Abenteuer der sieben Schwaben und des Spiegelschwaben - Ludwig Aurbacher - E-Book

Abenteuer der sieben Schwaben und des Spiegelschwaben E-Book

Ludwig Aurbacher

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Beschreibung

Aurbacher nimmt mit den Abenteuer der sieben Schwaben einen Erzählstoff auf, der schon uralt war. Ein Schwank, der sich auf den Spott beruft, der über die Schwaben seit dem Mittelalter im Umlauf war. In Aurbachers Heimat steht das Sieben-Schwaben-Museum und das Siebenschwabenhaus.

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Ludwig Aurbacher

Abenteuer der sieben Schwaben und des Spiegelschwaben

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Abenteuer der sieben Schwaben

Ludwig Aurbacher

 

Abenteuer der sieben Schwaben und des Spiegelschwaben

 

 

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Wie die sieben Schwaben nach Augsburg kommen und sich allda Waffen holen

Als man zählte nach Christi Geburt eintausend und etliche hundert Jahr, da begab sich's, daß die sieben Schwaben in die weltberühmte Stadt Augsburg einzogen; und sie gingen sogleich zu dem geschicktesten Meister allda, um sich Waffen machen zu lassen; denn sie gedachten das Ungeheuer zu erlegen, welches zur selbigen Zeit in der Gegend des Bodensees übel hauste und das ganze Schwabenland in Furcht und Schrecken setzte. Der Meister führte sie in seine Waffenkammer, wo sich jeder einen Spieß oder sonst was auswählen konnte, was ihm anstand. »Bygost!« sagte der Allgäuer, »sind das auch Spieße? So einer wär mir just recht zu einem Zahnstürer. Meister, nehmt für mich nur gleich einen Wiesbaum von sieben Mannslängen.« »Potz Blitz,« sagte der Blitzschwab, »Allgäuer, progle dich nicht allzusehr.« Der Allgäuer sah den mit grimmigen Augen an, als wollte er ihn damit durchbohren. »Eigentlich hast du recht, Männle!« sagte der Blitzschwab und streichelte ihm den Kautzen; »und ich merke deine Meinung,« sagte er: »Wie alle Sieben für Einen, so für alle Sieben nur Einen.« Der Allgäuer verstand ihn nicht, sagte aber: »Ja!« und den andern war's auch recht. Und so ward denn ein Spieß von sieben Mannslängen bestellt, und in einer Stunde war er fertig. – Ehe sie aber die Werkstatt verließen, kaufte sich jeder noch etwas Apartes, der Knöpfleschwab einen Bratspieß, der Allgäuer einen Sturmhut mit einer Feder darauf, der Gelbfüßler Sporen für seine Stiefel – sie seien nicht nur gut zum Reiten, sagte er, sondern auch zum Hintenausschlagen. – Der Seehaas aber wählte einen Harnisch, sagend: Vorsicht sei zu allen Dingen nütz; des Guten könne man nicht zu viel tun; und nütze es nichts, so schade es auch nichts. Der Spiegelschwab gab ihm recht und sagte: Auch er wolle einen tragen, aber nicht vorn auf der Brust, sondern hinten auf dem Hintern. Der Seehaas meinte, der Geselle wolle ihn foppen; jener aber sagte: »Merk's: Hab' ich Mut und geh' ich vorwärts, so brauch' ich keinen Harnisch; geht's aber rückwärts, und fällt mir der Mut anderswohin, so ist dann der Harnisch am rechten Platz.« Und so ließ er sich denn den Harnisch zurecht machen, der, recht zu sagen, ein Balbiererbecken war aus der Rumpelkammer des Meisters. Und nachdem die sieben Schwaben, wie ehrliche Leute, alles richtig bis auf Heller und Pfennig bezahlt und zuletzt noch beim Metzger am Gögginger Tor gute Augsburger Würste eingekauft hatten, so zogen sie zum Tor hinaus und ihres Weges weiter.

Wie die sieben Schwaben weiter ziehen, und welchen Weg sie einschlagen

Der Allgäuer, der an der Spitze ging, stimmte sein Posthörnle an und blies ein Trompeterstückle; hinter ihm kam der Seehaas und dann der Nestelschwab, der ihm seinen Bünkel auf dem Buckel trug; drauf folgte der Blitzschwab, der sang: »Es geht ein Butzemann im Reich herum, Didum, Bidi, Bum.« Dann kam der Spiegelschwab, und ganz hintennach grattelte und pfnauste der Knöpfleschwab mit seinen Häfen und Pfannen. Und sie trugen zusammen, Mann für Mann, den Spieß, und sahen schier aus wie ein Widle gespießter Lerchen. – Sie waren aber schon eine ziemliche Weile gegangen, da fiel's ihnen erst ein, zu überlegen, welchen Weg sie einschlagen sollten nach dem Bodensee, wo das Ungeheuer hauste, das zu erlegen war. Der Allgäuer meinte, sie sollten der Wertach nachgehen, dann kämen sie ans Gebirg, und dann könnten sie nimmer fehlen. Der Gelbfüßler aber sagte: Über das Gebirg sei es ein Umweg; sie sollten ihm folgen bis an den Neckar; der Neckar fließe in den Rhein, und der Rhein in den Bodensee. »Potz Blitz!« sagte der Blitzschwab, »ein braver Mann geht gradaus.« Und die andern lobten ihn deshalb, und sie beschlossen, gradaus zu gehen, zwischen Göggingen und Pfersen durch, und weiter. Und so wateten sie denn durch die Wertach, weil die Brücke abseiten lag, und gingen weiter über Stock und Stein, über Wiesen und Felder, durch Wüsten und Wälder, Berg auf Berg ab, bis sie an Ort und Stelle kamen.

Wie die sieben Schwaben von einer Zigeunerin sich wahrsagen lassen

Die sieben Schwaben hatten aber auf dem Wege dahin noch viele Abenteuer zu bestehen, woran sicher die Zigeunerin schuld war, die alte Hex. Die saß nämlich außerhalb Kriegshaber an einer Staude am Weg und kochte ein wunderliches Zeug durcheinander. – »Knöpfle sind's einmal nicht,« sagte der Knöpfleschwab, als er in den Kessel hineinguckte; und der Blitzschwab meinte gar, er sehe auf der schwarzbraunen Brüh statt Pfeffer und Schmalz Mausdreck und Krötenaugen schwimmen, so daß es ihm fast den Magen im Leibe umkehrte. Der Spiegelschwab aber ging auf die Zigeunerin zu und sagte: »Alte Trampel! du mußt mir wahrsagen.« Die besah ihm die Hand und sagte:

»Wer Weiberjoch auf sich muß tragen. Hat wohl von großer Not zu sagen.«

»Die Blitzhex redet wahr,« sagte der Spiegelschwab und schob den Gelbfüßler hin. Dem lugte sie auch in die Hand und sagte:

»Einem, der ist übermannt, Dem ist das Fliehen keine Schand.«

»Die stichelt auf meine Stiefele,« dachte er, »und sie weiß, daß ich laufen kann.« Da die beiden Gesellen mit der Wahrsagerin zufrieden zu sein schienen, so folgten auch die andern. Und zum Seehaasen sagte sie:

»Ein Ding man leget manchem vor, Wenn man es tät, der wär ein Tor.«

Zum Knöpfleschwaben sagte sie:

»Was man erspart an seinem Mund, Das frißt die Katze oder Hund.«

Zum Nestelschwaben sagte sie:

»Den Esel kennt man an den Ohren, An der Red', Weise und Toren.«

Zum Allgäuer sagte sie:

»Der Wagen wird nicht wohl geführt. Wenn Ochsen ungleich angeschirrt.«

»Bygost!« sagte der Allgäuer, »das hab' ich selber schon oft erfahren, wenn ich hab' Mist ausgeführt. Die Hex sieht einem, wägerle! durch das Herz.« Der Blitzschwab aber, der tiefer in den Hafen geguckt, wollte mit der Heidin nichts zu schaffen haben, sondern stieß ihr vielmehr den Kessel um und ins Feuer, so daß dieses mit Prasseln auseinandergefahren und ausgeloschen ist. Die Zigeunerin aber, voller Zorn, rief ihm mit schätternder Stimme nach:

»Jungfrau Lieb' ist fahrend Hab', Heut ›Herzliebster‹, morgen ›Schabab‹«.

Und so konnten denn die sieben Schwaben ihrem Schicksal nicht entgehen.

In diesen und den andern Kapiteln wird erzählt, was sich vor der Hand mit den sieben Schwaben zugetragen hat

Es ist aber an der Zeit, daß ich dich, günstiger Leser, mit den Helden dieser Geschichte näher bekannt mache, und was dir sonst zu wissen nötig ist, aufrichtig erzähle. Vernimm also, daß der Seehaas ausgegangen ist – – – du mußt aber wissen, daß dies ein Schimpfname für ihn geworden seit der Zeit, als die sieben Schwaben ihr Abenteuer gehabt, von welchem du, wenn du Geduld hast, am Ende hören wirst; er ist aber zu Überlingen am Bodensee zuerst Eschhay, dann Bannwart gewesen. Der traf unweit Freiburg im Breisgau den Nestelschwaben an, hinter einem Zaun, wo er etwas zu tun hatte, was der soeben getan hatte. Und sie machten sogleich Bekanntschaft, wie ehrliche Schwaben zu tun pflegen. Der Seehaas fragte ihn, was er für ein Landsmann sei. Jener sagte, er sei kein Landsmann, sondern nur ein Menbub bei jenem Bauern, der dort den Acker pflüge. Da merkte der Seehaas sogleich, mit wem er's zu tun habe; und so ein Dummrian war ihm gerad recht. Er tat ihm daher den Vorschlag, er solle mit ihm kommen als sein Knecht, der ihm den Bünkel trage; und wenn er etwas erzähle, so solle er nichts sagen, als daß es wahr sei. Jener sagte, er wisse aber nicht, was wahr sei oder nicht wahr. Drauf der Seehaas: »Merk, Bauernlümmel, Hott bedeutet wahr, Hüst nicht wahr.« So verstehe er's, sagte jener, und er wolle mit ihm gehen und ihm um einen Batzen Wochenlohn seinen Bünkel tragen durch die ganze Welt und weiter. – Und die Geschichte weiß noch bis heutigs Tags nicht anzugeben, was dieser Mensch für ein Landsmann gewesen, ob ein Schwab oder ein Schweizer oder ein Pfälzer oder sonst einer aus dem deutschen Reich; denn er redete in allen Landssprachen, und in keiner recht. Er wird aber der Nestelschwab darum genannt, weil er, statt der Knöpfe, Nesteln hatte an Janker und Hosen; und da die meiste Zeit eine und die andere zerrissen war, besonders an den Hosen, so mußte er immer nachhelfen mit der einen Hand, was ihm dann so sehr zur Gewohnheit geworden, daß er auch dann so tat, wenn er nicht also hätte tun dürfen. Beide zogen aber weiter und kamen zum Gelbfüßler, der in Bopfingen ansässig war.

Vom Gelbfüßler, und was sich weiter begeben

Man erzählt, daß, als die von Bopfingen ihrem Herzog die jährliche Abgabe, die in Eiern bestanden, einstmals geben wollten, hätten sie die Eier in einen Krättenwagen getan, und damit recht viele hinein gingen, mit den Füßen eingetreten, was denn ihrer Ehrlichkeit keine Schande macht. – Daher haben sie denn alle, die aus jener Gegend sind, in böser Leute Mund den Namen Gelbfüßler erhalten. Zu einem von diesen, der Bopfinger Bot war, kam nun der Seehaas und erzählte ihm: Wie daß in dem großen Wald am Bodensee ein fürchterliches Tier hause, welches Land und Leuten großen Schaden tue. Beschreiben könne er es ihm gar nicht; aber es sei so groß wie eine wilde Katze, doch weit scheußlicher und grauerlicher anzusehen; und Augen habe es im Kopf, so groß wie Goldgulden, die funkelten nicht anders, als wie das höllische Feuer; und Ohren habe es – – »Nicht wahr, Landsmann?« »Hüst!« sagte der Nestelschwab. »Hott!« sagte der Seehaas. »'s Ist wägerle wahr,« sagte der Nestelschwab. Und jener fuhr fort: Er beschwöre daher den Landsmann um des gemeinen Besten willen, er möge ihm zu Rat und Tat sein und ihm getreuliche Gespanen zu werben suchen aus allen schwäbischen Gauen. Der Gelbfüßler sagte: Fechten könne er zwar nicht; aber sei's mit dem Laufen getan, so könne er den Teufel auf dem freien Felde fangen. Da der Seehaas sagte, so einen Mann könne er brauchen, so schlug der Gelbfüßler ein und sagte: Er müsse nur noch seine Stiefele anziehn und sein Ränzle packen. Als dies geschehen, so zogen sie weiter. Anfangs waren sie uneins, wohin sie sich wenden sollten, ob gegen das Ries oder die Donau. Im Ries, sagte der Gelbfüßler, gebe es wohl viele Gänse, hab' er gehört, aber er wisse nicht, ob es auch Menschen dort gebe. Der Seehaas aber meinte: Das Sehen koste nichts; und erfahren wir's nicht neu, sagte er, so erfahren wir's doch alt. Und damit gingen sie nach dem Ries.

Vom Knöpfleschwaben, und was sich weiter zugetragen

In dem gesegneten Schwabenland, besonders in jener Gegend, wovon soeben Meldung geschehen, besteht die löbliche Gewohnheit, daß man täglichs Tags fünfmal ißt, und zwar fünfmal Suppe, und zweimal dazu Knöpfle oder Spätzle, daher denn die Leute dort in der Umgegend auch Suppen- oder Knöpfleschwaben genannt werden; und man sagt, daß sie zwei Mägen hätten, aber kein Herz. – Der Seehaas brachte also seine Werbung an und sagte: Wie daß in dem großen Wald am Bodensee ein fürchterliches Tier hause, welches Land und Leuten großen Schaden täte. Augen habe es im Kopf, feurige, die so groß wären wie ein Salzbüchsle. »Hott!« sagte der Nestelschwab; aber der Gelbfüßler stieß dem Seehaasen in die Rippen, vermeinend, er solle nicht so lügen. Der aber ließ sich nicht irre machen, sondern fuhr fort zu erzählen: Das Ungeheuer wachse zusehends, je länger man es anluge, und werde so groß, wie ein Pudelhund. Er bitte ihn also um der Landsmannschaft willen, er möchte ihm zu Rat und Tat sein und ihm beihelfen, tüchtige Gesellen zu werben. Der Knöpfleschwab sagte: Fechten sei zwar seine Leidenschaft nicht; aber wenn sie einen brauchten, um ihnen Knöpfle zu kochen, so gehe er mit los auf das Abenteuer. Als sie handelseins wurden, packte der Knöpfleschwab Häfen und Pfannen auf und zog mit ihnen weiter. Und sie wendeten sich nun nach dem Lechfeld zum Blitzschwaben, den sie zu Meitingen im Wirtshaus bei einem Mäßle weißen Gerstenbiers trafen.

Vom Blitzschwaben, und was sich sonst ereignet

Nachdem sich die Landsleute das »G'segn' Gott!« und »Dank Gott!« zugetrunken hatten, fing der Seehaas an zu erzählen, sagend: Wie daß in dem großen Wald am Bodensee ein fürchterliches Tier hause, welches Land und Leuten großen Schaden täte. Es sei so groß wie ein Mastochs, und habe Augen im Kopf wie die Mondscheibe; und das Tier wachse zusehends, je länger man es anluge. »Potz Blitz,« sagte der Blitzschwab, »das möcht' ich einmal sehen; ich ließe es mir, beim Teuxel! einen Dreibätzner kosten.« Der Seehaas sagte: Er könne es umsonst sehen, er solle nur mitkommen und ihm und seinen Gesellen zu Rat und Tat stehen beim Abenteuer. Darauf der Blitzschwab: Fechten sei zwar sein Handwerk nicht, aber schimpfen könne er wie ein Rohrspatz, und fluchen wie ein Heid. Der Seehaas meinte, man wisse nicht, wozu ein Ding gut sein könne, und er solle nur mitkommen. Jener schlug ein, nachdem er noch ein Känntle Branntwein zu sich genommen, um, wie er sagte, die Magenwinde zu verteilen, die das vermaledeite Bier mache. Dabei sang er – denn er war ein lustiger Vogel, was man ihm sogleich abmerkte – das Liedlein:

Wo soll ich mich hinkehren, Ich dummes Brüderlein, Wie soll ich mich ernähren, Mein Gut ist viel zu klein;

Wie wir ein Wesen han, So muß ich bald daran, Was ich heut soll verzehren, Ist gestern schon getan.

Und drauf zogen die Gesellen weiter und kamen zum Spiegelschwaben, der in Memmingen zu Haus war.