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Der Krieg gegen die Drogen ist nicht zu gewinnen. Bestsellerautor Mathias Bröckers zeigt, wie und warum das Geschäft mit den Drogen gerade durch die Prohibition so attraktiv ist und wie Politik, Mafia und Lobbyisten davon profitieren. Bundeswehr und NATO etwa sichern und bewachen in Afghanistan derzeit die größte Heroinproduktion aller Zeiten - und das ist nur eine von vielen absurden Auswirkungen des umfassenden internationalen Drogenverbotes. 1909 brachte eine internationale Opiumkommission das erste Globalisierungsgesetz auf den Weg, das Verbot von Drogen. Ein Jahrhundert später ist dieses Verbot nicht nur sozial- und gesundheitspolitisch gescheitert, sondern unterminiert durch seine Nebenwirkungen die Rechtsordnung und Gesellschaft in vielen Regionen der Welt: Drogengeld ist die Hauptfinanzquelle des internationalen Terrorismus und der organisierten Kriminalität. Die Kosten des Verbots übertreffen bei weitem die gesellschaftlichen Schäden des Drogenkonsums. Nur ein Ende der Prohibition und die konsequente Legalisierung aller Drogen kann diese Spirale von Schwarzgeld, Gewalt und Terror stoppen.
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Seitenzahl: 295
Mathias Bröckers
DIE DROGENLÜGE
Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit schaden
eBook Edition
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
ISBN 978-3-864896-08-8© Westend Verlag Frankfurt/Mainin der Piper Verlag GmbH, München 2010Satz: Fotosatz Amann, AichstettenDruck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, LeckPrinted in Germany
Inhalt
Dank
Einleitung
1 Eine kurze Geschichte der Prohibition
Von den Opiumkonferenzen zum War on Drugs
Prohibition als außenpolitisches Machtinstrument und innenpolitisches Law-and-Order-Vehikel
2 There’s No Business Like Drug Business
Prisons for Profit: die Gefängnisindustrie
3 Drogen – Terror – Krieg
Die Drogenökonomie des Terrors
Eine kurze Geschichte der illegalen Außenpolitik
4 Mikroanalyse staatlich sanktionierten Drogen-und Waffenhandels: von Mena über Venus nach Venice
»Alle unsere Geheimnisse sind die gleichen«
5 Tendenzwissenschaft und Tabupolitik
Warum das Zeitalter der Aufklärung in Sachen Drogen immer noch auf sich warten lässt
Pharmakos : der Sündenbock
6 Heile und herrsche
Das Ende des Schamanismus und der Beginn der Drogenpropaganda
7 Don’t panic, it’s organic
Jack Herer und die Wiederentdeckung des Hanfs
Fakten über Cannabinoide
8 Die Drogenlüge
Oktoberfest und Goa – ein Vergleich
9 Das Paradies ist gleich um die Ecke
Vom »Open Mind« zur »Open Source«
10 Jenseits der Prohibition
Sucht und Ordnung: Entkriminalisierung heute, Legalisierung morgen
Abkürzungsverzeichnis
Anmerkungen
Dank
Ich danke Hans Cousto, der die Daten für die Statistiken und Infographiken recherchiert und zusammengestellt hat. Sie verdeutlichen schon auf einen kurzen Blick den Anlass für dieses Buch: dass die vor hundert Jahren begonnene Politik der Prohibition bestimmter Drogen durchgängig gescheitert ist.
Auch Daniel Hopsicker bin ich zu Dank verpflichtet, einem der letzten Überlebenden der nahezu ausgestorbenen Spezies des in-vestigativen Journalisten. Er hat die Zeit gefunden, für dieses Buch einen der Hot Spots des ebenso illegalen wie staatsgesponserten Drogenhandels unter die Lupe zu nehmen. Solange Machenschaften wie an dem kleinen Flughafen von Venice Beach in Florida – dem Trainingslager der 9/ 11-Terroristen – weitergehen, so lange wird die Welt mit unkontrollierten Strömen von Drogen und dem damit finanzierten Terrorismus leben müssen. Sowie mit Medien, die sich der Mittäterschaft schuldig machen, wenn sie diese Zusammenhänge weiter verschweigen.
Mehr als Dank gebührt Jack Herer, dem wahrscheinlich wichtigsten Antiprohibitionskämpfer der letzten Jahrzehnte und Vater der modernen Hanf-Renaissance. Sein Buch The Emperor Wears No Clothes hat in den USA und Europa ein neues Zeitalter eingeleitet – die Wiederentdeckung des Hanfs als Medizin und Nutzpflanze. Am 15. April 2010 ist Jack Herer den Folgen einer Herzattacke erlegen, die ihn im vergangenen September in Oregon ereilt hatte – nach einer engagierten Rede für die Freiheit des Hanfanbaus für jedermann und gegen das Verbrechen, Menschen wegen »der wichtigsten Pflanze des Planeten« zu verfolgen und einzusperren.
Diesem Vermächtnis und der Erinnerung an den Freund und Freiheitskämpfer Jack Herer ist dieses Buch gewidmet.
Mathias Bröckers, Berlin, 1. Mai 2010
Einleitung
Am Anfang war das Drogendelikt. Eva und Adam nahmen von der verbotenen Pflanze und wurden mit der Vertreibung aus dem Paradies bestraft. Theologen mögen einwenden, dass dies eine allzu profane Deutung des Sündenfalls sei, doch wenn wir die Geschichte aus dem Buch Genesis beim Wort nehmen, kann kein Zweifel daran bestehen, dass es sich bei der verbotenen Frucht um eine psychoaktive, bewusstseinsverändernde Pflanze – eine Droge – handelt. Und ebenso klar ist, dass Eva und Adam über ihre Eigenschaften im Dunkeln gelassen wurden: Die Autorität im Garten Eden hatte die Pflanze verboten, weil ihr Genuss angeblich tödlich sei. Mit dieser noblen Lüge – »nobel«, weil Gott per se nur das Beste für seine Geschöpfe im Sinn hat, und »Lüge«, weil es sich um Desinformation handelte – steht und fällt die ganze Dramaturgie der Geschichte. Denn was wäre geschehen, wenn Gott die Paradiesbewohner über »Risiken und Nebenwirkungen« des Präparats vom »Baum der Erkenntnis« sachgemäß aufgeklärt hätte?
Eines kann man mit Sicherheit sagen: Der Menschheit wäre viel Ärger erspart geblieben. Vielleicht hätten die beiden es erst einmal bei einer homöopathischen Kostprobe belassen, anstatt gleich den ganzen »Apfel« zu essen. Aber selbst wenn sie sich – des ewig harmonischen göttlichen Einsseins überdrüssig – mit einer gezielten Überdosis in die rauhe (aber spannende) Dualität des Erdenlebens geworfen hätten, stünden wir heute besser da. Ohne mythologische Schuld, ohne Erbsünde und ohne einen zürnenden Gott. So aber war Eva auf Arzneimittelinformationen von der Straße angewiesen – Gerüchte einer Schlange statt Aufklärung von einem Arzt oder Apotheker –, und die Katastrophe nahm ihren Lauf. Wir müssen dem Herrn im Garten Eden keine bösen Absichten unterstellen, als er den Baum der Erkenntnis als tödliches Gift deklarierte. Er wollte vermutlich nur das Beste für seine Geschöpfe, doch er erreichte das Gegenteil. Nicht der Genuss der Pflanze, sondern die mit ihrem Verbot einhergehende Desinformation sorgte für den Absturz aus dem Paradies.
Der Rausch und seine Mittel sind so alt wie die Menschheit. Hätte »Ötzi«, der in den Südtiroler Alpen Anfang der neunziger Jahre gefundene »Gletschermann«, die italienisch-österreichische Grenze nicht schon vor mehr als 5000 Jahren, sondern in unseren Tagen passiert – er hätte außer einem Wetterumsturz auch die Drogenfahndung fürchten müssen. In den Taschen des tiefkühlkonservierten Steinzeitmenschen wurden halluzinogene Pilze gefunden, deren Wirkstoffe heute auf dem Betäubungsmittelindex stehen. Hätte unser Gletschermann den Zollkontrolleuren freimütig gestanden, dass er die Pilze regelmäßig konsumiere und einen größeren Vorrat zu Hause hätte, er wäre nach erfolgter Höhlendurchsuchung einem Haftrichter vorgeführt worden. Auf seine Einwendung, dass er auf die Pflanze angewiesen sei – aus medizinischen Gründen oder um spirituellen Kontakt mit dem »Geist der Vegetation« zu halten –, hätte man ihn in die Psychiatrie überwiesen und mit legalen Drogen vollgestopft – aus Ötzi wäre ein »Fall« geworden, eines jener Opfer, zu deren Rettung die Drogenkrieger ausgezogen sind. Ihre grundlegende Idee einer drogenfreien Gesellschaft, so zeigt dieser kurze Rückblick in die Steinzeit, war nicht erst seit den Zeiten der Puritaner falsch, sie widerspricht den Grundtatsachen der menschlichen Zivilisation.
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