Zur Flotte gepresst: Ein Thomas-Kydd-Roman - Band 1 - Julian Stockwin - E-Book
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Zur Flotte gepresst: Ein Thomas-Kydd-Roman - Band 1 E-Book

Julian Stockwin

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Beschreibung

Von der Landratte zur Teerjacke: Der abenteuerliche Seefahrerroman »Zur Flotte gepresst« von Julian Stockwin jetzt als eBook bei dotbooks. England, 1793: Nach der Kriegserklärung an Frankreich wird der junge Perückenmacher Thomas Paine Kydd von einem Presstrupp verschleppt und muss fortan ein unfreiwilliges Seemannsdasein an Bord des mächtigen 98-Kanonen-Linienschiffs »Duke William« fristen. Segeldrills, nächtlicher Wachdienst und gefährliche Seeschlachten – ein hartes Leben für eine Landratte. Kydd aber findet Gefallen daran und schafft es, sich einen Platz unter den hartgesottenen Soldaten der Royal Navy zu erkämpfen. Doch nicht jeder kann akzeptieren, dass ausgerechnet er in der Schiffshierarchie aufsteigt – und plötzlich ist sein Leben nicht nur durch Gefechte mit dem Feind bedroht, sondern auch durch eine Intrige an Bord … Ein Highlight der nautischen Romane: »Stockwin wurde zum Bestsellerautor, weil er seine Leser mitten zwischen die Männer stellt, die vor dem Mast fuhren.« Daily Express Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der marinehistorische Roman »Zur Flotte gepresst« von Julian Stockwin – Band 1 der Erfolgsreihe um Thomas Kydd und seinen Aufstieg vom einfachen Matrosen zum Helden der See. Ein Lesevergnügen für alle Fans von Patrick O’Brian und C. S. Forester. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 481

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Danksagung

Lesetipps

Über dieses Buch:

England, 1793: Nach der Kriegserklärung an Frankreich wird der junge Perückenmacher Thomas Paine Kydd von einem Presstrupp verschleppt und muss fortan ein unfreiwilliges Seemannsdasein an Bord des mächtigen 98-Kanonen-Linienschiffs »Duke William« fristen. Segeldrills, nächtlicher Wachdienst und gefährliche Seeschlachten – ein hartes Leben für eine Landratte. Kydd aber findet Gefallen daran und schafft es, sich einen Platz unter den hartgesottenen Soldaten der Royal Navy zu erkämpfen. Doch nicht jeder kann akzeptieren, dass ausgerechnet er in der Schiffshierarchie aufsteigt – und plötzlich ist sein Leben nicht nur durch Gefechte mit dem Feind bedroht, sondern auch durch eine Intrige an Bord …

Ein Highlight der nautischen Romane: »Stockwin wurde zum Bestsellerautor, weil er seine Leser mitten zwischen die Männer stellt, die vor dem Mast fuhren.« Daily Express

Über den Autor:

Julian Stockwin wurde 1944 in England geboren und trat bereits mit 15 Jahren der Royal Navy bei. Nach achtjähriger Dienstzeit verließ er die Marine und machte einen Abschluss in Psychologie und Fernöstliche Studien. Anschließend lebte er in Hong Kong, wo er als Offizier in die Reserve der Royal Navy eintrat. Für seine Verdienste wurde ihm der Orden des MBE (Member of the Order of the British Empire) verliehen, bevor er im Rang eines Kapitänleutnants aus dem Dienst ausschied. Heute lebt er als Autor in Devon und arbeitet an den Fortsetzungen der erfolgreichen Thomas-Kydd-Reihe.

Julian Stockwin im Internet: https://julianstockwin.com/

Bei dotbooks erscheint in der Thomas-Kydd-Reihe von Julian Stockwin außerdem:

»Bewährungsprobe auf der Artemis«

»Verfolgung auf See«

»Auf Erfolgskurs«

»Offizier des Königs«

»Im Kielwasser Nelsons«

»Stürmisches Gefecht«

»Im Pulverdampf«

***

eBook-Neuausgabe Juni 2019

Copyright © der englischen Originalausgabe 2001 by Julian Stockwin

Die englische Originalausgabe erschien 2001 unter dem Titel »Kydd« bei Hodder & Stoughton.

Copyright © der deutschen Ausgabe 2001 by Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/solar lady, Abstractor, M Kund und eines Gemäldes von Thomas Elliott

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (as)

ISBN 978-3-96148-386-0

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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***

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Julian Stockwin

Zur Flotte gepresst

Ein Thomas-Kydd-Roman

Aus dem Englischen von Matthias Jendis

dotbooks.

»Achtern die größere Ehre,Vorne der bessere Mann.«

Horatio Nelson

Kapitel 1

»Der ehrenwerte Abgeordnete für Molton.« Der Sprecher des Unterhauses mit seiner Allongeperücke erteilte Edmund Burke das Wort.

Burke stand auf, rieb seine lange Nase und warf einen Blick auf die gegenüberliegenden Bänke, wo der Premierminister, Pitt der Jüngere, in sich zusammengesunken war und, so schien es, ergeben der Dinge harrte, die kommen würden. Allerdings wäre es ein Fehler, Pitt zu unterschätzen, auch wenn er als Mann des Friedens unschlüssig schien, welchen Kurs er in diesem neuen Krieg gegen Frankreich steuern sollte.

Burke richtete sich auf und übertönte mühelos das störende Stimmengewirr. »Ist diesem Hohen Hause klar, daß just in diesem Augenblick, in einer Krise, die in der Geschichte dieser Inseln ihresgleichen sucht, die Regierung Seiner Majestät es hinnimmt, wenn die Königliche Marine, ihr Schutz und Schirm ...«, er hielt kurz inne und blickte bedeutungsvoll in die Runde, »... in den Häfen vor Anker verrottet, während der Feind nach Belieben auslaufen kann, um sein schreckliches Werk der Zerstörung fortzusetzen?«

Er wußte, daß hinter ihm der fette Charles Fox in seiner senfgelben Weste nur auf einen Vorwand für einen Zwischenruf lauerte. Burke hatte anfänglich die Französische Revolution gutgeheißen, was ihm jetzt angekreidet wurde, dennoch aber war und blieb er der Führer der Seiner Majestät treu ergebenen Opposition – und eine Belastung für die Regierung.

»Sicherlich ist es dem Ehrenwerten Gentleman nicht entgangen, daß unsere wertvollsten westindischen Besitzungen in banger Erwartung des Feindes leben, der jeden Tag über sie herfallen kann? Daß die Londoner Finanzwelt lautstark nach dem Schutz ihres Handels ruft? Daß wir, die königstreuen Whigs«, er überhörte das wütende Gestammel, das nur vom bitterbösen Fox stammen konnte, »als Bedingung für unsere weitere Unterstützung dieser Regierung von ihr verlangen, Maßnahmen zum Schutz unserer Handelsinteressen zu ergreifen. Und zwar entschlossene Maßnahmen, die rasch zum Erfolg führen!«

Auf seinem Sitz sank Pitt noch tiefer in sich zusammen. Was wußten sie schon davon, wie die Dinge wirklich standen? Ja, Admiral Howe lag mit der Ärmelkanalflotte im Hafen, aber die Schiffe unter seinem Kommando bildeten zur Zeit Großbritanniens einzige weltweit einsatzfähige Flotte von strategischem Wert, und Howe schuldete es dem Vaterland, sie so lange sicher im Hafen zu halten und aufzurüsten, bis sie es mit dem Feind aufnehmen konnte. Howe würde nichts tun, was die Sicherheit seiner Flotte gefährdete.

Pitt, der Burke nicht aus den Augen ließ, beugte sich zu dem Mann zu seiner Linken und flüsterte: »Bitten Sie den Admiral, er möge vor der französischen Küste Flagge zeigen. Zwei oder drei Linienschiffe dürften genügen.«

Das müßte Burke besänftigen, der nur deshalb das Wort ergriffen hatte, um mit großer Geste anzuzeigen, daß er zur Versöhnung bereit sei. Zwei oder drei ältere Einheiten würde Howe entbehren können.

»Deuten Sie an, daß wir nicht warten können«, fügte Pitt müde hinzu.

Vom Achterdeck des Linienschiffes Duke William aus war nichts von den Männern an Bord des unansehnlichen kleinen Leichters zu sehen, der durch die graugrünen Seen auf den Dreidecker zustampfte. Der Leichter hatte schwer zu arbeiten, sein breiter Bug stieß tief in die kurzen Wellen, die der steife Nordwind aufgesteilt hatte. Gischtfetzen stoben gen Himmel, wurden nach achtern über das kleine Schiff gepeitscht und durchnäßten alle an Bord bis auf die Knochen.

Der Wachoffizier der Duke William setzte sein Fernrohr ab und seufzte verärgert auf. Er brannte darauf, so schnell wie möglich zu wissen, wie viele Männer der Preßtrupp bei seinen blitzschnellen Überfällen an Land erbeutet hatte. Die Duke William mußte ihre Mannschaft ergänzen, bevor sie mit der abendlichen Tide auslief, um Admiral Howes Flotte bei Spithead zu erreichen.

Das alte Schiff hatte einen neuen Kommandanten, einen scharfen Hund als Ersten Offizier und folglich einen üblen Ruf, Freiwillige würden nie anmustern. Außerdem waren seit der Kriegserklärung gegen das revolutionäre Frankreich bereits volle fünf Tage verstrichen. Die Preßtrupps des Königs und der einzelnen Schiffe hatten die Themse gründlich nach Seeleuten durchkämmt.

Kapitän Cladwell hatte aus eigener Tasche zwei Kutschen gemietet; in Windeseile hatte ein Preßtrupp von Portsmouth aus die Straße nach London abgegrast, in der Hoffnung, Seeleute zu überraschen, die auf dem Land Zuflucht gesucht hatten, oder wenigstens einige kräftige Bauernburschen zu erbeuten. Rechtmäßig war das nicht, doch man beabsichtigte, sie wegzuschaffen, bevor der Sheriff oder die anderen Beamten der Grafschaft Wind davon bekamen. Auf See waren sie außer Reichweite.

Der Leichter kämpfte sich weiter heran. Sein einfach gerefftes Großsegel spannte sich bretthart; die schräg anlaufenden Wellen der Tide ließen ihn unangenehm schlingern. Auf den Decksplanken, hingestreckt wie ein Häufchen Elend, lagen rund dreißig Jammergestalten, seekranke Männer und junge Burschen, die Beute des Preßtrupps.

Deren Anführer, ein Maat, nahm einen genießerischen Schluck aus der Flasche, gab sie seinem Bordkameraden zurück und fuhr sich mit dem Ärmel über dem Mund. »Runter mit dem Zeug, Davey, mein Freund, solange du noch kannst.«

Die beiden Männer kauerten im Windschatten des Luvdollbords, wo sie sich außer Sicht vom Schiff wußten. Sie würden keine Gelegenheit mehr bekommen, einen zur Brust zu nehmen, bis sie draußen auf der Nore, der großen Flottenreede, an Bord gingen.

Wiederum peitschte Gischt gegen das Segel, kalter Nieselregen hüllte sie ein. Als der Maat sich unter seinem schwarzen, naßglänzenden Hut tiefer ins Boot duckte, stieß er mit seinem Schuh gegen einen Huckel unter der Segeltuchplane. Ein gedämpfter Schrei ertönte. Der Maat hob die Kante der Plane, und ein dunkelhaariger junger Mann von ungefähr zwanzig Jahren starrte aus stumpfen, braunen Augen zu ihm herauf. Der Maat grinste und ließ die Plane fallen.

Der junge Mann mühte sich um eine bequemere Lage, doch es war hoffnungslos. Die anderen nassen Körper, seine Seekrankheit und das fortwährende starke Schlingern und Stampfen des Leichters hielten ihn so fest gefangen, daß er sich nicht von der Stelle rühren konnte. Nicht weit von ihm tauchte ein bleiches, müdes Gesicht empor, leere Augen starrten ihn an, und ein leichter Krampf preßte grünen Schleim zwischen schlaffen Lippen hervor, der über eingefallene Wangen rann. Bei dem Anblick kam, was kommen mußte, aber von dem kargen Frühstück war nichts mehr übrig. Thomas Paine Kydd würgte ein paarmal, dann sank er entkräftet in sich zusammen und bettete seinen Kopf abermals auf die nassen, harten Planken.

Noch vor wenigen Tagen hatte er eines Abends im Horse and Groom von Merrow gesessen, in der Wärme und Geselligkeit der Dorfkneipe aus der Zeit von König Charles I., deren unverwüstliches Alter von der idyllischen Ruhe in jenem ländlichen Teil von England kündete. Drei Meilen die Landstraße entlang lag Guildford, ein beliebter Rastplatz für die Kutschen aus London auf dem Weg zu den Handelshäfen im Süden und Westen des Landes. Dort hatte Kydd während der letzten Tage vor Kriegsausbruch von seinem Perückenladen an der High Street aus in die grimmigen Gesichter von Marineoffizieren gesehen, die aus Kutschfenstern starrten – die Gespanne ratterten über das Kopfsteinpflaster, unterwegs zur Poststation von Angel.

Im Laden hatte er schon davon gehört, daß dieser Krieg ganz anders sein würde als die prunkvollen Waffengänge, die Königreiche in diesem Jahrhundert gegeneinander geführt hatten. Er würde anders sein als die herkömmlichen Kriege mit Frankreich; ein Kampf auf Leben und Tod gegen den grölenden Pöbel, der alle Staatsmacht hinweggefegt und seinen eigenen König hingerichtet hatte. Im Horse and Groom waren an jenem Abend kühne Reden geschwungen worden, nicht nur von Stallard und seinen Kumpanen, die wie üblich geheimniskrämerisch beieinandersaßen. Viele glaubten, daß die mitternächtlichen Ritte von »Captain Swing«1 und eine Reihe von Scheunenbränden auf das Konto von Stallard und seinen Leuten gingen, und Kydd hatte stets versucht, ihnen aus dem Weg zu gehen.

Der Verlust der amerikanischen Kolonien und der Sturz von Lord North, der atemberaubende Siegeszug in Indien und der Aufstieg von Pitt dem Jüngeren hatten diese stille Ecke Englands nicht aus der Ruhe bringen können. Daher war der Schock um so größer, daß an jenem Abend die große, weite Welt in sie einbrach, als der Preßtrupp zuschlug. Das Kommando hatte einen Wink von einem Büttel des Sheriffs erhalten, der unerwünschtes Gelichter loswerden wollte, und ließ die Falle mit der Leichtigkeit langjähriger Übung zuschnappen.

Wo eben noch Lärmen und Lachen war, herrschte im nächsten Augenblick banges Schweigen beim Anblick der Seeleute, die an jedem Ausgang der rauchverhangenen Schankstube auftauchten. Die Männer trugen Klamotten wie Theaterkostüme, mit allem Drum und Dran: Seemannszopf, schwarzer Teerhut und kurze blaue Jacke. Und jeder hatte eine Keule dabei, mit der er bedächtig in die freie Hand klopfte.

Die Gäste durften gehen, wurden aber an den Türen getrennt in die einen, die nach Hause gehen und ihren staunenden Liebsten von ihrem Entkommen berichten konnten, und die anderen, denen eine lange, schicksalsträchtige Reise auf hoher See bevorstand. Kydd hatte sich gewehrt, war aber der zahlenmäßigen Übermacht bald erlegen.

Der Transport nach Sheppey, einer Insel im Osten, hatte zwei Tage gedauert. Sie hatten einen Bogen um Dörfer und Städtchen gemacht. Die Gepreßten wurden wie gemeine Verbrecher mit Handschellen an einen Planwagen gefesselt. Kydd war abwechselnd bitter und verzweifelt gewesen, er hatte keinen Trost im Fluchen gefunden, anders als Stallard, und auch nicht in der Schicksalsergebenheit der beiden Handelsmatrosen, die dem Preßtrupp ebenfalls in die Hände gefallen waren.

Zwei Tage lang wurden die Männer dann in den feuchten Arrestzellen von Blue Town festgehalten, dem berüchtigten Seemannsviertel von Sheerness, am äußersten Ende der trostlosen kleinen Insel in der Mündung der Themse. Kydd schien es, als sei er in diesem gottverlassenen Garnisonsstädtchen am Ende der Welt angelangt, und er war fast erleichtert, als es an Bord ging. Damals erblickte er zum ersten Mal einen Mastenwald über einer stahlgrauen See und spürte, daß er für das, was vor ihm lag, all seinen Mut und all seine Kraft brauchen würde.

Nun versuchte er, nicht an den eisigen Regen zu denken, der ihm stetig in den Nacken tropfte und über seinen Rücken hinab in die Bilge rann.

Plötzlich wurde die Persenning beiseite geschlagen. Kydd erblickte den hellen, perlmuttgrauen Winterhimmel, die Männer in ihrem klammen Zeug, die um ihn herum widerwillig in Bewegung kamen, und das riesige Schiff, einen Koloß, der alles beherrschte. Er schien nur aus den Stückpforten, aus gelb- oder schwarzgestrichenen Holzplanken zu bestehen, aus schwarzen Tauen und Gerätschaften, wie Kydd sie noch nie gesehen hatte. Hoch wölbte die Bordwand sich über ihm empor, zur Deckslinie und weiter bis zu dem undurchschaubaren Gewirr aus Masten und Rahen, die sich schwarz und unheilverkündend gegen den Himmel abhoben.

Kydds Augen suchten nach einer Ordnung in der überwältigenden Masse einzelner Eindrücke. Die gewaltige Bordwand des Schiffes erhob sich dicht vor ihm, zum Anfassen nahe, so daß die Narben, die Alter und Seeschlachten hinterlassen hatten, deutlich zu sehen waren, und dort wo der bauchige Schiffsrumpf auf die schlammgrauen Wellen der Themsemündung traf, zeigte dunkelgrünes Seegras, wie eilig das Schiff von seiner Auslandsstation, zurückbeordert worden war. In der Dunkelheit hinter den offenen Stückpforten ahnte Kydd Bewegungen, fremde Gestalten. Aus einem kleinen Loch dicht über der Wasserlinie rann ein steter, dünner Strom trüber Brühe in die See.

»Na, Jungs, dann woll'n wir mal!« sagte der Maat.

Eisen klirrte hell, und die Männer waren frei. Kydd rieb sich die Handgelenke.

Hoch über ihnen tauchte ein Mann in einem goldbesetzten Rock und schwarzem Zweispitz an der Deckskante auf. »Was zum Teufel ... Herrgott, die Männer an Bord, aber sofort, oder ich zieh einem von euch das Fell über die Ohren, so wahr ich hier stehe!«

Der Seemann beeilte sich. »Dieser Arsch von Garrett, knurrte er. »Seht her, ihr verdammten Bambusen2! So geht's!«

Leichtfüßig lief er am Dollbord des Leichters entlang bis zu der Stelle, wo in der einwärts gekrümmten Bordwand des Linienschiffes kleine Stufen senkrecht nach oben führten. Beiderseits davon hingen Manntaue, die vom steten Gebrauch speckig glänzten. Der Matrose wartete ab, bis der Leichter von der Dünung auf seinen höchsten Punkt gehoben wurde, sprang mühelos hinüber, warf sein Gewicht zugleich auf Stufen und Taue und enterte im Nu über die Bordwand auf.

Der Mann hinter den Gefangenen drängte sie lautstark, bis sich der erste vorwagte und nach den Tauen griff. Er fand jedoch mit den Füßen keinen Halt auf dem regenglatten Holz, rutschte ab und fiel, an den Manntauen hängend, ins Wasser. Er stieß spitze Schreckensschreie aus, doch der Seemann griff ihn am Kragen und zog ihn wieder an Bord. Die anderen Männer waren vor Angst wie gelähmt.

»Herrje, rauf mit euch, verdammt noch mal!« drängte der Seemann.

Keiner rührte sich. Der Leichter hob und senkte sich. Zwischen ihm und dem Dickschiff klatschten die Wellen furchterregend laut.

Etwas erwachte in Kydd. Er schob die anderen beiseite, warf einen kurzen Blick nach oben und machte es so, wie er es beim ersten Matrosen gesehen hatte: Er sprang über den Abgrund zwischen beiden Schiffen, seine Füße suchten und fanden mühsam Halt auf der schmalen Stufe, dann stand er einen Moment still, um seine Kräfte zu sammeln, und begann seinen Aufstieg. Nach unten zu schauen, wagte er nicht. Ein jäher Zug an den Manntauen zeigte ihm, daß jemand seinem Beispiel folgte.

Über das breite Schanzkleid gelangte Kydd auf das Oberdeck. Ein unbeschreiblich verwirrendes Bild bot sich ihm: Das Deck, das sich weit nach vorne erstreckte, mit den beiden Reihen gewaltiger Kanonen, und darüber ein Spinnennetz schwarzer Linien, das Masten und Spieren miteinander verwob, die höher und dicker waren als mancher Baum. Das Schiff lag ruhig und fest wie ein Fels, ein spürbarer Gegensatz zum lebhaften Rollen und Stampfen des Leichters.

Eine hohe, gereizte Stimme gellte in Kydds Ohr: »Da rüber, du Schwachkopf!« Der Offizier stand mit gegrätschten Beinen neben dem Steuerrad. »Dorthin, verdammter Idiot!« knurrte er und wies mit dem Fernrohr auf den Großmast.

Kydd stolperte kraftlos darauf zu und fiel über einen Ringbolzen in den Planken.

»Großer Gott!« rief der Offizier. »Und mit so was sollen wir den Franzosen die Stirn bieten?« Er wandte sich dem schlicht gekleideten älteren Mann zu, der neben ihm stand. »Da gnade uns Gott!«

Der Mann verzog keine Miene, sondern murmelte nur: »Ganz recht, Mr. Garrett, möge Gott uns gnädig sein.«

Der junge Stallknecht hatte endlich aufgehört, seinen Schrecken in die pechschwarze, stinkende Enge der Kiellast hinauszuschreien, starrte nun durch die Gräting zu dem Seesoldaten hinauf, der am Luk Wache stand, und schluchzte still vor sich hin. Die übrigen Männer lagen über die sperrige Ladung verstreut, hauptsächlich riesige Fässer, deren Konturen sich in der stinkenden Finsternis verloren.

Die Luft war zum Schneiden dick, so daß man kaum atmen konnte. Obwohl die Duke William den Seegang nicht sonderlich spürte, knarrte und quietschte es hier und da in der Dunkelheit, was die Männer, die die Geräusche noch nicht deuten konnten, zu Tode erschreckte. Die Last lag in tiefstem Dunkel, abgesehen von einem schwachen, trüben Licht, das die wenigen Schiffslaternen im Deck darüber durch die Gitter der Grätings streuten.

Kydd lag halb aufgerichtet rücklings auf einem Faß und starrte angestrengt in das Schattenspiel der Last. Ringsum hörte er Seufzer, Husten, Weinen und üble Flüche, sah Männer, die sich unruhig hin und her wanden. Am äußersten Rand seines Blickfelds nahm er eine Bewegung wahr, die nicht zu dem schwerfälligen Knarren der arbeitenden Spanten paßte. Dann hörte er das Scharren winziger Pfötchen und sah rote Augen, die wie Nadelstiche aufblitzten und wieder verloschen. Er erschauerte und richtete seinen Blick entschlossen auf die Laterne.

Neben ihm fing jemand an, wirres Zeug zu stammeln. Ein anderer – Kydd erkannte Stallards Stimme – zischte etwas, und das Gestammel hörte auf. Der Mann an seiner Seite roch scharf nach altem Schweiß; Kydd schob sich über den Rand des großen Fasses, um dem Gestank zu entkommen, und rutschte mit einem Aufschrei hinunter. Er landete auf Steinen, die ihn an einen Kieselstrand erinnerten. Verwirrt stand er auf und tappte nach vorne. Jeder Schritt auf dem Kiesballast ließ eine Wolke beißenden Gestanks aufsteigen.

Über dem Rand eines benachbarten Fasses tauchte eine Gestalt auf. »Deine Hand, Kamerad«, sagte sie.

Kydd stapfte hastig hinüber und ergriff die ausgestreckte Hand. Die menschliche Berührung tat ihm gut, er spürte, wie er überraschend leicht auf das Faß hinaufgezogen wurde.

»Du läufst hier besser nich' so viel rum, mein Junge. Da unten kannste Tote und so was finden.«

Der Sprecher war nur schwierig auszumachen; Kydd antwortete nicht.

Der Mann musterte ihn. »Truscott. War zu langsam, als sie kamen.« Er grunzte verächtlich. »Bin selber schuld. Trotzdem – die Pest über diese Hurensöhne.«

Wut stieg in Kydd auf über jene, welche ihm seinen angestammten Platz im Leben genommen und ihn in dieses elende Jammertal geworfen hatten. »Was geschieht jetzt mit uns?« fragte er.

»Na, das is' leicht gesagt. Wir treten vor den Ersten, und der mustert dich als Hilfsmatrosen an und mich als Vollmatrosen – wenn ich Glück hab', auch als Steuermannsmaat. Danach gehör'n wir zur Mannschaft von dem Pott hier.«

»Und wie lange? Ich meine, wann kann ich wieder nach Hause?«

Ein rauhes Lachen war die Antwort. »Vergiß dein Zuhause, mein Junge. Du gehörst so lange zur Mannschaft der Royal Billy3,wie sie im Einsatz ist. Du kommst nur weg, wenn der Klabautermann sie holt und in seinen nassen Spind steckt, wenn sie an Land zu Bruch geht oder wenn sie von 'nem Franzmann im Kampf versenkt wird.«

»Aber ...« Kydd konnte nicht fassen, was er da hörte.

»Sieh mal, Jungchen, man hat dich gepreßt«, sagte Truscott, »genau wie mich. Landgang is' nich' für uns, wir kriegen weniger Sold als jeder gemeine Landser und können weniger bestimmen, was mit uns geschieht, als 'ne verfluchte Hure. Also tu dir was Gutes und gewöhn dich dran. Du bist jetzt 'ne Teerjacke vor dem Mast und fährst auf 'nem Kriegsschiff und damit Schluß!«

Kydd atmete tief durch, um sich zu beruhigen, doch er kochte innerlich vor Zorn und Enttäuschung. Er schlug mit den Fäusten auf das Faß und schrie seine ohnmächtige, hoffnungslose Wut hinaus.

Truscott seufzte auf. »Nimm's nich' so schwer, mein Junge. Im Moment kannst du nix machen. Hör mal, die einen werden's richtig schwer haben«, mit einem bedeutungsvollen Blick auf den sichtlich gebrochenen Bauernburschen, »das sind ganz arme Schweine, sie müssen jede Scheißarbeit machen, bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Und dann gibt's die andern, wo klar kommen und anständige Teerjacken werden. Kein schlechtes Leben, wenn du's richtig angehst.« Er räusperte sich. »Darfst nich' denken, daß das über Nacht geht, aber ...«

»Du quatscht doch bloß Scheiße, Mann!« Stallards scharfe Stimme stieß durch die Dunkelheit. Er kroch zu ihnen herüber. »Der Junge will wissen, warum er hier unten in diesem stinkenden Loch steckt, und nich', was er für wunderbare Aussichten hat!« Er wurde lauter, als spräche er zu einer Menschenmenge. »Wir sind hier, weil wir keine Rechte haben. Gar keine!« Er hielt inne. Jemand stöhnte in der Dunkelheit. »Nur weil wir in 'ner Hütte gebor'n sind und nich' in 'nem Herrenhaus, sind wir nich' besser als 'ne Herde beschissener Schafe. Tut das, geht dorthin, jawohl Sir, nein Sir. Wir tun alles, was sie sagen. Oder seht ihr hier unten auch nur einen gottverdammten Gentleman? Im Leben nich'!«

»Wenn wir auf See sind, hältst du besser deine Klappe, Freundchen«, knurrte Truscott.

»Keine Sorge, du großer Seemann vor dem Herrn«, gab Stallard zurück. »Was das angeht, kenn' ich mich aus. Paß du nur auf, daß du auf der richtigen Seite stehst, wenn's drauf ankommt.«

Kydd biß sich auf die Zunge. Stallard war bestimmt wahnsinnig, wenn er dachte, daß er hier mit seiner Aufwiegelei durchkommen konnte. In dieser von der Außenwelt abgeschlossenen Gemeinschaft konnte man nicht im wilden Galopp in die Anonymität der Nacht entfliehen.

»Dein Kumpan sollte lieber schnell sein Einmaleins lernen«, sagte Truscott leise. »Wenn er so wilde Reden schwingt, baumelt er von der Rah, bevor er noch weiß, wie ihm geschieht.«

Stallard starrte ihn finster an und kroch dann zu Kydd. Das Licht der Laterne fing sich in seinen Augen. »Kydd weiß, worum's geht. Nich' wahr, Kamerad?«

Kydd antwortete nicht.

»Kommen aus derselben Stadt, wir beide, aus Guildford«, erzählte Stallard den Gestalten, die ringsum auf den Fässern lagen. »Dort haben sie gelernt, daß sie sich in acht nehmen müssen, wenn sie's mit uns zu tun haben, denn sonst könnte Captain Swing ihnen mitten in der Nacht 'nen kleinen Besuch abstatten.« Er kicherte, bemerkte Kydds Schweigen und fügte hinzu: »In unserer alten Stadt steh'n wir entweder ein für unsere Rechte, oder man nimmt sie uns weg. Das sagen wir, nich' mehr und nich' weniger, stimmt's, mein Bester, hab' ich nich' recht?« Er rückte bis auf Tuchfühlung an Kydd heran.

Kydd schwieg weiter.

»Na, also, das is' ja was! Ich muß schon sagen! Sollte unser Kydd ein stinkender Speichellecker sein, wo den feinen Leuten in den Arsch kriecht? Vielleicht ...«

Irgend etwas brach in Kydd. Er sprang vor und schmetterte Stallard die Faust ins Gesicht, doch dabei schlug er sich den Kopf an den niedrigen Decksbalken. Benommen sank er nach hinten, und Stallard fiel mit Zähnen und Klauen über ihn her.

»Schluß damit, ihr gottverdammten Irren!« Truscott warf sich dazwischen und zog Stallard an den Haaren von Kydd herunter.

Stallard kniete vor Kydd. Dunkles Blut lief aus seiner Nase, er verschmierte es über sein ganzes Gesicht. »Denk bloß nich', Kydd, daß ich das vergesse!« fauchte er.

Kydd sah ihn verächtlich an. »Du bist reif für den Galgen, Stallard. Deine Kumpane können dich jetzt nich' mehr retten.«

Schwere Schritte auf der Gräting unterbrachen ihn. Ein Maat stand am Niedergangsluk. »Hoch mit euch und rauf an Deck! Los, los! Bewegt euch, ihr Lumpenpack!«

Sie stiegen hinauf zum Orlopdeck, wo ihnen der matte gelbe Schein der Schiffslaternen nach der höllischen Finsternis der Last fast fröhlich vorkam.

Zwei Seesoldaten in Scharlachrot erwarteten sie, die weißen Riemen über der Brust gekreuzt, mit Musketen bewaffnet. Stocksteif standen sie da. Der Bootsmannsmaat hatte zwei Matrosen mitgebracht.

»Ab an Deck, meine Herren«, schnarrte der Maat. »Der Erste Offizier möchte eure Bekanntschaft machen.«

Zusammen wurden sie durch mehrere Kanonendecks über endlose Niedergangsleitern hinauf zum Hauptdeck getrieben. Hier versammelte man sie an einer Seite, achtern von der offenen Bootsstauung, unter einem Vorsprung des darüber liegenden Achterdecks, wo sie vor dem immer wieder einsetzenden Nieselregen geschützt waren.

Der Wachtmeister trat zu ihnen, flankiert von seinen beiden Korporalen. Er war ein stämmiger, rotwangiger Mann mit dunklen Schweinsäuglein und flackerndem Blick. »In einer Linie angetreten!« knurrte er dem Maat zu.

Ein Unteroffizier trieb die gepreßten Männer enger zusammen und zeigte ihnen, wie sie in einer Linie antraten, indem sie ihre Fußspitzen genau an einem der Teerstreifen zwischen den Decksplanken ausrichteten.

Aus der Kajütshütte achtern trat ein kleiner Trupp Seeleute heraus und stellte ein Pult sowie einen kleinen Tisch auf. Kurz darauf erschien ein Offizier in prächtiger Uniform. Er trug einen Zweispitz mit Kokarde.

Der Wachtmeister stand stramm und salutierte. »Die gepreßten Männer, Sir!« meldete er.

Der Offizier antwortete nicht, blieb vor den angetretenen Männern stehen und musterte sie finster. Er nahm seinen Hut ab und schlug ihn nervös gegen seine Hüfte: ein kleiner Mann, doch mit dem Körper eines Preisboxers. Seine schwarzen, buschigen Augenbrauen und die tiefliegenden Augen gaben ihm etwas Bissiges und Gefährliches, und die prächtigen goldenen Tressen auf dem Dunkelblau und Weiß seiner Uniform verliehen ihm die Aura unumschränkter Autorität.

Kydd in seinem praktischen ländlichen Baumwollmanchester, der nun zerrissen war und vor Dreck starrte, kam sich vor wie ein dummer Bauerntrampel. Er versuchte, dem Offizier trotzig ins Gesicht zu sehen. Der Wind blies zwischen den Booten an Deck hindurch und ließ ihn immer wieder heftig erschauern.

»Ich bin Mr. Tyrell, der Erste Offizier dieses Schiffes«, begann der Leutnant. »Und ihr seid eine Rotte von Landratten, also nichts als Abschaum, ein verdammter Pöbel, der zu nichts nütze ist. Aber jetzt dient ihr in der Kriegsmarine von König George und steht unter meinem Kommando.« Er stapfte bis auf Armeslänge zu ihnen heran.

Kydd bemerkte, wie klug die dunklen Augen blickten, während sie die Reihe der Männer entlangwanderten.

»Vergeßt erst mal alles, was ihr über die Teerjacken und ihr lustiges Leben auf den Wellen gehört habt. Alles Humbug. Wir stehen im Krieg, in einem harten und blutigen Krieg, in dem es nur einen Gewinner geben kann. Das werden wir sein, und wir werden gewinnen durch unseren Mut und, bei Gott, durch unsere Disziplin!« Gemessen schritt er auf und ab. »Hört also gut zu! Ihr versteht besser gleich, daß an Bord nur ein Gesetz gilt: die Kriegsartikel. Je schneller ihr das begreift, um so besser für euch.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Zeigen Sie ihnen die Katze, Quentin.«

Der Wachtmeister sah zum Bootsmannsmaat hinüber und nickte, worauf der Mann vortrat und aus einer roten Flanelltasche vorsichtig den dicken, reich verzierten Griff einer Peitsche aus Tauwerk hervorzog, die in neun sorgfältig geknoteten Strängen aus dünnerem Garn auslief. Er schüttelte die langen Schwänze der Katze, so daß sie locker herabfielen.

»Jeder einzelne von euch untersteht den Kriegsartikeln, und die besagen, daß auf Gehorsamsverweigerung der Tod steht ...«, Tyrell hielt seine Zuhörer in tödlichem Bann, »... oder eine Strafe gemäß den Bräuchen und Gesetzen, die in solchen Fällen auf See gelten«, fauchte er. »Was bedeutet, daß ich Mr. Quentin jederzeit bitten kann, euch mit der Katze den Rücken zu kratzen. Hab' ich recht, Mr. Quentin?«

»Aye, aye, Sir, Mr. Tyrell.«

Alle schwiegen erschrocken. Tyrell ging zum Tisch zurück, drehte sich um und musterte sie mit kaltem Blick. Er ließ die Stille wirken, besser als seine Worte es vermocht hätten. Kein Laut von den Männern brach das tödliche Schweigen, doch die klagenden Schreie zweier Möwen drangen deutlich über das Wasser.

Tyrell gab dem Schreiber seinen Hut und trat hinter das Pult. Der Schreiber schlug ein großes Buch auf und legte Federkiel und Tintenfaß bereit.

»Ihr werdet jetzt meine Fragen beantworten. Danach werde ich entscheiden, wo und wie ihr am besten eingesetzt werdet. Ich werde euch einstufen und später dem Offizier eurer Division eure Rollenkarte mit Wache und Stationen geben.«

Er wandte sich an den Schreiber. »Freiwillige?«

»Keine, Sir.« Der Mann verzog keine Miene.

Tyrell zog die Augenbrauen hoch. »Anfangen!«

Der Schreiber blickte in sein Buch. »Abraham Fletcher!« rief er.

Ein magerer, verschüchtert wirkender Mann trat schlurfend vor.

Tyrell verdrehte die Augen und fragte sarkastisch: »Beruf, Mr. Fletcher?«

»Zuschneider«, murmelte der Mann.

»Sir!« schrie der Wachtmeister wütend.

»Sir!« fügte Fletcher hastig hinzu und salutierte, die Fingerknöchel an die Stirn knackend.

»Dich teilen wir dem Segelmacher zu«, sagte Tyrell. »Sorgt dafür, daß Mr. Clough ihn sich anschaut. Dienstgrad: Hilfsmatrose, Mr. Warrens Division. Der nächste!«

Lange dauerte es nicht, bis er mit allen durch war; Tyrell hatte es offensichtlich eilig. »Bringt sie zum Arzt. Falls er einen zurückweist, hat er's mir persönlich zu begründen.« Der Schreiber schlug das Buch zu. »Dann antreten zur Musterung am Hauptgangspill, Unterdeck. Wahrschaut den Bootsmann!«

Irgendwo achtern schrillte ein einzelner langer Pfiff durch den Lärm. Alle standen still.

Neben Kydd brummte ein Seemann: »Da is' was los, Jungs.«

Minuten später gellten außer Sicht, auf dem Deck unter ihnen, mehrere Bootsmannspfeifen gleichzeitig los: tief, hoch, dann wieder tief, ein langer Pfiff von barbarischer Frequenz, ein zerbrechlich dünner Ton auf dem stürmischen Wind.

»Aha, der Kommandant kommt an Bord«, sagte der Seemann.

Tyrell verschwand eilends über den Niedergang nach oben.

»Er muß hier langkommen, Männer«, fuhr der Seemann fort.

Von unten tauchte der Kapitän in Begleitung eines kleinen Gefolges auf. Er trug seine Paradeuniform samt Schwert und Orden, weiße Handschuhe und einen Zweispitz mit goldenen Tressen. Er war dünn und ging gebückt, langsam und linkisch. Bevor er den Niedergang zum Deck hinaufstieg, verhielt er und sah sich um – mißtrauisch, wie Kydd fand.

Sein Blick fiel kurz auf Kydd, der erstarrte, und glitt weiter. Der Kapitän ging weiter und verschwand.

Niemand sagte ein Wort.

Der Bootsmannsmaat trieb die gepreßten Männer hinab in das dämmerige Orlopdeck, wo der Schiffsarzt einen flüchtigen Blick auf sie warf, und dann wieder hinauf in das untere Kanonendeck. In dem geschäftigen Durcheinander eines Schiffes, das seeklar machte, versuchten die Männer, nicht im Wege zu sein.

Kydd stand wenige Yards vom Gangspill entfernt. Er nutzte die Gelegenheit, sich mit seiner Umgebung vertraut zu machen. Das schwache Licht der Wintersonne drang durch den Hauptniedergang bis in alle Decks, sogar bis durch das Orlopdeck hinab in die Last, und tauchte die Seeleute, die letzte Vorräte verstauten, in einen unheimlichen hellen Schein. Beiderseits von ihm standen die großen Kanonen, eine hinter der anderen, bis tief ins Deck hinein, daneben hing das Gerät für die Stücke griffbereit an der Decke. Die täglich benötigten Utensilien waren ordentlich neben jeder Kanone in senkrechten Haltern verstaut.

Das Hauptkardeelgangspill stand in der Mitte des Decks, eine mächtige Säule aus poliertem, schimmerndem Holz, die bis zur niedrigen Decke aufragte und in ihr verschwand. Fast konnte Kydd die Stärke des Schiffes fühlen in den mächtigen, langen Balken, den dicken, winkligen Kniehölzern, den armdicken Brooktauen der Kanonen. Die Stückpforten standen noch offen, durch sie sah er das schwache Funkeln der See ein paar Fuß unterhalb des Decks. Er trat an eine der Pforten und schaute hinaus.

Einige Meilen weiter, jenseits des Meeres, konnte er das matte Grünbraun der zerfurchten Klippen von Sheppey ausmachen. Auf halber Länge der wellenförmigen Küstenlinie ragte der quadratische Turm einer romanischen Kirche gegen den Himmel, umgeben von grauen, regennassen Häuschen, die sich eng um ihn scharten. Die Frage schoß Kydd durch den Kopf, wer wohl in solch einem gottverlassenen Ort lebte, und ihm wurde schmerzlich bewußt, daß er genausogut auf dem Mond sein könnte, so weit war er davon entfernt, seinen Fuß in dieses Dorf zu setzen.

Er trat von der Stückpforte zurück, sein Herz schlug unwillkürlich schneller. Ganz gleich, was er auch sonst empfand, hatte ihn die jahrhundertealte Erregung erfaßt, auf einem Schiff zu sein, das bereit war, die Meere zu befahren – um zu fernen Ländern zu segeln, dabei Ungeheuern und Meerjungfrauen zu begegnen, vielleicht sogar, um Abenteuer zu erleben, wie Mr. Swift sie geschildert hatte.

Das Licht von oben erlosch völlig, als die Niedergangsluks nacheinander verschalkt wurden; es blieb nur so viel, wie von See her durch die Stückpforten einfiel.

Bald darauf hörte Kydd von vorne unregelmäßige, dumpfe Schläge: Ein Trupp von Männern war dabei, die Stückpforten zu schließen und zu versiegeln. Das kalte Sonnenlicht und die kühle Brise drangen nicht mehr ins Schiff, eine bedrückende Finsternis legte sich über alles. Natürliches Licht und frische Luft gab es nicht mehr, nur eine stickige Enge, die etwas Furchterregendes an sich hatte.

Dann wurden die Schiffslaternen angezündet. Ihr matter, gelbgoldener Schein spiegelte sich in den Augen, auf den Gürtelschnallen und dem anderen Zeug der Matrosen und beschien einen nervösen jungen Offizier, der den Niedergang herunterlief.

Nachdem Kydds Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er, daß das Kanonendeck, zuvor ein durchgehendes, geräumiges, leeres Deck, nun von Männern wimmelte. Was genau vor sich ging, verstand er nicht, aber gewiß spielte das große Gangspill dabei eine wichtige Rolle. Rund um das Spill wurden die Deckspfosten abgeschlagen, über zehn Fuß lange Spillspaken wurden eingesetzt und belegt, so daß das Spill aussah wie ein riesiger Seestern. Eine straffe Leine verband die Enden der Spaken, um den Andruck gleichmäßig zu verteilen.

»Stopper, wo bleiben die verdammten Stopper?« brüllte ein Unteroffizier.

Ein Schiffsjunge hastete mit einem Bündel von Tauenden herbei, von denen jedes einige Yards maß.

»Belegt den Anholer!«

Ein armdickes Tau wurde um die Trommel des Gangspills gelegt und die Enden nach vorne geschleppt, um zu einer endlosen Schleife verbunden zu werden. Dann standen alle still.

»An das Spill!«

Kydd wurde geschubst und gestoßen und fand sich inmitten eines bunten Haufens von Männern an einer der Spillspaken wieder. Einige trugen wie er noch Landkleidung unterschiedlichster Güte, die anderen das Scharlachrot der Seesoldaten.

»Ruhe im Deck!«

Die Männer standen bequem, reckten die Arme und dehnten die Schultern. Kydd schluckte schwer. Noch vor ein paar Tagen hatte er hinter seiner Ladentheke gestanden und mit der Gräfin von Onslow über Haarschleifen geplaudert; nun war er einem Preßkommando in die Hände gefallen und auf See geschickt worden, um England zu verteidigen. Er dachte kurz daran, daß die Gräfin außer sich sein würde, könnte sie ihn jetzt sehen, in diese ganz andere Welt verpflanzt, kam aber zu dem Schluß, daß er sich wahrscheinlich irrte: Sie stammte schließlich aus einer alten Marinefamilie.

»Hol steif! Dreh rund!« Der ferne Ruf wurde sofort aufgenommen.

Wie er es bei den anderen sah, drückte Kydd seine Brust gegen die Spake des Gangspills und umklammerte sie von unten mit den Händen. Für einen Augenblick tat sich nichts, doch dann begann sich das Spill im langsamen Schrittempo zu drehen. Im Halbdunkel neben dem Spill hob eine Fiedel an, gegenüber stimmte eine Flöte mit einem munteren Triller ein.

»Dreh rund und rund – immer munter, Männer!«

Es war schwerste Knochenarbeit. Die Männer mühten sich schwitzend im miefigen Halbdunkel ab; lautes Knirschen und das spitze Quietschen von Holz wechselte mit tiefem, ächzendem Knarren, als Zug auf die Trosse kam. Die Muskeln auf der Rückseite von Kydds Beinen schmerzten unter der ungewohnten Belastung.

»Das reicht. Verfahrt den Anholer!«

Eine kostbare Pause. Kydd krümmte sich keuchend gegen die Spake. Als er aufsah, fing er aus dem Dunkel jenseits des Spills den Blick eines Bootsmannsmaaten auf, der ihn beobachtete. Wie ein Leopard lief der Mann hin und her; das Tauende in seiner Hand peitschte gelegentlich seine Flanke.

»Dreh rund!«

Wieder die eintönige, mühsame Tretmühle. Die Luft war heiß und feucht; das rhythmische Klacken der Pallen und die immer neue und doch immer gleiche Umgebung, während das Gangspill sich drehte, lullten Kydd ein. Das Spill drehte sich langsamer.

»Dreh rund, und ein Pall! Legt euch ins Zeug, Männer! Dreh rund, und ein Pall!«

Auf einmal hing durchdringender Meeresgeruch in der stickigen Luft. Kydd bemerkte, daß die unten entlanggleitende Trosse über und über mit gräulich-hellblauem Schlamm bedeckt war. Ein paarmal klackte es noch zögernd, dann stand das Spill still.

»Ein Pall noch! Gebt alles, Männer!« Die junge Stimme des Offiziers kippte vor Anspannung.

Kydds Muskeln brannten wie Feuer, aber bis der Anker frei war, würde es keine Ruhe geben, also holte er wie die anderen alles aus sich heraus, was er konnte. Das Ergebnis war ein einziges, mürrisches Klacken. Die Augen traten ihm vor Anstrengung aus den Höhlen, der Schweiß rann ihm in Strömen herunter und sammelte sich in dunklen Flecken auf den Decksplanken zu seinen Füßen.

Nichts ging mehr. Ihre vereinten Anstrengungen hatten den Anker nicht lichten können. Die Männer hingen über den Spaken und schnappten keuchend nach Luft.

Ein Offizier stampfte den Niedergang herunter. Kydd glaubte, ihn zu erkennen. Der Mann neben ihm erstarrte.

Garrett baute sich mitten im Deck auf. »Warum zum Teufel geht es nicht weiter, Mr. Lockwood? Sorgen Sie dafür, daß Ihre Leute sofort wieder an die Arbeit gehen! Faule Schweine sind das!« Bösartige Verachtung lag in der hohen Stimme.

Lockwood kehrte Garrett den Rücken zu. Sein Blick flackerte unstet. »Also, Männer, einmal noch kräftig angehievt, und der Anker ist frei. Frische, trockene Stoppers, und dann kräftig rundgedreht!«

Kydd war zu Tode erschöpft, seine Muskeln bebten, ihm war schwindlig. Die Verbitterung über sein Schicksal war zu einer winzigen Kugel geschrumpft, die tief in ihm glühte.

»Na dann, Männer: Treibt rund, als gält's das Leben!« schrie Lockwood.

Wütend warfen sich die Männer gegen die Spaken. Die schwere Ankertrosse hob sich vom Deck und spannte sich straff bis zur Klüse, bewegte sich aber keinen Zoll.

»Ausscheiden mit Hieven!« brüllte Garret.

Die Männer brachen schwer atmend über den Spaken zusammen.

Garrett stand auf einmal hinter Lockwood, der sein bleiches Gesicht abwandte. »Wir haben hier eine Herde von Luvschietern, die nicht wissen, was Arbeit ist«, schrie er. »Sie werden jetzt feststellen, daß es nur einen Weg gibt, diese Lumpenhunde in die Pflicht zu nehmen.« Er trat vor und musterte die Männer verächtlich. Das Licht fiel nur auf eine Seite seines Gesichts und ließ ihn noch teuflischer erscheinen. Er reckte das Kinn vor. »Bootsmannsmaaten: Macht den Männern Beine!«

Ungläubiges Gemurmel allenthalben, als die Unteroffiziere ihre Tauenden hoben und näherrückten.

»Ruhe!« kreischte Garrett. »Wer sich meinen Befehlen widersetzt, bekommt morgen ein Dutzend auf dem Seitendeck, das schwör' ich!«

»Dreht rund!« rief Lockwood laut, aber ohne Überzeugung.

Die Männer warfen sich gegen die Spaken, ließen die sie umkreisenden Bootsmannsmaaten jedoch nicht aus den Augen. Das Gangspill rührte sich nicht. Ein lautes Klatschen – jemand stöhnte auf. Dann nichts mehr. Schlammiges Seewasser tropfte von der zum Zerreißen gespannten Trosse an Deck, doch sie bewegte sich nicht. Die Hiebe fielen gnadenlos.

Kydd hörte das »Wupp« einen Sekundenbruchteil, bevor er den Schlag empfing, der einen flammenden Strich über seine Schulter zog. Sein tiefsitzender Groll brach sich Bahn, doch ein winziger Rest von Vernunft bewahrte ihn vor einem wütenden Schrei oder noch Schlimmerem.

Es gab kein Entrinnen. Solange der Anker so fest im Schlamm steckte, würde das Martyrium andauern.

»Ausscheiden mit Hieven!« Das Donnergebrüll des Bootsmanns beendete das Stöhnen der Männer. Die beiden Leutnants unternahmen nichts.

»Freiwächter an die Spaken! Damit meine ich euch Bootsmannsmaate und auch dich, Fiedler!« Damit riß er sich seinen verblichenen, schlichten schwarzen Rock vom Leib und trat selbst ans Gangspill. »Mach Platz, Kamerad!« befahl er einem verblüfften Seesoldaten.

»Eins und zwei und drei und loooos!« brüllte er. »Hiiieeevt, Leute!«

Die Männer nahmen die Spaken an, als gehe es gegen einen mächtigen Feind. Kydd warf sich in einer verzweifelten Anstrengung gegen das Holz. Lichter tanzten vor seinen Augen, er spürte nur noch die harte, unnachgiebig Spake und hörte nichts als das Keuchen und Stöhnen neben sich in der schweißtreibenden Wärme des dunklen Decks.

Dann plötzlich klackte es einmal, dann noch einmal. Kydd spürte, daß es voranging.

»Treibt ihn 'rum, Männer. Anker ist frei.«

Fast hätte Kydd vor Erleichterung geweint. Er drückte weiter, verzweifelt bemüht, in Schwung zu bleiben. Das Spill klackerte jetzt so regelmäßig, daß es fast wie Musik klang.

Der Melder rief etwas den Niedergang herunter; Lockwood bestätigte, fuhr herum und befahl: »Ausscheiden mit Hieven! Stopper rein!«

Kydd hing über der Spake, schwindlig vor Erleichterung.

»Gut gemacht, Männer!« rief der Schmadding und holte sich seinen Rock. Von Garrett war nichts zu sehen.

Kydd starrte stumpf das Deck entlang, als er spürte, wie das Schiff in aller Ruhe nach einer Seite überholte, erst langsam, dann immer schneller. Sprachlos vor Staunen klammerte er sich an seine Spake.

Ein alter Matrose kicherte vor sich hin. »Keine Sorge, Jungchen, sie hat Marssegel gesetzt und fällt ab. Sie schöpft den Wind, das is' alles. Woll'n mal seh'n, wie die Kerle im Rigg anständig in Schweiß kommen.«

Das Schiff krängte, dann nicht mehr weiter, richtete sich wieder auf, aber nicht ganz, so daß es immer noch leicht, aber merklich überholte. Kaum zu glauben, doch dies war das einzige Anzeichen dafür, daß dieser gewaltige Holzkörper sich nun durch das Wasser bewegte. Schnell wurden Gangspill und Geräte gesichert, und Kydd trat zutiefst erleichtert weg.

Am oberen Ende des Niedergangs tauchte ein Bootsmannsmaat auf und pfiff: »Alle Mann klarmachen zum Backen und Banken!«

Da spürte Kydd erst, wie ausgehungert er war. Doch in dem allgemeinen Tohuwabohu kümmerte sich niemand um die gepreßten Männer, die sich, verstört, wie sie waren, nicht von der Stelle rührten und nicht wußten, was sie tun sollten.

Die anderen liefen die Niedergangsleitern hinunter und stießen sie rüde beiseite. Die Mannschaftsmesse wurde zum Abendessen klargemacht: Tische, die an der Bordwand befestigt waren, wurden herabgeholt und zwischen den Kanonen aufgestellt, Bänke und Seekisten wurden zu Sitzen, Laternen streuten ihr Licht über die Tische.

Kydd drückte. sich in der Dunkelheit in der Mitte des Decks herum und sah, wie Freunde einander begrüßten, andere mit Backskesseln und Geschirr vorbeihasteten. Bald darauf sog er den würzigen Geruch des Abendessens ein. Er stand alleine. Zu sehen, wie fröhlich und vertraut alles zuging, versetzte ihm einen Stich, erinnerte es ihn doch an die Kameradschaft und Geborgenheit in seiner Kneipe zu Hause, und er wollte sehnlichst zu den anderen dazugehören.

Sein Magen knurrte gewaltig, er hielt es nicht länger aus. Zögernd trat er an die nächste Back. Die Männer dort lauschten mit wohlwollender Aufmerksamkeit und gespannt dem Seemannsgarn, das ein kleiner, dunkelhaariger Seemann spann. Er hielt einen hölzernen Humpen in der Hand und begleitete seine Worte mit theatralischen Gesten.

Die Geschichte endete mit einer dramatischen Pointe. Alle lachten laut los und wandten sich wieder dem Essen zu. Kydd stand verlegen da und wußte nicht, was er sagen sollte. Die Unterhaltung verebbte. Die Männer sahen neugierig zu ihm auf.

»Ich – ich bin neu an Bord, von einem Preßtrupp geholt«, begann er.

Brüllendes Gelächter. »Hätten wir nie gedacht, Junge!« rief ein stämmiger, rotwangiger Matrose mit einem Blick auf Kydds Kniehosen.

»Ob ihr wohl vielleicht was zu essen für mich hättet?« fragte Kydd.

»In welcher Backschaft bist du denn?« fragte der stämmige Mann zurück.

»Ich bin grad erst aufs Schiff gekommen ...«, wollte Kydd erklären.

»Tja, Rotarsch, dann verholst du dich wohl besser nach achtern und bittest Mr. Tyrell, dir eine zu geben, was?« Ein Mann mit harten Gesichtszügen grinste breit und blickte beifallheischend in die Runde.

»Halt die Klappe und laß ihn in Frieden, Jeb. Komm, Kleiner, mach mal Platz.« Der untersetzte Mann gab einem Schiffsjungen am Ende der Back mit dem Daumen ein Zeichen. »Pflanz deinen Arsch hin, wir kümmern uns um dich.« Dann setzte er hinzu: »Dan Phelps, Backsgast.«

Kydd nannte seinen Namen, nahm Platz und sah sich verschüchtert um.

Der Mann mit dem scharf geschnittenen Gesicht beugte sich zu ihm. »So, ein Preßtrupp hat dich geholt, hmm? Schon mal auf See gewesen? Nee?« Er wartete die Antwort nicht ab, streckte Kydd seinen Becher entgegen und knurrte: »Das wird weh tun, du dämlicher Bambuse. Keine Ahnung von nix haste. Du wirst richtig bluten.«

Die Gespräche brachen ab. Rund um die Back blickten harte, vom Leben auf See gegerbte Matrosen Kydd an.

Phelps zog die Augenbrauen hoch. »Scher dich nich' um den. Wir haben 'nen Spruch hier: Backskamerad vorm Bordkamerad, Bordkamerad vorm Fremden, Fremder vorm Hund.« Er starrte finster in die Runde, und die Gespräche gingen weiter.

Kydd sagte immer noch nichts.

Phelps kicherte, drehte sich zu dem alten Mann an der Bordwand um und rief: »He, Buckelchen, leih unserm Gast mal 'n Teller und so. Woll'n doch nich', daß er an seinem ersten Tag schon kieloben geht!«

Kydd nickte dankbar, als ein Holzteller vor ihn gestellt wurde, mit grauem Haferbrei sowie einigen wenigen Fleischbrocken darauf. Ausgehungert, wie er war, nahm er einen großen Löffel von dem Haferbrei – und hätte sich fast übergeben. Der Brei war ranzig, die schwarzen Flecken darin ließen auf Schlimmes schließen. Das Fleisch bestand fast nur aus Sehnen und war eindeutig faul. Aber da war nichts zu machen: Kydd hatte einen Wolfshunger, also schlang er das Zeug hinunter, so schnell er konnte. Die sehnigen Klumpen ließ er liegen.

Das widerliche Essen gab ihm neue Kraft. Kydds Lebensgeister erwachten. Er legte den Löffel weg und sah auf, denn er merkte, daß er vor lauter Hunger seine Manieren als Gast am Tisch vergessen hatte. »Äh, was denkt ihr, wohin fahren wir?« fragte er. Irgendwie verblüffte es ihn, daß diese geschäftige Welt nicht stillstand, während sie bei Tisch saßen.

»Mach dir darum mal keinen Kopp, Junge, um solche Fragen brauchen wir uns nich' kümmern.« Phelps schniefte und beugte sich über das Grogfaß. Er winkte dem Alten mit seinem Becher. »Bring mal 'nen Humpen für meinen Freund hier, Buckelchen.«

Vorsichtig nahm Kydd einen ersten Schluck. Es war Dünnbier, schmeckte ein bißchen scharf, mit einem Hauch bitterer Kräuter, doch er leerte den Humpen fast in einem Zug.

»Ich dachte, Seeleute trinken nur Rum«, entfuhr es ihm dann.

Phelps grinste. »Tun wir auch, aber erst, wenn das Bier alle is'.« Er schürzte die Lippen. »Sag nich', du willst welchen!« sagte er in gespielter Unschuld.

Kydd sah sich um, doch die anderen hörten nicht hin, ihre Gespräche liefen weiter. »Ist das ein Angebot?« fragte er.

»Bleib sitzen«, erwiderte Phelps und erhob sich schwerfällig. Er verschwand in der Messe; als er zurückkehrte, hatte er seine Jacke, als wäre ihm kalt, fest um den Leib gewickelt. Er setzte sich wieder. »Deinen Pott her, Kamerad«, befahl er.

Kydd gehorchte. Unter der Back sah er eine dunkle Flasche funkeln, dann wanderte sein Humpen zurück.

Er wartete einen Augenblick und hob schließlich wie gleichgültig das Gefäß. Was er sah, überraschte ihn: In dem matten Zinnkrug stand eine fast trübe, tiefbraune, mahagonifarbene Flüssigkeit. Ihr verlockender, starker Geruch stieg träge zu ihm empor.

Um ihn summte das Stimmengewirr der Unterhaltung. Er nahm einen Schluck. Das war nicht der gewöhnliche Grog mit drei Teilen Wasser auf einen Teil Rum, sondern unverdünnter Branntwein, der feurig in seinen Bauch rann und ihm den Atem nahm. Grinsend sah er wieder auf. »Ein anständiger Tropfen, bei meiner Seele!«

Phelps zog die Augenbrauen hoch. »So'n starkes Zeug kriegste sonst nich', mein Junge, aber wenn du dich gut mit Dan Phelps stehst ...«, dabei tippte er sich an die Nase, »... dann gibt's vielleicht mehr davon.«

Wieder hob Kydd seinen Humpen. Diesmal war er auf das flüssige Feuer vorbereitet und genoß die Welle der Befriedigung, die ihn durchströmte. Sein Sturm der Sorgen legte sich, seine natürliche Fröhlichkeit gewann allmählich wieder die Oberhand. Voller Bedauern kippte er den letzten Schluck Rum hinunter.

Jäh gellte der schrille Ton der Bootsmannspfeife durch den Lärm im Deck.

»Zum Teufel, Steuerbordwache: Das sind wir! Erste Hundewache.« Phelps stand schwankend auf und verschwand in der Menge.

Rasch wurde das Geschirr abgebackt; Kydd war der einzige, der noch an der Back saß. »Heb deinen Hintern hier weg, Mann«, bekam er zu hören und fand sich erneut allein unter vielen wieder.

Alles drehte sich. Instinktiv wollte er Phelps folgen, der, wie er sich erinnerte, mit den anderen über den Hauptniedergang verschwunden war. Der führte in ein Kanonendeck, das sich von dem Deck darunter kaum unterschied, also stieg Kydd die nächste Niedergangsleiter hinauf, ein unangenehmes Ziehen in den Muskeln, und trat in die Dunkelheit. Die Nacht war schon hereingebrochen.

Über seinem Kopf, höher als die mächtigen Schatten der Boote auf ihren Schlitten, sah er die riesigen, bleichen Segel sich aufeinander türmen, jedes im selben Winkel zum Schiff, jedes fest gespannt und gut getrimmt. Er hörte die See, ganz nah und doch unsichtbar, ihr regelmäßiges Rauschen und Zischen, und während er so dastand, vernahm er zahllose Geräusche, die sich zu einem Hintergrundchor verbanden, einem steten und seltsam beruhigenden Wechselspiel von knarrenden, quietschenden und klatschenden Lauten sowie merkwürdigem Gemurmel aller Art.

Draußen in der sternenlosen Nacht blitzte in der Dunkelheit zu beiden Seiten des Schiffes nur gelegentlich die weiße Krone einer Welle auf. Eher spürte er, daß sie sich stetig durch das Wasser bewegten, als daß er es sah: ein hypnotisierendes, immer gleiches Gleiten, das gar nichts von schnellem Dahinschießen hatte, und er stand wie verzaubert.

Der Rum hielt ihn immer noch wohlig warm, als er an Deck herumspazierte und das Schiff bestaunte, dieses große Geheimnis mit all seinen unbekannten Formen, Geräuschen und drohenden Gefahren. Alles über ihm verschwand urplötzlich, als er unter ein Deck trat, nur die unmißverständliche Silhouette einer Glocke in ihrem Turm zeichnete sich kurz gegen die bleiche Großfock ab.

Noch wollte er aber nicht wieder ein Deck über sich haben. Er bemerkte eine kurze Leiter, die nach oben führte, stieg hinauf und stand unmittelbar unter den Segeln. Ein kalter Luftzug ließ ihn heftig erschaudern. Schnell sah er sich um. Vorne lag alles in tiefster Dunkelheit, achtern aber konnte er einige Männer beisammenstehen sehen, von tiefhängenden Laternen unheimlich beleuchtet.

Er ging über den Decksgang neben den Booten auf sie zu.

»Wohin willst du, Freundchen?« Ein Matrose packte ihn am Arm.

Es war so dunkel, daß Kydd nicht einmal das Gesicht erkennen konnte.

»Den Mann zu mir!« Garretts hohe Stimme kam aus der kleinen Gruppe, die sich um die Laternen scharte.

Verstecken wollte Kydd sich nicht, denn er hatte nichts Unrechtes getan.

»Im Laufschritt!« schrie Garrett.

Kydds Muskeln brannten, als er auf die Gruppe zustolperte. Die Männer standen um das Steuerrad, das Licht aus dem Kompaßhäuschen erleuchtete ihre Gesichter.

Garrett stolzierte zu Kydd und blickte ihn an. »Wenn ich sage, im Laufschritt, dann fliegst du! Stillgestanden, du gottverdammter Halunke! Wer zum Teufel denkst du, daß du bist! Glaubst wohl, du kannst einfach im Schutz der Nacht über mein Achterdeck spazieren, was?« Garrett beugte sich vor, fast auf Tuchfühlung mit Kydd, der erschrocken zurückwich. Ein schaler Geruch nach Branntwein hing über dem Leutnant.

Kydd stand stocksteif da, mit einem Mal schlagartig nüchtern. Aber er hatte keine Ahnung, welchen Vergehens er sich schuldig gemacht haben sollte.

»Du sagst nichts?« Garrett klang gefährlich. »Gar nichts? Du weißt, ich hab' dich erwischt, und du weißt, ich werd' dich bestrafen.« Garrett schwankte nach vorn und besah sich Kydds Landklamotten genauer. Er fuhr hoch. »Aha. Du mußt einer dieser Armleuchter sein, die der Preßtrupp heute an Bord gebracht hat.«

»Jawohl, Sir.«

»Dann mußt du lernen, daß gemeine Matrosen nicht nach Belieben auf dem Achterdeck herumspazieren. Das Achterdeck ist nur für Offiziere bestimmt – deine Vorgesetzten, die was Besseres sind als du.« Er wippte auf den Absätzen und legte den Kopf schief, als hoffte er auf eine himmlische Eingebung. »Ich hätte nicht übel Lust, dich in den Stock zu stecken, damit du deine Lektion nicht vergißt.« Sein Blick glitt zurück zu Kydd, ein böser Blick, doch dann lächelte er lammfromm. »Aber ich bin zu nachsichtig. Ich lasse es durchgehen, dieses eine Mal. Wenn es wieder passiert«, seine Stimme steigerte sich zu einem scharfen Crescendo, »dann, zum Teufel, wirst du den Tag bereuen, an dem du deinen Fuß auf dieses Schiff gesetzt hast, dafür werde ich sorgen!«

Irgendwo hoch über ihnen killte ein Segel. Der Rudergänger fiel ein, zwei Spakenstriche ab, und das Segel zog wieder.

»Unter Deck! Sofort!«

Wortlos wandte sich Kydd um und entkam unter Deck. Er hatte nicht darum gebeten, Teil dieser Welt zu werden. Er war ein Perückenmacher aus Guildfort, dorthin gehörte er, nicht unter all diese fremden Menschen. Er stürzte die Niedergänge hinunter. Freunde hatte er hier keine, niemand kannte ihn, und von seinem gewohnten Leben war er so gründlich abgeschnitten, wie es sich denken ließ. Niemanden an Bord scherte es, ob er lebte oder starb; sogar Phelps sah in ihm sicherlich nur eine Art armen Kerl, der auf Hilfe angewiesen war.

Am Ende der zweiten Hundewache wurden die Hängematten hinabgepfiffen, und Kydd erhielt die barsche Anweisung, sich woandershin zu verholen. Das Deck war gestopft voll, als alle Hängematten gespannt waren.

»Such dir die weichste Planke, die du finden kannst, da kannste pennen«, lautete der beste Rat, den er zu hören bekam.

Diese Männer würden um Mitternacht die Fahrwache ablösen; sie hatten wenig übrig für eine verlorene Seele, die durch die Löcher des Systems gefallen war.

Die Prüfungen und Herausforderungen des Tages hatten Kydd ausgelaugt. Ganz instinktiv suchte er tief unten im Schiff seine Ruhe und fand sich auf dem untersten Deck wieder, wo er einen schmalen, dunklen Gang entlangstolperte, vorbei an der stinkenden Ankertrosse, die in länglichen Törns dort aufgeschossen lag.

Kydd war todmüde. Er spürte einen Kloß in der Kehle, seine Augen brannten, so verzweifelt war er. Hoffnungslos verloren, taumelte er um eine Ecke, als eine Tür aufging und Licht aus einer Kammer in den Gang fiel. In der Tür stand der Bootsmann und sah ihn überrascht an.

»Na, hast dich verlaufen, was?« sagte er.

»Weiß nich', wo ich schlafen soll«, murmelte Kydd, der gegen Wellen von Müdigkeit ankämpfte. »Heut' erst an Bord gekommen«, fügte er hinzu. Er schwankte vor und zurück, doch das war ihm egal.

Der Bootsmann musterte ihn genau. »Stimmt, hab' dich am Kardeelspill geseh'n. Na, mach dir mal keine Sorgen, Jungchen, der Erste hat grad 'ne Menge zu tun, aber morgen früh wirste ihn sicher seh'n.« Er überlegte kurz. »Komm mit.« Aus einem Bündel von Schlüsseln an einem Taljereep wählte er einen aus und schloß damit eine Tür mittschiffs auf.

»Hier lagern wir die Segel. Hau dich bis morgen aufs Ohr, aber sag's keinem weiter.« Er machte auf dem Absatz kehrt und stapfte davon, den Niedergang hinauf.

Kydd tastete sich in den Raum vor. In der Luft hing der Gestank von Teer und Leinsamenöl, der Meeresgeruch des Segeltuchs. Seine Hände fühlten die großen Segeltuchballen, die ihm als Lager dienen sollten, und dankbar ließ er sich auf sie fallen.

Er lag auf dem Rücken und starrte hinauf in die Dunkelheit. Von draußen warfen zwei Laternen ihren Schein durch das Eisengitter oben in der Last. Plötzlich schrak er hoch. Er spürte, daß er nicht allein war, setzte sich auf und spitzte die Ohren.

Ohne jede Warnung warf sich ein Schatten geradewegs auf ihn. Er wollte schon schreien, als er ein leises »Miau« hörte. Eine große Katze ließ sich zufrieden auf seinem Schoß nieder. Kydd streichelte sie sanft, worauf sie verzückt schnurrte, sich genüßlich ausstreckte und dann zum Schlafen zusammenrollte. Kydd drückte die Katze eng an sich. Eine Träne fiel auf ihr Fell, dann noch eine.

Kapitel 2

Schrecklicher konnte eine Reise nicht sein: aus dem Schlaf, einem Refugium ähnlich dem Mutterleib, und einem lieblichen Traum von zu Hause – der muffige kleine Laden; seine Mutter, die ihm zusah, wie er pflichteifrig an einer Perücke nähte; die Sonne, die durch die dicken Fensterscheiben schien – zurück in diesen Alptraum, aus dem es kein Erwachen gab ...

Jemand rüttelte ihn kräftig. »Aufstehen! Komm hoch, du wirst an Deck verlangt!« Die unverwechselbare Stimme des Bootsmanns holte Kydd in die Wirklichkeit zurück. »Ab an Deck. Der Erste Offizier will alle gepreßten Männer mustern.« Das Licht der Laterne vertiefte die Furchen in seinem Gesicht und sandte einen milden Schein bis in die letzten Winkel der Segellast. »Du erfährst dann die Nummer deiner Backschaft. Außerdem deine Wache und deine Manöverstation.«

Kydd rappelte sich hoch. »Vielen Dank, Sir, ich ...«

»Los, ab mit dir! Frag dich zum Achterdeck durch, achtern vom Großmast.«

Im kalten Licht des Morgengrauens standen die gepreßten Männer, eine Reihe elender Gestalten, niedergeschlagen da und traten von einem Bein aufs andere.

Kydd erkannte den schlichten, wettergegerbten alten Filzrock eines Hausierers wieder, die gemusterten Strümpfe, die weiche Kappe und den Mantel eines Sänftenträgers, die ledernen Kniehosen und den Kittel eines Landarbeiters. An Bord wirkten sie fehl am Platze.

Der von See einfallende Wind blies hart und kalt. Kydds einfacher Wollmantel schützte ihn kaum, er erschauerte.

Wohin er auch blickte, sah er nur die See, winterlich öde, blaugrau und so grenzenlos, daß einer nur staunen konnte, dessen Erfahrung mit weiten Wassern sich auf die Themse bei Weybridge beschränkte. Eine leichte Brise kräuselte das Wasser, aber Kydds Blick ging immer wieder auf die stahlgraue Linie der Kimm. Unaufhörlich, unveränderlich glitt das Schiff durch die See. Tage und Nächte würden sie so dahinziehen, viel schneller, als ein Mann laufen konnte, und zahllose Meilen zurücklegen, ohne nur einmal innezuhalten. Jenseits des Horizonts lag die andere Welt. Jener Lebensraum, dessen Gefahren und Legenden Teil der Sagen seines Landes waren. Früher hatte Kydd diese Welt bestaunen oder mißachten können, nun aber rückte sie immer näher auf ihn zu, bedrohlich und verlockend zugleich.