year of life or love - S. H. Brennan - E-Book

year of life or love E-Book

S. H. Brennan

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Beschreibung

Der Vertrag zwischen Isaac und Olivia ist beendet. Sie haben einander verabschiedet und kehren in ihr altes Leben zurück. Jeder für sich. Isaac startet als Künstler seine Karriere. Olivia erträgt die Einsamkeit in New York nicht mehr und tritt die Flucht nach Hawaii an. Werden sie so getrennt voneinander weiter leben oder schaffen sie es, sich ihre Liebe doch noch einzugestehen? Mit dem 2. Band der "year of" Trilogie geht es spannend weiter im Leben von Olivia Hunt und Isaac Porter.

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Content Notes
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Epilog
Danksagung
Instagram
Spotify
Triggerwarnung

year of life or love

 

Bandnummer 2 der »year of« Serie

 

Von S. H. Brennan

Impressum

Stefanie Heilmann

c/o COCENTER

Koppoldstr. 1

86551 Aichach

ISBN ebook: 9783754695852

ISBN Taschenbuch: 9783754689356

1. Auflage

Veröffentlichung: 19.12.2022

www.shbrennan.com | www.year-of.info

[email protected]

© 2022 S. H. Brennan

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit der Genehmigung der Autorin wiedergegeben werden.

Buchbeschreibung:

Der Vertrag zwischen Isaac und Olivia ist beendet. Sie haben einander verabschiedet und kehren in ihr altes Leben zurück. Jeder für sich. Isaac startet als Künstler seine Karriere. Olivia erträgt die Einsamkeit in New York nicht mehr und tritt die Flucht nach Hawaii an.

Werden sie so getrennt voneinander weiter leben oder schaffen sie es, sich ihre Liebe doch noch einzugestehen?

 

Mit dem 2. Band der "year of" Trilogie geht es spannend weiter im Leben von Olivia Hunt und Isaac Porter.

 

Über die Autorin:

„year of life or love“ ist das zweite Buch der Münchner Autorin S. H. Brennan.

Nach zahlreichen Stunden als Leseratte in den Abenteuern, Erzählungen und Geschichten anderer Autor:innen, erschien ihr eigener Debütroman "year of apprenticeship" im Mai 2022 im Selbstverlag.

In ihren Geschichten gibt es nicht nur viel Leidenschaft und Sinnlichkeit, sondern auch Aloha-Spirit zu lesen.

Prickelnde New Adult Liebesgeschichten, für alle die gerne heiße Szenen lesen.

Content Notes

Liebe Leser:innen,

 

triggernde Inhalte können schmerzen.

Aus diesem Grund weise ich an dieser Stelle darauf hin, dass in diesem Buch potenziell triggernde Inhalte enthalten sind.

Da die Liste der Trigger Spoiler für die gesamte Handlung des Buchs darstellt, überlasse ich es euch, ob ihr sie vorab wissen möchtet.

Hier kommt ihr zur ausführlichen Triggerwarnung.

 

 

Ich wünsche mir für alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Eure

S. H. Brennan

Prolog

»Ich liebe ihn doch!« – das war die Erkenntnis, die für Olivia zu spät kam.

Sie saß allein in ihrer Wohnung. Ein ganzes Jahr hatten Isaac und sie zusammengelebt. Es war an der Zeit gewesen Lebewohl zu sagen. Die beiden ließen einander ziehen. Es war viel passiert in diesen zwölf Monaten. Gemeinsam hatten sie wunderschöne Momente und und Lust in Hülle und Fülle erlebt. Doch der Vertrag war zu Ende. Das Ausbildungsjahr beendet und damit ihr Verhältnis. Olivia drehte sich um, alles in der Wohnung kam ihr so verändert vor. So leer. Sie vermisste ihn schon jetzt, obwohl es nur einige Minuten her war, dass Isaac den Aufzug betreten hatte. Die Tränen hörten nicht auf.

Nach einer langen Dusche legte sie sich, ungeachtet der Tatsache, dass es erst Mittag war, ins Bett. Sie hatte keinen Antrieb für irgendetwas anderes, als zu weinen, den Verlust ihrer Liebe zu betrauern. Ein Umstand, an dem sie selbst die Schuld trug. Der mit mehr Mut verhindert worden wäre. Wenn sie sich nicht so im Weg gestanden hätte. Olivia hatte Angst vor Zurückweisung, und jetzt lag sie wie ein Häufchen Elend im Bett.

Kapitel 1

Olivia

****

 

Es war der 1. Tag nach Isaacs Auszug. Aus ihren verquollenen Augen versuchte Olivia etwas auf dem Wecker zu erkennen. Er zeigte 4:30 Uhr an. Sie zog sich die Decke wieder über den Kopf und schmiss ein paar Taschentücher, welche unter der Bettdecke lagen, auf den Boden. Sie wälzte sich hin und her, so wie sie es fast die ganze Nacht schon getan hatte. Ihre Augen schmerzten, in ihren Schläfen pochte ein bitterlicher Schmerz. Wie sollte sie jemals wieder das Bett verlassen können? In zwei Stunden sollte sie aufstehen, um ins Büro zu fahren. Woher die Kraft dafür nehmen?

Nach einer weiteren schlaflosen Stunde quälte sie sich aus dem Trümmerfeld aus zerknüllten Taschentüchern und ging ins Bad. Mit Furcht vor ihrem Spiegelbild blickte sie hinein. Ihre Augen waren geschwollen, gerötet und unter ihnen zeichneten sich Augenringe ab. Ihre Nase leuchtete fast schon rot und ihre Haare standen kreuz und quer vom Kopf ab. Ihre Haut war fleckig und blass. Sie blickte tiefer in das Abbild ihrer Augen – Leere. Der Glanz von vor wenigen Tagen war erloschen. Olivia griff sich den nächstbesten Gegenstand und schleuderte ihn auf die andere Seite des Badezimmers, ehe sie unter Tränen auf die Knie sank. Sie wollte die Wohnung nicht verlassen. Ausschließlich ihr Computer im Arbeitszimmer würde Olivia an diesem Tag zu Gesicht bekommen.

 

Fünf Tage Home-Office lagen hinter Olivia und fast ebenso viele schlaflose Nächte. Olivia hatte kaum gegessen. Der Appetit fehlte ihr. Es gab keinen Anreiz für sie, sich oder ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Sie versuchte, sich zu bestrafen. Wieder irgendetwas anderes, als die Trauer zu spüren, war ihr Ziel. Noch raubte ihr die Wut über sich selbst und ihre Feigheit, dass sie Isaac hatte ausziehen lassen, die Kraft.

Olivia saß, mit leerem Blick auf die Skyline auf der Couch. Der sonst so atemberaubende Ausblick hatte seinen Reiz verloren. Sie musterte die einzelnen Wolkenkratzer, den grauen Himmel, welcher ihr genauso trüb erschien wie ihre Stimmung. Olivia war geschwächt, kraft- und antriebslos. Alles hatte sich verändert, nichts war mehr in Ordnung. Ihre Welt stand kopf. Da wurde sie von einem Klingeln aus ihren düsteren Gedanken gerissen. Erst nach ein paar Sekunden realisierte sie, dass es ihr Handy war. Auf das Display schauend sah sie Camilles Foto. Camille lächelte sie vom Bildschirm aus an und Olivia überlegte, ob sie den Anruf annehmen sollte. Doch sie war schon zu lange allein gewesen, sie brauchte ihre Freundin. Sie griff nach dem Handy und nahm den Anruf wortlos an.

»Livi?«

Camilles Stimme klang besorgt. Olivia schluckte, denn sie spürte, dass Camille wusste, was in ihr vorging.

»Hi.«

»Livi, ich mach mir Sorgen. Du warst seit Tagen nicht im Büro. Was ist denn los mit dir?«

Olivia versuchte, krampfhaft die Tränen zu unterdrücken und ihre Stimme zu festigen.

»Grippe.« Sie sprach erst gar nicht in ganzen Sätzen.

»Du willst wohl nicht darüber reden?«

Olivia schwieg.

»Ich bin für dich da. Du brauchst dich nicht zu verkriechen. Soll ich mit einem großen Eimer Schokoladeneis vorbeikommen?«

Olivia schwieg weiter.

»Livi du solltest nicht den ganzen Samstag allein sein. Ich pack meine Sachen zusammen, schnapp mir das Eis und bin in 30 Minuten bei dir.«

Olivia versuchte, etwas zu erwidern, doch da hatte Camille bereits aufgelegt. Widerrede war zwecklos. Camille würde in einer halben Stunde hier sein. Und dann konnte sie nicht mehr behaupten, die Grippe zu haben.

Pünktlich auf die Minute stand Cam mit zwei 500ml Eimern Eis vor Olivia.

»Chocolate Fudge Brownie und Coffee Caramel Fudge. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Und du siehst ja echt scheiße aus.«

Olivia lachte das erste Mal seit Tagen. Ihr war bewusst, dass sie alles andere als gut aussah in ihrer aktuellen Situation.

»Danke, Cam. Ich schätze deine Ehrlichkeit. Ich glaube, ich werde den ganzen Eimer mit dem Schokoeis verdrücken.«

Camille steuerte die Küche an. »Du solltest auch dringend mal wieder was Vernünftiges essen.« Camille griff in die Besteckschublade und holte zwei Löffel heraus und nahm die Deckel vom Eis ab. Sie steckte die Löffel hinein und steuerte die Couch an. »Ich hab uns auch noch einen Film mitgebracht. Was Trauriges, dann kannst du deinen Liebeskummer richtig raus heulen.«

Olivia verschränkte die Arme wie ein trotziges Kind. »Ich habe keinen Liebeskummer.«

Camille schmunzelte. »Na wenn du meinst. Dann setzt dich jetzt hier zu mir auf die Couch und bekämpfe deine Grippe mit dem Eis, das ich mitgebracht habe.«

Camille fragte sich, wie lang Olivia noch versuchen würde, ihr und sich selbst etwas vorzumachen.

Kapitel 2

Isaac

****

 

Isaac stand in seinem neuen Zuhause. Es war ein relativ großer Raum, in dem neben der Küche und dem Bett auch seine Staffelei Platz hatte. Die Wohnung bestand aus diesem Wohnzimmer zum Essen, Schlafen und Malen und einem kleinen Bad mit Badewanne. Seine aktuelle Bleibe hatte zwar nicht diesen atemberaubenden Ausblick wie Olivias Penthouse, und nicht die Größe oder noble Ausstattung aber er war zufrieden. Und wer wusste schon, ob er sich nicht bald etwas mit einem weiteren Zimmer leisten konnte. Immerhin hatte er zuletzt Gespräche für Ausstellungen in einigen namhaften Galerien geführt und die ein- oder andere Auftragsarbeit hatte er in der Tasche.

Isaac stellte seine Koffer in die Ecke und setzte sich auf das quietschende Bett, der Moment, in dem ihm bewusst wurde, dass zwischen ihm und Olivia alles beendet war. Trauer breitete sich aus. Immer wieder gingen ihm die Bilder ihres Abschiedes durch den Kopf. Er sah, wie sie sich umarmten, ehe er in den Aufzug stieg. Er winkte, und die Türen schlossen sich. Isaac hatte das Gebäude noch nicht verlassen, da hatte ihn diese unendliche Traurigkeit überkommen. Olivia war ein Teil seines Lebens geworden. Und jetzt gab es diesen nicht mehr. Er hatte sie ins Herz geschlossen. Sie war ihm wichtig. Nein, sogar der wichtigste Mensch für ihn, korrigierte er seine Gedanken. Ihre Wege hatten sich getrennt.

Mit dem ersten Schritt aus dem Gebäude raus, wusste er, warum sich der Kuss an Silvester so anders angefühlt hatte. Es war einer dieser Momente, in dem die Gefühle Oberhand gewannen. Schmetterlinge im Bauch, die freudig tanzten. Es war der Augenblick, in dem er sich hätte eingestehen sollen, dass er Olivia liebte. Isaac hatte sich in sie verliebt. Doch diese Erkenntnis kam zu spät. In seiner neuen Wohnung lebte er alleine weiter. Er fragte sich, ob sie wenigstens Freunde bleiben konnten.

 

Isaac blickte aus dem Fenster, auf den Beton des Nachbarhauses. Ihre Welten waren zu unterschiedlich. Er würde hart dafür arbeiten, um dies zu ändern. Und dann hätte er eine zweite Chance. Eine Echte, um ihr zu zeigen, wie viel sie ihm bedeutete. Da klingelte sein Handy. Sein Freund Josh war am Telefon. Er lud Isaac ein, am Abend mit Steve, Chris und Carter feiern zu gehen. Da Isaac nichts vorhatte, sagte er zu. Ein bisschen Ablenkung durch seine Kumpels würde ihm nicht schaden. Die fünf hatten immer Spaß, wenn sie zusammen unterwegs waren. So wie letztes Halloween oder als sie per Zufall Olivia in einer Bar getroffen hatten. Isaac fragte sich, ob dies wieder passieren würde. Oder sollte er erstmal auf andere Gedanken kommen und mit ein paar Frauen flirten? Er wippte auf dem Bett hin und her und hörten das Quietschen des Matratzenkerns. Olivia hatte ihm zu so viel Selbstvertrauen verholfen, das galt es jetzt auszutesten. Er würde versuchen, den Schmerz des Abschiedes für heute Abend zu vergessen.

 

Es war weit nach Mitternacht. Sie waren von einer Bar inzwischen in einen Club gewechselt. Die Jungs feierten ausgelassen. Josh hatte eine Touristin aufgerissen und brachte gleich die 4 Freundinnen von ihr mit zur Gruppe. Es stellte sich heraus, dass die Mädels aus der Schweiz waren und zusammen zum Shoppen und Feiern nach New York gekommen waren. Und gefeiert wurde an diesem Abend. Josh war fest entschlossen, das Hotelzimmer der blonden Schweizerin zu sehen, und ließ keine Möglichkeit aus dies deutlich zu machen. Isaac ging nicht in die Offensive wie die anderen. Eine der Schweizerinen hatte ein Auge auf ihn geworfen und schmiss sich ordentlich ran. Er genoss es zwar, so umgarnt zu werden, und hatte vor sich abzulenken, war jedoch nicht bereit, weiter zu gehen. Isaac beließ es beim Flirten, wofür er von den Jungs später aufgezogen werden würde. Wie oft dachte er sich, wenn sie doch nur wüssten, wie sein letztes Jahr verlaufen war. Da gab es keinen schüchternen Kumpel-Typ.

Es schien ein gelungener Abend zu werden, bis Josh bei seinem Vorhaben zu forsch wurde. Isaac bekam nicht mit, was genau passiert war. Josh hielt sich plötzlich die Wange, da er scheinbar eine Ohrfeige kassiert hatte. Die anderen Mädels stürmten zu der Blondine, die voller Wut auf Josh einschrie. Durch die laute Musik im Club konnte Isaac nicht hören, was sie ihm vorwarf. Doch er brauchte die Worte nicht, denn er kannte Josh und seine forsche Art. Schon waren sie wieder nur zu fünft, ohne jede weibliche Begleitung. Nach dem Aufsehen, das Josh verursacht hatte, würde sich hier so schnell nichts daran ändern. Sie beschlossen deshalb, weiter zu ziehen.

 

Den letzten Teil des Abends gingen sie ruhiger an. Doch Josh hatte seine Abfuhr von eben, schon wieder vergessen. Er versuchte, bei der nächsten Frau zu landen. Für ihn war es egal, ob sie in einem Fastfood Restaurant, einem Club oder einer Bar waren. Selbst bei einer Beerdigung hätte er die Witwe angebaggert. Sie saßen in einem kleinen Diner und aßen einen Happen. Auf Joshs Schoß saß, wenn es nach ihm gegangen wäre, sein Nachtisch in Form einer, leicht bekleideten Brünetten. Das sollte dann Joshs Fang des Tages werden. Klar war, dass er sich selbst dabei etwas einfangen könnte. Chris, Steve und Carter fanden das Verhalten von Josh ebenso albern, wie Isaac. Josh definierte sich durch die Anzahl an Frauen, die er abschleppen konnte, fast so ähnlich wie Isaacs Bruder Lance. Die beiden waren sich hier nicht so uneins. Doch Josh war bei Weitem nicht so überheblich wie Lance, dachte Isaac.

»Nur nicht neidisch werden, Isaac. Du verlierst schon auch noch irgendwann deine Unschuld.« Josh klopfte Isaac aufmunternd auf die Schulter. Alle Blicke waren ungläubig auf Josh gerichtet, der seinen Mund wieder kurz von der Hepatitis-Gefahr lösen konnte. »Schaut doch nicht so… Das denkt ihr doch genauso. Unser schüchterner Isaac ist halt noch nicht zum Schuss gekommen.«

Die Blicke von Steve, Chris und Carter wurden wütend und Carter ergriff das Wort. »Hör auf damit Josh. Du hast echt zu viel getrunken. Und so ein Scheiß ist doch echt total egal.«

Auch Chris ergriff Partei für Isaac »Ja, wen interessiert das schon. Sammelt ja nicht jeder Geschlechtskrankheiten, als wären es Sammelbildchen, so wie du.«

Die Brünette schaute zu Josh und verzog das Gesicht. Sie stand auf und ging weg.

Josh blickte ihr hinterher. »Na Danke, was sollte das denn jetzt? Du gönnst mir heute wohl nicht meinen Spaß. Und ich werde das doch mal aussprechen dürfen oder? Isaac ist alt genug, da sollte er auch Sex haben. Sonst kann er ja ins Kloster eintreten.«

Isaac schüttelte den Kopf. »Woher willst du denn eigentlich wissen was … ach nein… vergiss es einfach. Ich brauch mich vor dir nicht zu verteidigen. Außerdem hast du echt viel getrunken. Ich nehme es dir also nicht übel, dass du etwas neben dir stehst.« Er stand auf und legte einen Zehndollarschein auf den Tisch. »Ich werde jetzt nachhause fahren. Wir hören uns.«

 

Er hätte direkt die nächstgelegene Metro Station ansteuern können, doch stattdessen lief er ein wenig durch die Straßen der Stadt, die niemals schläft. So wie er jetzt nicht nachhause konnte, um zu schlafen. Den ganzen Abend über waren seine Gedanken nicht bei Olivia gewesen, doch Joshs Bemerkung hatte eine wunderschöne, aber zum jetzigen Zeitpunkt schmerzliche Erinnerung heraufbeschworen. Olivia war die Frau, die ihm seine Jungfräulichkeit genommen hatte. Nein, das klang für ihn zu negativ. Sie hatte ihm das Tor zum Paradies geöffnet. Er erinnerte sich schmunzelnd an ihre erste gemeinsame Nacht. Er war so nervös gewesen. Er konnte ihren Duft noch immer förmlich riechen. Ihren Geschmack auf seiner Zunge schmecken und das Gefühl, wie seine Finger über ihre Haut strichen, würde er wohl nie vergessen. Es ärgerte ihn, wie Josh von ihm gesprochen hatte, auch wenn er wusste, dass er es nicht so gemeint hatte. Unbewusst steuerte er auf den Times Square zu. Er blieb einen Moment stehen und das bunte Leuchten und der Trubel, der zu dieser späten Stunde hier war, wirkten auf ihn ein. Vor ihm fuhr eine Stretchlimousine vorbei. Er dachte direkt an den Tag, als er und Olivia hier in einer über den Times Square gefahren sind. Für paar Sekunden schloss er die Augen und rief sich diese besondere Sightseeingtour ins Gedächtnis. Isaac öffnete sie wieder. Schon war das warme Gefühl, welches er eben noch in der Brust gespürt hatte und das Kribbeln im Bauch weg. Er kehrte in die Realität zurück, das Hier und Jetzt ohne Olivia.

Kapitel 3

Olivia

****

 

Es war der 16. Tag nach Isaacs Auszug. Olivia konnte sich im Büro kaum auf die Arbeit konzentrieren. Alles hatte sich verändert. Ihr Leben war farblos geworden. Nichts bereitete ihr mehr Spaß. Die Entzugserscheinungen hatten gnadenlos und ohne Vorwarnung angefangen. Der Entzug von Isaac verursachte nicht nur seelischen- sondern auch körperlichen Schmerz. Olivia befand sich in einer Besprechung mit Camille, als dieser auffiel, dass Olivia ungewohnterweise nicht bei der Sache war.

»Also ich denke wir könnten auch einfach das Geld nehmen und es direkt hier oben aus dem Fenster werfen.«

»Was immer du für richtig hältst, machen wir. Ich habe da vollstes Vertrauen in dich.«

Camille fing laut an zu lachen.

»Du hast mir aber sowas von gar nicht zugehört.«

»Was, wie meinst du das?«

»Na ja, wenn ich dir vorschlage, Geld aus dem Fenster zu werfen, solltest du eigentlich nicht sagen, ich vertraue dir, du weißt, was du machst.«

»Ach Gott… tut mir leid… ich… ich kann mich einfach nicht konzentrieren… Seit Tagen … ich weiß gar nicht mehr wie ... na ja jetzt so ohne ihn.«

Da wurden ihre Augen schon wieder glasig. Sie hoffte, dass Camille sie nicht gesehen hatte. Doch die hatte es sofort bemerkt.

»Oh nein, Livi. Was ist denn los? Ist es wegen Isaac? Wie dumm von mir, natürlich ist es wegen ihm.«

Sie nahm Olivia in den Arm.

»Ich dachte, dass alles nur rein freundschaftlich war… aber.« Olivia liefen die ersten Tränen über die Wange und sie schluchzte.

»Aber das solltest du ihm doch sagen.«

Olivia ließ ihren Tränen freien Lauf und ihr Körper zitterte vor Erleichterung, dass sie endlich auch vor Camille zu ihren Gefühlen stand.

»Nein, er baut sich gerade ein eigenes Leben auf. Da möchte ich ihn nicht mit so etwas belasten. Ich möchte dich um etwas bitten.«

»Natürlich Livi, um was denn?«

»Cam, ich werde für eine Weile New York verlassen. Ich brauche Abstand zu allem hier. Ich möchte am liebsten schon mit dem nächsten Flieger nach Maui fliegen. Könntest du bitte in der Zeit, in der ich nicht hier bin, mich vertreten?«

»Aber wegen ein paar Wochen brauchst du doch keine Vertretung.«

»Ich weiß nicht für wie lange ich weg bin. Vorerst werde ich keinen Rückflug buchen. Ich möchte, dass hier alles läuft, auch wenn ich nicht da bin. Auf dich kann ich mich doch verlassen, oder?«

»Natürlich. Solange du möchtest. Ich halte hier die Stellung, bis es dir besser geht.« Camille drückte sie fest an sich und Olivias Tränen waren eine Mischung aus Traurigkeit, Erleichterung und der Hoffnung die schmerzlichen Erinnerungen hinter sich zu lassen.

 

Olivia verfasste ein Rundschreiben an ihre leitenden Angestellten und übergab Camille ihren Arbeitsplatz. Sie würde Olivia per E-Mail oder Festnetztelefon erreichen können, ihr Handy wollte sie nicht benutzen. Zuhause buchte sie sich für den ersten Flug nach Maui ein First-Class Ticket, One-Way, und packte ein paar Sachen ein. Schon am nächsten Tag würde sie New York verlassen haben. Für wie lange stand nicht fest. Sie zog es auf jeden Fall in Betracht nie zurückzukehren. In dem jetzigen Zustand wollte sie nicht länger in New York leben. Sie würde erst den Liebeskummer hinter sich lassen und dann versuchen zu vergessen, um überhaupt wieder rationale Entscheidungen für ihr Leben treffen zu können. Das Ende des Vertrages mit Isaac hatte sie dazu gezwungen, etwas Neues zu beginnen oder versuchte sie, doch nur wegzulaufen?

Kapitel 4

Isaac

****

 

Isaacs Abschlussfeier stand an. Endlich hatte er sein Studium beendet. Nicht zuletzt dank Olivia. Das wusste er, es war ihm immer schmerzlich bewusst. Er wünschte sich, dass er sie nicht als Freundin verlor. Da von der Schule die Stipendiengeber eingeladen wurden, hoffte er, dass sie an diesem Abend anwesend sein würde. Dies ermöglichte ihm, festzustellen, ob sie noch Freunde waren. Auf neutralem Terrain, ohne Hintergedanken, wollte er das herausfinden.

Der Sitzplatz, welcher für Hunt Media & Marketing reserviert war, blieb den ganzen Abend leer. Immer wieder ging Isaac an jenem Tisch vorbei, an dem er hoffte, zu späterer Stunde doch noch Olivia anzutreffen. Vergeblich. Er wollte gerade wieder zu seinem Tisch gehen, da hörte er eine Frauenstimme seinen Namen sagen.

»Mr. Porter?«

Er drehte sich um. Vor ihm stand eine große, extrem schlanke Frau in einem hautengen schwarzen Etuikleid. Sie reichte ihm die Hand.

»Amelie Dubois. Ich bin die Kuratorin in der Galerie Bloomingtons.«

Isaac ergriff ihre Hand. Er drückte nicht zu fest, denn er hatte Angst ihr die Knochen zu brechen, so dünn und zerbrechlich wirkte sie.

»Freut mich, Sie kennenzulernen.«

Amelie Dubois hatte ohnehin eine enorme Körpergröße und durch ihre Stilettos schien sie Isaac fast um ein paar Zentimeter zu überragen.

»Mir gefällt ihr Stil. Ich habe mir einige Ihrer Werke angesehen und möchte Ihnen ein Angebot unterbreiten.«

Isaac hob die Augenbraue. Damit hatte er nicht gerechnet. Eine sehr bekannte Galerie war an seinen Bildern interessiert. Der Abend schien auch ohne Olivia ein voller Erfolg zu werden. Und ihm entging nicht, wie Amelie Dubois ihn musterte. Ihr Interesse schien nicht von rein beruflicher Natur zu sein. Bevor Isaac ihr antworten konnte, zückte sie eine Visitenkarte und reichte sie ihm.

»Bitte rufen Sie mich morgen an. Dann können wir alles Weitere in einem ruhigeren Rahmen besprechen.«

Er nahm die Visitenkarten und nickte. »Gerne.«

Sie nickte ebenfalls, drehte sich um und ging ihres Weges.

 

Isaac traf sich am nächsten Tag in der Galerie mit Amelie Dubois. Er war gespannt, welches Angebot sie ihm unterbreiten wollte. Amelie trug einen dunkelblauen Hosenanzug mit einer creme farbenen Seidenbluse. Eine dunkelgraue Perlenkette schmiegte sich eng um ihren Hals und betonte so ihre hervorstehenden Schlüsselbeine. Ihre Absätze waren etwas niedriger als bei der Abschlussfeier, so dass sie auf Augenhöhe mit Isaac war. Ihr hellbraunes Haar war streng zu einem Dutt am Hinterkopf geknotet. Die akkurate Frisur ließ ihr Gesicht schmäler aussehen. Amelie war eine attraktive Frau, eine Tatsache, welche sie zu wissen schien. Ihr Auftreten war vornehm und filigran. Sie strahlte eine andere Eleganz aus, als Isaac es bisher kannte. Sie erinnerte ihn an französische Filme aus den 1920ger Jahren. Dies mochte vielleicht auch daran liegen, dass Amelie Dubois Französin war. Er stellte sie sich in einem Charleston Kleid, mit Handschuhen bis zu den Ellbogen, einen federbesetzten Fächer in der einen und eine Zigarettenspitze in der anderen Hand haltend vor. Isaac war fasziniert von dieser Frau, doch er versuchte, sich beim eintreten in ihr Büro, auf das Berufliche zu konzentrieren.

Kapitel 5

Olivia

****

 

Auf Hawaii angekommen stellte Olivia fest, dass sie vor den Gedanken doch nicht so einfach davon laufen konnte. Auch hier war die Erinnerung an ihn fast greifbar. Sie stand mit ihrem Gepäck im Eingangsbereich, das leere Haus lag vor ihr und sie versuchte, alle Erlebnisse zu verdrängen. Sie atmete tief durch, straffte die Schultern und zog ihre beiden Koffer hinter sich zum Schlafzimmer. Dort angekommen öffnete sie die Tür zum Kleiderschrank, um die Koffer erstmal unterzustellen. Tränen schossen ihr in die Augen und sie sank auf die Knie. Im Schrank hingen zahlreiche Hemden von Isaac. Jedes ließ die Erinnerung so schmerzlich wieder kommen, dass sie ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. Minutenlang weinte sie, bis sie ihre Hände zu Fäusten ballte, so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.

Sie packte sich alle Hemden, die sie auf einmal greifen konnte, und rannte mit ihnen im Arm raus in den Garten. Im hinteren Teil des Anwesens gab es einen Imu. Einen Erdofen, der traditionell für Luaus verwendet wurde, um dort, bedeckt von Bananenblättern und Steinen, ein ganzes Schwein zu garen. Bislang hatte sie ihn nie benutzt, doch in diesem Moment war er ihr von großem Nutzen.

Sie zog die Holzabdeckung zur Seite und schaute in das, 50cm tiefe, schwarze Loch. Reste von verbranntem Holz und Kohle lagen darin. Olivia schmiss die Hemden dazu. Dann stürmte sie zurück zum Haus und suchte mit zittrigen Händen nach dem Petroleum, mit dem sie sonst die Fackeln im Garten auffüllte.

Mit der Flasche und einer Schachtel Streichhölzer kehrte sie zum Imu zurück. Tränen liefen ihr noch immer über das Gesicht. Ihre Augen waren gerötet und schmerzten. Sie leerte fast die ganze Flasche auf die Kleidung. Olivia blickte in die Grube. Ihr stieg der Geruch von verbrannter Erde und Petroleum in die Nase. Sie öffnete die Streichholzschachtel und nahm eines heraus. Vor ihrem inneren Auge zogen nochmal die Momente vorbei, in denen Isaac diese Hemden getragen hatte. Jede einzelne Erinnerung versetzte ihr Nadelstiche ins Herz. Das Oberste war jenes, dass er am Silvester Abend anhatte. Der schmerzlichste Gedanke von allen. Sie wollte diese Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis raus brennen.

Befreiend wie eine Reinigungszeremonie fühlte es sich an, als sie das Streichholz entzündete und es in den Imu fallen ließ. Wie in Zeitlupe sah sie die kleine Flamme des Hölzchens herabfallen und den Haufen entzünden. Feuerzungen stiegen auf und nach und nach wichen alle Farben der Hemden einem dunklen grau-schwarz. Rauch schwängerte die Luft. Olivia stand still und reglos vor dem Imu und beobachtete, wie ihre Erinnerungen darin zu Asche zerfielen.

Kapitel 6

Isaac

****

 

Isaac verließ seine Wohnung in einem schwarzen Smoking. Es war der Abend SEINER Ausstellungseröffnung. Er hatte die letzten Wochen Tag und Nacht gemalt, um die Bilder für die Galerie Bloomingtons fertigzustellen. Und nun durfte er die Lorbeeren ernten. Er erkannte sich fast nicht wieder im Spiegel. Der Smoking, die weiße Fliege, die glänzenden Schuhe und der streng gebundene Pferdeschwanz. Mit dem Taxi machte er sich auf den Weg nach Manhattan.

Es waren schon viele Leute anwesend, als er eintraf. Die etwas schrullige und heute überaus schillernd gekleidete Inhaberin der Galerie, Mrs. Judith Bloomington, begrüßte ihn gleich. Neben ihr stand die Kuratorin, Amelie, die im Kontrast zu Mrs. Bloomington konservativer wirkte als sonst.

Trug sie bei ihren Treffen für gewöhnlich einen Hosenanzug oder ein knielanges Kostüm, steckte sie an diesem Abend in einem bodenlangen schwarzen Abendkleid.

Das schwarze Kleid wirkte für sich alleine sehr elegant und anmutig. Neben Mrs. Bloomingtons Glitzerndem pinken Pailletten Fummel, welcher über einen weiten Ausschnitt und einen langen Beinschlitz verfügte, obwohl die Trägerin die 80-Jahr-Marke überschritten hatte, erschien jedes andere Kleid konservativ und bieder.

Amelies Englisch hatte einen französischen Akzent, während sie Gäste begrüßte oder Fragen der Journalisten beantwortete. Ein Indiz für ihre Nervosität, denn für gewöhnlich war ihr Akzent nicht so ausgeprägt.

Zu der Zeit der Aufbauarbeiten hatte Isaac sie hin und wieder auf Französisch Fluchen gehört, aber nur, wenn sie sich unbeobachtet gefühlt hatte. Das hatte sie für ihn irgendwie vermenschlicht. Ansonsten wirkte Amelie immer fast schon unmenschlich perfekt. Die drei lächelten in jede Kamera, welche sich ihnen entgegenstreckte.

 

Isaac hatte unzählige Gespräche über seine Bilder geführt, viele Hände geschüttelt und das ein oder andere Glas Champagner mit Interessenten getrunken. Um 3 Uhr morgens waren nur noch das Team des Caterings und die Angestellten der Galerie anwesend. Amelie kam zu Isaac.

»Wir haben einige Bilder direkt heute verkauft. Es war eine geglückte Eröffnung. Wenn sich die Bilder in den nächsten Tagen weiter so verkaufen lassen, wird dies ein riesiger Erfolg.« Amelies Stimme hatte kaum Akzent bei diesen Sätzen.

Isaac strahlte und wieder fiel ihm auf, dass sich hinter der biederen Kuratorin, eine äußerst reizvolle Frau verbarg.

»Ich fand den Abend auch sehr gelungen und hoffe natürlich, dass sich die Bilder weiterhin gewinnbringend verkaufen.«

Amelie ging ein Stück näher auf Isaac zu. »Lassen Sie uns doch noch ein Glas Champagner auf den Erfolg des heutigen Abends trinken. Vielleicht in meinem Büro?« Sie deutete mit der Hand auf die Tür zu ihrem Büro.

»Gerne, nach Ihnen.« Isaac ließ ihr den Vortritt.

 

In dem Büro stand ein Schreibtisch aus geflochtenem Edelstahl und einer Glasplatte darauf. Amelie öffnete einen kleinen Kühlschrank hinter an der Rückwand und nahm die Flasche Champagner und zwei vorgekühlte Gläser heraus. Isaac erkannte, dass das nicht die gleiche Marke war, die den Abend über ausgeschenkt wurde. Amelie schien seinen Blick deuten zu können.

»Diese hier habe ich aus Frankreich mitgebracht. Hier bekomme ich nicht die richtig edlen Tropfen. Ich kenne den Besitzer des Weinguts selbst und er legt mir immer ein paar Flaschen zurück.«

Isaac nickte anerkennend. Geschickt öffnete Amelie die Flasche und schenkte die beiden Gläser ein. »Nehmen Sie doch Platz.« Sie deutete auf den Stuhl der vor dem Schreibtisch stand.

Er setzte sich. Amelie reichte ihm das Glas und lehnte sich neben ihn an die Glasplatte des Schreibtisches. »Auf Ihre Ausstellung. Und wie wäre es, wenn wir die Förmlichkeit Beiseitelassen und uns beim Vornamen nennen?«

»Gerne! Also ich bin Isaac.« Sie stießen an.

»Und ich Amelie.« Sie sprach ihren Namen in so verführerischem Französisch aus, wie sie nur konnte.

Isaac nahm einen großen Schluck aus seinem Glas, während er Amelie nicht aus den Augen verlor. Wie sie gegen den Schreibtisch gelehnt, ihren Kopf leicht in den Nacken legte, um den Champagner zu trinken. Sie spielte mit ihm, das wusste er. Doch er wollte nicht der unschuldige, zurückhaltende Mann sein. Er ergriff die Initiative. Er stand auf und stellte sich dicht vor sie.

»Amelie, ein formidabler Champagner einer bezaubernden Frau. Wie wäre es, wenn wir den heutigen Erfolg, morgen mit einem Abendessen feiern?«

Hatte er das wirklich gesagt? Er war in die Offensive gegangen und wartete auf Amelies Antwort. Die nahm nochmal einen Schluck, blickte ihm noch tiefer in die Augen als im Moment zuvor. Schmunzelte dann und stellte ihr Glas auf die Glasplatte. Eine stilvolle Pause.

»Sehr gerne. Um 8 Uhr?«

»Perfekt. Wo soll ich dich abholen?«

»Ich bin morgen den ganzen Tag hier in der Galerie. Also kannst du mich einfach hier abholen.«

Isaac trank sein Glas aus und stellte es auf den Schreibtisch. »Dann freue ich mich schon auf morgen!«, sagte er mit jugendlichem Charme, nahm ihre Hand, hauchte einen Handkuss darauf und verließ ihr Büro und die Galerie.

Als er im Taxi saß und nachhause fuhr, war er über sich selbst erstaunt. Er hatte heute in Amelies Büro zum ersten Mal nicht an Olivia gedacht. Vielleicht hatte er sich die Gefühle doch nur eingeredet? Das würde er beim Abendessen morgen herausfinden können.

Kapitel 7

Olivia

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Die Ruhe und das schöne Wetter auf Maui taten Olivia gut. Sie ging shoppen und deckte sich mit Kleidern in allen möglichen Farben, mit großen und kleinen Blumenmustern ein. Kaufte lange, wallende Röcke mit bunten Batik-Farbverläufen. Oft saß sie am Strand, schnorchelte und pflückte frische Blumen im Garten. Olivia lenkte sich ab und genoss die freie Zeit. Wobei es ihr anfangs schwerfiel, nicht ständig ihr Handy in die Hand zu nehmen. Doch sie hatte sich fest vorgenommen, den Geschäften in New York ihren Lauf zu lassen. Camille hatte ihr volles Vertrauen. Jeden Tag erhielt Olivia eine Zusammenfassung des Tagesgeschehens von Camille per E-Mail. Bislang hatte sie diese Berichte nur überflogen. Die ein oder andere Entscheidung musste sie zwar immer mal wieder fällen, aber hier reichte eine kurze Nachricht an Camille. Ihre Gedanken und Gefühle schrieb Olivia inzwischen auf. Sie verfasste quasi ihren eigenen Tagesbericht in einem digitalen Tagebuch und hielt so alles fest, was sie Tag für Tag bewegte.

Seit 5 Wochen war sie aus New York weg und fühlte sich so erholt, wie schon lange nicht mehr. Braun gebrannt, ihr Haar von der Sonne aufgehellt und fast hellbraun, erkannte sie selbst nicht mehr die Businessfrau in ihrem Spiegelbild. Inzwischen weinte sie nur noch jeden zweiten Tag. Immer seltener überkam sie die Traurigkeit über den Verlust ihrer Liebe. Als sie wieder einmal an einem ihrer Lieblingsstrände saß und aufs Meer hinausblickte, bemerkte sie zuerst nicht, dass sie gar nicht alleine war.

Sie sah zwei junge Frauen, welche weite, tellerförmige Röcke in Rot trugen. Dazu weiße Pludershirts, Blumenketten um den Hals. Blumenkränze, wie Kronen auf dem Kopf, rundeten das Bild ab. Ihre Hand- und Fußgelenke wurden von Ketten mit großen Nussperlen verziert. Olivia beobachtete ihre Bewegungen. Die beiden tanzten. Sie verfolgte gespannt die Choreografie des Hulas. Sie sahen so anmutig und entschlossen zu gleich aus. Olivia erkannte, dass dieser Tanz eine Geschichte erzählte. Olivia wusste nicht, wie viele Minuten sie die zwei betrachtet hatte, als sie bemerkte, dass sie nicht mehr tanzten, sondern sie herwinkten.

Ungläubig, dass sie gemeint sein könnte, sah sie sich um. Doch außer ihr war hier niemand. Sie zeigte mit dem Finger auf sich selbst und die beiden Frauen nickten. Olivia war noch immer überrascht, aber auch neugierig und stand auf. Die Hula Tänzerinnen lächelten sie freundlich an und begrüßten sie. Aus der Nähe sah Olivia, dass die zwei sich so ähnlich sahen, wie sie es aus der Entfernung gesehen hatte. Die etwas Größere, mit den langen schwarz-braunen Haaren streckte ihr die Hand hin.

»Aloha! Ich bin Malia und das ist meine Schwester Nalani. Wir üben hier Hula. Möchtest du mitmachen?«

Olivia war über diese Einladung erstaunt. Die fließenden und gleichzeitig kraftvollen Bewegungen hatten ihr imponiert. Sie entschied sich deswegen dazu, das Angebot anzunehmen.

»Aloha! Ich bin Olivia. Ich würde gerne mitmachen. Ich habe jedoch noch nie Hula getanzt. Ich weiß also nicht, ob ich das kann.«

Da meldete sich Nalani zu Wort. Ihr Haar war kürzer, hatte jedoch die gleiche Farbe und wellte sich genauso wie das von Malia. Die beiden schienen einige Jahre Altersunterschied zu haben, denn Nalani wirkte nicht älter als zwanzig, wohingegen Malia scheinbar in Olivias Alter war.

»Das ist kein Problem. Malia ist die beste Kumu auf Maui.«

Olivia blickte fragend drein, worauf Malia direkt erklärte. »Kumu ist die hawaiianische Bezeichnung für Hula Lehrer. Ich betreibe eine Schule, um die hawaiianische Kultur zu lehren. Das meinte Nalani damit.« Nalani stimmte dem nickend zu.

»Okay. Ich probiere es sehr gerne.«

Malia nahm einen ihrer Blumenkränze ab und legte ihn Olivia um den Hals.

»So nun können wir anfangen.«

Nalani hatte nicht übertrieben. Malia war eine meisterhafte Lehrerin. Schon nach wenigen Minuten bewegten die drei sich synchron.

 

Anhand des Sonnenstandes konnte Olivia erkennen, dass sie den ganzen Nachmittag zusammen getanzt hatten. Es hatte ihr so viel Spaß gemacht. Und zum krönenden Abschluss tanzten sie zuletzt im roten Sonnenuntergang. Olivia hatte es geschafft, in dieser Zeit kein einziges Mal an New York oder Isaac zu denken.

»Mahalo, dass ich mitmachen durfte. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Und es war wirklich entspannend.« Olivia strahlte.

»Sehr gerne. Nalani und ich sind öfters hier. Das hier ist eine wunderbare Stelle für den Hula.«

»Kann deine Schule denn jeder besuchen?«

»Natürlich. Wenn du möchtest, kannst du gerne mal für einen Probetag vorbeikommen. Ich zeige dir dann, was wir alles anbieten. Wir haben nämlich nicht nur Hula im Lehrplan. Aber das kannst du dir gerne vor Ort anschauen.«

»Kann ich gleich morgen vorbeischauen?«

»Sehr gerne. Ich schreibe dir noch die Adresse auf.« Die drei verabschiedeten sich und Olivia begab sich auf den Heimweg.

 

Malias Schule erreichte sie mit dem Auto in nur 20 Minuten. Olivia war schon gespannt. Denn bislang hatte sie in den Wochen hier auf Hawaii nicht viele Leute kennen gelernt. Ihre Nachbarn waren verreist und außer ein bisschen Smalltalk beim Einkaufen waren Malia und Nalani die Ersten, die sie kennengelernt hatte. Olivia hatte sich am Abend zuvor im Internet über Malias Schule informiert. Sie war voller Vorfreude. Denn Malia bot nicht nur Hulakurse an, sondern auch für hawaiianische sprechen, kochen und leben. Dort könnte sie sich tiefer in diese Kultur begeben. Mehr Ablenkung finden und neue Leute kennen lernen. Sie freute sich schon auf all das.

Kapitel 8

Isaac

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Isaacs Kleiderschrank war nicht groß und er hatte inzwischen mit Sicherheit jedes Kleidungsstück zweimal in der Hand. Doch er wusste nicht, wie er sich für sein Date am nächsten Abend kleiden sollte. Welches Outfit würde einem Essen mit einer solchen Frau wie Amelie gerecht werden? Was erwartete sie?

Mit Olivia war das alles leichter gewesen. Was er anzog, beziehungsweise besser gesagt nicht, hatte er immer gewusst. Er schmunzelte bei dem Gedanken an die zahlreichen Male, in denen er nackt in ihrer Küche gestanden hatte. Oft nur mit einer Schürze bekleidet oder eben nicht.

Er entschied sich für eine klassische schwarze Hose mit Sakko und einem lindgrünen Hemd. Er probierte die Kombination an und stellte sich vor den Spiegel. Ob es mit Amelie etwas Ernstes werden konnte? Doch seine Überlegungen kreisten wie so oft nur um Olivia. Isaac fragte sich, ob sie sich auf ein Date vorbereitete. Würde sie morgen Abend mit jemandem ausgehen? Hatte sie ein Rendezvous mit Sex? Oder hatte Olivia sogar jetzt in diesem Moment einen Mann in ihrem Bett, auf der Couch oder in der Badewanne?

Bei dem Gedanken, dass Olivia mit irgendwem zusammen sein könnte, kam Eifersucht in ihm auf. Er ballte die Fäuste und versuchte, sich wieder auf seine aktuelle Situation zu konzentrieren. Für so lange Zeit war Olivia sein Leben gewesen und er konnte die Stimmen in seinem Kopf nicht verdrängen. Würde sie mit irgendjemandem auch so einen Vertrag schließen wie mit ihm? Die Ungewissheit quälte ihn. Er zog sich aus, legte die Kleidung für den nächsten Tag parat und stellte sich nackt vor eine leere Leinwand. Seine Gefühle kanalisieren, war sein Ziel. Die Eifersucht bändigen oder ihr an der Staffelei freien Lauf lassen. Er entschied sich, für die zweite Variante und so fing er mit schnellen Pinselbewegungen an die weiße Fläche zu füllen.

 

Nach vielen Stunden erstrahlte auf der Leinwand das Maul eines flammend roten Drachens. Weit geöffnet und in der Mitte zu einem Strudel zusammenlaufend. Böse, gefährlich und trotzdem zog das Drachenmaul einen in seinen Bann und ließ einen hinein taumeln. Dieses Ungeheuer war das Gesicht seiner Eifersucht. Mit diesem feuerspeienden Drachen sollte sie wegfliegen. Doch es blieben andere Gefühle wie Sehnsucht und Begehren zurück, durch die er keinen Schlaf fand.

Die Sonne war längst wieder aufgegangen, als Isaac sich eine weitere Leinwand schnappte, um mehr Emotionen ein Gesicht zu geben.

Erschöpft fiel er am frühen Vormittag ins Bett. Doch sein Geist ließ ihn nicht ruhig schlafen. In seinem Traum stand er in der Galerie. Niemand außer ihm war anwesend. Das Klackern von Absätzen war vom Eingang zu hören. Er drehte sich zu dem Geräusch um. Amelie kam direkt auf ihn zu und küsste ihn leidenschaftlich. Noch während er in den Kuss versunken war, hallten erneut klackernde Absätze wider. Er löste seine Lippen von Amelie und sah in das entschlossene Gesicht von Olivia. Amelie war verschwunden, nur noch Isaac und Olivia befanden sich in der Galerie.

»Du gehörst mir!«, sagte Olivia und drückte ihn mit dem Rücken gegen die Wand, ehe sie ihn voll Hingabe küsste. Die Farbe des Bildes an der Wand war feucht. Olivia drückte ihre Hand in die rote Farbe des Drachen hinter Isaac, um sie sogleich unter seinem Kinn zu verteilen. Ihre Hand wanderte hinunter bis zu seiner Brust und blieb auf seinem Herz liegen.

»Du weißt, dass das hier nur mir gehört!« Sie kreiste mit den Fingern um sein Herz.

Die Leidenschaft in ihren Augen brannte, ihre Entschlossenheit machte ihn an. Einen Wimpernschlag später standen sie beide nackt in der Galerie. Ein großer roter Fleck zierte seine Brust. Isaac griff in ihre Haare, zog sie leicht nach hinten, so dass ihr Hals gestreckt vor ihm lag. Er vergrub seine Lippen an ihrem Hals, spüre mit seiner Zunge, wie die Schlagader pulsierte. Mit einem kräftigen Ruck hob er sie hoch und Olivia schlang ihre Beine um ihn. Zur Wand gedreht drückte er nun Olivias Rücken gegen den Drachen. Als würde sie in der Farbe versinken, tropfte das rot von ihrer Haut. Er drang ihn sie ein und drückte sie mit seinen Stößen immer tiefer in die Farbe, bis sie beide darin versanken. Seine Hände glitten über ihren glitschigen Körper, suchten halt und fanden ihn nicht. Er wollte sie halten. Wollte Befriedigung und glitt nur immer tiefer mit ihr zusammen in die Farbe. Bis sie ihm gänzlich entglitten war. Er schrie ihr hinterher, doch er war alleine.

Isaac schreckte aus seinem Traum auf. Schwer atmend sah er sich im Raum um. Er war alleine und die Sonne fiel zum Fenster herein. An seinen Händen klebten noch Farbreste und sein Penis rebellierte in der Hose.

Während er sich masturbierend Erleichterung verschaffte, waren seine Gedanken bei Olivia und seinem erotischen, wirren Traum.

Kapitel 9

Olivia

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Der Tag in Malias Schule war befreiend für Olivia gewesen. Sie hatte sehr viel Spaß und hat mehr Gefallen an der hawaiianischen Kultur gefunden. Für einige Kurse hatte sie sich gleich nach ihrer Anmeldung eingetragen. Sie wollte lernen, wie Lomi-Lomi Fisch zubereitet und wie Poi hergestellt wird. Außerdem belegte sie die Kurse für Sprache, Blumenkränze binden und Hula tanzen. Malias Schule bot noch mehr an, vielleicht würde sie weitere Seminare belegen. Malia war sehr freundlich und die beiden verstanden sich auf Anhieb, als würden sie sich eine Ewigkeit kennen. Sie waren sich sogar so sympathisch, dass Malia, Olivia für den Abend zu sich zum Essen nachhause einlud. Olivia nahm die Einladung dankend an und freute sich schon. Viel war Malia bisher nicht über Olivia bekannt, auch nicht der Grund für ihren Aufenthalt auf Hawaii. Olivia wollte ihr nicht auf die Nase binden, dass sie aus Liebeskummer nach Maui geflüchtet war. Sie hoffte auf einen unbelasteten Neustart, hatte aber nicht vor Malia anzulügen, sollte sie Fragen in diese Richtung stellen.

 

Olivia kam um 5 Uhr bei Malias Haus an.

---ENDE DER LESEPROBE---