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Die Königs Erläuterung zu Dirk Kurbjuweit: Zweier ohne ist eine verlässliche und bewährte Textanalyse für Schüler und weiterführende Informationsquelle für Lehrer und andere Interessierte: verständlich, übersichtlich und prägnant. Mithilfe der Kurzzusammenfassung, Angaben zu Leben und Werk des Autors, Zeitgeschichtlicher Hintergrund der Romanhandlung, Textanalyse, ausführlichen Inhaltsangabe, Aufbau, Personenkonstellationen und Charakteristiken, Stil und Sprache, Interpretationsansätze, Rezeptionsgeschichte und Materialien sind Schüler fundiert und umfassend vorbereitet. Plus Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen.
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Seitenzahl: 148
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN SPEZIAL
Textanalyse und Interpretation zu
Dirk Kurbjuweit
ZWEIER OHNE
Eine Novelle
Klaus Will
Alle erforderlichen Infos zur Analyse der Ganzschrift/Realschulabschluss Baden-Württemberg
Zitierte Ausgabe: Kurbjuweit, Dirk: Zweier ohne. Eine Novelle. Text und Kommentar (= Buchners Schulbibliothek der Moderne, Heft 34, kommentiert von Klaus Will). Bamberg: C. C. Buchners Verlag, 2010 Über den Autor dieser Erläuterung: Klaus Will, Studiendirektor, Seminarleiter und -lehrer für das Fach Deutsch, unterrichtet am Christian-Ernst-Gymnasium Erlangen Deutsch, Geschichte und Russisch; Schulbuchautor, Verfasser didaktischer Aufsätze, Tätigkeit als Schriftleiter und Herausgeber.
Hinweis: Ergänzende Aufgaben mit Lösungen (Gert Singer: „Produktiver Umgang mit Literatur, bezogen auf die erarbeitete Lektüre Zweier ohne“) zu dieser Königs Erläuterung können auf den Webseiten des Verlages unter www.bange-verlag.de sowie www.königserläuterungen.de heruntergeladen werden (kostenpflichtig). Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8044-4097-5
© 2013 by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Johann (Tino Mewes) und Ludwig (Jacob Matschenz) im Film Zweier ohne (2008) © Stardust/Cinetext
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Dirk Kurbjuweit: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Johann
Ludwig
Vera
Einige Nebenfiguren
Ludwigs Vater
Ludwigs Mutter
Johanns Vater
Johanns Mutter
Die Freundschaft zwischen Johann und Ludwig
Der Beginn der Freundschaft
Die Entwicklung der Freundschaft
Gefährdungen
Versuche, die Freundschaft zu vertiefen, und der Tod Ludwigs
Die Beziehung zwischen Vera und Johann
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Novelle
Symbole und Motive
Das Ruderboot (das Rudern)
Das Motorrad
Der Turm
Die Brücke
Die Zwillinge
Das Motiv des Todes
Die Erzählweise
Die sprachliche Gestaltung
3.7 Interpretationsansätze
Gründe für den möglicherweise selbst verschuldeten Unfall
Das Scheitern der beiden Freunde
Friedrich Schillers Ballade Die Bürgschaft und ihre Bedeutung für die Novelle
4. Rezeptionsgeschichte
Novelle
Verfilmung
5. Materialien
Schillers Ballade
Rezension zum Buch
Kurbjuweit antwortet auf Fragen von Schülern zu Zweier ohne
Rezension zur Verfilmung
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1
Aufgabe 2
Aufgabe 3
Literatur
Zitierte Ausgabe
Sekundärliteratur
Rezensionen
Verfilmung
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht:
Im zweiten Kapitel wird Dirk Kurbjuweits Leben und Werk kurz vorgestellt.
Er wurde 1962 geboren und arbeitet als Journalist und Schriftsteller.
Seine Novelle Zweier ohne wurde 2001 veröffentlicht und spielt in den 1990er Jahren. Diese Zeit war durch umwälzende Ereignisse wie die deutsche Wiedervereinigung und den Zerfall der Sowjetunion geprägt.
Kurbjuweit wurde für sein Wirken mehrfach ausgezeichnet.
Im dritten Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
Zweier ohne – Entstehung und Quellen:
Dirk Kurbjuweit verarbeitet in seinen literarischen Werken persönliche Erlebnisse, Zeitgeschehen und eigene Leseerfahrungen. Die Kulisse in Zweier ohne kann er aus seiner Erinnerung schöpfen: ein Freund von ihm wohnte unter einer Autobahnbrücke und er selbst ruderte als Jugendlicher, der Rest ist Kreativität und Imagination.
Inhalt:
Die von dem mitunter unzuverlässigen, naiven und gutgläubigen Erzähler geschilderten Ereignisse liegen einige Jahre zurück und spielen in den 1990er Jahren. Im Mittelpunkt steht die außergewöhnliche Freundschaft zwischen Johann und Ludwig, die im Alter von elf Jahren beginnt und mit Ludwigs Tod an dessen 18. Geburtstag endet. Am Tag zuvor haben die beiden erfolgreichen Sportler den Landesentscheid im Rudern – im Zweier ohne Steuermann – knapp verloren. Geschildert werden vor allem die Geschehnisse in den Monaten zuvor, in denen die Liebe Johanns zu Ludwigs Schwester immer intensiver wird. Trotz aller Beteuerungen werden die Brüche in der Freundschaft der beiden Jungen bemerkbar; das „Gelübde“, immer das Gleiche zu tun, zu wollen und zu denken, lässt sich nicht verwirklichen, auch wenn Johann das nicht wahrhaben will.
Chronologie und Schauplätze:
Zeit der Handlung: 1990er Jahre (vgl. die Hinweise zum Zerfall Jugoslawiens bzw. zum Ende der Sowjetunion, 3. Kap, S. 30)
Ort der Handlung: Der Erzähler wohnt in einem kleinen Städtchen an einem Stausee (Umzug nach der Grundschulzeit aus Berlin, vgl. 3. Kap., S. 31) im Großraum Berlin (vgl. den Landesentscheid gegen die Zwillinge aus Potsdam), Ludwig lebt mit seiner Familie etwas entfernt davon, fast genau unter einer Autobahnbrücke (mit dem Fahrrad braucht Johann ca. 15 Minuten zu ihm, vgl. 1. Kap., S. 5)
Personen:
Johann und Ludwig sind unterschiedliche Charaktere: Während der impulsive, selbstbewusste Ludwig oft die treibende Kraft ist, wirkt der Ich-Erzähler ruhiger, gutgläubig und etwas naiv; er folgt weitgehend unkritisch den Vorstellungen seines Freundes, der ihn Z. B. zu Mutproben nötigt. Obwohl die Freundschaft für beide sehr wichtig ist, sie viel gemeinsam unternehmen und Momente des Glücks erleben, werden Gefährdungen und Brüche deutlich, wird eine Entfremdung der beiden spürbar. Eine wichtige Rolle spielt dabei Vera, die sich in Johann verliebt und damit die Exklusivität der Beziehung zwischen den Jungen in Frage stellt. Sie ist es auch, die aus der zeitlichen Distanz die wahre Ursache des Unfalls zu erkennen scheint. Der Blick auf die Nebenfiguren zeigt, dass diese kaum Einfluss auf die Entwicklung haben (die Eltern können Z. B. ihren Kindern keine klare Orientierung geben) bzw. ausgeschlossen werden (Josefine, Marco).
Stil und Sprache:
Das Prosawerk Kurbjuweits weist alle wesentlichen Merkmale einer Novelle auf: mittlere Länge, klarer Aufbau mit einem Wendepunkt, „unerhörte“ Begebenheiten erregen das Interesse, ein zentraler Konflikt – die Entwicklung und Gefährdung der Freundschaft – steht im Mittelpunkt, Symbole und Motive bilden ein dichtes bedeutungstragendes Geflecht, das Möglichkeiten, aber auch Grenzen bzw. Gefahren der Freundschaft widerspiegelt. Besonders hervorzuheben sind Ruderboot, Motorrad, Turm, Brücke sowie das Zwillings- und Todesmotiv.
Die Geschehnisse werden ganz subjektiv – viele Jahre nach dem Unfall Ludwigs – geschildert aus der Sicht des Ich-Erzählers Johann, der sich nicht immer sicher ist, ob er sich richtig erinnert. Es wird nicht immer chronologisch erzählt, sondern es kommt zu Einschüben und Hinweisen auf Kommendes. Mitunter kommentiert der Erzähler seine Ausführungen. Die Sprache ist einfach und nähert sich bisweilen dem Mündlichen bzw. Umgangssprachlichen.
Interpretationsansätze:
Die Deutungen beziehen sich zum einen auf die Umstände des Unfalls, deren Erhellung zum tieferen Verständnis Ludwigs beitragen kann. Er hat möglicherweise aus Enttäuschung, vielleicht sogar aus enttäuschter Liebe seinen und Johanns Tod geplant. Darüber hinaus muss man feststellen, dass sich Johanns Identität nur unzureichend entwickelt hat. Seine starke emotionale Abhängigkeit von Ludwig währt weit über den Tod hinaus; er kann sich nicht emanzipieren, was sowohl im beruflichen wie im privaten Bereich Folgen hat (seinen ursprünglichen Vorstellungen nicht entsprechender Beruf, mangelnde Bindungsfähigkeit).
Dirk Kurbjuweit *1962 © ullstein bild – B. Friedrich
JAHR
ORT
EREIGNIS
ALTER
03. 11. 1962
Wiesbaden
Geburt; Sohn eines kaufmännischen Angestellten und einer Hausfrau; wächst mit zwei Schwestern in Essen und Berlin auf
1982
Essen
Abitur
19
1983
Köln
Studium der Volkswirtschaftslehre; Besuch der Journalistenschule
20
1988
Sambia/Afrika
dreimonatiges Auslandsstipendium (von der Heinz-Kühn-Stiftung)
25
1989
Köln
Abschluss des Studiums als Diplomvolkswirt; Praktika bei verschiedenen Zeitschriften (u. a. bei der Zeitschrift „Motorrad“)
26
1990–1999
Hamburg
Redakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“
28–37
1999
Hamburg
Redakteur beim Magazin „Der Spiegel“
37
2002–2007
Berlin
stellvertretender Leiter des „Spiegel“-Hauptstadtbüros
40–45
2008–2012
Berlin
Leiter des „Spiegel“-Hauptstadtbüros
45–50
seit 2012
politischer Korrespondent beim „Spiegel“
50
Kurbjuweit ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Er ist nicht nur mit seinen journalistischen Arbeiten, sondern auch mit Sachbüchern, Romanen, Novellen und Drehbüchern hervorgetreten.
ZUSAMMENFASSUNG
Zweier ohne spielt in den 1990er Jahren. Das Jahrzehnt ist geprägt durch weltumfassende Ereignisse wie die deutsche Wiedervereinigung, den Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens sowie die Stärkung der Europäischen Union und die neuen Kommunikationsmöglichkeiten.
Die 1990er Jahre
Am 03. 10. 1990 wird der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik rechtskräftig, seitdem wird der 3. Oktober als „Tag der deutschen Einheit“ gefeiert.
Am 17. 01. 1991 bricht der Zweite Golfkrieg aus (erster Golfkrieg zwischen Iran und Irak von 1980 bis 1988). Alliierte Streitkräfte unter Führung der USA bringen dem Irak eine schwere Niederlage bei. Das zuvor vom Irak besetzte Kuwait wird wieder geräumt, Saddam Hussein kann aber seine diktatorische Herrschaft im Irak wieder festigen.
1991 zerfällt die Sowjetunion, die „Gemeinschaft unabhängiger Staaten“ (GUS) entsteht. Das Zeitalter des Kalten Krieges, d. h. die Konfrontation zwischen dem Westen (NATO) und dem sog. Ostblock (Warschauer Pakt) ist beendet. Russland sucht seine neue Rolle in der Weltpolitik.
1991/92 bricht die ehemalige Sozialistische Republik Jugoslawien auseinander, es beginnt ein Nationalitätenkrieg, der über Jahre den Balkan erschüttert. Insbesondere der Konflikt zwischen bosnischen Muslimen, griechisch-orthodoxen Serben und römisch-katholischen Kroaten wird mit großer Grausamkeit ausgetragen. Er kostet mindestens 250 000 Menschen das Leben und zwingt Millionen zur Flucht. Erst 1995 wird ein Friedensvertrag geschlossen.
1992 wird von den zwölf Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft der Vertrag von Maastricht unterzeichnet („Vertrag über die Europäische Union“), der u. a. eine Wirtschafts- und Währungsunion sowie eine gemeinsame Außen- und Innenpolitik vorsieht. Der Vertrag gilt als eine ganz entscheidende Etappe innerhalb des Weges der europäischen Einigung.
1994 wird das Ende des Apartheid-Regimes in Südafrika besiegelt, die Rassentrennung aufgehoben und Nelson Mandela erster schwarzer Präsident des Landes.
1998 löst Gerhard Schröder (SPD) den CDU-Politiker Helmut Kohl nach sechzehnjähriger Amtszeit als Kanzler ab.
1999 wird der Euro als Recheneinheit eingeführt (Umtausch nationaler Scheine und Münzen in Euro ab 2002).
In den 1990er Jahren entwickelt sich die Computertechnologie rasant weiter, Internet und World Wide Web befinden sich auf einem beispiellosen Siegeszug und revolutionieren Informationsverarbeitung und Kommunikation.
Werkübersicht
1995
Die Einsamkeit der Krokodile (Roman; verfilmt 2001, Buch und Regie Jobst Oetzmann)
1998
Schussangst (Roman; verfilmt 2002, Buch und Regie Dito Tsintsadze)
2001
Zweier ohne (Novelle; verfilmt 2008, Buch und Regie Jobst Oetzmann)
2003
Unser effizientes Leben. Die Diktatur der Ökonomie und ihre Folgen (Sachbuch)
2004
Nachbeben (Roman)
2005
Operation Rot-Grün – Geschichte eines politischen Abenteuers (Sachbuch; mit Cordt Schnibben und Matthias Geyer)
2008
Nicht die ganze Wahrheit (Roman)
2009
Angela Merkel. Die Kanzlerin für alle? (Sachbuch)
2011
Kriegsbraut (Roman)
2013
Angst (Roman)
Preise und Auszeichnungen
1998 und 2002
Egon-Erwin-Kisch-Preis für seine Reportagen
2003
„Goldene Muschel“ des Internationalen Filmfestivals von San Sebastián für die Verfilmung von Schussangst
2003
„Goldener Prometheus“ beim Filmfest in Tiflis für die Verfilmung von Schussangst; 2008 Emma-Journalistinnenpreis, Männerpreis
2009
Medienpreis Politik des Deutschen Bundestages
2011
Roman-Herzog-Medienpreis
2012
Deutscher Reporterpreis in der Kategorie ‚Bester Essay‘ (für die Reportage „Die halbe Kanzlerin“)
Erläuterungen zu einzelnen Werken
In seinem Debütroman Die Einsamkeit der Krokodile (1995) erzählt Dirk Kurbjuweit die Geschichte Günthers, eines Außenseiters, der gedemütigt und gehänselt wird und der schließlich sogar vorübergehend in einer „Anstalt“ landet. Ihm ist es, noch stärker als den beiden Jungen in Zweier ohne, nicht möglich, seine Identität zu finden, sein eigenes Leben zu gestalten; schließlich wird der Verdacht fast zur Gewissheit, dass ihn seine eigenen Eltern, die ihn immer einengten und bevormundeten, umgebracht haben. Der Ich-Erzähler, der von Günthers Schicksal berichtet, hat ähnliche Probleme, doch meistert er die Schwierigkeiten besser, vielleicht auch, weil der frühe Tod seiner Eltern ihm mehr Entfaltungsmöglichkeiten geboten hat. Wie die Novelle Zweier ohne thematisiert das Buch das Thema „Adoleszenz“, wobei der Erzähler z. T. von bizarren Fantasien heimgesucht wird und grotesk-schaurige Szenarien beschrieben werden (vergleichbar mit der makabren Geschichte um die Leiche des Selbstmörders in der Novelle).
Schussangst ist der zweite Roman Kurbjuweits und erschien im Jahre 1998. Darin wird von dem Zivildienstleistenden Lukas Eiserbeck erzählt. Er will einen hochrangigen Politiker erschießen, der für Verbrechen und Völkermord im Bosnienkrieg (1992–1995) mit verantwortlich gemacht wird (den Mediziner und Präsidenten der Serbischen Republik Radovan Karad\\v zi\\c). Er beabsichtigt dies auch, um seine frühere Freundin Isabella, die aus einer indisch-moslemischen Familie stammt, zurückzugewinnen. Auffällig ist, dass der Protagonist ein erfolgreicher Ruderer ist, allerdings nicht im „Zweier ohne Steuermann“, sondern im Deutschlandachter der Junioren fährt. Er hat zwar seine Karriere im Team beendet, trainiert aber weiterhin intensiv und ausdauernd. Lukas ist im Grunde ein versehrter, beschädigter Mensch. Äußeres Zeichen dafür ist eine große Kopfnarbe, die er seit einem Unfall in der Kindheit hat, als er gleichsam skalpiert worden ist – ein zentrales, den Roman leitmotivisch durchziehendes Symbol.
Auch in diesem Werk wird (vgl. die Erwähnung von Schillers Ballade Die Bürgschaft in der Novelle Zweier ohne) auf einen literarischen Text verwiesen und sogar mehrmals daraus zitiert; es handelt sich dabei um Albert Camus’ Drama Die Gerechten (1949), in dem es um die Frage der Legitimität von politischen Anschlägen bzw. von Gewalt allgemein geht. Der orientierungslose Lukas, ein Einzelgänger und Eigenbrötler, verstrickt sich in eine Vielzahl von fragwürdigen und schließlich auch verbrecherischen Taten, die er trotz seiner zumindest zeitweisen moralischen Skrupel begeht. Zwar erschießt er nicht den Serbenführer (auch aufgrund seiner „Schussangst“), dafür aber eine pazifistische Pastorin, sodass er zum Mörder wird.
2004 wurde der Roman Nachbeben veröffentlicht. Darin wird die Geschichte des Seismologen und Professors Luis (Jahrgang 1919) erzählt. Er lebt auf dem Kleinen Feldberg im Taunus und muss sich von seinem Traum verabschieden, Erdbeben vorhersagbar zu machen; diese Erdbeben können sinnbildlich für die Erschütterungen verstanden werden, die die Menschen in ihrem Leben auszuhalten haben, für die Abgründe, die sich immer wieder auftun. Auf dem Berg wohnt auch das Hausmeisterehepaar, Charlotte und Konrad. Charlotte hat eine kurze außereheliche Affäre mit Luis und bekommt von ihm ein Kind, einen Jungen namens Lorenz, der nie erfährt, wer sein eigentlicher Vater ist. Ob Konrad davon weiß, bleibt offen (genauso wie in der Novelle Zweier ohne ungewiss ist, ob Ludwig von der Liebe seiner Schwester Vera zu Johann Kenntnis hat). Parallel zur Geschichte Luis‘ wird die Entwicklung des Sohnes zu einem erfolgreichen Banker und dessen Absturz geschildert. Während einer Geschäftsreise nach Albanien leistet er sich einen Seitensprung und überfährt bei einem Verkehrsunfall einen kleinen Jungen, der stirbt. Obwohl Lorenz an dem Unglück schuldlos ist, belasten die Erlebnisse in dem rückständigen Land ihn auf vielfältige Weise. Seine Ehe mit Selma droht zu scheitern.
Im Roman werden viele zeitgeschichtliche Hintergründe gespiegelt, insbesondere das Ringen um die Währung und die Einführung des Euros als Bargeld im Jahre 2002. Auch Autobiografisches fließt ein: So ist Konrad ein Waffennarr wie Kurbjuweits Vater, der seinem Sohn durchaus Furcht einflößte. Im Roman erschießt der vom Leben enttäuschte, eigenbrötlerische Hausmeister am Schluss seine Frau und sich selbst. Doch endet die Geschichte insofern hoffnungsvoll, als Lorenz und Selma nach einer schwerwiegenden Krise doch wieder zusammenfinden und mit ihrem Sohn Horand zu Luis auf den Feldberg ziehen wollen. „Das wird in den nächsten Tagen passieren. Es sieht gut aus, die Prognosen sind günstig“, lauten die letzten Sätze des Romans.
In dem Roman Nicht die ganze Wahrheit (2008) wird beschrieben, wie der Privatdetektiv Arthur Koenen dem Vorsitzenden einer großen Partei eine Liebesaffäre mit einer jungen rebellischen Bundestagsabgeordneten der eigenen Fraktion nachweist. Insbesondere E-Mails, zu denen sich Koenen unerlaubt Zugang verschafft, spiegeln Leidenschaft und Ausweglosigkeit der Beziehung wider. In diesem Roman kann Kurbjuweit als Hauptstadtredakteur all seine Erfahrungen und Kenntnisse über den Politikbetrieb voller Intrigen und Machtspiele, in denen Ideale keinen Platz zu haben scheinen, einfließen lassen. Anspielungen auf Personen und aktuelle Entwicklungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts werden deutlich (z. B. Kürzung von Sozialleistungen, Afghanistan-Krieg). Wie in der Novelle Zweier ohne wird aus der Ich-Perspektive geschrieben, wobei der Protagonist, der Detektiv, eine außergewöhnliche Persönlichkeit ist – er ist auf Ehebruch und Taschendiebstahl im Berliner Zoo spezialisiert, hat aber auch, wie es schon auf der ersten Seite heißt, „eine Studie über das Küssen“ verfasst (und verliebt sich schließlich selbst in die attraktive Parlamentarierin, die das freilich gar nicht mitbekommt). Der Roman ist kunstvoll komponiert und weist Symbole und Motive auf, Z. B. den Personenaufzug, den die beiden Verliebten für einen kurzen Austausch von Zärtlichkeiten nutzen, der aber darüber hinaus das Auf und Ab sowohl der Liebesbeziehung als auch der politischen Karriere versinnbildlicht.
Der Roman Kriegsbraut erschien 2011. Darin wird die Geschichte einer jungen Frau aus der ehemaligen DDR namens Esther Dieffenbach erzählt, die aus enttäuschter Liebe Soldatin wird und sich zum Einsatz nach Afghanistan meldet. Dort erlebt sie die Gräuel des Krieges, wird in ein Gefecht verwickelt und fühlt sich mitschuldig am Tod einer Frau und zweier Kinder. Sie kommt aber auch einem Einheimischen, einem Schuldirektor, näher, beginnt eine Beziehung gegen alle Regeln, muss am Ende jedoch erkennen, dass sie ihre Liebe nicht leben kann. Kurbjuweit verknüpft in diesem Roman wiederum aktuelle politische Geschehnisse und Ereignisse wie den umstrittenen Auslandseinsatz der Bundeswehr mit einer Gesellschaftskritik, die zum Beispiel dadurch zum Ausdruck kommt, dass die traumatisierende Realität in Afghanistan scharf kontrastiert wird mit dem veräußerlichten Gesellschaftsleben in Berlin. Wie in seinen anderen Prosawerken werden existenzielle Themen wie Angst, Orientierungslosigkeit, Tod und Liebe angesprochen. Interessant, dass der Vater der Protagonistin Jäger und im Umgang mit Schusswaffen geübt ist (vgl. ähnliche Figuren in den Romanen Nachbeben und Angst