9,99 €
»Anlässe zur Freude am Leben gibt es jeden Tag, auch in schwierigen Zeiten. Wir müssen nur die Augen öffnen, um sie immer wieder neu zu entdecken.« Davon ist Rainer Haak überzeugt. Und so gibt er uns 77 Impulse der Lebensfreude und des Glücks mit auf den Weg: heitere, bewegende aber auch nachdenkliche Geschichten, Gedichte, Märchen und Erzählungen, die uns helfen, den Reichtum unseres Lebens ganz neu zu entdecken und Mut machen. Was macht sie eigentlich aus, die »Freude« am Leben? Die meisten Menschen denken dabei an die außergewöhnlichen Momente des Lebens: die große Liebe, den Traumjob oder finanzielle Unabhängigkeit. Doch wenn wir uns nur darauf konzentrieren, laufen wir Gefahr, die vielen kleinen Glücksmomente des Alltags zu verpassen: den wunderschönen Sonnenaufgang, das liebe Wort vom Nachbarn, den Schmetterling, der uns mit seiner Leichtigkeit herausfordert, oder die guten Freunde, mit denen wir beschenkt sind. Rainer Haak zeigt: »Die Freude ist da, hier und heute. Sie umgibt uns, immer, an jedem Tag unseres Lebens.«
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 108
Rainer Haak
Die schönen Seiten des Lebens
Knaur eBooks
Was macht sie eigentlich aus, die »Freude« am Leben? Sind es nicht vor allem die vielen kleinen Glücksmomente des Alltags? Der wunderschöne Sonnenaufgang, die Leichtigkeit eines Schmetterlings oder die guten Freunde und Freundinnen, mit denen wir beschenkt sind?
Rainer Haak ist überzeugt: »Die Freude umgibt uns immer, jeden Tag.«
Er erzählt 77 Geschichten, die uns dabei helfen, den Reichtum des Lebens ganz neu zu entdecken.
1. Ein buntes Haus
2. Abenteuerlust
3. Siebenmal blinzelt keck die Freude
4. So wie damals
5. Fröhliche Luftsprünge
6. An einem dieser Tage
7. Apfelkuchen und Lebensfreude
8. Ich freue mich fünfundzwanzigmal
9. Städtereise mal anders
10. Das Geheimnis am frühen Morgen
11. Eine Stunde
12. Alles atmet auf
13. Ein Grund zur Freude
14. Verzaubert
15. Auch das noch!
16. Mitfreuen
17. Der Tag des Lächelns
18. Die größte Freude
19. Zweimal Überraschung
20. Wer lacht denn da?
21. Pit und Patt
22. Ein großer Schluck
23. Vorwiegend heiter
24. Ich freue mich über …
25. Ernst oder lustig?
26. Morgenlicht
27. Hauptsache, die Sonne scheint!
28. Die Quelle
29. Laut oder leise
30. Ein Lächeln für mich
31. Ode an die Freude
32. Am Mittwoch gibt’s Müsli
33. Warum lachst du?
34. Ins Wasser gefallen
35. Ganz schön albern!
36. Heute ist mein Tag
37. Der Termin drängt
38. Von allen Seiten
39. Endlich wieder
40. Kochen und genießen
41. Mit jedem Schritt freier
42. Die Rosen in Beates Garten
43. Vom Leben beschenkt
44. Lass uns tauschen!
45. Heute im Plus
46. Außer Konkurrenz
47. Der Rhythmus des Lebens
48. Bitte keine Verkleidung
49. Die neue Ernte ist da
50. Die Suche nach der Freude
51. Worüber Gott sich freut
52. Die alte Fischerhütte
53. Kostbare Augenblicke
54. Unglaublich, aber wahr!
55. Ich weiß, was ich will!
56. Freude hoch zwei
57. Vorfreude
58. Glückssucher
59. Die Schramme
60. Lasst uns ein Fest feiern!
61. Endlich blüht wieder das Leben
62. Überraschende Begegnungen
63. Erstaunliche Fröhlichkeit
64. Die richtige Medizin
65. Drei Generationen
66. Gute Laune
67. Geburtstagsgäste
68. Wahre Schönheit
69. So lebendig
70. Die alte Birke
71. Drei Engel
72. Hast du heute Geburtstag?
73. Was für ein Tag!
74. Gar nichts tun
75. Lauter Favoriten
76. Rote Rosen
77. Siebenundsiebzigmal Freude
Das war wieder ein Tag! Es gab so vieles, worüber sie sich ärgern musste! Sie kochte innerlich vor Wut. Jetzt brauchte sie jemanden, der sie verstehen würde und bei dem sie sich alles von der Seele reden könnte. »Geh doch rüber zum Ärger«, riet ihr jemand, »er wohnt gleich da vorne, in dem großen Haus an der Hauptstraße. Ich weiß allerdings nicht, in welchem Stockwerk du ihn findest.«
Während es immer noch in ihr kochte, lief sie hinüber. Das Haus war bunt angemalt. »Hier darf gelacht werden«, so stand es groß und deutlich am Hauseingang. Wie sonderbar, dachte sie unsicher, ob ich hier überhaupt richtig bin?
Die Haustür war nicht verschlossen. Sie ging hinein. Im selben Augenblick öffnete sich im Erdgeschoss eine Wohnungstür. »Humor« stand auf dem Klingelschild. Der Hausherr selbst schien vor ihr zu stehen, denn ihr Gegenüber lachte übers ganze Gesicht. »Herzlich willkommen, bitte komm herein! Ich hoffe, du fühlst dich bei uns wohl. Wir alle sind ein wenig verrückt.«
Bei wir alle zuckte sie kurz zusammen. Dann trat sie vorsichtig ein. Ob sie den Ärger hier treffen würde? Aus dem Wohnzimmer waren viele Stimmen zu hören. »Wir sitzen gerade zusammen und erzählen uns lauter lustige Sachen. Setz dich gern dazu. Dann wird es sicher noch lustiger.«
Sie wusste nicht, ob das eine gute Idee war. Trotzdem verbrachte sie eine Weile unter den ungewöhnlichen, fröhlichen Typen.
Dann verabschiedete sie sich mit einem Lächeln. »Es war schön bei euch. Aber ich muss noch weiter. Ich will jemanden besuchen, der mich gut versteht. Er soll auch hier wohnen.«
Der Humor verabschiedete sich und flüsterte: »Du musst unbedingt gleich ein Stockwerk über mir klingeln. Mein Nachbar dort wird dich bestimmt verstehen.«
Sie stieg die Treppe hoch in den ersten Stock. »Spaß« stand groß an der Wohnungstür. Sie klingelte. Der Spaß öffnete sofort. »Schön, dass du da bist. Der Humor hat dich schon angekündigt. Komm doch herein!« Auch hier war eine große, fröhliche Runde versammelt. Sie waren alle gerade dabei, von ihren Plätzen aufzustehen.
Musik erklang. »Lasst uns tanzen!«, rief der Spaß in die Runde. Schon wirbelten alle fröhlich durcheinander. Die verdutzte Besucherin sah sich unsicher um, dann lächelte sie und stürzte sich ebenfalls ins Gewühl.
Als die Musik verstummt war und die Gäste wieder Platz nahmen, ging die Besucherin zum Spaß. »Das hat Spaß gemacht. Vielen Dank! Ich muss jetzt leider weiter. Ich suche noch jemanden, der hier im Haus wohnen soll. Vielleicht kannst du mir sagen, wo ich ihn finde. Er heißt Ärger.«
Der Spaß ging mit ihr zum großen Fenster. »Siehst du dort das Nachbarhaus? Da wohnt der Ärger. Gleich neben der Wut.«
Sie musterte das Haus. Es war nicht bunt wie dieses, sondern grau und schmucklos und ein wenig verkommen. Die Fenster waren leer und dunkel.
»Soll ich dich hinüberbringen?«, fragte der Spaß.
Sie schüttelte den Kopf. »Ach nein, das ist nicht mehr nötig. Wenn ich darf, würde ich lieber noch eine Weile bei euch bleiben.«
Leon und Johannes kannten sich seit Jugendtagen. Damals waren die Freunde oft zusammen ein Wochenende auf der Hütte am Berg, wo sie viel erlebt und wenig geschlafen haben. Sie tranken dort ihr erstes Bier und grillten ein Huhn am Lagerfeuer. Manches war ihnen inzwischen eher peinlich – aber die gemeinsamen Unternehmungen gehörten zu den Höhepunkten ihrer Jugend. »Das Leben ist ein Abenteuer!«, hatte Johannes damals bei jeder Gelegenheit verkündet.
Inzwischen waren fast 20 Jahre vergangen und immer noch waren die beiden befreundet. Wie sie es sich damals versprochen hatten, trafen sie sich einmal im Jahr, um gemeinsam etwas zu unternehmen.
Kürzlich rief Leon bei Johannes an: »Mein Onkel hat eine kleine Wohnung an der Ostsee. Er hat mir angeboten, dort eine Woche Urlaub zu machen. Wie sieht’s aus, hast du Lust mitzukommen?«
Natürlich hatte Johannes Lust, und wie! »Endlich mal wieder raus aus allem! Und vielleicht erleben wir ja das eine oder andere Abenteuer, so wie damals. Ich freu mich drauf!«
Es wurden abwechslungsreiche Tage am Wasser, die sie mit Schwimmen und Segeln und langen Wanderungen am Steilufer verbrachten. »Da kommen alte Erinnerungen hoch!«, sagte Johannes mehrmals begeistert.
Am vorletzten Abend stand keine Wolke am Himmel. Leon streckte seine Arme übermütig nach oben. Dann rief er aufgekratzt: »Nachher setzen wir uns ans Ufer und schauen dem Sonnenuntergang zu, einverstanden?«
So kam es, dass sie um Viertel nach neun im Sand saßen und der Sonne bei ihrem langsamen Abschied von diesem Tag zuschauten. Sie waren nicht die einzigen. Überall saßen Grüppchen herum und genossen das Schauspiel. In der Nähe spielte jemand Gitarre, einige sangen mit. »Ein Angebot der örtlichen Tourist-Information«, flüsterte Leon ein wenig sarkastisch.
Es war fast Mitternacht, als den beiden Freunden langsam kalt wurde. »Jetzt schnell zurück und morgen ordentlich ausschlafen!«, stöhnte Johannes lachend. »Ich freu mich schon auf das gemütliche Bett.«
Doch Leon war anderer Meinung. »Ich finde, wir bleiben heute Nacht draußen!«
Johannes blickte den Freund ungläubig an.
»Lass uns schnell die Schlafsäcke holen. Dann legen wir uns einfach an den Strand. Ich weiß allerdings nicht, ob das erlaubt ist.« Dabei grinste er verwegen. »Dann sitzen wir in der ersten Reihe und schauen zu, wie die Sonne aufgeht.«
Johannes nickte heftig mit dem Kopf. »Genau, und anschließend machen wir uns ein Feuer und kochen Kaffee, das ist bestimmt auch verboten.« Dabei grinste er so wie eben Leon. »Das Leben ist ein Abenteuer!«
© Shutterstock / Kenna Perry
Das erste Mal:
Langsam öffne ich die Augen,
habe lang genug geschlafen.
Freue mich auf Abenteuer,
freu mich auf den neuen Tag.
Das zweite Mal:
Erstes helles Sonnenlicht
blinzelt durch den Vorhang keck.
Gleich beginne ich zu strahlen,
freu mich auf den Sonnenschein.
Das dritte Mal:
Jetzt weht durch das große Fenster
frische Luft zu uns herein.
Frische, kühle Winde tragen
frische Freude im Gepäck.
Das vierte Mal:
Jetzt fällt auch in deine Augen
kurz ein heller Sonnenstrahl.
Deine Augen lächeln fröhlich
und du blinzelst keck mir zu.
Das fünfte Mal:
Dann weht schon der Duft von Kaffee
durch die Wohnung so verlockend.
Deine Augen, meine Augen
treffen sich am Frühstückstisch.
Das sechste Mal:
Wir genießen die Minuten,
und wir denken an den Tag,
freuen uns auf dies und jenes
und du blinzelst keck mir zu.
Das siebte Mal:
Wenig später voller Freude
geht es in die Welt hinaus.
Im Winde weht das bunte Leben –
und ein wunderschöner Tag.
Michael saß ungeduldig im Büro und telefonierte. Angespannt trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte. Es wartete noch so viel Arbeit auf ihn. Als das Gespräch endlich beendet war, wurde ihm schwindelig. Benommen sah er sich im Raum um. Sein Blick fiel auf ein Bild, das seine Tochter vor ein paar Jahren für ihn gemalt hatte: Die ganze Familie lag im Gras unter einem Apfelbaum. Er, der Vater, lachte fröhlich. Michael stutzte. Wann hat er zum letzten Mal im Gras gelegen? Wann hat er zum letzten Mal fröhlich gelacht?
Er dachte zurück an seine eigene Kindheit. Bilder von unbeschwerten Nachmittagen im Garten tauchten aus der Erinnerung auf. Ihm fielen die kleinen Expeditionen zu den Fröschen am Bach ein, die spannenden Abenteuergeschichten, die er nachts heimlich mit der Taschenlampe las, und seine ersten zaghaften Versuche, Gitarre zu spielen. Er hatte endlos Zeit zum Spielen, Träumen und Forschen, damals.
Michael stand auf und ging im Raum herum. Ich hatte endlos Zeit. Und heute? Ich tu immer häufiger mehrere Dinge gleichzeitig. Ich kann zur selben Zeit etwas notieren, ein Gespräch führen und auf den Bildschirm blicken. Ich kann essen und dabei Zeitung lesen. Ich kann mit den Kindern spielen und gleichzeitig über die Steuererklärung nachdenken.
Michael setzte sich erschöpft an seinen Schreibtisch. Er kam sich plötzlich vor wie ein Roboter, der immer nur funktioniert. Wann hatte er sich zum letzten Mal Zeit genommen für romantische Augenblicke, für die Kinder, für den Platz unter dem Apfelbaum?
Er nahm ein leeres Blatt Papier und schrieb mit seinem alten Füller langsam in schöner Schrift: Ich will meine Begeisterung und Lebensfreude zurück. Ich will nur eine Sache zur selben Zeit tun. Ich will Gespräche, ohne dabei an tausend andere Dinge zu denken. Ich will Musik hören, einfach so. Ich will, dass die Lebensfreude zurückkehrt, dass ich wieder lachen kann und dass ich mir wieder Zeit für Ausgelassenheit und Romantik nehme.
Als er am Abend nach Hause kam, strahlte er seine Frau an. »Lass uns einen Spaziergang machen, ganz in Ruhe. Und wenn wir zurückkommen, dann lese ich dir etwas vor.«
Kannst du dich denn überhaupt nicht freuen?«, fragte die kleine Maus ihren großen Freund aufgeregt. Sie sprang ein paarmal hoch in die Luft und führte einen ausgelassenen Mäuseregentanz auf. »Da haben wir wochenlang auf Regen gewartet und durstig im Staub gelegen – und jetzt jubelst du nicht, tanzt nicht vor Freude und springst nicht einmal übermütig in die Luft!«
Der Elefant blickte verständnisvoll zur Maus hinunter. »Du machst das wunderbar. Ich bewundere dich, wie du deine Freude zeigen kannst. Ich habe leider manchmal ein ziemlich dickes Fell.«
Die Maus war mit der Antwort noch nicht zufrieden. »Kannst du deine Freude denn gar nicht zeigen?«
Der Elefant überlegte lange und ging dabei langsam im Kreis herum. Plötzlich schwang er den Rüssel hoch über seinen Kopf und trompetete so laut in alle Richtungen, dass sich die Maus vor Schreck hinter einem großen Baum versteckte.
»Na«, fragte der Elefant stolz, »hat dir gefallen, wie ich meine Freude gezeigt habe?«
Die Maus hielt sich immer noch ängstlich die Ohren zu. Erst nach einer Weile näherte sie sich dem Elefanten wieder vorsichtig und streichelte ihn zärtlich am Fuß. »Eigentlich ist es ganz in Ordnung, wenn du dich nur innerlich freust.«
Dann sprang sie wieder übermütig in die Luft, landete juchzend in einer großen Regenpfütze und tanzte ausgelassen um den verdutzten Dickhäuter herum.
Lass dich beschenken
mit dem süßen Geschmack der Zeit,
die dein Glas immer wieder füllt
mit einem Schluck Ewigkeit –
an einem dieser Tage,
an denen die Sonne nicht untergeht.
Lass dich beschenken
mit dem herben Geschmack der Weite,
die alle Grenzen sprengt
und deiner Seele Flügel verleiht –