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Dr. Yvonne Nowak hat nicht den geringsten Schimmer, was sie machen soll, um ihren Bruder Mike zur Vernunft zu bringen. Seit dem Tod ihrer Eltern ist er nicht mehr der Gleiche. Dabei hat sie eigentlich genug auf der Arbeit zu tun, denn sie ist Psychotherapeutin im Krankenhaus und in ihrer eigenen Praxis. Als sich ein neuer Patient bei Yvi vorstellt, sieht sie bereits Ärger auf sich zukommen, da der Mann namens Yvor Sommer, ein ganz besonders schwerer Fall zu sein scheint. Er hält sich doch tatsächlich für einen Vampir ... Verlagsseitige Empfehlung der Lesereihenfolge Bislang konzentrieren sich die Werke Sabrinas auf drei Reihen. ›Manchmal muss es eben Blut sein!‹, als Hauptreihe sowie ›Yvor und Yvi‹ und bald neu ›Verliebt in einen Wolf‹ und ›Phönixgirl‹. Sie können zwar unabhängig voneinander gelesen werden, da die Figuren der Reihen jedoch überall auftauchen, empfiehlt es sich, die Bücher in dieser Reihenfolge zu lesen: Empfohlene Lesereihenfolge: MmeeBs: 01 – Ein Vampir fürs Leben (Neuausgabe) MmeeBs: 02 – Erinnerungen eines Vampirs (Neuausgabe) MmeeBs: 03 – Eine Vampirdame im Sprechzimmer Yvor und Yvi – Eine Vampir-Liebesgeschichte mit Knacks MmeeBs: 04 – Vampirische Eifersucht MmeeBs: 05 – Vampirdamen bedeuten nichts als Ärger Yvor und Yvi 2 – Eine Vampir-Liebesgeschichte und noch ein Knacks MmeeBs: 06 – Vampirischer Auftrag: Blutiges Erbe MmeeBs: 07 – Blut, Eis und Flammen Yvor und Yvi 3 – Kein Knacks ist auch keine Lösung VieW 01 – Sam und Moe VieW 02 – Sam und Moe 2 VieW 03 – Avalarie und das Schicksal VieW 04 – Adrian – Gegen die Zeit VieW 05 – Sam und Moe 3 *MmeeBs – Manchmal muss es eben Blut sein *VieW – Verliebt in einen Wolf Und die Welt wächst weiter ... Die Reihe ›Yvor und Yvi‹ umfasst drei Bände und ist somit vollständig abgeschlossen!
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Seitenzahl: 409
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Danke! Ich möchte mich bei Yvonne für die Namen der Charaktere bedanken, die mich zum Lachen, manchmal auch zum Weinen und SEHR OFT bis an den Rand der Verzweiflung gebracht haben ... Aber es hat sich gelohnt!
1
Mit leisen Schritten näherte sich Yvor langsam seiner Beute und freute sich, als der Mann in eine Straße einbog, die nicht ganz so belebt war. Gleich würde er seinen Durst stillen können, zumindest für diese Stunde.
»Hier steckst du also, Mike! Ich hab dich überall gesucht.« Eine junge Frau kam ihnen entgegen und sie schien vor Wut zu kochen. Dem Betrunkenen war diese Reaktion offensichtlich nicht unbekannt. Er winkte genervt ab, doch das schien die Frau noch mehr in Rage zu bringen. Yvor seufzte. Da war sein Snack dahin.
»Lass mich doch in Ruhe, Yvi«, lallte der Mann und versuchte, an ihr vorbei zu marschieren, doch sie stellte sich ihm in den Weg.
Der Mann mit dem Namen Mike versuchte mehrmals an ihr vorbei zu kommen, aber immer wieder hielt sie ihn auf. Der Betrunkene würde sich diese Behandlung nicht mehr lange gefallen lassen, da war Yvor sich sicher, doch dieses Teufelsweib schien nicht nachgeben zu wollen. Amüsiert beobachtete Yvor das Geschehen und machte sich bereit einzugreifen, falls es nötig werden sollte.
»Verdammt, Yvi, jetzt hör endlich auf mit dem Mist! Du bist nicht meine Mutter!«, knurrte der Mann und schob sie grob zur Seite. Yvor sah Wut in den Augen der Frau aufblitzen, als sich eine Strähne aus ihrem dunkelbraunen Haarknoten löste und ihr ins Gesicht fiel.
Es war sofort um ihn geschehen. Ihre Schönheit, ihr Mut und ihr Stolz schienen ihn regelrecht zu blenden.
»Nein, ich bin nicht deine Mutter, aber deine Schwester. Ich werde nicht mit dir diskutieren. Du machst sofort, dass du nach Hause kommst, und zwar plötzlich.«
Ihr Bruder erhob die Hand, doch sie zuckte noch nicht einmal zusammen. Sie schien sich ziemlich sicher zu sein, dass er sie nicht schlagen würde. Ihre Augen sahen ihn weiterhin streng an und trugen ihren Teil dazu bei, dass ihr Gegenüber plötzlich einknickte.
»Wie du meinst, Doc. Ich bin eh müde.«
Yvor beobachtete, wie er sich langsam torkelnd aus der Gasse entfernte. Sie hatte den Kampf auf jeden Fall für sich entschieden.
»Ach, Mike. Was mach ich nur mit dir?«, seufzte die Frau mit dem schönen Namen Yvi und schüttelte ihren Kopf. Sie starrte hinter ihrem Bruder her und schien nicht ganz sicher, was sie nun machen sollte. Yvor näherte sich ihr langsam. Er musste erfahren, wer sie war und wie er sie wiederfinden konnte, bevor sie die Chance hatte, wieder spurlos aus seinem Leben zu verschwinden.
»Ich kenn' dich doch!« Ein Mann war aus der Richtung gekommen, in der Yvis Bruder gerade verschwunden war. Er schritt auf die junge Dunkelhaarige zu und schien mit jedem Schritt wütender zu werden. Yvor hielt inne.
»Ich kenne Sie nicht und werde nun gehen. Guten Abend wünsche ich«, gab sie zurück und bewegte sich von dem Mann weg. Sie versuchte, ruhig zu erscheinen, doch die Fassade bröckelte, als er sie am Handgelenk festhielt.
»Du bist die Psychotante, die meiner Frau gesagt hat, dass sie sich von mir trennen soll!«
Yvor bewegte sich wieder. Schnell marschierte er weiter auf die beiden zu, hielt allerdings erneut inne, als er sie ruhig weitersprechen hörte:
»Ich sage niemandem, was er zu tun hat. Ich gebe Denkanstöße und mache den Leuten damit klar, was sie wollen.«
Der Mann lachte. Es war ein sarkastisches und freudloses Lachen, das Yvor dazu bewog, sich im Schatten den beiden weiter zu nähern. Er verschmolz mit der Dunkelheit und hoffte, dass er abermals die Möglichkeit bekam, diese kleine tapfere Kriegerin in Aktion zu erleben. Ob sie auch diese Situation gemeistert bekam?
»Meine Frau hat mich verlassen. Sie sagte mir, ich wäre der falsche Mann für sie und für ihre Zukunft. Wir waren neun Jahre verheiratet.« Der Fremde griff in seine Hosentasche und zog etwas daraus hervor. Yvor wollte sich bereits auf ihn stürzen, als er wahrnahm, dass sich Yvi auf den Mann zubewegte. Sie nahm ihm etwas aus der Hand, worauf er sich auf den Boden fallen ließ. Verblüfft stellte Yvor fest, dass er schluchzte.
»Bitte helfen Sie mir! Ich bin nichts ohne sie«, bettelte das Häufchen Elend und schluchzte weiter. Yvor war hin- und hergerissen zwischen seiner Verblüffung und Ekel davor, dass sich ein Mann so benehmen konnte.
»Ist schon gut«, hauchte sie und strich dem Fremden sanft übers Haar. »Komm morgen zu mir ins Krankenhaus und dann schauen wir, wie wir euch beiden helfen können, okay? Heute Abend wirst du nach Hause gehen, dich gut ausschlafen und Kraft tanken. Du wirst sie brauchen, um Diana zurück zu bekommen.«
Fassungslos beobachtete Yvor, wie sie den Mann auf die Beine zog und sich bei ihm einhakte. Er ließ es einfach so geschehen. Die beiden zogen ab und Yvor blieb wie betäubt stehen.
Was war hier gerade geschehen? Die Reaktion des Mannes war ungewöhnlich gewesen, geradezu grotesk.
›Auserwählte‹, schoss es Yvor durch den Kopf und er nahm sich fest vor, am nächsten Tag ins Krankenhaus zu fahren und der Sache auf den Grund zu gehen. Wenn diese Frau wirklich eine Auserwählte war ...
2
»Irgendwann wird dir das sicherlich noch zum Verhängnis werden«, seufzte sie nun, da sie endlich in ihrer Wohnung stand. Alles was sie hatte erreichen wollen, war, dass Mike sich in Richtung Zuhause aufmachte und das hatte sie tatsächlich hinbekommen.
Ihr Bruder, das schwarze Schaf der Familie, schlief mittlerweile tief und fest in seinem Zimmer. Yvi hatte noch einmal nach ihm gesehen und ihn zugedeckt. Er hatte etwas im Schlaf gemurmelt, war jedoch nicht aufgewacht. Sie beobachtete ihren Bruder und dachte an ihre Eltern. Sie vermisste sie schrecklich.
Mike hatte den Unfall zwar überlebt, doch schien er sich immer noch mit Albträumen und Gewissensbissen herumzuschlagen. Yvi verstand es einfach nicht. Im Unfallbericht stand, dass ein betrunkener Fahrer auf die Gegenfahrbahn geraten und dann den Unfall verursacht hatte. Ihr Bruder konnte an diesem Unfall in keinster Weise eine Mitschuld gehabt haben. Leider schien er das anders zu sehen.
Mike verkrampfte sich leicht und stöhnte leise. Yvi kannte das - ihr Bruder hatte einen seiner Albträume. Sie wollte ihn wecken und ihn vor den Bildern bewahren, die sich gleich vor seinen Augen abspielen würden, doch Mike hatte ihr mehrmals gesagt, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte. Er wollte mit allem allein fertig werden. Leider waren seine Methoden die Falschen, denn der Alkohol war seitdem sein ständiger Begleiter gewesen. Yvi brach es fast das Herz. Es war manchmal so, als hätte sie nicht nur ihre Eltern bei dem Unfall verloren ...
Mikes Stöhnen wurde lauter und Yvi berührte ihn sanft. Sie wollte ihn auf keinen Fall aufwecken, doch vielleicht konnte sie ihm ja ein klein wenig Ruhe schenken. Sie konzentrierte sich auf ein Gefühl von Geborgenheit und verstärkte dieses. Als große Schwester musste sie ihm einfach ein wenig Halt geben.
»Mir geht es gut, Doc.« Erschrocken nahm sie wahr, dass er die Augen geöffnet hatte. Er sah sie müde an und seufzte leise. Mike wusste, was sie konnte und strich ihr nun sachte über ihre Fingerspitzen, die sich noch immer auf seiner Wange befanden. »Bitte, Yvi. Ich möchte jetzt nur noch schlafen.«
»Ist gut.« Sie ließ ihn los und entfernte sich langsam und leise von ihm. Yvi fühlte sich ertappt und überlegte, ob es am nächsten Tag deshalb wieder Streit geben würde.
»Schwesterchen«, hörte sie Mikes Stimme hinter sich flüstern und drehte sich nochmals zu ihm um. »Ich hab dich lieb.«
Sie musste sich sehr zusammenreißen, nicht gleich in Tränen auszubrechen. Yvi biss sich kurz auf die Zunge.
»Ich hab dich auch lieb, kleiner Bruder.«
Er lächelte leicht, dann schien er wieder im Tal der Träume zu verschwinden. Yvi war sich sicher, dass es dank ihrer Gabe eine friedliche Nacht werden würde. Kurz, doch friedlich.
Schnell lief sie in Richtung ihres Zimmers und schloss hinter sich die Tür. Sie warf sich auf ihr Bett und die Tränen, die sie gerade noch hatte zurückhalten können, liefen ihr nun in Strömen über die Wangen. Sie fühlte sich ausgelaugt und hoffte, dass Mike sie nicht hören würde. Stunden später schaffte sie es endlich und fiel ebenfalls in einen tiefen Schlaf. Der Traum, den sie in dieser Nacht hatte, war seltsam. Sie träumte von der dunklen Gasse, in der sie Mike gefunden hatte, doch da war noch eine weitere Gestalt. Sie hatte sich im Schatten gehalten, bis Mike verschwunden war. Langsam kam sie aus dem Dunkel und Yvi bekam Herzklopfen. Der Mann war groß und hatte breite Schultern. Etwas an ihm ließ sie wissen, dass er kein normaler Mann war. Er hatte etwas Animalisches an sich, das sie allerdings nicht deuten konnte. Sie versuchte, sein Gesicht zu erkennen, doch schaffte sie es nicht.
»Ich finde dich«, knurrte er.
Mit einem Ruck setzte sich Yvi auf und starrte auf ihren Wecker. Es war halb 5. Noch ehe sie sich den Traum wieder in Erinnerung rufen konnte, begann der Wecker mit seinem grausamen Morgengruß. Yvi fluchte. Sie musste in die Klinik.
3
»Aus welchem Grund sind Sie hier?«, wollte eine Schwester von ihm wissen und sah ihn fragend an. Er hatte noch immer keinen blassen Schimmer, was er zu ihr sagen sollte.
»Ich würde gern Dr. Yvonne Nowak sprechen«, sagte er deshalb und sah, wie die Schwester ihre Augenbraue leicht anhob. Sie betrachtete ihn eingehend. Yvor mochte sie nicht, ließ sich jedoch von ihr anstarren wie ein Objekt unter einem Mikroskop. Nach ein paar Sekunden riss ihm allerdings der Geduldsfaden und er knurrte ein: »Und? Ist sie zu sprechen?«
»Sie ist gerade mit einem Notfall beschäftigt. Sind Sie privat hier? Dann kann ich ihr ja vielleicht etwas ausrichten. Ansonsten müssten Sie bitte im Wartezimmer Platz nehmen. Dr. Nowak kümmert sich dann um sie, wenn Sie an der Reihe sind.«
Yvor fluchte innerlich. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als zu warten. Er musste sich bis dahin unbedingt eine Geschichte ausdenken, wieso er sie sprechen wollte. Gerade, als er sich von der Schwester entfernte, ging die Tür des Behandlungsraums auf und Doktor Yvonne Nowak kam eiligen Schrittes auf sie beide zu.
»Entschuldige Anna. Ich bin natürlich nicht schnell genug weggekommen. Das Mädchen wird aber sicherlich keine Dummheiten mehr machen. Zur Sicherheit behalten wir sie jedoch in unserer Geschlossenen Abteilung zur Beobachtung. Sie ist gerade noch bei Jürgen.« Yvis Wangen waren leicht gerötet. Sie sah einfach bezaubernd aus in ihrem weißen Kittel, und Yvor schluckte. Durst schnürte ihm die Kehle zu.
»Ich kümmere mich um alles«, gab Schwester Anna zurück und nahm die Krankenakte entgegen. Sie warf Yvor einen Blick zu, der in seiner Bewegung in Richtung Wartezimmer innegehalten hatte. »Dieser nette Herr hier wollte dich übrigens sprechen. Er hat mir leider nicht verraten, ob als Patient oder privat.«
Mist!
Yvor drehte sich zu den beiden Frauen um und bemerkte, wie es Frau Doktor die Kinnlade nach unten schlug. Sie starrte ihn fast schon entsetzt an.
»Mein Name ist Yvor Sommer«, stellte er sich ihr vor und ergriff ihre Hand. Sie schluckte und hauchte dann ihren Namen:
»Yvonne Nowak. Was kann ich für Sie tun?«
Yvor schenkte ihr ein breites Lächeln und deutete dann auf die Tür des Behandlungsraums. Sie schien seine Absicht nicht ganz deuten zu können, also machte er einen weiteren kleinen Schritt auf sie zu und raunte:
»Mir wäre es lieber, wenn wir meine Angelegenheit unter vier Augen besprechen könnten.«
Als wäre ihr gerade bewusst geworden, dass sie nur dastand und ihn anstarrte, machte sie hastig einen Schritt von ihm weg und räusperte sich.
»Natürlich. Bitte, in Behandlungsraum 2. Anna«, sie wandte sich an die leicht lächelnde Krankenschwester, die das Geschehen beobachtet hatte. »Bitte kümmere dich um die Formalitäten bei Bianca. Sie soll nicht unnötig viel Zeit allein verbringen. Das bringt sie nur auf Ideen.«
Schwester Anna nickte und Yvi schien sich wieder zurück in die professionelle Ärztin zu verwandeln. Sie deutete in Richtung Behandlungsraum und Yvor marschierte mit selbstbewussten Schritten vor ihr hinein. Sie folgte ihm langsam, als wäre sie sich nicht ganz sicher, ob sie das wirklich wollte.
»Setzen Sie sich.« Sie deutete auf einen unbequemen Stuhl vor ihrem kleinen Schreibtisch und er nahm stirnrunzelnd Platz. Das war keine schöne Umgebung für ein erstes Kennenlernen.
4
»Das ist eine sehr schwierige Angelegenheit und ich hoffe einfach, dass Sie mich nicht falsch verstehen.« Er suchte offensichtlich nach den geeigneten Worten und Yvi rutschte langsam aber sicher das Herz in die Hose. Es ging also um ein Problem, das er hatte.
Forschend betrachtete sie ihn und seine gleichmäßigen Gesichtszüge. Dieser Mann sah wirklich unfassbar gut aus.
»Ich bin Ärztin, Herr Sommer. Ich werde es sicherlich nicht falsch verstehen. Nur los. Was haben Sie für ein Problem? Wobei kann ich Ihnen helfen?«
Sein Gesichtsausdruck wechselte von unsicher zu leicht verärgert. Yvi hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, um sein Vertrauen zu erlangen. Vielleicht würde eine kleine Beeinflussung helfen? Sie stand auf und bewegte sich auf ihn zu. Er beobachtete sie misstrauisch.
»Es ist anscheinend nicht so einfach zu erklären. Mir fehlen zum ersten Mal in meinem Leben die Worte.«
»Soll ich es erraten?« Sie musste grinsen. Dieser Traummann war wirklich seltsam befangen. Yvi hoffte inständig, dass es nichts Ernstes war. Sie mochte ihn aus irgendeinem Grund bereits jetzt.
Sanft legte sie ihm ihre Hand auf die Schulter und versteifte sich augenblicklich. Sie konnte seine Gefühle so intensiv spüren, dass es fast weh tat. Yvi hatte mit einem Male Angst in der Einsamkeit, einem ausgesprochen heftigen Durst und in Selbsthass zu ertrinken. Sie schnappte nach Luft und ihre Beine versagten ihren Dienst.
»Scheiße!«, hörte sie die Stimme des Mannes und nahm verschwommen wahr, dass er sie packte und auf die Behandlungsliege hievte. Geschockt ließ sie es geschehen und wartete darauf, bis das seltsame Gefühl nachließ, doch eine Besserung wollte sich einfach nicht einstellen. Nun gesellte sich auch noch Sorge dazu. Yvi kam sich vor, als wäre sie von einem Gefühlscocktail überschüttet worden.
So rasant diese Emotionen auf sie eingeströmt waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Yvi riss ihre Augen auf. Er war weg. Der Behandlungsraum war leer.
»Ach, verdammt!«, fluchte sie und stolperte aus dem Raum. Sie musste ihm hinterher. Auf keinen Fall durfte er in diesem Zustand allein sein. Nicht auszudenken, was dieser Mann dann anstellen könnte.
Anna sah sie irritiert an, als sie aus ihrem Zimmer stürmte. Auf ihre atemlos, gekeuchte Frage: »Wo ist er hin?«, deutete sie auf den Aufzug. Yvi spurtete in Richtung der Treppe und hechtete die fünf Stockwerke zur Empfangshalle hinunter. Mit etwas Glück würde sie ihn aufhalten können, ehe es zu spät war. Bilder kamen ihr in den Kopf. Sie musste verhindern, dass er sich etwas antat, wie es damals Martin getan hatte.
Ihre Lunge brannte vor Anstrengung und sie verwünschte den Tag, als sie mit dem Sport aufgehört hatte. Sie musste sich wieder mehr bewegen. Yvi keuchte und fluchte, biss die Zähne zusammen und flog geradezu die Treppenstufen hinunter. Mit etwas Glück wäre sie vor dem Fahrstuhl unten.
Komplett außer Atem kam sie in der Empfangshalle an, in der reger Betrieb herrschte. Ihr Blick fiel auf die Anzeige des Fahrstuhls. Er zeigte, dass er auf dem Weg nach unten war. Hatte sie es geschafft? Gebannt starrte sie auf die Anzeige, während ihre Lunge sich von der Anstrengung zu erholen suchte. Solche Aktionen waren wirklich nichts für sie. Fahrig versuchte sie ihre Haare erneut zu dem ordentlichen Knoten zu wickeln, was mit zitternden Händen eine echte Herausforderung darstellte.
Mit einem leisen ›Pling‹ gingen die Fahrstuhltüren auf und Yvi blickte in das wunderschöne Gesicht des Mannes, dessen Gefühlswelt in einem Chaos festzustecken schien. Er sah sie fassungslos an und sie bemühte sich, eine freundliche Miene aufzusetzen.
»Sie wollten mir noch etwas erzählen.«
Seine Miene hellte sich ein wenig auf und wieder bemerkte Yvi wie verdammt gut er aussah. Yvor Sommer. Sein dunkelbraunes Haar, die blauen Augen und der gut gebaute Körper. Er hätte Model sein können. Er kam bedächtig auf sie zu, als wäre er sich nicht ganz im Klaren, was er zu ihr sagen sollte.
»Ich glaube, das Krankenhaus ist nicht der passende Ort dafür. Es tut mir leid, dass ich hergekommen bin.« Dann wandte er sich von ihr ab und wollte in Richtung Ausgang verschwinden, doch sie hielt ihn auf. Schnell ergriff sie den Ärmel seiner Jacke. Direkten Körperkontakt traute sie sich noch nicht zu, allerdings zeigte auch diese Geste Wirkung. Yvor Sommer blieb stehen und drehte sich erneut zu ihr um.
»Mir tut es nicht leid. Bitte kommen Sie doch mit mir in die Cafeteria. Ich wollte mir ohnehin einen Kaffee holen. Vielleicht können wir uns ja dort ein wenig unterhalten.«
Er seufzte.
»Ich lade Sie ein.« Das vorsichtige Lächeln, das er ihr schenkte, war wunderbar ehrlich.
Sie gingen zusammen in die kleine Cafeteria, wo Sylvia Yvi freudestrahlend begrüßte.
»Wie immer?«
»Nein, Sylvia, heute bitte nur den Kaffee. Danke«, bestellte sie ein wenig enttäuscht den täglichen Donut ab. Sie mochte diese pappsüßen und ungesunden Dinger sehr, sie passten allerdings nicht zu einem ernsten Gespräch. Kaffee passte jedoch zu fast allen Lebenslagen.
»Ich nehme einen Kaffee und zwei Donuts. Einen mit Vanillefüllung und einen mit Streuseln.« Yvor Sommer lächelte Sylvia an, die ihm daraufhin mit wachsender Begeisterung den Kaffee und die Donuts reichte.
Na prima.
Yvi marschierte zu einem freien Tisch am Fenster der Cafeteria und ließ sich erschöpft auf einem der Stühle nieder. Sie hatte Hunger und das Brennen in ihrer Lunge hatte sich nun in ein stetes Klopfen verwandelt. Sport ist Mord!
Yvor kam hinter ihr her und nahm ihr gegenüber Platz. Er stellte den Teller mit den Donuts auf den Tisch und schob ihn in die Mitte.
»Frühstück?«, sagte er leise. »Ihr Magen hat geknurrt. Ich weiß zwar nicht, ob es erlaubt ist, als Arzt öffentlich zu essen, aber ich denke, wenn es einen passenden Ort dafür gibt, dann wohl hier.«
Sein Lächeln war ansteckend und Yvi schaffte es nicht, sich das Kichern zu verkneifen. Sie schob trotz allem den Teller zu ihm zurück.
»Das sind Ihre Donuts. Ich hole mir schnell mein Frühstück.«
5
»Sie essen ja gar nicht. Die Donuts hier sind wirklich gut.« Yvi strahlte ihn an und setzte sich wieder ihm gegenüber. Sie riss die Tüte auf und es kam ein weiterer Donut zum Vorschein. Dunkle Schokolade glänzte unter pinkfarbenen Streuseln hervor.
Yvor hoffte, dass es nicht ganz so fettig schmeckte, wie er annahm. Langsam zog er den Teller zu sich heran und griff nach dem Donut mit vielen bunten Streuseln. Wie sollte man diese Dinger nur essen, ohne am Ende alles einzusauen? Er warf einen fragenden Blick zu Yvi, die sich darum keine Gedanken zu machen schien. Mit einer kindlichen Begeisterung biss sie hinein und ein paar Streusel fielen dabei in die Tüte. Sie kaute und schloss dabei genießerisch die Augen.
Ach, was sollte es. Er würde auch einen Bissen davon nehmen. Vorsichtig führte er den Donut zum Mund und biss davon ab. Der Geschmack war außergewöhnlich. Es kam Yvor vor wie der Himmel auf Erden. Schnell verputzte er die Donuts und ließ selbst die Krümel auf dem Teller nicht zurück. Ein schallendes Lachen machte ihn auf Yvi aufmerksam, die ihm offensichtlich beim Essen zugesehen hatte.
»Ich sagte zwar, die Donuts sind gut ...« Sie grinste breit und deutete in sein Gesicht. »Sie haben einen Zuckerstreusel an der Nasenspitze.«
Yvor spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Vor Verzückung über diese leckere Süßigkeit hatte er ganz seine Manieren vergessen. Eilig wischte er sich den Krümel von der Nase und zuckte mit den Schultern.
»Wollen Sie mir nicht langsam erzählen, was Sie bedrückt? Ich bin mir sicher, dass ich Ihnen helfen kann«, hakte Yvi die Ärztin nun nach und sah ihn erwartungsvoll an, während sie mit einem Plastiklöffel in ihrem Kaffee herumrührte.
Was sollte er ihr nur sagen?
›Ich bin ein Vampir und habe mein ganzes Leben nach einer Auserwählten wie dir gesucht‹? Nein, das war kein guter Anfang. Sie würde vermutlich schreiend davonlaufen oder den Sicherheitsdienst rufen.
»Ich glaube, ich weiß es.« Ihre Worte ließen ihn verblüfft aufschauen und direkt in Doktor Yvonne Nowaks warme braune Augen blicken. Er hatte das Gefühl, in ihnen zu versinken.
Äußerst langsam und bedächtig griff Yvi über den Tisch und berührte seine Hand. Er zuckte zurück. Zu frisch war die Erinnerung an ihre erste Reaktion. Sie hatte vor Schmerz aufgestöhnt und ihre Miene war vor Angst verzerrt gewesen. Dieser Ausdruck hatte ihn dazu veranlasst, fluchtartig den Raum zu verlassen.
»Entschuldigung.« Yvor betrachtete die Finger, die ihn gerade noch hatten berühren wollen. Yvi hatte sie auf die Tischplatte sinken lassen und dort lagen sie nun ineinander verschränkt und versuchten, möglichst entspannt zu wirken. Sie war leider keine gute Schauspielerin. Yvi hatte selbst Angst vor der Berührung gehabt, das war Yvor klar.
»Sie kämpfen mit sich, kann das sein? Aus irgendeinem Grund können Sie sich selbst nicht ganz leiden. Haben Sie ein Suchtproblem?«
Er musste sie nach ihren Worten so verdattert angesehen haben, dass sie leicht errötete. Hielt sie ihn wirklich für einen Alkoholiker?
»Nun sollte ich mich wohl entschuldigen. Sie sehen nicht aus wie jemand, der mit dem Trinken Probleme hat, doch wie soll ich es beschreiben ... Sie scheinen sich für einen zu halten.« Sie seufzte und Yvor erkannte nun, was sie während ihrer Berührung hatte spüren können. Sein Durst war erneut erwacht.
»Ich habe eine Schwäche, das ist wahr. Leider ist es etwas komplizierter. Ich kann es nicht einfach sein lassen, und es scheint mit den Jahren intensiver zu werden. Also um Ihre Worte zu nutzen, habe ich tatsächlich ein Problem mit dem Trinken«, gab er leise zu und war erstaunt, wie sehr ihn selbst diese Halbwahrheit erleichterte. Wie lange hatte er seine Taten und Gedanken vor allen verborgen?
Yvis Miene war weich geworden und sie lächelte sanft.
»Ich denke, da kann ich wirklich helfen. Lektion 1: Hören Sie auf, sich selbst deswegen zu zerfleischen. Sie wollen etwas dagegen tun, und das ist doch schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung.« Sie stand plötzlich auf und suchte etwas in ihrer Hosentasche. »Leider muss ich gleich auf die Station zurück, aber wie wäre es, wenn Sie heute Nachmittag zu mir in meine Praxis kommen? Dort könnten wir uns besser unterhalten.«
Sie hielt Yvor eine Visitenkarte unter die Nase, die er entgegen nahm. Doktor Yvonne Nowak wollte ihm bei seinem Problem helfen, obwohl sie noch nicht genau wusste, worum es sich dabei handelte. Oh Mann, was sollte er dazu nur sagen?
»Also dann bis heute Nachmittag um halb vier?« Sie hielt ihm ihre Hand hin und er starrte sie an. Yvi lächelte ihn aufmunternd an und Yvor wagte einen Händedruck. Die befürchtete Katastrophe blieb überraschenderweise aus und er betrachtete abwesend ihre miteinanderverbundenen Hände.
6
›Er ist ein Patient‹, erinnerte sie sich selbst und versuchte, wieder die professionelle Distanz zwischen diesen Mann und sich zu bringen. Sein Lächeln wirkte unsicher.
»Heute Nachmittag um halb vier. Ich werde da sein.«
Er drehte sich nach einem kleinen Kopfnicken um und marschierte in Richtung des Ausgangs. Yvi sah ihm nach und war sich nicht ganz sicher, wie gut die Idee gewesen war, ihm die Adresse ihrer Praxis zu geben. Yvor Sommer machte ihr zu schaffen.
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