Zombies wie du und ich - Christian Urech - E-Book

Zombies wie du und ich E-Book

Christian Urech

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Beschreibung

Der Roman beginnt damit, dass die Bundespräsidentin der Schweiz, eine Transperson und Migrantin aus Südkorea, von einer neuen weltweiten Pandemie erfährt, die aber, anders als bei Covid-19, die Menschen nicht krank macht, sondern "unsterblich", so dass sie nicht älter und durch die Ausbildung einer unglaublichen Regenerationsfähigkeit sozusagen immun gegen Krankheiten und Unfälle werden. Die Regierungschefin setzt daraufhin ein Expertinnengremium zusammen, das aus einem Arzt und Virologen, einer Juristin, einer Psychologin, einem Soziologen und einem Wirtschaftsprofessor zusammengesetzt ist und sich mit vielen neuartigen Problemstellungen konfrontiert sieht (Implikationen, die mit dem Auftreten einer solchen gewissermassen paradoxen "Krankheit" verbunden sind) gesellschaftlich, politisch, medizinisch, wirtschaftlich und rechtlich. Der Sohn des Arztes und Virologen, ein 17-jähriger Gymnasiast, überlebt an seiner Schule den Amoklauflauf eines Klassenkameraden, der in der Folge von der Polizei erschossen wird, aber im Krankenwagen plötzlich wieder «aufersteht», nur knapp und ist daraufhin so traumatisiert, dass er sich das Leben zu nehmen versucht, was aber misslingt, da er ebenfalls mit dem Virus infiziert ist. Der Roman verfolgt im weiteren Verlauf die Schicksale der Protagonisten und die Veränderung der Gesellschaft durch das Virus und die Pandemie. Die Geschichte endet damit, dass der Sohn des Arztes zum «Hohepriester» einer neuen Religion wird, deren Gott der Tod ist.

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Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und nicht finden, sie werden begehren zu sterben und der Tod wird vor ihnen fliehen.

Offenbarung des Johannes

«Zombies sind eine fiktive Kreatur, die typischerweise als untote Wesen dargestellt werden, die aus Gräbern auferstehen und Jagd auf Menschen machen. Sie werden oft als langsame, ungeschickte und verrottende Kreaturen dargestellt, die nur durch einen gezielten Schlag auf den Kopf getötet werden können.

In jüngerer Zeit haben sich Darstellungen von Zombies jedoch weiterentwickelt, und sie werden oft als schnell, wendig und agil dargestellt. Ein Beispiel dafür sind die "Infizierten" in dem Videospiel "The Last of Us", die schnell und aggressiv sind und auf ihre Opfer springen.

In einigen Fällen werden Zombies auch als Wesen dargestellt, die noch einige menschliche Emotionen und Gedanken haben, aber ihre Menschlichkeit aufgrund eines Virus oder einer anderen Infektion verloren haben.

Die Darstellung von Zombies in der Populärkultur variiert jedoch stark, und es gibt viele unterschiedliche Interpretationen und Versionen dieser Kreatur.»

ChatGPT zum Thema «Zombies

Und Gott sprach: Es werde! Und es wurde.

Erstes Buch Mose, Genesis, stark gekürzte Version

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Bad News

Die Expertenrunde

Familienidyll

Hohe Gäste

Der Amoklauf

Wiedergeburt

Der Täter

Ramses leidet

Mythos Unsterblichkeit

Der Deal

Die «strammen Tellen»

Quarantäne

Medienkonferenz

Gegnerschaft

Sehnsuchtsort

Verhaftung

Ewige Pubertät

«Schwulenmafia»

Recht zu Gerechtigkeit

Totale Kontrolle

Waldspaziergang

Glaubensprüfung

Diktatur

Betonfüsse

Paralleluniversum

Verwandlung

Paradies, Hölle

Reduit

Asyl

Weltwissen

Religion «@Religion»

Isolationsfolter

Sklaven und Sklavenhalter

Suizid

Todestrieb

Gecko

Nachwort

Vorwort

Warum eine Dystopie? Und warum sind Dystopien gegenwärtig so beliebt – im Film, in Serien, in Büchern? Ich glaube, es hat damit zu tun, dass wir die Wirklichkeit immer mehr wie eine Dystopie wahrnehmen und das Gefühl haben, die Wirklichkeit nähere sich der Dystopie immer mehr an. Es muss nicht sein, dass unser Gefühl auch stimmt, vielleicht tragen wir auch nur eine dystopische Brille, die uns die Wirklichkeit immer mehr als Dystopie wahrnehmen lässt.

Wir sind in unserer Weltwahrnehmung nicht frei von Beeinflussung, und vielleicht haben jene doch ein bisschen recht, die uns die vielen Verbesserungen vorhalten, die das Leben zum Beispiel im Vergleich zwischen dem Leben im Mittelalter oder nur schon vor 200, 150 oder 50 Jahren und heute prägen. Schon immer, sagen sie, habe man die Vergangenheit verklärt und die Gegenwart dämonisiert, und zählen dann auf, was sich alles zum Besseren gewendet hat: Die Armut hat weltweit abgenommen, die Lebenserwartung ist dank der ungeheuren Fortschritte der Medizin dramatisch angestiegen, die Ressourcen sind, im Gegensatz zu den düsteren Prognosen des Club of Rome (1972), noch längst nicht erschöpft, auch die prognostizierten Hungersnöte sind zwar nicht ausgeblieben, aber die Versorgung der Weltbevölkerung mit Lebensmitteln ist weniger ein grundsätzliches Problem als ein solches der Verteilungsgerechtigkeit. Wohl ebenso werden die düsteren Zukunftsaussichten, die heute in den Medien gezeichnet werden, weniger drastisch ausfallen als prognostiziert, denn mit den zunehmenden Problemen nehmen in der Regel auch die Lösungsbemühungen und -möglichkeiten zu – so die Hoffnung der Zweckoptimisten.

Natürlich stehen wir vor gigantischen Herausforderungen. Der Klimawandel ist eine ernsthafte, dramatische Bedrohung der Menschheit, die eine ganze Reihe von Nachfolgeproblemen nach sich ziehen wird. Kriege und damit die atomare Bedrohung sind nicht verschwunden, wie wir lange gemeint haben und heute eines Besseren resp. Schlimmeren belehrt werden, ein Weltkrieg, der sich zum Weltenbrand ausweiten könnte, scheint wieder im Bereich des Möglichen, dazu kommen die bedrohlichen Zukunftserwartungen angesichts der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, die Möglichkeit von Zusammenbrüchen der Strom- und Energieversorgung, die unser gesamtes Leben zum Stillstand bringen könnten, der Ausbruch von Pandemien undsoweiterundsofort.

Dystopien sind Übertreibungen, und das wissen sowohl die, die sie produzieren, als auch jene, die sie konsumieren. Trotzdem faszinieren sie uns immer wieder von Neuem und wohl in immer zunehmendem Maß. In gewissem Sinn ist das Bedürfnis, sich am Schrecklichen zu ergötzen, tief im Menschen angelegt. Einerseits aus dem banalen Grund, dass uns alles, was sich vom Gewöhnlichen abhebt, fasziniert, im Guten wie im Schlechten; es erregt unser Nervensystem, es ist ein Kick, den der Mensch auch in anderen Situationen sucht, etwa im Drogenkonsum oder im Bergsteigen und anderen Extremsportarten. Gleichzeitig sind wir egoistisch erleichtert darüber, dass das Unglück nicht uns, sondern andere getroffen hat. Die Freiheit wird in praktisch allen Dystopien pulverisiert. Umso grösser ist nach der Lektüre oder dem Filmkonsum die Erleichterung, wenn man sich das Hier und Jetzt vergegenwärtigt, das doch noch relativ intakt ist, irgendwie – eben darum, weil Dystopien überzeichnen. Außerdem gibt die Dystopie unseren unbewussten, unterschwelligen Ängsten – der Todesangst und im umfassenderen Sinn der Weltuntergangsangst – ein Narrativ. Wir alle sind uns (mehr oder weniger) bewusst, dass wir einmal sterben müssen; und bedeutet der Tod für den Einzelnen nicht den Untergang der Welt? So paradox es klingen mag: Die Dystopie verleiht unserer oft verdrängten Angst vor der Sinnlosigkeit des Todes und vielleicht auch des Lebens einen Sinn, indem es sie in ein Narrativ einbettet.

Nun hat aber eine Dystopie, anders als die meisten Kriminalromane, Katastrophen- und Horrorfilme, mit denen es natürlich Überschneidungen gibt, oft auch eine politische Dimension insofern, als sie in ihren besten Manifestationen eine kritische Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten der Gegenwart beinhaltet – zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die Schriftstellerinnen und Schriftsteller Aldous Huxley, George Orwell, Ray Bradbury, H.G. Wells, Margaret Atwood, Karen Duve, Naomi Alderman, Kazuo Ishiguro, Dave Eggers, Cormac McCarthy, David Foster Wallace, Michel Houellebecq, Roberto Bolaño und neuerdings auch Karl Ove Knausgård mit seinen Romanen «Der Morgenstern» und «Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit».

Tatsächlich hat sich die Situation des Menschen im Jahr 2023 im Vergleich mit einer etwas ferneren Vergangenheit grundsätzlich verändert. Noch in meiner Kindheit hatten die Menschen viel mehr als heute das Gefühl, auf einer Insel zu leben. Je weiter wir in der Zeit zurückgehen, desto weiter entfernt sich das, was anderswo passiert, von den Menschen. Vor etwa 150 Jahren, bevor es die ersten Dampfloks gab, wurde die Post noch mit Pferden und Kutschen transportiert. Dementsprechend lange dauerte es, bis die Briefe ankamen. Die Menschen mussten meist wochenlang auf Antworten warten. So erfuhr der junge Goethe erst nach Monaten von dem schrecklichen Erdbeben in Lissabon, das am 1. November 1755 bis gegen 100’000 Todesopfer forderte. Mit der Erfindung der elektrischen Telegrafie, die sich zum Internet entwickelt hat, änderte sich alles, nimmt die Geschwindigkeit der Kommunikation exponentiell zu: Heute wissen wir in no time, wenn sich irgendwo auf der Welt etwas Bedeutendes und/oder Aufsehenerregendes ereignet. Exemplarisch sei hier auf den 11. September 2001 verwiesen, als drei von Al Quaida-Terroristen gesteuerte Boeing 767 in die Zwillingstürme des World-Trade-Centers in New York und das Pentagon in Arlington krachten, was Millionen von Zuschauenden auf der ganzen Welt live mitverfolgen konnten: den Aufprall des zweiten Flugzeugs im Südturm und den Einsturz der beiden Türme. Nehmen wir als Beispiel aus einer etwas weiter zurückliegenden Zeit für die Globalisierung unseres Lebens und damit auch unseres «globalisierten» Bewusstseins den Krieg. Der Dreissigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war gewiss schrecklich in seinen Auswirkungen, beeinträchtigte aber nur eine begrenzte Anzahl von Menschen, nämlich jene, die unmittelbar davon betroffen waren, seien es die Soldaten, die im Kampfgetümmel der Schlachten direkt mit Gewalt – der des Gegners und der eigenen – konfrontiert waren, seien es die Zivilpersonen, die angesichts der gewaltigen Heere, die mit Nahrung versorgt werden mussten, Raub, Vergewaltigungen und Verwüstungen ganzer Landstriche ausgesetzt waren. Heutige Kriege haben globale Auswirkungen, zum Beispiel der momentane Krieg zwischen Russland und der Ukraine auf die Lebensmittelversorgung in Afrika und die Energieversorgung, die wirtschaftliche Entwicklung, die Flüchtlingskrise etc. in einer ganzen Reihe von Ländern, die nicht direkt von der Konfrontation betroffen sind. Praktisch alle großen Probleme sind heute globale Probleme. Das macht die Situation unglaublich komplex und verhindert, dass sich der Einzelne im Dschungel der auf ihn einprasselnden Informationen überhaupt noch orientieren kann. Eine solche Verunsicherung ist in diesem Ausmaß neu.

Die moderne Dystopie ist in gewissem Sinn auch eine Orientierungshilfe, ein Kompass. Die Dystopie in diesem Buch handelt von der «Unsterblichkeit» resp. der Langlebigkeit. Ein alter Traum der Menschheit – oder doch eher ein Alptraum? Wenn dieser Roman ein dystopischer zu sein den Anspruch hat, lässt sich unschwer erraten, dass der Autor sich eher der zweiten Interpretation zuneigt. Zunächst einmal glaube ich nicht, dass sich dieser «Traum» in absehbarer Zeit verwirklichen lässt, wie es gewisse Silicon-Valley-Propheten und -protagonisten, aber auch Molekularbiologen wie André Choulika und George Church prognostizieren, die der Ansicht sind, ab etwa 2045 oder 2050 lasse sich die weitere Zukunft der Menschheit nach dem Eintritt einer technologischen Singularität nicht mehr vorhersehen und die davon ausgehen, dass sich durch die technologische Entwicklung die Dauer der menschlichen Lebenserwartung maßgeblich steigern und praktisch biologische Unsterblichkeit verwirklichen lässt – aber wer weiß? Zum anderen erscheint mir das aber auch nicht wünschbar. Die Möglichkeit zur Langlebigkeit würden sich wahrscheinlich – ziemlich sicher – nur sehr reiche Menschen erkaufen können, eine ganz schmale Elite. Damit wäre der Trend zur Zweiklassengesellschaft wohl für alle Zeiten zementiert. Ich glaube aber auch, dass die «Unsterblichen» selbst nicht glücklich wären. Ihr größtes Problem wäre wohl sehr bald die Langeweile und der Überdruss, sodass die Todessehnsucht zum alles überschattenden Problem würde. Davon handelt dieses Buch.

Bad News

«Nicht schon wieder», denkt die Bundespräsidentin, als sie den als «streng geheim» klassifizierten Bericht der Sonderkommission erst überfliegt, um ihn dann noch einmal mit zunehmend besorgter Miene Zeile für Zeile und Wort für Wort zu studieren. Erst vor kurzem ist das Lungenvirus, das die Welt für Jahre, wenn schon nicht lahmgelegt, so doch wesentlich eingeschränkt hat, endlich endemisch geworden. Und jetzt dies!

Sumi Park ist die erste Transperson und sie ist der erste Mensch mit asiatischen Wurzeln, die das höchste Regierungsamt seit gut einem Jahr innehat. Sumis Großeltern waren im letzten Jahrhundert aus der Hafenstadt Busan im südlichen Teil des damals noch getrennten Koreas in die Schweiz eingewandert. Aufgewachsen ist Sumi als Knabe unter dem Vornamen Sora in Zürich. Sumis Eltern waren Mitglieder der streng fundamentalistischen Vereinigungskirche, auch Moon-Sekte genannt, und man kann sich vorstellen, wie unendlich mühsam der Weg von Sora zu Sumi war, eine Entwicklung, die aber letztlich die erstaunliche politische Karriere von Sumi erst erklärbar macht. Sumi musste dabei Kräfte in sich mobilisieren, die sie mit einer weniger ungewöhnlichen und herausfordernden Biografie wohl nie in sich hätte freisetzen können.

Sumi hat sich schon in der Kindheit als weiblicher Mensch in einem männlichen Körper gefühlt. Die Eltern konnten das nicht akzeptieren, in ihrer Vorstellungswelt gab es so etwas einfach nicht. Ihr Denken und Fühlen hatte sich ganz mit den Lehren der Vereinigungskirche vollgesogen und natürlich fühlten sie sich verpflichtet, die Gehirnwäsche, der sie selbst als Kinder ausgesetzt waren, ihrerseits an ihrem Sohn zu vollziehen – allerdings ohne Erfolg. Sie hatten sich vorher nicht gekannt und waren während einer Massenhochzeit vom Sektengründer persönlich zusammengebracht und verheiratet worden. Sumi wehrte sich schon früh gegen jeden Versuch der Vereinnahmung, kapselte sich von den Eltern ab und riss mit 16 zuhause aus. Inzwischen kleidete und verhielt sie sich bereits als die junge Frau, die sie in ihrer Eigenwahrnehmung ja tatsächlich war. Sie floh nach Frankfurt, wo sie bald realisierte, dass es zwar nicht der einfachste, aber der einträglichste Weg war, sich über Wasser zu halten, indem sie sich prostituierte. Da sie eine außerordentlich schöne Frau war – zwar zunächst noch eine mit Schwanz, aber das störte ihre heterosexuellen Kunden zu ihrem eigenen Erstaunen in den wenigsten Fällen – eher im Gegenteil. So entwickelte sich das Geschäft gut und schließlich fand sie in dem Vorstandsvorsitzenden eines Weltkonzerns einen Liebhaber und Sponsor, der es ihr ermöglichte, das Abitur nachzuholen und anschliessend an den besten Universitäten in Europa und den USA zu studieren. So hat sie sich je einen Doktor in Jurisprudenz, Philosophie und Biophysik erworben. Als sie sich schließlich der Politik zuwendet, wählt sie eine Strategie der Offenheit – im Wissen darum, dass ihre Vergangenheit so oder so in die Medien gelangen würde. Das zahlt sich aus. Ihr ungewöhnliches und ungewöhnlich gutes Aussehen, ihre Intelligenz und ihre rhetorischen Fähigkeiten führen dazu, dass ihr Potenzial in der Partei, der sie sich angeschlossen hat, rasch erkannt wird: Aus dem Stand heraus wird sie in den Nationalrat gewählt und einige Jahre später in den Bundesrat.

Sie stellt mit der Fernbedienung die Musik leiser, um sich besser konzentrieren zu können. Es ist das Stück «Rain in the South» der ehemaligen schwedischen Band Art Fact. Es ist ein altes Stück aus dem letzten Jahrhundert, aber einer ihrer Lieblingssongs, die sie sich zu einer Playlist zusammengestellt hat. Art Fact findet sie einen originellen Bandnamen, er deutet auf Artefakt hin, ein wunderbar vieldeutiges Wort, das wörtlich «mit Kunst, mit Geschick gemacht» bedeutet, das aber auch etwas mit Täuschung, Verfälschung zu tun hat. Wenn man es wörtlich aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, dann könnte man Art Fact auch als «durch die Kunst geschaffene Tatsache» bezeichnen. Das hat viel mit Politik zu tun.

Aber jetzt, während sie in ihrem riesigen Bundesratsbüro an ihrem voluminösen Bundesratsschreibtisch im Westflügel des Bundeshauses sitzt, hat sie keine Zeit, sich mit Musik und Bandnamen zu beschäftigen. Der Expertenbericht erwähnt eine Viruserkrankung, über die man noch kaum etwas weiss, die sich aber zu einer erneuten weltweiten Pandemie entwickeln könnte. Was in dem Bericht über die Krankheit steht, ist verrückt, könnte einem zweitklassigen Drehbuch eines Science-Fiction-Films entnommen sein. Die Experten, ja, und auch die Expertinnen natürlich, nennen das oder den Virus «Unsterblichkeitsvirus», zwischen deutlich gesetzte Anführungszeichen gerückt. Menschen, die an dem Virus erkrankten, würden unmittelbar nach der Ansteckung in einen «todesähnlichen Zustand», wieder zwischen Anführungs- und Schlusszeichen, verfallen, ganz plötzlich und ohne Krankheitssymptome, seien für etwa zehn bis fünfzehn Minuten klinisch tot, was bedeute, dass während dieser Minuten keine Hirntätigkeit mehr wahrnehmbar sei, würden dann aber wieder «erwachen» und seien dann nicht nur wieder ganz hergestellt, also «gesund», wenn man es denn so nennen könne, allerdings mit der «kleinen» Anomalie (klein wieder zwischen Anführungs- und Schlusszeichen), dass sie dann wahrscheinlich «unsterblich» (unsterblich wieder zwischen Anführungs- und Schlusszeichen) seien.

Natürlich könne man das noch nicht mit abschließender Sicherheit sagen, aber es sehe ganz so aus, als würden sie nicht nur nicht mehr krank werden und auch nicht mehr altern, sondern auch Unfälle könnten ihnen kaum mehr etwas anhaben, da sich in ihren Systemen ein regenerativer Mechanismus, den man so nenne, weil man keinen anderen Begriff dafür habe, in Gang setze. Sie seien also unsterblich, aber ansonsten nicht von Un- oder Noch-nicht-Infizierten zu unterscheiden. Mit anderen Worten könne man auf den ersten oder auch den zweiten oder zehnten Blick nicht erkennen, ob es sich bei einem Individuum um einen «normalen» Menschen, Gänsefüßchen, Gänsefüßchen, oder einen «Zombie» handle. Wie sich solche Exemplare charakterlich veränderten oder entwickelten, könne man ebenfalls noch nicht sagen, es sei aber anzunehmen, dass die psychologischen Veränderungen durch das Bewusstsein der eigenen Unsterblichkeit nicht unerheblich sein dürften. Zombiemonster in Filmen und Serien seien ja immer sehr hässlich und abstoßend und sofort als Gefahrenquelle zu erkennen, was bei diesen «realen» Zombies, wie gesagt, eben nicht der Fall sei. Ja, in gewissen Fällen sei nicht mal auszuschließen, dass sich manche Menschen nicht sicher sein könnten, ob sie bereits Zombies oder immer noch Menschen seien, da die Erinnerungen der meisten Betroffenen an die «Todesphase» augenblicklich gelöscht seien und manche Menschen ihre «Todesphase» nicht vor Zeugen, und ja klar, auch nicht vor Zeuginnen, erlebten, etwa im Bett in der Nacht oder während eines Arbeitstages im Einzelbüro.

Die Bundespräsidentin schüttelt den Kopf. Was soll man nur daraus schließen? Zunächst einmal wird ihr bewusst, dass auch sie oft ohne «Zeuginnen» und «Zeugen» in ihrem Bundesratsbüro sitzt und folglich auch bereits ein Zombie sein könnte. Rein theoretisch. Nein, sie ist natürlich kein Zombie, die Seuche ist ja noch neu und es sind wohl noch nicht sehr viele Menschen angesteckt. Oder doch? Der Expertenbericht (Expert:innenbericht steht im Bericht) lässt auch bei dieser Frage manches offen. Man müsse zuerst testen, bevor man die Inzidenz, also den Verbreitungsgrad der Krankheit und die Häufigkeit der Neuansteckungen, feststellen könne. Man müsse zuerst einen Test entwickeln. Und dann die Menschen darüber informieren, dass sie infiziert sein könnten und sich testen lassen sollten, aber wie informieren? Entweder würden die Menschen das Ganze als Schwachsinn abtun oder sie würden sich zunächst einmal eher darüber freuen, angesteckt zu sein. Natürlich ist die Aussicht auf Unsterblichkeit weit weniger abschreckend als die Aussicht auf einen grässlichen Erstickungstod, obgleich die gesellschaftlichen und politischen Folgen einer Pandemie durch das Unsterblichkeitsvirus ebenfalls erschreckend sein dürften. Ja, denkt Sumi, über die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Folgen werden wir zuerst nachdenken müssen, bevor etwas entschieden wird. Wir müssen den Lehren aus den Folgen der Coronakrise Konsequenzen folgen lassen, denkt Sumi etwas panisch. Sie hat soeben erkannt, dass sie vor der wahrscheinlich größten Herausforderung ihres Lebens steht und künftig im Krisenmodus zu regieren haben wird.

16. September 2019 - 11:24 (Keystone-SDA)

122 Jahre und 156 Tage: So alt wurde Jeanne Calment, bevor sie 1997 starb. Ihr Alter wurde jedoch in Zweifel gezogen. Genfer Forschende und ihre französischen Kollegen räumen nun mit Verschwörungstheorien auf und bestätigen den Altersrekord.

DocCheck Flexikon, 22. November 2020

Als Seneszenz bezeichnet man das biologische Phänomen, dass die meisten Zellen von Wirbeltieren nach einer bestimmten Zahl von Zellteilungen (Mitosen) in der Zellkultur ihr Wachstum einstellen.

Menschliche Fibroblasten teilen sich in Kultur ca. 25–40-mal. Die beschränkte Teilungsfähigkeit spiegelt die Verkürzung der Telomere dieser Zellen. Telomere sind die repetitiven DNA-Sequenzen samt assoziierten Proteinen, die sich am Ende jedes Chromosoms befinden. In den somatischen Zellen (Körperzellen) des Menschen ist das Enzym Telomerase, das normalerweise Telomere erneuert, nicht aktiv, weswegen ihre Telomere bei jeder Zellteilung kürzer werden. Menschliche Fibroblasten kann man zu unbegrenzter Vermehrung führen, wenn man ihnen das Gen zuführt, das die katalytische Untereinheit der Telomerase codiert. Anschliessend können sie als «unsterbliche» Zelllinie vermehrt werden.

Lisa Leinweber, instyle.de, 15. Juli 2020

Ein Anti-Aging-Wunder ist womöglich wahr geworden: Eine Pille soll die biologische Uhr zurückdrehen, und ganz nebenbei noch den Weg zum Traumgewicht erleichtern, das Schlaganfall-Risiko senken und sogar Krebs vorbeugen... Kaum zu fassen: Das vielleicht erste Anti-Aging-Medikament ist schon seit 60 Jahren auf dem Markt – als Diabetes-Präparat. Es heißt Metformin.

Dr. Isabelle Viktoria Maucher (Apothekerin), Nurcan Alnouri (Apothekerin), Stand: 21.08.2019, gelbe-liste.de

Metformin ist ein Wirkstoff, der hauptsächlich zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2, aber auch zur Behandlung des polyzystischen Ovarialsyndroms, angewendet wird. Der Arzneistoff hemmt in der Leber die Neubildung von Glucose und führt in der Peripherie zu einer Verbesserung der Glucoseverwertung.

Rainer Kienböck, futurezone.de, 19.12.2018

Die moderne Gentechnik bietet Forschern ungeahnte, neue Möglichkeiten. So wurde 2018 die DNA menschlicher Babys manipuliert. Und seit Jahren werden an Frankenstein erinnernde Experimente angekündigt, ausgestorbene Tierarten ins Hier und Jetzt zurückzuholen. Es ist ein Trend, der erst an seinem Anfang steht.

Calicolabs.com

Think big. Explore broadly. Collaborate constantly.

Our mission is said simply, yet it is quite ambitious. We want to better understand the biology that controls aging and lifespan…and we want to use the knowledge we gain to discover and develop interventions that enable people to live longer and healthier lives.

We are not a traditional biotechnology company, nor are we an academic institution. We look to combine the best parts of both without the constraints of either.

https://unitybiotechnology.com: At UNITY we are developing therapeutics to slow, halt, or reverse diseases of aging.

UNITY is at the forefront of developing a new class of therapeutics intended to selectively eliminate or modulate senescent cells to halt, slow, or reverse age-related disease and restore aging or damaged tissue to a more functionally healthy state. We believe this therapeutic approach has the potential to address the root cause of many diseases of aging, such as retinopathies, neurodegenerative disorders, fibrosis, and cancer.

Katharina Nickel, 5.04.2021 - 10:32 Uhr, futurezone.de

Wissenschaftler und Autor von «Ending Age«, Aubrey de Grey, wiederum arbeitet an Strategien, die den Tod aus unseren Genen entfernen sollen. Seinen Erkenntnissen nach sind es «sieben tödliche Sinne», die das Altern auf einem zellularen Level im Körper verursachen – und die es demnach auszumerzen gilt:

Nukleare Mutationen/Epimutationen: Mutationen, die zu Krebs führen können.

Mitochondriale Mutationen: Komponenten in unseren Zellen, die für die Energieproduktion wichtig sind.

Intrazellulärer Junk: Proteine, die von unseren Zellen nicht richtig «verdaut» werden.

Extrazellulärer Schrott: Proteine, die sich außerhalb der Zellen angesammelt haben. Zum Beispiel im Gehirn von Alzheimer-Patienten.

Zellverlust: Zellen, die vom Körper selbst nicht regeneriert werden können.

Zellseneszenz: wenn Zellen die Fähigkeit zur Teilung verlieren.

Extrazelluläre Vernetzungen: verursachen den Verlust der Elastizität in Zellen und Geweben.

dw.com, undatiert

Ein winziges Tierchen macht es vor: Der Süsswasserpolyp Hydra altert nicht, er kann sehr lange leben. Ursache ist ein Gen namens FoxO. Dieses «Unsterblichkeitsgen» gibt es bei allen Tieren und auch beim Menschen, haben Kieler Biologen herausgefunden.

geo.de, 16.04.2021

Forscher haben in einem Embryo menschliche Zellen mit denen von Affen vermengt. Die Versuche sollen dabei helfen, eines Tages menschliche Organe in Tieren zu züchten. Das wirft ethische Fragen auf.

ntv.de, Andrea Barthélémy, dpa 17.12.2017, 10:25 Uhr

Vier Körper und fünf Gehirne finden Platz in dem Edelstahl-Behälter. Sie lagern bei minus 196 Grad. In den Arterien: ein Frostschutzmittel. Immer mehr Menschen setzen auf Kryonik und lassen sich nach dem Tod tiefkühlen. Sie hoffen auf Leben nach der Kälte.

Wie riesige Thermoskannen stehen die Edelstahl-Behälter aufgereiht hinter schusssicherem Glas. Darin warten, tiefgekühlt in flüssigem Stickstoff, die sterblichen Überreste von derzeit 153 Menschen auf die Zukunft. Auch der Kopf der kleinen Matheryn Naovaratpong aus Thailand lagert bei Alcor in der Wüste Arizonas. Zwei Jahre war sie alt, als sie 2015 an einem aggressiven Hirntumor starb und ihre Eltern die Entscheidung trafen, Matheryns Gehirn konservieren zu lassen – in der Hoffnung, dass neue Technologien ihre Tochter irgendwann in irgendeiner Form zum Leben erwecken.

pressetext.com

Der russische Milliardär Dmitry Itskov ist Gründer der Initiative 2045 http://2045.com, die sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen bis zum Jahr 2045 unsterblich zu machen. Das soll funktionieren, indem das Bewusstsein nur noch in elektronischer Form existiert. Um die Ziele zu erreichen, will Itskov ein globales Netzwerk aus Forschern errichten, die an der Erfüllung seines Traums arbeiten. Auch ein neues Forschungszentrum, das sich ausschließlich der Entwicklung der nötigen Technologien widmet, ist geplant. Eine eigene Partei soll für die richtigen Rahmenbedingungen eintreten. Experten sind äußerst skeptisch.

Die Expertenrunde

Dr. James Berger beobachtet die anderen Mitglieder der Expertengruppe, die sich um den großen gläsernen Konferenztisch versammelt haben. James Berger ist auf den Namen Jakob getauft worden, aber «Jakob» erschien ihm irgendwann einmal irgendwie uncool zu klingen, so dass er seinen Vornamen anglisierte.

James Berger ist ein Kind der Nullerjahre, gehört also jener Generation an, deren Vertreter entweder gar keinen oder übermäßigen Ehrgeiz entwickelt haben. Es gibt einen tiefen Graben zwischen jenen Mit- bis Endzwanzigern, die mit Perspektiven aufgewachsen sind, und jenen ohne Perspektiven.

Der junge Doktor der Biosoziologie, der empirischen Soziologie und der Ethnosoziologie gehört eindeutig der ersten Kategorie an. Sein Status ist ihm wichtig, aber er ist auch ernsthaft an seinem momentanen Forschungsgebiet interessiert – der Untersuchung der gesellschaftlichen Auswirkungen von Pandemien – und hat es trotz seiner jungen Jahre bereits in diese Expert:innenkommission geschafft. Darauf ist er stolz. Noch stolzer wären wohl seine Eltern, wenn sie es wüssten, aber sie wissen es natürlich nicht, denn die Expert:innenkommission existiert offiziell nicht oder niemand darf von ihrer Existenz erfahren.

Die anderen Expertinnen und Experten am Tisch sind alle wesentlich älter als Berger. Sie schauen nicht gerade auf ihn herab, aber ganz ernst nehmen können sie ihn auch nicht. Nicht nur wegen seines Alters, sondern auch wegen seinem Fachgebiet. Soziologie ist etwas, worauf Mediziner, Infektiologinnen, Epidemiologen, aber auch Wirtschaftswissenschaftler und Juristen verzichten zu können glauben. Einzig Prof. Dr. Dr. Birgit Ehlert vom Psychologischen Institut der Universität Zürich, Forschungsbereich Klinische Psychologie, ist geneigt, der Soziologie eine gewisse Existenzberechtigung zuzubilligen.

Birgit Ehlert, etwa 50 – so genau weiß das niemand –, ist im nördlichen Osten Deutschlands aufgewachsen und spricht eigentlich ein sächsisches Hochdeutsch. Manchmal, wenn sie mit sich selbst spricht und etwas nicht klappt, murmelt sie «Mach keene Fissemadenzchen» in sich hinein; ansonsten aber spricht sie in der Öffentlichkeit ein tadelloses Hochdeutsch. Die hochgewachsene, dürre Frau mit dem kurzgeschnittenen grauen Haar, der randlosen Brille und der spitzen Nase ist Single, d.h. nein, sie hat ja einen Hund, und wenn man mit einem Hund zusammenlebt, ist man doch genaugenommen kein Single (oder muss man bei einer Frau korrekterweise «keine Single» sagen?). Genaugenommen spricht man auch nicht mit sich selbst, wenn man mit einem Hund spricht, oder?

Doch, solche Fragen beschäftigen die Ehlert, als Klinische Psychologin beobachtet sie auch und vor allem sich selbst ganz genau. Ihr Hund heißt Bobby und ist ein grauer Greyhound, der auch aussehensmässig gut zu Birgit Ehlert passt. Er habe einen komplizierten Charakter, erklärt die Professorin jeweiligen Gästen stolz, normalerweise sei er ein ruhiger, ja geradezu lethargischer Bursche, aber wenn er jemanden oder etwas nicht möge, egal ob Mensch, Hund oder Gegenstand, drehe er fast durch, hüpfe herum wie ein Tobsüchtiger, schnappe nach dem eigenen Schwanz.

Dr. Anwar Gamel Abdelfattah ist Leiter Infektiologie am Inselspital Bern. Aufgewachsen in einem Dorf im Nildelta, schaffte es der begabte Junge, an der Ain-Shams-Universität in Kairo Medizin zu studieren und sich zum bedeutendsten Infektiologen Ägyptens hochzuarbeiten, bevor er 2022 an die «Insel» in Bern berufen wurde. Der kräftige Mann mit der Gestalt eines Boxers, der breiten Brust, deren Behaarung sich wild aus seinem Hemdausschnitt kräuselt, und dem imposanten Schnauz erinnert ein wenig an den ehemaligen Diktator des Irak, Saddam Hussein, aber diese Ähnlichkeit ist rein äußerlich, Anwar Gamel Abdelfattah ist ein ziemlich gutmütiger Mann und ein äußerst kompetenter Arzt. Verheiratet ist er mit einer Philippina, die er am Inselspital kennengelernt hat, wo sie als Krankenschwester tätig war. Jetzt ist sie Hausfrau und Mutter von vier Kindern im Alter von sieben, zehn, fünfzehn und siebzehn Jahren.

Dr. Stewart Hunt ist Ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik an der HSG in St. Gallen. Studiert hat der gebürtige Engländer an der London School of Economics and Political Science. Hunt ist vor allem eines: reich, sehr reich sogar. Sein Vater, ein Lord und somit ein Adliger, war Mitglied des Oberhauses im britischen Parlament und schenkte seinem Sohn zum Studienabschluss die erste Million, die dieser durch geschickte Anlagepolitik inzwischen ca. verdreihundertfacht hat (vor allem beim Kauf und Verkauf von Kryptowährungen bewies und beweist er ein erstaunlich geschicktes Händchen). Hunt definiert sich gern selbst als Dandy und kleidet sich im Stil von Oscar Wilde, eine Marotte, die ihm durch seinen Status als schrulliger Engländer mit viel Kohle zugebilligt wird. Ob er auch Wildes Leidenschaft für hübsche Jünglinge teilt, darüber wird zwar gemunkelt, aber es bleibt unter dem Schleier der Diskretion verborgen. Hunt wohnt abgelegen in einem Schlösschen mit Gestüt irgendwo in der Ostschweiz. Ob da tatsächlich Orgien stattfinden, wie von Klatschmäulern vermutet wird, muss hier offengelassen resp. der Fantasie der geneigten Leserin und des geneigten Lesers überlassen werden.

Bleibt noch die letzte in der Runde, die Juristin Ursula Möckli, mit 69 die Älteste in der Kommission; sie lehrt schweizerisches Verfassungsrecht. Ursula Möckli hat eine beeindruckende Karriere hinter sich; sie war Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof in Straßburg und bis zu ihrer Emeritierung Professorin an der Juristischen Fakultät in Basel. Seit ihrem «Ruhestand» sitzt sie in zahlreichen Kommissionen und Ausschüssen und ist alles andere als unterbeschäftigt – sie sei mit der Juristerei verheiratet, gibt sie jeweils von sich, wenn man sie nach ihrem Zivilstand fragt. Sie ist ein Alphatier, gewohnt, mit Strenge und Güte zu führen; deshalb ist folgerichtig, dass sie auch dieser Kommission vorsitzt. So ergreift sie auch jetzt als erste das Wort: «Sie wurden ja bereits darüber informiert, aus welchem Grund wir uns heute hier treffen. Ich gehe davon aus, dass Sie sich gut vorbereitet haben und sich aus der Perspektive Ihres Fachgebiets bereits erste Gedanken zu dieser…», sie zögert einen Moment, sucht nach dem richtigen Wort, «zu dieser Krankheit gemacht haben. Ja, nennen wir das Kind zunächst bei diesem Namen. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob diese Bezeichnung korrekt ist. Dr. Abdelfattah?»

«Nun…», der Arzt räuspert sich, «man kann das Ding… das Kind durchaus als Krankheit bezeichnen, insofern, als es von einem Virus verbreitet wird – einem Virus, das offenbar hoch ansteckend ist und das sich, wenn man den Geheimberichten der WHO glauben darf, bereits weltweit verbreitet hat – wobei wir uns natürlich auf sehr wenig statistisches Material abstützen müssen, aus naheliegenden Gründen. Eine Viruserkrankung, die geheim gehalten werden soll, kann man natürlich nur schwer durch breit abgestützte Studien untersuchen. Also, wir gehen trotzdem davon aus, dass die… Krankheit bereits pandemische Ausmaße angenommen hat. Allerdings fällt es schwer, den Krankheitsbegriff auf ein Phänomen anzuwenden, das nicht nur keine negativen Auswirkungen auf den körperlichen Zustand der… Betroffenen hat, sondern, ganz im Gegenteil, zu einer Art permanenter körperlicher Unversehrtheit dieser Betroffenen führt. Aufgrund der Neuheit des… Phänomens ist es schwierig, überhaupt etwas zu dem… Phänomen zu sagen, aus medizinischer und infektiologischer Sicht. Hm. Und auch aus epidemiologischer Sicht, vermute ich.»