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Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Literatur, Werke, Note: 1,0, Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau (Institut für deutsche Sprache und Literatur), Veranstaltung: Adoleszenz in der Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit beschäftigt sich mit den spezifischen Gattungsmerkmalen eines modernen Adoleszenzromans. Hierbei bietet der Roman eine große Bandbreite an Themenfeldern, die für die Suche nach der eigenen Identität als exemplarisch herangezogen werden können: Mittelschichtenkriminalität, Ausländerhass, Freundschaft, Position innerhalb der Familie. Das gesamte Spektrum an Motiven und die Beziehungsn einzelner Personen zueinander werden dahingehend näher untersucht, ob sie dem Anspruch eines lebensnahen und zeitgemäßen Adoleszenzromans entsprechen können.
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Der Begriff Adoleszenzroman ist weniger auf eine Epoche in der Literatur bezogen, als vielmehr auf eine ihr eigene Stilrichtung, die als Subgattung der klassischen Jugendliteratur gilt. Literaturhistorisch finden sich Vorläufer der heutigen Adoleszenzliteratur bereits im 18. Jahrhundert. Schon Johann Wolfgang Goethe und Karl Philipp Moritz stellen inDie Leiden des jungen Wertherund inAnton Reiseradoleszenzspezifische Themen dar. Nach Gansel geht die eigentliche Entstehung des Adoleszenzromans in die 70er Jahre zurück.1
Ende der 80er Jahre setzte dieser sich schließlich als feststehende Gattung durch. Literaturhistorisch richtunggebend für die weitere Entwicklung seien, der Bildungsroman, der Erziehungsroman und der Entwicklungsroman, wobei alle drei Romanformen ein besonderes Augenmerk auf „den psychologischen und intellektuellen Werdegang eines Protagonisten richten.“ Erscheinungsformen und Bandbreite der uns zur Verfügung stehenden Texte sind so vielfältig wie die unterschiedlichen Rahmenbedingen und politischen Systeme auf deren Hintergrund sie entstanden sind. Erschwert dies zwar eine allgemeine thematische Klassifizierung, lassen sich innerhalb der Adoleszenzliteratur dennoch gemeinsame Themen finden:
Im Zentrum des Geschehens stehen zumeist männliche, aber auch weibliche Protagonisten.
Diese werden als Individuen und damit als „einmalig und unwiederholbar2“ dargestellt, die als solche verschiedensten Problemen gegenüber stehen. Die Themenfelder umfassen die Ablösung vom Elternhaus, den Aufbau eigener Werte und Sozialkontakte, die Identitätssuche3und andere prägende Erfahrungen. Die Adoleszenzphase der in den Romanen dargestellten Personen beinhaltet den gesamten Verlauf der Identitätssuche. Sie erstreckt sich vom Zeitraum der Vorpubertät bis hin zur Postadoleszenz und damit bis in das dritte Lebensjahrzehnt hinein.4
Im Laufe der Entwicklung vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart hat sich die Unterscheidung in traditionelle, moderne und postmoderne Adoleszenzliteratur
1(Gansel: 200:370)
2(Gansel: Ebd)
3(Kaulen 1999:7)
4(Gansel 200:370)
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herausgebildet. Gegenwärtig wendet sich diese Literaturgattung nicht mehr an eine begrenzte Zielgruppe, der Leserbezug ist offener gestaltet. Obwohl sich Erzählmuster und stilistische Vielfalt ursprünglich eher an eine erwachsene Leserschaft richteten, war das Gattungsmuster für die Adoleszenzliteratur von erheblichem Einfluss. Dies erschwert eine klare Abgrenzung zwischen Jugend und Erwachsenenliteratur.5
1.1 Bedeutung der Adoleszenzliteratur im gesellschaftshistorischen KontextDas zunehmende Interesse an Adoleszenzliteratur kann sicherlich darin begründet liegen, dass die einzelnen Texte, so unterschiedlich sie formal und stilistisch auch sein mögen, den „Nerv der Zeit“ treffen, also einiges über die jeweils gegenwärtige Situation der Jugend und der Kultur, innerhalb derer sie aufwächst, enthüllen. Als Folge des zunehmenden Modernisierungsprozesses,6vor allem in den 60er Jahren, und des zunehmenden Einflusses der Medien, hat sich neben unterschiedlichen Weltbildern, Lebensstilen und Arbeitsweisen auch der Status der Jugend gewandelt. In diesem Zusammenhang reflektiert auch die Literatur gesellschaftliche Prozesse und Entwicklungen und ist darüber hinaus einem ebensolchen Wandel unterworfen.1.2. Motivation und Entscheidungskriterien
Während der Recherche nach einem geeigneten Roman, suchte ich vor allem nach Literatur, die mich insofern ansprach, dass ich mir die Lebenswelt der Protagonisten vorstellen und sie auch nachvollziehen konnte.
Außerdem erhoffte ich mir eine klare Vorstellung darüber, wie deren Umfeld aussah. Schließlich entschied ich mich für Mats WahlsWinterbucht,dem ersten Band einer Trilogie, der 1993 in Schweden veröffentlicht wurde. Verschiedene Argumente sprachen für diesen Roman: Die Handlung spielt in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Dieser mir vertraute Handlungsort ließ in meiner Vorstellung ein inneres Bild entstehen von dieser nordischen, von Wasser umgebenen Stadt und von den Stockholmer Schären. Ich hatte auch eine klare
5(Kaulen 1997:84)
6Modernisierung bezeichnet einen Typus gesellschaftlichen Wandels, der zu einer zunehmenden
Anpassungsfähigkeit der Gesellschaft gegenüber Veränderungen führt, gleichzeitig aber selbst
zahlreiche als Krisen empfundene Umbrüche verursacht.