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Götz W. Werner

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Beschreibung

Angst vor zunehmender Armut und Erwerbslosigkeit prägen unsere Gesellschaft. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Der heutige Sozialstaat weiß darauf keine Antwort. Es fehlt an Ideen, die Wende zur Kulturgesellschaft zu gestalten. Das bedingungslose Grundeinkommen ist ein bahnbrechendes Konzept, um dem grundlegenden Wandel von Leben und Arbeit zu begegnen und die Menschen von Existenzangst zu befreien. Einfach, gerecht und finanzierbar! Es schafft Sicherheit und Freiraum für Kreativität und Eigeninitiative, gibt der Arbeit ihren Sinn und den Menschen ihre Würde zurück. Götz Werner und Adrienne Goehler zeigen, wie das Bedingungslose Grundeinkommen in die Praxis umgesetzt werden kann und wie es den Traum der Französischen Revolution von einer solidarischen Gesellschaft einlöst. Die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen ist auch ein zentrales Thema von Jan Peters Film Nichts ist besser als gar nichts. Susanne Wiest vertritt darin die Idee des Grundeinkommens als sympathische Protagonistin. Der Film zeigt eine Arbeitsgesellschaft im Wandel, in der ein wachsender Teil der Bevölkerung Zuflucht zu "selbständigen Tätigkeiten" nehmen muss. Wir begegnen Menschen, denen es mit Ideenreichtum, Geduld, Witz und viel Mühe gelingt, sich trotz verschärfter Bedingungen irgendwie durchzuschlagen. Weitere Informationen finden Sie unter www.nichts-ist-besser-als-gar-nichts.de.

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Götz Werner/Adrienne Goehler

1000 € FÜR JEDEN

Freiheit. Gleichheit. Grundeinkommen.

Econ

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie

etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder

Übertragung können zivil- oder strafrechtlich

verfolgt werden.

Econ ist ein Verlag

der Ullstein Buchverlage GmbH

ISBN 978-3-430-92005-6

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2010

Alle Rechte vorbehalten

Satz und eBook: LVD GmbH, Berlin

Inhalt

1. Kapitel

Was wäre, wenn …

Kein Versprechen – eine Idee

Im Zwischenraum von »Nicht mehr und noch nicht«

Wir trauen uns

2. Kapitel

Grundlagen und Historie des Grundeinkommens

Eine uralte Idee

Klassische Grundeinkommensdebatten

Parteien und Grundeinkommen – mehr Gegner als Freundinnen

Außerparlamentarisch – das Netzwerk Grundeinkommen

Die vier Kriterien für ein bedingungsloses Grundeinkommen

Notorische Einwände gegen das Grundeinkommen

Warum ein Traum wahr werden kann

3. Kapitel

Wie ein Lotto-Gewinn für alle

Was würden Sie tun?

Das gespaltene Menschenbild

Menschen mit Grundeinkommen – Utopie? Nein, Realität!

Das Glück der finanziellen Unabhängigkeit

Was Menschen tun, die finanziell abgesichert sind

Die Erben-Generation

Die Mehrheit hat heute schon ein Grundauskommen durch Grundeinkommen

4. Kapitel

Bedenken und Einwände – geprüft und verworfen

Die Bibel hat doch recht: Auch wer nicht arbeitet, darf essen!

Wer macht den Dreck weg?

Das Grundeinkommen erhöht die Freiheit, »Nein« zu sagen

Vertrauen – Fundament einer freien Gesellschaft

5. Kapitel

Industrielle Arbeit – Humanisierungsversuche

Furchtbar effizient: Fließbandarbeit

Erste Ansätze der Humanisierung von oben

Arbeit – ein Erfolgserlebnis weit über die Bezahlung hinaus

Freiraum, um schöpferisch tätig zu werden

Wirtschaftsdemokratie – vertrauensbasierte Firmenkultur

Grundeinkommen als Wegweiser in die postindustrielle Zukunft

6. Kapitel

Das Ende der Arbeit ist der Anfang neuer Arbeit

Arbeit ist Pflicht – Grundeinkommen ist Würde

Mythos Vollbeschäftigung

Das Dilemma der Ein-Euro-Jobs

Was Arbeit abschafft

Die Illusion der Vollbeschäftigung macht krank

Überfluss erzeugt Mangel

Vier Gründe zu arbeiten: Geld, Ruhm, Sinn und Spaß

»Wovon lebst du eigentlich?«

Die Vielfalt neuer Arbeitsformen

Selbständig – mit allen Konsequenzen

7. Kapitel

Grundeinkommen – ein Mittel gegen die Existenzangst

Unter Druck – von dem Gefühl, wertlos zu sein

Das moderne Arbeits-Los: Jobnomaden

Kurzarbeit & Co.

Angst vor Armut

Wertschätzung statt Depression

8. Kapitel

Kreative Arbeit – die Arbeit der Zukunft

Neue Wege – Kultur an der Ruhr

Innovation statt Subvention

Laboratorium für eine postindustrielle Kulturgesellschaft

Eine politische Investition in die Zukunft

Ermächtigung zur Selbstermächtigung

9. Kapitel

Bildung – unsere Zukunft!

Der Pisa-Schock und die freien Schulen

Vision der Vielfalt – Schule und Grundeinkommen

Kreativität durch Ausprobieren: »Lass es mich tun – ich werde es können«

Von Reformern lernen

Humanistische Bildung revisited

Den Lehrberuf neu denken

Bologna – die Industrialisierung des Wissens

Verschleuderung von Steuergeldern

10. Kapitel

Sozialstaat im Wandel – Gesellschaft im Fluss

Es war einmal … – der Generationenvertrag

Rente – Rien ne va plus

Grundeinkommen – Ausweg aus dem demo-graphischen Dilemma

Frauen und Männer – neue Rollen, alte Widerstände

Die Institution Ehe in der Single-Gesellschaft

Familie im Zeichen des Grundeinkommens

11. Kapitel

Es funktioniert – Grundeinkommen in Namibia und andernorts

Zukunft von Afrika lernen

Vorläufer eines Grundeinkommens in Bangladesh und Sambia

Bolsa Família – Grundeinkommen für die Ärmsten in Brasilien

Otjivero-Omitara, Namibia

BIG-Koalition. Von Afrika lernen!

Good life after struggle

12. Kapitel

Finanzierung des Grundeinkommens

Was kostet das Grundeinkommen?

Statt Hartz-IV-Angst einfach Geld aufs Konto

Grundeinkommen aus der Steckdose?

Vier Wege zum Grundeinkommen

Ein Hebel an der richtigen Stelle: Konsum- statt Einkommensteuer

Knospenfrevel am gemeinschaftlichen Apfelbaum

Das heutige Steuersystem vernichtet Wertschöpfung

Grundeinkommen und Konsumsteuer

Konsumsteuer schafft Transparenz

Konsumsteuer schafft Gerechtigkeit

Konsumsteuer und Grundeinkommen haben Initialwirkung

Befreit vom Ballast der Finanzierungsfrage

13. Kapitel

Freiheit. Gleichheit. Grundeinkommen!

Geburtsstunde der Demokratie

Jede Veränderung muss erst einmal gedacht werden

»Liberté, Égalité, Fraternité!«

Die Freiheit zu zeigen, was wir können

Bedingungsloses Grundeinkommen ist mehr als Geld für alle

Wenn das Volk will …

Danksagung

1. Kapitel

Was wäre, wenn …

Kein Versprechen – eine Idee

»Tausend Euro für jeden – das ist ein konkretes Versprechen, das jeder sofort versteht«, sagte der Verlagsleiter bei der gemeinsamen Suche nach einem Titel für unser Buch und schaute fragend in die Runde. Ist das so? Würden wirklich alle sofort verstehen, um was es geht? Würden sich Frauen gleichermaßen wie Männer angesprochen fühlen?

Tausend Euro für jeden, für alle, ob reich oder arm, ob alt oder jung. Wollten wir uns wirklich auf diese Zahl festnageln lassen? Würden wir vermitteln können, dass es sich bei ihr zuallererst um eine Denkgröße handelt, und würde auch klar, dass es bei der Idee des Grundeinkommens um sehr viel mehr geht als um Geld? Würde der Untertitel deutlich genug machen, dass es um die Annäherung an einen Menschheitstraum geht, vielleicht um den Traum schlechthin? Um ein Leben ohne Existenzangst und um die Freiheit, tun zu können, was man will, statt tun zu müssen, was man nicht will? Um eine veränderte Gesellschaft, in der jede Person nach ihren Fähigkeiten und Neigungen tätig sein könnte?

Der Wunsch, in einer besseren Welt zu leben, findet bereits in den Schriften der monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam, seinen Niederschlag. Diese greifen alte Überlieferungen aus dem Zweistromland auf – als Folge des frühzeitlichen Klimawandels war diese Region an der Wende vom 12. zum 11. Jahrtausend vor Chr. plötzlich ausgetrocknet. Hatte man im ganzjährig milden Klima die Früchte zuvor einfach von den Bäumen pflücken können, musste die Ernte nun mühsam und mit Hilfe schwerer Werkzeuge eingebracht werden. Die stetig wachsende Bevölkerung litt unter zunehmender Knappheit. Streit und Zwietracht waren die Folge und wurden später in den dramatischen Geschichten über den Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies und den Brudermord Kains an Abel verarbeitet.

In den darauffolgenden 13 000 Jahren Menschheitsgeschichte waren Mangel, Hunger und Kriege die Regel, das Paradies rückte in immer weitere Ferne – und wurde als Sehnsuchtsort doch nie vergessen. Heute scheint es unerreichbar, betreiben wir unfassbaren Raubbau an der Natur, schlägt diese mit Erdbeben und Tsunamis zurück, führen wir Kriege und manövrieren wir unser Welthandelssystem an den Rand des Abgrunds.

Wer angesichts solcher Zustände über die Verwirklichung eines Menschheitstraums redet, läuft Gefahr, als realitätsfremd angesehen zu werden. Und wer dieser Tage das Postulat »Tausend Euro für jeden« aufstellt, wird zunächst einmal kritisch beäugt.

Tausend Euro für jeden. Das ist kein Versprechen. Wir wollen und können nichts versprechen. Wir wollen nicht einmal gewählt werden. Aber wir wollen, dass die Menschen die Wahl haben, ob und wie sie die Gesellschaft mitgestalten – dass ihnen Alternativen aufgezeigt werden. Das bedingungslose Grundeinkommen ist so eine Alternative, die im Nachdenken über eine gerechte Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt. Es ist der Dreh- und Angelpunkt für eine notwendige gesellschaftliche Weiterentwicklung, die unabdingbar ist: Für Götz Werner ist das bedingungslose Grundeinkommen der »archimedische Punkt«, der mit seiner gewaltigen Hebelwirkung des unbefangenen Denkens die Welt zu einer besseren machen könnte.

Tausend Euro für jeden. Für alle. Das ist eine Idee, die, im Sinne des Philosophen Friedrich Schelling, sich erst im Gebiet des Wissens realisiert haben muss, ehe sie sich in der Geschichte realisieren kann. Dazu wollen wir einladen und dabei die Hoffnungen genauso wie die Herausforderungen, die sich mit einem bedingungslosen Grundeinkommen verknüpfen, benennen und diskutieren.

Kurz: Wir wollen einen gesellschaftlichen Denkprozess aufgreifen und begleiten, anstoßen und weitertreiben, der schon seit geraumer Zeit in Gang ist und der sich in den letzten Jahren und vor allem seit dem Crash von Lehman Brothers unglaublich beschleunigt und intensiviert hat.

Im Zwischenraum von »Nicht mehr und noch nicht«

Im Jahr 2006 hatten wir fast zeitgleich unsere ersten Bücher veröffentlicht – und darin beide schon das Grundeinkommen thematisiert:

Die eine von uns beiden, Adrienne Goehler, hatte in ihrem Buch Verflüssigungen den Aufbruch in eine Kulturgesellschaft skizziert, wie er an den Rändern unseres Sozialstaates schon seit geraumer Zeit zu erkennen ist. Sie spürt den Verunsicherungen der »flüssigen Moderne« (Zygmunt Bauman) nach, die keine angestammten Plätze mehr vergibt, weil sich Leben und Arbeit derzeit radikal verändern, mithin auch alle Gewissheiten – und charakterisiert diese Phase umfassender gesellschaftlicher Veränderungen als eine Zeit des »Nicht mehr und noch nicht«. Der Sozialstaat, wie wir ihn noch kennen, ist längst an seine Grenzen gestoßen und trägt nicht mehr über die neuen Ungewissheiten der Gegenwart. Aber noch sind die Umrisse einer kulturell definierten Gesellschaft nicht genug ins öffentliche Bewusstsein gedrungen. Noch halten wir aus Angst vor der ungewissen Zukunft an der bekannten Vergangenheit und ihren Lösungsansätzen fest, obwohl zugespitzt gilt, was schon Albert Einstein feststellte: Wir können nicht die Probleme mit demselben Denken lösen, das sie hervorgebracht hat. Dennoch, stellt Goehler fest, bewegt sich eine Menge, vor allem im kulturellen Feld, dem sie selbst zuzurechnen ist, als Beobachterin und Autorin. Dort drückt sich die postindustrielle Realität am stärksten aus, werden neue Modelle von Leben und Arbeit gefunden und aus Not erfunden, die eine zunehmende gesellschaftliche Relevanz haben, dort treten aber auch die Fragen danach, wie wir eigentlich leben wollen, offener zutage. Und obwohl die wirtschaftliche Bedeutung des kulturellen Sektors erheblich zunimmt, ist die Hälfte aller Arbeitsplätze darin so schlecht bezahlt, dass sie von der »Avantgarde der prekären Verhältnisse« spricht.

Diese Beobachtung machte Adrienne Goehler als Präsidentin der Hamburger Hochschule für bildende Künste, als Mitglied diverser nationaler und internationaler Kunstgremien und Jurys, als Berliner Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Kultur und auch als Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds. Sie brachte sie zu der Frage: Ist es vorstellbar, dass eine Gesellschaft, deren Leitidee das Kulturelle ist und die den Sozialstaat weiter und anders denkt, sich auf eine ökonomische Grundsicherung, ein Grundeinkommen für alle verständigt, ein »Bürgergeld«, »allocation universelle«, »renda basica«, »reddito di cittadinanza«, »basisinkomen«, »borgerløn«? Ausgehend von der Überlegung, dass eine Gesellschaft in solch einem dramatischen Umbruch es sich nicht leisten kann, auf die Talente so vieler Menschen zu verzichten, indem sie diese auf ihren Marktwert reduziert.

Den anderen von uns beiden, Götz Werner, hatte die unternehmerische Praxis schon vor längerer Zeit zum Thema Grundeinkommen geführt – genauer seine Empörung über das komplizierte und ungerechte Steuersystem. In seinem ebenfalls 2006 erschienenen Buch Einkommen für alle erklärte er, wie das öffentliche Steuerwesen als ein bürgerliches Gestaltungsinstrument funktionieren könnte, das Gerechtigkeit schafft. Steuern und Abgaben sind lediglich Ausdruck eines gesellschaftlichen Teilungsprinzips. Je nachdem, wie man das gesellschaftliche Vermögen einsammelt und wieder aufteilt, entsteht dabei Gerechtigkeit oder eben nicht. Deswegen kann und darf man nicht gedanken-, sprach- und tatenlos zusehen, wie ein ungerechtes System weitere Ungerechtigkeiten verursacht. Angesichts der wachsenden Armut in Deutschland, der schlechten Bildung, der immer größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich und einer Vielzahl von »Einzelfällen« alltäglicher Demütigungen und Würdelosigkeiten, die er über die Jahre beobachtet hat, braucht es – das war dem Autodidakten und Chef eines 30000 MitarbeiterInnen starken Handelsunternehmens klargeworden – dringend neue Ideen.

Und so stellte sich Götz Werner am Ende seiner Überlegungen, auf der Basis vollkommen unterschiedlicher Erfahrungen, fast dieselbe Frage wie Adrienne Goehler: Was wäre, wenn die Existenz eines jeden Bürgers garantiert und bedingungslos durch ein existenzsicherndes Grundeinkommen gesichert wäre?

Wir trauen uns

Im Herbst 2007 trafen wir im Freiburger Stadttheater erstmals zusammen, eingeladen vom dortigen Unabhängigen Kulturrat, der ahnte, dass es zwischen uns beiden funken könnte. An einem kalten, düsteren Werktag im November referierten wir unsere jeweiligen Zugänge zum Grundeinkommen und nahmen wahr, dass unsere Fragen und Erfahrungen trotz grundverschiedener Hintergründe ineinander griffen.

Der eine, Unternehmer, ökonomisch mit der Freiheit und Macht ausgestattet, das denken, sagen und auch vieles davon erproben zu können, was er will, hatte sich das bedingungslose Grundeinkommen längst zur lebenslänglichen Forschungsfrage gemacht. Die andere zögerte noch etwas, war aber bereits angesteckt von der Leidenschaft, die die Vorstellung bereits an ganz verschiedenen Ecken der Gesellschaft auslöste. Wir tasteten uns über unsere Fragen und Einschätzungen aneinander heran, mit uns ein brechend volles Theater, in dem das Publikum auch nach Mitternacht noch nicht aufhören wollte zu diskutieren. Der Abend voller lebhafter Emotionen, Meinungen und Geschichten fand schließlich ein biologisches Ende – in der Erschöpfung der beiden Podiumsgäste. Schon damals stand die Frage im Raum: Warum eigentlich nicht zusammen ein Buch schreiben? Ein Buch, in dem sich die Energie dieses Abends wiederfindet, ein Buch, das die Aufbruchsstimmung spiegelt, die sich dieser Tage an vielen Orten und in Initiativen rund ums Grundeinkommen zeigt, ein Buch, das die Leidenschaft und Begeisterung für eine Idee aufgreift, deren Zeit ganz offensichtlich gekommen ist. Jetzt im Sommer 2010 ist es so weit.

Mit »Tausend Euro für jeden« wollen wir die Frage, ob ein Grundeinkommen vorstellbar wäre, nicht einfach ein weiteres Mal stellen. Dazu ist in den letzten Jahren zu viel zum Thema publiziert, geredet und gerechnet worden, im Internet und bei einer Fülle von Veranstaltungen und öffentlichen Aktionen. Wir haben mit vielen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und zahllosen Mail-, Brief- und Wortwechseln dazu beigetragen. Längst dreht es sich nicht mehr um die Frage, ob es ein bedingungsloses Grundeinkommen geben kann, sondern nur noch darum, ob wir es haben wollen und welche Impulse – und Ängste – es freisetzt.

»Tausend Euro für jeden« ist eine Setzung, von der aus wir in diesem Buch das bedingungslose Grundeinkommen weiterdenken und konkreten Fragen nachgehen.

Einige davon lauten: Worin unterscheiden sich das Bürgergeld, wie es die FDP vorschlägt, und die Grundsicherung, wie sie die Linkspartei fordert, vom bedingungslosen Grundeinkommen? Was würde sich mit Grundeinkommen in der Bildungspolitik und im Geschlechterverhältnis grundsätzlich ändern können? Was würde es für die Gesundheit bedeuten, was für die Ökonomie? Was für den einzelnen Menschen und was für die Gesellschaft als Ganzes? Und ja, der Frage nach der Finanzierbarkeit wollen wir uns ebenfalls nicht verweigern, auch wenn die Maßstäbe dafür, was bezahlbar ist und was nicht, sich gegenwärtig geradezu täglich verschieben. Wir ziehen nicht aus jeder Frage dieselben Schlüsse, suchen nicht die Einheit oder den kleinsten gemeinsamen Nenner, wo Differenzen bestehen. Die finden wir gerade produktiv und nötig, weil es keine eindeutigen Antworten geben kann. Und weil sich aus den Antworten immer neue Fragen ergeben.

Aber in einem Punkt sind wir uns absolut einig: Das bedingungslose Grundeinkommen in einer existenzsichernden Höhe wird Energien freisetzen, die wir dringend benötigen, um diese Gesellschaft zu verändern. Es ermöglicht Verantwortung – jedes Einzelnen für sich selbst und für die Gemeinschaft.

Wir greifen hoch, schreiben uns »Freiheit. Gleichheit. Grundeinkommen!« auf die Fahne und behaupten, dass die humanistischen Ideale der Aufklärung, die sich in der Französischen Revolution erstmals manifestierten und die bis heute die Grundlage unseres europäischen Selbstverständnisses bilden, erst durch das bedingungslose Grundeinkommen eingelöst würden. Es schafft erst die notwendige Basis für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Gleichheit.

Am Ende dieses Buches werden wir deshalb eines hoffentlich deutlich gemacht haben: Die absolute Zahl von tausend Euro für alle ist eine plausible Setzung, deren konkrete Höhe in einer demokratisch verfassten Gesellschaft ausgehandelt werden muss. Viel bedeutsamer ist, dass das Grundeinkommen ein Kulturimpuls ist, der alle andern gesellschaftlichen und ökonomischen Fragen beeinflussen wird. In einer Zeit, in der der Glaube an Experten- und Spezialistentum erschüttert ist, in der wir verstehen mussten, dass wir die Schulen nicht der Schulbürokratie, die Arbeit nicht dem Arbeitsmarkt und, spätestens seit Kopenhagen, die Umwelt nicht Politik, Industrie und Verbänden überlassen können, haben wir auch verstehen müssen, dass Geld bei Geldspezialisten nicht gut aufgehoben ist. Das Grundeinkommen ist die notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung für eine Gesellschaft, die auf das Vermögen der Einzelnen setzt, setzen muss.

2. Kapitel

Grundlagen und Historie des Grundeinkommens

Eine uralte Idee

Die erste Überlieferung einer Trennung von Arbeit und Einkommen findet sich in der Verfassung Spartas im sechsten Jahrhundert vor Christus. Sie garantierte der herrschenden Minderheit, den Spartiaten, die als Einzige das Privileg genossen, »Vollbürger« zu sein, die lebensnotwendigen Güter, unabhängig von jeder Arbeitsleistung und von Bedürftigkeit. Alle weiteren Stände, die Frauen als Geschlecht, von den Sklaven ganz zu schweigen, kamen nicht in diesen Genuss.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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