Karlheinz A. Geißler
Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine
Wege in eine neue Zeitkultur
mit Typografiken von Traute Langner-Geißler
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© oekom verlag München 2014Gesellschaft für ökologische Kommunikation mbH,Waltherstraße 29, 80337 München
Lektorat: Dr. Manuel SchneiderUmschlaggestaltung: www.buero-jorge-schmidt.deUmschlagabbildung: © gettyimages
eBook: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
Alle Rechte vorbehalten. ISBN 978-3-86581-587-3
Einleitung
Alte Schule – Neue Welt
Und immer wieder die Zeit …
Zeit – Was ist das?
Keinen Sinn für Zeit
Im Haus der Zeit
Von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen
IAlles hat seine Zeit – Die Zeit der Vormoderne
Zeit der Natur – Natur der Zeit
Im Frühtau zu Berge …
Organische Zeit
Kosmische Zeitgeber
Die Zeitordnung Gottes
Wunderliche Zeiten
Welt ohne Zeitgewinn
Fünf Vaterunser lang …
Im Kreislauf der Zeit
Das Zeitalter der Ungenauigkeit
Der Rhythmus, bei dem jeder mit muss
Neue Zeiten in Sicht
Zeitlos glücklich?
IIAlle Macht der Uhr – Die Zeit der Moderne
Die neue Zeitordnung
Der Klang der Zeiten
Die Enteignung Gottes und der neue Zeitgott
Gottverlassene Zeiten
Kniefall vor der Uhr
Die Uhr als Ordnungsmaschine
Gescheiterte Zeitrevolutionäre
Ordnung muss sein – Erziehung zum Uhrengehorsam
Ordnungsmacht Kalender
Zeit ist Geld
Die Geburt des Kapitalismus aus dem Geist der Uhr
Die neuen Buchhalter der Zeit
Die Veruhrzeitlichung des Lebens
Moderne Dreieinigkeit: Geld – Arbeit – Zeit
Vom Tempo der Welt
Speed is Money – Die neue Tempo-Leidenschaft
Zeitgewinn und Raumverlust
Tempo und Takt – Das Programm des Fortschritts
Ode an die Schnelligkeit
Dialektik des Fortschritts
Der Fortschritt und seine Ambivalenzen
Gehetzte Gesellschaft
Bremsversuche – Entschleunigung als Mittel der Beschleunigung
Neue Zeiten, neues Glück?
IIIAlles zu jeder Zeit – Die Zeit der Postmoderne
Der Simultant
Avanti Simultanti
(Un-)Kultur des Sofort
Goodbye Limits
Die Welt als Buffet
Neumöblierung der Lebenswelt
Leben auf Knopfdruck
Heute hier, morgen dort
Globaler Wühltisch
Der moderne Sisyphus
Do it yourself
Pathologie der Gleichzeitigkeit
Die Uhr hat ihre Schuldigkeit getan, die Uhr kann gehen
Flexibilität als Fortschritt – Das Ende der Uhr?
Grenzenlose Zeiten und andere Paradiese des Konsums
Freiheit als Zumutung
»Entbettung« und Entgrenzung von Raum und Zeit
Arbeit als Leben
Time Shifting – Immer was los
Die neue Qual der Wahl
Illusionen der Zeitsouveränität
Ziellose Zeitpilger
Jenseits von Gut und Böse
IVWege aus der Zeitfalle
Die Vielfalt der Zeiten und die Einfalt der Uhrzeit
Balancieren statt Koordinieren
Enthetzen statt Entschleunigen
Die Klugheit der Geduldigen
Lob der Pause
Ein Ende finden
Literatur & Grafik
Über den Autor
Einleitung
»Ah, dass ich nicht alle Menschen und überall bin!«
Fernando Pessoa (1888–1935)
Ich fürchte, ich bin nicht ganz up to date. Mein Handy kann keine Fotos schießen, keine Mails versenden, und wie man eine SMS verschickt … nun ja. Meine Uhr kann übrigens auch keine Mails empfangen, besitzt zudem weder Temperaturanzeige noch einen Kompass und auch keinen Pulsmesser. Dafür geht sie einigermaßen pünktlich. In Zeiten allgemeiner Unpünktlichkeit übrigens ein ziemlich überflüssiges, fast schon antiquiert wirkendes Merkmal meiner Uhr.
Ich weiß, es ist einfach skandalös, dass ich immer noch nicht an jedem Ort und zu jeder Zeit erreichbar bin. Ich gestehe es ungern ein, aber meine Fahrlässigkeit geht so weit, dass ich meine Wohnung auch ohne Rufumleitung vom Festnetz aufs Mobiltelefon verlasse; und meine Nachbarn finde ich immer noch ohne die richtungsweisenden Vorschläge von »Frau Navi«. Bisher hat mich die Werbung auch nicht davon überzeugen können, mir eine jener »Quick and Easy«-Haarkuren zuzulegen, die mir den Zeitaufwand für die Spülung nach dem Waschen erspart. Was mache ich nur falsch?
Kein Wunder also, dass mich in immer kürzeren Abständen das Gefühl beschleicht, in meinem Leben irgendwann einmal vom Zeitgeist links liegen gelassen worden zu sein. Ja, ich gestehe es offen, ich schäme mich, so wie ich es letztmalig in der Schule getan habe, als ich in Mathe nicht mitgekommen bin. Doch zum Glück weiß ich wenigstens aus dieser Zeit noch, wie man das mit dem Schämen überhaupt macht und muss nicht erst bei Wikipedia nachsehen.
Ich hab den Zug der Zeit verpasst. Ich stehe, da bin ich mir ganz sicher, auf dem Abstellgleis. Ich fühle mich abgeschoben, und ich fürchte, es wird noch viel, viel schlimmer werden, wenn die nächste Technologiewelle in meinen Alltag schwappt. Wie nur konnte mir das passieren?
Alte Schule – Neue Welt
Allmählich dämmert’s mir. Ich hab das Verkehrte gelernt! Meine Eltern, meine Lehrer, alle haben sie mir offenbar nicht das beigebracht, was das Leben von mir verlangt. Ich bin ein alt gewordenes Kind der Generation-»Festnetz«. Für die Schule, nicht für das Leben habe ich gelernt. Ich habe Bücher gelesen, in Lexika nachgeschlagen, und war ich bei der Rechtschreibung mal unsicher, dann habe ich in den Duden geschaut. Niemand hat mir in meiner Jugend gesagt (und damals auch noch nicht ahnen können), dass man Bücher nicht liest, sondern hört, um nebenher noch etwas anderes tun zu können; keiner mich darauf hingewiesen, dass man bei Wikipedia sehr viel schneller an Informationen kommt als durchs Blättern in kiloschweren Lexika, und gesagt hat mir auch niemand, dass elektronische Rechtschreibprogramme das Blättern und Suchen im Duden überflüssig machen. Man hat mir ganz viel verschwiegen. Warum nur? Wollten sie nicht alle – Eltern wie Lehrer – immer »nur das Beste« für mich? Und das Beste hieß dann: »Stell gefälligst die Musik aus, wenn du deine Hausaufgaben machst!«, »Lies die angefangene Geschichte erst zu Ende, bevor du eine neue beginnst!«, »Jetzt haben wir Physik, Chemie ist erst in der übernächsten Stunde dran!« Immer sollte ich machen. Das wurde mir eingebläut. Und versprochen, dass mir – wenn ich mich nur daran halten würde – im späteren Leben Lohn und ganz viel Anerkennung winken würden. Heute weiß ich: Das stimmt nicht! So funktionieren die Welt, das Leben und die Zeit nicht! Man hat mich auf ein falsches Dasein vorbereitet! Und so komme ich mir vor wie eine Dampflokomotive, der man auf dem Weg ins Technikmuseum ein lorbeergeschmücktes Schild mit dem Spruch »Ich bin nun alt und bin bereit, zu weichen der modernen Zeit!« umgehängt hat.
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