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Was von der Wahrheit übrigbleibt Die Anschläge des 11.9.2001 dürften wohl als das Jahrhundertverbrechen in die Geschichte eingehen. Wie kann es aber sein, dass nach zehn Jahren immer noch an der offiziellen Wahrheit festgehalten wird, obwohl bis heute die objektiven Unstimmigkeiten an dieser Version erdrückend sind? Neunzehn Hijacker schaffen es, mit Teppichmessern vier Flugzeuge zu entführen, die Luftabwehr stundenlang am Boden zu halten und drei Wolkenkratzer zu pulverisieren. Die Kommission zur Klärung der Ereignisse legt einen Abschlussbericht vor, der in keinem Punkt einer staatsanwaltlichen Prüfung standhält und von dem sich selbst die Kommissionsmitglieder distanzieren. Wie kann das sein? Die Bestsellerautoren Mathias Bröckers und Christian C. Walther beweisen, dass es sich bei dem Commission Report lediglich um eine Hypothese ohne stichhaltige und eindeutige Beweise handelt, und zeigen die vielen Ungereimtheiten, Widersprüche und Vertuschungen auf.
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Seitenzahl: 447
Ebook Edition
Mathias Bröckers Christian C. Walther
11.9. – zehn Jahre danach
Der Einsturz eines Lügengebäudes
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2. Auflage 2011
ISBN 978-3-938060-72-8
© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2011
Lektorat: Klaus Gabbert, Büro Z, Wiesbaden
Satz: Publikations Atelier, Dreieich
Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
Nicht in allen Fällen konnten die Inhaber der Bildrechte ermittelt werden. Wir bitten gegebenenfalls um Hinweis an den Verlag.
In dubio pro veritate
Die Autoren danken Andreas Westphalen und John Doe II für ihre überaus sachkundige und engagierte Mitarbeit sowie unzählige unersetzliche Hinweise. Wir ersuchen die Staatsanwaltschaft dringend, bei der anstehenden Neu-Untersuchung wahlweise Herrn Westphalen oder Mr. Doe zum »Chief of Staff« zu ernennen.
Inhalt
Stimmen zur Sache
Vorwort
Nachbereiter, Vorbereiter
1 Allgemeinwissen
2 Die Kommission
3 Der Autor: Philip Zelikow
4 Der Kopf: Osama Bin Laden
5 Die Finanzierung
6 Die Verbindung: Omar Said Sheikh
7 Der Kronzeuge: Khalid Scheich Mohammed
Terroristen, Sündenböcke und Agenten
8 Der Ringleader: Mohammed Atta
9 Die Hijacker: eindeutig identifiziert
10 Verwechselt: die Al-Omaris
11 Der Anschlag: perfekt vorbereitet
12 Die Geheimdienste: ohne Vorkenntnisse
13 Intermezzo: getürkt
14 Vorauswissen: Umzugshelfer
15 Vorauswissen: Kunststudenten
16 Vorauswissen: Insider-Händler
17 Die schützende Hand
Politik und andere Posten
18 Bush in Sarasota
19 Dienst nach Vorschrift
20 Auf verlassenem Posten
21 Intermezzo: Schwundgeld
Auf den Schirmen, unter dem Teppich
22 Manöver jenseits der Vorstellungskraft
23 Das Militär: zu spät informiert
24 Das Gespenst: Phantomflug AA 11
25 American 11: Augenzeugen an Bord
26 United 93: zu früh, zu spät
27 United 93: kein Abschuss
28 Täter-Kommunikation: Gedankenübertragung
29 Irrelevant: Raytheon
30 Der Pilot: Hani Hanjour
31 Der Pentagon-Crash
32 E4-B: Überwachung von oben
Aufgeräumt, eingestürzt
33 WTC 1 und 2
34 WTC 7
35 Silverstein: unvorbereitet
Stillschweigend, der Rest
36 United 23
37 Intermezzo: Anthrax
38 Whistleblower
Nachwort: Ein Denkmal für Dick und Don
Abkürzungen
Anmerkungen (siehe auch www.westendverlag.de/911)
Literatur
Anhang
Register
Stimmen zur Sache
»Wir sind der Überzeugung, dass die Wahrheit über »9/11« jetzt offengelegt werden sollte – nicht in 50 Jahren als Fußnote in den Geschichtsbüchern –, damit die Politik, die auf der Interpretation der 9/11-Angriffe durch die Regierung Bush-Cheney basiert, geändert werden kann. Wir fordern daher eine neue, unabhängige Untersuchung des 11. September, die die von unabhängigen Forschern dokumentierten und bislang von Regierungen wie Massenmedien ignorierten Beweise berücksichtigt.«
Yukihisa Fujita, Abgeordneter im Oberhaus des japanischen Parlaments, von 2007 bis 2009 Vorsitzender des Sangiin-Ausschusses für Außenpolitik und Verteidigung
»Bis heute … hat keine unabhängige Stelle, kein unabhängiges Gericht, die zur Verfügung stehenden angeblichen oder tatsächlichen Beweise überprüft und nachprüfbar in einem rechtsstaatlichen Anforderungen genügenden Verfahren festgestellt, wer für die Anschläge von 9/11 verantwortlich war … Es sollte deshalb in jedem Falle schleunigst auf strikt rechtsstaatlicher Basis überprüft werden, ob die offizielle Verschwörungs-Version, wie sie … gegenüber der Öffentlichkeit als Wahrheit ausgeben wird, auch tatsächlich der Wahrheit entspricht.«
Dieter Deiseroth, seit 2001 Richter am Bundesverwaltungsgericht undExperte für Völker-, Verwaltungs- und Verfassungsrecht
»Tatsächlich hält die offizielle Version einer genauen Überprüfung nicht stand.«
Roland Dumas, französischer Außenminister von 1984 bis 1986 sowie von 1988 bis 1993
»Es ist Zeit, dass wir die Wahrheit erfahren, so oder so, und dies werden wir auf dem Weg einer unabhängigen Untersuchung erreichen. Kennen wir nicht die Wahrheit über unsere Geschichte, wird dies unsere Zukunft gefährden.«
Jeanette Fitzsimons, seit 1996 Abgeordnete im neuseeländischen Parlament und Mitbegründerin der Green Party
»Was wohl noch beunruhigender ist als die offensichtliche Vertuschung, ist das gespenstische Schweigen der Massenmedien, deren offenkundige Weigerung anzuerkennen, dass gut belegte Zweifel an der offiziellen Version bestehen: einer Al-Qaida-Operation ohne Vorwissen von Regierungsvertretern.«
Prof. Richard Falk, Princeton University, Sondergesandter des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen.
»Ich war überrascht, dass niemand außer uns diese Fragen stellte, die Medien inbegriffen.«
Monica Gabrielle, 9/11-Witwe
»Wenn man anfängt, nach seinem eigenen Verstand zu urteilen und nicht nach dem, was einem erzählt worden ist, bleibt nur sehr wenig von der offiziellen »Geschichte« glaubhaft.«
Commander Ralph Kolstad, US Navy, früherer Kampfjetpilot, früherer Gefechtsausbilder an der US Navy Fighter Weapons School (Topgun);
20-jährige Navy-Karriere, 27 Jahre Erfahrung auf Verkehrsmaschinen, mehr als 23 000 Flugstunden
»Wenn unsere Regierung einfach nichts [getan] hätte, und das sage ich als ein alter Abfangpilot – ich kenne die Übungen, ich weiß, was es braucht, ich weiß, wie lange es braucht, ich weiß, wie die Abläufe sind, ich weiß, wie sie waren und was sie daran änderten –, wenn unsere Regierung lediglich nichts getan und die normalen Abläufe am Morgen des 11.9. zugelassen hätte, würden die Zwillingstürme immer noch stehen und Tausende von Amerikanern wären noch am Leben. Das ist Verrat!«
Robert Bowman, ehemaliger Leiter des US-»Star Wars«-Programms, Luftwaffenoberst und Kampfpilot
»Sie wollen mir erzählen, dass Rumsfeld von seinem Schreibtisch aufstehen und aus seinem Fenster das Pentagon in Flammen sehen musste, um zu wissen, dass etwas nicht stimmte? Wie kann das sein?«
Mindy Kleinberg, 9/11-Witwe
»Die Regierungs-Story, die man uns über 9/11 serviert hat, ist kompletter Bullshit, schlicht und einfach.«
Capt. Russ Wittenberg, früherer US Air Force-Kampfflieger mit mehr als 100 Gefechtseinsätzen; 35 Jahre lang Pilot für Pan Am und United Airlines mit mehr als 30 000 Stunden Flugerfahrung unter anderem auf den United-Flügen 93 und 175
»Die Idee eines solchen Angriffs war sattsam bekannt und vor dem 11. September als Möglichkeit im Rahmen von Militärübungen simuliert worden.«
Prof. John Arquilla, Naval Postgraduate School, Monterey, Kalifornien
»Terroristen hätten diese Operation mit vier entführten Flugzeugen nicht ausführen können, wenn sie nicht die Unterstützung eines Geheimdienstes gehabt hätten.«
Horst Ehmke, 1969 Bundesminister der Justiz, von 1969 bis 1972 Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes sowie von 1972 bis 1974 Bundesminister für Forschung und Technologie, zeitweilig Koordinator für die Zusammenarbeit der Geheimdienste
»Wir werden bald die ganze Geschichte des 11. September erfahren müssen, weil dieses Thema so wichtig für Amerika ist. Aber dieses Weiße Haus will den Fall vertuschen.«
Senator Max Cleland, vormaliges Mitglied der 9/11-Commission, nach seinem Rücktritt im Dezember 2003
»Ich war schockiert, wie stark die Wahrheit von ihrer Beschreibung abwich … Die (NORAD-)Bänder erzählen eine komplett andere Geschichte, als das, was uns und der Öffentlichkeit erzählt worden ist … Das ist keine Meinungsmache. Das ist die Unwahrheit.«
John Farmer, Rechtsberater der 9/11-Commission
»Wir waren außerordentlich frustriert über die Falschaussagen, die uns gegenüber gemacht wurden.«
Tim Roemer, 9/11-Commissionsmitglied
»Es gibt vielerlei Gründe anzunehmen, dass es eine Alternative zu den Darstellungen in unserer Version geben könnte … Wir hatten keinen Zugang …«
Bob Kerrey, 9/11-Commissionsmitglied
»Ich glaube nicht auch nur eine Minute daran, dass wir alles richtig verstanden haben.«
Lee Hamilton, stellvertretender Leiter der 9/11-Commission
»Sie haben gelogen, sie haben alle gelogen.«
Patty Casazza, 9/11-Witwe
»Das [der 9/11-Commission-Report] war eine 580-Seiten-Vermeidung jeder ernsthaften Erklärung.«
Michael Meacher, seit 1997 Abgeordneter der Labour Party im britischen Parlament, Umweltminister von 1997 bis 2003
»Es hieß, die Geheimdienste müssten immer hundertprozentig richtig liegen, und die Terroristen müssten nur einmal Glück haben. Diese Erklärung für die verheerenden Anschläge des 11. September ist, wenngleich oberflächlich simpel, im Kern falsch. Denn die 9/11-Terroristen hatten nicht nur einmal Glück. Sie hatten immer und immer wieder Glück.«
Mindy Kleinberg, 9/11-Witwe
»Ich habe besonders als Wissenschaftlerin Probleme mit der offiziellen Verschwörungstheorie der Regierung, eben weil sie den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit ebenso wenig entspricht wie denen der Physik.«
Dr. Lt. Col. Karen U. Kwiatkowski, US Air Force, vormalige Offizierin in Diensten des US-Verteidigungsministeriums (Political Military Affairs)
»Unsere Führung hat uns einen leeren Sopranos-Bildschirm serviert, mit einer furchtbaren Tragödie am Ende, während sie gleichzeitig unter dem Radar alles getan hat, sich unseren grundlegenden Gesetzen zu entziehen und allmählich unsere demokratischen Institutionen zu zerstören. Jeder Amerikaner muss ganz genau das Muster des Zerfalls betrachten, das mit 9/11 begann.«
Terrell (Terry) E. Arnold, MA, früherer stellvertretender Leiter der Abteilung Terrorismusabwehr und Krisenmanagement des US State Department
»Was wir am Morgen des 11. September erlebt haben, war das Ergebnis einer bis ins kleinste Detail durchorchestrierten verdeckten Operation, die einen faschistischen Staatsstreich in unserem Land ermöglicht hat … Diese Leute müssen verurteilt werden, wenn nicht von unserem eigenen Kongress, dann von einem internationalen Gericht in Den Haag, in den Niederlanden. Bush, Blair, Rumsfeld, Cheney sollten auf der gleichen Anklagebank sitzen wie Miloševiç und die kroatisch-serbischen Kriegsverbrecher.«
Wayne Madsen, Ex-US-Navy- und NSA-Geheimdienstler, spezialisiert auf elektronische Überwachungssysteme
»Ich habe meinen Mann verloren, aber ich habe auch mein Land verloren.«
Kristen Breitweiser, 9/11-Witwe
Vorwort
9/11 ist ein Film, den 2,5 Milliarden Menschen gesehen haben; 9/11 ist eine Katastrophe, die am 11. September 2001 fast 3000 Menschen das Leben kostete und Hunderttausende in den darauf folgenden Kriegen in Afghanistan und im Irak; 9/11 ist ein Ereignis, dessen Dimension und Symbolkraft alles in der Geschichte der Kriminalität und des Terrors Dagewesene übersteigt, eine Tat, die Angst und Schrecken in der gesamten Welt verbreitet hat. 9/11 ist das Verbrechen des Jahrhunderts – und es ist nach fast zehn Jahren noch immer nicht aufgeklärt. Die Hintermänner und die Finanzierung der Anschläge wurden nicht ermittelt, und die wahre Identität der »Hijacker« sowie die Planung und Durchführung der Tat blieben bis heute weitgehend unaufgeklärt, ebenso wie ihre direkten Folgen: der nahezu restlose Einsturz von drei Wolkenkratzern in Manhattan.
»Wir müssen die Wahrheit über den Terror aussprechen. Lasst uns niemals frevelhafte Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit den Anschlägen des 11. September tolerieren, boshafte Lügen, die bezwecken, die Schuld von den Terroristen selbst abzulenken, weg von den Schuldigen«, hatte US-Präsident George W. Bush nach den Anschlägen vor den Vereinten Nationen in New York verkündet. Doch diese Wahrheit über den Terror des 11. September 2001 sind er und sein Nachfolger ihren Bürgern und dem Rest der Welt bis heute schuldig geblieben. Mehr noch: Sie haben alles dafür getan, die Ermittlung und Aufklärung der Anschläge zu verhindern und nicht der Wahrheit des 11.9. auf den Grund zu gehen, sondern den Grund für eine Kriegserklärung zu liefern.
Wir erinnern uns: Eine regierungsamtliche Untersuchung der Anschläge durch die Bush-Regierung wurde mit der Begründung abgelehnt, dies würde die Kräfte von der Verhinderung weiterer Terroranschläge abhalten. Erst nach 15 Monaten und großem öffentlichen Druck seitens der Opferangehörigen wurde eine staatliche Untersuchungskommission eingerichtet: mit einem derart schmalen Budget und so geringen Untersuchungsbefugnissen, dass eines ihrer Mitglieder gleich wieder zurücktrat – und sich andere, wie die Leiter der Kommission, die Senatoren Thomas Kean und Lee H. Hamilton, nach Abschluss des Berichts bitter beschwerten, zahlreiche wichtige Dokumente und der Zugang zu entscheidenden Zeugen seien ihnen von der Regierung vorenthalten worden. So hat der Abschlussbericht der 9/11-Commission zwar ein wirkungsmächtiges Narrativ geschaffen – eine große Erzählung von Pleiten, Pech und Pannen, die es 19 Hijackern ermöglichten, mit Teppichmessern vier Flugzeuge zu entführen, die Luftabwehr stundenlang am Eingreifen zu hindern und drei Wolkenkratzer zu pulverisieren –, doch mit der Realität hat dieses Narrativ nur begrenzt zu tun. Denn weil der Commission Report zahlreiche Fakten ausblendet und die Realität zugunsten einer stimmigen Geschichte ignoriert, ist er kein Tatsachenbericht, kein Protokoll einer kriminalistischen Untersuchung, keine Ermittlung im staatsanwaltlichen Sinne, sondern eher das, was man heute Dokufiktion nennt – ein Stück, in dem fehlende Fakten und Beweise durch Spielszenen ersetzt werden.
2,5 Millionen Seiten Dokumente, 1200 Interviews, 1000 Stunden Audioprotokolle, 19 Hearings mit 160 Zeugen – die schiere Masse an Material, das die 80 Vollzeitmitarbeiter der Kommission zusammengetragen und gesichtet haben, ist eindrucksvoll. Da das Recherchebudget der Autoren allerdings knapp bemessen war, mag es verständlich sein, dass viele Zeugen, die etwa über das Leben der »Hijacker« in Florida und anderswo hätten berichten können, gar nicht gehört wurden. Für eine Überprüfung der Flugschulen und Lehrer, mit denen sie monatelang zu tun hatten, hat das Recherchegeld genauso wenig gereicht wie für eine Ermittlung, wie die Finanzierung der Anschläge vonstatten ging – und schon gar nicht hat es dafür gereicht, den harten Kern der 9/11-Legende zu dokumentieren: dass nämlich Osama Bin Laden, der Chefterrorist in der Höhle Tora Bora, tatsächlich 19 »Hijacker« entsandte, die dann ganz allein und nur dank ihrer magischen Teppichmesser die Twin Towers pulverisierten.
Wie sie dieses Wunder vollbrachten, wird zwar in zwei Kapiteln des Reports beschrieben – doch ein Kasten weist ausdrücklich darauf hin, dass hier der Ermittlungsbericht nun endgültig romanhaft wird, beruht er doch vorwiegend auf unüberprüften, unter Folter zustande gekommenen Aussagen von Kriegsgefangenen. Es sind dies vor allem die Erzählungen von Khalid Scheich Mohammed (KSM) – eines Phantoms, das keinem ordentlichen Gericht der Welt für Befragungen zur Verfügung steht; so wenig wie die Vernehmungsoffiziere, die den angeblichen Chefplaner verhörten und ihn dabei dutzendfach mit Waterboarding folterten. Der 9/11-Commission standen bei ihrer Rekonstruktion der Ereignisse nur die schriftlichen Protokolle dieser Folterverhöre zur Verfügung: ein Geheimdienstroman. Als »kostbare Wahrheiten, umgeben von einer Leibwache aus Lügen« werden denn auch die Aussagen von KSM in einer Fußnote beurteilt. Und in Umkehrung taugt dieses Urteil ziemlich perfekt als Beschreibung des gesamten 580-seitigen Commission Report: Er enthält kostbare Lügen, umgeben von einer Leibwache aus Wahrheiten.
Dass diese Dokufiktion heute als historische Wahrheit gilt, in den Lexika und Fachbüchern steht und im öffentlichen Bewusstsein fest verankert ist, hat indessen wenig mit ihrem Realitätsgehalt, aber umso mehr mit ihrer millionenfachen Verbreitung in sämtlichen Medien zu tun. Die Türme standen noch, als auf allen Nachrichtenkanälen der wahrscheinliche Schuldige – Osama Bin Laden – schon benannt wurde, und an dieser Schuldzuweisung hat sich seit dem frühen Morgen des 11. September 2001 nichts geändert. Handfeste Beweise für die Täterschaft Bin Ladens indessen wurden bis heute nicht vorgelegt.
So völlig überraschend und aus heiterem Himmel, wie die Weltmacht Amerika in ihr Herz getroffen worden war, so schnell waren die Ermittlungen des Hauptschuldigen und der Täter abgeschlossen. Ein frühes Interview mit einem zweifelsfrei erkennbaren und klar sprechenden Osama Bin Laden, der jede Beteiligung an den Anschlägen bestritt, wurde einmal und nie wieder über die Mainstream-Kanäle gesendet; ein BBC-Bericht über arabische Männer, die sich in Marokko und Saudi-Arabien in den Tagen danach gemeldet und beschwert hatten, dass sie in den Medien mit ihren Namen und Fotos als »Hijacker« bezichtigt würden, obwohl sie zum Tatzeitpunkt gar nicht in den USA waren, geschweige denn dort Flugzeuge entführt hätten, wurde ignoriert. Ungeklärte Namen und Fotos stehen auch nach zehn Jahren noch in sämtlichen Veröffentlichungen zum Thema. Weder die BBC noch ein anderes Mainstream-Medium oder die 9/11-Commission sahen sich genötigt, der Frage nach der wahren Identität der Hijacker nachzugehen – schließlich, so die Kommissionsvorsitzenden Kean und Hamilton, könne ja kein Zweifel daran bestehen, dass am Ende des Tages »die 19 Täter tot waren«. In der Tat – wer hinter den als Hijacker identifizierten Täternamen wirklich steckte, wurde nie zweifelsfrei ermittelt.
Auch wir haben keine Recherchereisen unternommen, um etwa den Piloten Walid Al-Sheri aufzuspüren, der sich bei den US-Behörden in Casablanca über sein Foto auf der Hijacker-Liste beschwerte und am 11.9.2001 nachweislich in Marokko aufgehalten hatte – obwohl er laut Commission Report als rechte Hand Mohammed Attas einen Flugbegleiter erstochen haben soll, bevor die American Airlines 11 in den Nordturm raste. Solche Recherchen und Ermittlungen sind Aufgabe eines Staatsanwalts, der von Amts wegen gehalten ist, Verbrechen und ihrer Aufklärung nachzugehen – dies auch dann, wenn Politiker und Medien den Fall unisono als geklärt bezeichnen. Wir, als freischaffende Autoren und aufmerksame Beobachter, können diese Ermittlungen nicht führen, doch wir können Fingerzeige geben, wo in Sachen 9/11 zu ermitteln wäre, welche Zeugen unter Eid gehört werden müssten, welche Untersuchungen und Gutachten anzufordern, welche Akten und Dokumente zu sichten wären. Insofern ist dieses Buch als Handreichung für den (nicht vorhandenen) Staatsanwalt zu verstehen, als Auflistung der gröbsten Auslassungen, krassesten Ungereimtheiten und deutlichsten Widersprüche in der offiziellen Version der Ereignisse.
Wir haben keine Theorie zu bieten, schon gar keine Verschwörungstheorie, aber wir können beweisen, dass es sich bei der offiziellen Version der Ereignisse um eine Verschwörungstheorie handelt: um eine Hypothese, die sich zwar auf Hinweise und Indizien stützen kann, aber nicht auf stichhaltige, eindeutige Beweise. Wir haben George W. Bushs Diktum vor der UN-Vollversammlung, niemals »frevelhafte Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit den Anschlägen des 11. September« zu tolerieren, die nur »von den Schuldigen« ablenken, beim Wort genommen – und fragen uns, von welchen »Schuldigen« eigentlich abgelenkt wird, wenn die Regierung selbst eine Verschwörungstheorie im Zusammenhang mit den Anschlägen des 11. September verbreitet: mit einem Hauptschuldigen Osama Bin Laden, gegen den das FBI nach eigenen Angaben keine konkreten Beweise hat, mit Tätern, deren wirkliche Identität ungeklärt ist, mit Tatortspuren, die mehr Rätsel aufgeben als Fragen beantworten, mit Wolkenkratzern, deren Pulverisierung alle Gesetze der Bauphysik sprengt, mit Standardprozeduren der Luftsicherheit, die außer Kraft gesetzt wurden, mit Militärmanövern, die an diesem Morgen mit Phantomflugzeugen und simulierten Radarsignalen die Fluglotsen verwirrten, mit militärischen Hauptverantwortlichen für die Luftsicherheit, die allesamt nicht auf ihrem Posten waren, mit Anthrax in der Post als eindeutiger Werbebotschaft für den umstrittenen Patriot Act – und ohne einen einzigen Verantwortlichen, der je von einem ordentlichen Gericht zur Rechenschaft gezogen worden wäre.
Auch wir kennen die Wahrheit des 11. Septembers nicht, wir wissen nicht, was an diesem Tag wirklich geschah; aber wir kennen die Lügen über den 11. September und wir wissen, wer sie in die Welt gesetzt hat.
Wenn der Kommissar im Krimi auf jemanden stößt, der über den Tathergang die Unwahrheit verbreitet, hat er es mit einer halbseidenen Figur zu tun, die automatisch zu den Verdächtigen zählt. Wenn also der Bürgermeister den Wilderer bezichtigt, das Gemeindehaus in Schutt und Asche gelegt zu haben, weil dieser ihm schon mehrfach mit Rache gedroht hat, dann ist für den Kommissar und den Leser alsbald klar, dass der Wilderer als Täter ausscheidet. Der Bürgermeister dagegen, der die falschen Anschuldigungen in die Welt gesetzt hat, wird seinerseits zum Hauptverdächtigen. Nur: Wie überführt man ihn, bei dem Anschlag selbst die Finger im Spiel gehabt zu haben? Der Pfarrer, der Dorfpolizist, der Wirt, der Gutsbesitzer, die Gemeinderäte, der Chef des Lokalanzeigers – niemand kann sich auch nur vorstellen, dass an diesem ungeheuerlichen Verdacht was dran sein könnte. Und wenn der Kommissar vorsichtig weiterbohrt, kriegt er zu hören: »Geben Sie acht auf das, was Sie sagen!« Also wird weiter bloß gegen den Wilderer ermittelt und keine andere Spur verfolgt. Der Bürgermeister begründet das damit, dass alle Kapazitäten zur Verhinderung weiterer Brandstiftungen und für die Jagd auf potentielle Feuerteufel gebraucht werden. Nur weil einige Angehörige der Brandopfer keine Ruhe geben, wird nach über eineinhalb Jahren doch noch eine Ermittlungskommission eingesetzt. Deren Mitglieder wählt der Bürgermeister nach eigenen Gnaden aus, und entsprechend gerät das Ergebnis ihrer »Untersuchung«: Der Wilderer war’s! Dass die von »Bürgermeister« Bush handverlesene 9/11-Commission genau so agierte und exakt das gewünschte Ergebnis »ermittelte«, werden wir im Folgenden zeigen.
Dass sich das Narrativ von Osama und den 19 Teppichmessern – die Behauptung, dass 9/11 die Tat von 19 Einzeltätern war, die von Bin Laden aus einer afghanischen Höhle gesteuert wurden –, dass sich diese hanebüchene Story nun über fast ein Jahrzehnt als wahre, realitätsgerechte Beschreibung der Ereignisse halten kann, hat natürlich vor allem mit ihrer permanenten, penetranten Wiederholung auf allen medialen Kanälen zu tun. Sowie mit dem Bannstrahl »Verschwörungstheorie«, den dieselben Kanäle sofort aussenden, wenn Zweifel an der Geschichte laut werden. Die Methode ist ebenso simpel wie wirkungsvoll: Wenn jede alternative Sichtweise als gefährliche, unseriöse, frevelhafte »Verschwörungstheorie« aus dem öffentlichen Diskurs verbannt wird, kann es sich bei der offiziellen Verschwörungstheorie ja nur noch um die Wahrheit handeln.
Dennoch geben die unpassenden Fakten, die eklatanten Ungereimtheiten und offensichtlichen Vertuschungen keine Ruhe. In einer repräsentativen Umfrage 2006, fünf Jahre nach den Anschlägen, bejahten 36 Prozent der US-Amerikaner, dass ihre Regierung an den Anschlägen auf das World Trade Center entweder beteiligt war oder nichts unternahm, sie zu verhindern, weil sie im Mittleren Osten in den Krieg ziehen wollte. Seither ist die Zahl derjenigen, die die US-Regierung für involviert hält und die Anschläge als »inside job« sieht, weiter gewachsen, und kaum eine Talkshow, kaum ein Magazin hat nicht mindestens einmal einen Psychologen oder »Experten« aufgeboten, der diesen »offensichtlichen Hang zu Verschwörungstheorien« als irrational wegerklärt, schließlich glaubten die Leute ja auch an UFOs, Marienerscheinungen und Poltergeister. Außerdem sei das Sündenbockdenken sehr verbreitet, und den USA als größter Weltmacht würde eben am häufigsten der Schwarze Peter zugeschoben. Mit den Belegen, Fakten und Hinweisen der »9/11-Wahrheitsbewegung« – wie man die disparate und weltweite Gruppe der Skeptiker, Zweifler und Ungläubigen mit einem Sammelbegriff belegen könnte – findet eine konkrete Auseinandersetzung kaum statt, selbst der kleinste gemeinsame Nenner – dass angesichts der eklatanten Nichtaufklärung der Verbrechen eine Neu-Untersuchung stattzufinden habe – findet in den Großmedien kein Echo. Ebenso wenig wie die Ergebnisse einer repräsentativen Emnid-Umfrage zum Thema 9/11 Anfang 2011 in Deutschland, nach der 89,5 Prozent der Befragten der Regierungsversion der Ereignisse keinen Glauben schenken. Dass solche erstaunlichen Befunde der öffentlichen Meinung ihr Dasein allenfalls am Rande fristen – in diesem Fall in dem Unterhaltungsmagazin Welt der Wunder (Heft 2/2011) –, ist indessen kein Wunder: Die Großmedien sind als Megafon von Industriekonzernen und Anzeigekunden nur mehr für systemerhaltende Nachrichten zuständig, die kritische Öffentlichkeit ist zur Emigration gezwungen, an die Ränder und ins Internet.
Und so gilt für den Mainstream der Medien 9/11 eben als erledigter Fall, nach dem man längst zur Tagesordnung übergegangen ist. Da diese Tagesordnung »Krieg« heißt, rütteln Zweifel an 9/11 auch am Grund jenes Krieges, zu dessen Beginn US-Vizepräsident Richard Cheney verkündet hat, dass er »länger als eine Generation« dauern wird. Und mindestens so lange, so steht zu befürchten, muss die Legende von den 19 Einzeltätern und ihrem Ex-Anführer Osama Bin Laden als Wahrheit und Realität verkauft und verteidigt werden. »Wir« – das sind auch deutsche Soldaten, die mit der Begründung in Afghanistan kämpfen, dass von dort der Jahrtausendverbrecher Bin Laden operierte, der für 9/11 verantwortlich ist. Wäre diese Begründung falsch, wären die in ihrer Folge begonnenen Kriege nicht nur ein Fehler, sondern ein Verbrechen. Schon dieses unmögliche Eingeständnis zwingt die Verantwortlichen, die Regierungen der USA und ihrer Alliierten, das Höhlenmärchen des 11. September weiter als Realität zu verkaufen.
Wir geben uns nicht der Illusion hin, diesen mächtigen Zauber mit unserem Buch auflösen zu können. Wir sind alles andere als optimistisch, was eine zeitnahe und unabhängige Neu-Untersuchung der Verbrechen betrifft; wir sind deprimiert über den Zustand der »freien« Medien und des unabhängigen Journalismus und staunen fasziniert über den durchschlagenden Erfolg einer globalen Gehirnwäscheoperation: des 9/11-Märchens als Realityshow. Als Autoren, Journalisten, Medienleute müssen wir deren »Machern« allergrößten Respekt zollen: Sie haben den Schockzustand, die Trance, in die das unfassbare Ereignis Milliarden von Menschen versetzt hat, nicht nur erfolgreich genutzt, eine hypnotische Suggestion einzupflanzen (»Osama war’s!«), sie haben dieses Phantom auch erfolgreich auf eine ebenso phantomhafte Gruppe (»Al-Qaida«) und einen neuen Weltfeind (»Islamismus«) erweitert und halten diese unsichtbaren Dämonen mit immer neuen Meldungen dauerhaft am Leben. Obwohl es von Bin Laden seit Jahren kein glaubhaftes Lebenszeichen mehr gab, obwohl er vor seinem offiziellen Exitus durch Kopfschuss am 1. Mai 2011 schon achtmal für tot erklärt wurde, obwohl er eine Terrorbande namens »Al-Qaida« nie gegründet hat und obwohl die Ungereimtheiten und Widersprüche der ganzen Geschichte zum Himmel schreien. Das ist die hohe Schule der Massenmanipulation, und dieser Medienmagie etwas Wirksames entgegenzusetzen, fehlen uns die Mittel und die Macht. Wir sind nur mit einem gesunden Menschenverstand ausgerüstet, mit dem wir (meistens) in der Lage sind, Fakten von Fiktionen zu unterscheiden, Aufklärung von Desinformation, Ermittlungen von Vertuschungen und Untersuchungsberichte von Gefälligkeitsgutachten.
Dass wir mit diesem Buch – wie schon mit unseren vorherigen Büchern zum Thema – eine große schweigende Mehrheit von LeserInnen auf unserer Seite haben, scheint uns ebenso sicher zu sein wie die Tatsache, dass wir damit einmal mehr gegen den massenmedialen Wind pinkeln. Doch diese Unbill nehmen wir in Kauf – for the record und für die Historiker der Zukunft, die dereinst diesen Fall ja dann doch noch aufklären werden. Und um unseren Enkeln oder Urenkeln zu beweisen, dass zumindest nicht alle Altvorderen zu Anfang des Jahrtausends von der großen 9/11-Lüge eingelullt worden waren. Dass, wer es damals wissen wollte, es auch wissen konnte. Und dass die altbekannte Ansage »Aber wir haben von nichts gewusst« nicht mehr war als eine bequeme Ausrede.
Was man wissen kann, zehn Jahre nach dem Jahrhundertverbrechen, wenn man nur gewillt ist, etwas genauer hinzuschauen, haben wir auf den folgenden Seiten zusammengefasst – so kurz, wie es bei einem hochkomplexen historischen Ereignis gerade noch möglich ist, und so konzentriert auf Fakten, Dokumente (die den Ermittlern zweifellos in besserer Auflösung und Qualität vorliegen als uns) und befragbare Zeugen, wie es nötig ist, um weitere beziehungsweise erstmalige staatsanwaltliche Ermittlungen einzuleiten. Unter jedem Kapitel sind deshalb die vorzuladenden Zeugen, teils auch die freizugebenden Dokumente benannt, die zu einer Aufklärung des Sachverhalts herangezogen werden müssen. Jeder einzelne dieser ungeklärten, ungereimten, unmöglichen Sachverhalte würde in einem ordentlichen juristischen Prozess zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens führen, zu weiteren Ermittlungen, Zeugenvernehmungen, Beweisaufnahmen – und zu einer neuen Verhandlung. Dass eine solche Neu-Aufnahme der Ermittlungen in Sachen 9/11 geschehen muss – nicht nur im Namen der Opferangehörigen und der amerikanischen Bürger, sondern im Namen der Weltgemeinschaft, denn mit 9/11 wird Welt(kriegs) politik gemacht –, dass also eine Neu-Untersuchung des 9/11-Terrors unabdingbar und unausweichlich ist, daran kann nach der im Folgenden präsentierten Beweislast kein vernünftiger Zweifel bestehen.
Nein, wir finden uns nicht ab mit dem fatalistischen Ausblick, dass wir schon in einem postdemokratischen, neofeudalen System leben, dessen rechtsstaatliche Fassade nur noch Kosmetik ist, hinter deren Kulissen private Armeen und Geheimdienste die Exekutive übernommen haben und ausführen, was Finanz- und Industrie-Oligarchen in diskreten Hinterzimmern beschließen und von ihren Stenografen und Megafonen – den Medien – durch die Wiederholungsschleifen orgeln lassen. Wer in einer solchen Welt leben mag, kann die Verbrechen auch zum zehnten Jahrestag auf sich beruhen lassen. Wir – und angesichts der Umfragen könnte man sich sogar dazu aufschwingen zu sagen: »We, the people« – wollen das nicht. Möge also dieses Buch dazu beitragen, der Forderung von Millionen Menschen in den USA und rund um den Erdball zum Durchbruch zu verhelfen: »Re-investigate 9/11!«
Nachbereiter, Vorbereiter
1 Allgemeinwissen
Der offizielle Wissensstand am zehnten Jahrestag des 11. September 2001, zusammengefasst aus den Geschichtsbüchern sowie demCommission Reportder US-Regierung.
Auf Geheiß des aus Afghanistan operierenden Al-Qaida-Anführers Osama Bin Laden und seines Chefplaners Khalid Scheich Mohammed entführten am 11. September 2001 zwischen 8:13 Uhr und 10:03 Uhr 19 radikalislamische Terroristen vier US-Passagiermaschinen und lenkten diese in die Türme des New Yorker World Trade Center, ins Washingtoner Pentagon sowie in einen Acker bei Shanksville, Pennsylvania. Die 19 Selbstmordattentäter wurden zweifelsfrei als Al-Qaida-Mitglieder identifiziert.
Die vier Jets, gestartet in Boston (American Airlines 11 und United Airlines 175), in Newark (United 93) und Washington (American 77) konnten nicht von US-Kampfjets abgefangen werden, da das Militär nicht rechtzeitig von den Entführungen unterrichtet wurde. Im Fall der zuerst entführten Maschine (AA 11) blieben dem Militär neun Minuten zum Reagieren, im Fall der dritten (AA 77) vier Minuten, die beiden anderen Maschinen (UA 93 und UA 175) wurden erst nach ihrem jeweiligen Absturz als entführt gemeldet. Die zahlreichen am 11. September stattfindenden Militärübungen verlangsamten die Reaktion der US-Luftabwehr nicht, sondern beschleunigten diese bestenfalls. Die Dienstvorschriften wurden befolgt. Alle zuständigen Lotsen und Militärvertreter handelten rasch und verantwortungsvoll, es gab keinerlei Versäumnisse, wegen derer Einzelne hätten zur Rechenschaft gezogen werden müssen.
Ausländische Regierungen und/oder Geheimdienste waren nicht in die Planung und Durchführung der Terroranschläge involviert. Es gab keinerlei Vorwarnungen oder Vorkenntnisse über den Plan, der außerhalb der Vorstellungskraft aller Behörden und US-Geheimdienste lag.
Die beiden Türme des World Trade Center stürzten aufgrund der durch die hineinrasenden Flugzeuge entstandenen Zerstörungen sowie des in der Folge ausgebrochenen Feuers in sich zusammen. Das Gebäude 7 des World-Trade-Center-Komplexes wurde durch die herabfallenden Trümmer so beschädigt, dass es am Nachmittag dieses Tages ebenfalls zusammenfiel.
Die genauen Zusammenhänge des 11. September wurden vom FBI und einer von der US-Regierung eingesetzten Untersuchungskommission akribisch untersucht. Ihr Bericht erklärt vollständig und umfassend die Geschehnisse der Terroranschläge sowie deren Vorgeschichte.
Betrachten wir diese Darstellung im Folgenden im Detail. Punkt für Punkt.
2 Die Kommission
Die von der US-Regierung eingesetzte unabhängige 9/11-Commission hat mit ihrem Abschlussbericht vom Juli 2004 eine gründliche und umfassende Darstellung der Fakten und Hintergründe des 11. September 2001 vorgelegt.
Wenn dem so wäre, hätten wir dieses Buch nicht schreiben müssen, das auf jeder Seite das Gegenteil belegt, nämlich dass die 9/11-Commission weder alle Tatsachen und Hintergründe der Terroranschläge untersucht noch eine umfassende Darstellung der Ereignisse geliefert hat.
Dass eine Regierung nach einer großen Katastrophe gleich welcher Art eine Kommission einsetzt, die die Ursachen und die behördlichen Gegenmaßnahmen untersucht, gehört zum üblichen Vorgehen. Ob es sich um eine Naturkatastrophe, einen Polit- oder Finanzskandal oder um einen Großunfall handelt, spielt dabei keine Rolle – eine Kommission oder ein Regierungsausschuss ermittelt den Fall, verhört gegebenenfalls Zeugen und veröffentlicht die Ergebnisse der Untersuchung in einem »White Paper«, das als Grundlage für die Einrichtung künftiger Schutzvorkehrungen dient. Diesem selbstverständlichen Procedere folgten auch einige US-Senatoren, als sie wenige Wochen nach den Anschlägen einen Beschluss zur Einsetzung einer unabhängigen 9/11-Commission vorbereiteten und im Dezember 2001 als Gesetzesvorlage im Senat einbrachten. Eine Formalität, sollte man meinen, doch die Bush-Regierung opponierte. Eine solche Untersuchung, so richtete Vizepräsident Dick Cheney dem demokratischen Fraktionschef Tom Daschle aus, sei eine »sehr gefährliche und zeitraubende Ablenkung derjenigen von uns, die heute an der Frontlinie unserer Erwiderung arbeiten … Wir haben alle Hände voll zu tun.« Schon im Oktober war dem Oppositionschef Daschle ja mit der postalischen Zustellung einer Prise Anthrax von einem unbekannten Absender (Kap. 37) dezent signalisiert worden, sich bei der Aufklärung der Verbrechen und dem Widerstand gegen den Patriot Act tunlichst zurückzuhalten – jetzt drohte der vielbeschäftigte Vizepräsident Cheney damit, die Demokraten in der Öffentlichkeit als landesverräterische Blockierer des »war on terror« zu porträtieren, wenn sie weiter auf einer Untersuchung bestünden.1
Die Familien der Opfer empfanden diese Verhinderung einer öffentlichen Untersuchung als Schlag ins Gesicht. Ohne ihre Entrüstung und ihre nicht nachlassenden Forderungen hätte es diese Kommission auch nie gegeben. Erst ein Jahr später, am 20. September 2002, deutete Präsident Bush an, die Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungskommission nunmehr zähneknirschend unterstützen zu wollen. Wo Bushs eigentliche Prioritäten lagen, zeigt freilich sein am selben Tag dem US-Kongress überreichtes 31-seitiges Papier »The National Security Strategy of the United States«, in dem die seit mehr als einem halben Jahrhundert geltenden Prinzipien der US-Außenpolitik fundamental umgeschrieben wurden, zu einer Doktrin des »preemptive war«: »vorbeugende« Kriege der Vereinigten Staaten »gegen Nationen, von denen sie glauben, dass sie möglicherweise eine Bedrohung für die US-Sicherheit werden könnten« (Kap. 3).
Die Ungeheuerlichkeit dieser dem internationalen Völker- und Kriegsrecht hohnsprechenden Anmaßung spielte in den Nachrichten des Tages indes eine untergeordnete Rolle; die Topnachricht war ein anderer Kurswechsel, nämlich dass Bush auf Druck der Opferfamilien seinen Widerstand gegen eine 9/11-Untersuchung aufgegeben hatte. Erst sehr viel später wurde bekannt, dass der Autor des von Bush unterzeichneten Strategiepapiers jener Philip Zelikow (Kap. 3) ist, der im Januar 2003 als Executive Director berufen wurde, allerdings nicht ins Kriegsministerium, sondern in die »unabhängige« 9/11-Commission.
Vor der Berufung des Geschäftsführers mussten noch die Leitung und die Besetzung der Kommission bestimmt werden, und die Wahl des Weißen Hauses fiel auf Henry Kissinger. Dass der ehemalige Außenminister und Sicherheitsberater in viele Länder der Welt nicht mehr einreisen kann, weil er als Kriegsverbrecher sofort verhaftet werden würde, tat seiner Berufung ebenso keinen Abbruch wie die Tatsache, dass er am 11. September 1973 den blutigen Putsch in Chile und die Ermordung des Präsidenten Salvador Allende orchestriert hatte. Eine gewisse Expertise im Einfädeln und Vertuschen von Terror aller Art kann man bloody old Henry insofern auch nicht absprechen. Woran sein Vorsitz der 9/11-Commission scheiterte, war denn auch nicht seine Vergangenheit, sondern die Gegenwart. Kissinger verweigerte die für ein öffentliches Amt notwendige Offenlegung der Kunden seiner Beratungsfirma.
Lorie van Auken, die ihren Mann im WTC verloren hatte und mit vier anderen Witwen aus ihrer Nachbarschaft, den »Jersey Girls«, zu den engagiertesten Familienvertreten gehörte, konfrontierte Kissinger damit bei einem Treffen in seinem Büro:
»›Ich muss Sie fragen: Haben Sie irgendwelche Klienten aus Saudi-Arabien? Haben Sie irgendwelche Klienten mit dem Namen Bin Laden?‹
Im Raum wurde es totenstill. Kissinger, der sich gerade einen Kaffee einschenkte, war eindeutig erschrocken von Lories Fragen, er fummelte mit der Kanne und verschüttete Kaffee auf dem Tisch. Im selben Moment schien er die Balance auf dem Sofa zu verlieren und fiel fast auf den Boden.«2
So sieht es offenbar aus, wenn man vom Stuhl gehauen wird. Am nächsten Morgen schickte Kissinger ein Fax ans Weiße Haus und trat von seinem Amt zurück. Folgt man der »Unzensierten Geschichte der 9/11-Ermittlung«, die der New York Times-Veteran Philip Shenon unter dem Titel The Commission 2008 vorgelegt hat, wird deutlich, dass es der Bush-Regierung mit der Einsetzung dieser Kommission nie darum ging, die Verbrechen so umfassend wie möglich aufzuklären, sondern nur darum, möglichst jeden Schaden von sich fernzuhalten.
Als dafür geeignet galten Thomas Kean, der ehemalige republikanische Gouverneur von New Jersey, und der ehemalige demokratische Abgeordnete Lee H. Hamilton, die zum Leiter und zum Vizechef der Kommission berufen wurden. Hamilton ist ein persönlicher Freund von »Dick« und »Don«, Vizepräsident Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld – und von den zehn weiteren Mitgliedern stehen neun in engen Verbindungen mit der Rüstungs- und Luftfahrtindustrie. Der Republikaner Fred Fielding arbeitet in einer Anwaltskanzlei, die United Airlines vertritt; John Lehman, der ehemalige Marineminister, hält große Investments beim Rüstungsunternehmen Ball Corp., das viele Verträge mit dem Pentagon hat; Slade Gorton hat als Anwalt enge Verbindungen zu Boeing; die Kanzlei von James Thompson macht Lobbyarbeit für American Airlines. Auf Seiten der Demokratischen Partei saßen in der Kommission mit Tim Roemer ein Repräsentant des Rüstungskonzerns Lockheed-Martin, mit Jamie Gorelick eine Direktorin von United Technologies, einem der größten Vertragsunternehmen des Pentagon, und mit Richard Ben-Veniste ein Repräsentant von Boeing und United Airlines, der als Anwalt einst den größten Drogenschmuggler der USA und Chefpiloten der Iran-Contra-Flotte der CIA, Barry Seal, vertreten hatte. Lee Hamilton, der Vizedirektor der Kommission, war damals ein Mitglied des Untersuchungsausschusses der Iran-Contra-Affäre und half seinen »Mituntersuchern« Cheney und Rumsfeld dabei, den von Bush sen. und Reagan inszenierten Waffen- und Drogenschmuggel mit einem Bauernopfer (Oliver North) unter den Teppich zu kehren.3
Dazu kam im Januar 2003 als geschäftsführender Direktor und operativer Chef der gesamten Untersuchung der enge Mitarbeiter, Kollege und Ko-Autor der nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, der bereits erwähnte Philip Zelikow. Deutete schon diese Besetzung an, dass von einer unabhängigen Ermittlung nicht die Rede sein konnte – nur wer Böcke zu Gärtnern ernennt, kann ein Desaster der nationalen Sicherheit von einem Freund der verantwortlichen Sicherheitsberaterin untersuchen lassen –, so machte das von Bush festgelegte Budget der Untersuchung – drei Millionen Dollar – vollends deutlich, dass es hier nur um eine Farce ging. Zum Vergleich: Der Ausschuss zur Untersuchung der Clinton-Lewinsky-Affäre war ein paar Jahre zuvor mit 30 Millionen Dollar ausgestattet, für die Ermittlungen zum Absturz der Columbia-Fähre 2004 waren 152, für die zur Challenger-Katastrophe 175 Millionen bewilligt worden. Nach zahlreichen Protesten erhöhte das Weiße Haus das lachhafte Budget zur Untersuchung des Jahrhundertverbrechens dann im März 2003 auf insgesamt 15 Millionen Dollar.4
Zu diesem Zeitpunkt nehmen auch die Kommissionsmitglieder und die vom Executive Director Philip Zelikow eingeteilten und kontrollierten Ermittlerteams endlich ihre Arbeit auf – ohne zu wissen, dass sie sich ihre Mühen eigentlich sparen können, denn das Drehbuch ihres Abschlussberichts ist bereits geschrieben worden: von Philip Zelikow. Die detaillierte Outline, in der er bereits im März 2003 festlegt, was der 9/11-Report enthalten wird (und was nicht), wird auf Anraten von Kean und Hamilton vor der restlichen Kommission und sämtlichen Mitarbeitern geheim gehalten.5 Als das Dossier den Mitarbeitern nach über einem Jahr bekannt wird, kursiert unter ihnen alsbald eine Parodie auf die legendäre Kennedy-Untersuchungskommission – Titel: »The Warren Commission Report – Preemptive Outline«. Eine der satirischen Kapitelüberschriften lautet: »Single Bullet: We Haven’t Seen the Evidence Yet. But Really. We’re Sure«6 – eine Anspielung auf Zelikows implizite Vorgabe: »Osama bin Laden and al-Qaeda: We Haven’t Seen the Evidence Yet. But Really. We’re Sure.« Wie so oft beschreiben auch hier die zynischen Kommentare des Fußvolks die Sache zutreffender als die dröhnenden Reden ihrer Großkopferten. Die als Prototyp einer Nichtaufklärungs- und Vertuschungsermittlung in die Geschichte eingegangene Warren-Kommission, die den Mord John F. Kennedys – wider alle Evidenz von mehreren Schützen – der »magischen Kugel« des Einzeltäters Lee Harvey Oswald zuschrieb, die sowohl den Präsidenten tötete als auch den vor ihm sitzenden Gouverneur verletzte, taugt in der Tat ganz ausgezeichnet zur Charakterisierung der 9/11-Commission.
Auf faktische Ermittlungen kam es nicht an, die Ergebnisse waren in »präemptiven« Grundlinien bereits festgelegt, und ihr Autor Zelikow sorgte in den kommenden Monaten mit harter Hand dafür, dass divergierende Tatsachen und unpassende Zeugen gar nicht erst ins Bild gerieten (Kap. 23,24), geschweige denn, dass sich die Ermittlungen in irgendeine andere Richtung als Bin Laden und Al-Qaida richteten (Kap. 3). Angeforderte Unterlagen der Flugüberwachung oder Dokumente des Verteidigungsministeriums wurden der Kommission verweigert oder als angeblich nichtexistent unterschlagen,7 den angeblichen Hauptzeugen des Al-Qaida-Plots, Khalid Scheich Mohammed (KSM), durfte kein Mitglied der Kommission verhören,8 Ermittlungen zur »Saudi Connection« der »Hijacker« Khalid Al-Midhar und Salem Al-Hazmi wurden den Mitarbeitern »aus Kostengründen« untersagt, Regierungs- und Militärmitglieder mit gerichtlicher Vorladung (Subponae) zu Aussagen zu zwingen, wurde »aus Zeitgründen« unterlassen, auf eine Vereidigung von Präsident George W. Bush wurde verzichtet, er konnte über sein Tun und Lassen vor und am 11.9. beim Kaffeekränzchen im Weißen Haus mit ein paar ausgesuchten Kommissionären plaudern, zusammen mit seinem Vize Dick Cheney. Und so konnte es kommen, dass die National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States nicht die große Verschwörung aufklärte, die zu dem Massenmord des 11.9. führte, sondern eine große Verschwörungstheorie produzierte, indem sie die schon in den ersten Minuten nach den Anschlägen in die Welt gesetzte Hypothese »Osama war’s« mit möglichst stimmigen Belegen unterfütterte. Etwas anderes war in den von Professor Zelikow »präemptiv« festgelegten Grundzügen der Ermittlung niemals vorgesehen.
»We were set up to fail«, überschreiben Kean und Hamilton denn auch das erste Kapitel ihres Buch über die Arbeit der Kommission9 – und führen aus, dass ihnen der Gedanke, zum Versagen verurteilt zu sein, schon gekommen sei, bevor sie sich im Dezember 2002 zum ersten Mal trafen. Was dann folgte, muss man sich als erfolgreiche Verdrängung dieser finsteren Ahnung vorstellen, denn am Ende des Buchs werten sie das Ergebnis ihrer Untersuchung als Erfolg. Mit ihrem Abschlussbericht sei ein Report veröffentlicht worden, den »eine große Mehrheit der Amerikaner akzeptieren kann«10.
Das mag zumindest halbwegs stimmen – auch wenn laut Umfragen von einer großen Mehrheit kaum die Rede sein kann11 –, doch eine halbwegs akzeptable Story ist keine Verbrechensaufklärung, eine vom Mainstream akzeptierte Geschichte keine Dokumentation der Ereignisse und ein aus Fakten und Fiktionen zusammengeschustertes Narrativ nicht die Aufdeckung einer Verschwörung, sondern nur eine weitere Verschwörungstheorie. Die erste wirkliche Untersuchung des Jahrhundertverbrechens steht noch bevor.
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Thomas Kean, Lee Hamilton
Philip Zelikow
Dana Lesemann und Mike Jacobson, Redaktionsmitglieder der 9/11-Commission, die die »Saudi Connection« untersuchen wollten
Max Cleland, demokratischer Senator, der die Kommission verließ, weil er sich nicht an Vertuschungen beteiligen wollte
3 Der Autor: Philip Zelikow
Dass mit Philip Zelikow ein enger Vertrauter der nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice zum leitenden Direktor der 9/11-Commission berufen wurde, tat der Objektivität ihres Abschlussberichts keinen Abbruch.
»Professor Zelikows Gebiet der akademischen Expertise liegt in der Schaffung und Erhaltung von, in seinen Worten, ›öffentlichen Mythen‹ oder ›öffentlicher Annahmen‹, die er als ›Glauben‹ definiert, den man als wahr annimmt (auch wenn man es nicht mit Sicherheit weiß) und in dem man sich mit der tonangebenden politischen Öffentlichkeit verbunden weiß. In seiner akademischen Arbeit hat er sich darauf spezialisiert, was er ›einbrennen‹ und ›formen‹ von Ereignissen nennt, die eine ›transzendente‹ Rolle einnehmen und deshalb ihre Kraft behalten, auch wenn die Generation, die sie erlebt hat, schon vergangen ist. Er sagt, ›dass die Erzählkraft der Geschichte damit zu tun hat, wie die Leser sich mit den Aktionen der einzelnen Figuren in Beziehung setzen können. Wenn die Leser keine Verbindung zu ihrem eigenen Leben herstellen können, werden sie von der Geschichte möglicherweise überhaupt nicht berührt‹.«1
Als wir in der Beschreibung des Miller Centers der Universität Virginia über das akademische Fachgebiet von Professor Philip D. Zelikow über das Wort »searing« stolperten und nachschlugen, dass man es mit »ätzen« oder »einbrennen« übersetzen kann, mussten wir für eine Schrecksekunde unsere nicht vorhandenen Hüte ziehen. Das passte. Was das Einbrennen und Formen von Ereignissen und die Konstruktion »öffentlicher Annahmen« betrifft, hat kein Autor, kein Intellektueller und kein Politiker dieses Zeitalters mehr geleistet als dieser Experte in der Schaffung und Erhaltung öffentlicher Mythen. Als Executive Director der 9/11-Commission, als Regisseur der Ermittlungen, als Spiritus Rector der Kommissionskommunikation und als Chefautor des 9/11-Reports hat Zelikow den Rang eines Geschichtsprofessors und Politikberaters hinter sich gelassen: Er hat Geschichte nicht nur gelesen und gelehrt, er hat sie gemacht. Und auch wenn man dieses Buch durchaus als Anti-Zelikow verstehen sollte, gebührt auf dem im Nachwort angeregten »Denkmal für Dick und Don« auch Phil ein Plätzchen. Zumal er nicht nur als Mythenmetz und Schöpfer des großen Narrativs vom 11. September eine entscheidende Rolle spielte, sondern auch als Visionär und Vordenker des Ereignisses selbst. Zusammen mit dem ehemaligen CIA-Direktor John M. Deutch verfasste Philip Zelikow 1998 ein Buch unter dem Titel Catastrophic Terrorism: Elements of a National Policy, in dem er im Konjunktiv formulierte, was zwei Jahre später geschehen sollte:
»Was einmal Hollywoods und Tom Clancys Repertoire von alptraumhaften Szenarien war, ist als katastrophaler Terrorismus eine reale Möglichkeit. … Ein erfolgreicher Angriff mit Massenvernichtungswaffen könnten sicher Tausende oder Zehntausende töten. Wenn die Bombe, die 1993 unter dem World Trade Center explodierte, nuklear gewesen wäre …, wären Chaos und Zerstörung weit über unsere dürftigen Möglichkeiten einer Beschreibung hinausgegangen. … Ein Akt des katastrophalen Terrorismus, bei dem Tausende ums Leben kommen und/oder Hunderttausende von ihren Lebensnotwendigkeiten abgeschnitten werden, wäre eine Wasserscheide in Amerikas Geschichte. … Verfassungsmäßige Freiheiten würden eingeschränkt, die USA stellten, um sich vor weiteren Attacken zu schützen, die Grenzen des Erlaubten bei der Überwachung von Bürgern, der Gefangennahme von Verdächtigen und des Einsatzes tödlicher Gewalt in Frage. Dies hätte mehr Gewalt zur Folge, da entweder weitere Terroristen versuchen würden, den großen ›Erfolg‹ nachzuahmen, oder es zum Vergeltungsschlag der Vereinigten Staaten gegen die vermutlichen Verantwortlichen käme. Wie Pearl Harbor würde ein solches Ereignis unsere Gegenwart und Zukunft teilen, in ein ›Vorher‹ und ein ›Nachher‹.«2
Ob es wie bei Pearl Harbor noch über ein halbes Jahrhundert dauert, bis aufgrund freigegebener Akten die Wahrheit über den »Überraschungsangriff« ans Licht kommt – von dem die US-Regierung dank der Entschlüsselung des japanischen Funkverkehrs vorab informiert war3 –, können wir nicht einschätzen. Sicher jedoch ist, dass das, was Zelikow 1999 im Konjunktiv formulierte, zwei Jahre später nun im Indikativ steht – nicht nur als Ereignis eines vernichtenden Terrorismus, sondern auch mit den von ihm genannten Folgen, der Einschränkung bürgerlicher Freiheiten (Patriot Act) und der Zunahme von Gewalt durch den Vergeltungsschlag der USA (War on Terror). Und was das »Vorher« und »Nachher« betrifft, kann der Professor mit Recht als der führende Kopf von 9/11 bezeichnet werden, denn er hat das Ereignis nicht nur im Voraus insinuiert und prognostiziert – und in seinem Papier »mehr als 100 Millionen Dollar« für ein Präventionsprogramm des Pentagon gefordert –, er hat das Ereignis auch im Nachhinein fiktionalisiert und mythifiziert: zu einer Legende von Pleiten, Pech und Pannen, die es 19 Studenten mit Messern ermöglichten, drei Wolkenkratzer mit zwei Flugzeugen zum Einsturz zu bringen, ohne dass Polizei, Geheimdienste oder Militär vorher und nachher etwas dagegen tun konnten. Alles, was in dieser Hinsicht auf seinen Schreibtisch kam – von den Able Danger-Erkenntnissen zu Mohammed Atta (Kap. 8), über die Whistleblower des FBI (Kap. 38) bis zu seinen eigenen Mitarbeitern, denen er untersagte, Zeugen zu den saudischen Geheimdienst-Connections der »Hijacker« Al-Midhar und Al-Hazmi zu vernehmen –, hielt Zelikow aus den Ermittlungen heraus. Wobei das Wort »Ermittlungen« für die von ihm orchestrierte 9/11-Untersuchung von Beginn an in die Irre führt, denn schon bevor die Recherchen überhaupt begannen, hatte er die Grundzüge des Abschlussberichts bereits geschrieben (Kap. 2).
Die Kommission, so hatte der Vorsitzende Thomas Kean zu Beginn der Untersuchung am 31. März 2003 verkündet, »will not point fingers«, und die Aufsicht, dass im Verlauf der Vernehmungen und Interviews mit keinem Finger auf irgendeinen Verantwortlichen gezeigt wird, oblag Philip Zelikow. Doch diese Vertuschungs- und Weißwaschaktion genügte dem ehrgeizigen Professor nicht – außer um die Reinhaltung der Westen seiner Auftraggeber im Weißen Haus wollte er sich auch um die Förderung ihrer Kriegsagenda verdient machen.
In den Recherchen von Philip Shenon über die Arbeit der Kommission finden sich zahlreiche Belege für das manipulative Treiben Zelikows, zum Beispiel seine Auswahl der Zeugen, die bei den öffentlichen Hearings der Kommission gehört werden sollten. Bei der ersten Anhörung etwa ließ Zelikow eine Propagandistin des rechts-konservativen Thinktanks American Enterprise Institute bizarre Thesen über die Verwicklung Iraks in die Anschläge und mit Al-Qaida vortragen. Und der erste Zeuge überhaupt, Abraham Soafer von der Hoover Institution, hatte zwar zu 9/11 nichts zu sagen, empfahl der Kommission aber eindringlich, über die Vorzüge eines präemptiven Krieges nachzudenken. Dem Terrorismus mit polizeilichen Ermittlungen beizukommen sei »absurd«, und Präsidenten seien deshalb gezwungen, Kriege zu führen.4
Dass Zelikow die Ermittlungen zu den terroristischen Tätern eines Massenmords in eine Verkaufsveranstaltung für den Irakkrieg verwandelte, war kein Zufall. Er hatte im Vorjahr die neue »Bush-Doktrin« präemptiver Angriffskriege formuliert, er hatte mit Richard Cheney, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und Condoleezza Rice zu jenen gehört, die das Gerücht von Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen und seiner Verbindung mit 9/11 als seriöse Tatsache verbreiteten, und er hatte 2002 als Mitglied des President’s Foreign Intelligence Advisory Board (PFIAB) deutlich gemacht, weshalb die USA dem Irak den Krieg erklären müssten, selbst wenn sie von dort gar nicht angegriffen werden:
»Warum sollte der Irak Amerika angreifen oder Nuklearwaffen gegen uns einsetzen? Ich werde Ihnen sagen, was ich für die eigentliche Gefahr halte, und zwar schon seit 1990 – die Bedrohung Israels. Und das ist die Bedrohung, die man nicht auszusprechen wagt, denn die Europäer, das will ich deutlich sagen, interessieren sich nicht für diese Bedrohung. Und die amerikanische Regierung will sich rhetorisch damit nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, weil es sich nicht gut verkaufen lässt.«5
Zelikows militaristischer Theorie eines »vernichtenden Terrorismus« war mit der monströsen Tat des 11.9. ein kaum zu übertreffendes Exempel beschert worden. So auch seinen Vordenkern und Stichwortgebern beim neokonservativen Project for A New American Century, die genau ein Jahr vor den Anschlägen in ihrem Papier Rebuilding America’s Defenses. Strategy, Forces and Resources for a New Century ein »neues Pearl Harbor« beschworen hatten, um den »Clean Break«, den radikalen Umbruch zu einer Militarisierung der US-Außenpolitik, zu erreichen.6 Mit der Federführung der 9/11-Ermittlungen fiel ihm selbst die Traumrolle zu, mit der Gestaltung des großen Narrativs ein monumentales Verkaufsargument für die Doktrin des präemptiven Krieges zu schaffen. Denn was sollte zukünftig Schrecken wie die Anschläge auf das WTC verhindern können, wenn sich auf keinen Verantwortlichen mit dem Finger zeigen, wenn sich kein Finanzier und Hintermann dingfest und vor Gericht bringen ließe, wenn bürokratische Mauern und Reibungen die Verfolgung von Verdächtigen unmöglich machen würde, wenn also selbst der entschiedenste Präsident, die wachsamsten Geheimdienste und die beste Polizei nicht in der Lage wären, solche Katastrophen auf amerikanischem Boden vorzubeugen? Da hilft nur … vorauseilende, vorausschauende, vorauswirkende Aktion, präemptiver Krieg, also genau das, was Dr. Zelikow schon als neue Strategie der US-Außenpolitik in Worte gegossen hatte.
Der 9/11-Report hatte als Litanei von Pleiten, Pech und Pannen insofern eine doppelte Funktion: Er diente der Weißwaschung der Regierung und schuf den Mythos einer unvermeidlichen Verwundbarkeit durch einen vernichtenden Terrorismus, der nicht mehr mit Politik, Prävention und Polizei bekämpft werden kann, sondern nur mit Krieg. Sollten die rechtswidrigen Aggressionskriege in Afghanistan und Irak jemals in einer Art Nürnberger Prozess geahndet werden, käme ein Chefideologe wie Philip Zelikow um die Höchststrafe für Schreibtischtäter wohl nicht herum. Was die 9/11-Verbrechen betrifft, dürfte eine Anklage wegen Beihilfe durch Vertuschung und Betrug der Öffentlichkeit durch Falschbehauptungen und Mythenbildung beste Aussichten auf Erfolg haben.
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Philip Zelikow
4 Der Kopf: Osama Bin Laden
Die Terroristen handelten auf Geheiß von Al-Qaida-Anführer Osama Bin Laden.
Daran kann kein Zweifel bestehen. »OBL«, spätestens im Mai 2011 auch offiziell verstorbener Chef der Terrorganisation Al-Qaida, plante und veranlasste die Anschläge des 11. September. Wäre das nicht zweifelsfrei bewiesen, hätten wir und unsere amerikanischen Verbündeten in Afghanistan nichts verloren. Davon abgesehen brauchten wir in dem Fall einen anderen Täter respektive Planer.
Fassen wir daher in gebotener Kürze die Beweislage zusammen.
Der Beschuldigte wies von Anfang an jede Beteiligung an den Anschlägen energisch von sich. Am 28. September 2001 gab Bin Laden in einem von der pakistanischen Tageszeitung Ummat veröffentlichten Interview zu Protokoll: »Ich habe bereits gesagt, dass ich mit den Anschlägen nichts zu tun hatte. … Ich hatte von den Anschlägen keine Kenntnis.« Bereits zwei Wochen zuvor, am 16. September, hatte Bin Laden durch seinen Gefolgsmann Abdul Samad der französischen Agentur AFP mitteilen lassen: »Ich erkläre kategorisch, dass ich diese Tat nicht begangen habe.«
Am 8. November empfing OBL den pakistanischen Journalisten Hamid Mir und wiederholte: »Ich habe mit den Anschlägen in den USA absolut nichts zu tun.« Worauf der Journalist ihn fragte, weshalb er am 7. Oktober dem Sender Al-Dschasira erklärt hatte, die Anschläge seien von Muslimen ausgeführt worden. Bin Laden erwiderte: »Die Amerikaner haben doch selbst eine Liste mit den verdächtigen Personen erstellt, die an den Anschlägen beteiligt gewesen sein sollen.«1
Damit stand zweifelsfrei fest: Der Verfolgte verfolgte die Nachrichten.
Das reichte aber nicht, um deswegen gleich das Land zu bombardieren und zu besetzen, das ihm angeblich Unterschlupf bot. Denn es fehlte ja weiterhin jeder Beweis für seine Beteiligung an den Anschlägen.
Zum Glück verplapperte sich der Terrorscheich.
Ein Video überführte ihn als Lügner. Ein im November 2001 aufgezeichnetes Gespräch Bin Ladens mit einem befreundeten Scheich wurde am 13. Dezember 2001 vom US-Fernsehen ausgestrahlt. Das 40 Minuten lange grobkörnige Videoband, unbemerkt aufgenommen in einer afghanischen Hütte, war von der US-Armee angeliefert worden beziehungsweise von Donald Rumsfelds Verteidigungsministerium (DoD). Es hieß, das Band sei Ende November in Dschalalabad aufgetaucht, »von jemandem zurückgelassen, der überstürzt aufgebrochen ist«2. Später erklärte das DoD, das Band sei den Behörden von einer Gruppe oder Einzelperson anonym zugespielt worden.
Bin Laden spricht auf dem Band mit seinem Besucher über den Anschlag, nennt »Mohammed Atta« als Anführer der Attentäter und erklärt auch gleich, weshalb er selbst, Bin Laden (früherer Bauunternehmer), anders als der Rest der Welt, auf den Einsturz der World-Trade-Center-Türme durch die Flugzeugtreffer hoffte. Er sei am 6. September über den genauen Anschlagstermin informiert worden und habe die Anschläge am 11. September ab 17:30 Uhr Ortszeit am Radio verfolgt.
Mit diesem Geständnis war Bin Laden überführt. Als Täter, Planer. Und Lügner. Und Leugner.
Zweifelsfrei. Na ja, fast zweifelsfrei.
Wann das Band beim DoD auftauchte, ist bis heute nicht ganz klar. Das Ministerium selbst ließ verlauten, es sei Ende November gewesen, CNN berichtete von Anfang November, der britische Independent unter Berufung auf Regierungsquellen vom 9. November. Jedenfalls hielt die US-Regierung das Band bis zum 13. Dezember zurück, denn Präsident Bush wollte alles haargenau geprüft wissen, ehe er sich entschloss, kurz vor dem Weihnachtsfest der christlichen Öffentlichkeit diesen alles entscheidenden Beweis für die Verderbtheit des 9/11-Islamofaschisten Bin Laden zu präsentieren.
Einige nicht unwesentliche Kleinigkeiten entgingen allerdings der akribischen Aufmerksamkeit der amtlichen Authentizitätsprüfer. Zum einen verwechselte der Video-Osama Zitate aus Koran und Hadith (also den Verkündigungen des Propheten)3, zudem zitierte er ungenau. Des Weiteren erwies sich die vom Pentagon mitgelieferte Übersetzung in wesentlichen Teilen, insbesondere hinsichtlich der »geständigen« Aussagen, als falsch.4
Die prüfenden US-Experten hätten aber auch aus anderen Indizien schließen können, dass der Videogeständige möglicherweise nicht Bin Laden war, sondern ein schlechter Schauspieler. Denn nicht genug damit, dass Linkshänder Osama in dem Video mit rechts schreibt – er hat außerdem seit seinen letzten Auftritten ungefähr 40 Kilo zugenommen und sieht sich nicht mehr besonders ähnlich. Bis auf den angeklebten Bart. Zudem hatte der fanatische Glaubenskrieger in den Wochen zwischen den Anschlägen und seinem unfreiwilligen Geständnis offenbar die Religion gewechselt. Der Video-Bin wedelt mit der rechten Hand vor seinen Gästen herum, erfreut über seine gelungene Tat, und lässt alle stolz den dicken Goldring an seinem Ringfinger sehen.5
Ein Ehering? Warum nicht, Bin Laden war häufiger verheiratet gewesen. Aber die Materialwahl gibt zur Skepsis Anlass, denn die Sahih Al-Bukhari, wichtigste Quelle der islamischen Rechtsprechung (nach dem Koran), verbietet kaum etwas so kategorisch wie – eben, das Tragen von Gold.6 Das hätte dem fanatischen Sunni-Prediger doch nun wirklich mal einer sagen können.