Wirtschaft-Arbeit-Technik - Isabelle Penning - E-Book

Wirtschaft-Arbeit-Technik E-Book

Isabelle Penning

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Beschreibung

Lernangebote im Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik tragen dazu bei, die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler zu stärken und Handlungskompetenzen zu erwerben mit dem Ziel, dass sie gegenwärtige und zukünftige Lebensaufgaben im privaten und öffentlichen Bereich sowie in der Berufs- und Arbeitswelt zunehmend als mündige und selbstbestimmte Bürgerinnen und Bürger aktiv bewältigen können. Der Band stellt die fachdidaktischen Grundlagen des Unterrichts im Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik dar. Behandelt werden fachdidaktische Prinzipien, fachbezogene Aspekte zur Leistungsbeurteilung und -bewertung, der Einsatz von Medien sowie Praxiskontakte und außerschulische Lernorte.

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Schule und Unterricht bei intellektueller Beeinträchtigung

Herausgegeben von Dr. Holger Schäfer und Dr. Lars MohrBand 1

 

Die Autorin

Prof. Dr. Isabelle Penning ist Juniorprofessorin für »Didaktik der ökonomisch-technischen Bildung im inklusiven Kontext, kognitive Entwicklung (Sek I)« an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam.

Kontakt: [email protected]

Isabelle Penning

Wirtschaft-Arbeit-Technik

Sonderpädagogischer Schwerpunkt Geistige Entwicklung

Verlag W. Kohlhammer

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1. Auflage 2023

 

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

 

Print:

ISBN 978-3-17-039858-0

 

E-Book-Formate:

pdf:        ISBN 978-3-17-039859-7

epub:     ISBN 978-3-17-039860-3

Vorwort der Reihenherausgeber

 

Dr. phil. Holger Schäfer (*1974) ist Förderschulrektor und Schulleiter (SGE) sowie Lehrbeauftragter am Institut für Sonderpädagogik der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Er ist Beiratsmitglied und Mitherausgeber der Fachzeitschrift LERNEN KONKRET.

Kontakt: [email protected]

Dr. phil. Lars Mohr (*1976) ist Sonderpädagoge und Dozent am Institut für Behinderung und Partizipation der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH) sowie Lehrbeauftragter am Departement für Sonderpädagogik der Universität Fribourg.

Kontakt: [email protected]

Zur Praxisreihe

Die Praxisreihe Schule und Unterricht bei intellektueller Beeinträchtigung beschäftigt sich

•  mit zentralen didaktischen und methodischen Fragestellungen der Unterrichtsgestaltung,

•  angemessenen Möglichkeiten eines pädagogischen, interdisziplinären Zugangs und konkreter Intervention

•  sowie organisatorischen und strukturellen Aufgabenstellungen der Schulentwicklung im Kontext intellektueller Beeinträchtigung.

Die praxisnahen Anregungen berücksichtigen pädagogische und unterrichtliche Belange sowohl in Förderschulen als auch in einem inklusiven Setting unter den jeweiligen Bedingungen.

Die Autorinnen und Autoren sind tätig in der Aus- und Weiterbildung für Lehrpersonen bzw. für Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen und ausgewiesene Expertinnen und Experten in ihrem Fachbereich. Sie verfügen über Praxiserfahrungen und stellen das jeweilige Themenfeld in einem kompakten Bild ausbildungswirksam sowie mit konkreten unterrichtspraktischen Bezügen dar.

Die Ausführungen sind grundsätzlich bundeslandübergreifend, beziehen Erfahrungen aus dem deutschsprachigen Raum ein und orientieren sich an den aktuellen erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen. Nationaler wie auch internationaler Foschungsstand finden Berücksichtigung.

Als besondere Hinweise werden neben wichtigen Definitionen und Begrifflichkeiten auch Exkurse als in sich geschlossene Abschweifungen und Literaturempfehlungen sowie Hinweise und Beispiele aus der Praxis grafisch hervorgehoben:

 

kennzeichnet Definitionen und Begriffserklärungen sowie Exkurse.

 

deutet auf Praxisbezüge und weiterführende Ideen hin.

 

verweist auf weiterführende Literatur.

 

bietet Links zu Quellen im Internet (zuletzt geprüft am 09.01.2023).

Die Praxisreihe möchte eine Lücke schließen in der Grundlagenliteratur für die Aus- und Weiterbildung im Studium und Referendariat sowie für die Kolleginnen und Kollegen in der Praxis, denen nun in einer stringenten methodischen Aufarbeitung die zentralen Themenfelder für die Gestaltung von Unterricht und die Schulentwicklung im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung (SGE) kompakt und aus einem Guss zur Verfügung stehen.

Dabei ist uns bewusst, dass in der Pädagogik für Schülerinnen und Schüler im SGE eine Vielfalt an Begriffen herrscht, die der Bezeichnung des Personenkreises dienen sollen. Man spricht und schreibt etwa von Lernenden mit kognitiver Beeinträchtigung, mit (zugeschriebener) geistiger Behinderung oder mit Lernschwierigkeiten (um nur wenige Beispiele zu nennen).

In unserer Buchreihe kommen zudem Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Regionen und Ländern zu Wort, mit entsprechend unterschiedlichen Formulierungsneigungen.* Wir haben uns mit ihnen dankenswerterweise auf eine einheitliche Begriffsverwendung verständigen können: Im vorliegenden wie in den übrigen Bänden ist die Rede von Kindern und Jugendlichen im »sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung (SGE)« oder – angelehnt an den internationalen Sprachgebrauch – »mit intellektueller Beeinträchtigung«. Demgemäß haben wir auch der Buchreihe als Ganze den Titel »Schule und Unterricht bei intellektueller Beeinträchtigung« gegeben.

Folgende Bände sind im Erscheinen bzw. in Vorbereitung:

(1)  Wirtschaft-Arbeit-Technik (Isabelle Penning)

(2)  Konzepte, Verfahren, Methoden (Hans Jürgen Pitsch & Ingeborg Thümmel)

(3)  Unterricht bei komplexer Behinderung (Lars Mohr & Thomas Loscher) (Hrsg.)

(4)  Wahrnehmungsförderung (Erhard Fischer)

(5)  Unterstützte Kommunikation (Melanie Willke & Karen Ling)

(6)  Herausforderndes Verhalten (Lars Mohr & Alex Neuhauser)

(7)  Planung und Gestaltung von Unterricht (Ariane Bühler & Albin Dietrich)

(8)  Diagnostik (Frauke Janz & Stefanie Köb)

(9)  Psychische Störungen (Pia Bienstein)

(10)  Autismus (Remi Frei)

(11)  Schulhund (Holger Schäfer, Karin Schönhofen & Andrea Beetz)

(12)  Sport & Bewegung (Christiane Reuter) (Hrsg.)

Weitere Hinweise zur Praxisreihe unter www.Kohlhammer.de

Zu diesem Buch

In der täglichen Lebens- sowie auch späteren Arbeitswelt stehen Schülerinnen und Schüler mit intellektueller Beeinträchtigung in einem zunehmenden Maße vor ökonomischen und technischen Herausforderungen z. B. im Kontext Wohnen und Haushaltsführung bzw. im Zusammenhang berufsorientierender Maßnahmen oder Mobilität.

Schule und Unterricht im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung müssen diese Herausforderungen als eine der zentralen disziplinären Querschnittsaufgaben verstehen und dahingehende Lernräume unter Einbezug des Faches Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT) inhaltlich, methodisch sowie sächlich ausgestalten. Auf diese Weise ermöglichen sie die Entwicklung von Handlungskompetenzen der Kinder und Jugendlichen mit dem Ziel einer möglichst mündigen und selbstbestimmten Teilhabe.

Die große Stärke des vorliegenden Bandes von Isabelle Penning besteht darin, die fachlichen Grundlagen für eine unterrichtswirksame Ausgestaltung des WAT-Unterrichts aufzubereiten und darzustellen unter Berücksichtigung der spezifischen Bedarfe der Schülerinnen und Schüler mit intellektueller Beeinträchtigung.

Hierbei berücksichtigt sie den aktuellen Forschungsstand des Faches und gibt mit übersichtlichen Abbildungen und zahlreichen Tabellen einen differenzierten Überblick (auch für Neulinge in diesem Feld). Hinweise zu weiterführender Literatur sowie Quellenverweise im Internet auch zu technischen und rechtlichen Gesichtspunkten komplettieren die Ausführungen.

Der Band bietet eine sehr konkrete, fachlich versierte Einführung in die Thematik im Sinne der Praxisreihe und beschreibt zugleich zentrale Aufgaben im Kontext Schulentwicklung wie bspw. die Ausgestaltung der Fachräume, das Erfordernis von Fortbildung und Qualifikation im Fach oder auch die Bedeutsamkeit gesamtschulischer Konzepte berufsorientierender Maßnahmen.

Wir wünschen dem Band viele Leserinnen und Leser, die diese fachlich anspruchsvollen und inhaltlich unglaublich spannenden Themenfelder mit dem Verständnis eines kompetenzorientierten Unterrichts in der Schulpraxis umsetzen. Dadurch wird es besser gelingen, die Lernenden im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung in der Bewältigung der oben genannten ökonomischen und technischen Herausforderungen möglichst angemessen und nachhaltig zu unterstützen.

Bernkastel-Kues und Zürich im Winter 2022

Dr. Holger Schäfer & Dr. Lars Mohr

*     Wir sprechen in unserer Praxisreihe immer von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern, weitere Geschlechter bitten wir mitzulesen und gedanklich einzubeziehen. Auch in diesem Kontext konnten wir uns dankenswerterweise mit dem Verlag sowie den Autorinnen und Autoren der Praxisreihe auf eine lesbare Form verständigen.

Vorwort

Selten habe ich ein Buch mit so viel Enthusiasmus geschrieben wie dieses, da es eine so hohe Relevanz hat. Es verdeutlicht das aktuell steigende Interesse an inklusivem Wirtschaft-Arbeit-Technik-Unterricht (WAT), ist dringend notwendig und überfällig. Denn bislang praktizieren Lehrpersonen WAT-Unterricht mit großem Engagement, jedoch viel zu oft, ohne dabei auf ein fachdidaktisch fundiertes theoretisch-konzeptionelles Fundament zurückgreifen zu können. Diese Lücke soll der vorliegende Band schließen.

Damit betrete ich in gewisser Weise Neuland. Den »Kompass«, der die Zielrichtung bestimmt, habe ich dabei folgendermaßen ausgerichtet: Es geht darum, Schülerinnen und Schüler im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung (SGE) so zu fördern, dass sie selbstbestimmt und mündig wirtschaftliche und technische Lebenssituationen in Beruf und Alltag bewältigen und gestalten können, um so aktiv am gesellschaftlichen, beruflichen und sozialen Leben teilzuhaben.

Die »Landkarte« oder die »Navi-App«, die den Weg zu diesem Ziel beschreibt, habe ich versucht, über dieses Buch zu skizzieren. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die mir dabei durch ihre Unterstützung geholfen haben! Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Ralf Kiran Schulz, der das Buch mit seiner Expertise zur Arbeitslehre bereichert hat. Auch Carolin Hammer und Marietta Campbell danke ich herzlich für das kritische Prüfen des Buches, das vor allem der Lesbarkeit zugute kam. Der konstruktive Austausch mit dem Herausgeber Herrn Dr. Holger Schäfer war eine weitere große Bereicherung: Für die Ergänzungen aus der Praxis, die Modifikationen der Abbildungen und den gut abgestimmten Austausch bin ich dankbar.

In das Buch sind sowohl empirische Erkenntnisse aus der Forschung als auch Erfahrungen aus der Praxis eingeflossen. Damit möchte ich alle Leserinnen und Leser motivieren, bewährte und neue Wege zu erkunden, um eine zeitgemäße WAT-Bildung zu realisieren. Erst durch die Erprobung wird sich herausstellen, wo Umwege sind, wo man auf Sackgassen trifft und an welchen Stellen es neuer Brücken bedarf, um den Weg fortzusetzen.

Ich würde mich daher freuen, wenn Sie mit mir ins Gespräch kommen, um die Landkarte genauer zu zeichnen und neue Gebiete zu erschließen (siehe Kontakt). Auch bei Apps treten technische Fehler auf und häufig sind es die Nutzerinnen und Nutzer, die diese rückmelden oder sich in Foren austauschen.

Zu einem solchen Austausch lade ich Sie herzlich ein! So können wir alle dazu beitragen, dass jede Person, die sich für eine inklusive WAT-Bildung interessiert, nicht nur den Kompass, sondern auch die Navigation erhält, mit dem er oder sie sich durch dieses spannende und höchst relevante Tätigkeitsfeld zielgerichtet bewegen kann.

Potsdam im Winter 2022

Prof. Dr. Isabelle Penning

Inhaltsverzeichnis

Vorwort der Reihenherausgeber

Zur Praxisreihe

Zu diesem Buch

Vorwort

1              Einleitung

2              Wirtschaft-Arbeit-Technik als Allgemeinbildung

2.1          Fachdidaktik Wirtschaft-Arbeit-Technik

2.1.1       Bildungspolitische Umsetzung

2.1.2       Fachdidaktische Ansätze der Arbeitslehre

2.2          Fachdidaktische Konzepte der ökonomischen und technischen Bildung

2.2.1       Ökonomische Bildung

2.2.2       Technische Bildung

2.2.3       Berufliche Orientierung

3              Unterricht im Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik

3.1          Fachdidaktische Prinzipien

3.1.1       Handlungsorientierung

3.1.2       Handlungsorientierung im SGE

3.1.3       Theorie-Praxis-Verschränkung

3.1.4       Problemorientierung

3.1.5       Multiperspektivität

3.2          Leistungsbeurteilung und Förderdiagnostik

3.2.1       Leistungsbewertung im WAT-Unterricht

3.2.2       Kompetenzfeststellungsverfahren im Rahmen der Beruflichen Orientierung

3.2.3       Relevante Förderdiagnostische Fragestellungen für den WAT-Unterricht

3.3          Fachräume

3.3.1       Einrichtung von Fachräumen

3.3.2       Arbeit mit und an Maschinen

3.3.3       Sicherheit in technischen Fachräumen

3.4          Differenzierende Unterrichtsgestaltung im WAT-Unterricht

3.4.1       Unterstützungsformen bei handlungsbezogenen Tätigkeiten

3.4.2       Vorrichtungsbau

3.4.3       Visualisierungen

3.5          Praxiskontakte und außerschulische Lernorte

3.5.1       Praxiskontakte

3.5.2       Außerschulische Lernorte

3.6          Unterrichtsmedien

3.6.1       Klassifikation von Medien

3.6.2       Konstruktions- und Experimentierkästen

4              Methoden des WAT-Unterrichts

4.1          Schülerfirmen

4.1.1       Angestrebte Ziele und Kompetenzerwartungen

4.1.2       Ablauf einer Schülerfirmengründung

4.1.3       Differenzierte Gestaltung und Varianten von Schülerfirmen

4.2          Betriebspraktikum

4.2.1       Angestrebte Ziele und Kompetenzerwartungen

4.2.2       Ablauf von Betriebspraktika

4.2.3       Organisationsformen von Betriebspraktika

4.3          Persönliche Zukunftsplanung

4.3.1       Angestrebte Ziele der Zukunftsplanung

4.3.2       Ablauf der Zukunftsplanung

4.3.3       Gestaltungskriterien zur Umsetzung der Zukunftsplanung

4.3.4       Berufswegekonferenzen als spezifische Variante

4.4          Lehrgang Inhaltsverzeichnis

4.4.1       Angestrebte Ziele und Kompetenzerwartungen

4.4.2       Ablauf von Lehrgängen

4.4.3       Differenzierte Gestaltung und Varianten des Lehrgangs

4.5          Fertigungsaufgabe

4.5.1       Angestrebte Ziele und Kompetenzerwartungen

4.5.2       Ablauf von Fertigungsaufgaben

4.5.3       Differenzierte Gestaltung von Fertigungsaufgaben

4.6          Konstruktionsaufgabe

4.6.1       Angestrebte Ziele und Kompetenzerwartungen

4.6.2       Ablauf der Konstruktionsaufgabe

4.6.3       Differenzierte Gestaltung und Varianten von Konstruktionsaufgaben

5              Verzeichnisse

Abkürzungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Sachwortregister

1

Einleitung

Mit dem eigenen Einkommen haushalten können, die individuellen Potenziale mit den Möglichkeiten des Arbeitsmarktes in Beziehung setzen, das Interface eines technischen Gerätes bedienen oder einfache Reparaturen selbst durchführen – in unserer Lebens- und Arbeitswelt sind wir tagtäglich von ökonomisch und technisch geprägten Situationen umgeben. In dem Unterrichtsfach Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT) wird eine Vorbereitung auf die Arbeits- und Lebenswelt geleistet und Bildungsanliegen der technischen und der ökonomischen Bildung mit der Beruflichen Orientierung verbunden:

»Das Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, die eigenen Arbeits- und Lernprozesse selbst und mit anderen zu gestalten, einfache ökonomische Sachverhalte zu verstehen und anzuwenden, Technik in einigen grundlegenden Zügen zu begreifen und technisch handeln zu können sowie eigene berufliche Vorstellungen zu entwickeln« (SenBildWiss Berlin & MBJS 2013, 98).

Lernangebote im Fach WAT tragen dazu bei, die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler zu stärken sowie Handlungskompetenzen zu erwerben mit dem Ziel, dass sie gegenwärtige und zukünftige Lebensaufgaben in der Erwerbsarbeit, in der Eigenarbeit sowie im Ehrenamt als mündige und selbstbestimmte Bürgerinnen und Bürger aktiv bewältigen können. Gerade diese Zielstellungen sind komplex, vielschichtig und werden in der Praxis im Sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung (SGE) daher häufig eher als Leitziel, denn als nahbares Ziel erscheinen. So ist beispielsweise der Übergang von der Schule in den Beruf vielfach durch weitere Förder- und Integrationsmaßnahmen sowie umfängliche flankierende Maßnahmen geprägt und der (insbesondere dauerhafte) Zugang zum ersten Arbeitsmarkt gelingt nur wenigen.

Wirtschaft-Arbeit-Technik, Wirtschaft-Technik-Haushalt und Soziales, Arbeitslehre: Die Bezeichnungen und die curriculare Verankerung sind bundesweit verschieden, wie die Analyse zum WAT-Unterricht (Hoge 2016), zum Technikunterricht (Grötzschel 2020) und zur ökonomischen Bildung (Weber 2007) zeigen. Ebenso variieren die dahinterliegenden fachdidaktischen Konzeptionen, die bislang kaum auf den SGE oder die inklusive Bildung bezogen sind (vgl. Fischer & Pfriem 2011; Penning & Wachtel 2019; Knab & Wachtel 2015 sowie hinsichtlich diagnostischer Fragestellungen am Übergang Schule-Beruf Fischer & Kranert 2021).

Diese Lücke soll mit dem vorliegenden Band geschlossen werden, indem die bestehenden fachdidaktischen Ansätze dargestellt und aus dem Blickwinkel des SGE konkretisiert, ergänzt und bewertet werden. Wo immer es geht, wird versucht, die curriculare Vielfalt, die sich aus dem Bildungsförderalismus ergibt, darzustellen. Schwerpunktsetzungen auf Bundesländer mit Bildungsplänen, in denen WAT als eigenständiges Fach oder Lernbereich ausgewiesen wird, sind jedoch unvermeidbar.

Betrachtet man diesen Band kritisch, wird man feststellen, dass dieser ebenfalls einen Schwerpunkt Richtung technischer Bildung enthält. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass dieser Bereich im Vergleich zur ökonomischen Bildung in der Sonder- und Heilpädagogik stärker etabliert ist und für spezifische Anwendungsfelder ökonomischer Bildung separate Bände in der vorliegenden Reihe geplant sind. Dies gilt sowohl für die Berufliche Orientierung (einschließlich des Übergangs Schule-Beruf) als auch für die Haushaltsökonomie und die Verbraucherbildung, die im SGE zentrale Anwendungsfelder ökonomischer Bildung darstellen (teilweise unterrichtspraktisch mit dem Begriff der Hauswirtschaft umschrieben).

Die Schwerpunktsetzung verdeutlicht zugleich eine systemimmanente Herausforderung, die mit Verbundfächern stets einhergehen: in ihnen entsteht ein Spannungsfeld zwischen einer fachlichen Breite, die sich in einer fachdisziplinenübergreifenden Bearbeitung exemplarischer Inhaltsfelder niederschlagen soll und einer fachlichen Tiefe, die notwendig ist, um die Fachdisziplinen und ihre Spezifik durchdringen zu können. Diese Herausforderung zeichnet sich nicht nur bei der Konzeption eines solchen Buches ab, sondern tritt insbesondere auch bei der Lehrkräfteprofessionalisierung und im Unterrichtsgeschehen zutage.

Mit dem vorliegenden Band wird das Anliegen verfolgt, fachdidaktische Grundlagen mit der sonderpädagogischen Förderung im Unterrichtsfach Wirtschaft-Arbeit-Technik zu verbinden und somit eine Grundlage für die Unterrichtspraxis sowie die fachdidaktische Diskussion zu leisten. Dabei werden sowohl inklusive Unterrichtssettings an Regelschulen als auch an Förderschulen mitgedacht. Als praxisorientiertes Grundlagenwerk richtet sich dieser Band an all diejenigen, die sich im WAT-Unterricht oder auch in Einzelbereichen dieses Unterrichtsfaches aktuell engagieren oder sich zukünftig hier einbringen wollen: an Studierende und Referendarinnen und Referendare, an praktizierende WAT-Lehrpersonen und fachfremde Kolleginnen und Kollegen.

Einführend werden in diesem Buch die fachdidaktischen Konzepte dargestellt ( Kap. 2). Dabei wird die Relevanz des Faches für die Allgemeinbildung erörtert und anschließend fachdidaktische Ansätze der technischen Bildung, der ökonomischen Bildung sowie der Beruflichen Orientierung dargestellt.

Von diesem theoretischen Referenzrahmen ausgehend werden in Kapitel 3 ( Kap. 3) grundlegende Aspekte des Fachunterrichts betrachtet. Hierbei wird neben der Darstellung zentraler fachdidaktischer Prinzipien insbesondere auch auf die Ausgestaltung von Fachräumen und die Arbeit in diesen eingegangen. Der praktischen Arbeit wird traditionell stets eine besondere Rolle im Fach zugeschrieben und sie erweist sich auch im Hinblick auf die Aneignungsebenen in der Unterrichtsgestaltung für Schülerinnen und Schüler mit intellektueller Beeinträchtigung als bedeutsam (vgl. Terfloth & Bauersfeld 2012; Pitsch & Thümmel 2015). Ferner wird das Theorie-Praxis-Verhältnis im Hinblick auf die Einbindung von Praxispartnern und außerschulischen Lernorten beleuchtet und die Berücksichtigung von Medien fachspezifisch aufbereitet.

Einleitend in das Kapitel 4 ( Kap. 4) wird eine Methodensystematik präsentiert, über die relevante Methoden im Unterrichtsfach Wirtschaft-Arbeit-Technik klassifiziert werden. Ausgewählte Methoden, die entweder in der Schulpraxis als etabliert gelten oder genau hierfür neue Impulse bieten können, werden anschließend detailliert dargestellt.

2

Wirtschaft-Arbeit-Technik als Allgemeinbildung

Im Unterrichtsfach Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT) sind drei Gegenstandsbereiche integriert, die mit relevanten Bildungsanliegen einhergehen. Während in einigen Bundesländern diesen Bildungsanliegen u. a. auch in Form von eigenständigen Fächern Rechnung getragen wird, werden diese im genannten Integrationsfach WAT verbunden. Als Weiterentwicklung des Unterrichtsfaches »Arbeitslehre« besteht eine zentrale Zielstellung des Faches WAT darin, die Jugendlichen auf die Bewältigung gegenwärtiger und zukünftiger Situationen im Berufs- und Arbeitsleben vorzubereiten. Die Auseinandersetzung mit Arbeit erscheint dabei zentral und steht in Wechselwirkung mit wirtschaftlichen, hauswirtschaftlichen und technischen Fragestellungen. Da sich neben der Arbeitslehre-Konzeption in der technischen und ökonomischen Bildung weitere fachdidaktische Ansätze herausgebildet haben und als Basis für Forschungstätigkeiten dienen, werden diese hier über Unterkapitel dargestellt.

Im Hinblick auf den Themenbereich der Inklusion bestehen in allen genannten fachdidaktischen Disziplinen noch Forschungsdesiderate. Zwar haben wenige Autoren sich bereits in den 1980er Jahren mit Arbeitslehre (vgl. Mertes 1984) oder Technikunterricht (vgl. Kuipers 1984) im seinerzeit so genannten Unterricht bei geistiger Behinderung bzw. der Lernbehindertenpädagogik befasst (Duismann 1981), jedoch wurden diese Bemühungen in den folgenden Jahren nicht weiter fortgeführt, sodass Fischer & Pfriem 2011 (vgl. 2011, 332) konstatieren, dass Arbeitslehre im SGE selten thematisiert und untersucht wurde.

Begründbar ist dies mit der bisherigen (und traditionell) geringen Vernetzung der Pädagogik bei intellektueller Beeinträchtigung mit den Fachdisziplinen (vgl. Musenberg 2019): während die Fachdidaktiken in der Didaktik des SGE eher eine randständige Rolle gespielt haben, wurden in den Fachdidaktiken wiederum lange Zeit die Situation von Lernenden mit sonderpädagogischen Förderbedarf wenig berücksichtigt (vgl. Ratz 2011, 9).

Der inklusive Unterricht rückt diese Problematik sowie damit verbundene Aufgabenstellungen für beide Seiten nun stärker in den Fokus. So wurden für die ökonomische Bildung (z. B. Bonfig & Penning 2020; Bonfig & Plietker 2020; Weitzig & Wiepcke 2017), die Berufliche Orientierung (z. B. Laur 2021; Laur & Wiepcke 2020; Schröder 2018) und die technische Bildung (Schaubrenner 2021; 2018a; 2018b) erste Publikationen im Feld der fachspezifischen inklusiven Bildung veröffentlicht. Jedoch liegen bisher weder theoretisch fundierte didaktische Modelle noch empirische Forschung für einen inklusiven WAT-Unterricht vor (vgl. Knab & Wachtel 2015, 449). Trotz positiver Tendenzen, bestehen nach wie vor Forschungsdesiderate. Es wäre wünschenswert, diesen zu begegnen, um die tagtäglich in der Praxis gesammelten Erfahrungen in den wissenschaftlichen Diskurs zu integrieren und wechselseitig voneinander zu profitieren.

Dieser Band greift bestehende fachdidaktische Erkenntnisse auf und bezieht diese auf den SGE. Dem verbindenden Element der »Arbeit« folgend, das mit dem Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik intendiert ist, wird die Berufliche Orientierung als eigenständiges Unterkapitel dargestellt, obwohl diese auch als Anwendungsfeld ökonomischer Bildung verstanden werden kann. Zunächst werden die Grundzüge des Unterrichtsfaches Arbeitslehre bzw. Wirtschaft-Arbeit-Technik aufgezeigt und die curriculare Verankerung in der Bundesrepublik Deutschland betrachtet.

Anschließend werden zentrale fachdidaktische Ansätze der technischen und ökonomischen Bildung sowie der Beruflichen Orientierung dargestellt, die für den Unterricht sowie auch für die Schulentwicklung bei intellektueller Beeinträchtigung relevant sind. Diese fachdidaktischen Ansätze sind als Leitlinien zu verstehen, die das Buch prägen. Über sie wird expliziert, welches fachspezifische Bildungsverständnis zugrunde liegt. Und dieses hat wiederum Auswirkungen auf die mit dem Fach verknüpften Kompetenzerwartungen, didaktischen Prinzipien und schließlich der konkreten Methoden- und Medienwahl.

Die haushaltsbezogene Bildung, beziehungsweise die Ernährungs- und Verbraucherbildung, wird ebenfalls als Teilbereich des WAT-Unterrichts verstanden und in die Bildungspläne integriert. Dieses Fachgebiet soll in der vorliegenden Reihe »Schule & Unterricht bei intellektueller Beeinträchtigung« jedoch in einem separaten Band aufgegriffen werden. Dieses Vorgehen von Verlag und Herausgebern ist sehr zu begrüßen, um die notwendige fachliche Fundierung angemessen ausbreiten zu können.

2.1           Fachdidaktik Wirtschaft-Arbeit-Technik

Das Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik ist historisch aus dem Unterrichtsfach »Arbeitslehre« erwachsen, welches wiederum seine Ursprünge in den Industrieschulen und bürgerlichen Arbeitsschulen fand (ausführlich vgl. hierzu Dedering 2000). Vergleichbare Inhalte wurden aber auch in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Rahmen der polytechnischen Bildung vermittelt. In der Bundesrepublik Deutschland empfahl der »Deutsche Ausschuß [sic!] für das Erziehungs- und Bildungswesen« 1964, im Zuge der Neugestaltung der Hauptschule, die Einrichtung der Arbeitslehre (vgl. Jenzen 1996, 217). Diese sollte als Bindeglied zwischen Schule und Beruf fungieren und basierte auf einer eng gefassten Begriffsdefinition von Arbeit, unter der vorrangig die Erwerbsarbeit verstanden wurde (vgl. ebd., 218). Die aktuell ebenfalls bedeutsamen Formen der Eigenarbeit und gesellschaftlichen Arbeit wurden ausgeblendet. Arbeitslehre wurde als »elementare praktische Arbeit« definiert, die mit dem reflektierten Denken verbunden wurde und über fachübergreifende Projekte umgesetzt werden sollte (vgl. ebd., 219). Damit wurde die Handlungsorientierung stark hervorgehoben, die zu einem bis heute wesentlichen Kennzeichen der Arbeitslehre wurde (vgl. Jenzen 1996, 219).

Durch diesen Entstehungskontext wird Arbeitslehre auch als »Blaujackenfach« diskreditiert (Dedering 2000, 9), womit die zunächst vorliegende starke Betonung praktischer Tätigkeiten und die damit verbundene Berufliche Orientierung mit Blick auf handwerkliche Berufe überspitzt hervorgehoben wird. Die Tradition des Faches mit seiner starken Fokussierung auf Arbeit als zentrale Bezugsgröße führt dazu, dass die Diskussion um den Bildungswert des Faches für die Allgemeinbildung immer noch geführt wird. Die Bezeichnung »Arbeitslehre« wurde in einigen Bundesländern aufgelöst und durch Wortkombinationen ersetzt, wie beispielsweise Wirtschaft-Arbeit-Technik. Inwiefern damit auch eine inhaltliche Neuerung im Sinne einer fachdidaktischen Weiterentwicklung verbunden ist, ist nicht dokumentiert und zu hinterfragen. Die Begrifflichkeiten werden meist nebeneinander verwendet, so wie auch in diesem Buch. Nur so lassen sich die meist älteren Publikationen ohne Sinnentstellungen einbeziehen.

2.1.1         Bildungspolitische Umsetzung

Die unterschiedliche curriculare Verankerung und Fächerbezeichnung in den einzelnen Bundesländern (Analysen finden sich z. B. bei Hoge 2016; Weber 2007; Grötzschel 2020) spiegelt die kontrovers geführte Diskussion um den Bildungswert des Faches Arbeitslehre wider. Die Bezeichnungen reichen neben dem hier verwendeten Titel Wirtschaft-Arbeit-Technik,

•  von Wirtschaft-Technik-Haushalt (z. B. in Sachsen),

•  über Arbeit-Wirtschaft-Technik (z. B. Bayern),

•  Arbeit/Wirtschaft, Hauswirtschaft (Niedersachsen)

•  bis hin zur klassischen Bezeichnung Arbeitslehre (z. B. Hamburg und Hessen).

Einige Bundesländer vermitteln ähnliche Kompetenzen und Inhaltsfelder, jenseits klarer Fachstrukturen. Im bayrischen Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (ISB 2019) wird bspw. das Fachprofil »Werken und Gestalten« ausgewiesen. Damit erfolgt eine Anlehnung an die fachdidaktische Konzeption des Werkunterrichts, die sich von der Arbeitslehre unterscheidet. Demgegenüber weist der der neue baden-württembergische Bildungsplan für den sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung (2022) Technik ausdrücklich als Fach aus und stellt damit eine fachliche und zugleich anschlussfähige Annäherung (vgl. hierzu online das Kapitel Technik im Portal des Bildungsplans unter https://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2022BW/SOP/GENT/TEIL-C/T

Bundeslandübergreifend verbindend ist jedoch die Tendenz zur Verankerung des Faches insbesondere an Förder-, Haupt- und Realschulen, Gesamtschulen und Integrierten Sekundarschulen, wobei sich die Klassifikation als Pflicht- oder Wahlpflichtfach je nach Bundesland und Schulform wiederum unterscheidet. In Hessen wurde 1993 Arbeitslehre für alle Schulformen und damit auch für das Gymnasium als Pflichtfach für die Jahrgangsstufen 7–10 eingeführt, jedoch im Jahr 1999 für die Gymnasien wieder abgeschafft. Dies deckt sich mit dem aktuellen bundesweiten Status des Faches (beziehungsweise die mit WAT anvisierte Kompetenzförderung) an Gymnasien: es ist nur vereinzelt integriert und meist in Form von Wahlangeboten, wie der 2011 in Berlin eingeführte Kurs »Studium und Beruf« (SenBJF 2011). Im Hinblick auf die schulische und dann unterrichtspraktische Umsetzung ist nun zu hinterfragen, inwiefern alle Bildungsanliegen des Faches mit den sehr unterschiedlich vorhandenen sachlichen und personellen Ressourcen umgesetzt werden können. Arbeitslehre ist gekennzeichnet durch »mangelnde theoretische und empirische Grundlagen« (Duismann et al. 2005, 62) und wurde in zahlreichen Bundesländern auch aufgrund von »konzeptionellen Problemen« von anderen Fächern ersetzt (vgl. Schröder 2021, 72 f.).

Im SGE ist das Unterrichtsfach Wirtschaft-Arbeit-Technik beziehungsweise seine Bildungsanliegen ebenfalls curricular verankert. Die Bildung an Schulen mit dem SGE bzw. an Schulen mit entsprechenden Bildungsgängen gliedert sich derzeit in den meisten Bundesländern in vier Stufen:

•  die Vor- bzw. Unter- oder Grundstufe,

•  die Mittelstufe,

•  die Ober- bzw. Hauptstufe und

•  die Werk- bzw. Abschlussstufe (auch Berufsschulstufe).

Anknüpfend an den Kompetenzerwerb im Sachunterricht wird das Fach »Werken und Gestalten« für die Jahrgangsstufen 4 bis 9 angeboten (ISB 2019, 40). Die Bedeutung des Faches WAT und ähnlicher Fachkonzepte nimmt in der Oberstufe zu, da Arbeit hier als »wichtiges Element des Unterrichts« (Fornefeld 2004, 107) verstanden wird. Die Abschlussstufe fokussiert die Berufliche Orientierung und Vorbereitung auf die nachschulische Lebensphase (vgl. Stöppler & Schuck 2011, 2) und hat damit ebenfalls enge Bezüge zum Fach WAT.

2.1.2         Fachdidaktische Ansätze der Arbeitslehre

Obwohl Arbeitslehre variantenreich inhaltlich ausgestaltet, methodisch umgesetzt und institutionell verankert ist, lässt sich die allgemeine Zielsetzung übergreifend als »Vermittlung einer technischen und sozio-ökonomischen Grundbildung mit einer Hinführung auf die Arbeits- und Wirtschaftswelt und einer Berufsorientierung im Sinne der Anbahnung einer Berufswahlreife« (Dedering 2000, 58) zusammenfassen. Gefördert werden sollen grundlegende »Entscheidungs- und Handlungskompetenzen für typische Situationen der Arbeits- und Wirtschaftswelt und Einsichten in ihre technischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge« (ebd.). Zur Realisierung dieser Ziele wird die Verbindung aus fachtheoretischen Kenntnissen mit allgemeinen praktischen Fertigkeiten und Erfahrungen in Arbeitsprozessen für notwendig erachtet.

Dedering (2000, 22 ff.) stellt in diesem Zusammenhang verschiedene Theorieansätze vor, die erkennen lassen, dass mit dem Lernfeld »Arbeitslehre« sehr variantenreiche Intentionen und Positionen verknüpft sind. Im Hinblick auf integrative Ansätze, wie sie mit der Arbeitslehre verfolgt werden, ist die konzeptionelle Weiterentwicklung jedoch ins Stocken geraten und es liegt ein »Innovationsstau« vor (vgl. Dedering 2004, 9). So wurde beispielsweise die angestoßene Diskussion über »arbeitsrelevante Basiskompetenzen« (Duismann 2002) und ihrer empirischen Erfassung (im Rahmen der von Lehmann und Hoffmann (2009) publizierten BELLA-Studie »Berliner Erhebung arbeitsrelevanter Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderbedarf Lernen«) nicht weiter fortgeführt. Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels sind neue organisatorische und curriculare Konzepte sowie Professionsansätze auszuarbeiten und zu implementieren (vgl. Friese, Benner & Galyschew 2013, 1), und Dedering (vgl. 2000, 147) fordert ein höheres Qualitätsniveau und mehr Einheitlichkeit.

2.2           Fachdidaktische Konzepte der ökonomischen und technischen Bildung

Im Folgenden werden theoretische Konzepte der Fachdisziplinen ökonomischeBildung ( Kap. 2.2.1), technische Bildung ( Kap. 2.2.2) sowie der Beruflichen Orientierung ( Kap. 2.2.3) als Anwendungsfeld ökonomischer Bildung dargestellt. Dieses Vorgehen wurde aufgrund der bestehenden Forschungsdesiderate gewählt. Für Lehrkräfte, die in inklusiven Unterrichtssettings tätig sind, ist dieses theoretische Fundament besonders wichtig, damit die Vernetzung fachdidaktischer Perspektiven mit der sonderpädagogischen Förderung gelingen kann (vgl. hierzu die o. g. Hinweise).

Insgesamt gilt es mit Blick auf den inklusiven WAT-Unterricht, das Verhältnis zwischen den benannten Bestandteilen Wirtschaft, Arbeit und Technik sowie ihrer Verschränkungen weiterhin zu diskutieren. Die Kritik gegen das Integrationsfach ist vielfältig: So stellt sich die Frage, wie die Systematik der Einzeldisziplinen über ein so breit angelegtes Fach adäquat abgebildet werden kann. Dies betrifft sowohl den schulischen Unterricht als auch die Lehrkräfteaus- und weiterbildung, die mit der Herausforderung verbunden ist, Lehrkräfte bei einem begrenzten Zeitkontingent in allen Bereichen angemessen zu qualifizieren. Ungeklärt ist ebenso, ob alle Bestandteile des Unterrichtsfaches WAT in gleichen Teilen an Schulen praktiziert werden. Bieten solche Verbundfächer doch die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen, sodass gar nicht sichergestellt ist, ob Schülerinnen und Schüler im SGE überhaupt die Chance haben, Kompetenzen in allen Bereichen auszubilden.

Gleichzeitig erscheinen einige Ansätze der Arbeitslehre-Konzeption, wie beispielsweise die starke Orientierung am projektorientierten Arbeiten, gerade für den SGE passend. Daher ist es dringend notwendig, die inklusive WAT-Didaktik weiter zu erforschen, um zügig zu einer fachlich fundierten Diskussion zu kommen, aus der wiederum Implikationen für unterrichtspraktische sowie schulkonzeptionelle Entwicklungen abgeleitet werden können.

2.2.1         Ökonomische Bildung

Unsere Lebenswelt ist von ökonomisch geprägten Lebenssituationen und Entscheidungen gekennzeichnet. So agieren wir in wirtschaftlichen Kontexten beispielsweise als Verbraucherinnen und Verbraucher, als (Wirtschafts-)Bürgerinnen, als Berufswähler oder als Erwerbstätige. Während einige dieser Rollen erst nach der Schulzeit übernommen werden, sind andere bereits in der Gegenwart relevant: So verfügen bereits Kinder und Jugendliche über ein nicht zu unterschätzendes finanzielles Kapital, das sie über Taschengeld, Geldgeschenke oder auch Schülerjobs generieren und über das sie nach dem Taschengeldparagraf (§ 110 des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs) weitestgehend eigenständig verfügen dürfen. Ökonomische Bildung, verstanden als wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung, soll dazu beitragen Schülerinnen und Schüler zu einem mündigen Urteil, zur Selbstbestimmung und zur verantwortlichen Mitgestaltung ökonomisch geprägter Lebenssituationen und Entscheidungen zu befähigen.

Ökonomische Lebenssituationen von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung

Für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung bestehen zum Teil Einschränkungen in Bezug auf die Geschäftsfähigkeit. Diese Einschränkungen ermöglichen die Rückabwicklung von bestimmten Geschäften und verringern das damit verbundene Risiko (vgl. Remmele 2016, 18). Somit ermöglichen sie einen risikominimierten Handlungsraum für finanzielle Selbstbestimmung. Gleichzeitig schränken sie diesen jedoch ein, da die Betroffenen bei größeren Geschäften abhängig von Betreuenden sind und lediglich kleinere Ausgaben des alltäglichen Lebens tätigen können (vgl. ebd.).

Remmele (vgl. 2016, 17) spricht in diesem Zusammenhang von institutionellen Stützstrukturen, welche die objektiven Handlungsmöglichkeiten der Individuen strukturieren sollen und die dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler im SGE unterschiedliche Kompetenzanforderungen bewältigen müssen. Auch wenn diese Stützstrukturen im SGE vermutlich Bestand haben werden, wird Teilhabe und Selbstbestimmung jedoch zunehmend gefördert und damit werden auch ökonomische Kompetenzen wichtiger.

Beispielhaft sei dafür die Einführung des persönlichen Budgets genannt, das es der empfangsberechtigen Person ermöglicht, eine Geldleistung, statt der zuvor üblichen Sach- und Dienstleistung, zur Teilhabe bzw. Eingliederungshilfe zu erhalten. Somit kann sie selbst entscheiden, wann, wo, in welchem Umfang und durch welche Institution/Dienstleister oder Person sie Unterstützung in Anspruch nehmen möchte.

In ähnlicher Weise verändert sich sukzessive die Arbeitsmarktlage für Menschen mit Behinderung ( Kap. 2.2.3