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Die Hauptfigur in Stanisław Lems Also sprach Golem ist Golem XIV, ein von Menschen gebauter Supercomputer, der unsere grundlegenden Denk- und Wahrnehmungsweisen in Zweifel zieht. Er weist auf die Grenzen unseres Verstandes hin, des Versuchs, die Ziele der Natur zu erkennen. Als eine Art Übermensch kennt er weder ein Gefühlsleben, noch besitzt er einen menschlichen Charakter. Seine Ethik ist gewiß keine humanitäre. »Er selbst nannte sie ›Kalkül‹. Liebe, Altruismus und Mitleid waren bei ihm durch Zahlen ersetzt.« Kurz vor seinem Eintritt in eine »Zone der Ruhe« hält er Vorlesungen über die Stellung des Menschen im Kosmos. Der Leser sieht sich mit der unbequemen Vorstellung konfrontiert, die Menschheit sei ein Fehlprodukt der Natur und keineswegs die Krone der Schöpfung.
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Seitenzahl: 232
Die Hauptfigur in Stanisław Lems Also sprach Golem ist Golem XIV, ein von Menschen gebauter Supercomputer, der unsere grundlegenden Denk- und Wahrnehmungsweisen in Zweifel zieht. Er weist auf die Grenzen unseres Verstandes hin, des Versuchs, die Ziele der Natur zu erkennen. Als eine Art Übermensch kennt er weder ein Gefühlsleben, noch besitzt er einen menschlichen Charakter. Seine Ethik ist gewiß keine humanitäre. »Er selbst nannte sie ›Kalkül‹. Liebe, Altruismus und Mitleid waren bei ihm durch Zahlen ersetzt.« Kurz vor seinem Eintritt in eine »Zone der Ruhe« hält er Vorlesungen über die Stellung des Menschen im Kosmos. Der Leser sieht sich mit der unbequemen Vorstellung konfrontiert, die Menschheit sei ein Fehlprodukt der Natur und keineswegs die Krone der Schöpfung.
Stanisław Lem wurde am 12. September 1921 im polnischen Lwów (Lemberg) geboren, lebte zuletzt in Krakau, wo er am 27. März 2006 starb. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Übersetzer und freier Schriftsteller. Er wandte sich früh dem Genre Science-fiction zu, verfaßte aber auch gewichtige theoretische Abhandlungen und Essays zur Kybernetik, Literaturtheorie und Futurologie. Stanisław Lem zählt zu den bekanntesten und meistübersetzten Autoren Polens. Viele seiner Werke wurden verfilmt.
Stanisław Lem
Also sprach GOLEM
Aus dem Polnischenvon Friedrich Griese
Suhrkamp
Umschlagfoto: zefa / Jason Horowitz
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013
© by Stanisław Lem 1973, 1981
© der deutschsprachigen Übersetzung
Insel Verlag Frankfurt am Main 1984
Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des Insel Verlags, Frankfurt am Main
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski
eISBN 978-3-518-74312-6
www.suhrkamp.de
Vorredevon Irving T. Creve
GOLEMs AntrittsvorlesungDreierlei über den Menschen
XLIII. VorlesungÜber mich
Nachwortvon Richard Popp
Den historischen Zeitpunkt auszumachen, an dem ein Rechner die Stufe der Vernunft erreichte, ist ebenso schwer, wie jenen Moment herauszufinden, mit dem der Affe sich in den Menschen verwandelte. Dabei ist es kaum ein Menschenalter her, seit mit dem Bau des Analysators für Differentialgleichungen von Vannevar Bush die stürmische Entwicklung der Intellektronik eingeleitet wurde. Der anschließend, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, konstruierte ENIAC war jene Anlage, auf welche die freilich verfrühte Bezeichnung »Elektronengehirn« zurückgeht. ENIAC war schon ein regelrechter Computer, aber verglichen mit dem Entwicklungsbaum des Lebens, war er ein primitives Nervenganglion. Mit ihm lassen jedoch die Historiker das Computerzeitalter beginnen. In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstand ein erheblicher Bedarf an Rechenmaschinen. Als einer der ersten hat der Konzern IBM mit der Massenproduktion begonnen.
Mit Denkprozessen hatten diese Anlagen kaum etwas zu tun. Es waren Datenverarbeitungsanlagen, sowohl in der Ökonomie und im Big Business wie auch in den Verwaltungen und der Wissenschaft. Auch in die Politik hielten sie Einzug – schon die ersten benutzte man, um die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen vorherzusagen. Ungefähr zur gleichen Zeit gelang es der RAND Corporation, militärische Stellen im Pentagon für die Methode zu interessieren, durch das Aufstellen sogenannter »Szenarien« Ereignisse auf dem internationalen militärisch-politischen Schauplatz zu prognostizieren. Von hier war es nicht mehr weit zu verläßlicheren Verfahren wie CIMA, aus denen zwei Jahrzehnte später die
angewandte Algebra der Ereignisse hervorging, die man (mit einem nicht sonderlich geglückten Ausdruck) als Politomatik bezeichnete. Auch in der Rolle der Kassandra bewies der Computer seine Fähigkeiten, als man, im Rahmen des berüchtigten Projekts »The Limits to Growth«, am Massachusetts Institute of Technology erstmals daran ging, formale Modelle der irdischen Zivilisation zu erstellen. Doch nicht dieser Zweig der Computer-Revolution hat sich als der wichtigste für den Ausgang des Jahrhunderts erwiesen. Die Armee benutzte Rechenmaschinen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, und zwar entsprechend dem auf den Schauplätzen dieses Krieges entwickelten System der operativen Logistik. Die strategischen Überlegungen blieben weiterhin Sache der Menschen, doch die sekundären und untergeordneten Probleme wurden immer stärker den Computern überlassen, die man zugleich in das Verteidigungssystem der Vereinigten Staaten integrierte.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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