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Der Bestseller in überarbeiteter Neuausgabe
Viele Menschen sind auf der Suche nach Halt im Sturm der Zeiten. Wurzeln sind ein gutes Bild dafür. Ein Baum, der von Regen, Sturm und Schnee bedrängt wird, findet durch die eigenen Wurzeln seinen Halt. Der christliche Glaube hat für Generationen vor uns solche Wurzeln angeboten. Viele haben das aus den Augen verloren, den Kontakt zu den Wurzeln nicht mehr gepflegt. Aber das Angebot steht. Die Frage ist, können wir uns neu einlassen auf diesen Glauben? Haben wir den Mut zu vertrauen?
In diesem Buch erfahren Sie, wie Glauben Ihrem Leben Halt und Orientierung schenkt, wie Sie ein Leben voller Hoffnung führen können, wie Glauben Ihnen Zugang zu erfülltem Leben öffnet, Ihrem Leben Wurzeln gibt und Ihnen innere Freiheit schenkt.
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Seitenzahl: 164
Margot Käßmann
Wurzeln, die uns
Flügel schenken
Glaubensreisen zwischen
Himmel und Erde
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.
Dieses Buch ist die gekürzte, vollständig überarbeitete und aktualisierte Ausgabe des erstmals im Jahr 2005 unter ISBN 978-3-579-06908-1 erschienenen gleichnamigen Titels.
Copyright © 2018 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Umschlaggestaltung: Gute Botschafter GmbH, Haltern am See
Umschlagmotive: Foto Ufergras © zhu difeng/shutterstock.com; Foto Meer, Ufer, Himmel: pixabay.com
ISBN 978-3-641-22589-6V002
www.gtvh.de
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort: Glauben – Warum?
Glauben gibt dem Leben Wurzeln
Glauben ist ein Menschheitsthema
Glauben tut gut
Glauben gibt dem Leben Halt und Orientierung
Wer glaubt, findet Zugang zu erfülltem Leben
Wer glaubt, findet innere Freiheit, auf Herausforderungen zu reagieren
Wer glaubt, findet Hoffnung
Basiswissen Glauben
Die Bibel – ein Buch mit sieben Siegeln?
Gott, wer bist du? – Annäherungen
Die Kirche – Kultus in der Spaßgesellschaft
Das Gebet – Standleitung zu Gott
Die Gebote – Knigge für Christen
Lebensregeln – Ethik für ein Leben in Verantwortung
Zweifel und Fragen – Teil der Glaubensreise
Mit Flügeln leben – Erste Schritte zur Praxis
Als Christin und Christ im Alltag leben
Rituale für den Tag
Die Woche gestalten
Leben im Jahreskreis
Highlights nur für mich
Mein Lebensweg – den Lebenskreis anschauen
Schlusswort: Lassen Sie sich ein auf das Abenteuer Glauben!
VORWORT: GLAUBEN – WARUM?
»Wie hältst du’s mit der Religion?«, fragt Gretchen den Faust in Goethes großem Drama. Damit fragt sie nach Wertvorstellungen und Grundorientierung des Mannes, den sie liebt. »Glauben, hast du das nötig?«, fragen viele heute. Dabei schwingt oft eine gewisse Verächtlichkeit mit, als sei Glauben ein Zeichen von Schwäche. Und doch gibt es gleichzeitig eine große Sehnsucht nach Glauben in unserem Land, eine verzweifelte oder auch zaghafte Suche nach Sinn. Aber der christliche Glaube erscheint manchen irgendwie als eine Sache von gestern. Dagegen können wir erleben, dass anderswo Menschen mit großer Begeisterung Christinnen und Christen sind – in Afrika, Asien, Amerika. Fehlt es uns an Mut zum Glauben? Ist Europa vielleicht einfach erschöpft auch von den religiösen Auseinandersetzungen und Religionskriegen, den so grauenvoll den Glauben zerstörenden Ereignissen wie Auschwitz oder auch den irritierenden Erfahrungen mit Glaubensauseinandersetzungen wie etwa im Nordirlandkonflikt? Oder haben Aufklärung, Vernunft und Wissenschaft Europa den Glauben ausgetrieben?
Aber auch bei uns hier machen viele die Erfahrung, dass der christliche Glaube sie trägt in guten und in schweren Zeiten. Über Jahrhunderte haben Menschen in diesem Glauben Kraft gefunden – das sollten wir nicht einfach so über Bord werfen! Glauben, das ist kein alter Hut, sondern eine Grundorientierung für die Zukunft im 21. Jahrhundert. Inmitten all der Verunsicherungen unserer Zeit können wir Wurzeln finden in der Glaubenstradition unserer Mütter und Väter, in der Erfahrung der Vorfahren, davon bin ich überzeugt. Wir hören auf ihre Erzählungen, die jene biblische Geschichte Gottes mit den Menschen weiterführen, und wissen: Wir sind ein Glied in der Kette. Da geht es um Erinnern und Fortschreiben, um Erben und eigenes Erleben, rückwärts gebunden und doch vorwärts weisend, eine Erzählung, die weitergeht. Goethe hat im Faust nicht nur die Gretchenfrage stellen lassen, sondern auch einmal gesagt, das Wichtigste, was wir unseren Kindern mitgeben könnten, seien Wurzeln und Flügel. Beide Begriffe drücken bildlich aus, was das Leben lebenswert macht: Nur wer Wurzeln hat, ist stark genug, den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu begegnen, ist frei, Fantasie für das Leben zu entwickeln, Träume zu haben – Flügel der Freiheit sozusagen. Ich bin überzeugt, der christliche Glaube bietet uns solche Wurzeln und von ihnen her kann sich unser Leben beflügeln. Wir können eine Glaubensreise antreten mitten im Leben, die uns mit dem Himmel verbindet.
Dieses Buch will Sie einladen, sich dem christlichen Glauben anzunähern, eine Glaubensreise zu wagen zwischen Himmel und Erde. Es ist keine wissenschaftliche Abhandlung, auch kein Katechismus, kein »Glaubensunterricht«, sondern es soll Lust machen, sich auf den Glauben einzulassen, erste Schritte zu wagen. Für mich war und ist der christliche Glaube der Lebensgrund, der mich trägt, mir Mut und Kraft gibt, mein Leben zu gestalten. Deshalb möchte ich andere begeistern für den Glauben.
GLAUBEN GIBT DEM LEBEN WURZELN
Wir leben in unruhigen Zeiten. Wie soll es weitergehen mit unserer Welt? Mit unserem eigenen Leben? Wie gefährdet wir sind, machen Katastrophen, Unfälle und Krankheiten immer wieder deutlich. Leben ist verletzbar, begrenzt.
Viele Menschen sind auf der Suche nach Halt im Sturm der Zeiten. Wurzeln sind ein gutes Bild dafür. Ein Baum, der von Regen, Sturm und Schnee bedrängt wird, findet durch die eigenen Wurzeln seinen Halt.
Der christliche Glaube hat für Generationen vor uns solche Wurzeln angeboten. Viele haben das aus den Augen verloren, den Kontakt zu den Wurzeln nicht mehr gepflegt. Aber das Angebot steht. Die Frage ist, können wir uns neu einlassen auf diesen Glauben? Haben wir den Mut zu vertrauen?
GLAUBEN IST EIN MENSCHHEITSTHEMA
In Simbabwe sagte einmal ein Mann zu mir: »Wie könnt ihr in Europa eigentlich leben ohne Religion? Jeder Mensch ist doch religiös! Einen Menschen ohne Religion gibt es nicht. Wir kommen schließlich alle irgendwoher und gehen irgendwohin!« Doch wer sucht heute Glauben in Europa, in Deutschland? Viele sind sich hierzulande selbst genug. Glauben – wozu soll das gut sein? Oft wird Glauben mit Kopfschütteln betrachtet. Aber dann gibt es einen Zeitpunkt im Leben, da kommen die großen Fragen. Kein Fernseher und kein Beruf können sie in diesem Moment verdrängen: Macht mein Leben eigentlich Sinn? Wenn ich sterbe, was bleibt? Und manchmal entsteht dieses tief beunruhigende Gefühl von Sinnlosigkeit. Da geht es dann um die großen Fragen von Religion. Es ist wichtig, sich ihnen zu stellen. Ja, es gehört zur Bildung eines Menschen, zur Herzensbildung, altmodisch ausgedrückt, dass er sich zumindest einmal im Leben mit der so viel größeren Wirklichkeit der Existenz auseinander setzt. Was bedeutet mein Leben mit Blick auf die Welt insgesamt? Und was, wenn all die Glücksversprechen der Werbung nicht zünden, was, wenn eine echte Krise kommt: Scheidung, Arbeitslosigkeit, Verlust eines lieben Menschen, Krankheit?
Wie finde ich zur Religion? Viele Menschen wachsen in einen Glauben hinein, sie lernen ihn kennen durch ihre Eltern und Großeltern, in der Schule, in ihrer Umgebung. Aber eines Tages müssen wir alle auch selbst fragen: Ist das mein Glaube? Kann ich dazu stehen, kann ich mich darauf wirklich verlassen? Christinnen und Christen können Gott nur durch Jesus Christus verstehen. Von dem Mann her, der durch Palästina wanderte und von dem berichtet wird, wie er in jedem Menschen eine Spur der Liebe Gottes gesehen hat. Jeden Mann, jede Frau, jedes Kind hat er ernst genommen und niemanden in Schubladen gepackt. So hat er gezeigt, dass Gott uns ernst nimmt und trägt – auch über den Tod hinaus. Deshalb sagen Christinnen und Christen, er ist für sie der Heiland, das Licht der Welt. Das unterscheidet sie von anderen Religionen.
Dass Glauben gar nicht so einfach ist, bestätigt schon die Bibel. »Ich glaube, hilf meinem Unglauben!« (Markus 9,24) ruft da ein verzweifelter Vater Jesus zu, der seinen Sohn gebracht hat in der Hoffnung auf Heilung. Ein krankes Kind, Anfälle, Schaum vor dem Mund – das ist entsetzlich für die Eltern mit anzusehen. Sie würden alles dafür tun, ihrem Kind zu helfen. Der Vater fleht Jesus inständig an: »Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!« Jesus aber sprach zu ihm: »Du sagst: Wenn du kannst – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt!« Da schreit der Vater: »Ich glaube, hilf meinem Unglauben.«
Mich berührt dieser Text. Was für ein großartiger Mann, dieser Vater! Er kommt zu Jesus, um jede nur denkbare Chance für seinen Sohn zu nutzen. Aber an ihn glauben, das ist so eine Sache. Höflich redet er ihn an: »Meister!« Aber mehr, Sohn Gottes, Messias, all das steht gar nicht im Raum. »Wenn du etwas kannst …« – der Vater behält eine eigene Würde. Er behauptet nicht, alle Bedingungen zu erfüllen, er kennt seine Grenzen, er bleibt ehrlich. Er verspricht nicht mehr, als er halten kann, er ringt mit sich, er will glauben, ja, aber er weiß auch um die vielen Fragen und Ängste. Mürbe wird er sein, verletzt nach den vielen Jahren des Bangens um dieses Kind. Und Jesus wird für ihn und seinen Sohn zum Heiland. Er heilt. An Leib und wohl auch an Seele. Der böse Geist verlässt den Jungen, neues, befreites Leben wird möglich.
Das ist eine wunderbare Geschichte. Sie berührt, weil dieser verzweifelte Schrei »Ich glaube, hilf meinem Unglauben!« ja bis in unsere Zeit hallt. Wahrscheinlich können wir sogar ganz besonders einstimmen in einer Zeit, in der erstmals seit Jahrhunderten christlicher Glaube in unserem Land keine Selbstverständlichkeit mehr ist. »Ich glaube« – das ist ein seltener Satz geworden in Deutschland. Und auch der sehnsüchtige Schrei »Hilf meinem Unglauben!« ist wohl eher stumm geworden, weil viele gar nichts mehr vermissen, wenn sie an nichts glauben. Oder ist das ein Irrtum? Es gibt doch auch heute eine ganz große Sehnsucht nach Sinn, nach Zugehörigkeit, nach Halt und Lebenskraft.
Die Grundfrage lautet: Können wir uns öffnen für den Glauben? Wagen wir es, uns anzuvertrauen in einer Welt, in der wir alles kontrollieren wollen? Dazu gehört Mut! Vielleicht kann uns ermutigen, dass so viele vor uns Lebenskraft im Glauben gefunden haben. Sie sind Vorbilder. Und sie zeigen mir, wie Glauben Lebenskraft, Wurzeln geben kann, die manchem Sturm standhalten.
Mein Tipp
Nehmen Sie sich eine ruhige Phase, eine besondere Zeit, eine »Auszeit«, und setzen Sie sich mit der großen Frage des Glaubens auseinander: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Habe ich denn schon einmal Berührung mit dem Glauben gehabt? Und wenn ja, wo ist der Faden gerissen und warum? Was ist mit meiner Sehnsucht nach Sinn? Vielleicht suchen Sie sich eine Kirche – viele stehen heute den ganzen Tag über offen! In einigen können Sie still eine Kerze anzünden, in anderen einfach in der Bank sitzen mit Blick auf den Altar. Kirchen sind durchbetete Räume, viele andere vor Ihnen haben hier ihren Glauben bedacht. Die Steine, die Bilder, die Architektur bezeugen den Glauben von Generationen. Sie sind nicht der Erste, nicht die Einzige mit diesen Fragen. Lassen Sie sich darauf ein. Sie werden merken, Sie können etwas spüren vom Faden des Glaubens, der weitergegeben wird von Generation zu Generation.
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»Ich glaube, dass der Glaube Stufen hat und dass Gott uns diese Stufen führt.«
Jochen Klepper
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GLAUBEN TUT GUT
Wellness ist derzeit angesagt. Überall finden sich Angebote, um »die Seele baumeln« zu lassen, sich selbst etwas Gutes zu tun. Und auch im Bereich der Esoterik werben Bücher und Seminare mit der Aussicht, eine innere Balance zu finden, mit sich selbst in Einklang zu gelangen.
Es ist gut, darüber nachzudenken. Allzu viele Menschen laufen ihrem Leben geradezu davon. Und dazu werden wir durchaus auch verführt: durch Arbeit, durch die Hetze in Zeiten der Mobilität, durch den Anspruch, ständig erreichbar und verfügbar zu sein, nicht zuletzt durch die Unterhaltungsindustrie. Da ist es oft schwer, einmal Stopp zu sagen, zu fragen: Was ist eigentlich wichtig und was ist unwichtig? Es ist manchmal ein bewusster Kraftakt, die stete Abfolge von Terminen, Pflichten und Gewohnheiten zu unterbrechen.
Wer das eigene Leben als Geschenk von Gott versteht, hat einen anderen Blick auf das Leben. Da geht es nicht zuallererst darum, möglichst viel rauszuholen. Das Leben, die Zeit – ich nehme sie aus Gottes Hand und gestalte sie. Diese Zeit kann kürzer oder länger sein. Aber das ist nicht das Entscheidende. Niemand kann über den Sinn entscheiden. Ob ich mehr leisten kann oder weniger, ob ich alt oder jung bin, gesund oder krank – es ist befreiend, glauben zu dürfen, dass Gott mir Sinn zusagt.
Wer ein wunderbares Geschenk erhält, ist überrascht, wird es annehmen und liebevoll mit dem Geschenk umgehen, wird sich daran freuen. Und auch wenn das Geschenk mit der Zeit Schrammen erhält, nicht mehr perfekt ist, bleibt es etwas ganz Besonderes, nur für mich, das Zeichen einer besonderen Beziehung, die ich anderen auch gern zeige. Ich teile sozusagen das Glück mit ihnen.
Mit der Beziehung zu Gott ist es ähnlich, denke ich. Da kann ich sagen: danke, dass du mir diese Zeit, dieses Leben geschenkt hast. Diese Zeit will ich dann ganz intensiv wahrnehmen, gestalten: in meinem Handeln, in meinen Beziehungen. Wenn ich mir der Begrenzung der Zeit bewusst bin, kann ich auch zornig werden und fragen: Was soll das alles? Warum all die Fragen, die Sorgen, die Kraft, die ich brauche? Manche Menschen wollen ihrem Leben sogar selbst ein Ende setzen. Sie haben den Faden zu ihrem Schöpfer verloren, sehen keinen Sinn mehr. Sie sehen ihre Lebenszeit als verlorene Zeit, finden keinen Halt, keine Orientierung.
Ja, es tut gut, sich diesen Fragen zu stellen. Einmal innezuhalten und zu fragen, wie ich mein Leben eigentlich verstehe. Wenn ich es als Geschenk annehmen kann, als geschenkte Zeit – hat dieser Tag dann einen besonderen Wert? Wenn ich ihn als ein Geschenk sehe, sehe ich auch die Kleinigkeiten, die es wert sind, sich darüber zu freuen. Dann werde ich sensibler mit Blick auf die Menschen, mit denen ich täglich lebe. Vielleicht kann ich auch manchmal über mich selbst lachen, mich nicht ständig ganz so ernst nehmen. Humorlosigkeit steht Christinnen und Christen nicht gut an. Sie glauben ja nicht an einen Toten, sondern an den Auferstandenen! Schön wäre es, wenn ihnen das anzumerken wäre.
Martin Luther hat einmal gesagt, das Evangelium könne nur mit Humor gepredigt werden! Ja, Lebenslust, eine gewisse Leichtigkeit des Seins, sie gehören dazu, wenn ich mich von Gott gehalten weiß. Griesgrämigkeit und ein Trauerkloßdasein sind ein fundamentaler Widerspruch zur Lebenszusage Gottes! Was nicht heißt, dass die Probleme und Belastungen einfach ignoriert werden. Nein, aber ich kann sie aussprechen, mit Gott besprechen, einordnen in die große Linie meines Lebens. Denn ich weiß: das Leben ist kein ruhiger Fluss, da gibt es Höhen und Tiefen. Das macht das Leben ja lebenswert, spannend, lebendig. Schwere Erfahrungen lassen die Menschen auch reifen. Wer glaubt, kann der Tatsache ins Gesicht sehen, dass die uns jeweils geschenkte Zeit begrenzt ist. Das verändert den Blick auf das Leben, macht bewusster, wie verletzlich es ist.
So allgemein formuliert, gilt das zunächst für alle Religionen. Die drei großen Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam, binden sich dabei jeweils zurück an ein Buch. Das Judentum an die Tora, die weisheitlichen Schriften und die Prophetenbücher, das Christentum zusätzlich an das Neue Testament und der Islam an den Koran. Christinnen und Christen unterscheidet von anderen Gläubigen, dass sie im Leben Jesu und seiner Auferstehung Gott selbst am Werk sehen. Sie verstehen Jesus Christus als Weg zu Gott, als die Wahrheit und deshalb als ihre Lebensgrundlage. Wie Jesus Menschen angesehen hat, ganz unabhängig von ihrer Position und Bedeutung, so sieht Gott die Menschen an. Er hat sich ganz und gar Gott anvertraut, über den Tod hinaus, und Gott hat ihn auch gehalten in guten und in schweren Zeiten. Das meinen Christinnen und Christen, wenn sie ihn Gottes Sohn nennen: In ihm können wir Gott erkennen. Und da bleibt eine Provokation, dass Gott sich gerade denen am Rande zuwendet, denen, die zweifeln, die Angst haben, die in den Augen der Menschen Versager sind. Das ist eine Herausforderung und eine ungeheure Ermutigung!
Mein Tipp
Wann haben Sie das letzte Mal losgelassen, sind Sie ausgestiegen aus Druck und Hektik? Gehen Sie doch mal allein oder auch mit einem Freund, einer Freundin ins Konzert. Bach, Brahms, Philharmonie – wer sich auf Musik einlässt, hört auf, sich wie im Hamsterrad zu drehen. Kann innerlich frei werden. Und bekommt manchmal Luft oder auch Mut, sich auf die tiefen Fragen des Lebens einzulassen. Nicht umsonst wird Johann Sebastian Bach auch »der fünfte Evangelist« genannt. Seine Kompositionen haben vielen Menschen ganz neue Zugänge zum Glauben eröffnet. Schauen Sie doch mal in der Tages- oder Kirchenzeitung, ob es nicht in Ihrer Nähe demnächst eine Aufführung der Matthäuspassion oder des Messias von Händel gibt. Das lohnt sich!
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Möge dein Haus stets vom Lachen deiner Familie widerhallen, auch wenn die Geräusche der Arbeit es übertönen.
Irischer Segenswunsch
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GLAUBEN GIBT DEM LEBEN HALT UND ORIENTIERUNG
Gott ist treu, heißt es in der Bibel. Wenn ich das weiß, kann ich gelassener werden. Und auch diese elende Angst ablegen, stark sein zu müssen, mich zu beweisen. Oder vielleicht auch aufhören, immer woanders das Bessere zu suchen – in einem anderen Land, mit einer anderen Frau, bei einem anderen Job. Es geht darum, unser Leben zu ordnen in all dem Durcheinander. Dazu gibt Gott Orientierung. Und diesen Lebensstil, diese Überzeugungskraft des Glaubens braucht unsere Zeit heute. Gerade wo Menschen verunsichert sind, braucht es solche, die wissen, wo sie stehen, die einen festen Boden unter den Füßen haben, um den Herausforderungen des Lebens zu begegnen.
Übrigens gibt es auch ganz weltliche Autoren und Medien, die diese Suche nach Halt und Orientierung formulieren. »Herr der Ringe« von Tolkien wurde vor einigen Jahren im ZDF als bestes Buch aller Zeiten nominiert. In der Filmversion sagt der Hobbit Sam im Teil II gegen Ende: »Es gibt etwas Gutes in der Welt, Herr Frodo. Und dafür lohnt es sich zu kämpfen.« Das würden wohl viele Christinnen und Christen ebenso sagen können. Für sie bindet sich das Gute aber konkret an die Vision des Reiches Gottes, für die wir schon jetzt und hier eintreten wollen. Sie sehen »das Gute« in dem Menschen Jesus Christus, der für andere eingetreten ist, die Schwachen geachtet hat, die Sanftmütigen glücklich nannte. Das Gute als die Vision vom Reich Gottes, in dem sich Frieden und Gerechtigkeit küssen werden, wie es ein Psalm ausdrückt. Das Gute als die Zukunft Gottes, in der niemand mehr hungern muss, kein Mensch leidet. Die Visionen der Bibel sind dabei keine Utopie. Sie sind Anleitungen zum Leben und Handeln jetzt und in unserer Welt, damit wir Spuren dieses Reiches legen.
Allerdings: Wer fragt schon in glücklichen Momenten des Lebens nach Gott? Vor allen Dingen treibt uns Menschen ja die »Sache mit Gott« um, wenn wir mit Leiden, mit Tod, mit Terror konfrontiert sind. Dann ist sie plötzlich da, die große Frage: Wie kann Gott das zulassen? Kinder verhungern mitten in unserer reichen Welt, ein Massaker in Kabul zerfetzt etliche Menschen. Woher kommt das Leiden? Dann kann der Glaube sagen: Gott hat die Welt geschaffen, aber Gott hält die Menschen nicht wie Marionetten an einem Faden. Nein, sie sind frei in ihrem Handeln und müssen verantworten, was sie tun. Es ist ein Widerspruch in sich selbst, einerseits zu verlangen, unabhängig von Gott unser Leben gestalten zu können, und dann aber Gott verantwortlich zu machen, wenn Menschen grausam handeln. Das scheint ein wiederkehrendes Dilemma zu sein: Gott wird von vielen verachtet und verspottet, im Alltag wollen sie nichts mit Gott zu schaffen haben, wenn es ihnen gut geht, sehen sie das als eigenes Verdienst. Geschieht aber Schreckliches, handeln Menschen zerstörerisch, menschenverachtend, dann wird Gott dafür verantwortlich gemacht.
Mich tröstet mit Blick auf all das Leid in der Welt immer wieder: Wir können mit unseren Ängsten und Sorgen zu Gott kommen. Auch wenn wir uns abgewendet haben, Gott belächelt oder verachtet haben, in großem Abstand zu Gott leben, ist Gott doch bereit, uns zuzuhören. Das spüren auch Menschen heute immer wieder, selbst wenn sie sich weit entfernt haben vom Glauben. Ich denke an die großen Tragödien wie den Terroranschlag in Paris2015,