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Das Österreichisch-Deutsch-Wörterbuch jetzt neu! Dieses Büchlein erblickte 1995 das Licht der Welt und hat es seither weit gebracht: Es ist durch viele Hände gegangen, hat so manchem Deutschen die -> Entpiefkenisierung erleichtert und durfte 2022 beim Besuch der deutschen Außenministerin in Wien sogar politisches Parkett betreten; es wurde – weil nicht alle darin verzeichneten Wörter salonfähig sind - auch von Jugendlichen gern gelesen und - aus denselben Gründen - von Willkommenswänden am Wiener Flughafen wieder entfernt. Nun ist es Zeit für einen Relaunch. Migrationsbewegungen und Veränderungen in unserer Lebenswelt haben neue Begriffe entstehen lassen; gleichzeitig werden alte wie "Wortdenkmäler" wiederentdeckt und gepflegt. Die Neuauflage schließt die entstandenen Lücken mit einer angemessenen Portion -> Schmäh.
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Seitenzahl: 48
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Die Erstausgabe erschien 1995 unter beratender Mitarbeit von H. C. Artmann.
© 1995 Residenz Verlag
Erweiterte Neuauflage
© 2024 Residenz Verlag GmbH Salzburg – Wien
Alle Rechte, insbesondere das des auszugsweisen Abdrucks und das der fotomechanischen Wiedergabe, vorbehalten.
Umschlaggestaltung: www.boutiquebrutal.com
ISBN Print: 9783701717866
ISBN eBook: 9783701747245
VORWORT
Vorwort zur Erweiterten Neuauflage (2024)
Quellen
Österreich, sagt man, sei insofern ein glückliches Land, als die Leute hier Deutsch sprechen und trotzdem keine Preußen sind. Ersteres wird uns aber gerne abgesprochen, klingt doch, was wir hier von uns geben, schlampig hingenuschelt im Gegensatz zur gehobenen Rede, die unsere Nachbarn führen.
Wir warten vergeblich auf Austauschschüler, denn die sollen ja ordentliches Deutsch lernen, nicht irgendeinen urigen Dialekt, und die Redakteure spitzen den Rotstift über den Werken »öst’rreichischer« Autoren und ersetzen gewissenhaft jeden »Sessel« durch einen »Stuhl« und jeden »Kasten« durch einen »Schrank«.
Der deutsche Mensch lächelt gnädig, wenn ihm in gelöster Urlaubsstimmung aus dem Mund eines trachtenbehüteten Originals Schwerverständliches entgegentönt, aber in der Sprache der Literatur fallen ihm jene austriakischen Kuriositäten, die vom Lektorat aus mangelnder Aufmerksamkeit oder patriotischem Eigensinn nicht bereinigt wurden, mitunter recht unangenehm auf. Da wird dann doch eine allgemeinverbindlichere Tonart erwartet; denn woher soll der deutsche Mensch zum Beispiel wissen, dass das, was spätestens eine Woche nach dem letzten Staubsaugen durch die Wohnung läuft, keine seltene Amphibienart ist, sondern, wie Duden sagt, »zusammengeballter, mit Fasern durchsetzter Staub (österr. ugs.: Lurch)«? Es gilt also, dem nicht ganz so Kundigen auf die Sprünge zu helfen, indem man ihm ein Wörterbuch in die Hand gibt, das er immer bei sich führen kann, wenn er mit den Eingeborenen dieses Landes zusammentrifft – entweder um sich in einer unassimilierten Gaststätte die Speisekarte auszudeutschen oder um in den Dschungel des literarischen Wildwuchses vorzudringen –, ein Beitrag zur Völkerverständigung im »Westentaschlformat« sozusagen; den anderen aber, die, ohne mit der Wimper zu zucken, das Wort »Powidldatschgerl« herausbuchstabieren und angesichts der Aufforderung, sich brausen zu gehen, gar nicht erst auf den Gedanken kommen, es könnte eine Dusche angesagt sein, sei bei der Lektüre der gefladerten (zusammengeklauten) und selbst erfundenen Übersetzungen viel Vergnügen gewünscht.
Auch mancher Österreicher wird auf Töne stoßen, die ihm nicht recht vertraut klingen, zumal es die Gerechtigkeit gegenüber unseren Vorarlberger Landsleuten verlangte, den einen oder anderen alemannischen Ausdruck aufzunehmen. Darüber hinaus ist solch ein Wörterbuch auch ein Psychogramm:
Denn die Seele eines Landes offenbart sich ja nicht zuletzt darin, wofür man Worte findet und worüber man sie verliert. Hier zeichnen sich drei entscheidende Themenkreise ab, die den Österreicher scheinbar mehr bewegen als alles andere: die unterschiedlichsten Grade der Alkoholisierung, die diversen Formen geistiger Demenz und die vielfältigen Aspekte weiblicher Widerwärtigkeit. Tu felix Austria!
Dieses Kompendium hat mittlerweile fast dreißig Jahre auf dem Buckel, obwohl es, als es 1995 das Licht der Welt erblickte, als »Lercherlschas« bezeichnet und ihm Lückenhaftigkeit vorgeworfen wurde. Im Laufe der Zeit haben sich, durch substanzielle Veränderungen der Welt und damit verbundene Veränderungen der Sprache, weitere Lücken ergeben, welche auch mit dieser Neuauflage, soviel sei vorweggesagt, nicht vollständig geschlossen werden können.
Das Büchlein sollte einmal groß herauskommen: Es war vorgesehen, dass es in der Ankunftshalle des Vienna Airport (Skylink), in gläserne Wände geritzt, den Ankommenden die Essentialia der österreichischen Sprache vermittelt. Ein ausgedehnter Baustopp verschob zunächst die Aufstellung, und als es endlich so weit war und die Glaswände installiert waren, erkannte man, dass hier auch Wörter aufscheinen, die nicht unbedingt salonfähig sind. Man versuchte, den Schaden zu begrenzen, indem man alle bedenklichen Wörter mit der Aufschrift »Willkommen« überklebte, was zu einem sonderbaren Zusammenspiel von Willkommenskultur und Cancel Culture avant la lettre führte: Denn letztlich verschwanden, nach einer recht unterhaltsamen medialen Debatte, die Wände von der Bildfläche und warden nie wieder gesehen. (Zweckdienliche Hinweise über ihren Verbleib bitte an die Redaktion.)
Das Verhältnis zur österreichischen Sprache ist heute durchaus ambivalent. Die Jüngeren haben zum einen, bedingt durch Migrationsbewegungen, neue Begriffe entwickelt; gleichzeitig ist in ihrer Diktion immer öfter eine norddeutsche Färbung zu beobachten, die bei den Altvorderen auf Ablehnung stößt, Stichwort: »Mei Gschropp red wia a Piefke« (Gebrüder Marx). Zum anderen besteht ein Bedürfnis zum In-Evidenz-Halten dialektaler Begriffe und scherzhafter Ausdrücke, eine Pflege von Wort-Denkmalen sozusagen. Hier gilt es abzuwägen, ob diese Wörter erhaltungswürdig sind oder einfach überholt: So sind seit der Einführung des Euro Bezeichnungen für den österreichischen Schilling wie »Alpendollar« oder »Ösn« obsolet geworden. Stattdessen spricht man heute im Zusammenhang mit dem Schilling von »echtem Geld«.
In diesem Spannungsfeld vor Erhalten und Veränderung bewegt sich die vorliegende Neuauflage.
Astrid Wintersberger
A
abbeindln das Leben nehmen
abbrannt sonnengebräunt; pleite
abbrocken (brocken) pflücken; festnehmen
abdraht falsch, hinterlistig
abfiesln (abkiefeln) abnagen
abfretten, sich sich abmühen
abgellen abprallen
abgoschn mit Maulschellen traktieren
abgwichst schlau, verschlagen
abkristeln bremsen
abidrahn jmdn. übervorteilen, ihn vom hohen Ross stürzen
abizahrn durch Unlust bedingtes ineffizientes Arbeiten
abkragln erwürgen
ableiben sterben
abpaschen sich aus dem Staub machen
abrebeln Beeren von der Traube pflücken
abschasseln abwimmeln, kurz abfertigen
Abschnitzl Abfall, der beim Schnitzen und Schneiden zurückbleibt
abstrudln(sich) sich abmühen
abtatschkern, abtatscheln kosend über die Wangen oder andere Körperteile streichen, tätscheln (kann als sexuelle Belästigung empfunden werden)
abtödeln verwelken, absterben
abtreiben Teig schaumig rühren
abzuzeln mit heftigen Saugbewegungen ablecken
acheln essen
Achtziger-Stroh 80%iger Rum der Firma Stroh
Adabei einer, der keinen gesellschaftlichen Anlass auslässt
adeln auf dem Feld Dung ausbringen
Affn an A. haben: einen gewaltigen Rausch haben
Agazebam Akazie, Robinie
Agrasel Stachelbeere
Ahnl Vorfahre; daher:
Ahnlvertilgung gewaltsame Beseitigung von nicht ablebenswilligen älteren Verwandten
Aichtl (Eichtl, Neichtl) ein wenig, eine Weile
Almrausch Alpenrose, botanisch: rhododendron hirsutum
Alzerl (Äuzerl) ein winziges Bisschen
Amtskappel Dienstmütze, Zeichen beamteter Autorität
anbandln Kontaktaufnahme zwecks Einleitung eines Liebesverhältnisses oder einer Schlägerei
anblasn beschwipst
anbumsen anstoßen; eine ledige Frau schwängern
andipplt betrunken
andudlt