Alles hat seine Zeit-Knigge 2100 - Horst Hanisch - E-Book

Alles hat seine Zeit-Knigge 2100 E-Book

Horst Hanisch

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Beschreibung

"Ach du liebe Zeit!!" Eines der faszinierenden Phänomene im Leben ist für viele das Thema Zeit. Die Zeit genießt einen recht hohen Stellenwert im menschlichen Zusammenleben. Oft ist jemand zu hören, der bedauert: "Ich habe keine Zeit." Hat diese Person tatsächlich keine Zeit oder setzt sie gerade andere Prioritäten? Viele verwechseln die Zeit mit Zeitspannen (eine Stunde, ein Jahr, die Lebenszeit ...) oder sie sehen die Zeit als Zeitpunkt (morgen früh um 9:00 Uhr, am Montag, zu Ostern). Andere wollen ihre Zeit nicht totschlagen, sondern sie vernünftig nutzen. Kann Zeit verändert werden - vernichtet, genutzt, gedehnt ...? Kann ein Mensch Zeit gar verschenken oder gegen sie arbeiten? Eine Kultur bevorzugt das Leben im Heute und Jetzt. Andere sorgen sich ständig um ihre Zukunft und versuchen, diese abzusichern. Lieber bewusst in der Gegenwart leben? Dabei stellt sich die Frage: Wie lange hält die Gegenwart an, bevor sie sich zur Vergangenheit wandelt und die Zukunft eingreift? Ist der Gedanke an einen Ausflug mit einer fiktiven Zeitmaschine in die Zukunft - oder in die Vergangenheit - reizvoll? Wenn ja, ließen sich Geschehnisse beeinflussen? Der Lauf der Zeit ist sowieso nicht anzuhalten. Der Umgang mit ihr kann überlegenswert sein. Die aus den Überlegungen zur Zeit folgenden Konsequenzen können sicherlich Einfluss auf das eigene Leben wie auch auf den zwischenmenschlichen Umgang nehmen. Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr verändern - die Gegenwart baut auf der Vergangenheit auf und kann beeinflusst werden. Sie bestimmt damit auch die Zukunft. So lauten die Devise: "Alles hat seine Zeit." Lassen Sie sich auf das Thema Zeit ein, auch auf den gelegentlich vorhandenen philosophischen Einfluss. Gewinnen Sie den einen oder anderen neuen Eindruck und beleuchten Sie die verschiedenen Blickwinkel zur Zeit. Hin und wieder wird ein Zeitbegriff rhetorisch liebevoll zerpflückt. Manchmal wird auch ein Augenzwinkern eingesetzt, damit nicht alles 'bierernst' genommen wird. Die Zeit - ein hoch interessantes Phänomen, das zum Grübeln, Lächeln oder Nachdenken anregt.

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Für Thomas und die fantastische Zeit mit dir

Willkommen auf der Welt liebes Menschenkind.

Liebe das Leben und werde erwachsen geschwind.

Nimm dir alle Zeit der Welt,

ganz so, wie es dir gefällt.

Erfreue dich jeder Minute im Leben,

die Zeit wird dir viele Optionen geben.

Prolog

Alles zu seiner Zeit

Jacob Christoph Burkhardt, schweiz. Historiker (1818 - 1897)

Die Zeit genießen

Liebe Leserin, lieber Leser, ein Teil des vorliegenden Textes liest sich fast wie eine Liebeserklärung an die Zeit. Welch tolle Kombination der Aufeinanderfolge der Augenblicke. Die Zeit – das Ermöglichen des Lebens.

Eines der faszinierenden Phänomene im Leben ist für viele das Thema Zeit. Kaum ein Bericht, eine Dokumentation, ein Interview, ein Kinofilm, in dem nicht das Wort ‚Zeit‘ vorkommt.

Beispielsweise findest sich das Wort ‚Zeit‘ in der Bibel, Hebräer, 14 Mal. Im zweiten Kapitel Karl Friedrich Mays (1842 – 1912) Winnetou immerhin 33 Mal. Die Zeit scheint erwähnenswert.

Offensichtlich hat die Zeit einen recht hohen Stellenwert im menschlichen Zusammenleben. Oft ist jemand zu hören, der bedauert: „Ich habe keine Zeit.“ Hat diese Person tatsächlich keine Zeit oder setzt sie gerade andere Prioritäten?

Viele verwechseln die Zeit mit Zeitspannen (eine Stunde, ein Jahr, die Lebenszeit …) oder sie sehen die Zeit als Zeitpunkt (morgen früh um 9:00 Uhr, am Montag, zu Ostern).

Andere wollen ihre Zeit nicht totschlagen, sondern sie vernünftig nutzen. Kann Zeit verändert werden – vernichtet, genutzt, gedehnt …? Kann ein Mensch Zeit gar verschenken oder gegen sie arbeiten?

Das unterschiedliche Zeitverständnis zeigt sich beim Besuch verschiedener Kulturen. Ist es hierzulande üblich, dass die Angabe auf der Einladung ‚19:00 Uhr‘ auch 19:00 Uhr bedeutet, sieht sie in vielen südamerikanischen und einigen afrikanischen Ländern ganz anders aus.

Erscheint der Eingeladene ‚pünktlich‘ um 19:00 Uhr, ist er unter Umständen zwei Stunden (!) zu früh. Er bringt seine Gastgeber in große Verlegenheit.

Heißt es in hiesiger Kultur ‚Today in – today out‘, bevorzugt der in Spanien lebende Mensch die stressfreiere Variante ‚mañana‘. Die unterschiedliche Sicht verbirgt mögliche Konfliktpotentiale und verlangt gegenseitiges Verständnis bei geplanter Zusammenarbeit.

Eine Kultur bevorzugt das Leben im Heute und Jetzt. Andere sorgen sich ständig um ihre Zukunft und versuchen, diese abzusichern.

Lieber bewusst in der Gegenwart leben? Dabei stellt sich die Frage: Wie lange hält die Gegenwart an, bevor sie sich zur Vergangenheit wandelt und die Zukunft eingreift?

Ist der Gedanke an einen Ausflug mit einer fiktiven Zeitmaschine in die Zukunft – oder in die Vergangenheit – reizvoll? Wenn ja, ließen sich Geschehnisse beeinflussen?

Hinkt der eine der Zeit hinterher – oder läuft ihm die Zeit davon? Oh, oder ist er vielleicht sogar seiner Zeit voraus?

Der Lauf der Zeit ist sowieso nicht anzuhalten. Der Umgang mit ihr kann überlegenswert sein. Die aus den Überlegungen zur Zeit folgenden Konsequenzen können sicherlich Einfluss auf das eigene Leben wie auch auf den zwischenmenschlichen Umgang nehmen.

Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr verändern – die Gegenwart baut auf der Vergangenheit auf und kann beeinflusst werden. Sie bestimmt damit auch die Zukunft.

So lauten die Devisen: „Alles zu seiner Zeit.“ Und: „Alles hat seine Zeit.“

Liebe Leserin, lieber Leser, lassen Sie sich auf das Thema Zeit ein, auch auf den gelegentlich vorhandenen philosophischen Einfluss. Gewinnen Sie den einen oder anderen neuen Eindruck und beleuchten Sie die verschiedenen Blickwinkel zur Zeit.

Hin und wieder wird ein Zeitbegriff rhetorisch liebevoll zerpflückt. Manchmal wird auch ein Augenzwinkern eingesetzt, damit nicht alles ‚bierernst‘ genommen wird.

Die Zeit – ein hoch interessantes Phänomen, das zum Grübeln, Lächeln oder Nachdenken anregt.

Bezug

Am Ende mehrerer Kapitel folgt ein kurzer Bezug zum gesellschaftlichen und beruflichen Leben, manchmal versehen mit gut gemeinten Tipps.

Nutzen Sie die Ihnen zur Verfügung stehende Zeit so, wie Sie sie bevorzugen. Bleiben Sie zeit-bewusst. Gute Zeit!

Horst Hanisch

1 – „Ach du liebe Zeit!“

„Habe keine Zeit!“

William Shakespeare, engl. Dichter (1564 - 1616)

Was ist Zeit?

Das Gegenüber schaut entschuldigend und traurig aus, zieht die Schultern hoch und zeigt die (leeren) Handflächen in Richtung Betrachter. Der Mensch drückt damit seine Hilf- und Machtlosigkeit aus.

Seine Körpersprache verrät, was er sagt: „Habe keine Zeit.“ Wie bedauernswert. Behauptet doch die Person, keine Zeit (mehr) zu haben. Ist das überhaupt möglich?

Hat nicht jeder Mensch grundsätzlich genügend Zeit zur Verfügung?

Würde die Person gefragt, was sie unter fehlender Zeit versteht, käme sie mit ihrer Erklärung in Schwierigkeiten. „Nun, ich habe so viel anderes zu tun.“ „Mir fehlt die Zeit, Gewünschtes umsetzen zu können.“ „Die Zeit setzt mich unter Druck.“ Aussagen dieser Art sind häufiger zu hören.

So soll zuerst geklärt werden, was Zeit überhaupt ist. Nun wird es für viele Gefragte noch verzwickter, eine vernünftige Antwort zu finden.

Wird die Frage einer Gruppe Interessierter gestellt, sind oft Antworten wie die folgenden zu hören.

Lustig, dass eine Person meint, Zeit sei ‚endlich‘ und der Nachbar ‚unendlich‘ angibt.

Die ursprüngliche Frage („Was ist Zeit?“) wird anschließend erweitert, da die Antworten nicht zufriedenstellend sind.

„Was kann Zeit oder wodurch zeichnet sie sich weiterhin aus?“

Hier mögliche Antworten der Gefragten:

Alle diese und vergleichbare Antworten mögen ihre Berechtigung haben. Aber: Sie beantworten nicht die Frage danach, was Zeit ist.

Oft wird Zeit gleichgesetzt mit Sekunden, Tagen, Jahren und so weiter. Hierbei erfolgt keine Abgrenzung zwischen Zeit und Zeitspanne beziehungsweise einer Zeiteinheit. Auf die Spanne/Einheit wird später eingegangen.

Folgendes Szenario: Eine Gruppe Menschen sitzt um einen Felsbrocken. Die Anwesenden schauen sich den Brocken genau an.

Nun wird ein gedanklicher Zeitsprung angenommen. Die Gruppe könnte sich nach 100.000 Jahren in derselben Konstellation erneut um den Felsbrocken einfinden.

Hätte sich der Felsbrocken verändert? Ja, hier zeigt sich ein kleiner Riss, dort ist ein Stückchen abgebrochen. Die Korrosion (lat. ‚corrodere‘ für ‚zersetzen‘) hat Spuren am Fels hinterlassen. Der Fels hat sich verändert. Diese Veränderung benötigte Zeit. Ohne Zeit gäbe es keine Veränderung.

Zeit ist gleich Veränderung

Vereinfacht kann gesagt werden: „Zeit ist Veränderung.“ Sie ist eine Abfolge von Geschehnissen, die nicht umkehrbar sind. Veränderung, Bewegung, Entwicklung. Die Veränderung bezieht sich auf das sichtbare Hier und Jetzt.

Heute ist der Baum kahl, demnächst wachsen frische, grüne Blättchen. Bald werden diese die Baumkrone komplett einkleiden. Danach verfärben sie sich goldgelb bis orangerot, bevor sie wieder abfallen.

Die Veränderungen sind gut wahrzunehmen und zeigen einen endlos wirkenden Verlauf an. Eine ständige Veränderung ist sichtbar, die den Lauf der Zeit widerspiegelt. Immer wieder wird Neues erlebt.

Plötzlich war sie da – die Zeit

Würde alles zeitgleich stattfinden, könnte der Mensch nichts genießen. Alles geschähe zur selben Zeit, im selben Augenblick! In genau demselben Moment. Und dann? Nichts mehr. Der Mensch könnte auch gar nichts mehr über die Sinne wahrnehmen, denn das Leben wäre in diesem einen Augenblick schon verwirkt.

Also heißt das: Der Mensch nimmt nur wahr, wenn etwas nacheinander geschieht? Erst das eine, dann das andere. Es muss eine Abfolge geben, damit er möglichst viel erfahren und erleben kann.

Mit dieser Erklärung ließe sich gut das Vorhandensein der Zeit erklären.

Die Zeitung bringt Neues

Die Zeitung (mittelniederdeutsch ‚zīdunge‘ vom ‚tīdinge‘ für ‚Neuigkeiten‘) bringt Neuigkeiten. Sie zeigt die Veränderung zum Vorherigen, zum Vortag.

Es findet sich auch die Bezeichnung Gazette (italienisch ‚gazete/gazzetta‘ für ‚Zeitung‘ – im 17. Jahrhundert in Venedig war die Geldmünze Gazeta der Gegenwert einer Zeitung).

Ähnliches gilt für die Zeitschrift, die regelmäßig – meist im festgelegten Abstand (zum Beispiel einmal wöchentlich oder einmal im Quartal) erscheint. Auch sie berichtet über Neues – sonst wäre der Inhalt nicht lesenswert. Die Leser wollen über Neues informiert werden.

Neugierde und Begierde

Diesen Wunsch erfüllt die Zeitung. Sie bringt dem Interessierten Neuigkeiten.

Die Neugierde der Leserin und des Lesers wird befriedigt (althochdeutsch ‚niuwi‘ für ‚anders als früher‘ und althochdeutsch ‚giri‘ für ‚begehren‘, ‚verlangen‘).

Der Mensch verlangt – er giert danach – nach Neuem, nach dem, was ‚anders ist als vorher‘.

Das Wort Begierde versteckt sich hinter dem ‚begehren‘. Die Begierde nach Neuem ist beispielsweise zu erkennen, wenn jemand täglich die (Online-)Zeitung liest, eine Nachrichtensendung schaut, über das Smartphone Wichtiges aus dem Internet erfährt. Kommt anschließend wieder etwas Neues oder nach Aufmerksamkeit Heischendem in die Medien, zum Beispiel eine Eilnachricht, ist in der Regel die Aufmerksamkeit sofort erneut erwacht.

Es wird kolportiert, dass – zumindest früher – der Friseur und die Betreiberin des Tante-Emma-Ladens wichtige Anlaufstellen für die neuesten Nachrichten aus dem Stadtviertel (oder dem Dorfleben) waren.

Tante Emma und der Friseur waren wichtige Verteiler alles Wissenswertem – und Überflüssigem.

Jeder und jeder war informiert. Die Kunden sorgten dafür, dass das Gehörte weitergetragen wurde.

Böse Zungen sprechen bei solchen Vorgängen von ‚Tratsch‘. Verständnisvolle sprechen von Wissbegierde, was sich natürlich schmeichelhafter anhört.

Wer von solch einem Tratsch ausgeschlossen ist, weiß nicht, was um ihn herum ‚los ist‘.

Solches Gerede, gewürzt mit prickelnden Gerüchten, versorgt auf informellem Kanal ‚geheime‘ Informationen, die das komplexe Zusammenspiel des sozialen Umfelds verraten.

Einschlafende Kommunikation?

Ohne diese menschliche Neugierde gäbe es keinen Bedarf an Neuigkeiten. Nachrichten und Zeitungen wären überflüssig. Viele zwischenmenschliche Kommunikation fände gar nicht mehr statt.

Das Interesse an Erfindungen und an neuer Technik wäre sehr wahrscheinlich äußerst schwach, da die Neugierde fehlte. Die Entwicklung des Menschen läge höchstwahrscheinlich einige Jahrhunderte zurück. Sie verliefe nur sehr träge und vor allem dank des geringeren Interesses recht emotionslos.

Die Kommunikation schliefe sehr wahrscheinlich über kurz oder lang ein – es gäbe nichts mehr zu berichten.

Konserve der Gegenwart

Morgen sind die heutigen Neuigkeiten nichts mehr wert. Die Neuigkeiten sind keine mehr und werden von Neuem ‚überholt‘. Aber die recherchierten Informationen verschwinden nicht.

Der österreichische Schriftsteller Karl Kraus (1874 – 1936) meinte: „Die Zeitung ist die Konserve der Zeit.“

Ja, werden die veröffentlichen Neuigkeiten festgehalten, zum Beispiel gespeichert, weiß die interessierte Nachwelt über die Vergangenheit Bescheid.

Wie wichtig solcher Art Konserven sind zeigt sich an ihrem Fehlen, ihrem Nichtvorhandensein. Von früheren Völkern, die keine Schriftsprache kannten, gibt es meist nur eingeschränkte Überlieferungen.

Forscher, Archäologen und Entdecker versuchen aus kleinen Fundstücken zu kombinieren, wie das damalige Leben funktionierte.

Die Nachfahren der heutigen Gesellschaft werden Zugriff auf unendliche, täglich wachsende Informationen erhalten. Wie mögen sie sich in der Masse der Aufzeichnungen zurechtfinden, um das komplexe Zusammenleben der heutigen Zeit zu verstehen?

Die Zeitkapsel bringt Altes

Manchmal werden zeittypische Dokumente und Gegenstände, Bilder und Zeichnungen und anderes Zeittypisches in eine wasserfeste und luftdichte, gut verschlossene Zeitkapsel deponiert.

Die Zeitkapsel ist für die Nachkommen in mittlerer oder weiterer Zukunft vorgesehen.

Üblicherweise wird angegeben, wann oder zu welchem Anlass die Kapsel geöffnet werden darf/soll.

Oft wird bei der Grundsteinlegung eines Hauses eine Zeitkapsel eingemauert.

Wer immer zum gewünschten Zeitpunkt die unbeschädigte Kapsel vorsichtig öffnet, erhält einen Einblick, sozusagen eine Momentaufnahme, von einem weit zurückliegenden Tag in der Vergangenheit.

Nun denn, gut, dass es die Gier nach Neuem gibt. Zeit für Neues gibt es glücklicherweise genügend.

Der Zahn der Zeit

Gesehen wurde er noch nicht, wohl sind aber die Folgen seiner Aktionen sichtbar. Hier ist eine kleine Ecke weggebrochen, dort etwas eingerissen, da etwas fadenscheinig geworden und dort drüben etwas abgeblättert.

Was ist geschehen? Die Zeit hat – bei genauer Betrachtung – an vielen Stellen etwas ‚abgeknabbert‘.

Die Zeit kann offenbar auch fest zubeißen. Zumindest wird von (einem) Zahn der Zeit gesprochen.

Dieser beißfeste Zahn hilft der Zeit, deutliche Veränderungen vorzunehmen und Spuren zu hinterlassen.

Die Fassade des in den sechziger Jahren gebauten Häuschens zeigt deutlich, dass der Zahn an ihr ‚genascht‘ hat. Das Auto hat es geschafft und darf nun, nach dreißig Jahren mit einem H-Kennzeichen (für historisch) am Straßenverkehr teilnehmen. Ein paar Beulen und rostige Stellen zeigen die Aktionen des Zahns der Zeit.

Der 80-Jährige ist vom Alter gezeichnet. Altersflecken auf der Haut, gebeugtes Gehen und natürlich die Falten im Gesicht. Auch – oder gerade – vor dem Alter macht der Zahn der Zeit nicht halt.

Der Zahn der Zeit zeigt manchmal sogar zerstörende Kräfte, wenn es sein muss. Manche alten, ausgegrabenen Artefakte zerfallen, sobald sie geborgen werden.

Weshalb bedarf es eines Zahns der Zeit? Die Zeit muss sich bekanntlich nicht ernähren. Sie muss nichts essen, sie muss nicht trinken. Braucht es den Zahn der Zeit – und seine Aktionen – damit die Zeit ihrer Bedeutung (Veränderung) nachkommen und sichtbar werden kann?

Nicht vergessen: Ohne Veränderung gäbe es keine Zeit.

Demnach ist der Zahn der Zeit ausgesprochen wichtig für das Leben. Ja, es muss sogar gehofft werden, dass der Zeit nicht einmal der Zahn ausfällt.

Bezug

Die Veränderungen, die die Zeit hervorruft, sind ständig sichtbar. Sie ermöglichen ein abwechslungsreiches Leben, beziehungsweise des Lebens überhaupt.

Also bringt es auch keinen Vorteil, sich gegen Veränderungen zu wehren.

Klüger ist es, die ‚Angebote‘ der Zeit zu nutzen. Glücklicherweise bietet sie viele Optionen, die – je nach Wunsch, Lust und Laune – eingesetzt werden können.

Wer sich mit der Zeit arrangiert oder mit ihr spielt, kann ihre Vorteile ausgiebig auskosten und genießen. Dazu gehört die Gier nach Neuem. Es schadet nicht, Bisheriges (kritisch) zu hinterfragen.

Es ist schön, genügend Zeit fürs Leben zu haben.