0,00 €
Werfen Sie einen ersten Blick in Alexander Oetkers neuen Krimi Winteraustern mit Commissaire Luc Verlain. Ziehen Sie sich warm an für Luc Verlains kältesten Fall! Winterzeit am Bassin d'Arcachon, das bedeutet für die Austernzüchter Hochkonjunktur. Allerdings auch für die Austerndiebe, denen man mit immer drastischeren Methoden begegnet. Und so mündet das, was eine besinnliche Bootsfahrt werden sollte, für Luc Verlain in einen Mordfall, der es in sich hat. Zusammen mit seinem Vater, einem ehemaligen Austernzüchter, hatte Luc eigentlich nur noch einmal dessen einstige Wirkungsstätte befahren wollen, als sie plötzlich auf die übel zugerichteten Leichen zweier junger Männer stoßen. Handelt es sich um Austernzüchter, die den Austernmogul der Region um einen Teil seines Festtags-Umsatzes bringen wollten? Oder wollte ein anderer Austerndieb von seinem Treiben ablenken? Die Ermittlungen von Luc und seiner Partnerin Anouk führen tief hinein in eine von Profitgier und Konkurrenzdenken korrumpierte Branche. Dies ist der dritte Band der beliebten Krimireihe im französischen Aquitaine. Commissaire Luc Verlain ermittelte bereits in diesen Fällen: Band 1 - Retour Band 2 - Château Mort
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 32
Alexander Oetker
Winteraustern
Luc Verlains dritter Fall
XXL-Leseprobe
Hoffmann und Campe
Die bestbewachten Meeresfrüchte der Welt
Es war sein Versprechen an seinen Vater gewesen. Noch einmal gemeinsam hinauszufahren auf das Bassin und dort den Sonnenaufgang mitzuerleben. Im Winter, in der Vorweihnachtszeit, der Zeit, die Alain immer die liebste war. Keine Touristen, viel Arbeit. Das Bassin ganz leer, keine Segler, keine Motorboote, nur die Austernzüchter bei der Arbeit. Das hatte Alain noch einmal sehen wollen. Und derzeit ging es ihm so gut, dass es möglich war.
Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Ärzte gaben ihm noch ein halbes Jahr. Vielleicht neun Monate. Zuletzt war er zu einer zweimonatigen Kur gewesen, bis spät in den Oktober, oben in La Baule. Und nun standen sie hier draußen auf der Barkasse, die immer weiter hinaussteuerte auf das Bassin.
Alain klopfte von außen an die Kabine und zeigte fragend auf seinen Flachmann. Die anklappbare Scheibe wurde geöffnet, und ein heiteres Lachen erklang.
»Merci, Monsieur Verlain, aber das ist mir definitiv zu früh. Wenn Sie mögen, hier gibt es Kaffee.«
»Merci, Lieutenante«, sagte Alain, »wir kommen gleich hinein.« Dann wandte er sich wieder der Backbordseite zu, sein Fernglas fest in den Händen.
Luc war Lieutenante Giroudin unendlich dankbar. Es war beileibe keine Selbstverständlichkeit, dass die Gendarmerie den Kollegen von der Police Nationale einen Gefallen tat. Sie aber hatte sofort zugesagt, Alain und ihn mit hinauszunehmen, extra noch mal in den Hafen zu fahren, morgens um halb fünf, um sie an Bord zu nehmen, für die letzten drei Stunden ihrer Schicht. Klar, Alain, sein Vater, war hier draußen eine Legende. Sie waren eine der alteingesessenen Familien in der Austernzucht gewesen. Wobei die Firma nur noch aus Alain bestanden hatte, bis er sie vor vier Jahren an Bertrand Chevalier verkauft hatte.
Die Menschen hier entlang des Bassins kannten Alain Verlain. Sie mochten ihn. Luc liebte ihn. Er zog sich die Handschuhe aus, zündete sich eine Zigarette an und rieb sich die kalten Hände, während er den Rauch ausblies. Noch gab es nur die Fahrrinnen, durch die Lieutenante Giroudin ihr Boot steuern musste, aber die Flut begann langsam, das Wasser drückte zurück in das Bassin, flutete den Sand.
Die Patrouille der Gendarmerie war nur unterwegs, wenn Ebbe war – denn dann lagen die Austern in ihren poches, den schwarzen Säcken, frei zugänglich im Schlick. In zwei, drei Stunden aber würden sie vom Hochwasser bedeckt sein, was einen Diebstahl unmöglich machte, denn dafür hätte es schon einen Kran gebraucht, und der erregte in den Austernbänken zu viel Aufsehen.
So beginnt die Geschichte um unseren Commissaire in seinem dritten großen Fall Winteraustern.
Doch wie schon Château Mort ist auch dieses Buch keine wilderfundene Geschichte, sondern eine wirklich kuriose, die auf Anekdoten fußt, wie sie einem eigentlich nur in Frankreich begegnen können. War es beim Weinroman noch der kurioseste Marathon der Welt mit seinen verkleideten Läufern, die während der 42,195 Kilometer an zwanzig Probierstationen Rotwein trinken können, ist es in Winteraustern diese ganz besondere Polizeieinheit, die allen Ernstes die Austern vor Dieben bewacht. Weil Lebensmittel eben französisches Kulturgut sind. Stellen Sie sich mal vor, liebe Leserinnen und Leser, die Deutschen würden mit Polizeidrohnen die Biergerste bewachen. Sehen Sie? Unvorstellbar. So etwas können wirklich nur die Franzosen.
Für meinen Fernsehsender habe ich mehrfach über die Austernpolizei berichtet. Und in der Gebrauchsanweisung für Bordeaux und die Atlantikküste (erscheint im PIPER-Verlag im Frühjahr 2020) finden Sie meinen ausführlichen Erfahrungsbericht:
Natürlich: Die Schlösser der Loire sind französisches Kulturgut. Keiner würde wohl daran zweifeln, dass auch der Mont-Saint-Michel, den die Bretonen so gern zu sich zählen würden, selbiges ist. Und: Mais bien sûr, auch die Fachwerke in Colmar und Obernai dürfen sich Kulturgut nennen. Doch wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass eben auch – oder vielleicht ganz besonders – la bouffe et les boissons