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In ferner Zukunft landet das mächtige Raumschiff »Der Unbesiegbare« auf dem Planeten Regis III, um das Schicksal seines dort verschollenen Schwesterschiffes »Kondor« zu ergründen. Doch obwohl diese Welt unbewohnt ist, lauern hier Gefahren, die sich die selbstgewisse menschliche Besatzung zunächst nicht träumen lässt. Lem spinnt ein spannendes Weltraumgarn, wäre aber nicht Lem, wenn er sich nicht noch quasi nebenbei die Nanotechnologie, die Technoevolution und vieles mehr ausdenken würde. Ein Klassiker der SF.
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Der »Unbesiegbare« ist ein Raumkreuzer der schweren Klasse. Mit 83 Mann Besatzung soll er Nachforschungen über den Verbleib des Schwesterschiffs »Kondor« anstellen, das auf Regis III, einem Planeten im Sternbild der Leier, verschollen ist.
Der Fund der »Kondor« gibt ein Rätsel auf: Es gibt keinen Überlebenden, aber Lebensmittelvorräte, Wasser- und Sauerstoffreserven wären für viele Monate ausreichend gewesen. Das Raumschiff ist unversehrt, allerdings sind seine Innenräume in einem unbeschreiblichen Zustand, als habe eine Horde Wilder darin gehaust. Es stellt sich heraus: Es gibt auf Regis III keine feindliche Fauna und Flora, und doch wird der Planet von einer Macht beherrscht, die auch der Rettungsexpedition fast zum Verhängnis wird.
Alle literarischen Spielregeln eines Science-fiction-Romans sind in diesem Buch beachtet worden; indem der Leser davon gefesselt wird, gerät er in den Anziehungsbereich einer ganz anderen Diskussion. Die übliche Reaktion auf das dem Menschen Unbegreifliche ist Aggression und Vernichtung des Andersartigen. Für Lem jedoch – und damit gewinnt sein Buch einen deutlichen Gegenwartsbezug – ist diese Lösung nicht annehmbar. Das Fremde wird zum Denkanstoß, zur Prüfungssituation für menschliches Denken und Moralvorstellungen.
Stanisław Lem wurde am 12. September 1921 im polnischen Lwów (Lemberg) geboren, lebte zuletzt in Krakau, wo er am 27. März 2006 starb. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Übersetzer und freier Schriftsteller. Er wandte sich früh dem Genre Science-fiction zu, verfaßte aber auch gewichtige theoretische Abhandlungen und Essays zur Kybernetik, Literaturtheorie und Futurologie. Stanisław Lem zählt zu den bekanntesten und meistübersetzten Autoren Polens. Viele seiner Werke wurden verfilmt.
Stanisław Lem
Der Unbesiegbare
Utopischer Roman
Aus dem Polnischen von Roswitha Dietrich
Phantastische Bibliothek
Band 322
Suhrkamp
Redaktion und Beratung: Franz Rottensteiner
Umschlagfoto: Masterfile / Mike Macri
Originaltitel: Niezwyciezony i inne opowiadania,
Warschau: Wydaawnictwo Literackie, 1964
© 1964 by Stanisław Lem
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013
© der deutschen Ausgabe
Insel Verlag Frankfurt am Main 1976
Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des Insel Verlags Frankfurt am Main und Leipzig
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski
eISBN 978-3-518-74342-3
www.suhrkamp.de
Der »Unbesiegbare«, ein Raumkreuzer der schweren Klasse, das größte Schiff, über das die Flottenbasis im Sternbild der Leier verfügte, durchflog mit Photonenantrieb den äußersten Quadranten der Sterngruppe. Die dreiundachtzig Mann Besatzung schliefen im Tunnelhibernator des Zentraldecks. Die Flugstrecke war verhältnismäßig kurz, deshalb hatte man auf vollständige Hibernation verzichtet und lediglich den Tiefschlaf angewandt, bei dem die Körpertemperatur nicht unter zehn Grad absinkt. In der Steuerzentrale arbeiteten nur die Automaten. Im Fadenkreuz der Orientierungsanlage hing die Scheibe der Sonne, die nicht viel heißer war als ein gewöhnlicher, roter Zwergstern. Als sie die halbe Bildschirmbreite einnahm, wurde die Annihilation unterbrochen. Eine Weile war es im ganzen Raumschiff totenstill. Die Klimaanlagen und die Rechenmaschinen arbeiteten lautlos. Die leichte Vibration hörte auf, die Begleiterscheinung des Photonenstrahls, der vordem aus dem Heck gedrungen war und wie ein endlos langer, in Dunkel gehüllter Degen das Raumschiff vorwärtsgestoßen hatte. Der »Unbesiegbare« flog noch immer nahezu mit Lichtgeschwindigkeit dahin, starr, taub und scheinbar ohne Leben an Bord.
An den Steuerpulten, die im rötlichen Schein der fernen, auf dem zentralen Bildschirm sichtbaren Sonne schimmerten, blinzelten die Lämpchen einander zu. Die Magnettonbänder setzten sich in Bewegung, gemächlich krochen die programmierten Codestreifen in die Eingabe immer anderer Apparate, die Umschalter sprühten Funken, und der Strom floß mit einem Summen in die Leitungen, das niemand vernahm. Die Elektromotoren überwanden den Widerstand der Reste längst eingetrockneten Schmieröls, liefen an und wechselten von tiefem Dröhnen zu hohem Stöhnen über. Mattierte Kadmiumstäbe schoben sich aus den Hilfsreaktoren hervor, die magnetischen Pumpen preßten flüssiges Natrium in die Kühlschlangen, durch das Heck lief ein Zittern, und zugleich verriet ein schwaches Rasseln im Wandinnern – es war, als trieben dort ganze Schwärme winziger Tierchen ihr Unwesen und scharrten mit ihren Krallen am Metall –, daß sich die Reparaturautomaten auf ihre viele Kilometer lange Wanderung begeben hatten, um die Festigkeit der Gerüstverstrebungen, die Undurchlässigkeit des Raketenrumpfes und die Haltbarkeit der Schweißnähte zu überprüfen. Das ganze Schiff, voll von Geräusch und Bewegung, erwachte – nur die Besatzung schlief noch.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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