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Wie kann Musikhören heilsam wirken? Fernab von physikalischen Messdaten, die in der üblichen Musiktherapieforschung körperliche Wirkungen beschreiben, berichtet der Autor über seine langjährigen Erfahrungen von den seelischen Wirkungen eines heilsamen Musikhörens. Er arbeitete als Musiktherapeut in der neurologischen Frührehabilitation mit Menschen im Wachkoma und mit schweren Hirnschädigungen, danach in der Sterbebegleitung auf einer Palliativstation. Aus seiner umfangreichen empirischen Forschung entwickelt er in diesem Buch praktische Ansätze, wie Musikhören heilsam werden kann, mit konkreten Hinweisen zur Gestaltung und Durchführung der Auditiven Musiktherapie. Im Hintergund wirkt seine eigene Philosophie des Hörens, ARS AUDIENDI, die auf Prinzipien der Achtsamkeit und der Meditation beruht. Über 500 Musikbeispiele aus klassischer Musik, Popmusik, volkstümlicher Musik und geistlicher Musik, zugeordnet zum beschriebenen Setting der Auditiven Musiktherapie, machen dieses Buch auch für Laien zu einem praktischen und hilfreichen Ratgeber.
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Seitenzahl: 256
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Wolfgang Zeitler
Auditive Musiktherapie — Heilsames Musikhören
Ars Audiendi • im Verlag tredition
WOLFGANG ZEITLER
Heilsames Musikhören -mit Erfahrungsberichten und Musikbeispielen
Ein Leitfaden für die praktische Anwendung
ARS AUDIENDI SCHRIFTENREIHE
ARS AUDIENDI SCHRIFTENREIHE
Auditive Musiktherapie - Heilsames Musikhören
© Copyright Wolfgang Zeitler, Oktober 2016Schneewittchenstr. 1
D-95447 [email protected]
Umschlaggestaltung, Grafiken: Wolfgang ZeitlerBildnachweise: siehe S.264
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
Paperback:
ISBN 978-3-7345-4175-9 (Taschenbuchausgabe)
Hardcover:
ISBN 978-3-7345-4176-6 (gebundene Ausgabe)
e-Book:
ISBN 978-3-7345-4177-3 (elektronische Ausgabe)
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Wenn wir etwas als besonders kostbar benennen wollen, nehmen wir gerne den Vergleich mit der Musik. „In den höchsten Tönen“ von jemandem sprechen, heißt begeistert und lobend von diesem zu sprechen. Eine gelungene kulinarische Komposition heißt manchmal „eine Symphonie der Gaumenfreuden“. Ja, und wenn wir von den höchsten Dingen des Lebens sprechen, kommt immer irgendwann die Musik vor. Ich frage mich, wenn Musik für den Menschen etwas so Hohes und Kostbares ist, warum spielt sie als Helferin und Heilerin eine so kleine Rolle?
In der offiziellen Musiktherapie hat Musikhören einen niederen Rang. Das ist ja „nur“ rezeptiv, nur Berieselung, Pausenfüller, zur Entspannung. Musik hören und erleben ist nun einmal sehr individuell. Es ist schwierig, damit statistischverwertbare Aussagen zu erzeugen. Und das finde ich gut so. Denn gelingende Therapie findet außerhalb einer Statistik statt, ist persönliche und achtsame Begegnung, ist ein lebendiger Prozess, in den immer beide, Therapeut und Patient, verwoben sind.
Mein Leben ist geprägt vom HÖREN von Musik. Ich bin ein Musiktherapeut ohne Instrumente, quasi „professioneller Musikhörer“. Meine Werkzeuge waren anfangs Walkman, Kassettenspieler, Kopfhörer, heute sind es CD-Spieler, Lautsprecher - Konservenmusik also. Ich arbeite mit Musik, die es schon gibt.
Ich verwende Klassische Musik, Filmmusik, Volksmusik, Pop und Rock, Internationale Musik, Mantren. Mit jugendlichen Patienten habe ich auch Zugang zu Techno gefunden.
Es ist meine Lebensfrage, an der ich unablässig forsche, im praktischen Umgang mit Gesunden und Kranken: Wie wirkt Musik auf den Menschen, und wann ist welche Musik hilfreich?
Viele meiner Beobachtungen und Erkenntnisse werden in diesem Buch wiederholt erwähnt, in immer anderen Zusammenhängen. Das mache ich bewusst, weil ich davon ausgehe, dass kaum jemand das Buch von vorne bis hinten durchliest. Falls das doch jemand tut, bitte ich für störende Wiederholungen um Verständnis.
Ich möchte meine Erfahrungen weitergeben und Mut machen, die Hilfe der Musik in Anspruch zu nehmen für den Lebensalltag, in guten wie in schlechten Zeiten.
Bayreuth, im Oktober 2016
Wolfgang Zeitler
«Was wäre das Lebenohne Musik?!»
Hermann Hesse1
«Ohne Musikwäre das Leben ein Irrtum.»
Friedrich Nietzsche2
Auditive Musiktherapie heißt aktives Hören ausgewählter Musikstücke unter bestimmten Rahmenbedingungen, wie Stille, geschützte Umgebung, aufmerksame und konzentrierte Anwesenheit. Das Musikhören ist in ein Gespräch oder non-verbales Kommunikationsangebot eingebunden. Es begünstigt die Heilungsentwicklung und fördert eine positive Krankheitsverarbeitung. Der Ablauf der Auditiven Musiktherapie ist „ritualisiert“ im Sinne der von HEINER GEMBRIS (1993)3 geforderten Merkmale:
- Das Setting unterscheidet sich wesentlich vom alltäglichen Musikhören. - Es besteht ein theoretisch aufgearbeiteter übergreifender Sinnzusammenhang. - Das Musikhören soll spezifische Ziele erreichen. - Es existieren neben der auffordernd konzentrativen Haltung des Therapeuten konkrete Anleitungen, die das Zuhören fördern und die Aufmerksamkeitsinhalte verändern.
Konzentriertes, aktives Musikhören ermöglicht eine dialogische Begegnung. Beim gemeinsamen Musikhören ausgewählter Musikstücke erfahre ich etwas über die innere Befindlichkeit des Patienten. Seine Reaktionen zeigen mir, was er als wohltuend erlebt, was genau ihn anspricht, was er ablehnt. Nicht die momentane, oberflächliche Stimmung, sondern sein tieferes, inneres Befinden soll durch die Auditive Musiktherapie erkannt und günstig beeinflusst werden.
Die Auditive Musiktherapie versucht, die passiv-konsumatorische Einstellung des Hörenden hin zu einer aktiven, bewussteren Haltung zu verändern. Zugehörig zum Bereich „Rezeptive Musiktherapie“ handelt es sich hier um eine aktive Therapieform, die dem fühlenden Erleben einen geschützten Wahrnehmungsraum bietet und mit wachem Bewusstsein durchdringt.
Hören heißt: die eigene Aufmerksamkeit anwenden. Hören richtet sich unmittelbar an das Bewusstsein (der morgendliche Wecker!). Hören überschreitet Grenzen. Man kann durch Mauern hören, die Hörweite ist größer als die Sichtweite. Hörbares berührt einen unausweichlich und macht eher Angst als Sichtbares; davon leben alle dramatischen Effekte in Film und Fernsehen. Der Hörsinn ist neben dem Tastsinn die Basis unserer Sinneswahrnehmung. Im Kino entsteht ein außergewöhnlicher Eindruck erst durch die intensive Beschallung, mit der körperlich spürbare Vibrationen erzeugt werden. Das Hörorgan entwickelt sich beim Embryo als erstes. Akustische Erlebnisse und Hörmuster aus der Zeit vor der Geburt und aus der frühen Kindheit wirken sich das ganze Leben aus. Sie prägen Entwicklung, Verhalten und Grunderfahrung des Menschen.4
Je nachdem, welche Musikstücke ich auswähle und wie ich sie verknüpfe, kann ich einen therapeutischen Prozess anregen und gestalten - abgestimmt auf die individuelle Reaktion und Neigung des Patienten, oder auf das Gemeinsame der Gruppe. Der Therapeut sollte mit den verwendeten Musikstücken persönlich vertraut sein.
Die Auditive Musiktherapie entwickelte ich während meiner psychotherapeutischen Arbeit mit schwerst betroffenen, hirngeschädigten Menschen in der neurologischen (Früh-)Rehabilitation, später dann mit überwiegend krebskranken Menschen im Sterbeprozess auf der Palliativstation.
Musikhören sinnvoll therapeutisch einsetzen
Damit Musik tiefer wahrgenommen werden kann, braucht es einen geschützten Raum, in dem man für eine bestimmte Zeit ungestört ist. Alltägliche Umgebungsgeräusche haben meine Patienten weit weniger gestört als mich - sie waren es einfach gewohnt, dass es irgendwo klappert und piepst. Doch als während der Umbauarbeiten unserer Klinik die Schlagbohrmaschinen dröhnten, musste ich das Musikhören abbrechen. - Die körperlichen Bedürfnisse müssen soweit befriedigt sein, dass der Mensch bereit ist zum Zuhören. Und er muss sich an diesem Ort sicher fühlen, sonst kann er sich nicht öffnen. Zur Vorbereitung auf die auditive Musiktherapie sollte ein bis zwei Stunden vorher keine Musik und kein Radio gehört werden.
Wer laufend mit Hintergrundmusik beschallt wird, ist nur oberflächlich aufnahmefähig für das Medium Musik. Hintergrundmusik sollte meiner Ansicht nach immer nur zeitlich begrenzt laufen und an die konkreten Situationen angepasst werden. Manchmal ist „Ausschalten“ der erste Schritt dafür, dass Musikhören überhaupt heilsam wirken kann.
Die Methode der auditiven Musiktherapie besteht im wesentlichen darin, die Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Musik zu richten, die gerade zu hören ist. Je umfassender meine Wahrnehmung sich mit der Musik verbindet, desto tiefer erlebe ich ihre verwandelnde Kraft. „Aufmerksamkeit der Musik zuwenden“ kann trotzdem „abschalten“ bedeuten. Abschalten in dem Sinne, dass ich mich aus den Verstrickungen meiner Gedanken herausziehe. Der Beginn eines bewussten Musikhörens enthält darum fast immer eine Phase des „Träumens“. Häufig werden die Therapieziele („Entspannung, Lockerung, Angstlösung, Aufheiterung, Stützung, Anregung“) bereits in dieser ersten Phase berührt, indem die zuhörenden Patienten in einen solchen „träumenden“ Zustand der angehobenen Aufmerksamkeit gelangen und behutsam wieder zurückgeführt werden in den Alltag. Die Gruppentherapie beschränkt sich meist auf diesen Vorgang.
Wenn ein Musikstück zu Ende ist, warte ich meist etwa zwanzig Sekunden still, bis ich mich wieder bewege oder etwas sage. Im Nachklang geschieht Wesentliches. Ich benutze gerne das Wort „nachlauschen“ für diesen Moment, wenn eine Musik verklingt. Manchmal reagiert ein Patient sofort, manchmal dauert es mehrere Minuten! Wenn die Musik im Mittelpunkt steht, ist es gut, mit Worten sparsam zu sein. Schweigt der Patient, schweige ich auch und suche nach einiger Zeit ein weiteres Musikstück aus. Persönliche Aussagen dürfen niemals bewertet werden, insbesondere in der Gruppentherapie. Zur Heilkunst gehört, die Musikstücke entsprechend dem Bedürfnis des Patienten auszuwählen und nicht des Therapeuten. Eine positive Wirkung ergibt sich fast immer, wenn eine angenehme Musik wiederholt gehört werden kann. Besser wenig Musik öfter, als immer Neues hören!
Die wohltuende Wirkung von Musikhören zeigte sich z.B. bei einer Kollegin in der Ergotherapie. Sie ließ am Beginn ihrer Stunde zur Einstimmung ein kleines Musikstück laufen (etwa drei Minuten), und hörte dieses - oder ein anderes - am Ende der Stunde noch einmal. Sie hatte zuvor schlechte Erfahrungen mit Hintergrundmusik gemacht, und sie war hell begeistert von diesem Anfang-Ende-Ritual, für das ich ihr einige Musikstücke empfohlen hatte. Manche Patienten wünschten sich etwas oder brachten selbst eine Musik mit. - Es gibt viele Therapeut(inn)en, die ganz intuitiv solche Momente schaffen, in denen Musik heilsam wirken kann. Ich möchte dazu ermutigen, es einfach auszuprobieren.
So kann Musik z.B. in der Kunsttherapie ein wertvolles Medium sein, emotionsgebundene Phantasien anzuregen und zu begleiten. Zum Beispiel Malen zu einer bestimmten Musik, die mehrmals wiederholt abläuft; Gestalten mit verschiedenen Werkstoffen zu einer ausgewählten Musik; oder bewusst ein einzelnes Musikstück hören, und danach gestalterisch tätig werden. Auch hier ist wichtig, dass die Musik im Vordergrund steht und nicht als Störung empfunden wird. Um die Reihenfolge verschiedener Musikstücke vorher zu bestimmen, stellt man diese zusammen (auf Kassette, CD, als Playliste). Das lässt den Therapeuten frei in seiner Aufmerksamkeit für den Patienten. Es hat sich bewährt, ein bestimmtes Stück zu wiederholen und Pausen einzubauen. Sinnvoll ist eine Spieldauer von 30 Minuten, danach braucht das Ohr in jedem Fall eine Hörpause. Musik kann auch traurige und schmerzvolle Gefühle unterstützen. Grundsätzlich ist es besser, instrumentale Musik zu verwenden. Sobald gesungene Worte hinzukommen, selbst in einer anderen Sprache, vermittelt die Musik eine zusätzliche Botschaft.
Eine besondere Rolle spielt die Stille für das Musikhören. Stille ist eine tief im Menschen verankerte Urerfahrung. Im Zusammenhang mit Musik offenbart sie ihre schöpferische Potenz: Ohne die Stille wäre keine Musik hörbar! Sie ist der notwendige Gegenpol, das Nicht-Musik-Sein, damit Musik ist. Manche Komponisten haben in ihre Werke bewusst Momente der Stille eingebaut, komponierte Pausen. Anton Bruckner ist unter den ganz Großen bekannt dafür, dass er auch die Pausen mit Takten angegeben hat. Er zählte die Phasen der Stille mit, wenn er seine Symphonien nach geistigen Zahlengesetzen durchstrukturierte.
Für die Auditive Musiktherapie (wie für die Musikmeditation) gibt es drei Arten von Stille:
DIE PRÄ-AUDITIVE STILLE(vorher)
Kurz innehalten, sich sammeln bevor die Musik beginnt. Die Töne sollen in eine Stille hinein erklingen. Dauer wenigstens zehn Sekunden bis etwa eine halbe Minute, je nach Situation auch länger.
DIE INTRA-AUDITIVE STILLE (während)
Schweigen während des Hörens, Hingabe üben, sich der Musik öffnen. Äußeres Schweigen, also nicht sprechen, solange die Musik ertönt, ist absolut notwendige Bedingung. Inneres Schweigen, insbesondere der Gedanken, führt in den Bereich der Meditation. Es gibt hierzu viele Methoden und viele Hindernisse. Ich vermeide es, die Gedanken anzusprechen. Vielleicht gebe ich einen kleinen Hinweis, wie zum Beispiel: „Versuchen Sie, den Tag und alles was so gewesen ist, hinter sich abzulegen und wenden Sie sich ganz der Musik zu.“ Eine direkte Aufforderung zu innerem Schweigen kann für Ungeübte eine Überforderung bedeuten.
DIE POST-AUDITIVE STILLE (nachher)
Verweilen im Nachklang der Töne. Dauer sehr unterschiedlich. Ruhige, langsame Musik braucht eine längere „Nachlaufzeit“ als eine lebhafte Musik. Immer aber sollten es einige Sekunden sein! Wer schon mit dem letzten Ton herausplatzt „Das war toll!“, versucht eigentlich die Wirkung abzuschütteln. Das Verweilen im Nachklang der Töne, und sei es nur ein Augenblick, ermöglicht der Musik, in tiefere Seelenschichten einzudringen.
Stille begünstigt und erleichtert die drei Grundschritte der Meditation, die auch in einem therapeutischen Setting gelten:
1. Zum Kern, zur eigenen Mitte gelangen.
2. An der Quelle Kraft schöpfen, Ordnung und Harmonie finden.
3. Diese Kraft mitnehmen, um den Alltag zu meistern.
Wem es gelingt, einer Musik so zuzuhören, dass er zu ihrem Kern vordringt, wird sie tiefer verstehen und erleben als beim oberflächlichen Hören. Ein tieferes Verstehen von Musik führt auch zu einem tieferen Verstehen von sich selbst. Bewusstes Musikhören gibt wertvolle Impulse für intrapsychische Vorgänge. Gerade wenn Schicksalsschläge zu verarbeiten sind, schenkt eine gut ausgewählte Musik heilsame und harmonisierende Kräfte. Musik kann aufbauen und stärken, ermutigen und trösten, lösen und erleichtern, die Hoffnung wecken. Ein solcher Impuls, im Inneren angekommen, hilft dem Patienten, seine Krankheitssituation besser bewältigen zu können. Aktives, bewusst gestaltetes Zuhören intensiviert das Erleben von Musik. „So wie heute habe ich noch nie Musik gehört“! wurde mir oft gesagt.
Ich unterscheide drei Arten, die Musik dem Hörenden anzubieten: das konsekutive (aufeinanderfolgende), das repetitive (wiederholende) und das insistierende (eindringlich vertiefende) Hören.
1. KONSEKUTIVES HÖREN
Gezielt ausgewählte Stücke aufeinanderfolgend hören, mit Stille nach jedem Stück zur Tiefenwirkung, im Verlauf prozesshaft aufeinander aufbauend: Einleitungsphase - Hauptphase - Abschlussphase. Je nach Möglichkeit und Situation mit Gespräch zwischen den Musikstücken, oder kurze Kommentare zur Musik selbst, oder nur Schweigen. Aus den Erfahrungen des konsekutiven Hörens habe ich eigene Musikzusammenstellungen als Musiktherapie-CDs entwickelt (Audiosan5).
2. REPETITIVES HÖREN - DIE WIEDERHOLUNG
Wiederholtes Hören eines bestimmten Musikstückes; mit Gesprächsphasen dazwischen, die sich auf die Musik beziehen, oder längere Schweigephasen, oder kurze Erläuterungen zur gehörten Musik. Bewährt hat sich, ein Stück bis zu drei Mal nacheinander zu hören. Bei längeren Stücken nehme ich nach dem zweiten Hören eine andere, kürzere Musik, die möglichst anders klingt (Kontrast), und dann das „Hauptstück“ ein drittes Mal. Ein viertes Mal ist in der Regel zu viel und nimmt die Kraft wieder weg.
Das repetitive Hören gelingt dann, wenn eine freiwillige Aufmerksamkeit für die Musik vorhanden ist, verbunden mit Interesse. Wenn ein Musikstück (nach einer Nachklangpause) zum zweiten Mal ertönt, entsteht oft von selbst eine erhöhte Hinwendung zu den Tönen und mehr Konzentration auf die Musik. Keinesfalls soll eine Musik durch ständige Wiederholung „eingehämmert“ werden!!
3. INSISTIERENDES HÖREN
Abschnittweise wiederholtes Hören eines einzelnen Musikstückes. Konzentration auf die Gliederung und rein musikalische Sprache, z. B. Wiederkehr bestimmter Stellen. So höre ich manchmal den Anfang (das erste Thema) einer Musik mehrmals hintereinander, und dann das ganze Stück. Wie von selbst nimmt man dann die Wiederkehr des Anfangsthemas im Laufe des Stückes besonders intensiv und erkennend wahr. Wenn ich einen Ausschnitt höre, blende ich die Übergänge immer sanft aus oder ein, oder halte die Musik in einer Pause an.
Diese Methode ist Element der Meditation und zuständig für die mentale Phase des Hörens, s. Kapitel 4.6. Schichten des Hörens. Durch die Unterbrechung beim Hören entsteht Bewusstsein. Der emotionale Fluss wird verlangsamt, innegehalten. Dabei klärt sich das Erlebte, musikalische Zusammenhänge erhellen sich. Insistierendes Hören aktiviert klare, nüchterne Denkvorgänge.