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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit (1866) Neue Folge. Dreizehnter Band. E-Book

Various

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The Project Gutenberg EBook of Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit(1866), by VariousThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit (1866)       Neue Folge. Dreizehnter Band.Author: VariousRelease Date: October 24, 2015 [EBook #50299]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK ANZEIGER FÜR KUNDE DER ***Produced by Karl Eichwalder, Chuck Greif, Reiner Ruf, andthe Online Distributed Proofreading Team athttp://www.pgdp.net (This file was produced from imagesgenerously made available by The Internet Archive/AmericanLibraries.)

ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

Dreizehnter Band.

Jahrgang 1866.

Nürnberg, im Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums.

Redaction des Anzeigers.

August Essenwein, I. Vorstand des germanischen Museums.

Georg Karl Frommann, Dr. philos., II. Vorstand und Vorstand der Bibliothek.

August v. Eye, Dr. philos., Vorstand der Kunst- und Alterthumssammlung.

Beiträgezu vorliegendem Bande haben geliefert:

Baader, Jos., Conservator am k. Archiv in Nürnberg.Barack, K. A., Dr., fürstl. fürstenberg. Hofbibliothekar, in Donaueschingen.Birlinger, Anton, Dr., in München.Bodemann, Eduard, königl. Rath und Sekretär an der königl. öffentl. Bibliothek zu Hannover.Erbstein, A., Dr. jur., Conservator bei der Kunst- und Alterthumssammlung des german. Museums.Erbstein, J. R., Dr. jur., I. Sekretär des german. Museums.Ettmüller, Ludwig, Dr., Universitäts-Professor, in Zürich.Flegler, Alexander, Dr., Archivvorstand des german. Museums.Födisch, Jul. Ernest, Dr., gräfl. Czernin’scher Bibliothekar, zu Petersburg in Böhmen.Förster, Ernst, Dr., in München.Franck, J., k. Subrektor, in Annweiler.Greiner, Ulrich, P., in Graz.Häser, H., Dr., Professor an der Universität zu Breslau.Heister, Karl von, General, in Naumburg.Hektor, Enno, Sekretär an der Bibliothek des german. Museums.His-Heusler, Ed., Mitglied der Direktion der Kunstsammlung zu Basel.Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Fürst Friedrich Karl, Durchl., in Kupferzell.Jahn, Albert, Dr., eidgenöss. Bibliothekar, in Bern.Janssen, L. J. F., Dr., Conservator am Alterthums-Museum in Leiden.Kerler, C. D., Dr., Universitätsbibliothekar, in Erlangen.Klein, Karl, Professor, in Mainz.Latendorf, Friedr., Dr., Gymnasiallehrer, in Schwerin.Lexer, Matthias, Dr., Universitäts-Professor, in Freiburg.Liebenau, H. v., Dr., in Lucern.Lochner, G. W. K., Dr., qu. k. Studienrektor u. Stadtarchivar, zu Nürnberg.Platzer, Leonh., k. Landrichter, zu Sulzbach.Roth von Schreckenstein, K. H. Freiherr, Dr., Vorstand des fürstl. fürstenb. Hauptarchivs in Donaueschingen.Schlüter, E., Dr., Obergerichtsrath a. D., zu Stade.Schmieder, Pius, P., Archivar, in Lambach in Oberösterreich.Sighart, Joachim, Dr., k. Lyceal-Professor, in Freising.Sommer, G., k. Bauinspektor, in Zeitz.Toll, Artilleriemajor a. D., in Coblenz.Volger, Dr., Direktor der Realschule des Johanneums in Lüneburg.Walderndorff, Hugo Graf v., auf Hauzenstein bei Regensburg.Wattenbach, W., Dr., Universitäts-Professor, in Heidelberg.Weller, Emil, in Nürnberg.Will, Cornelius, Dr., fürstl. Thurn- und Taxis’scher Archivar, in Regensburg.Zingerle, Ignaz Vincenz, Dr., Universitäts-Professor, in Innsbruck.

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 1.

Januar.

Wissenschaftliche Mittheilungen.

Der „fränkische Krieg“.

Mitgetheilt von Jos. Baader, kgl. Archivconservator, in Nürnberg.

Das Schloſs Absberg, 2 Stunden von Gunzenhausen entfernt, war einst der Sitz der mächtigen und angesehenen Adelsfamilie von Absberg, die schon im 10. Jahrhundert in den Urkunden genannt wird. Muth, Tapferkeit und kriegerischer Unternehmungsgeist zeichnete alle Mitglieder dieses Hauses aus; aber nicht immer nahmen sie es genau mit Mein und Dein, so daſs Absberg schon in alter Zeit als Raubnest verrufen war.

Eine traurige Berühmtheit erlangte in dieser Beziehung namentlich Hanns Thomas von Absberg, der Sohn des Ritters Hanns Georg von Absberg. Es gab kaum eine Fehde, an der er sich nicht betheiligte. Als Hanns von Geislingen und Götz von Berlichingen in den Jahren 1507 bis 1512 Nürnberg, Augsburg und andere Reichſstädte befehdeten, war Hanns Thomas einer ihrer eifrigsten Helfershelfer. Er zeichnete sich besonders durch seine Grausamkeit aus, indem er den gefangenen Städtern nicht selten die Hände oder Finger abhieb. Im Jahre 1512 nahm er Anton Tetzel den Jüngern und Anton Hornung, beide von Nürnberg, auf freier Landstraſse gefangen. Wegen dieser landfriedenbrüchigen Handlung wurde er von Kaiser Maximilian in die Acht gethan.

Später banden er und sein Vater mit den Grafen von Oettingen an. In dieser Fehde — es war im Jahre 1520 — warb Hanns Thomas unter andern gegen 50 gereisige Pferde. Mit diesen legte er sich in einen Hinterhalt, um den Grafen Joachim von Oettingen niederzuwerfen. Dieser befand sich nämlich auf dem Bundestage zu Augsburg. Im Heimreiten wurde er nicht weit von Donauwörth von Hanns Thomas angerennt, niedergeworfen, beraubt und auf den Tod verwundet, so daſs er kurz hernach seinen Geist aufgab. Des Absbergers vorzüglichste Helfer bei dieser That waren Cuntz von Rosenberg und Christoph Marschalk von Pappenheim. Der Kaiser sprach Acht und Aberacht gegen sie aus, und Georg Truchseſs zu Waldburg erhielt von ihm den Befehl, ihre Schlösser Absberg, Enkering und Waldmannshofen wegzunehmen. Das geschah, und Hanns Thomas glaubte, die über ihn verhängte Acht und die Wegnahme der Schlösser sei das Werk des Schwäbischen Bundes und der Reichsstädte, bevorab Nürnbergs. Er schwor, sich an ihnen zu rächen, und floh dann nach Böhmen. Hier fand er bei seinen Standesgenossen die beste Aufnahme und alle mögliche Unterstützung. Auch unter dem bambergischen und markgräflichen Adel auf dem Gebirge und im Voigtlande hatte er zahlreiche Freunde. Mit Hilfe derselben überfiel er die Angehörigen der Grafen von Oettingen, des Schwäbischen Bundes und insbesondere der Reichsstädte, die er auf die Burgen seiner Genossen schleppte und um hohes Geld schatzte. Die Schlösser der Familien Aufseſs, Sparneck, Gutenberg, Schott, Giech und vieler anderer standen ihm zu jeder Zeit offen, wenn er sich von seinen Raubzügen in schneller Flucht zurückzog und Gefangene mit sich schleppte. Manche Mitglieder dieser Familien thaten ihm dabei Reitersdienste. Auch am Rhein und Main, und überhaupt in ganz Franken hatte Hanns Thomas zahlreiche Anhänger und Helfer, von denen wir hier nur die von Thüngen — ein fehdelustiges Geschlecht — nennen wollen. Sein vorzüglichstes und ein gefürchtetes Werkzeug, namentlich wenn es an’s Händeabhauen gieng, war sein Knecht Veit Scharpf.

Hanns Thomas verschonte Niemand, selbst nicht des Kaisers Diener. Nachdem er den Weigand von Thunhaim, einen Edelmann, Johann Lucas, Verweser des Schatzmeisteramts, und den Sohn des Dr. Gregorius Lamparter, als sie vom Reichstag zu Worms nach Augsburg reiten wollten, am Knütlinger Steig niedergeworfen und mit sich fortgeschleppt hatte, fieng, verwundete oder tödtete er im Jahre 1522 in der Gegend von Laber und Dietfurt und zwischen Bayreuth und Pottenstein noch mehrere Bürger von Augsburg, Nürnberg und St. Gallen. Mehreren derselben, unter Andern auch dem Dr. Leupolt Jorian von Wien, schlug er die rechte Hand ab. Einige dieser Hände schickte er an den Rath zu Nürnberg, mit dem Gruſs: „Der Absberger habe noch ein Schwert, und an diesem müsse sich der Rath die Zähne ausbeiſsen.“

Diese Thaten des Absbergers verbreiteten groſsen Schrecken unter den Reichsstädten und bei ihren Bürgern und Kaufleuten. Um diesen Greueln ein Ende zu machen, beschloſs der Schwäbische Bund im J. 1523, den Grafen von Oettingen und den Reichsstädten Bundeshilfe zu leisten und mit dem bündischen Kriegsvolke die Schlösser des Hanns Thomas und seiner adelichen Helfershelfer zu brechen und unschädlich zu machen. Es ist dieses der sogenannte „Fränkische Krieg“ dessen Beschreibung wir hier nach einer gleichzeitigen Handschrift mittheilen:

Hernachuolgt der Frannckisch krieg vnd welcher gestalt den grauen von Oettingen bey haubtleuten vnd räten des Schwäbischen bundts die hilff wider Hannsen Thoman von Abtsperg, seine helffer vnd vnterschlaipffer erkannth, voltzogen, vnd was auff derhalben fürgenomen heertzug gegen ain yeden derselben vehduerwannten, auch derselben schlos vnd guetern gehanndelt vnd ausgericht ist:

Erstlich das den grauen von Oettingen alls bundsverwannten wider Hannsen Thoman von Abtsperg, deſselben helffer, ennthalter, vnferschlaipfer, etzer, trenncker vnd fürschieber, auch derselben heuser vnd gueter nach vermög der bundtsainigung soll geholffen werden mit der ainfachen vnd ganntzen hilff der bundtsstennde, nemlich mit tausend pferden vnd zehentausend fuesknechten sambt einem notturfftigen geschütz, zu prechung der schloſser vnd einem solchen heerzug tuglich, wie dann derhalb ein anschlag vff alle bundtsstennde nach irer vnd eins yeden stannds gepüraus zu vnterhaltung deſselben kriegsvolcks vnd geschütz gerechent vnd gemacht ist.

Zu solcher bünttischen hilff vnd dem kriegsvolck haben ain erber rate diser löblichen statt[A], alls in diser mutwilligen vehde für annder bundsstennde hoch vergeweltigt vnd beschwert, den stennden des Schwäbischen bundts vff ir pittlich ersuchen vnd derselben stennde costen vnd schaden neben irem zeugmaister Matern Herder dargelihen das geschütz sambt seiner zugehöre, nemlich 2 scharpfmetzen, die 70 , 2 quartaunen, die 40 , 2 nachtgallen, die 4 , 4 notschlangen, die 20 , 6 veltschlangen, die 8 , 6 halbschlangen, die 5 eysen schieſsen, 60 hacken mit iren pocken. Zu solchem geschütz sindt noch ettliche stuckhpüxen, alls singerin und quartaunen von andern Bundtsstennden dargelihen vnd für den Ottenwaldt gefürt worden.

Vnd zuvor ee man solche hilff mit der tat fürgenomen, haben die bundtsrete alle diejenigen, so durch warhafft glaublich ansagen vnd erfarung angetzaigt vnd Hannsen Thomans von Abtsperg vehde taylhaftig gewest, zu der purgation vff den bundtstag, Jubilate zu Nordlingen Anno 1523 gehalten, erfordert, die zum tayl erschienen sindt, denselben gehorsamen ist ein artickel, darauf sy sich purgiren sollen, fürgehalten wie hernach volgt:

Artickel des aydes der purgation: Ein yeder soll schweren, das er Hannsen Thoman von Abtsberg, Cuntzen von Rosenberg, Cristoffen Marschalch, derselben knechten vnd helffershelffern zu vnd in der vehd oder entleibung, wider und an graue Joachim von Oettingen seligen fürgenomen vnd beganngen, desgleichen wider die bundsstennde, ire verwandten vnd vnterthanen mit erstechen, hendtabhauen vnd anderer beschedigung vnd wege weder durch sich selbs, seine Diener oder verwandten nit gefärlich, sunder allein der gestalt und mainung, wie anheut durch ine angetzaigt ist, geraten, geholffen, gedient, behaust, gehoft, geetzt, getrenckt, enthalten oder ainichen fürschub gethan oder solchs alles samentlich oder sunderlich zu beschehen verschafft oder gestattet habe. Zu dem ist ainem yeden nach gelegenhait seiner verhandlung, damit er besagt, ein sundrer artickel fürgehalten, darvff er sich hat purgiern müſsen.

Hernach uolgen die namen der vom adel, so sich mit dem aide gerainiget haben: Herr Cunrat Schott vff Streitberg, Herr Zeisloff von Rosenberg, Herr Martin von Wildenstain, Sigmund von Wirsberg, rittere, Nickel Herdegen zum Kulm, Peter von Waldenrot, ambtman zu Pairreut, Albrecht von Alatzhaim.

Item, welche auch erfordert, erschienen, sich gern purgiert hetten, den es abgeschlagen: Jorg von Embs, pfleger zu Osternoe, Wilhalm von Felberg, Philips von Perlichingen der elter, Wolff von Perlichingen, sein bruder, Philips von Masbach daselbst, Lorentz von Plaſsenburg, Cristoff von Sparneck, Wolff von Sparneck, Gatt von Sparneck, Sebastian von Sparneck, Hector von Guttenberg, Achatz von Guttenberg, Philips von Guttenberg [alle] zu Guttenberg, Wilhelm von Felberg, Panngratz von Aufsess.

Item welche erfordert vnd nit erschynen sindt: Martin Sützel zu Balbach, Hanns Jorg von Thüngen zum Reuſsenberg, Rued Sützel zu Balbach, Franntz von Alatzhaim, Rued von Alatzhaim, Wolff von Alatzhaim, Wolff Heinrich von Aufseſs zu Truppach, Jorg Wolff von Gich zum Krügelstain, Hanns Jorg von Aschhausen.

Item so sind dise hernachbenanten vom adel allererst im antzug des büntischen kriegsvolcks für die bundsräte, so dem heer stättigs in der nehen nachgefolgt, zu der purgation erfordert, die sich auch purgirt haben: Eustachius von Thüngen, Caspar von Thüngen, Jorg von Thüngen [alle] vffm Reuſsenberg, Diether von Gemingen, Jorg vom Hirschhorn, Weyrich von Gemingen, Hanns Dürrigel zum Rigelstain, Bernhart Goller, Heintz von Lüchau zum Hartlas. Albrecht von Wirsberg hat geschriben, er lige tötlich krannck. Sopald sein sach pesser werde, woll er für die bundsrete komen und sich purgiren.

Auff solch der bundsräte erfordern derer, so sich purgiert vnd, wie vorgemelt, Hannsen Thomans von Abtspergs vehd vnd pösen handlung verwant vnd glaubhaftig angetzaigt gewest, sind dieselben vff den aide, den yder mit erhaben fingern zu Gott vnd den heyligen schweren mueſsen vnd geschworen haben, gefreyt vnd diser zeit v̈berzugs gesichert, wiewol man es genntzlich darfür acht, das dieselben ire aide mit der warhait vnd mit Gott nit haben thun mügen, sunder mer iren muetwillen gepraucht, wie dann die anndern Hannsen Thomans vehduerwanten vom adel an vil ortten offenlich gesagt vnd bekannt, das die, so sich mit dem aide gerainiget, in diser vehd mer dann ander haben Hansen Thoman von Abtsperg geraten, geholffen, vntergeschlaipft vnd sunst alle hilff erzaigt, auch darauf von etlichen vom adl ires mainaids halb gescholten sindt.

Vom anzug des kriegsuolckhs vnd wer zu oberstem veldthaubtman vnd kriegsräten gebraucht ist: Nachmals vff volendung der purgation der besagten Hansen Thomans von Abtsperg vehduerwanten ist das kriegsvolckh zu roſs vnd fues, deſsgleichen auch das geschütz vnd desselben zugehöer am montag den fünffzehenden tag des monats Juny Anno &c. 1523 zu Dinkelspühel alles ankomen vnd vff Dinstag den sechzehenden Juny von Dinkelspühel aus dem negsten gegen Poxberg[B] getzogen.

In solchem zuge ist von haubtleuten vnd räten des schwebischen bunds zu einem obersten velthaubtman aufgeworffen vnd gebraucht Herr Jörg Truchsäss zu Walburg vnd herr zu Wolfeckh &c., vnd zu einem haubtman v̈ber den raisigen zeug Herr Rudolf von Ehingen, ritter, vnd v̈ber das fuesfolckh zu haubtman Jacob von Wernau, ein edlman. Denselben dreyen haubtleuten sind von den stennden des bunds noch vier kriegsräte zugeordent, nemlich Herr Sebastian vom Losenstain, bairischer haubtman, Burckhart Marschalck von Pappenhaim, Wolff Böhmer, Nürmbergischer haubtman, vnd N. Dornsperger, burgermaister von V̈berlingen, also das von wegen der churfürsten vnd fürsten des schwäbischen bunds auff disem zug gewest ist Herr Sebastian vom Losenstain vnd Herr Rudolf von Ehingen, ritter, von wegen der grauen vnd prelaten vnd der ritterschafft Burckhart Marschalck von Pappenhaim vnd Jacob von Wernau, vnd dann von wegen der stett Wolff Böhmer vnd N. Dornsperger von V̈berlingen, alle obgenannt. Dieselben haben neben Herr Jorgen Truchsassen alls obersten veldthaubtman vermög irer instruction alle Handlung dises kriegs ausrichten sollen.

Instruction von gemainer versamlung des bunds, neben andern meinem gnedigen herrn, herrn Jörgen Truchsässen, freyherrn zu Walburg, alls oberstem veldthaubtmans in dem öttingischen zug gegeben, für wene er ziehen vnd wie er sich mit den schloſsen vnd heusern, so er die erobert, vnd iren zugehörigen guetern vnd sunst halten soll: Item es soll von ime zum ersten für Boxberg gezogen vnd daſselb schloss, so es gewunen vnd erobert wurd, verprennt zerriſsen vnd eingeebent, vnd die gueter zu gemeins bunds handen genomen werden.

Item er soll Wilhalmen von Felbergs tayl erfordern, souil er im Velberg[C] hat, vnd, so ime die von Felberg, gebrüder vnd vettern, nit aufthun vnd ine zu angezaigtem teyl laſsen wolten, sich alsdann für Velberg schlahen vnd legern vnd vntersteen, daſselbig schloſs Velberg zuerobern, vnd so das beschicht, domit wie mit Poxberg handln. So aber die von Felberg ime aufthuen vnd Wilhalms tayl einantworten, so soll gemelter tayl allein ausgebrennt, abgeprochen vnd zerriſsen, vnd den andern Felbergern iren tayl zuretten vergunt, zudem sollen auch alle güter, Wilhalmen von Felberg zugehörig, wo er die hat, ein vnd zu des bunds handen genomen werden.

Item er soll Cuntzen von Rosenberg seine schloſser vnd heuser, nemlich Gnetza, Waltmanshouen vnd Vttenhouen[D] alle drey vnd yedes innsonnder verprennen vnd in grundt zerreiſsen vnd die zugehörigen Dörffer, flecken vnd gueter in gemains bunds pflichten vnd hannden einnemen, vnd sunderlich Waltmanshouen den flecken vmb die vngehorsam, ime dem obersten veldthaubtman erzaiget, plündern vnd pranntschatzen.

Item er soll den Abtsperg auch ausprennen vnd zu grundt zerreiſsen vnd sein zugehörende güter wie anndere zu gemains bunds hannden vnd pflicht einnemen.

Item das schloſs Aschhausen,[E] Jorgen von Aschhausen zugehörig, erobern vnd alsdann daſselb wie die andern verprennen vnd abthun, vnd seine zugehorende Dörffer vnd güter in gemains bunds hannden vnd pflicht nemen.

Item dergleichen mit dem schloſs Damersheim[F] handln, aber die gueter doselbst den kinden eingeben.

Item er soll auch Rueden Sützel seinen tayl an Balbach[G] ausbrennen vnd gar zerschlaipfen, vnd seine gueter, wie oblaut, in gemains bunds handen einnemen.

Item vnd in gleichem fall mit Franntz Rüden tayl an Wachbach[H] hanndln.

Item yemandts verordnen, Emkering,[I] das Herr Asmus von Abtsperg ist, mitsambt seiner zugehörigen oberkeit, alls zollen, forst vnd glait &c., in des bunds hannden und namen einzunemen, das einkomen aigentlich zuerkundigen vnd darüber einen ambtman zusetzen, vnd der frauen iren widem allain dauon verfolgen zulassen.

Item er soll denen von Pappenhaim vnd innhaber Pappenheim schreiben vnd sy dohin vermögen, gemainem bundt Cristoff Marschalcks tayl an Pappenhaim vnd was ime sunst für gülten doselbst zustee, einzuantworten vnd sich zuuerschreiben, dem bundt domit zugewarten vnd öffnung deſselben tails zugeben vnd Cristoffen Marschalck nimer einzulaſsen, vnd so sy das thun, domit genügig zusein. Wo aber die Marschalck sich dess widersetzten, so soll für Pappenheim getzogen vnd dagegen wie gegen andern schloſsen gehandlt werden.

Zu dem, wie verlaut, die von Dietfurt[J] vmb ires zusehens willen vnd das sy gestatt vnd gar nichts dartzu gethan haben, das der bündischen verwandten bey inen erbarmlich vnd vnrechtlich erstochen vnd entleibt worden sind, zuplündern vnd zuprantschatzen.

Item vnd nachdem für den Reuſsenberg[K] zuziehen, denselben zuerobern vnd domit, auch seinen zugehörigen Dörffern vnd guetern fürzugeen vnd zuhandln verlaſsen, ist doch nachmals vff das anbringen, meins gnedigen Herrn von Würtzburgs halben beschehen, beratschlaget, sodern die von Thüngen, die vorausganngen citation nit wollen wiſsen haben, nochmals erscheinen, so wolle gemaine versamblung ir verantworttung hören vnd vernemen vnd furter darin ir gelegenhait hanndln, vnd so sy, die von Thüngen, zu der purgation gelassen werden, dasselb dem obersten veldthaubtman sambt gemainer versamblung anzaigen. So sy aber nit erscheinen vnd dem obersten veldthaubtman nichts zuwiſsen gethan wurde, so soll sich der oberst veldthaubtman auch darfür ziehen, vnd so er dene erobert, dem Reussenberg wie andern schloſsen mit verprennen vnd zerreiſsen, auch einnemung seiner zugehörigen güter thun vnd sich daran nichts verhindern laſsen.

Gebirge[L]: Item angetzaigter oberster veldthaubtman soll Hector, Achatzen vnd Philipsen von Guttenberg ire schlosser, Alt- vnd Neuguttenberg, einnemen, die verprennen vnd zu grunde zerreiſsen vnd abthun, vnd ir zugehorende güter in gemains bunds handen ziehen, doch des jungen Jorgen tayl vnd güter souil möglich verschonen.

Item vnd dergestalt gegen Kottnau dem schloſs, denen von Guttenberg zugehörig, zuhandln.

Item er soll auch Wolff Hainrichen von Aufsess zu Truppach v̈berziehen, sein schloſs einnemen vnd mit demselben vnd seinen zugehörigen gütern gleich wie mit Alt- vnd Neuguttenberg handlen, das verprennen vnd abthun vnd die zugehorende güter in des bunds handen vnd pflichten nemen.

Item dergleichen gegen Jorg Wolf von Gich zum Krügelstain, seinem schloſs vnd seinen gütern zuhandln.

Item vnd nit minder gegen Waltstain, Oprod, Gattendorff, Sparneck vnd Weisdorff den schloſsen, denen von Sparneck zugehorig, fürnemen, die alle erreiſsen, verprennen vnd gar abwegk thun vnd ir zugehorende gueter in gemains bunds handen ziehen vnd verpflichten.

Item auch gegen Perlshaim[M], Jorgen von Embs zugehorig, obgemelter mas vnd gestalt handln.

Item nach Sebastian von Gich vnd Wolffen von Streitberg, die Hannsen Thoman von Abtsperg hilfflich gewest sein, sollen im zug von dem obersten veldthaubtman gefragt vnd [wann] sy erfarn, sollen dieselben zwen von ime dem obersten veldthaubtmann vnd den kriegsräten zu der purgation erfordert vnd gegen inen vnd iren gütern nach begegneten Dingen gehanndelt werden.

Item wiewol von gemainer bundsuersamlung Pangratz von Aufses zum Freyenfels nit zu der Purgation gelaſsen ist, doch aus vrsach vnd svnderlich vff meins gnedigen herrn von Bamberg fürbitt, von seinendwegen beschehen, zugelaſsen, so sich derselb Pangratz für sich vnd sein erben gegen gemainen bundsstenden notturfftiglich verschreibt, das er Hans Thomans von Abtspergs vehd aus vnd alslang die weret, denselben Hans Thoman, Cristoffen Marschalken, ire anhenger vnd hellfer vnd ander des bunds widerwerttige wiſsentlich nit enthalten, hausen, hofen, etzen, trencken noch fürschieben, auch die zeitlanng für sich selbs mit der tat wider die bundsstennde sament oder sunderlich nit sein noch thun wöll, soll er von gemainen bundsstenden v̈berzugs vnd beschedigung vertragen vnd gesichert sein.

Aber die nachgemelten sollen, so man im antzug ist, für die versamblung des bunds zu der purgation erfordert [werden], vnd wo sy sich nit purgiren oder so sy zu der purgation nit gelaſsen, so soll gegen iren schloſsern vnd gütern wie gegen andern gehandlt werden:

Item alle Inhaber des schloſs Thüngen, item Diettrich von Gemmingen zu Guttenberg, Vlrich von Gemmingen zu Michelfeldt, Bernhart Goller, Jorg vom Hirschhorn, Bastian von Helmstat zu Eſsclingen, Hanns Dürrigel zum Rigelstain, Albrecht von Wirsberg zu Selbitz.

Item der oberst veldthaubtman soll die innhaber zum Strit[N] erfragen laſsen vnd die darnach dem bundt antzaigen. Die sollen alsdann auch citirt vnd erfordert werden. Dann man wais nit, ob es Heintzen von Lüchau zugehört oder nit.

(Fortsetzung folgt.)

Fußnoten:

[A] Nürnberg.

[B] Einige Stunden von Mergentheim entfernt und den von Rosenberg zugehörig.

[C] Einige Stunden von Bocksberg entfernt und zum Rittercanton Odenwald gehörig.

[D] Alle in der Gegend von Uffenheim und Aub gelegen und zum Ritterort Odenwald gehörig.

[E] Ebenfalls in Franken und im Ritterort Odenwald gelegen.

[F] Tagmersheim bei Monheim.

[G] Nicht weit von Mergentheim.

[H] Bei Mergentheim.

[I] Bei Kipfenberg.

[J] An der Altmühl. Hier wurde dem Dr. Jorian von Wien die Hand abgehauen und sein Fuhrmann sowie der augsburgische Bote, Namens Jorg Santwerfer, erstochen, ohne daſs die von Dietfurt den Thätern Einhalt thaten oder nacheilten.

[K] Den von Thüngen im Ritterort Rhön-Werra zuständig.

[L] Unter dieser Bezeichnung versteht man einen Theil der nachmaligen Markgrafschaft Brandenburg-Culmbach und des bischöflich bambergischen Gebietes. Die nachstehenden Orte gehören zum Gebirge; die meisten liegen im Fichtelgebirge.

[M] Beroldsheim an der Altmühl.

[N] Streit (?), 3 Stunden von Bayreuth.

Hanns Schneider’s Spruch von 1492.

Von Rektor Dr. Lochner, Stadtarchivar, zu Nürnberg.

Zu den schon bekannten gedruckten Sprüchen Hanns Schneider’s: einem auf die Einnahme von Hohenkräen, einem zweiten auf den weitern im Auftrag des Kaisers übernommenen Zug gegen die Raubschlösser, beide aus 1512 und beide in echt vaterländischem Geiste gegen die innere Uneinigkeit der Stände und den räuberischen Adel gerichtet — der zweite besonders in seinen ersten Zeilen ein Zeugniſs, daſs Kaiser Maximilian für die Worte seines „Dichters und Sprechers“ zugänglich war, — dann dem von Erbauung der Stadt Annaberg in Schöttgen und Kreysig’s dipl. Nachlese der Historie von Ober-Sachsen, XI, 77; ferner dem vom Ungehorsam der Venediger (in Hormayr’s Taschenb. 1833, 263 u. bei Soltau, 203), und einem nicht politischen, sondern bürgerlich-satirischen (in Keller’s altdeutsch. Erzähl. 138), — können wir einen, der vielleicht des damaligen römischen Königs Augenmerk zuerst auf ihn richtete und ihm die königliche Gunst zuwendete, hinzufügen. Er ist veranlaſst durch das im Mai 1492 auf dem Lechfeld bei Augsburg unter dem Oberbefehl Markgraf Friedrich’s von Brandenburg zusammengezogene stattliche Reichsherr, welches die Aufgebung Regensburgs von Herzog Albrecht von Bayern nöthigenfalls erzwingen sollte. Glücklicherweise kam es nicht zu diesem Aeuſsersten; Albrecht entsagte seinen Ansprüchen auf die Stadt die sich ihm übrigens freiwillig ergeben hatte, und das Heer gieng, ehe es zum Kampfe kam, auseinander. Nachdem nun der Dichter diesen Anlaſs im Allgemeinen berührt und seine Freude, daſs Regensburg dem Reiche wiedergegeben sei, ausgesprochen hat, ergeht er sich in echt patriotischen Ergüssen für den gerade damals von Frankreich schwergekränkten römischen König Maximilian, dem die bereits per Procura angetraute Fürstin Anna von Bretagne König Karl VIII. von Frankreich mit Gewalt entrissen und seine dem französischen König schon verlobte Tochter Margaretha schmählich wiedergeschickt hatte. Er fordert ihn auf, diese Verachtung zu rächen, die Kurfürsten, die andern Fürsten und den Adel, dann die Kriegsleute aufzubieten, die Priesterschaft Segen und Glück für seine Waffen erflehen zu lassen, und dann das Heer in zwei Theile zu theilen, mit dem einen gegen Frankreich, mit dem andern gegen die Türken zu ziehen. Aus dem Ganzen spricht ein treues und tüchtiges, für das nur durch Einheit zu erreichende Wohl des Vaterlandes warm fühlendes und über die innere Zerrissenheit, wie über die von auſsen angethane Schmach entrüstetes Gemüth. Es läſst sich leicht denken, daſs König Max von dieser Gesinnung sich wohlthuend angesprochen fühlte und dem Dichter den Titel verlieh, unter dem er in Nürnberg erwähnt wird, nämlich „Königlicher Majestät Sprecher“. Die nachfolgende Abschrift ist aus dem in Will. Nor. Bibl. befindlichen Foliobande I, 425 genommen und mit allen, auch handgreiflichen Irrthümern buchstäblich getreu wiedergegeben. Ueber den Anlaſs sehe man Gemeiner’s Regensburger Chronik und auſser den Handbüchern deutscher Reichsgeschichte besonders bayerische Specialgeschichten nach.

Von dem kaiserlichen Heer so sich im 1492 jarn von Regenspurg wegen auf dem Lechveldt gesamelt hatt.

Man spricht mir offt vmb dichten zu
Ich soll mich brauchen spat vnnd fru
Das ich die newen leuff betracht
Ich pesorg Ich wurdt darumb veracht
5
Dan niemandt will für gutt mer han
Die straff die man hatt ettwan than
Vor zeitten dorsten thorolt straffen
Wo trew vnnd warheyt wolt entschlaffen
Vnnd wen die heupter mail entpfiengen
10
Das sy die rechten  straſs nit giengen
So schneit man Inndj tischtuch ab
Das mindert ein der eeren hab
Soll man yetz solich zipffel schneiden
So must sich menges tischtuch leiden
15
Doch will yeder der beſser sein
Darumb wirff Ich ein annders drein
Darmit das ich verdin kein haſs
Ir weisen Herrnn merkent baſs
Da man hatt zweiundneuntzig zalt
20
Da hetz ein wunderliche gestalt
Der adel denn man pillich ert
Der nett sich allenthalben entpert
Vnnd zugent zu  mit heres krafft
Fürsten Herrn vnnd die ritterschafft
25
Geistlich vnnd weltlich die da hetten
Ein schonen zeug vnnd die von stetten
Die kamen starck mit roſs vnd Leuten
Ich gedacht mir was wil das bedeuten
Es fuget sich an eim  morgen fru
30
Da zugens all dem Lechfelt zu
Vnnd Marggraff Fridrich hochgeborn
Denn hett der keyser auserkorn
Zum obersten haubtmann Inn dem feldt
Da sach man menge schone zeldt
35
Vnnd hubschen zeug mang stolczen man
Der Marggraff furt des kaysers fan
vnnd ruckt dem payerlandt vil zu nech
In kurtzen tagen vber lech
Da lag das Heer ein ziemlich weil
40
vonn Landsperg lecht ein halbe meil
Des must verderben menger man
Der nie kein schuld an Sachen gewan
Ich fragt ein weisen wolbedacht
wer solchen zeug hatt zamenbracht
45
Der sprach mein Hanns du waist doch wol
Das ein Romischer Kayser sol
Des heiligen reychs ein merer sein
Deſs hatt man Im genumen ein
Regenspurg war vom reich gefallen
50
Die preist man vor denn stetten allen
Die hand begangen spott vnnd schand
Hertzog Albrecht auſs peierland
Dem hand sie sich fur eigen geben
Vnnd wolten wider die ordnung streben
55
wie Kayser Karl ordnetz reich
Das hatt ytz Kayser Fridereich
Durch die vrsach vnnd annder mer
Ein solchen zeug gesendet her
vnnd sicht denn handel auch darbey
60
Wer korsam oder vnkorsam sey
vnnd was die cristenheyt anfecht
weſs er sich doch vertrosten mocht
Doch hatt das Herr durch vrsach ru
Ich sprach was thut der Kunig darzu
65
Er sprach der Kunig ist hart bekummert
Dann sein anschlag sein zertrummert
Was er Inn Franckreich spottes dult
Das geschicht Im doch on all sein schult
Die Im hilff beistand solten thon
70
Die hand selbs weder frid noch son
Do wir so sagen vonn dem ding
Inn dem so kumbt der Romisch Kunig
vnnd hett vom Kayser gewaltes acht
Was er Im Handel pschluſs vnnd macht
75
Das er darbey beleiben solt
Deſs was Im menge peirin holt
Das sie dem volck Inn kurtzen recken
Nit dorfften mer Ir narung strecken
vnnd etlich lecht Inn Schwaben auch
80
Jedoch gab man dem handel nach
Das Her prach auff zog wider hein
Vnnd nam der Kunig Landsperg ein
Wems darnach wird ist mir nit kund
Das reich die fursten vnnd der pund
85
Die zoegen heim doch ettlich nicht
Die auſs des kaysers geschefft vnnd pflicht
Geschick wurden einzunemen
Regenspurg die sich pillich schemen
Das sie vonn reich gefallen warn
90
Onn alle not bei gutten Jaren
Nun sind sie widerumb darbey
Des sei gott gelobet der Kayser frey
Das er lat sagen was man wil
Doch gefaltſsm nicht so mischt ers spil
95
Vnnd gibt denn Landen annder kartten
Thett wir nach rechter ordnung wartten
was vnns der Kayser schuff vnnd hieſs
Das wir das theten on verdriſs
vnnd hielten  cristenliche gesatz
100
So wer wir vor der Turcken tratz
Die vnns dem glauben vast zusetzen
vnnd menig cristennmensch letzen
Die on das leiden theur vnnd Hunger
Das schreibt vnns yetz der Kunig von Vngern
105
Dem Romischen Kunig vmb hilff vnd rath
Es hab gethan noch nie als not
Der Turck sei Im der ganntz zumechtig
das wer vnns pillich bas betrechtig
dann das wir selbs einander pstritten
110
vnnd volck vmpringen cristen leuten
Als itz die kuniglich Maiestat
Inn teutschen Landen furkummen hat
Inn peyern Lannd vnnd Inn Schwaben
Es ist nit recht das solt Ir glauben
115
Dann peid teil sollen pillich bitten
das sollich auffrur wer vermitten
Seit vnns doch gott allein nit heur
Gesenndet hat ein groſse teur
die schwarlich hatt geweret lang
120
darum leut reich vnnd arm trang
Gott wol sie alles leides ergetzen
vnd das wir treulich zamen setzen
Keiser kunig fursten vnnd Herrn
vnnd das wir vnnsern glauben meren
125
Dann es hatt nie so not gethon
Des biſs gemant du kuniglich kron
Maximilian du trewer helt
Got hat dich auserwelt
Das du solt sein ein auffenthalt
130
der cristenschar mit dem gewalt
Wiewol du verachtet pist
Das wil dir gott zu rechter frist
Sein hilff vnnd gnad vonn himel sennden
das du die Sachen magst volenden
135
daran der welt ligt schwer vnd kumer
das hofft meng hertz auff disen sumer
Gott will dir selb thun hilff bekandt
das du der groſsen schmach vnnd schand
die dir Inn franckreich bescheen sind
140
An deinem weib vnd deinem kind
das du pald thust widergelt
das rueff vnnd schreib Inn all die welt
Voraus den Fursten hochgeboren
die dem heiligen reich hant geschworen
145
vnnd glieder seind des heiligen reichs
dieselben mon vnd mut ein gleichs
da wirstu horen oder nicht
wer dir mit treuen ist verpflicht
vnnd wer dir hilff versagen thut
150
der furt Im schilt die kur nit gut
vnnd gwint sein eer ein groſsen tadel
darnach so man dann allen adel
Fursten Grauen Ritter vnnd knecht
Ob man dir zuhilff komen  mocht
155
Ob man darmit das vbel geschweigt
Si sind auch selb darauff genaigt
das sie Ir err gut gleich
Setzen zum haus vonn osterreich
Die schmach thut in Im hertzen wee
160
Darnach so man aber mee
die frumen knecht die ye vnd ye
der kuniglichen Maiestat mit groſser mye
Gedint han vil menig Jar
Wann du zusamen bringst solche schar
165
So man dann alle pristerschafft
vnnd pitt auch selbs vmb gottes krafft
Das er vns gluck vnnd hail wol geben
So schickt sich vnnser krigen eben
Als Josue der gott selbs bat
170
Das sich die sunn nit schub von stat
Biſs er denn feinden angesigt
Wann dein volck solcher witze pflicht
So schickt Inn namen gotz zusamen
In Maria vnnd Sant Gorgen namen
175
Vnnd mach zwen hauffen aus deim her
den ein schick mit streittes wer
Hin in die Engen Turcken clug
da finstu frumer cristen gnug
die solich rays dir helffen enden
180
Denn andern tayl soltu senden
Inn Franckreich ann den vbeltheter
Man all dis welt Ir keiner verstetter
Vnnd gib dem handel vor austrag
wer itz Inn diesem landen hab clag
185
Richt denn vor das es hab bestand
So mag dir werden hilff bekand
Dann Hertzog Christoff hochgeborn
vnnd hertzog Wolffgang auserkorn
Sy hond dir offt groſs beistand gethon
190
Sy soltu nit In nöten lon
Das wird der kuniglichen wirdigkeyt
Ein eer wa mans Inn landen seit
Gott woll das alle Sache vnnd die
Werd hingelegt on alle mie
195
vnnd niemand mer trag neid noch haſs
So gieng es aller welt des baſs
vnnd mocht der armen werden rath
Als Hanns Schneider gesprochen hat.

Anm.7.dorsten, wagten, durften. — thorolt, die Herolde. — 9.mail, Makel. Und wenn die Häupter sich eines Makels schuldig machten. — 11. Bekannte Strafe dessen, der sich einen Makel an seiner Ehre zugezogen hatte. Graf Eberhard der Greiner strafte so seinen Sohn, den Grafen Ulrich. — 18. Statt baſs vielleicht zu lesen daſs. — 22.entpert, empört. — 31. Markgraf Friedrich von Brandenburg, Markgrafen Albrecht’s Sohn. — 40.lecht, leicht, vielleicht, etwa. Ebenso auch 79. — 55. Kaiser Karl IV., insofern er die goldne Bulle gab. — 56.Das, verstehe des, darum, deshalb; wie unten 132. — 59. „und sieht bei dem Handel auch“ etc. — 63. Statt Herr ist zu lesen Heer. — 67. Entziehung der bereits per procura ihm angetrauten Anna von Bretagne und Zurücksendung der dem König Karl VII. verlobten Margaretha, Maximilian’s Tochter. — 70.Son, Sühne, Versöhnung; die innern Zwiste der deutschen Fürsten unter sich. — 75. Statt er ist zu lesen es. — 76.peirin, nicht Bäuerin, sondern Bayerin, wie nachher (79.) von Schwaben geredet wird. — 77. „das Volk in kurzen Röcken“, die Kriegsleute. — 79.lecht, leicht, vielleicht, etwa; wie oben 40. — 87.Geschick, geschickt. — 88. Constructio per synesin. — 96.wartten, beachten, befolgen. — 100.Tratz, Trotz; — vor sein (einem Dinge), entgegentreten, hindern. — 101.vast, sehr, stark. — 102.letzen, Schaden zufügen, verletzen. — 103.theur, die theure, Theurung; so auch 118. — 107. „Der Türke sei ihm der ganz (gar) zu mächtige“. — 108.bas betrechtig, besser betrachtenswerth, besser zu bedenken. — 109.pstritten, bestritten, bekämpften. — 112.fürkommen, zuvorgekommen, verhindert. — 117.allein nit, nicht allein, nicht nur. — 119.schwarlich, schwer, beschwerlich, zur Beschwerde. — 120. „und bedrängte arme und reiche Leute“. — 126.des biſs, des (dessen, daran) sei. — 127. Statt trewer möchte man lesen tewrer. — 129. Aufenthalt, Stütze, Schutz; (der cristenheit zu auffenthalt, im Antrag der ungarischen Botschaft zu Nürnberg am 31. Oct. 1522, Türkenhilfe betreffend). — 131. Es scheint sehr zu fehlen. — 132. Statt das verstehe des (deshalb, dazu), wie oben 56. — 135.Schwer, Last, Beschwerde. — 140. Dieser Beleidigung erwähnt auch Celtis in der Eleg. IX. amorum II: Perfida non nostras rapuit tunc Gallia sponsas, Contemnens natam, Maxmiliane, tuam. — 141.Widergelt, Vergeltung. — 143. Die Kurfürsten. — 146. „Dieselben mahne und muthe ein Gleiches.“ — 152. den gesammten Adel. — 153. Ritter und Knechte, d. h. Adelige mit und ohne Ritterwürde. — 157. Wol für er (eer, Ehre, 192.) und gut? — 160.mee, mehr, ferner. — 161.die frumen knecht können doch nur die Landsknechte sein. Daſs aber K. Max ihnen nicht eben gewogen war, ist bekannt. — 162.mye, ebenso wie 194.mie, Mühe. — 172.Witze, Klugheit. — pflicht, pflegt, übt. — 177.in die Engen Turcken? — 182. „Mahne alle diese Welt (Leute), keiner von ihnen tritt dir hindernd in den Weg,“ — oder besser noch: geht dir (weigernd) aus dem Weg, tritt zurück. — 185.vor, vorher. — 193. „daſs jede Sache und auch diese“. — 194.hingelegt, beigelegt. — 196.des baſs, desto besser. — 197.der armen, der armen Leute, der Bauern.

Ein Teppich mit Darstellungen aus der Geschichte Tristans and Isoldens.

Von Dr. A. von Eye.

(Hiezu eine Beilage.)

Dem Scharfblicke des auf dem Gebiete der praktischen Alterthumskunde rühmlichst bekannten Historienmalers, Prof. G. Eberlein zu Nürnberg ist es gelungen, aus verstecktem Winkel im Dome zu Erfurt ein merkwürdiges Denkmal der Mitte des 14. Jahrhunderts an das Licht zu ziehen: einen gestickten Teppich mit Darstellungen aus der Sagenreihe von Tristan und Isolde, der um so mehr veröffentlicht zu werden verdient, als der Gegenstand in jüngster Zeit wieder von mehr als einer Seite in das weitere Interesse gezogen ist.

Der Teppich besteht aus Leinwand, die den neueren Leistungen gegenüber zwar nicht als sehr fein, aber als auſserordentlich gleichmäſsig gesponnen und gewebt erscheint. Die Stickerei ist mit Wolle in Art eines kurzen, von oben nach unten laufenden Plattstichs ausgeführt. An den zahlreichen Stellen, wo jene zerstört, sieht man, wie vor Ausführung der Arbeit die Zeichnung mit kräftigen schwarzen Strichen auf die Leinwand gebracht wurde und zwar von so geübter Hand, daſs die Nadel, obwohl mit Geschick geführt, dem Schwung der Linien nicht überall hat folgen können. So weit der dehnbare Stoff eine genaue Messung zuläſst, hält derselbe nach altem Pariser Maſs 12′ 4″ in der Länge und 2′ 6″ in der Breite.

Die Anordnung der bildlichen Darstellungen ist in der Weise getroffen, daſs die einzelnen Scenen — sechsundzwanzig an der Zahl — je durch Säulen und mehrfach gebrochene Rundbogen geschieden sind, so daſs sie gewissermaſsen aus den Durchsichten eines romanischen Bogenganges hervortreten. Die ganze Reihenfolge ist aber in zwei gleiche Hälften getheilt und nach den beiden Langseiten des Teppichs so übereinander gestellt, daſs die Köpfe gegenseitig zugekehrt sind, so daſs, wenn wir uns den Teppich als Tischgedeck denken — was ohne Zweifel seine ursprüngliche Bestimmung war — jeder der Gäste die auf ihn fallenden Bilder in richtiger Lage vor sich hatte. Die in der Mitte, auſserhalb der Rundbogen entstehenden Zwischenräume sind durch Halbfiguren bekleideter Engel ausgefüllt, welche, auf gezinnte Vorsprünge gestellt, ebenfalls die Köpfe einander zuwenden. Das Ganze ist von einer erklärenden Schriftreihe umgeben, deren Buchstaben indeſs zu groſs angelegt sind, als daſs jede Abtheilung den ihr zugehörigen Text aufzunehmen vermocht hätte. Deshalb sind auch nicht alle Bilder erwähnt; von den genannten ist die Erklärung so kurz angegeben, daſs ersichtlich bei dem Beschauer eine hinreichende Bekanntschaft mit der Erzählung vorausgesetzt wurde. Um die Schrift läuft noch, füllend und abschlieſsend, ein Arabeskenkranz, in welchem, abwechselnd mit symmetrischen Laubverzierungen, die gebrochenen Rundbogen sich wiederholen und unter denselben geflügelte, abenteuerliche Gestalten, die, den oben erwähnten Engeln einigermaſsen entsprechend, an Gestalt sich gleich bleiben, aber in der Bekleidung und Haltung von einander abweichen.

Jede Scene ist aus zwei oder mehreren Figuren vor landschaftlichem Hintergrunde zusammengesetzt. Die Einzelnheiten des letzteren sind aber fast nur noch aus der zu Grunde liegenden Zeichnung zu erkennen; Luft und Boden, von welchen die erstere leichte Angaben von Wolken, der zweite von Berg und Thal enthält, sind so regelmäſsig von Stickerei entblöſst, daſs gezweifelt werden muſs, ob sie überhaupt jemals ausgefüllt waren. Einzelne conventionell gehaltene Bäume und Blätter machen eine Ausnahme.

Was den Ursprung des Teppichs betrifft, so weisen die Inschriften unzweifelhaft auf Niederdeutschland. Da dieselben, wie bemerkt, in ihrem Verlaufe die einzelnen Darstellungen nicht decken, auch nur sehr nothdürftig erklären, geben wir sie hier im Zusammenhange: hie. hebit. sich. dye. materie. vom. tristram. vnde. von. der. schon. ysalden. he. ersleit. he. den. worm. hie. brengit. der. rote. ritter. daz. hobt. vor. den. kong. hi. vint. yzalde. tristām. in. dem. rore. hi. wist. tristār. die. sungē. dem. Konge. hi. vurt. t’rstram. die. schon. ysalden. mitem. heym. zcu. lande. hi. rit. tristram. von. houe. hi. kumt. yzalde. zu. tristrā. in. den. gartē. — Zweifelhaft bleiben in dieser Schrift die Worte: vurt... mitem heym, welche, da sie dem Orte nach auf die Ankunft des liebenden Paares beim Könige sich beziehen, mehr nach dem Sinn, als nach den Buchstaben gelesen worden. Vielleicht verursachte diese Unklarheit ein Schreibfehler des Zeichners, der sich auch sonst einige Male, sowohl in der Schrift, wie in den Bildern geirrt hat und gewöhnlich durch die stickende Hand verbessert worden ist.

Daſs den bildlichen Darstellungen die Bearbeitung der Sage durch Gottfried von Straſsburg nicht zu Grunde liege, beweiset sogleich die erste derselben. Ob dieses mit dem älteren Gedichte des Eilhard von Oberge der Fall, ist aus den erhaltenen Bruchstücken desselben nicht zu ersehen. Am meisten, doch auch nicht völlig, stimmt die Bilderreihe mit der Erzählung des alten Volksbuches überein, wie dasselbe durch Simrock seine letzte Bearbeitung erfahren. Möglich, daſs die im Munde des Volkes fortgepflanzte Geschichte eine mehrfache Ausbildung erlitt, und daſs eine derselben dem Verfertiger unseres Teppichs, wenn er die übrigen Bearbeitungen kannte, doch vorzugsweise behagte. Jedenfalls ist die abweichende Auffassung der Sage auf dem Gebiete der bildenden Kunst auch für die Literaturgeschichte nicht ohne Interesse.

Wir sehen zunächst den König Marke und seinen Neffen Tristan, auf einer jener nachenförmigen Ruhebänke, wie sie bereits auf Siegeln und Miniaturen des 12. Jahrhunderts vorkommen, im Gespräch begriffen, einander gegenübersitzend; oben die Schwalbe mit dem langen Frauenhaar — bekanntlich ein Motiv der Sage, welches Gottfried von Straſsburg mit einigem Nachdruck zurückweiset. — Auf dem folgenden Bilde zieht Tristan aus, die Eigenthümerin des Haares zu suchen und als Gattin für Marke zu gewinnen. Der König steht unter dem Thore seines Palastes; der kühne Abenteurer reicht ihm vom Pferde herab zum Abschiede die Hand. — Dem entscheidenden Drachenkampfe sind die drei folgenden Abtheilungen gewidmet, — bezeichnend für die Geschmacksrichtung der Zeit, welche die bekannten Bestiarien noch über ein halbes Jahrhundert lang als Hauptbestandteil ihrer Verzierungskunst festhielt. In der ersten bohrt der Ritter vom Rosse aus dem feuerspeienden Ungethüm die Lanze in den Rachen; in der zweiten bekämpft er es zu Fuſs mit dem Schwerte; in der dritten schneidet er demselben die Zunge aus. Die beiden letzten Scenen bewegen sich bereits vor den Rohrkolben des Sumpfes, welcher im Gedichte, wie in der Volkserzählung eine Rolle spielt.

tristram·die·schon·ysaldenZ. A. f. K. d. d. V-Z. 1866 Nº 1

Den Haupthelden verlassend, wendet sich der Künstler sodann in vier Bildern zu dessen Nebenbuhler, dem falschen Truchseſs, der hier der rothe Ritter genannt wird und in der Stickerei durch rothes Haupt- und Barthaar kenntlich gemacht ist. Zunächst sehen wir ihn mit einem Knappen reitend, durch lebhafte Handbewegung den Eifer der Unterhaltung kundgebend. Sodann läſst er seine Diener, deren im Volksbuche vier genannt werden, von welchen auf dem Teppich der Raum aber nur drei anzubringen erlaubte, auf sein Schwert sich Verschwiegenheit geloben, — eine Scene, die der Dichter Gottfried ebenfalls nicht aufgenommen, wie er überhaupt, dem Zuge seines künstlerischen Schaffens folgend, mehr an der Vertiefung der Charaktere und glänzenden Ausstattung seiner Haupthelden arbeitet, deren Erscheinung die rascher vorübergehenden Gegensätze wie im künstlichen Spiegellichte zu heben vorzugsweise bestimmt sind, während die Volkssage, in ihrer Art mehr den ethischen Gehalt der Erzählung bewegend, die bösen Mächte in entschiedeneren Gegensatz zu den guten stellt. — Im achten Bilde schlägt der rothe Ritter dem von Tristan getödteten Drachen das Haupt ab. Diese Darstellung wird besonders interessant, indem sie auf die Entstehung, gewissermaſsen die innere Geschichte des Teppichs einiges Licht wirft. Während nämlich der Ritter, von einem Knappen begleitet, mit noch erhobenem Schwerte vor dem Drachen steht, liegt dessen Kopf bereits, vom Rumpfe getrennt, auf dem Boden. Der Zeichner hat unrichtiger Weise in den aufgesperrten Rachen eine Zunge versetzt, die indeſs von der Stickerin unausgefüllt geblieben. Es scheint, das die letztere, ohne Zweifel eine Frau aus vornehmem Hause, das Verdienst der ganzen Conception der Arbeit hatte und zur Ausführung derselben einen Künstler herbeizog, der zwar eine geschickte Hand besaſs, aber, ohne genauere Kenntniſs des Gegenstandes, nur nach den Angaben der Bestellerin arbeitete, daſs diese endlich in Vollendung der Aufgabe sorgte, daſs darin der Geschichte ihr Recht widerfahre. — Im neunten Bilde bringt der rothe Ritter das Drachenhaupt, dessen Last er in gekrümmter Stellung mühsam emporhebt, dem Könige von Irland. Dasselbe ist noch immer weit geöffnet und diesmal ohne Zunge gezeichnet.

Auf den übrigen Bildern dieser Seite des Teppichs sehen wir die Prinzessin Isolde, mit ihrer Magd Brangäne das Haus ihres Vaters verlassend, um den wahren Ueberwinder des Drachen aufzusuchen; ferner dieselben, wie sie den ermatteten Tristan im Rohre finden, und diesen, wie er von den beiden Frauen in den Palast des Königs geführt wird; endlich den sich im Bade erquickenden Helden, von Isolden, die ihn als Ueberwinder ihres Oheims Morolt erkannt, mit dem Schwerte bedroht. Brangäne hält in der letzten Darstellung ihre Gebieterin vom feindlichen Vorgehen zurück, indem sie ihre Arme um deren Hals schlingt.

Die folgende Seite beginnt mit einer Unterredung zwischen den beiden Frauen und dem Könige. In der nächsten Darstellung erscheint Tristan, von Isolden eingeführt, dem Könige die Zunge des Drachen darbietend. — Vom Gedicht sowohl, wie vom neueren Volksbuche abweichend, doch zu dem oben Angedeuteten einen verstärkten Beleg fügend, stellen die beiden folgenden Scenen wiederum den rothen Ritter in den Vordergrund. Während dieser nach den beiden genannten Quellen nur der Verachtung preisgegeben wird und auſser Landes zieht, sehen wir ihn hier gefangen vor den König gebracht und sodann in dessen Gegenwart mit dem Schwerte hingerichtet.

Die beiden folgenden Darstellungen sind die in der Beilage, in einem Drittel des Maſsstabes, wiedergegebenen. Tristan fährt mit Isolde und Brangäne im Schiffe von Irland ab. Die Königin übergibt der letzteren im Abschiede den verhängniſsvollen Liebestrank. An der anderen Seite der Säule sehen wir das Schiff vor dem Könige Marke landen. Dieser unterstützt die Prinzessin beim Aussteigen; Tristan legt, vom bösen Bewuſstsein getrieben, die Hände zum Beweise seiner Treue auf die Brust, noch ehe er begrüſst wird; Brangäne harrt, nachdem sie das Hündchen ihrer Herrin übernommen, des Augenblicks, wo auch sie das Fahrzeug verlassen kann. — Weiter sehen wir Brangäne, in den Kleidern der Prinzessin an das Lager des Königs geführt; das Hochzeitsmahl, dessen Gäste nur die vier bekannten Personen ausmachen; ferner den verklagten Tristan, der vom Hofe wegziehend von der trauernden Isolde Abschied nimmt; denselben im Garten, durch die in den Bach geworfenen Stäbe die junge Königin zur geheimen Zusammenkunft ladend; den geheimniſskundigen Zwerg, vor dem König die Beschuldigung der Hofleute bekräftigend, und als vorletzte die berühmte, im Mittelalter oft zu bildlichen Darstellungen benutzte Scene, wie König Marke und der Zwerg vom Baume über dem Brunnen das liebende Paar belauschen und dieses, das Bild derselben im Spiegel des Wassers erblickend, durch unverfängliche Reden sie täuscht. — Die letzte Darstellung bietet eine Parallele zu dem Ausgange des rothen Ritters. Wie dieser durch sein angemaſstes Verdienst Ruhm und Leben des Haupthelden gefährdet und, überführt, mit dem Tode bestraft wird, so geschieht Gleiches mit dem Zwerge, der durch sein scheinbar lügenhaftes Vorgehen die Ehre der Königin wie Tristan’s in Verdacht gebracht. Wir sehen Marke, den Zwerg bei den Beinen haltend, im Begriff, ihn in den Brunnen zu werfen, — eine Wendung der Erzählung, die wiederum in keiner der genannten schriftlichen Quellen ihre Begründung findet, die als Schluſs zugleich auf das Ganze der hier gezeichneten Dichtung ein eigenthümliches Licht wirft.

Die Zeit der Entstehung des Teppichs anlangend, weisen das darauf in Anwendung gebrachte Costüm, die Waffen u. s. w. mit Entschiedenheit auf die Mitte des 14. Jhdts. Seinerseits bietet der Teppich zur Erweiterung der Kulturkunde dieser Zeit nicht unerhebliche Anhaltspunkte. — Die Tracht könnte man eine burgundische nennen; sie enthält neben der Einfachheit und Knappheit der Mode dieser Epoche überhaupt die ersten Anfänge jener auffallenden Wucherungen, welche den Reichthum der burgundischen Lande, wie den übersprudelnden Sinn seiner Bewohner charakterisierte und im Laufe der nächsten hundert Jahre zu Ausschreitungen trieb, wie wir sie nur in der Blüthe der Zopfperiode wiederfinden. In der Haustracht sind Männer wie Frauen mit dem engen Kleide angethan, das, auf der Brust zugeknöpft oder genestelt, bei ersteren hoch an den Hals hinanreicht und auf den Lenden zu Ende geht, bei den letzteren tief und grade ausgeschnitten ist und in langen, schlichten Falten hinabhängt. Die Aermel dieses Kleides sind, dem Schnitte des Ganzen angemessen, für gewöhnlich ebenfalls enganliegend und weit auf die Hand reichend. Doch zeigen sich bei den vornehmeren Personen bereits die Abweichungen, die später eine so weit gehende eigene Ausbildung erfuhren. Bei den Männern weitet sich der Aermel sogleich von der Achsel an und beginnt unter dem Ellenbogen sackförmig herabzuhängen, während er sich am Handgelenk wieder eng anlegt. Doch erscheint derselbe auch schon unmittelbar unter dem Oberarm getheilt, so daſs ein kurzer, weiter Oberärmel und ein langer, anschlieſsender Unterärmel entstehen. Bei den Frauen bleibt derselbe zwar unverändert; doch bekommt er eine Klappe auf der Schulter und damit in Verbindung stehend einen langen, schmalen Hängeärmel. Die Farbe des Obergewandes ist durchgehend weiſs; nur bei den Frauen hat das Kleid oben einen schmalen, unten einen breiten Besatz; auch laufen farbige Streifen von der Hüfte herab, die, wie die erwähnten Hängeärmel, bei den Fürstinnen goldfarbig erscheinen. Wo die Prinzessin im Freien auftritt, trägt sie ein kurzes, gezaddeltes Mäntelchen, von grüner oder rother Farbe, das nur den rechten Arm frei läſst. Die Beinkleider der Männer sind enganliegend und meistens von getheilter Farbe. Die Schuhe haben bereits lange Spitzen und auf dem Fuſse bisweilen noch den aus älterer Zeit stammenden inneren Ausschnitt. Beide Geschlechter tragen den, lose die Hüften umgebenden, breiten Gürtel, bisweilen mit metallenen Buckelrosetten besetzt. Selbst der Zwerg entbehrt dieser Zierde nicht; doch dem zur Hinrichtung geführten rothen Ritter ist sie abgenommen.

Als Kopfbedeckung tragen fürstliche Personen stets eine zinnoberfarbige Krone, die Männer, soweit sie nicht gerüstet auftreten, ein entblöſstes Haupt mit rund umher, bis zur Höhe des Nackens abgeschnittenem Haare, nach Art der später gebräuchlich werdenden Kolbe, jedoch gescheitelt. Knappen erscheinen einige Male mit einer dunkelfarbigen Gugel. Brangäne trägt auf dem frei herabhängenden Haare einen Rosenkranz; die Prinzessin wird sogleich nach ihrer Verheiratung durch die bekannte gekräuselte Spitzenhaube als Frau gekennzeichnet. Die Rüstung besteht in allen Fällen aus dem einfachen Kampfhelm mit der Halsbrünne, dem sogen. Lendner und Eisenhandschuhen. Nur der Truchseſs fuhrt eine eigenthümliche, oben mit einem Busch, vorn mit einem Schirm versehene Kopfbedeckung, die im Uebrigen zwar helmförmig, doch, nach der gelben Farbe der Stickerei zu schlieſsen, wol nur die Bedeutung einer vornehmeren Art der Kapuze haben soll. — Die Schwerter sind noch breit von Klinge und erinnern mit ihrem starken Knopf und der geraden Parierstange an die frühere Zeit. Die Schilde haben die gewöhnlich vorkommende Form des gleichseitigen Dreiecks mit zugerundeter Spitze. Ueberhaupt sind Waffen sparsam zugetheilt und nur da gegeben, wo sie im Augenblick gebraucht werden. — Die Pferde tragen einfaches Zaumzeug und hohe Sättel über kleinen Decken.

Von Hausgeräthen kommt wenig vor. Die Sessel haben stets die oben erwähnte alterthümliche Form und unterscheiden sich nur durch die Breite, je nachdem sie bestimmt sind, eine oder mehrere Personen aufzunehmen. Beim Hochzeitsmahl ist der Tisch mit einem tief herabhängenden weiſsen Tuche bedeckt. Zwei groſse Brodlaibe, eine offene und eine verdeckte Schüssel deuten das ganze Mahl an. Die letzteren sind ebenfalls genau dieselben, welche in den Miniaturen der beiden vorhergehenden Jahrhunderte angetroffen werden, und es ist ersichtlich, wie der Zeichner bei der äuſseren Ausstattung seiner Scenen mehr die älteren Vorbilder als die umgebende Wirklichkeit vor Augen hatte, — eine Wahrnehmung, die sich ja nicht allein in der mittelalterlichen Kunst bemerklich macht. — Die Wanne, in welcher Tristan das stärkende Bad nimmt, ist in Art der Himmelbetten mit einem rothgefütterten Vorhang überdeckt. Das Bett, in welchem der König gegen die gewöhnliche Auffassung völlig bekleidet liegt, hat eine hohe Kopflehne und rothgemusterte Decke.

Obwohl die Gesichter in der Zeichnung keineswegs ohne Ausdruck sind, wird die Stimmung des Gesprächs doch stets sehr glücklich durch entsprechende Handbewegung versinnlicht. In der Ruhe ist die linke Hand gewöhnlich in den Gürtel gesteckt. Der König sitzt mit gekreuzten Beinen, auch so der alten Sitte gemäſs an die Würde seines Richteramtes erinnernd.

Nahe liegt eine Vergleichung unseres Teppichs mit dem im Kloster Wienhausen im Hannoverschen befindlichen, dessen Bilderschmuck denselben Gegenstand behandelt[A]. Gemeinsam haben beide die niederdeutschen Inschriften und, dadurch bezeugt, wol den Ort ihres Ursprungs. Doch tritt in der Sprache des letztgenannten der Charakter des Plattdeutschen entschiedener hervor. — Dem Alter nach mögen sie dreiſsig bis vierzig Jahre auseinander liegen; denn, während der Erfurter Teppich über die Mitte des 14. Jahrhunderts eher hinausgeht, versetzen die ganze Anlage, das Costüm, die Waffen, namentlich die längliche Form der Schilde den Wienhauser gegen die bisherige Annahme übereinstimmend in die erste Hälfte. Der letztere behandelt die Fabel ausführlicher; doch führt er sie nur bis zur Abfahrt Tristan’s und Isoldens von Irland. Wahrscheinlich enthielt ein zweiter entsprechender Teppich die andere Hälfte der Erzählung; denn nur der Wienhauser ist ein Teppich im eigentlichen Sinne, während wir den Erfurter für ein ursprüngliches Tischgedeck erklären muſsten. Ohne Zweifel diente jener neben mehreren ähnlichen Stücken, um als Tapete oder Rücklaken die Wände zu decken. Schon die vollständige Ausfüllung des Hintergrundes und die dadurch bedingte Steifheit des Stoffes lieſsen einen anderen Gebrauch nicht zu.

Was die künstlerische Ausstattung betrifft, so hat zwar auch die Wienhauser Stickerei die Eintheilung der Rundbogen; doch sind unter dieselben nur die darauf vorkommenden Wappen gestellt. Die vorgeführten Scenen reihen sich ohne trennende Einfassung aneinander. Erhielt der Erfinder der Erfurter Arbeit schon dadurch einen Vortheil, daſs er seine einzelnen Bilder durch passende Umrahmung hervorhob, so steigerte er deren malerische Wirkung noch mehr durch kunstgerechte Behandlung und lebendigere Bewegung der Figuren. In dieser Beziehung ist der letztgenannte dem Wienhauser Teppich trotz dessen gröſserem Farbenschmucke bei weitem überlegen, und verdiente derselbe gewiſs eine so vollständige Veröffentlichung, wie sie jener in trefflichem Farbendruck erfahren.

Fußnote:

[A] Abgebildet in H. W. H. Mithof’s verdienstvollem Werke: „Archiv für Niedersachsens Kunstgeschichte“, II, Taf. 6.

Johannes Nas.

Am 9. Juli 1577 wandte sich Georg Ilsung zu Tratzburg, Landvogt in Schwaben, in einem längeren Schreiben an den Erzherzog Ferdinand und ersuchte diesen, er möchte Joh. Nas nach Augsburg senden, damit er dort predige. Da dasselbe zur Würdigung des viel geschmähten Polemikers bedeutungsvoll ist, theile ich die wichtigeren Stellen daraus mit:

„Gnedigister Herr! Als sich verschine fasten zue getragen, als der Ehrwürdig vnd hochgelert Hrr Nas Doctor Barfuesser ordens etlich seiner geschefft halben von Brixen hieher gen Augspurg khomen vnd von dem Abt zue S. Vlrich alhie erbetten worden, dz er ihme zue gefallen dieselb fasten predigett, hatt er alhie ain solichen beharlich’ Zuelauf von den Lutterischen bekhomen, das offt von 4 bis in 5000 Personen an seiner Predig gewesen. Es haben sich auch aus denselben gar vil vernemen lassen, da gedachter Hrr Nas alleweg alhie bleiben wurd, dz sy ihre Lutterische Kirchen verlassen vnd merer theils an sein des Nasen Predig gehen vnd vil andere auch mit ihnen davon ziechen wollten. Die weil den die Lutterischen Predicanten alhie diser Zeit gar widerwertig vndter einand’, vnd schier kheiner predigt wie der ander, dardurch den der gemain man sich fast ergert vnd ihn solche Irrunge khomen, dz er nit waiſs, wem er schier mer zue gehen soll, so werr vnzweifelig zue hoffen, da gedachter Hrr Nas ein Zeit lang alhie Predigen solt, er wurde in solchem Zwitracht merchlich grossen nutz schaffen khinden. Derhalben so bin ich nit allain von obgedachtem Abt, sond’ auch von vilen anseliche catholischen vnd zum theil auch Lutterischen leutten alhie angesprochen vnd gebetten worden, auf wege zue gedenckhen, wie vilgemelter Hrr Naſs, wo nit lenger, iedoch nur auf ein Jar lang hieher gebracht werden möcht.“ — „An ietzo bey eingefalner Zwispalt der Lutterischen gar ein gewünste gelegenheit vorhanden, also da gedachter Hrr Nas alhie predigen solt, das comuny omnium indizio in khain Zweifel zue stellen, er wurde den gemainen man den Lutterischen predicanten gar endtziechen vnd an sich henckhen, welches dan nit allain für sich selbst ein christenlichs guets werckh were, sond’ es wurde auch daraus volgen, dz die catholischen alhie desto mer ruggens bekhomen vnd sich der Lutterisch teglichen trutz vnd gewalts desto bas erwehren khindten, bis Gott der almechtig verner gnad vnd ainigkhait im glauben verliehe. Darzue dan der Hrr Nas sua innata facundia ein treffenlich anfang machen, vnd die Lutterischen Predicanten nit baſs verdruckht vnd gestrafft werden möchten.“

Ilsung’s Schreiben, welches im Statthaltereiarchive zu Innsbruck liegt, gibt für die Beredsamkeit und das Wirken des Joh. Nas ein schönes Zeugniſs und bestätigt, daſs er nicht ohne Grund in einem Vertheidigungsbriefe sagen konnte: „wie vil hat Gott durch mich, den die Jesuitten also neiden, zu München vnd Ingelstatt von Ketzerthumb zur catholischen Kirchen bracht. So waiſs ich, daſs so oft der Dr. Canisius zu Straubing einen Menschen bekhert hat, also, daſs Ir etlich tausend ad unitatem khomen sein vnd dise heuchler dörffen lestern, es sey nit gratia gratum faciens.“ —

Innsbruck.

Dr. Zingerle.

Beschreibung einer Pilgerfahrt in das gelobte Land, aus dem 14. Jahrh.

In der Papierhandschrift Nr. 500 unseres Klosterarchivs finde ich unter kanonistischen und ordensgeschichtlichen Materien eine etwa bisher unbekannte Beschreibung einer Pilgerfahrt in’s h. Land aus dem 14. Jahrhundert, jedoch jedenfalls von einer Hand des 15. Jahrh. abgeschrieben. Potthast’s Wegweiser etc., S. 1002 erwähnt das Schriftchen wenigstens nicht.

Die Widmung, welche der Beschreibung vorangeht, beginnt folgendermassen: „Reuerendissimo patri ac domino suo domino Petro abbati Aule Regie, Cisterciensis ordinis, Pragensis dyoecesis Gwilhelmus de Waldenfels miles“... Diesen füge ich die Stellen, welche die Persönlichkeit des Verfassers betreffen, bei. „Accepti (schreibt er) beneficij immemor esse nolens mente reuoluo sedula beneficiorum opera, que mihi anno preterito in domo vestra, aula regia, hylariter et benignis affectibus plus quam duobus mensibus et mee familie ostendistis et uolente domino eisdem exhibitoribus, cum ad uos reuersus fuero gratuite et omni studio respondebo. Et nunc quidem quia apud dominum meum Thalariandum Petragoricum (!) tituli beati Petri ad vincula presbiterum cardinalem in curia Auione moram facere adhuo me oportet amplius quam putabam, eo quod dominus meus multum fuit de meo aduentu de sua gracia jocundatus et negocia mea omnia, de quibus apud uos existens dixeram uobis, ad finem iam disposuit seu disponit et ordinat peroptatum, hys finitis per Coloniam Agrippinam propter quedam negocia ibidem terminanda rediens ad uos in Aulam regiam reuertar volente domino perpetue permansurum. Trahit me ad vos amor vester, allicit me dulcissima habitacio domus vestre, et percipue vestrorum filiorum deuocio et nil me retrahere potest nisi mors sola.“ Die Schrift selbst betreffend schreibt er: „Verumtamen libellum meum, quem ad instanciam prefati domini mei Cardinalis de statu terre sancte compilaui, vobis, vt rogastis et ego vt promisi per Franciscum Christiani de Praga seruitoris mei transmitto.“ Die Widmung der dem Abt von Königinhof übermachten Abschrift datiert „Auione a. d. 1337 in die sancti Michaelis“.

„Incipit prologus in librum de quibusdam partibus ultramarinis et precipue de terra sancta. Sicut audiuimus sic et vidimus in ciuitate domini — ut a me vestra preclara ad dominum et ad terram ipsius deuocio requisiuit.“ Als Ursache seiner Pilgerfahrt gibt er an: „Ipsam igitur (sc. hanc benedictam terram) tamquam patriam et hereditatem ex fide Christi mihi quodammodo debitam visitare a puericia desideraui, ut viderent testes oculi, que proposita sepius erant auri.“ Der eigentliche Text beginnt: „Egressus igitur de Alemannia, terra natiuitatis mee, et pertransiens Lambardiam“ und schlieſst: „Quod nobis prestare dignetur qui est benedictus in secula seculorum Amen. Explicit liber de quibusdam ultramarinis partibus et precipue de terra sancta compilatus per nobilem virum dominum Gwilhelmum de Boldensole (sic!) ad instanciam reuerendi patris ac domini Thalayrandi Petragonicum (!) tituli sancti Petri ad vincula presbiteri cardinalis Anno dn̄i Millesimo tricentesimo tricesimo sexto.“ Die Beschreibung umfaſst 28 Blatt groſs 8., ca. 30 zeilig, einspaltig. Sollte diese Schrift noch ganz unbekannt sein, so verdient selbe jedenfalls eine nähere Untersuchung. Die Angaben scheinen genau zu sein.

Lambach in Oberösterreich.

P. Pius Schmieder, Archivar.

Alter Zauber- oder Segensspruch.

Im Diöcesan-Museum zu Freising findet sich ein geschmackvoller Tisch der gothischen Zeit (c. 1450). Derselbe zeigt auf der Platte eine Inschrift, welche zweimal angebracht ist, einmal von unten nach oben, dann von oben nach unten. Die Buchstaben sind so untereinander gesetzt, wie sie hier getreu abgebildet sind.

Offenbar ist dieses ein Zauber- oder Segensspruch, der den am Tische Sitzenden nach allen Seiten hin schützen sollte. Findet sich diese Inschrift auch anderswo, und wie ist sie zu erklären?

Freising.

Professor Dr. Sighart.

Gengenbach’s Bundschuh.

Karl Gödeke’s Monographie und „Grundriſs“ kennen drei Ausgaben jenes Gedichts; ich beschreibe hier eine vierte:

Der Bundtschu
Diß biechlein sagt von dem bo |
sen fürnemen der Bundtschuher, wye es sich |
angefengt geendet vnd aus kumen ist.

(Holzschnitt: Bauer mit der Bundesfahne, links der Bundschuh, rechts ein Täfelchen mit der verkehrten Jahrzahl: 4151.)

Ɑ Pamphilus Gengenbach X S F.
Nyt me yetzundt ist mein beger
Ob yenen ainer vom bundschu wer
Dem da für kem dieß schlecht gedicht
Bit ich er wels verachten nicht
So kumpt er nit yn solche not
Als mancher yetz ist bliben todt
Vngehorsam gott vngestrofft nit lot

o. O. u. J. (Nürnberg, 1514). 4 Bl. 4. Das Gedicht nimmt die ersten 4½ Seiten ein. — In München.

SO ich betracht yetzund die welt
Fynd ich ain ding dz mir miſsfeltt
Das ist die groſs vngehorsamkait.

Nürnberg.

E. Weller.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.