschreibung

Er war ein führendes Mitglied der gefährlichsten Rockerbande der Welt. Jetzt packt er aus. Bad Boy Uli verrät die großen Geschäftsmodelle der Hells Angels: Schutzgelderpressung, Drogenhandel, Prostitution. Und er räumt auf mit dem Mythos des friedlichen Easy Rider: Gewalt ist für viele Hells Angels immer die beste Lösung. Während seiner Zeit bei den »Engeln« hat Bad Boy Uli viel erlebt – und überlebt. Er wird immer noch von seinen ehemaligen Brüdern gejagt.

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Ulrich Detrois

WIR SEHEN UNS IN DER HÖLLE

Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel

Econ

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden

Econ ist ein Verlagder Ullstein Buchverlage GmbH

ISBN: 978-3-8437-0390-1© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2012Satz und eBook: Pinkuin Satz und Datentechnik, BerlinAlle Rechte vorbehalten

INHALT

Vorbemerkung

Vorwort

Mein Höllenritt

Geheime Treffen

Was in Höllenritt geschah

Fragen über Fragen

Der Club

Verlogenes Schauspiel

Geheimniskrämerei

Die Lüge vom Easy Rider

Hells Angels versus Realität

Der Club und die Frauen

Höllisch starke Zeichen

Die Kutte

Die Tattoos

Die Bikes

Fette Reifen

Ab auf die Fresse

Affenarme hoch!

Schneller, weiter, teurer

Wettlauf der Eitelkeiten

Der Motor heißt Money

Hells Angels Inc.

Kasse machen mit Fanartikeln

Film ab!

Zahltag

Girls, girls, girls

Luden-Leben

Koks, Kanonen und Co.

Revier abstecken

Clubauflösung auf die harte Tour

Special Deals

Schnelle Eingreiftruppe

Teure Anwälte für Höllenengel

Herzenswünsche der Höllenengel

Wahre Höllenengel

Sonny Barger und ich

Die totale Blamage

Maulkorb

Rocker around the World

Der Prinz von Linz

Die braven Schweizer

Schweizer Delikatessen

Feuer im Land der Froschfresser

Golfen in Prag

Höllentrip zum Bulldog-Bash

Back to the roots in Matlock

Ritterspiele in Spanien

Abschied in Holland

Unter Beschuss in Rio

Die ewigen Rivalen

Friede, Freude, Eierkuchen

Erbitterte Feinde

Rockerkrieg in Skandinavien

Mafia & Co.

Aryan Brotherhood

Red Devils reloaded

Die Konkurrenz schläft nicht

Ich hab’s euch doch gesagt!

Der Staat schaut zu

Hannoveraner Strippenzieher?

Brennpunkt Berlin

Tatenlose Innenminister

Begegnung der grünen Art

Goodbye, Helsinki!

Korrupte Beamte

Nach dem Höllenritt

Neues in Sachen Mordauftrag

Fadenscheinige Beschlagnahme

Abgeschnittene Köpfe – Teil 2

Heiße Verfolgungsjagden

Ich über die Hells Angels

Die Hells Angels über mich

Ein Buch und seine Folgen

Neues aus der Gerüchteküche

Ich bin noch lange nicht weg

Glossar

Bildnachweis

Anhang

World- und Euro-Runs

Hells-Angels-Charter

Ein persönliches Anliegen

VORBEMERKUNG

Um die Persönlichkeitsrechte einiger Akteure zu wahren, wurden Namen, Orte und Personenbeschreibungen verfremdet. Alle in diesem Buch dargestellten Ereignisse, Szenen und Dialoge haben sich aber wie beschrieben so oder in sehr ähnlicher Weise abgespielt.

Der Text gibt die Sichtweise des Autors wieder, nicht die des Verlags. Die beschriebene Gewalt billigen wir nicht. Doch als Verlag halten wir es für sinnvoll und wichtig, einen authentischen Einblick in die Szene der deutschen Hells Angels zu geben. Darum geht es in diesem Buch.

Der Econ Verlag

VORWORT

Mein Name ist Bad Boy Uli und ich war ein Hells Angel.

Ich habe mich in meiner Zeit bei den Hells Angels immer loyal meinem Club gegenüber verhalten. Ich stand zu hundert Prozent hinter dessen Idealen. Der Club kam immer an erster Stelle, dann meine Brüder und dann erst ich.

Leute, die ich früher meine Brüder nannte, wollen mich heute ermorden.

Diejenigen unter euch, die Höllenritt, mein erstes Buch über meine Lebensgeschichte und meine Zeit bei den Hells Angels, kennen, haben viele Geschichten voller Gewalt, Drogen, Kriminalität und Lügen gelesen. Wir sehen uns in der Hölle wird euch noch mehr die Augen öffnen und euch hoffentlich bewusst machen, welch gefährliche Bande diese angeblich harmlosen Rocker in Wirklichkeit sind.

Nach außen propagieren sie seit Jahrzehnten den Mythos vom Easy Rider, die pure Biker-Romantik, die jeder kennt. Den haben die Hells Angels in ihren Anfangsjahren in den USA wirklich gelebt – das muss man ihnen lassen. Aber das ist schon fast nicht mehr wahr, denn seit der Gründung am 17. März 1948 ist viel geschehen.

Die aalglatte PR-Fassade der Hells Angels bekommt schon seit längerer Zeit Risse – nach und nach bröckelt immer mehr ab, und das hässliche Gesicht darunter kommt zum Vorschein. Was in dieser Welt zählt, ist das Big Business, das große Geld. Und das scheffelt man eben nicht in der Freizeit beim gemütlichen Moppedfahren mit Gleichgesinnten, sondern mit lukrativen Geschäften. Viele Hells-Angels-Member weltweit betreiben Drogen-, Waffen- oder Menschenhandel. Andere beuten Prostituierte aus, wieder andere profitieren von Schutzgelderpressung und anderen illegalen Machenschaften. Nicht wenige gehen dabei buchstäblich über Leichen.

Und wie bei jedem erfolgreichen Unternehmen, das Geld abwirft, kommt irgendwann der Wunsch nach Expansion. Die Hells Angels haben es geschafft, sich über den ganzen Globus zu verbreiten. Gegen Konkurrenten und Feinde gehen sie mit größter Brutalität und ohne Skrupel vor – und darin liegt vor allem die Gefahr für die Bevölkerung, wenn sie ins Kreuzfeuer solcher gewaltsamer Auseinandersetzungen gerät.

Wer so stark expandiert, braucht Regeln. Bei den Hells Angels sind das die World-Rules, die ich in Höllenritt erstmals veröffentlicht habe. Bis dahin hatte sie kein Clubfremder, kein Außenstehender zu Gesicht bekommen, denn die Biker hüten das Regelwerk wie ihren Augapfel. Auch ich habe das früher getan und wie ein Dobermann aufgepasst, dass die Dokumente immer in meinem Besitz bleiben. Die Veröffentlichung der World-Rules ist eine Todsünde im Club – aber was soll’s?! Auf meinen Kopf ist schon genug Geld ausgesetzt.

Die Hells Angels werden ohnehin bis zu ihrem letzten Atemzug versuchen, den Mordauftrag, der gegen mich besteht, erfolgreich in die Tat umzusetzen. Mit Glück und Geschick habe ich bisher überlebt. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Meinen Nachruf habe ich vorsorglich schon einmal geschrieben – aber lasst euch davon nicht irritieren. Ich bin ziemlich tough drauf, so schnell kann mir keiner was. Und ich werde euch weiterhin über mein Leben bei und mit den Hells Angels berichten. Das werde ich bis zu meinem letzten Atemzug tun.

Als hochrangiges Mitglied im Club habe ich viel erlebt und viel erfahren – und selbst an der Stellschraube der Gewalt und des Terrors gedreht. Glaubt mir also: Ich weiß, wovon ich rede. Viele Dinge beurteile ich heute anders als in meiner Zeit bei den Hells Angels und habe mich aus verschiedenen Gründen dafür entschieden, mein Wissen über die Bikerszene mit euch zu teilen.

Eigentlich bin ich ganz froh, nicht mehr Mitglied bei den Hells Angels zu sein; mit ihrer Intrige haben meine Ex-Brüder mir also fast einen Gefallen getan. Denn ich bin mir sicher, ich säße längst wegen eines dicken Dings im Knast.

Ich bin mir bewusst, dass ich durch meine Bücher und Auftritte in Interviews für sehr viele im Club eine Bedrohung bin. Ich bin mir bewusst, dass ich mich dabei in Gefahr begebe. Und ich bin mir bewusst, dass ich niemandem trauen kann – vor allem nicht der deutschen Justiz.

Deswegen will ich euch in Wir sehen uns in der Hölle noch mehr über die Hells Angels und meine Zeit bei ihnen erzählen. Für euch sind das wahrscheinlich Geschichten wie aus einer anderen Welt. Aus einer Welt, die von Gewalt, Sex und Drogen geprägt ist. Oder aus einem Drehbuch für einen Gangsterfilm. Aber ich garantiere euch, das ist keine Fiktion, diese Welt existiert – und zwar ganz in eurer Nähe. Es ist eine verborgene Subkultur, zu der nur wenige Zugang haben. Ich habe jahrelang dazugehört.

Liebe Leserinnen und Leser, wieder lade ich euch ein, in diese Subkultur abzutauchen, dieses Mal noch tiefer in den Abgrund. Ich zeige euch die dunklen Ecken – also verzeiht mir derbe Sprüche oder gewalttätige Geschichten. Sie gehören dazu, denn ich will euch die Szene so zeigen, wie sie ist. Eine rosarote Brille gibt es bei mir nicht, sorry. Es sind aber auch wieder ein paar skurrile und witzige Episoden dabei, keine Sorge. Vieles wird euch fremd vorkommen, manches wird euch ungläubig staunen lassen, das ist mir klar. Macht es euch also gemütlich und habt Spaß beim Lesen – aber schaltet dabei auch euer Hirn ein.

Zum Schluss erneut mein Angebot: Wenn ihr Hilfe beim Ausstieg aus der Szene braucht oder wenn ihr Fragen an mich habt – schaut auf meine Homepage www.badboyuli.de und nehmt Kontakt zu mir auf. Ja, es gibt Wartezeiten, das ist nicht zu vermeiden, aber ich beantworte eure Zuschriften auf jeden Fall.

Und an die Leser von Höllenritt: Danke für eure vielen Mails! Sie haben mich unter anderem dazu gebracht, dieses neue Buch in Angriff zu nehmen.

Euer Bad Boy Uli

MEIN HÖLLENRITT

Ich bin ja nun schon seit einer Weile raus aus dem »harmlosen Moppedclub« namens Hells Angels – wie es dazu kam, habe ich euch ausführlich in Höllenritt erzählt. Trotzdem will ich euch ja nicht nur von meiner Vergangenheit und vielen früheren Aktionen der Hells Angels berichten, sondern auch vom aktuellen Geschehen in der Rockerszene. Sowohl die Hells Angels als auch die Bandidos haben in letzter Zeit ordentlich Schlagzeilen gemacht. Aber mal ganz davon abgesehen: Es ist für mich interessant und wichtig, auf dem Stand der Dinge darüber zu bleiben, was meine Ex-Brüder derzeit so treiben – und welche Gerüchte kursieren.

Geheime Treffen

Natürlich kann ich schlecht persönlich hinmarschieren und fragen: »Was gibt’s Neues, Pappnasen?« Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, läuft das um einiges komplizierter ab. Für mein neues Buch habe ich also erneut das Risiko in Kauf genommen, mich mit zwei aktiven Membern zu treffen, um mir ein Bild von den neuesten Entwicklungen an der Hells-Angels-Front zu machen. Solche Treffen finden immer wieder mal statt. Zu den Membern möchte ich, um sie nicht in Gefahr zu bringen, nur so viel sagen: Beide sind Autoritäten in ihrem jeweiligen Charter. Und beide erzählten mir in etwa das Gleiche. Sie sind für mich in jedem Fall glaubwürdig. Daher bin ich überzeugt, dass ihre Berichte stimmen. Bisher hat alles gestimmt.

Die Vorbereitungen für solche Treffen sind extrem aufwendig, weil ich viele Dinge beachten muss. Wenn ihr schon einmal einen Agententhriller gesehen habt, werden euch einige Maßnahmen bekannt vorkommen, nur dass es für mich eben bittere Realität ist. Also, wie laufen die Vorbereitungen für ein solches Geheimtreffen ab?

Als Erstes nehme ich per Brief Kontakt mit dem Member auf und mache mehrere Vorschläge für mögliche Termine und Treffpunkte. Danach besorge ich zwei fabrikneue Handys mit Prepaid-SIM-Karte, die ich allerdings aus Sicherheitsgründen über eine Person aktivieren lasse, die niemals etwas mit den Hells Angels zu tun hatte – und auch nie haben wird. Keine Frage: Das kann nur ein absolut vertrauenswürdiger Mensch sein! Eines der beiden Telefone schicke ich wieder per Post an den Ex-Bruder, das andere behalte ich. Wiederum per Brief teile ich ihm eine genaue Uhrzeit mit, zu der er mich auf dem anderen Handy anrufen soll. Bei diesem Telefonat vereinbaren wir eine Uhrzeit für unser Treffen, der Treffpunkt steht ja schon fest. Fehlt eigentlich nur noch, dass sich die Briefe nach dem Lesen selbst zerstören, dann wären wir endgültig im Reich der Spionagefilme … Aber selbst Verbrennen wäre überflüssig. Denn auch wenn sie einem »Unbefugten« in die Hände fallen würden, könnte er schließlich wenig damit anfangen.

Die Treffpunkte wähle ich meist nach folgenden Kriterien aus: Erstens muss es eine öffentliche Location sein, etwa McDonald’s, eine große Tankstelle oder eine Spielhalle, wenn möglich in Autobahnnähe. Das zweite und vor allen Dingen ausschlaggebende Kriterium: Es muss mehrere An- und Abfahrtmöglichkeiten in verschiedene Richtungen geben, falls man mal schnell weg muss. War zwar bisher noch nicht notwendig, aber sicher ist sicher. Drittens, die Treffen finden immer tagsüber statt. Denn solange es hell ist, hat man definitiv die beste Sicht und kann irgendwelche Auffälligkeiten besser erkennen.

Wenn Ort und Zeit klar sind, folgt ein erneuter Handykauf; zwei nagelneue Geräte müssen her. Dann lasse ich mir von einer vertrauenswürdigen Person im Vorfeld einen Mietwagen und ein Hotelzimmer besorgen, für mehrere Tage. Einen Tag vor dem eigentlichen Treffen mache ich mich auf in die betreffende Stadt und checke in das Hotel ein. Mir sind kleinere Hotels, bei denen man schon vorab bezahlen kann, am liebsten. Ich reise meist spät an, da überprüft nämlich keiner mehr die Personalien. Also marschiere ich einfach zum Nachtportier, stelle mich mit falschem Namen vor und lasse mir den Zimmerschlüssel geben. Da ohnehin bereits alles bezahlt ist, klappt das in der Regel völlig problemlos. Nachts fahre ich dann noch einmal los, um den vereinbarten Treffpunkt erneut genau unter die Lupe zu nehmen und mir für unser Gespräch am folgenden Tag einen geeigneten Platz zu suchen.

Das Hotel verlasse ich am nächsten Morgen sehr früh – und dann kommt der langweiligste Teil: die Zeit bis zum Treffen überbrücken, dabei mehrmals den Treffpunkt anfahren und auf Ungewöhnliches oder auffällige Personen achten. Wenn ich dann meinen Ex-Bruder sehe und die Luft rein ist, rufe ich ihn an und fahre direkt neben ihn. Ich lasse mir von ihm das Handy, das ich ihm geschickt hatte, zurückgeben, schalte es aus und übergebe ihm das neue. Dann erst lotse ich ihn über Umwege mit meinem zweiten Handy zum in der Nacht ausgespähten Gesprächstreffpunkt. Während der gesamten Fahrt, die gut und gerne eine halbe Stunde dauern kann, beobachte ich sein Fahrzeug und unser Umfeld sehr genau. Ich will sicher sein, dass uns keiner folgt – schließlich geht es nicht nur um meine eigene Sicherheit, sondern auch um den Arsch meines Ex-Bruders, der das Risiko eines Treffens mit mir eingeht. Wenn davon jemand etwas mitbekäme, wäre er genauso Geschichte wie ich.

Am Treffpunkt setzt er sich dann zu mir ins Auto und übergibt mir das Handy, das wie alle anderen Mobiltelefone, die ich so bei mir habe, sofort ausgeschaltet wird. Ich entferne sogar zusätzlich den Akku. Mag sich paranoid anhören, aber was tut man nicht alles für die Sicherheit. Jetzt können wir uns endlich in Ruhe unterhalten. Natürlich immer mit Blick auf die Umgebung.

Das sind nur einige der Vorkehrungen und Abläufe für ein sicheres geheimes Treffen, aber ihr seht schon jetzt: Es ist alles andere als ein Kinderspiel. Wir müssen beide höllisch aufpassen. Nach dem Treffen fahre ich meinen Ex-Bruder zu einem Taxistand, von wo er sich zu seinem Auto zurückbringen lassen kann. Ich selbst mache mich daraufhin in eine andere Richtung wieder auf den Weg nach Hause.

An dieser Stelle einmal ein Dankeschön an meine beiden Ex-Brüder, die diese Treffen mit mir riskiert haben. Ihre Infos haben viele meiner Annahmen bestätigt – und ermöglichen euch neue und brisante Einblicke in die Welt der Hells Angels.

Was in Höllenrittgeschah

In Höllenritt habe ich euch ja schon vieles erzählt, was bei mir und bei den Hells Angels so abging und wie ich überhaupt zum Club kam. Für all diejenigen, die das erste Buch noch nicht kennen oder es schon vor längerer Zeit gelesen haben, fasse ich hier noch einmal die wichtigsten Stationen zusammen, damit ihr beim Lesen einen besseren Überblick habt.

Ich war Vize-Präsident in der gefährlichsten Rockerbande der Welt – ich war ein Hells Angel.

Bevor ich zu den Hells Angels kam, war ich Mitglied bei den Bones, einer Rockergruppe, die es nur in Deutschland gab. Mit ein paar meiner damaligen Kumpels gründete ich ein Bones-Charter in Kassel. Die Bones wurden aufgelöst, und wir wurden Hells Angels. Das Hells-Angels-Charter Kassel gründete ich 1999 und war dort lange Vize-Präsident – bis mich meine Brüder durch eine gezielt konstruierte Anschuldigung aus dem Club warfen.

Während ich im Ausland unterwegs war, beschlossen die Member meines Charters, dass sie mich loswerden wollen. Per Mail hatten sie auch schon die anderen Charter weltweit über meinen Rausschmiss informiert. Nur ich wusste von nichts. Als dann am Abend meiner Rückkehr meine Brüder an meine Tür klopften, hereinstürmten und wortlos meine Clubsachen einsammelten, wurde mir klar: Da stimmt etwas nicht. Ich schnappte mir einen der Member und stellte ihn zur Rede: Angeblich hatte ich zwei Russen überfallen, um an deren Koks zu kommen, dreißig Kilo sollen es gewesen sein. Und das Ganze am Club vorbei, also Profit für meine eigene Tasche. Eine Todsünde im Club! Am Ende der Aktion in meiner Wohnung sagte einer noch zu mir: »Das war’s jetzt für dich, Uli. Out.«

»Out« bedeutet, eigentlich hätte ich alle meine Club-Tattoos entfernen müssen. Ich trage sie heute noch. Eigentlich trifft für mich sogar die Steigerung von out zu, nämlich »out in bad standing«. Das bedeutet: Egal wo und egal welchem Hells Angel ich über den Weg laufe, er hat in den Augen des Clubs die Pflicht, mich zu attackieren. Und er wird es auch tun, denn ansonsten riskiert er ebenfalls einen Rausschmiss.

So fing alles an …

Kurz nach meinem Rauswurf aus dem Kasseler Charter bedrohten Ex-Brüder meine Schwester. Sie drohten, sie umzubringen, wenn ich nicht den Fahrzeugbrief der Harley rausrückte. Ich muss zugeben, da hatte ich das erste Mal in meinem Leben wirklich Angst. Nicht um mich, sondern davor, dass sie meiner Schwester etwas antun. Schließlich hat sie mit meiner Vergangenheit nichts zu tun. Und ich kenne viele Szenarien, in denen jemand ums Leben kommt und man es wie ein Unfall aussehen lässt. Das ist easy. Selbst wenn man den Schuldigen erwischen würde, gäbe es in vielen Fällen wahrscheinlich nur eine läppische Bewährungsstrafe. Und meine Schwester wäre tot.

Daher blieb mir keine andere Wahl, als mit der Polizei zu kooperieren. Um meine Schwester zu beschützen, musste ich mich mit meinen Erzfeinden verbünden. Mit den Leuten zusammenarbeiten, die schon so oft versucht haben, mich hinter Gitter zu bringen – und es bis heute tun. Bei meinen Ex-Brüdern stand ich spätestens ab diesem Zeitpunkt auf der Abschussliste. Denn ein Hells Angel packt niemals aus, er verrät nie seine Brüder.

Im Oktober 2007, nach unzähligen »Terminen« mit den Polizeibeamten und ohne jeglichen Personenschutz, wurden meine Schwester und ich für den Zeitraum einer geplanten Großrazzia bei den Hells Angels an einen sicheren Ort gebracht. Nach der Razzia allerdings wurden wir von den Polizisten rund um die Uhr bewacht. Die Bullen hatten Angst, dass sich meine Ex-Brüder an mir rächen könnten. Von der Polizei erfuhren wir auch, dass auf einem Sondermeeting der Hells Angels ein Mordauftrag ausgesprochen worden war. Russen sollten für ein Kopfgeld die Morde ausführen. Das Ganze hat mich aber nicht weiter gewundert. Und wie ihr seht: Ich bin noch da!

Fragen über Fragen

Seit Höllenritt erschienen ist, habe ich jede Menge Post von meinen Lesern erhalten. An dieser Stelle vielen Dank für euer Interesse und all die Zuschriften. Ich bemühe mich nach wie vor, eure Mails schnell zu beantworten, aber es ist ein ziemlicher Berg, den ich da abzuarbeiten habe. Über 7000 Mails, einige davon neugierig, einige bewundernd, einige auch ein bisschen schräg – zugegeben. Bei der einen oder anderen Mail habe ich mich schon gefragt, ob der Verfasser mein Buch wirklich gelesen hat. So manche Reaktion hat mir gezeigt, dass ich in Höllenritt vielleicht doch nicht hundertprozentig klarmachen konnte, wer die Hells Angels sind und was sie tun. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, euch in Wir sehen uns in der Hölle einen noch tieferen Einblick in die Machenschaften der Rockerszene zu geben.

Die meisten Leser waren sehr mitfühlend und besorgt, vor allem um das Wohl meiner Schwester, und ziemlich schockiert von den Tatsachen, über die ich in Höllenritt geschrieben habe. Gut finde ich, dass so manchem jetzt doch Zweifel gekommen sind, ob er wirklich bei den Hells Angels mitmachen sollte – und so einige haben sich dagegen entschieden. Sätze wie »Wirklich erschreckend, was da so abläuft«, »Ich habe jetzt ein ganz anderes Bild von den Hells Angels bekommen« oder »Ihr Buch öffnete mir die Augen«, »Ich muss meine ganze Haltung gegenüber den Hells Angels überdenken« bestätigen mir, dass ich mit Höllenritt etwas in den Köpfen der Leute bewirkt habe – das wollte ich erreichen.

Aber noch ist der Groschen nicht bei allen gefallen. Denn oft genug kamen Fragen wie: »Wie kann ich am besten Mitglied bei den Hells Angels werden? Kannst du mir da Tipps geben?« Nein, ihr sollt nicht Mitglied werden, das ist doch der Punkt! Andere wollten Tipps für den Einstieg ins Rotlichtmilieu oder mich als Berater in der »Immobilienbranche«. Sehr wunderlich fand ich auch die Zuschrift einer Polizeischule, die wegen eines Vortrags bei mir angefragt hat. Auch Volkshochschulen und andere Institutionen haben angeklopft und wollten wissen, ob ich als Referent zur Verfügung stehe. Aber selbst wenn das eine oder andere Angebot interessant ist – ohne die nötigen Sicherheitsvorkehrungen, vor allem zum Schutz der Zuhörer, kann ich das einfach nicht machen.

Dann gab es auch einige, die mir Unterschlupf gewähren wollten, falls nötig. Sehr nettes Angebot, aber ich verstecke mich vor niemandem. Ist nicht mein Stil. Und einige haben auch gemeinsame Moppedtouren vorgeschlagen. Viele haben sich dabei auch über die Tatsache amüsiert, dass viele Hells Angels gar nicht Mopped fahren können – beziehungsweise zum Teil gar keinen Führerschein haben. Da euch das Thema so viel Spaß gemacht hat, erzähle ich euch im Kapitel »Höllisch starke Zeichen« ein bisschen mehr dazu. Da gibt es noch die eine oder andere lustige Geschichte. Es sind auch noch so einige Fragen aufgetaucht bei den Lesern, zum Beispiel zu den Patches, dem Thema Frauen und Hells Angels, zu den Unterschieden zwischen den deutschen Hells Angels und den anderen Chartern weltweit, aber auch zu anderen Clubs wie zum Beispiel den Bandidos und so weiter.

Auf viele eurer Fragen werdet ihr in diesem Buch Antworten finden.

Viele Leser haben mir geschrieben

DER CLUB

Die Hells Angels sind ein harmloser Motorradclub – diesen Mythos versuchen sie krampfhaft aufrechtzuerhalten. Das wird aber immer schwieriger, wenn man die Berichterstattung über die »Höllenengel« verfolgt. Als harmlos lässt sich das Ganze dann wohl nicht mehr bezeichnen, und ums Motorradfahren geht es in den Zeitungs- und Online-Meldungen auch eher selten.

Trotzdem übt das Biker- oder Rockerleben auf viele eine Faszination aus, und es gibt genügend Kerle, die von den bösen Jungs dermaßen begeistert sind, dass sie ihre Alarmglocken im Hirn entweder nie oder einfach zu spät hören. Denn ab einem gewissen Punkt gibt es kein Zurück mehr.

Verlogenes Schauspiel

»La familia« heißt es bei der italienischen Mafia, und dieses Erfolgsrezept haben die Hells Angels als Vorbild eins zu eins übernommen. Denn das ist ein gutes, altbewährtes Mittel, um die Mitglieder zusammenzuhalten und um immer größer und mächtiger zu werden. Die Hells Angels haben also keineswegs das Rad neu erfunden, sondern einfach nur von anderen erfolgreichen Systemen der Kriminalität gelernt und abgekupfert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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