Ach ja die Liebe - Dietmar Dressel - E-Book

Ach ja die Liebe E-Book

Dietmar Dressel

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Beschreibung

Die Geschichten in diesem Roman sind ein Spiegelbild unserer Zeit im Beziehungsgeflecht zwischen Frau und Mann, zwischen Mann und Mann und sonstigen willigen Lebewesen. Sie sind zum Teil kritisch, hie und da auch aus dem praktischen Leben erzählt, entbehren allerdings auch nicht einer gehörigen Portion Humor, Satire und einer leicht schmunzelnden Ironie. Viel Spaß beim Schmökern dieses lesenswerten Romans wünscht ihnen ihr Dietmar Dressel

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Die Liebe und ihre drangvolle Sehnsucht zu dem „Anderen“

Die Liebe ist eine kitzlige Angelegenheit um das Herz herum, wo man allerdings nicht kratzen kann.

Nele Dressel

Für die Einsicht in Liebe zu handeln, muß man einen anstrengenden Weg gehen.

Dietmar Dressel

In Liebe

für Barbara, Alexandra, Kai, Timon, Nele und Isabelle

Inhalt

Erstes Kapitel

Bettina und die Schöpfung Gottes

Zweites Kapitel

Die befleckte Empfängnis

Drittes Kapitel

Ach ja Männer

Vorwort zum Roman

Was hat sich eigentlich der alte grauhaarige Herr im göttlichen Himmel dabei gedacht, als er angeblich Eva, die „Mutterfrau“ aller weiblichen Nachfolgerinnen, aus Adams Rippe bastelte. War aus ihrer Sicht bereits schon vorgemerkt, dass sie eine besonders fleißige Putzfrau, eine gute Köchin und nachts für den Mann eine willige Sexsklavin sein sollte? Wenn man im Buch der Bücher, also in der so genannten Bibel, zu diesem Thema einiges nachliest, könnte man zweifelsfrei zu so einer Meinung kommen, die sich bei Männern, sicherlich nicht bei allen, bereits herumgesprochen hat, und sich zäh in ihrer Gedankenwelt eingenistet haben soll.

Die Geschichten in diesem Roman sind ein Spiegelbild unserer Zeit im Beziehungsgeflecht zwischen Frau und Mann, zwischen Mann und Mann und sonstigen „willigen“ Lebewesen. Sie sind zum Teil kritisch, hie und da auch aus dem praktischen Leben erzählt, entbehren allerdings auch nicht einer gehörigen Portion Humor, Satire und einer leicht schmunzelnden Ironie.

Viel Spaß beim „Schmökern“ dieses lesenswerten Romans wünscht ihnen ihr

Dietmar Dressel

Vor geraumer Zeit wurde auf Facebook und Twitter die Frage gestellt

Who ist Dietmar Dressel about?

Es ist für einen Buchautor und Schriftsteller nicht ungewöhnlich, dass er mit zunehmender Aktivität im Lesermarkt das Interesse der Öffentlichkeit weckt und diese natürlich neugierig darauf ist, um wen es sich dabei handelt. Natürlich könnte ich dazu selbst etwas sagen. Ich denke es ist vernünftiger, eine Pressestimme zu Wort kommen zu lassen.

Nachfolgend eine Pressestimme von Michel Friedman - Jurist, Politiker Publizist und Fernsehmoderator vom Juni 2016

'Wanderer, kommst Du nach Velden''. Wer schon einmal im kleinen Velden an der Vils war, der merkt gleich, dass an diesem Ort Kunst, Kultur und Literatur einen besonderen Stellenwert genießen. Der Ort platzt aus allen Nähten vor Skulpturen, Denkmälern und gemütlichen Ecken die zum Verweilen einladen. So ist es auch ganz und gar nicht verwunderlich, dass sich an diesem Ort ein literarischer Philanthrop wie Dietmar Dressel angesiedelt hat.

Dressel versteht es wie wenige andere seines Faches, seinen Figuren Leben und Seele einzuhauchen. Auch deswegen war ich begeistert, dass er sich an das gewagte Experiment eines historischen Romans gemacht hatte. Würde ihm dieses gewagte Experiment gelingen?

Soviel sei vorweg genommen: Ja, auf ganzer Linie!

Aber der Reihe nach. Historische Romanautoren und solche, die sich dafür halten, gibt es jede Menge. Man muß hier unterscheiden zwischen den reinen 'Fiktionisten' die Magie, Rittertum und Wanderhuren in eine grausige Suppe verrühren und historischen „Streberautoren“, die jedes noch so kleine Detail des Mittelalters und der Industrialisierung studiert haben und fleißig aber langat-mig wiedergeben. Dressel macht um beide Fraktionen einen großen Bogen und findet zum Glück schnell seinen eigenen Stil. Sein Werk gleicht am ehesten einem Roman von Ken Follett mit einigen erfreulichen Unterschieden!

Follett recherchiert mit einem großen Team die Zeitgeschichte genauestens und liefert dann ein präzises, historisches Abbild. Ein literarischer und unbestechlicher Kupferstich als Zeugnis der Vergangenheit. Dressel hat kein Team und ersetzt die dadurch entstehenden Unklarheiten gekonnt mit seiner großartigen Phantasie. Das Ergebnis ist, dass seine Geschichten und Landschaften 'leben' wie fast nirgendwo anders.

Follett packt in seine Geschichten stets wahre Personen und Figuren der Zeitgeschichte hinein, die mit den eigentlichen Helden dann interagieren und sprechen. Das nimmt seinen Geschichten immer wieder ein wenig die Glaubwürdigkeit. Dressel hat es nicht nötig, historische Figuren wiederzubeleben. Das Fehlen echter historischer Persönlichkeiten gleicht er durch menschliche Gefühle und lebendige Geschichten mehr als aus.

Folletts Handlungen sind zumeist getrieben von Intrige, Verrat und Hinterhältigkeit. Er schreibt finstere Thriller, die ihren Lustgewinn meist aus dem unsäglichen Leid der Protagonisten und der finalen Bestrafung der 'Bösen' ziehen. Dressel zeigt uns, dass auch in einer so finsteren Zeit wie der frühen, industriellen Neuzeit Freundschaft, Liebe und Phantasie nicht zu kurz kommen müssen. Er wirkt dabei jedoch keinesfalls unbeholfen sondern zeigt uns als Routinier, dass er das Metier tiefer Gefühle beherrscht, ohne ins Banale abzugleiten.

Folletts Bücher durchbrechen gerne die Schallmauer von 1000 und mehr Seiten. Er beschreibt jedes Blümchen am Wegesrand. Dressel kommt mit viel weniger Worten aus. Substanz entscheidet!

In der linken Ecke Ken Follett aus Chelsea, in der rechten Ecke Dietmar Dressel aus Velden. Zwei grundverschiedene Ansätze und Herangehensweisen an ein gewaltiges Thema. Wer diesen Kampf wohl gewinnt?

Keiner von beiden, in der Welt der Literatur ist zum Glück Platz für viele gute Autoren!

Erstes Kapitel

Bettina und die Schöpfung Gottes

Als Gott im Paradies Adam erschaffen hatte, war alles Material verbraucht. Als er dann doch noch Eva erschaffen wollte, reichte Adams Rippe vorn und hinten nicht ganz aus.

So nahm er den fehlenden Rest aus dem ums Paradies herumliegenden, noch nicht aufgeräumten Chaos.

Erhard Blanck

Inhaltsverzeichnis

Ich verlasse meine kleine Welt

Ein heikles Gespräch zwischen Bettina und ihrer Mutter

Das pikante Fremdgehen

Die Moral im Staat

Wie abhängig sind Medien von der Werbung

Die Medialative

Soll ich oder soll ich nicht

Ich verlasse meine kleine Welt

Ein Kind aus dem eigenen Bauch zu holen ist ebenso schön wie ein Zauberstück!

Simone de Beauvoir

Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.

Alighieri Dante

Noch bevor ich dich in meinem Bauch wachsen fühlte, habe ich dich in meinen Gedanken gesehen und berührt. Noch bevor du aus meinem Schoß kamst, habe ich dich mit jedem Schlag meines Herzens gespürt und geliebt.

Dietmar Dressel

W enn mich die Geräusche aus Mamas Mund nicht sehr täuschen, schläft sie. Ich glaube, Mama schnarcht genüsslich vor sich hin. Sagt jedenfalls mein Papa, wenn Mama solche eigenartigen Laute von sich geben sollte. Ich weiß nämlich, wer mein Papa und meine Mama ist. Wenn sie abends ins Bett schlüpfen unterhalten sie sich manches Mal darüber, wie sie mich angeblich „produziert“ haben, und was das für einen lustvollen Spaß machte. Besonders dann, so meinte jedenfalls mein Papa, wenn sie sich beide „bemühten“ meine Ohren zu formen. Wie sie das praktizierten und das alles auch noch lustvoll? Na, ich weiß nicht. Möchte schon mal wissen wollen was da so ablief. Vielleicht hat das was mit Mamas Bett zu tun. Sobald mein Vater abends in besagtes Bett huschte, haben sie sich sofort mit- und ineinander verwurschtelt. Na, ich weiß nicht? Ich muss das mal so ausdrücken, weil ich dafür noch keinen anderen Ausdruck kenne.

„Schwangere Frauen müssen für ihren Körper Sorge tragen, indem sie nicht untätig bleiben und nicht zu wenig essen. Ihr Gemüt aber sollen sie von Sorgen frei halten, denn das werdende Kind nimmt vieles von der es tragenden Mutter an, wie die Pflanzen von dem Erdreich, in dem sie wurzeln.“

Aristoteles

Papa meinte hie und da, dass das Aussehen der Ohren bei einer Frau wohl nicht so ganz unwichtig wäre, weil wir Frauen angeblich bei jeder sich bietenden Gelegenheit unsere schönen Kopfhaare mit einer schwungvollen Geste nach hinten werfen und damit unsere Ohren natürlich von jedem Menschen zu sehen sind. Bei manchen Männern soll sogar ein Sprichwort die Runde machen. Ich glaube, es fängt so ungefähr mit den Worten an:

„Wie der Mund des Weibes, ……. na und so weiter.“

Eigentlich ist das eine bodenlose Frechheit von manchen Männern sowas überhaupt zu denken. Na danke! Gott sei Dank bin ich ja bei meiner Mutter im Bauch, und muss mich mit der Männerwelt nicht herumärgern. Vielleicht sollte ich eher sagen, noch nicht! Angeblich, so meinte jedenfalls meine Mutter wenn sie mit der Nachbarin über Gott und die Welt quasselte, soll ja der göttliche Herr im Himmel persönlich den menschlichen Mann aus Lehm und Wasser erschaffen haben. Wir, also die menschlichen Frauen, wurden aus einer Rippe dieses von Gott gebastelten Mannes gedrechselt. Na danke! Bin wirklich neugierig, was von der so erschaffenen Männerwelt noch alles auf mich zukommen wird. Ok, mein Papa ist natürlich eine pure Ausnahme, und zwar eine goldige. Versteht sich, und ich weiß was ich sage.

Unabhängig davon, ob jetzt Mama schläft oder nicht, muss ich, was meinen derzeitigen Aufenthaltsort betrifft, ich meine damit so eine Art gemütliches warmes Planschbecken in Mamas Bauch, zugeben, dass ich nicht wirklich viel zu berichten hätte, wenn Mami und Papi nicht ab und zu etwas Bewegung in die unmittelbare Nähe meines Wohnbereiches bringen würden. Na, „Bewegung“ ist natürlich äußerst rücksichtsvoll von mir gemeint.

In der äußeren Umgebung meiner Eltern, und vielleicht auch bei anderen Menschen, soll es ja derzeit ziemlich ungemütlich sein. Mir ist das ja nicht einerlei, auch klar. Meinen Eltern soll es ja nicht schlecht gehen. Bei mir, also in Mamis Bauch, ist es jedenfalls immer schön mollig warm und für mich ist das wirklich wichtig. Natürlich ist es das! Nicht auszudenken wäre es, mal nur so als Beispiel, wenn das viele warme Wasser bei mir ganz plötzlich kalt wäre? Allein schon der Gedanke lässt mich frösteln.

Viel Platz zum Herumtoben habe ich hier in meiner kleinen Badewanne natürlich nicht. Ok, warm ist es hier schon, aber halt arg eng. Also, entweder werde ich in letzter Zeit immer größer, oder Mamas Bauch kommt mit dem Wachsen nicht mehr nach. Möglicherweise mag mir das auch alles nur so eng vorkommen, wer weiß? Was solls! Besser so, als draußen in dem lausig kalten Wetter frieren müssen.

Mama spricht manchmal mit Papa über das unangenehme Wetter in den Wintermonaten, und dass sie höllisch aufpassen soll, damit sie mit mir nicht ausrutscht und hinfällt. Das wäre wohl für uns beide nicht so lustig. Was ist das eigentlich, Winter? Na, vermutlich werde ich das noch zeitig genug erfahren. Das bringt mich auf eine echt interessante Frage, die ich schon seit einiger Zeit mit mir herumschleppe. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich aus Mamas Bauch herauskommen soll, wenn ich das schon muß! Und das werde ich wohl müssen. Ich kann ja nicht die ganze Zeit meines Lebens hier in dieser Badewanne verbringen. Also, das geht bestimmt nicht! Darüber, wie ich in Mamas Bauch reinkam, möchte ich erst gar nicht nachdenken.

Laute Klingelgeräusche lenken sie plötzlich von ihren Gedanken ab. Ach ja, denkt sie erschrocken, die morgendlichen Weckergeräusche sind nicht mehr zu überhören. Mama muss raus aus ihrem schönen warmen Bett. Oh, damit ich das nicht vergesse zu erwähnen. Meine Mami heißt Brunhilde. Ich will damit ja nur sagen, dass das ihr Rufname ist. Ich rufe sie gedanklich natürlich nicht so. Auch klar! Sie ist ja meine Mami und nicht die Brunhilde.

Nach der Klingelei mit dem Wecker ist erstmal Frühstück angesagt. Natürlich für uns beide. Danach ist Schlafenszeit. Selbstverständlich nur für mich. Mama wird vermutlich mit ihrer vierrädrigen Krawalleule, Mama sagt Auto dazu, zum Supermarkt fahren. Einkaufen ist angesagt. Ich mag dieses Herumkutschieren mit dem Auto überhaupt nicht. Mama ist dabei immer so schrecklich aufgeregt. Vermutlich wegen der rutschigen Straßen und dem ganzen Verkehr in der Stadt. Mich macht das alles auch ganz wuschig und ängstlich. Vor lauter Sorgen um meine Mama fange ich an wild zu strampeln und dreh einen Purzelbaum nach dem anderen. Natürlich bekommt das meiste ungestüme Gewühle von mir ihr Bauch ab, wer sonst? Begeistert ist sie jedenfalls nicht davon.

Endlich wieder in unserem warmen Zuhause. Mama ist mit dem Auspacken ihrer Taschen beschäftigt und wird hoffentlich nach dem Auspacken und der vielen Aufräumerei erstmal ein kleines Nickerchen mit mir machen.

Es klingelt! Auch das noch. Hoffentlich ist es nicht die Frau Trudberg, unsere Hausnachbarin. Die sitzt und sitzt jedes Mal bei uns in der Küche, als ob sie auf dem Stuhl angekettet wäre. Was sage ich? Kaum öffnet Mama die Haustüre, wälzt sich der dickleibige Körper der Frau Nachbarin durch den Eingang und läuft schnurstracks zum besagten Stuhl in der Küche. Kaum steht sie davor, lässt sie sich schwerfällig auf den Stuhlsitz fallen und schnauft dabei hörbar nach Luft. An den Geräuschen des Stuhles kann ich erkennen, dass es diesem Sitzmöbel bei dem Gewicht auch nicht so besonders gut ergehen dürfte.

Nichts mit der erhofften Schlummerstunde gemeinsam mit meiner Mutter. Na danke und kein Bett. Ich wette, gleich kommt die Frage von Frau Trudberg: „Na, wie geht es denn der lieben kleinen Bettina?“

Ach ja, das habe ich ja ganz vergessen zu sagen. Meine Eltern haben für mich den Namen Bettina ausgesucht. Ich bin ja ein Mädchen. Das weiß ich mit Sicherheit! Mama und Papa haben das bei einem Frauenarzt erfahren, der mit so einem komischen Gerät auf Mamas Bauch eine zeitlang herumwerkelte, nach einer ganz bestimmten Stelle an meinem Körper suchte und wohl auch gefunden hatte. Denn seit dieser ärztlichen Untersuchungsreise nennen meine Eltern mich Bettina. Um nochmals auf meinen Gedanken mit dem: „Wie kam ich eigentlich in Mamas Bauch“, zu kommen. Also mal ganz ernstlich. Wie kam ich da eigentlich rein? Und als was? Vielleicht hat das was mit Papas ungestümen Berührungen an und in Mamas Körper zu tun? Abgeneigt ist sie ja eigentlich nicht, wenn Papa so richtig loslegt. Das merke ich. Im Gegenteil! Ihr Blut kommt dabei ganz schön in Wallung, und ihr Herz hämmert so ungestüm, dass mir regelrecht ängstlich wird. Was soll ich in dieser Zeit auch anstellen? Gefragt werde ich ja sowieso nicht, ob mir das passt oder nicht. Was ist, wenn meine Vermutung stimmen sollte? Na, das will ich ja nicht hoffen. Hier in meiner Badewanne, also in Mamas Bauch, ist es für mich allein schon ziemlich eng. Wenn dann noch so eine kleine Bettina, also so wie ich, durch das komische Geschmuse von Mama und Papa zu mir kommen sollte? Na, Schreck lass nach. Das muss ja wirklich nicht sein. Obwohl? Wir könnten dann zu zweit spielen. Na das Gesicht von meiner Mama möchte ich da mal sehen, wenn ich mit der anderen Bettina in unserer gemeinsamen Badewanne mal so richtig loslegen würde? Ok, war ja nur so ein Gedanke.

Irgendetwas zieht mich heute ab und zu nach unten. Es schmerzt wirklich nicht! Aber ein ziemlich komisches Gefühl ist es schon. Und überhaupt, unten? Das ist mir bei meiner ganzen bisherigen Tollerei tatsächlich noch nicht aufgefallen, dass es sowas wie ein Unten in meiner Badewanne geben sollte. Wenn es mich so in diese Gegend zieht, also ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Es wird mir dabei regelrecht unheimlich, ganz wirklich! Ich verspüre das jedenfalls so. Möchte bloß wissen, was da unten sein soll?

In der Nähe von Mamas Herz, also schön weit oben, fühle ich mich besser aufgehoben, und mehr Platz habe ich da auch. Und über— haupt. Das muss ich schon mal sagen dürfen. Die kräftigen Bewegungen ihres Herzens nehmen mir jede Angst, wirklich! Es ist so, als ob es mir mit jedem Schlag sagen möchte:

„Ich mag dich sehr, und ich beschütze dich! Du brauchst dich in deinem Planschbecken nicht zu fürchten.“

In des Herzens heilig stille Räume musst du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, und das Schöne blüht nur im Gesang.

Friedrich von Schiller

Auch kommen manchmal so liebevolle und wohltuende Signale zu mir. So als ob sie mir sagen wollen, wie unendlich lieb mich meine Eltern haben und das ich fest in ihren Herzen eingebettet bin.

Da, wo es mich jetzt hinzieht, wird es für mich immer enger und enger. Ich werde mich mal bei Mama bemerkbar machen, damit sie nachschaut, was so in diesem Moment mit mir geschieht. In diese Richtung, in die es mich hinzieht, will ich nicht. Wüsste auch nicht, was ich da sollte?

Irgendwie ist Mama mit anderen Arbeiten beschäftigt und ab und zu weint sie auch. Ich bin sicher, sie hat Schmerzen. Ich fühle das! Ob ich vielleicht daran schuld sein könnte? Möglicherweise liegt das daran, dass es mich so unaufhaltsam nach unten zieht? Ah, endlich, Papa ist da. Er will sofort mit Mama ins städtische Krankenhaus fahren. Auch das noch! An mir kann das bestimmt nicht liegen. Ich fühle mich prima. Bis auf das eklige Ziehen in dem unteren Bereich meiner Badewanne. Und Mama, soweit ich das fühlen kann, fehlt auch nichts. Obwohl sie ab und zu mal heftig aufschreit und sich den Bauch festhält. Ich fühle ihre Hände, sie sind ganz zittrig. Also ehrlich, ich verstehe das alles nicht mehr.

Na Gott sei Dank, nach unten drängelt es mich nicht mehr. Jedenfalls im Moment nicht. Das ist für so eine kleine Persönlichkeit wie mich schon komisch. Wie soll sich so ein kleines Mädchen wie ich damit auskennen. Meine Mutter mit Schmerzen auf dem Weg ins Krankenhaus. Ich rauf und runter gezogen in meiner schönen warmen Badewanne. Also, so besonders angenehm ist dieser Tag heute auch nicht. Ich mein ja nur.

Und wieder wird es in Mamis Bauch für mich ziemlich eng, wenn ich das mal sehr rücksichtsvoll ausdrücken darf. Ich glaube, Mama muss sich hingelegt haben. Immer wenn sie liegt, jedenfalls in letzter Zeit, wird es für mich sehr knapp mit meinem Platz hier in Mamas Bauch. Zum Beispiel: einen Purzelbaum schlagen, das geht überhaupt nicht mehr. Besser wäre es, sie würde aufstehen und sich für einen gemütlichen Spaziergang entscheiden. Mamas leichte Laufbewegungen übertragen sich auf ihren Bauch und natürlich auch auf mich. Das ist jedes Mal eine angenehme und wohltuende Schaukelei. Pustekuchen, nichts von den schönen Erlebnissen, und das Ziehen nach unten fängt auch schon wieder an. Da zerrt doch jemand Unbekanntes an mir herum, und will mich unbedingt irgendwohin drücken ohne mich zu fragen, ob ich das überhaupt so möchte und womöglich auch noch gut fände?

Kaum fange ich an, um mit kräftigen Bewegungen meiner Arme und Beine nach oben zu kommen, drückt mich Mamas Bauch mit kräftigen Bewegungen nach unten. Möchte bloß mal wissen, was das werden soll, wenn es fertig ist?

Oh Gott, Mama schreit schon wieder laut vor Schmerzen. Hoffentlich ist Papa in der Nähe und holt einen Arzt zu Hilfe. Mir geht es auch nicht so besonders gut, und wenn ich schreien könnte, würde ich das tun. Irgendeine wilde Kraft zieht mich unaufhaltsam nach unten. Ich kann das wirklich nicht aufhalten. Selbst wenn ich es wollte. Und es kommt noch schlimmer.

Auf einmal wird es hundsgemein kalt für mich. Mein gemütliches warmes Schwimmbecken verliert sein Wasser. Das gibt’s doch überhaupt nicht! Keine Ahnung wer hier den Stöpsel gezogen hat. Ich jedenfalls nicht. Ohne mein schönes warmes Wasser? Wie soll ich denn in Mamas Bauch wohnen können? Jetzt wird auch noch mein Kopf in diesem finsteren „Unten“ fest zusammengedrückt. Es schmerzt wirklich schlimm. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Nichts von mir kann ich mehr bewegen. Meine Beine und meine Hände sind fest an meinen Körper gepresst und das wilde Ziehen hört auch nicht auf. Muss ich jetzt vielleicht sterben? Ist das der Weg, auf dem es mich hinzieht, der Gang in den Tod?

Bitte, bitte lieber Gott, nein! Das wäre furchtbar. Und für meine Mama vielleicht auch? Nein, nein – bitte nicht! Um Gottes willen nein! Warum schreit sie so schrecklich laut? Lieber Gott – bitte, bitte! Wenn schon einer von uns beiden sterben muss, so nimm mich! Bitte, nimm mich! Wie soll Papa ohne Mama leben?

Mein kleines Herz krampft sich zusammen und meine Schmerzen werden immer schlimmer. Lang halte ich das bestimmt nicht mehr aus!

Nanu! Plötzlich alles weg! Keine Qualen schmerzen mich. Mama weint auch nicht mehr und ich kann meinen Kopf, meine Arme und meine Beine wieder bewegen. Dafür wird mir richtig kalt. Hundsgemein kalt. Wenn ich das mal so sagen darf. Um mich herum ist lauter grelles Licht. Es blendet meine Augen. Bin neugierig, was jetzt wohl mit mir geschehen wird?

Kräftige Hände halten mich an meinem Rücken und an den Beinen fest. Au! Jetzt haut mir auch noch einer auf meinen Hintern. Also, jetzt reicht’s aber! Ich bin doch nur ein kleines Mädchen. Geht’s noch? Die Angst lässt mich nicht mehr los und quält mich entsetzlich. Ist das die böse Hölle, von der mein Papa manches Mal sprach und wie unheimlich es dort sein soll?

Auf einem Mal spüre ich, wie sich etwas Kraftvolles und Lebendiges in meiner kleinen Brust zusammenballt und sich einen Weg nach oben sucht. Mit ganzer Kraft reiße ich meine kleinen Arme hoch, öffne meinen Mund soweit es nur geht und mein lauter gellender Hilfeschrei eilt durch den Raum und sucht sich einen Weg zu meiner liebsten Mutter – Maaamiii!

Die kräftigen Hände, die mich festhalten, legen mich behutsam in die Arme von ihr. Ich spüre ein leichtes Pochen, als ich meine kleine Hand auf ihren Busen lege – Mamas Herzschlag. Er gab mir die ganze Zeit in ihrem warmen Bauch die Liebe, Zuversicht und die Kraft einmal dort zu sein, wo ich jetzt bin.

Papas Lippen auf meiner Stirn und Mamis mollige Wärme, was für ein unendlich glücklicher Tag. Ich werde ihn in meinem ganzen Leben nicht mehr vergessen.

Vier Füße, groß bis mittelklein, gingen eine zeitlang ganz allein. Jetzt gehen bald auf Schritt und Tritt, zwei kleine Füße mit ihnen mit.

Dietmar Dressel

Ein heikles Gespräch zwischen Bettina und ihrer Mutter

Eine rechte Mutter sein, das ist ein schwer Ding, es ist wohl die höchste Aufgabe im Menschenleben.

Jeremias Gotthelf

J ahre der Kindheit sind vergangen, und aus einem kleinen Mädchen, das mit Angst, Schmerzen und Schrecken das helle Licht der Welt erblicken durfte, hat sich eine gut aussehende, selbstbewusste junge Frau entwickelt.

Kindergarten, Schulzeit und Ausbildung hat sie bereits erfolgreich hinter sich gelassen und seit zwei Jahren ist sie am städtischen Amtsgericht als Richterin für Familienrecht tätig. Einmal davon ganz abgesehen, dass ein Studium der Rechtswissenschaften für diese Berufung auch nicht ganz so leicht ist, und sie mit Stolz auf ihren Abschluss blicken kann, füllt sie diese berufliche Aufgabe sehr gut aus.

Die juristischen Grundlagen für ihre tägliche Arbeit als Familienrichterin am städtischen Familiengericht finden sich im § 23b des Gerichtsverfassungsgesetzes. Seit dem Jahre 1976 handelt es sich ja bei den Familiengerichten um Einrichtungen der vor Ort ansässigen Amtsgerichte. Wie der Name bereits aussagt, liegt der Fokus der Familienrichter und Familienrichterinnen hier bei den Familiensachen. Eine Tatsache, die es ihr leicht machte, sich nach ihrem Abschluss für diese berufliche Aufgabe zu entscheiden. Soweit so gut.

Über ihre umfassende tägliche Arbeit kann und will sie sich nicht beklagen. Auch die lukrative Beamtenbesoldung macht sie frei von möglichen finanziellen Abhängigkeiten, gleich welcher Art. Die Figur der Familienrichterin und des Familienrichters , wenn man sie einmal als solche so bezeichnen mag, ist im Laufe der letzten fünfzig Jahre von so manchen miserablen Drehbuchschreibern oder Toilettenjournalisten regelrecht zugrunde gerichtet worden, so dass sie sich kaum noch zur Wehr setzen können, gegen die so genannten „Zombies“ des Unterhaltungsfernsehens, die Untoten des nachmittäglichen Grauens, genannt Familienrichter und Familienrichterinnen.

Der eitle, schwache Mensch sieht in jedem einen Richter, der stolze, starke hat keinen Richter als sich selbst.

Marie von Ebner-Eschenbach

Für alle, die möglicherweise auf einsamen Inseln leben wollen, und es daher nicht wissen können: So hießen zwei Gespenster, die hinter den Bücherregalen von Spencer Tracy und Charles Laughton ihr Dasein fristeten. Sie veranstalteten bis vor einigen Jahren in unserer Bundesrepublik Deutschland noch so genannte Gerichtsshows für „Fünfjährige“, in denen das Recht zur Farce, also zu einer „spottenden Einlage“ herabgestuft wurde. Ok, soweit so gut.

Was Bettina gelegentlich so nervt, oder schrecklich auf die Zwiebel gehen könnte, sind ihre gesammelten Erfahrungen mit der lieben Männerwelt. Zugegeben, nicht alle Männer kann man in den berühmten Topf des Vergessens werfen – natürlich nicht! Die wenigen Mannsbilder, bei denen es sich lohnen würde etwas näher an sie heranzurücken, sind halt von uns Frauen sehr begehrt und leider meistens schon „belegt“. Leider ist das so! Aus und Punkt

Den liebe ich, der Unmögliches begehrt

Johann Wolfgang von Goethe

Allerdings, so meinte sie gelegentlich, muss der alte Herr im göttlichen Himmel bei der Schöpfung der Spezies Mann einiges bei der ganzen Kneterei mit dem Lehm falsch oder zumindest sehr unachtsam und mehr oder weniger oberflächlich zustande gebracht haben. Vielleicht hatte er einfach zu wenig Zeit für diese Art Beschäftigung? Möglicherweise war er mit seinen Gedanken auch schon bei einem neu zu schaffenden Planeten? So ein Gott, jedenfalls wie der christliche Gott, kann sich ja nicht nur mit dem Planeten Erde allein beschäftigen? Wie soll denn sonst ein ganzes Universum entstehen können? Geht’s noch? Was hat er diesem, aus Lehm und Wasser geschaffenen Mann mit Namen Adam bezüglich: Nächstenliebe, Sexualität und liebevoller Partnerschaft zwischen Mann und Frau in sein Denkzentrum geistig alles eingehaucht? Ok, es gibt ja mittlerweile auch „liebevolle Partnerschaften“ zwischen so genannten Männern, oder zwischen einem so genannten Mann und einem willigen Schaf. Angeblich würden wohl so genannte Männer auch vor liebevollen Partnerschaften mit anderen und größeren Säugetieren nicht zurückschrecken. Das hat allerdings der alte Herr im göttlichen Himmel so nicht vorgesehen, und wäre wohl, so hört man es jedenfalls aus kirchlichen Kreisen, angeblich strikt dagegen.

Oder dachte er bei dem geistigen Einhauchen nur an Krieg spielen, Frauen nur so als Gehilfin beschäftigen und sollte sie dem Mann nicht stets dienlich sein, dann müsste sie eben durch körperliche Züchtigung zum Gehorsam erzogen werden. Dachte er das wirklich? Außerdem müsste wohl zu ihren wichtigsten Aufgaben die Befriedigung der sexuellen Lust für die Männer gehören. Die ständig anfallenden Hausarbeiten und das Gebären der Kinder und deren Ernährung und Erziehung gehören natürlich auch zu ihren Pflichten, versteht sich!

Hat das dieser Gott bei der Schaffung des Mannes wirklich so gedacht? Oder entsprang so ein Denken mehr dem Denkzentrum der Männerwelt? Schade, denkt Bettina, dass man solche epochalen Fragen an Gott zwar gedanklich formulieren kann, allerdings wird man keine Antworten darauf erhalten. Die geben selbstverständlich die Männer ab, vielleicht? Auch klar! Und warum sie sich so und nicht anders verhalten, ist auch nachvollziehbar. So schwer ist das ja in unserer Zeit nicht.

Wenn wir bereit sind, dem Beispiel unserer Kinder zu folgen, könnten ihre göttlichen Eigenschaften der Schlüssel zu unserem geistigen Wachstum sein.

Jean A, Stevens

Damit das bei der sich entwickelnden Menschheit nicht in völlige Vergessenheit geraten könnte, also das was er angeblich wirklich so dachte, meißelte der alte Herr vom göttlichen Himmel in weiser Voraussicht seine diesbezüglichen Gedanken in mühevoller Handarbeit in zwei Steinplatten ein. Ok, das mit der gegenseitigen Abschlachterei, also das mit den unangenehmen Kriegen, hätte er vermutlich etwas strenger fassen sollen. Man stelle sich vor, Gott hätte das fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten“, im ultimativen Imperativ geschrieben? Und - auch klar - natürlich nur, soweit er sich damit auskannte, das auch so gewollt hätte. Ok, was dann?

Na, so schwer ist das ja nicht zu verstehen? Es gäbe keine Kriege. Das ist Fakt! Allerdings hätte, schon wieder dieses hätte, so manches Bruttosozialprodukt eines Landes einen heftigen Umsatzeinbruch verzeichnen müssen. Rücksichtsvoll formuliert! Schließlich ist die Kriegsspielerei, ohne eine ordentlich florierende Rüstungsindustrie, was für kleine Kinder im Sandkasten. Wer sollte denn dabei eine große Menge Geld verdienen? Also bitte!

Nur mal so als Beispiel. Die Fertigung einer Atombombe kostet Milliarden und ist innerhalb weniger Sekunden futsch, wenn man schon damit Geld verdienen möchte. Also braucht man eine neue Bombe. Produziert man hingegen Kochtöpfe, mal nur so als Beispiel, Ok, die halten deutlich länger. Also bitte, was soll man denn daran verdienen wollen?

Aber gut, darüber muss man sich keine Sorgen machen. Schließlich organisieren das Männer. Ich meine, das mit der Rüstungsindustrie und dem Geld verdienen. Und Gott braucht ja kein Geld. Wäre der alte Herr im göttlichen Himmel, nur mal so ein abwegiger Gedanke, eine Frau, würden die kriegslüsternen Soldaten, so es sie gäbe, bestenfalls nackt in Unterhose in den Krieg ziehen müssen. Das würde keinen Krieg, sondern bestenfalls ein herzhaftes Gelächter auslösen. Dazu fällt mir ein guter Gedanke meiner Mutter ein:

Wenn ich mich bei einer heftigen Diskussion mit einem Mann über sein Gerede abgrundtief ärgern müsste, sollte ich ihn mir nackt in einer langen graufarbenen Unterhose mit grünfarbenen Sockenhaltern vorstellen. Das hilft immer bei gewissen aufreibenden Gefühlswallungen.

Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.

John F. Kennedy

Gerade diese Gedanken und das daraus resultierende Handeln, also das mit den Kriegen, hat sich bei der Spezies Mensch zum lukrativen Wirtschaftszweig entwickelt. Zugegeben, nur für wenige Menschen. Die meisten von ihnen sind bei solchen Abschlachtereien und Vernichtungsfeldzügen ziemlich unangenehm betroffen. Um das vorsichtig und rücksichtsvoll für die Hinterbliebenen zu formulieren.

Gott erschuf ja in besonders mühevoller und kreativer Arbeit den Garten Eden, also das landschaftliche Wohnbereich für diesen ersten, aus Lehm und Wasser gebastelten Menschen, in dem er, also dieser Mensch mit Namen Adam, leben und verantwortungsvoll seiner Arbeit als Gärtner nachgehen sollte. Um das sicherzustellen, sorgte Gott dafür, dass der Mann Adam ständig im mentalen Kontakt zu ihm stehen sollte. Damit wissen wir, Adam, also der erste Mensch, konnte bereits denken. Na, und der alte Herr im göttlichen Himmel natürlich auch. Sicherlich auch gefördert durch eine so heilvolle und harmonische Atmosphäre, wie sie von Gott im besagten Garten Eden mit seinen eigenen Händen geschaffen wurde. Also, wie das der Mensch Adam mit seinen sechzig Prozent Gehirnfett und den vierzig Prozent Proteinen, also mit dieser organisch materiellen Masse in seinem Gehirn, so geistig ablaufprozessual bewältigen konnte bleibt für uns Menschen der industriellen Neuzeit ein pures Rätsel. Letztlich, so jedenfalls der aktuelle Wissensstand unserer Neurologen in der Bundesrepublik Deutschland, sind ablaufprozessuale Denkprozesse für sich betrachtet und auf der Grundlage des Energieerhaltungssatzes reine energetische Prozesse. Wie das alles der alte Herr im göttlichen Himmel aus Lehm und Wasser fabriziert haben soll bleibt, vorsichtig formuliert, und ohne ihm zu nahe treten zu wollen, ein großes Rätsel. Aber gut, das gilt ja eigentlich für die Existenz eines Gottes, oder von Göttern gleichermaßen. Jedenfalls bei vernünftiger Überlegung. Möglicherweise sollte man vielleicht nur daran glauben wollen, wer weiß? Glauben bedeutet ja „nicht wissen wollen“, oder können. Das fällt vielleicht vielen Menschen leichter. Strengt ja auch nicht so an.

Was solls, den Garten Eden und den Energieerhaltungssatz sollte man vernünftigerweise nicht im Kontext unserer modernen und aufgeschlossenen Zeit beurteilen. Ok, daran glauben? Ja gut, wer es mag, und sich darin gut aufgehoben fühlt, solle es halt tun. Bettina, soviel lässt sich zweifelsfrei schon sagen, gehört jedenfalls nicht zu solchen glaubensbewussten Anhängern der christlich katholischen Kirche.

Und überhaupt! Was nützte Bettina schon ihr relativ erfolgreiches und strebsames Leben im Zusammenhang mit dem Mann Adam vom Garten Eden. Sie lebt ja im einundzwanzigsten Jahrhundert, und das nicht im Garten Eden, sondern in der Bundesrepublik Deutschland.

Sie sehnte sich inbrünstig nach einer beruflichen Auszeit. Weg vom Berufsstress und vom pausenlosen Gejammere der Kolleginnen und Kollegen im Amt. Die ständige „Anmache“ von Berufskollegen und Mitarbeitern belastete ebenfalls pausenlos ihr Gemüt. Kurz gesagt, sie sehnte sich nach einer Umgebung der räumlichen Stille und der geistigen Besinnlichkeit. Ihre innere Stimme, die sie schon seit einiger Zeit nicht mehr zu hören oder zu fühlen bekam, will auf ihr drängendes mentales Rufen auch nicht antworten. Irgendetwas macht sie derzeit falsch und zwar gründlich falsch.

Unruhig dreht sie sich in ihrem Bett von einer Seite auf die andere, als sie unerwartet leise die Stimme von Isi, ihrer inneren Stimme vernimmt.

„Deine Sorgen sind unberechtigt, Bettina. Ich bin ständig in deiner geistigen Nähe. In der Gefühlswelt deines Herzens und in den Gedanken deines Ichbewusstseins habe ich ja meine Heimat. Jedenfalls für die Zeit, die du als denkendes körperliches Lebewesen der höheren geistigen Ordnung auf dem Planeten Erde leben wirst. Mit einigen flüchtigen Rufen, so wie man vielleicht den Hausnachbarn auf der Terrasse ansprechen würde, kannst du mich nicht erreichen. Für mich musst du dir Zeit nehmen. Viel Zeit, liebe Bettina! Ein passender Raum dazu wäre auch nicht verkehrt. Vor allem solltest du dein Ichbewusstsein von allen Gedanken, die dich mehr oder weniger mental gefangenhalten, befreien. Verstehst du, liebe Bettina, was ich dir damit sagen möchte?“ „Ich verstehe dich sehr gut, liebe, liebe Isi. Danke, dass ich dich wieder hören und fühlen kann. Die vergangenen Monate waren recht belastend für mich, und da wird mir wohl auch nicht alles gelungen sein. Ich möchte gern mit meiner Mutter ein ernstes Gespräch führen. Was hälst du davon, liebe Isi?“ „Grundsätzlich gibt es dazu nichts, was dagegen sprechen würde. Ruh dich erstmal richtig aus! Durchforste und sammle deine Gedanken und dann, so die Zeit dafür gekommen ist, sprich mit deiner Mutter!“ „Ok liebe Isi, danke! Möchtest du gern dabei sein?“ „Ich denke, liebe Bettina, du solltest das allein mit deiner Mutter tun.“ „ Dann werde ich wohl deinen Rat folgen müssen. Also, liebe Isi, danke für deinen Rat. Ich freue mich schon darauf, wenn wir uns wieder hören und fühlen werden.“ „Das tue ich auch.“ Bettina vernimmt noch ein leises geistiges Rauschen, und ist dann mit ihren Gedanken wieder allein.

Körperlich denkende Lebewesen der höheren geistigen Ordnung können nur das verstehen, wovon sie möglicherweise wissen sollten, wie es entstand und wie es sich vielleicht entwickeln wird.

Dietmar Dressel