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Nach der großen Wende in Manam-Turu haben sich Atlan und seine Gefährten anderen Zielen zuwenden können, die sie in die Galaxis Alkordoom führen, in der der Arkonide bekanntlich schon zugange war. Fartuloon, Lehrmeister des Kristallprinzen Atlan, gelangt ebenfalls nach Alkordoom, wo der Calurier wiederum als Sternentramp Colemayn in Erscheinung tritt. Bis Ende Januar 3821 operieren die beiden Freunde getrennt. Atlan und Co. bestehen ihre gefahrvollen Abenteuer zumeist in der Zeitfestung mit dem Intern-Kosmos und den Zeitgrüften, Colemayn mit seinen Gefährten dagegen in der Sonnensteppe und im Nukleus von Alkordoom. Nun, im Februar, bringt Chybrain, der eben erst unsere Helden aus dem Zeitsumpf herausgeholt hat, die Dinge in Bewegung, und als Folge davon gelangen Colemayns HORNISSE, Atlans STERNSCHNUPPE und Spooner Richardsons ACORAH-CEN durch die Barrieren des Nukleus, um die Suche nach den Alkordern zu betreiben. Dabei kommt es zur Entführung Atlans, zu entscheidenden Entdeckungen - und zu erbitterten Kämpfen mit den Schwarzen Sternenbrüdern und ihren Helfern. Schließlich muss die ACORAH-CEN vor den Verfolgern flüchten - in das VERSTECK IM DAKKARRAUM ...
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Nr. 840
Versteck im Dakkarraum
Das Geheimnis der Dimensionsdivergenzer
von Falk-Ingo Klee
Nach der großen Wende in Manam-Turu haben sich Atlan und seine Gefährten anderen Zielen zuwenden können, die sie in die Galaxis Alkordoom führen, in der der Arkonide bekanntlich schon zugange war.
Fartuloon, Lehrmeister des Kristallprinzen Atlan, gelangt ebenfalls nach Alkordoom, wo der Calurier wiederum als Sternentramp Colemayn in Erscheinung tritt. Bis Ende Januar 3821 operieren die beiden Freunde getrennt. Atlan und Co. bestehen ihre gefahrvollen Abenteuer zumeist in der Zeitfestung mit dem Intern-Kosmos und den Zeitgrüften, Colemayn mit seinen Gefährten dagegen in der Sonnensteppe und im Nukleus von Alkordoom.
Nun, im Februar, bringt Chybrain, der eben erst unsere Helden aus dem Zeitsumpf herausgeholt hat, die Dinge in Bewegung, und als Folge davon gelangen Colemayns HORNISSE, Atlans STERNSCHNUPPE und Spooner Richardsons ACORAH-CEN durch die Barrieren des Nukleus, um die Suche nach den Alkordern zu betreiben.
Dabei kommt es zur Entführung Atlans, zu entscheidenden Entdeckungen – und zu erbitterten Kämpfen mit den Schwarzen Sternenbrüdern und ihren Helfern.
Geselle – Der Roboter reizt seinen »Vater« bis aufs Blut.
Jododoom – Der Alkorder vermisst seine Gefährtin.
Sarah Briggs und Spooner Richardson – Die Celester scheinen etwas füreinander zu empfinden.
Chris Guhnard – Eine Celesterin, die »Mutterfreuden« entgegensieht.
Temtemtuum
Seit nunmehr achtundvierzig Stunden hatten wir nichts mehr von Colemayn und der HORNISSE gehört, in sechs Tagen wollten wir uns an einem vereinbarten Koordinatenpunkt wieder treffen. Ob er im Nukleat eine Spur von Atlan finden würde, wie er vermutete?
Ich hatte mich ihm nicht angeschlossen, da ich den Arkoniden in guten Händen glaubte, dagegen begleitete Jodokat den Sternentramp. Ein bisschen vermisste ich meinen Ziehvater, doch das belastete meinen Gemütszustand nicht ernsthaft. Anders dagegen Jododoom. Der Alkorder konnte die Trennung von seiner Gefährtin nur schlecht verwinden und beklagte bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ihre Abwesenheit. Nun war das ja kein Abschied für immer, trotzdem tat mir der kleine Kerl leid. Vermutlich litt er zudem darunter, dass sein Erinnerungsvermögen noch immer lückenhaft war und nicht alle Informationen abrufbar waren. Weitere Erlebnisse und Begegnungen – Schlüsselszenen, wie er es nannte – konnten nach seinem Dafürhalten helfen, diese geistigen Barrieren einzureißen.
Damit konnte ich ihm allerdings nicht dienen, denn meine Nachforschungen waren bisher im Sande verlaufen. Schon seit zwei Tagen kreuzte die ACORAH-CEN mit der angekoppelten STERNSCHNUPPE im Nukleus, ohne dass uns das zu neuen Fakten verholfen hätte. Die einzige Erkenntnis, die wir gewannen, war eher deprimierend: Auch hier war man vor den Häschern der Schwarzen Sternenbrüder nie sicher. Mehrmals war es zu Begegnungen mit feindlichen Einheiten und überlegenen Flottenverbänden gekommen, und uns blieb keine andere Wahl, als Reißaus zu nehmen. Entsprechend vorsichtig operierten wir nun und konnten dennoch nicht verhindern, dass wir aufgespürt und überraschend angegriffen wurden. Dank der starken Defensivbewaffnung des Raumers konnten wir jedoch allen Überfällen bisher mit heiler Haut entkommen.
Positiv war anzumerken, dass Spooner Richardsons Leute das Schiff inzwischen fast vollständig beherrschten. Die Positronik der ACORAH-CEN zeigte sich kooperativ und hilfsbereit, jede Anordnung der Celester wurde angenommen und befolgt. Ihre Systeme beobachteten nicht nur den Nukleus, sondern lauschten per Hyperfunk auch in das Nukleat hinein. Verwertbare Ergebnisse hatten wir allerdings nicht erhalten. Wenn Colemayn unter ähnlich widrigen Umständen operierte, würden wir uns wieder treffen, wahrscheinlich ohne einen Schritt weitergekommen zu sein.
Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht der Typ bin, der einfach aufgibt. Auch Hage Nockemann gehörte nicht zu den Pessimisten, die schicksalsergeben die Hände in den Schoß legen. Da Jododoom regelrecht danach lechzte, an Einsätzen mitzuwirken, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, betätigten wir uns als Handwerker und bauten eine Art Paladin. Zwar war es zweifelhaft, ob wir überhaupt etwas fanden, was unserer Sache dienlich war, aber falls es dazu kam, musste der verwundbare Zwerg optimal geschützt und ausgerüstet werden.
Der Raum, den wir mit Beschlag belegt hatten, war ein Mittelding aus Labor und Werkstatt, nicht mehr als zwanzig Quadratmeter groß, doch hervorragend ausgerüstet. Vor uns auf dem Tisch lag die Hülle eines mannsgroßen Roboters, an dem der Solaner und ich gemeinsam herumwerkelten, um ihn so zu präparieren, dass er den Alkorder nicht nur aufnehmen, sondern auch von ihm gesteuert werden konnte. Atlan hatte mir von dem siganesischen Thunderbolt-Team erzählt, aber da wir es nicht mit einem Däumling zu tun hatten, schied diese Lösung aus.
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete ich den Wissenschaftler. Er war ganz in seine Arbeit versunken und schraubte verbissen an einem winzigen Elektromotor herum.
»Ist dir eigentlich an Sarah Briggs etwas aufgefallen?«
Nockemann ließ das Werkzeug sinken und bedachte mich mit einem merkwürdigen Blick.
»Seit wann interessierst du dich für Weiber, Kerl?«
»Mein Interesse ist rein sachlicher Natur, Chef.«
»Notgedrungen.« Der Scientologe kicherte albern. »Als Mann hast du ihr nämlich nichts zu bieten.«
»Wie kann man nur eine so schmutzige Phantasie haben?« Missbilligend schüttelte ich den Kopf. »Du solltest dich schämen. Da mimst du in der Öffentlichkeit immer den Moralapostel, dabei erweckt schon eine harmlose Bemerkung in dir schlüpfrige Gedanken.«
»Diese Unterstellung ist eine bodenlose Frechheit«, erregte sich Hage. »Mein Verstand ist logisch orientiert und bewegt sich ausschließlich in wissenschaftlichen Bahnen. Wer hat denn mit den Ferkeleien angefangen, du Nargileh?«
»Das ist nun wirklich ein starkes Stück. Ich habe lediglich ... Was ist ›Nargileh‹ überhaupt?«
»Eine orientalische Wasserpfeife, du Halbtrottel.«
Natürlich – eine Beleidigung. Was war von ihm auch schon anderes zu erwarten? In Situationen wie dieser kamen mir ernsthafte Zweifel, ob es richtig gewesen war, ihn zu klonen.
»Können wir nun mit der Arbeit fortfahren, oder willst du noch mehr Obszönitäten zum besten geben?«
Manchmal war er wirklich unerträglich. Am liebsten hätte ich ihm einen Tritt vors Schienbein gegeben.
»Ich habe dich lediglich gefragt, ob dir an Sarahs Verhalten etwas aufgefallen ist. Was ist daran unanständig?«
Nockemann sah mich treuherzig an.
»Nichts. Was soll ich bemerkt haben?«
Innerlich schäumte ich. Dieses SOL-Fossil brachte mich noch zur Weißglut mit seiner gespielten Naivität und seiner Wortverdreherei.
»Du bist ein ausgesprochenes Ekel.«
»Und du ein Vollidiot der Güteklasse 1!«, schnauzte der Solaner. »Was ist nun mit der Frau?«
Sollte ich es ihm sagen oder ließ ich ihn dumm sterben? Niemand konnte es mir übelnehmen, wenn ich mich jetzt in den Schmollwinkel zurückzog, andererseits drängte es mich, meine Neuigkeit loszuwerden. Da der Klügere ohnehin nachgibt, beschloss ich, ihn aufzuklären.
»Zwischen Sarah und Spooner scheint sich etwas anzubahnen.«
»Ach!« Nockemann machte ein überraschtes Gesicht. »Ich dachte, sie wäre auf Atlan fixiert.«
»Vermutlich hat sie nach den letzten Ereignissen erkannt, dass sie ihn nicht für sich gewinnen kann.«
»Der Arkonide ist ja auch viel zu alt für das Mädchen.« Hage lachte meckernd. »Er könnte schließlich ihr Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater oder noch uriger sein.«
»Biologisch gesehen, befindet er sich dank des Zellaktivators in den besten Jahren.«
»Das weiß ich selbst, Blechnarr. Es sollte ein Scherz sein.«
»Bei deinem Humorverständnis musst du das vorher ankündigen«, gab ich bissig zurück.
»Jeder andere hätte das bemerkt, aber du mit deinem unterbelichteten Oberstübchen ...« Der Solaner tippte sich bezeichnend an die Stirn. »Wer hat dir eigentlich erzählt, dass die beiden zarte Bande knüpfen?«
»Keiner, denn ich habe Augen im Kopf. Wenn sie sich unbeobachtet fühlen, halten sie Händchen. Und dann diese Blicke, die sie sich gegenseitig zuwerfen.«
»Komisch, das habe ich noch gar nicht bemerkt. Na ja, mögen sie miteinander glücklich werden. Los, Geselle, wir müssen Jododooms Trojanisches Pferd zusammenbasteln.«
Das war typisch für ihn, sofort wieder zur Tagesordnung überzugehen. Ich, ein Roboter, erkannte das aufkeimende Pflänzchen der Liebe sofort, Hage, ein Wesen aus Fleisch und Blut, übersah solche zwischenmenschlichen Beziehungen einfach, er war für Gefühle blind und taub. Der knochentrockene Bursche taugte wirklich nur zum forschenden Wissenschaftler.
Lautlos seufzend nahm ich die unterbrochene Arbeit wieder auf, doch dann dröhnte Ortungsalarm durch das Schiff. Ich ließ die Rüstung des Alkorders Rüstung sein und lief zum Ausgang.
»He, wo willst du hin?«
»In die Zentrale. Vielleicht werde ich gebraucht.«
»Unsinn, du willst dich nur drücken, du Faulpelz!«, zeterte Nockemann. »Du bleibst hier und hilfst mir!«
»Später – falls wir den Angriff überstehen sollten!«
Ich zwängte mich durch das aufgleitende Schott und rannte davon, verfolgt von wilden Drohungen und wüsten Beschimpfungen meines Scientologen-Partners.
*
Kaum, dass ich das Kommandozentrum betreten hatte, erschütterte eine Serie von rasch aufeinanderfolgenden Treffern die ACORAH-CEN. Ein schneller Blick auf die Orterschirme zeigte mir, dass wir es mit den hinlänglich bekannten Raumern zu tun hatten, wie sie die Helfer der Schwarzen Sternenbrüder benutzten. Diesmal waren sie jedoch sehr massiert aufgetaucht. Einer Einblendung war zu entnehmen, dass uns sechsunddreißig Einheiten im geschlossenen Verband attackierten. Trotz seiner unbestreitbaren Qualitäten war das Alkorder-Schiff einer solchen Übermacht nicht gewachsen.
Richardson hatte das ebenfalls erkannt. Die Energieerzeuger liefen auf der Volllaststufe, die Triebwerke waren auf Maximalschub hochgefahren worden und katapultierten die ACORAH-CEN durch den Leerraum, verfolgt von der wild feuernden Meute der Angreifer. Ein leichtes Vibrieren durchlief den Raumer, als seine Defensivsysteme mehrere Salven gleichzeitig abwehren mussten. Unvorstellbare Energien wurden schlagartig freigesetzt und tobten wie Orkangewitter durch die Schutzschirme, grelle Blitze und gleißende Kunstsonnen zerrissen das All, ein Schlund aus elementarer Glut und vernichtenden Strahlen drohte das Schiff zu verschlingen. Noch war die kritische Belastung der Abwehrfelder nicht erreicht, aber der Gegner setzte nach. Ein Meer aus Flammen hüllte das Schiff erneut ein, Turbulenzen beutelten es wie einen Dampfer bei Seegang. Ich schien der einzige zu sein, der es spürte.
Was mich jedes Mal aufs neue beeindruckte, war der Ablauf selbst in gefährlichen Situationen. Keine lauten Kommandos, keine sich überschlagenden Befehle, kein Antreiben zur Eile, jeder Handgriff saß, von Hektik keine Spur. Das lag zum einen sicherlich daran, dass die Celester und vor allem ihr Kommandant Spooner Richardson besonnene Leute waren, die wussten, was der alkordische Raumer zu leisten vermochte, zum anderen waren wohl die Roboter der Stammbesatzung dafür verantwortlich. Sie kannten keine Hast, ihr Vertrauen in die Positronik, drohende Gefahren abzuwenden, war wie bei allen Maschinen unbegrenzt. Ob Alarm oder Routine – sie taten unbeirrt ihren Dienst. Vermutlich hatte dieses emotionslose Handeln der Automaten ein wenig auf die Terra-Abkömmlinge abgefärbt. Man sah die Anspannung in den Gesichtern, Verbissenheit, Nervosität und auch unterschwellige Furcht, aber es herrschte keine Aufregung im eigentlichen Sinn.
»Fluchtgeschwindigkeit erreicht!«
»Überlichtetappe!«
Die Feuerlanzen, die eben noch auf die ACORAH-CEN zurasten, verschwanden ebenso übergangslos wie die Verfolger. Auf den Bildschirmen zeigte sich das wesenlose Wallen des Kontinuums, in das unser Raumer nun eingedrungen war. Mit millionenfacher Lichtgeschwindigkeit eilte er einem Ziel entgegen, das ich nicht kannte.
»Wir haben es wieder einmal geschafft«, sagte Sarah Briggs erleichtert und bedachte Spooner mit einem gefühlvollen Blick. »Du hast die richtige Entscheidung getroffen.«
Donnerwetter, das war ja beinahe so etwas wie eine verschlüsselte Liebeserklärung, denn jeder, der seine fünf Sinne beisammen hatte, hätte nicht anders gehandelt als Richardson – nicht anders handeln können. Die attraktive Maid musste ziemlich in Flammen stehen, wenn sie eine Selbstverständlichkeit als außergewöhnliche Tat einstufte. Auch ihre Mimik sprach Bände. Nicht schlichte Dankbarkeit drückte ihr Gesicht aus, sondern Zärtlichkeit.
Das Gesicht des Celesters entspannte sich, wurde gelöst und weich, als er die junge Frau ansah und ihr aufmunternd zunickte. Kein Zweifel, ihn hatte ebenfalls Amors Pfeil getroffen. Noch versuchten sie wohl, ihre gegenseitige Zuneigung vor den anderen zu verbergen, doch ich war meiner Sache sicher: die beiden werden ein Paar.
Auch ich wurde wieder Teil eines Paares – meine schlechtere Hälfte stürmte schnaufend in den Raum und baute sich drohend vor mir auf.
»Wie ich sehe, konnte sich die ACORAH-CEN absetzen«, grollte mein geistiger Vater. »War das dein Werk, Geselle?«
»Nein. Habe ich das behauptet?«
»Werde nicht frech, du Tunichtgut. Dein Erscheinen hier war überhaupt nicht erforderlich.«
»O doch. Allein schon meine bloße Anwesenheit wurde von der Mannschaft als moralische Aufrüstung empfunden.«
Nockemann quollen fast die Augen aus den Höhlen, er schnappte nach Luft und stieß unverständliche Laute aus, sein Gesicht nahm die liebliche Färbung einer reifen Tomate an. Da ich nicht wusste, ob das nur ein Ausdruck von Wut war oder ein Erstickungsanfall infolge von Sauerstoffmangel, klopfte ich ihm fürsorglich den Rücken. Selbstverständlich taugten Liebkosungen nicht dazu, das vegetative Nervensystem an seine Aufgabe zu erinnern, es war schon eine feste Hand erforderlich, um den Atemreflex ins Lot zu bringen. Mit einem Aufschrei ging der Solaner in die Knie, röchelte ausgiebig und kam heiser krächzend wieder in die Höhe. Schon hatte er seine alte Schrumpfgermanengröße erreicht, ein kräftiges Babyrosa zierte jetzt sein Antlitz.
»Das mit der Gymnastik war ein guter Einfall«, lobte ich ihn. »So kommt die unterbrochene Blutversorgung wieder ordentlich in Gang.«
Der Wissenschaftler hustete so erbarmungswürdig wie ein Kettenraucher auf dem Holzkohlengrill.
»Du Unhold hast mir beinahe die Lunge aus dem Leib geprügelt«, japste Hage zwischen zwei Hustenanfällen. »Das war vorsätzliche Körperverletzung.«
Wie immer übertrieb er natürlich schamlos, doch er dauerte mich. Selbstlos wollte ich ihm zu Hilfe eilen und erneut die Klopfmethode anwenden, aber er wich zurück und hob abwehrend die Hände.
»Weiche von mir, Satan!«
Na also, er zitierte bereits wieder, also befand er sich auf dem Weg der Besserung. Als ich in seine Augen sah, revidierte ich meine Meinung allerdings sofort – Mordlust glitzerte in den Pupillen, und sie galt mir. Da war es gesünder, das Weite zu suchen.
»Mein Name ist Gummi, ich ziehe mich zurück«, verkündete ich und eilte zum Schott. »Ich bin im Werklabor zu finden und stelle den Roboter fertig.«
»Ich komme nach und mache dich fertig«, giftete Nockemann, nun wieder bei Puste und Stimme. »Du wirst gerädert und gevierteilt, eingestampft und kleingehackt, ich mache aus dir Spucknäpfe und Nasenringe, du mörderischer Metallnarr! Hirnloser Prügler, Trottel, Schaltkreisgeier ...«
Er verstummte abrupt. Gemeinhin bedeutete das, dass ihm die Titulierungen ausgegangen waren, doch diesmal musste es einen anderen Grund geben. Wie hypnotisiert starrte er auf einen Punkt, auf seinem Gesicht zeichnete sich fassungsloses Staunen ab. Auch Richardson und die anderen anwesenden Celester zeigten diesen Ausdruck und fixierten die gleiche Stelle. Ich drehte den Kopf – und war nicht minder verblüfft als meine menschlichen Freunde.
Aus dem Nichts heraus war mitten im Raum eine Holografie entstanden. Sie zeigte Atlan in seiner Kampfmontur und Chybrain in seiner Originalgestalt. Wie es um das farbige Ei bestellt war, konnte ich logischerweise nicht erkennen, doch der Arkonide schien guter Dinge und bei ausgezeichneter Gesundheit zu sein. Die beiden befanden sich in einer transparenten, etwa fünf Meter durchmessenden Kugel, die durch einen unbekannten Raum raste, auch das Ziel der Sphäre war nicht zu erkennen. Alles vollführte sich in gespenstischer Lautlosigkeit.
In einem Sechseck auf der Oberfläche Chybrains blitzten mit atemberaubender Geschwindigkeit kurze optische Signale auf. Die Symbolfolgen konnte kein organisches Auge auseinanderhalten, allenfalls eine Hochgeschwindigkeitskamera – und ich. Wenige Sekunden nach dem letzten Aufblenden verschwand das Bild.