Als Karl Baedeker durch das Lahntal reiste - Georg Schwedt - E-Book

Als Karl Baedeker durch das Lahntal reiste E-Book

Georg Schwedt

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Beschreibung

In seinem Reiseführer "Rheinreise von Basel bis Düsseldorf" (6. Aufl. 1849) beschrieb Karl Baedeker auch einen Abstecher in das Lahntal. Anhand seiner kurzen Angaben werden die Orte von Niederlahnstein bis Villmar, darunter Nievern, Bad Ems, Dausenau, Nassau, Obernhof, Laurenburg, Geilnau, Balduinstein, Fachingen, Diez und Limburg ausführlich mit ihrer Geschichte vorgestellt - als Anregung zu einer Reise auch mit der Bahn im 21. Jahrhundert.

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INHALT

Vorwort und Einleitung

Karl Baedeker

Baedekers Reiseführer

Rheinreise

Das Kapitel 24:

Ems und das Lahnthal

Niederlahnstein

Fachbach und Nievern

Bad Ems

Dausenau

Nassau

H.F.K. Freiherr vom und zum Stein

Goethe zu Besuch in Nassau

Obernhof und Burg Langenau

Kloster Arnstein

Laurenburg

Holzappel

Zur Geschichte des Blei-, Kupfer- und Silberbergbaus

Geilnau

Balduinstein

Schloss Schaumburg

Fachingen

Diez

Das Grafenschloss

Lahnmarmor

Schloss Oranienburg

Limburg

Dom und Alte Lahnbrücke

Limburger Chronik

Runkel und Villmar

Zum Lebenslauf des Heimatforschers Victor Gehler

Museen zu Karl Baedekers

Lahnreise

Literatur

Vorwort und Einleitung

In Karl Baedekers „Rheinreise von Basel bis Düsseldorf mit Ausflügen in (…) das Nahe-, Lahn-, Ahr- (…)thal…“ als „Sechste verbesserte und vermehrte Auflage Klein’schen Rheinreise (als er sich noch K. Bädeker schrieb) von 1849 berichtete er im Kapitel „24. Ems und das Lahnthal“ über die wichtigsten Orte und ihre Geschichte.

Als ich mit meinen Recherchen begann, wurde mir immer mehr bewußt, wie viel an Geschichte mit dieser Region, die bei Baedeker von Lahnstein gerade über Limburg hinaus (bis Runkel und Vilmar) reicht, verbunden ist – von den Grafschaften bis zum Herzogtum Nassau über die Bädergeschichte bzw. Geschichte der Mineralquellen bis in die nur wenig bekannte Bergbau-geschichte in dieser Region.

Die ausführlichere Reiseliteratur begann mit dem Buch das Heimatforschers August Spieß (Okriftel/Hattersheim am Main 1815-1893 Wiesbaden), der als Sohn eines Pfarrers am Gymnasium Philippinum in Weilburg 1834 Abitur machte und an der Universität Göttingen Philologie studiert hatte. Von 1862 bis 1886 am Gymnasium Dillenburg tätig war. Von 1887 bis 1890 war er auch Direktor des Vereins für nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. Er schrieb das Buch Das Lahnthal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung, das 1866 in Ems erschien.

Darin schrieb er in der Einleitung u.a.:

„Erst seitdem im Jahre 1862 die nassauische Staatsbahn in Betrieb gesetzt worden ist, hat sich das Interesse des grösseren Reisepublicums dem Lahnthale in verdienter Weise zugewendet. (…) Während (…) früher die Reisenden, welche ihr Weg durch das Lahnthal führte, nur einzelne, allerdings sehr schöne und interessante Bruchstücke des Ganzen zu sehen Gelegenheit hatten und bei Touristen die Schönheit und Grossartigkeit des nahen Rheinthales ein Interesse für das ohnehin in seinen romantischsten Partien schwer zugängliche Seitenthal nicht aufkommen liess, können dieselben jetzt auf die bequemste Weise den Lauf des Flusses von Marburg bis zu seiner Mündung auf den drei ihn berührenden Eisenbahnen verfolgen, und in wenigen Stunden die mannichfachen landschaftlichen Reize, welche sich an seinen Ufern entfalten, an ihren Augen vorüber gehen lassen. Und selbst ein solcher flüchtiger Besuch des Lahnthals ist lohnend genug; soviel ist wenigstens gewiss, dass dieses so viele Sehenswürdigkeiten in Beziehung auf Natur und Kunst in sich einschliesst, dass sich kein anderes mit einem Schienenwege durchzogene Seitenthals des Rheins, das schöne Nahethal mit seinen Rebenhügeln und wilden Felspartien nicht ausgenommen, mit ihm vergleichen lässt. Denn in ihm findet sich alles das, was von diesem mit Recht gerühmt wird, weite gesegnete Thalflächen und anmuthiges Hügelland, steile Berge, an denen schroffe Steinwände emporstarren, und die in ihren Vorsprüngen die Bahn in zahlreichen Tunnels durchschneidet; alte, verwitterte Burgen, die in ihrer Wittwentrauer auf den unten vorüberbrausenden Verkehrsstrom der neuen Zeit düster herabschauen, malerisch gelegene Städtchen mit alten Schlössern, Gesundbrunnen und Badeorte mit ihrer modernen Eleganz, nur in reicherer Fülle und mehr zusammengedrängt, dazu aber besitzt es herrliche Dome und prachtvoll gelegene Klöster, (…). Ueber der ganzen Strecke aber schwebt der Duft zahlreicher historischer Erinnerungen älterer und neuerer Zeit; aus jenen werden uns die Bilder von Fürsten, welche in die Schicksale und die Ent-wickelung des deutschen Volkes mit mächtiger Hand eingegriffen, von Kriegshelden, die mit ihrem Ruhme die Welt erfüllt haben, (…) erscheinen, aus diesen treten uns vor Allen die Gestalten zweier Männer nahe, deren jeder in seiner Weise uns unendlich viel gegeben hat, der eine den reichen Schatz einer alles Grosse umfassenden, jede Tiefe der Empfindung er-schöpfenden Poesie, der andere das aus Zerissenheit, Erniedrigung und Schmach errettete Vaterland. Denn die unteren Lahngegenden hat Göthe in seinen jungen und alten Tagen mehreremale besucht, und die ganz Strecke von Wetzlar bis Lahnstein wanderte den Fluss entlang der jugendliche Dichter, als er der Liebe Lottens entfloh, und indem sein Auge in der Betrachtung der ‚Nähen und Fernen, der bebuschten Felsen, der sonnigen Wipfel, der feuchten Gründe, der thronenden Schlösser und der aus der Ferne lockenden blaue Bergriesen schwelgte‘, so er aus der schönen Landschaft Balsam für sein liebeskrankes Herz schöpfte; in Nassau aber an der unteren Lahn ward Freiherr vom Stein geboren und brachte dort einen Theil seiner Tage zu, sinnend und hoffend für das bedrängte, und arbeitenden für das befreite Vaterland…“

Der wesentlich nüchternere Bericht von Karl Baedeker wird uns jedoch zu vielen der angesprochenen Orte mit viel Geschichte führen – vom Autor mit der 1862 eröffneten damals nassauischen Staatsbahn zwischen Koblenz und Limburg im Sommer 2016 besucht – heute als Regionalbahn oder Lahntalbahn, mit Ausstiegsmöglichkeiten auf den Unterwegs-Bahnhöfen, die als Orte schon Bädeker, vor Eröffnung der Eisenbahnlinie mit ihren von August Spieß erwähnten Tunneln, genannt hat.

Karl BAEDEKER (1801-1859) – (schrieb sich damals Bädeker)

Karl Baedeker wurde am 3. November 1801 als ältester Sohn des Verlegers und Buchdruckers Gottschalk Diederich Baedeker in Essen geboren. Sein Großvater war „fürstlich Essendischer Hofbuchdrucker“ gewesen. Von 1815 bis 1817 besuchte er das Gymnasium in Hagen. Es folgte eine Lehre von 1817 bis 1820 bei J. C. B. Mohr (1778-1854; Gründer der Akademischen Verlagsbuchhandlung Mohr) in Heidelberg. Nach Ableistung seines Militärdienstes bei den Wetzlarer Jägern war er von 1823 bis 1825 als Gehilfe bei Georg Andreas Reimer (1776-1842; Gründer des gleichnamigen Wissenschaftsverlages, der von 1817 bis 1918 bestand) in Berlin tätig.

Danach zog Baedeker nach Koblenz, seit 1815 Hauptstadt der preußischen Rheinprovinz – und zugleich ein Brennpunkt des internationalen Reiseverkehrs in dieser Zeit am Rhein entlang in die Schweiz und bis nach Italien. 1827 gründete er am damaligen Paradeplatz (heute Görresplatz) die Sortiments- und Verlagsbuchhandlung Karl Baedeker.

1827 begann auch der regelmäßige Personenverkehr zu Schiff der Preußisch-Rheinischen Dampfschifffahrtsgesellschaft zwischen Köln und Mainz. Im Koblenzer Verlag F. Röhling erschien ein kleiner, literarischer Führer unter dem Titel „Rheinreise von Mainz bis Köln, Handbuch für Schnellreisende“ von Professor J. A. Klein, einem Gymnasiallehrer. Baedeker erwarb den Verlag Röhling und nach dem Tod von Klein 1832 beginnt die Geschichte der „Baedeker-Reiseführer“ (s. weiter unten). Karl Baedeker starb am 4. Oktober 1859 in Koblenz. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er zahlreiche Reiseführer herausgegeben – manche Bände hatten es schon bis zu der 8. bis 10. Auflage gebracht. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Koblenzer Hauptfriedhof.

Baedekers Reiseführer Rheinreise

1835 – mit der Übernahme des ersten Reiseführers von J. A. Klein (Gymnasialprofessor in Koblenz, verstorben 1832) veröffentlichte Baedeker die 2. Auflage (von Straßburg bis Rotterdam). Die 1. Auflage stammte aus der Druckerei Florian Kupferberg in Mainz, die 2. Auflage erschien in der Druckerei Dubois & Wele in Koblenz, die 3. Auflage von 1839 in der Druckerei Sam. Lucas in Elberfeld und die 4. Auflage 1843 in der Druckerei J. Hildenbrand in Koblenz. Ab der 5. Auflage (1846) wurde die Rheinreise in der Druckerei G. D. Bädecker in Essen gedruckt.

Der G. D. Baedeker Verlag in Essen wurde bereits 1775 durch Zacharias Baedeker (1750-1800) gegründet, der die Witwe des Buchdruckers Wohlleben geheiratet hatte – mit den Firmenzweigen Buchhandel, Buchverlag, Zeitungsverlag, Druckerei und Bibliothek – im Stammhaus in der Limbecker Straße. Gottschalk Diedrich Baedeker (1778-1841) führte und entwickelte das noch kleine Unternehmen erfolgreich weiter und durch die Söhne (Brüder von Karl Baedeker) Eduard und Julius expandierte das Unternehmen weiter. Die renommierte Baedeker-Buchhandlung in Essen wurde im Oktober 2012 nach 237 Jahren geschlossen. Der Name Baedekerhaus bleibt jedoch am Gebäude bestehen, da es unter Denkmalschutz steht.

Der Name Baedeker ist heute zu einem Synonym für die erfolgreichen Reiseführer geworden. In der 6. Auflage von 1849 (als verbesserte und vermehrte Auflage der Klein’schen Rheinreise) beschrieb Baedeker auch in seiner Einleitung die ihm wichtigsten Merkmale dieses Reiseführers, die auszugsweise im Folgenden zitiert werden:

Das vorliegende Buch hat sich die Gunst der Reisenden so zu erwerben und zu erhalten gewußt, daß wieder eine neue Auflage, bereits die sechste, nothwendig geworden ist. Es hat, als natürliche Folge der veränderten Zustände am Rhein, von seiner ursprünglichen Gestalt nur wenig Züge bewahren können. Da es aber einmal unter dem Namen Klein bekannt geworden war, so wurde dieser beibehalten, obgleich schon bei der zweiten Auflage alle Mitwirkung des Herrn Professor Klein, der bald nach dem Erscheinen seiner „Rheinreise von Mainz nach Köln“ starb, aufhörte. Um indeß Verwechselungen mit einer in Mainz gedruckten Rheinreise, die ebenfalls den Namen Klein trägt, zu verhüten, hat der Herausgeber nunmehr für nöthig erachtet, auch seinen Namen zu nennen.

Nach dieser Einleitung folgen einige für Baedeker wichtige Merkmale dieses, nun seines Reiseführers:

Auf die Gasthöfe hat der Herausgeber bei dieser sechsten Auflage ein besonderes Augenmerk gerichtet; er glaubt einer nicht unbedeutenden Zahl von Rheinreisenden einen wesentlichen Dienst dadurch geleistet zu haben, daß er sie auf kleine, gute und billige Gasthöfe aufmerksam macht. (…)

Der ganze Inhalt des Buches beruht ausschließlich auf eigener Anschauung. Der Herausgeber hat sich bemüht, zwischen dem Zuviel und Zuwenig die rechte Mittelstraße zu finden. Er glaubt, den Fehler mancher Reisehandbücher vermieden zu haben, welche entweder nur ein Verzeichniß von Gebäuden, Anstalten und Einrichtungen darbieten, und es dem guten Glücke des Wanderers überlassen, nach manchen Enttäuschungen das Bemerkenswerthere selbst heraus zu finden, oder welche auf der andern Seite sich in ausführlicher Schilderung unbedeutender geschichtlicher Einzelheiten verlieren, die nur für den Mann vom Fach oder den Ortsbewohner belangreich sein können. Nie aber hat der Herausgeber außer Acht gelassen, daß das Rheinthal für die Geschichte und Entwickelung Deutschlands viele Jahrhunderte hindurch von größerer Bedeutung war, als irgend ein anderer Gau des Vaterlandes.(…)

Zu Lebzeiten von Karl Baedeker erschien die Rheinreise bis zur 10. Auflage (1858) – danach noch bis zur 34. Auflage im Jahre 1931.

Bereits in der 2. Auflage (1835) besuchte Baedeker auch die Nebenflüsse bzw. deren Täler – er machte Ausflüge an die Nahe, die Mosel, die Ahr, in die Bäder des Taunus… - und in der 6. Auflage (1849) dann auch in das Lahnthal.

Anhand des Textes im Kapitel 24. Ems und das Lahnthal wurde von mir sein Reiseabstecher in das Lahntal nachvollzogen, wobei eine Aussage Baedekers (in einem Brief an seinen Vater) auch für meine Reise gelten konnte: