Atlan 801: Die Zeitschule von Rhuf - Falk-Ingo Klee - E-Book

Atlan 801: Die Zeitschule von Rhuf E-Book

Falk-Ingo Klee

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Beschreibung

Vom Planeten Cirgro ausgehend, hat sich in den Tagen des August 3820 die große Wende für Manam-Turu angebahnt. Die psionischen Kräfte der großen Galaxis, allen voran die der Krelquotten, sammelten sich unter der Ägide von Dschadda-Moi. Die Vereinigung trat ein, nachdem sich "Links", also Bindeglieder, herausbildeten. Anima und Atlan wirkten bei diesem großen Werk mit. Der Arkonide wurde dabei zum Steuer-Link - und Pzankur, eines von EVOLOS Psionischen Paketen, das mit allen Mitteln den Erfolg des "psionischen Komplotts" verhindern wollte, hatte letztlich doch keine Chance. Pzankur vergeht, und die psionische Vereinigung vollzieht sich auf dem Planeten Barquass. Ein Wesen gleichen Namens entsteht, das die Geschicke der Völker Manam-Turus zum allgemeinen Wohl zu beeinflussen und zu leiten bereit ist. Atlan, Anima und nicht zu vergessen Chipol, der junge Daila, die zu Vorkämpfern dieser positiven Entwicklung wurden, können sich somit anderen Zielen zuwenden. Was die drei tun, ist, den Fußstapfen der Zeitforscher zu folgen. Koordinaten, die in einer Botschaft enthalten waren, bringen die STERNSCHNUPPE ins Magadan-System, und Atlan und seine Gefährten entdecken DIE ZEITSCHULE VON RHUF ...

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Nr. 801

Die Zeitschule von Rhuf

Eine Spur in die Vergangenheit

von Falk-Ingo Klee

Vom Planeten Cirgro ausgehend, hat sich in den Tagen des August 3820 die große Wende für Manam-Turu angebahnt. Die psionischen Kräfte der großen Galaxis, allen voran die der Krelquotten, sammelten sich unter der Ägide von Dschadda-Moi. Die Vereinigung trat ein, nachdem sich »Links«, also Bindeglieder, herausbildeten.

Anima und Atlan wirkten bei diesem großen Werk mit. Der Arkonide wurde dabei zum Steuer-Link – und Pzankur, eines von EVOLOS Psionischen Paketen, das mit allen Mitteln den Erfolg des »psionischen Komplotts« verhindern wollte, hatte letztlich doch keine Chance.

Pzankur vergeht, und die psionische Vereinigung vollzieht sich auf dem Planeten Barquass. Ein Wesen gleichen Namens entsteht, das die Geschicke der Völker Manam-Turus zum allgemeinen Wohl zu beeinflussen und zu leiten bereit ist.

Atlan, Anima und nicht zu vergessen Chipol, der junge Daila, die zu Vorkämpfern dieser positiven Entwicklung wurden, können sich somit anderen Zielen zuwenden.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide folgt einer Spur in die Vergangenheit.

Anima und Chipol – Atlans Gefährten.

Mastrak – Anführer einer Gruppe von kosmischen Ingenieuren.

Corloque

1.

Mit unfassbarer Geschwindigkeit raste die STERNSCHNUPPE durch den Linearraum auf ein Ziel zu, das ein Unbekannter genannt hatte. Bekannt waren nur die Koordinaten und dass es sich in Manam-Turu befand, aber Angaben über das, was die kleine Mannschaft dort vorfinden würde, gab es nicht. Was hatte den sonst so besonnenen Arkoniden veranlasst, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen und Hals über Kopf den Kurs zu ändern?

Dass Atlan dem vagen Hinweis überhaupt gefolgt war, hing mit einem Ereignis in der Vergangenheit zusammen, das eintausendvierhundertvierzehn Jahre zurücklag.

Damals, im Jahre 2406, hatte er Seite an Seite mit den Terranern und ihren Verbündeten, den Posbis und den Maahks, in Andromeda gegen die Meister der Insel gekämpft. Auf dem Weg zur Superfestung Tamanium der MdI und dem dort agierenden Faktor II namens Trinar Molat war er Tengri Lethos begegnet.

Auf dieses Ereignis und besonders auf den Hüter des Lichts hatte der geheimnisvolle Verfasser hingewiesen und sich sinngemäß als dessen Verwandten bezeichnet. Das ließ nur den Schluss zu, dass es sich bei dem Absender der Nachricht ebenfalls um einen Hathor handeln musste.

Würde er sich zeigen, konnte seine Identität in Erfahrung gebracht werden? Was erwartete sie an Ort und Stelle?

*

Das Bordchronometer zeigte den 2. September 3820, 12 Uhr 11.19 an, als der Diskus in den Einsteinraum zurückfiel und abbremste. Atlan, Anima und Chipol hatten sich in der Zentrale versammelt und warteten gespannt darauf, was das Schiff ermittelte.

Die ersten Bilder kamen herein. Auf dem Schirm erschien die rechnergestützte Abbildung einer großen roten Sonne, die von fünfzehn verschiedenen Trabanten umkreist wurde. Einer Einblendung war zu entnehmen, dass das System im Nordsektor der Galaxis in den Kartentanks nicht verzeichnet war. Das war allerdings nicht weiter tragisch, denn schon flimmerten die ersten Messergebnisse über die Displays.

»Ich messe Peilsignale vom vierten Planeten an«, meldete die STERNSCHNUPPE, ohne den Datenfluss zu unterbrechen. »Daher schlage ich vor, dass wir uns darauf konzentrieren.«

»Einverstanden«, stimmte der Aktivatorträger zu. »Nimm Kurs auf Nummer 4.«

Der Raumer reagierte sofort und nahm Fahrt auf. In fast rechtem Winkel zur Ekliptik drang er in das Gravitationsgefüge des Systems ein und vollführte ein Manöver, das ihn an der Bahn der elften und der siebten Welt vorbeiführte. Die ununterbrochen arbeitenden Taster registrierten weder Energieechos noch ungewöhnliche Massekonzentrationen im Raum oder in Planetennähe.

»Welcher Art sind die Signale, die du auffängst?«, erkundigte sich der Daila.

»Es sind Hyperfunkzeichen ohne besondere Charakteristika«, antwortete die STERNSCHNUPPE bereitwillig. »Die Impulse sind unmodifiziert und ohne Kennungskode, werden allerdings auf einer Frequenz ausgestrahlt, die häufig von hyperphysikalischen Effekten überlagert wird und daher ziemlich ungebräuchlich ist. Der Sender arbeitet automatisch, ist jedoch so schwach, dass seine Reichweite nicht einmal eine Lichtwoche beträgt.«

Chipol gab sich damit zufrieden, doch Atlan dachte sich seinen Teil. Es war so gut wie ausgeschlossen, dass jemand zufällig die Peilzeichen hereinbekam – selbst wenn es ihn in diesen Bereich verschlug. Und auch dann, wenn er die Funksignale empfing, wirkten sie – da unverschlüsselt – eher gewöhnlich. Das war nicht der Notruf eines havarierten Schiffes, sondern allenfalls die Abstrahlung einer abgestürzten Robotsonde, und wer interessierte sich schon für einen Haufen Schrott? Was so schlicht aussah, war fast genial und verriet intelligente Planung.

In der Tat, bestätigte der Logiksektor. Ich hätte es nicht besser arrangieren können, um nur Befugte aufmerksam zu machen. Wer hier vorbeifliegt, bekommt nichts mit, und wer etwas mitbekommt, hält es für unwichtig. Außer dir, denn du erwartest etwas.

Der Arkonide stimmte gedanklich zu und widmete seine Aufmerksamkeit dem Bildschirm, auf dem sich der vierte Trabant abzeichnete. Noch war er eine bunte Kugel, beherrscht von den Farben blau, weiß und grün, aber schon jetzt waren dicke Eiskappen auf den Polen und eine starke Achsneigung zu erkennen. Das deutete auf ausgeprägte Jahreszeiten hin.

Gleich darauf lieferte auch die Fernmessung erste Auswertungen: Äquatordurchmesser 14.300 km, 1,16 g, Eigenrotationszeit 21,7 h, gute Sauerstoffatmosphäre. Anzeichen für Zivilisationen fehlten.

Dann wurden Details sichtbar. Ein dichter grüner Gürtel spannte sich wie eine Leibbinde um den größten Breitenkreis. Nördlich und südlich davon ging der undurchdringliche Dschungel in lichte Wälder über. Ihnen folgten eintönige Steppen, die bis zu den mächtigen Gebirgen reichten. Die steinernen Riesen waren vergletschert und mit Firnschnee bedeckt. Gleich trutzigen Wällen aus Fels und Eis ragten sie empor, schier unüberwindlich, ewige Wächter der gewaltigen Polkappen, die im Dauerfrost erstarrt waren.

Sonderlich warm ums Herz wurde es keinem der drei Passagiere beim Anblick des Planeten, obwohl in Äquatornähe tropisches Klima herrschte. Gewitter wühlten mit ihren Blitzen die Lufthülle auf, Wirbelstürme tobten über das Land und rissen breite Schneisen in die Vegetation, dort, wo das Gebiet ohnehin lebensfeindlich war, fegten Blizzards über die kahlen Ebenen.

»Sehr einladend sieht das nicht gerade aus«, brummte Chipol. »Für eine Begegnung hätte ich einen anderen Ort gewählt.«

»Liebende sicherlich auch, doch ein Rendezvous hat uns der Unbekannte ja nicht versprochen.« Anima lächelte versonnen. »Als Altersruhesitz kann ich mir den Planeten zwar nicht vorstellen, aber wir müssen da auch nicht leben.«

»Andere Intelligenzen mussten es, und sie haben es getan – jedenfalls gibt es deutliche Hinweise darauf, dass der Globus früher einmal besiedelt war«, warf Atlan ein.

Ohne besondere Anweisung war die STERNSCHNUPPE mittlerweile in einen Orbit eingeschwenkt. Dabei hatten ihre Objektive verschiedene Bauten erfasst, die sie nun in starker Vergrößerung wiedergab. Verwundert betrachteten die Gefährten des Arkoniden die Gebilde.

Es handelte sich ausschließlich um Pyramiden, wie sie die Ägypter zur Zeit des Cheops errichtet hatten. Zwar waren sie nur halb so groß wie die alten Grabdenkmäler auf Terra, dennoch überragten sie die Baumriesen des Urwalds noch um einige Meter. Obwohl sie ziemlich weit auseinander lagen, was auf eine spärliche Bevölkerung und eine sehr dünne Besiedlung hinwies, hatten alle Bauwerke die gleiche Form. Gemeinsam war ihnen auch, dass sie sich in einem desolaten Zustand befanden und ziemlich verfallen waren. Wo die Erbauer geblieben waren, vermochte der Diskus nicht zu sagen, war sich allerdings sicher in seiner Bewertung, dass es auf dem vierten Planeten kein intelligentes Leben mehr gab.

»Die Ortungsergebnisse sind negativ«, fasste das Schiff zusammen. »Bedrohliches konnte nicht festgestellt werden. Als Ausgangspunkt der Peilsignale habe ich eine Pyramide lokalisiert.«

Das reale Bild auf dem Schirm verschwand und machte einer Reliefkarte Platz, das die Bordpositronik mit einem Koordinatennetz unterlegte. Ein Leuchtsignal markierte den Standort des Bauwerks, ein roter Lichtpunkt zeigte die jeweilige Position des Raumers an.

»Wir sehen uns dort unten mal um«, bestimmte Atlan.

Seine Entscheidung fand die Zustimmung der beiden anderen, zumal ihre Neugier geweckt war und dem Diskus und damit auch ihnen keine Gefahr drohte.

Der Antrieb summte kaum vernehmbar, als die STERNSCHNUPPE die Umlaufbahn verließ und das genannte Ziel auf dem Planeten ansteuerte. Niemand spürte den Kontakt mit der Atmosphäre, und auch als die STERNSCHNUPPE die von Turbulenzen erfüllten Luftschichten erreichte, sank sie so ruhig der Oberfläche entgegen, als wäre es völlig windstill. Das Schiff hatte eben auch in dieser Hinsicht seine Qualitäten.

*

Der Diskus war direkt neben dem Bauwerk niedergegangen. Noch kurz vor dem Aufsetzen hatte die Feinpeilung ergeben, dass sich der Sender unter der Pyramide befinden musste.

Chipol war ganz kribbelig und wollte sofort zum Ausstieg eilen, doch der Arkonide hielt ihn zurück.

»Nicht so schnell, mein Junge. Ohne Schutzanzüge und Flugaggregate gehen wir nicht von Bord.«

»Ausrüstung ist nur Ballast«, widersprach der Daila. »Du hast doch gehört, dass wir ungefährdet sind.«

»Natürlich, doch das sagt wenig über unsere Erfolgsaussichten aus.« Atlan lächelte nachsichtig. »Willst du die Pyramide erklimmen, wenn sich zeigen sollte, dass man nur von oben hineingelangt? Oder hast du vor, mit den Händen zu graben, um zum Sender vorzudringen?«

»Du hast gewonnen.«

Ohne zu murren, zwängte sich Chipol in eine Kombination, Anima und der Aktivatorträger ebenfalls. Mit einer aufreizenden Bewegung strich die junge Frau ihr schulterlanges schwarzes Haar zurück, verstaute einen Strahler in einer Anzugtasche und blickte den Arkoniden herausfordernd an.

»Fertig?«

»Ich bin bereit«, bestätigte Atlan.

»Dann los!«

Gemeinsam verließen die drei den Raum und marschierten zur Schleuse am unteren Pol. Ein Atmosphärenaustausch erübrigte sich, und da das Schiff die Rampe bereits ausgefahren hatte, gelangten sie ohne Verzögerung ins Freie.

Die STERNSCHNUPPE war in einem Windbruch gelandet, ihre acht Stützen hatten sich tief in den Untergrund gebohrt. Überall lagen vermodernde Stämme herum, teils übereinander, teils verborgen unter üppig wuchernden Gehölzen und schon mannshohen jungen Bäumen, die mit tropischen Gewächsen und Schlingpflanzen um Licht und Nahrung wetteiferten. Wie in jedem Urwald gab es auch hier nur eine dünne Humusschicht, die wirklich nährstoffreich war.

Unbarmherzig brannte die Sonne vom Himmel herab. Die Regenwolken hatten sich verzogen, nur in der Ferne blitzte und grummelte es noch. Von den Blättern tropfte das Wasser, die nasse Erde dampfte regelrecht. Es roch nach Kompost und verfaultem Laub, irgendwo keckerten Tiere in den Zweigen, der klagende Ruf eines Vogels war zu hören.

Ein wenig skeptisch betrachteten die Expeditionsteilnehmer die Pyramide. Sie bestand aus Felsblöcken, wirkte jedoch nicht sonderlich vertrauenerweckend. Die Steine zeigten deutliche Spuren von Verwitterung, hatten sich teilweise aus ihrer Verankerung gelöst oder waren herausgerissen worden. Genau besehen war das Bauwerk eine Ruine, auf der sich Pflanzen angesiedelt hatten, deren Wurzeln das Zerstörungswerk noch schneller vorantrieben, als es Wind und Wetter konnten.

»Ein Experte für Statik scheint der Unbekannte nicht zu sein.« Der Daila wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Anstatt einen Sender unter dem Gemäuer zu vergraben, hätte er lieber ein Schild anbringen sollen mit der Aufschrift ›Betreten wegen Einsturzgefahr verboten‹.«

»Nun übertreibst du aber schamlos«, sagte Anima erheitert. »Das Gebäude ist zwar ziemlich verfallen, aber es wird nicht gleich zusammenbrechen und uns erschlagen.«

»Der Meinung bin ich auch, außerdem ist nicht gesagt, dass wir uns unbedingt ins Innere des Bauwerks begeben müssen. Vielleicht gibt es da einen Stollen oder etwas Ähnliches.«

»Um so etwas zu finden, musst du die ganze Wildnis um die Pyramide herum abholzen oder zerstrahlen«, brummte Chipol.

»Hiermit geht es auch.« Atlan grinste und förderte aus den unergründlichen Taschen seiner Kombination einen winzigen Hohlraumdetektor zutage. »Wir nehmen uns zuerst die Sockelkanten vor.«

»Irgendwann werde ich zaubern und Berge versetzen müssen, um neben dir bestehen zu können«, klagte der junge Daila theatralisch. »Warum bin ich nicht darauf gekommen?«

»Schiebe es einfach auf deine Jugend«, meinte der Arkonide trocken. »Ganz früher fehlte mir auch die Routine, aber die Erfahrung wächst mit zunehmendem Alter. Das siehst du an mir.«

Er gab Chipol einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und stapfte auf das Gemäuer zu. Anima und der Junge folgten ihm.

Die Fortbewegung war gar nicht so einfach. Immer wieder rutschten sie auf dem glitschigen Untergrund aus, stolperten über verfaulende Stämme, die unter Laub und Gestrüpp verborgen waren oder blieben mit den Füßen an federnden Ranken hängen. Ineinander verschlungene Kletterpflanzen bildeten undurchdringliche Hecken, Schösslinge und Sträucher waren zu verfilzten Dickichten zusammengewachsen. Zusätzliche Hindernisse existierten in Form herabgefallener mannshoher Felsbrocken, die sich tief in den Boden gebohrt hatten und wie Monolithe emporragten. Tropische Moose und Zwergfarne bedeckten sie mit einem grünen Tarnschleier, der ihre Konturen verschwimmen ließ.

Riesenstauden mit Rhabarberblättern lockten als Schattenspender, doch wer so unvorsichtig war, sie zu beschädigen, wurde in eine nach Aas stinkende Wolke eingehüllt, die einem den Atem nahm. Der Daila, der sich einen natürlichen Sonnenschirm besorgen wollte, wurde ein Opfer des Elefantenohrs. Entsetzt nahm er Reißaus, strauchelte und kam zu Fall. Hinterrücks landete er in einem Gebüsch, das sich als Sinnpflanze entpuppte. Blitzschnell klappten die Fiederblättchen zusammen, wie verdorrt senkten sich die Zweige. Erst jetzt wurde erkennbar, dass sie scharfe fingerlange Dornen trugen, doch sie vermochten das Anzugmaterial nicht zu durchdringen.

Atlan und Anima war der Zwischenfall nicht entgangen. So schnell sie konnten, liefen sie zu Chipol, um ihm zu helfen, aber bevor sie ihn erreichten, hatte er sich aus eigener Kraft aus dem stacheligen Gestrüpp befreit. Er wirkte ein wenig blass, war jedoch unverletzt.

»Von wegen ungefährlich!«, stieß er hervor. »Was mag es sonst noch hier geben, wenn schon die Vegetation so heimtückisch ist?«

»Ich hoffe, dass wir vor weiteren Überraschungen dieser Art verschont bleiben.« Der Arkonide musterte seinen jugendlichen Begleiter besorgt. »Bist du wirklich in Ordnung?«

»Ja, dank der Kombination. Ich muss dir Abbitte leisten – sie ist doch kein Ballast.«

»Lass es gut sein und sei in Zukunft etwas vorsichtiger.«

»Darauf kannst du dich verlassen«, versprach der Daila mit grimmiger Miene. »Jetzt bin ich gewarnt.«

Der kleine Trupp setzte sich wieder in Bewegung. Diesmal vermieden es die drei, den Riesenstauden zu nahe zu kommen, und um die hinterhältigen Sinnpflanzen machten sie einen weiten Bogen. Das kostete zwar Zeit, doch dafür blieben ihnen weitere Erfahrungen mit der wehrhaften Flora erspart.

*

Sie hatten das Bauwerk fast zur Hälfte umrundet, als der Hohlraumspürer ansprach. An der Stelle, die das Gerät anzeigte, bedeckte ein dichter Pflanzenteppich aus hartlaubigen Ranken den Untergrund. Atlan packte mit der behandschuhten Rechten zu und versuchte, die elastischen Ausläufer aus dem Boden zu reißen, doch sie widerstanden seinen Anstrengungen. Kurzerhand zerstrahlte er das Gestrüpp.

Ein dunkles Loch tat sich auf, das sich bei näherem Hinsehen als Eingang zu einem Schacht entpuppte. Obwohl er halbverschüttet war, schien er begehbar zu sein, jedenfalls ließen Schutt, Geröll und Erdeinbrüche noch genügend Raum, um einem ausgewachsenen Mann das Durchkommen zu ermöglichen.

»Der Gang wirkt noch einsturzgefährdeter als die Pyramide«, meinte Chipol skeptisch. »Sollten wir nicht lieber weitersuchen? Vielleicht gibt es noch einen besser erhaltenen Zugang zu dem Sender.«