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Roland Zingerle

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Beschreibung

Joseph »Joe« Andrews, Special Agent beim FBI, hat im Laufe seiner Karriere schon einiges erlebt. Dennoch wären ihm zwei Dinge nie in den Sinn gekommen: Mal an Lungenkrebs sterben zu müssen und sich von einem Medium überzeugen zu lassen, nach seinem Tod einem Erpresser und Bombenleger ins Jenseits zu folgen. Und doch liegt er nun hier in seinem Sterbebett und lauscht den Anweisungen seines Partners Ed und des Mediums María. Im Totenreich soll Joe vom Täter erfahren, wie die Detonation eines millionenschweren Wolkenkratzers verhindert werden kann, die unzählige Todesopfer fordern würde. »Polizist im Leben und im Tod? Das nenne ich Aufopferung«, sagt Joe und willigt in den verrückten Plan ein. Das ist der Beginn eines schier unmöglichen Wettlaufs, bei dem es nicht nur die Zeit, sondern den Tod selbst zu schlagen gilt.

Ein außergewöhnlicher Thriller, der nicht nur durch sich stetig steigernde Spannung, sondern auch durch atemberaubende Fantasyelemente punktet, die mühelos die Grenzen zwischen dem Diesseits und Jenseits verschwimmen lassen.

Der Roman ist eine Neuauflage und erschien ursprünglich unter dem Titel Gott war Zeuge.

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Roland Zingerle

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Über den Autor:

 

 

 

Roland Zingerle, geboren 1973, lebt und arbeitet in Klagenfurt am Wörthersee. Er studierte Germanistik und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Journalist und Kulturmanager, ehe er sich als Schriftsteller selbstständig machte. Zingerle verfasst Romane und Sachbücher und unterrichtet deutsche Literatur und kreatives Schreiben.

 

rolandzingerle.at

 

 

 

Buchbeschreibung:

 

»Sieh es als deinen letzten Auftrag an«, sagte Ed. »Du bist der Einzige, der jetzt noch eine reelle Chance hat, New York zu retten. Nur du kannst Cohen noch erreichen, bevor die Bomben explodieren. Joe – du kannst noch zur rechten Zeit kommen.«

 

Joseph »Joe« Andrews, Special Agent beim FBI, hat im Laufe seiner Karriere schon einiges erlebt. Dennoch wären ihm zwei Dinge nie in den Sinn gekommen: Mal an Lungenkrebs sterben zu müssen und sich von einem Medium überzeugen zu lassen, nach seinem Tod einem Erpresser und Bombenleger ins Jenseits zu folgen. Und doch liegt er nun hier in seinem Sterbebett und lauscht den Anweisungen seines Partners Ed und des Mediums María. Im Totenreich soll Joe vom Täter erfahren, wie die Detonation eines millionenschweren Wolkenkratzers verhindert werden kann, die unzählige Todesopfer fordern würde. »Polizist im Leben und im Tod? Das nenne ich Aufopferung«, sagt Joe und willigt in den verrückten Plan ein. Das ist der Beginn eines schier unmöglichen Wettlaufs, bei dem es nicht nur die Zeit, sondern den Tod selbst zu schlagen gilt.

 

Ein außergewöhnlicher Thriller, der nicht nur durch sich stetig steigernde Spannung, sondern auch durch atemberaubende Fantasyelemente punktet, die mühelos die Grenzen zwischen dem Diesseits und Jenseits verschwimmen lassen.

 

Roland Zingerle

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Fantasy Thriller

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© Mai 2024 Empire-Verlag

Empire-Verlag OG, Lofer 416, 5090 Lofer

 

Lektorat: Volker Neumann – https://www.krimi-lektorat.de/lektorat.html

 

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –

nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

 

Cover: Chris Gilcher

https://buchcoverdesign.de/

 

 

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1

26. März

 

Mit einem Schnauben stieß Randolph M. Winter die Tür zum Besprechungszimmer auf. Die beiden Männer, die ihn hier erwarteten, erhoben sich synchron und ohne Zeitverzögerung, als wären sie Marionetten und ihre Schnüre über eine Umlenkrolle mit der Tür verbunden.

»Wenn Sie meine Zeit verschwenden, schmeiße ich Sie raus.«

Als Bürgermeister der Stadt New York hatte Winter einen lückenlos gefüllten Terminplan, und wenn sein Assistent einen Termin strich, dann nur, um ihn durch einen noch wichtigeren zu ersetzen. Da war keine Zeit für Kinkerlitzchen.

Winter warf sich in den Stuhl am Kopfende des Konferenztisches, während sein Assistent hinter ihm stehen blieb, wie immer. Der Bürgermeister stützte die Ellbogen auf die Platte und musterte die beiden Anwesenden; seinen Sicherheitschef Walter Piercen und diesen dürren Kerl, der immer krumm wurde, wenn er ihm in den Gängen des Rathauses begegnete. Die beiden wechselten einen Blick, aus dem Winter nicht schlau wurde, dann setzten sie sich zögernd, als wären sie unsicher, ob er ihnen das gestattete.

Piercen öffnete eine Mappe und entnahm ihr das einzige Blatt, das sie enthielt. »Das ist vor ein paar Tagen bei meinem Mitarbeiter hier eingetroffen.«

Winter mochte den Sicherheitschef. Er war Mitte vierzig, wortkarg und hatte die Fähigkeit, die Dinge sachlich und knapp auf den Punkt zu bringen. Eine segensreiche Abwechslung zu all den anderen Affen, die glaubten, das Blaue vom Himmel erzählen zu müssen, um ihn zu beeindrucken.

Er nahm das Blatt entgegen, überflog die Zeilen – und hielt inne. »Ist das ein Scherz?« Er starrte in zwei ausdruckslose Gesichter.

»Würde ich mir nie erlauben, Sir«, bekannte der Sicherheitschef.

Der Bürgermeister spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. »Wer weiß darüber Bescheid?«

»Nur die Leute in diesem Raum, Sir.«

»Gut.« Winter dachte nach. »Gut, schalten Sie das FBI ein. Und kein Wort zu sonst einer Menschenseele, verstanden? Bevor ich weiß, was dahintersteckt, will ich keine Gerüchte im Umlauf haben.«

Der Sicherheitschef und der dürre Kerl nickten kurz und zackig.

»Und Sie«, der Bürgermeister wandte seinen Kopf zur Seite, wodurch sein Assistent wusste, dass er gemeint war, »stornieren alle heutigen Termine.«

 

* * *

 

»Joseph Andrews, FBI.« Joe hielt dem Security-Mann seinen Ausweis hin. Dieser kontrollierte ihn aufmerksam, tippte irgendetwas in sein Computerterminal und überreicht Joe einen Besucherausweis.

Dann trat Ed vor, Joes Partner, hielt ebenfalls seinen Ausweis hoch und sagte: »Edvard Rositzky, FBI.«

Das Ritual wiederholte sich, und während die beiden Special Agents ihre Besucherausweise an ihre Sakkos hefteten, öffnete der Security-Mann die Panzerglastür zur Sicherheitsschleuse. Dass der Ganzkörperscanner mit einem schrillen Ton Alarm schlug, ignorierte der Sicherheitsmann, offenbar hatte sein Computer die Identität der beiden Besucher bestätigt, womit es in Ordnung war, dass sie das Rathaus bewaffnet betraten.

Eine gedrungene, rundliche Schwarze in Security-Uniform kam zu ihnen, meinte knapp: »Folgen Sie mir«, und ging mit einem hastigen Watschelgang voran, der ihr voluminöses Hinterteil zum Hin- und Herschwingen brachte.

Joe und Ed schwiegen. Eine knappe Stunde zuvor waren sie von höchster Stelle überraschend von ihrem Auftrag abgezogen und hierher beordert worden, ohne Angabe von Gründen. Abraham Cole, der stellvertretende FBI-Direktor, hatte persönlich bei Joe angerufen und mit Floskeln wie »höchste Geheimhaltung« und »Alarmstufe rot« jongliert, was bedeutete, dass sie nicht fragen sollten, sie würden zu gegebener Zeit alle Antworten bekommen. Joe war schon seit Jahrzehnten bei der Firma, doch er war noch nie zu einer Unterredung mit einer so hochgestellten Persönlichkeit wie dem Bürgermeister der Stadt New York gerufen worden.

Muss eine große Sache sein, dachte er, während er auf den vor ihm schwingenden Hintern starrte.

Vor dem Eingang zum Büro des Bürgermeisters übergab die Begleiterin Joe und Ed einem Kollegen, welcher ihre Ankunft über eine Gegensprechanlage meldete.

Gleich darauf öffnete sich die Tür und eine hübsche, junge Bürokraft empfing die beiden Special Agents mit einem bezaubernden Lächeln. »Der Herr Bürgermeister erwartet Sie bereits«, erklärte sie und ging voraus.

Joe musterte auch ihre Rückseite, die er – verglichen mit der Securityfrau von zuvor – als makellos empfand. Ein kurzer Blickwechsel mit Ed machte klar, dass dieser dasselbe dachte wie Joe: Man merkte, dass das hier die Chefetage war.

Mehreren prächtigen Büroräumen folgte ein ebenso prächtiges Foyer, das nur noch durch eine Tür von der Machtzentrale der reichsten Stadt der Welt getrennt war. Die junge Frau klopfte vernehmlich, öffnete die Tür und trat ein. »Herr Bürgermeister, die Special Agents Andrews und Rositzky vom FBI.« Sie wich zur Seite und sah Joe und Ed auffordernd an.

Randolph M. Winter und ein hagerer Mann mit graumeliertem Haar und faltigem Gesicht saßen einander auf einer kastanienbraunen Chesterfield-Couchgarnitur gegenüber, zu der auch ein niederer Tisch gehörte. Dominiert wurde der saalartige Raum von einem mächtigen Schreibtisch aus dunklem Holz, der vor einer Reihe hoher Fenster stand. Das Stadtoberhaupt blickte kurz auf und winkte die Neuankömmlinge mit einer ebenso kurzen Geste zu sich. Während sein Gegenüber aufstand und Joe und Ed mit Handschlag begrüßte, blieb der Bürgermeister sitzen. Mit seinen gespreizten Beinen und dem hervorquellenden Bauch sah er aus wie ein schräg auf dem Rücken liegender Käfer.

»Walter Piercen, mein Sicherheitschef«, stellte er den Hageren vor.

Die beiden Special Agents und Piercen setzten sich Winter gegenüber, die Vorzimmerdame ging wieder hinaus und schloss die Tür mit einem leisen Klicken hinter sich. Dass außer ihnen vier niemand im Raum war, irritierte Joe – was mochte da auf sie zukommen?

»Cole hat mir versichert, dass er seine besten Männer schickt. Hat er gelogen?« Der Bürgermeister schenkte Joe und Ed einen Raubtierblick.

»Nein, Sir«, antwortete Joe mit der Ruhe des Selbstbewussten. Der Anflug eines Lächelns, den er in Winters Gesicht zu erkennen glaubte, verflog schneller, als er gekommen war.

»Zur Sache. Piercen, bringen Sie die Männer auf den aktuellen Stand.«

»Vor ein paar Tagen«, begann der Sicherheitschef, »meldete sich ein gewisser X-Man über den Facebook-Messenger der Stadt und drohte damit, den Myers-Tower in die Luft zu sprengen.« Joe und Ed sahen einander überrascht an. »Er verlangt von der Stadt New York achthundert Millionen Dollar, zahlbar am 2. April, also heute in einer Woche.«

»Was? Das gibt’s doch nicht.«

Joe hörte seinem Partner eine ehrliche Fassungslosigkeit an. Ihm selbst ging es nicht anders, immerhin war allein die Idee schon hirnrissig. Durch die Tatsache, dass sie hier saßen, war für Joe jedoch klar, dass mehr dahintersteckten musste.

»Wie glaubt X-Man, dass er seine Drohung wahr machen kann?«, fragte Joe. »Ihm muss doch klar sein, dass der Myers-Tower nach dieser Ansage zum bestbewachten Gebäude der Welt wird.«

»Er behauptet, er hätte beim Bau des Wolkenkratzers heimlich Bomben in die Stützpfeiler mit eingegossen«, erklärte Sicherheitschef Piercen, »Bomben, die er mittels einer Funkzündanlage scharf machen und wieder entschärfen kann.«

»Bullshit«, platzte Ed heraus, Piercen ignorierte ihn.

»Weiter behauptet er, er habe die Zündung bereits programmiert, und zwar für den 9. April um 13 Uhr. Er will die Bomben erst entschärfen, wenn er das Geld bekommen und sich abgesetzt hat.«

»Warum er so vorgeht ist klar«, schaltete sich der Bürgermeister ein. »Sollten wir ihn bei der Geldübergabe schnappen, kann niemand die Bomben entschärfen, der nicht weiß, wo diese Funkzündanlage steckt – und der Tower fliegt uns um die Ohren.«

»Herr Bürgermeister«, begann Joe, »ohne die genauen Fakten zu kennen – aber dieser Dreckskerl erzählt Bockmist. Die Pfeiler eines Wolkenkratzers sind viele Meter dick, alles aus Stahlbeton, und sie reichen ein oder zwei Dutzend Meter in die Tiefe. Da dringt ein Funksignal höchstens durch, wenn X-Man mit dem Sender direkt am Pfeiler sitzt, aber den Gefallen wird er uns nicht tun. Wenn Sie mich fragen, ist diese Erpressung nichts weiter als ein großer, frecher Bluff.«

»Sie sind Experte für so was?«

»Drei Jahrzehnte im Feldeinsatz bringen gewisse Erfahrungen mit sich, Sir.«

»Dann wissen Sie auch, dass wir ein Problem haben, nicht wahr?«

Joe runzelte die Stirn. »Was meinen Sie, Sir?«

Winter blickte müde zu Piercen, was dieser zurecht als Aufforderung verstand, fortzufahren: »Einmal angenommen, dass da wirklich Bomben sind, können wir sie von außen nicht orten. Bei einer so massiven Verdämmung wie die, die ein Stahlbetonpfeilers bietet, genügt es, wenn der Sprengstoff in einer Plastiktüte verpackt ist.«

Joe spürte, wie sich seine Haare sträubten. Der Sicherheitschef hatte Recht: Ohne Metall keine Ortungsmöglichkeit, ein möglicher Bluff konnte nicht bewiesen werden.

»Sie verstehen also«, fuhr das Stadtoberhaupt fort, »dass ich nicht sonderlich entspannt bin. X-Man meint es mit seiner Erpressung ernst, und das bedeutet vielleicht, dass er einen Weg gefunden hat, das Problem mit dem Stahlbeton zu umgehen.«

»Die Chance, dass er über eine Technologie verfügt, die wir nicht kennen, ist verschwindend gering«, erwiderte Joe.

»Sie sind nicht derjenige, der den Kopf hinhalten muss, wenn es doch so ist«, fuhr der Bürgermeister ihn an.

»Was werden Sie tun, Sir?«

Joe bewunderte Ed zum weiß-Gott-wievielten Mal für dessen Fähigkeit, die Spannung aus einer Situation zu nehmen.

»Das hängt von Ihnen drei ab. Wir sitzen hier deshalb in einer so kleinen Runde zusammen, weil die ganze Sache streng geheim bleiben muss. Die New Yorker sind sensibel, wenn es um einstürzende Wolkenkratzer geht.«

»So wie ich die Sache sehe«, meinte Ed, »gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder, wir gehen von einem Bluff aus, ignorieren den Scheißkerl und hoffen das Beste. Oder wir nehmen ihn ernst und überwachen ihn, wenn er das Geld abholt. Sollte es diese Bomben wirklich geben, schnappen wir ihn, sobald er sie entschärft hat.«

»Sollte es die Bomben wirklich geben«, entgegnete Winter nüchtern, »wird X-Man diese Möglichkeit mit einkalkuliert haben.«

»Davon müssen wir ausgehen«, schaltete Joe sich wieder ein, »vom technischen Standpunkt aus gesehen glaube ich trotzdem an eine leere Drohung.«

»Und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Typ einen so unverfrorenen Bluff vom Stapel lässt«, erwiderte der Bürgermeister.

Als Joe etwas erwidern wollte, erfasste ihn ein so heftiger Hustenanfall, dass er glaubte, ersticken zu müssen; der Schmerz krümmte ihn vornüber. Solche Anfälle häuften sich in letzter Zeit. Nach einer gefühlten Ewigkeit klang es schließlich ab, und Joe wischte sich stöhnend und mit zittriger Hand den Schweiß von der Stirn. Verdammt, ich brauche was zu rauchen, dachte er und blickte auf. Da sah er drei Augenpaare auf sich gerichtet, in denen er unterschiedliche Gefühle las.

»Sie sollten das untersuchen lassen«, meinte Bürgermeister Winter.

 

* * *

 

Piercen konnte die Geheimhaltung ihrer Beratungen in den Räumen seiner Abteilung nicht garantieren, allein die Anwesenheit zweier Special Agents würde zu Gerüchten führen. Deshalb hatten Joe und Ed ihn in das Field Office des FBI am 26 Federal Plaza mitgenommen. Da Bürgermeister Winter bis zum nächsten Tag handfeste Vorschläge erwartete, wie er auf die Bedrohung reagieren sollte, gingen die drei sofort an die Arbeit. Während Ed erste Ermittlungen in die Wege leitete, ließ sich Joe vom Sicherheitschef alle Details der Erpressung schildern – doch leider war das nicht viel.

»Haben Sie eine Theorie, warum X-Man ausgerechnet den Myers-Tower ausgesucht hat?«, fragte Joe dann.

»Meine erste Überlegung war, dass es mit dem Eigentümer zu tun hat«, erklärte Piercen. »Myers ist ein aufstrebender australischer Erdölkonzern, der in den USA gerade Furore macht.«

»Ich glaube, da war was im Fernsehen«, meinte Joe nachdenklich, »der Bau des Myers-Tower – war das nicht so etwas wie ein ausländischer Stinkefinger für die heimische Öl-Branche mitten in New York?«

»Kann man so sagen.«

»Der Wolkenkratzer steht doch erst seit … wie lange? Ein halbes Jahr?«

»Er wurde vor acht Monaten bezogen.«

»Und Sie meinen, dass es einigen Mitbewerbern eine Stange Geld wert wäre, wenn er nicht weitere acht Monate stehen bleibt?«

»Das war mein erster Gedanke, aber wenn man ein zweites Mal drüber nachdenkt, ergibt es keinen Sinn.«

»Und ein terroristischer Hintergrund?«

Der Sicherheitschef der Stadt New York verzog den Mund, ehe er antwortete. »Ich glaube mittlerweile, dass kein anderes Motiv dahintersteckt als bloße Geldgier. Ich meine, achthundert Millionen Dollar …«

»Also entweder Erpressung oder Versicherungsbetrug«, fasste Joe zusammen.

»Mag sein, aber für unsere Arbeit ist das nicht relevant. Wir müssen herausfinden, ob dieser X-Man das Zeug dazu hat, seine Drohung wahrzumachen. Wer ist der Kerl? Ein Einzeltäter oder das Synonym für eine ganze Organisation?«

Die Tür ging auf, und Ed betrat den abhörsicheren Raum. »So, ich habe alles in die Wege geleitet«, berichtete er. »Unsere Bombenexperten sind unterwegs und werden den Wolkenkratzer auf Herz und Nieren überprüfen. Das Cyber SWAT Team checkt die Social-Media-Kanäle des Rathauses und verfolgt alle eingegangenen Postings und E-Mails der vergangenen Woche zurück. Außerdem stellt der Chef eine Sondereinheit zusammen, die alle Angelegenheiten abklopft, die mit dem Myers-Tower und seiner Erbauung auch nur irgendwie zusammenhängen. Wenn es irgendwelche Machenschaften oder Hintergründe gibt, die uns weiterhelfen können, finden wir sie heraus.«

Joe schnaubte resignierend. »Hoffentlich rechtzeitig. Zeit ist ein wesentlicher Faktor.«

»Ich würde sogar sagen, Zeit ist der wesentliche Faktor«, erwiderte Piercen. An Ed gerichtet fuhr er fort: »Wir haben gerade darüber gesprochen, warum ausgerechnet der Myers-Tower Ziel des Anschlags werden soll. Ich bin der Meinung, dass es sich dabei um einen Zufall handelt. Dem Erpresser ist es wohl nur darum gegangen, Bomben in den Pfeilern eines Wolkenkratzers zu platzieren – irgendeines Wolkenkratzers.«

»Und die Summe?«, fragte Joe, »warum ausgerechnet achthundert Millionen?«

»Der Bau des Myers-Towers hat alles in allem 1,3 Milliarden Dollar gekostet«, erklärte Piercen, »und ich nehme an, er wird in selber Höhe versichert sein.«

»Womit die Versicherungsgesellschaft ins Spiel kommt«, führte Ed den Gedanken weiter, doch Joe wandte ein: »Bist du sicher? Welche Versicherung deckt Terroranschläge ab?«

»Da hat sich seit dem 11. September 2001 eine Menge getan«, erklärte der Sicherheitschef. »Bei den Beträgen, die ein Wolkenkratzer kostet, gehen die Erbauer heute kein Risiko mehr ein. Die Versicherungsgesellschaften haben diese Kröte schlucken müssen – dafür aber auch die Prämien ordentlich erhöht.«

»Das heißt, für den Fall, dass die Bomben hochgehen, muss die Versicherung zahlen?«

Piercen nickte. »Ganz genau. Wenn es also hart auf hart kommt, spart die Versicherung eine halbe Milliarde Dollar, wenn sie auf die Erpressung eingeht.«

Die drei schwiegen für einen Moment.

»Winter will einen Lösungsvorschlag«, sagte der Sicherheitschef dann. »Ich möchte nicht in unserer Haut stecken, wenn wir ihm den falschen liefern.«

»Unsere Leute arbeiten rund um die Uhr.« Eds Stimme klang beruhigend. »Ich bin mir sicher, morgen wissen wir schon etwas mehr.«

 

2

29. März

 

»Drei Tage!« Bürgermeister Winter warf die Mappe in hohem Bogen von sich. Sie klatschte auf die polierte Platte des langen Konferenztisches und schlitterte einen Meter weiter. »Seit drei Tagen ermittelt die angeblich beste Polizeibehörde der Welt rund um die Uhr und findet nicht mehr heraus als … das?« Er deutete abfällig auf die nun zum Stillstand gekommene Aktensammlung.

Der stellvertretende FBI-Direktor Abraham Cole verzog keine Miene. »Der Myers-Tower hat sechzig Stockwerke«, erklärte er in seinem voluminösen Bass. »Das sind zweihundertzweiundzwanzig Meter von der Fifth Avenue bis unters Dach, einhundertzweiundzwanzigtausend Quadratmeter Nutzfläche, tausende weitere Quadratmeter Betriebsräume für die Kommunikations-, Strom-, Wärme- und Müllverwaltung, für das Zu- und Abwassersystem, die Motorenräume der Fahrstühle und so weiter. Dann noch ein paar tausend Kubikmeter Fahrstuhlschächte, Lüftungsrohre, Kabelkanäle, Zwischenräume für Wartungsarbeiten – bla, bla, bla, bis hin zur Dienstwohnung der hauseigenen Zahnfee. Eine solche Untersuchung lässt sich nicht im Handumdrehen durchführen, noch dazu, wenn die Bombenermittler diskret vorgehen müssen. Was wir in den letzten zweiundsiebzig Stunden geleistet haben, ist Weltrekord.«

»Weltrekord, Weltrekord«, äffte ihn der Bürgermeister nach, »gehen Sie doch zum Guiness-Buch der Rekorde, wenn Sie wollen. Was ich brauche, sind Ergebnisse.«

»Wir haben Ihnen Ergebnisse geliefert.« Coles Bass bekam eine donnernde Note. »Es gibt keine Bomben.«

»Was macht Sie so sicher?«, fragte der Rechtsanwalt, dessen Namen Joe sich nicht gemerkt hatte. Er war als Begleiter des Vorstandsvorsitzenden der Metropolitan Assurance Company hier, jener Versicherungsgesellschaft, bei der der Myers-Tower versichert war. »Ihre eigenen Experten sagen doch, dass sie eine Bombe, die in einem tragenden Pfeiler versteckt wäre, gar nicht aufspüren könnten.«

»Sie sagen vor allem, dass solche Bomben nicht per Funksignal von außen gezündet werden können«, erwiderte der stellvertretende FBI-Direktor, »und eine Bombe, die nicht gezündet werden kann, ist keine Bombe.«

Der Anwalt zeigte sich hartnäckig. »Was, wenn es anders funktioniert? Wenn X-Man etwa eine Leitung gelegt hat, die an die Außenseite des Pfeilers führt, eine Art Antenne, die das Funksignal auffängt und zu den Bomben überträgt?«

Joe sah es seinem Chef an, wie sehr er sich gerade beherrschen musste. In seiner Stimme war jedoch nichts davon zu hören, als er erwiderte: »Sie dürfen mir glauben, dass unsere Experten alle Eventualitäten bedacht haben. Es gibt keine Bomben.«

»Und darauf verwetten Sie Ihren Kopf?« Bürgermeister Winter sah Cole herausfordernd an.

»Um meinen Kopf geht es hier nicht. Sie haben das FBI um eine Einschätzung der Lage gebeten, und diese Einschätzung lautet nach Maßgabe des derzeitigen Stands der Technik: X-Man blufft.«

Das Stadtoberhaupt blies die Luft aus, während der Vorstandsvorsitzende von Metropolitan Assurance, der bislang kein Wort von sich gegeben hatte, seinem Anwalt etwas ins Ohr flüsterte. Dieser nickte und meinte dann mit eisiger Stimme: »Wenn das Ihre Expertenmeinung ist, werden wir uns danach richten und X-Mans Forderung nicht nachgeben. Ich nehme doch an, wir bekommen eine schriftliche Expertise?«

»Können Sie haben.« Cole presste die Lippen aufeinander.

Der Rechtsanwalt packte seine Unterlagen in eine Aktentasche und erhob sich gemeinsam mit seinem Auftraggeber. »Sollten die nicht vorhandenen Bomben hochgehen, wird sich die Metropolitan Assurance Company am FBI schadlos halten – besser gesagt an ihrer Eigentümerin, den Vereinigten Staaten von Amerika.« Die beiden verließen ohne ein weiteres Wort den Konferenzraum.

Die daraufhin entstandene Stille wurde von Bürgermeister Winter durchbrochen. »Die Versicherung bezahlt also nicht, schön. Und was soll die Stadt New York tun?«

Abraham Cole sah ihn seelenruhig an und riet: »Dasselbe.«

Auch der Bürgermeister erhob sich nun. Schweigend sah er die verbliebenen Anwesenden an: Cole, Piercen, Joe und Ed; seinen Assistenten, der hinter ihm stand, ignorierte er. »Ich werde Ihnen meine Entscheidung mitteilen.«

 

* * *

 

Während Joe zusammen mit Ed schweigend das Rathaus verließ, fasste er die letzten Stunden gedanklich noch einmal zusammen. Nachdem das FBI mit der Untersuchung des Wolkenkratzers fertig gewesen war, hatte Cole den Bürgermeister informiert, welcher dieses Treffen einberufen hatte. Eigentlich war ein Vertreter des Myers-Konzerns erwartet worden, doch dort hatte man abgeblockt: Da die Bombendrohung nicht an Myers, sondern an die Stadt New York ergangen sei, so argumentierte man, liege es in der Verantwortung der Stadtregierung, die Bedrohung abzuwenden. Sollte dies misslingen, seien die Konsequenzen Angelegenheit der zuständigen Versicherungsgesellschaft.

Abgesehen von der Untersuchung des Myers-Tower hatte die Firma noch jede Menge andere Ermittlungsarbeit geleistet – wenn auch mit bislang dürftigen Ergebnissen. X-Mans E-Mail konnte über Umwege um den halben Erdball bis zu einem Server in Kuala Lumpur zurückverfolgt werden, dort verlor sich aber die Spur. Die Datenforensiker meinten, der Erpresser sei ein Profihacker erster Güte, weshalb sie ihre Nachforschungen auf die internationale Hackerszene ausweiteten. Dass X-Man zu den ihnen bekannten Spezialisten gehörte, konnten sie allerdings rasch ausschließen. Die Ermittlungen rund um die Erbauung des Myers-Tower waren noch voll im Gange, immerhin galt es hier, jeden einzelnen Mitwirkenden zu überprüfen, von den Top-Managern der Planungs- bis hin zu den Hilfsarbeitern der Baufirmen, was einer Sisyphus-Arbeit gleichkam.

»Der Bürgermeister hat keinen leichten Stand«, raunte Ed.

»Das kannst du laut sagen«, erwiderte Joe und klopfte mit zitternden Fingern eine Zigarette aus seiner Packung. »Wenn er nichts unternimmt, und es passiert etwas, werden alle mit dem Finger auf ihn zeigen.« Er zündete die Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und spürte, wie der Tabakrauch wohlig seine Lungenflügel füllte. Das Zittern ließ nach.

»Vergiss nicht, dass das FBI in der Haupt-Schusslinie steht, immerhin haben wir ihm gerade versichert, dass die Bombendrohung harmlos ist.«

»Das entbindet ihn nicht von seiner politischen Verantwortung.« Joe hatte kaum das letzte Wort ausgesprochen, als er von einem weiteren Hustenkrampf gepackt wurde. Dieser war schlimmer, als jeder andere davor. Joe wurde schwarz vor den Augen, und er sank auf die Knie.

»Winter hat Recht«, meinte Ed mit besorgtem Gesicht, als es vorbei war, »du solltest das untersuchen lassen.«

Es dauerte lange, bis Joe sich so weit erholt hatte, dass er wieder aufstehen konnte. Jahrzehntelanges Kettenrauchen forderte nun seinen Tribut. Er sah Ed an und nickte. Ja, das würde er tun.

 

* * *

 

Wie jedes Mal, wenn er sein winziges Appartement im Stadtteil Brooklyn betrat, hatte Joe auch heute das Gefühl, hier nur ein Gast zu sein. Es war, als gehörten die achtundzwanzig Quadratmeter einem Freund, der auf Urlaub war und Joe für diese Dauer hier wohnen ließ. Einem sehr unordentlichen Freund, der selbst erst kurz zuvor hier eingezogen war. In Wahrheit lebte Joe hier schon seit sechsundzwanzig Jahren, seit seine Frau sich von ihm hatte scheiden lassen. Einige der Umzugskartons standen noch heute ungeöffnet herum und waren, wie als Beweis dafür, mit einer dicken Staubschicht bedeckt.

Für Joe war es, als existierte das alles hier nicht. Hätte er keine Dusche gebraucht, keine Rasur und keinen Schlaf, hätte er auch die Nächte durchgearbeitet; so etwas wie ein Privatleben hatte er nicht. Als er nun jedoch sein Gesicht im matten Badezimmerspiegel betrachtete, wusste er, dass die Wirklichkeit ihn eingeholt hatte. Er war einundfünfzig Jahre alt, doch er sah aus wie fünfundsechzig. Sein Gesicht war faltig, die Farbe seiner Haut aschfahl, und unter seinen glasigen Augen hatten sich dunkle halbmondförmige Furchen gebildet. Dass seine Lunge gerade jetzt nicht mehr mitmachte, passte ihm gar nicht. Viel zu lange hatte er seine Hustenanfälle ignoriert und einen Arztbesuch hinausgeschoben. Nun hatten sie eine Ernsthaftigkeit erreicht, die nicht mehr wegzuleugnen war. In diesem Zustand konnte er seine Arbeit nicht effizient erledigen, obwohl er gerade jetzt besser funktionieren musste als je zuvor. Er dachte an den Verbrecher, der sich X-Man nannte, an den Myers-Tower und die Anstrengungen, die ihm in diesem Zusammenhang bevorstanden.

»Was für eine verrückte Zeit«, sagte er zu sich selbst und hörte dabei, wie erschöpft seine Stimme klang.

 

* * *

 

Randolph M. Winter stand auf der Loft-Terrasse seines Clubs in Manhattan und starrte auf die nächtliche Stadt. Eine eisige Bö fuhr ihm ins Gesicht, unwillkürlich zog er seinen Pelzmantel fester um sich. Das FBI glaubte nicht an Bomben im Myers-Tower, die Versicherung wollte nicht bezahlen, und der Eigentümer ignorierte die Sache komplett. Wie sollte die Stadt, wie sollte er sich dazu stellen? Gab er der Erpressung nach, war das wie eine Einladung für andere Erpresser, immerhin würde sich die Sache nicht verheimlichen lassen. Gab er der Erpressung nicht nach, passierte im besten Fall nichts – im schlimmsten Fall jedoch erlebte New York einen zweiten 11. September und Winter hegte nicht den geringsten Zweifel, dass dann er als der Schuldige in die Geschichte eingehen würde. Zurecht, denn es war seine verdammte Aufgabe, diese Stadt und ihre Bürger zu beschützen.

Er atmete tief durch und schüttelte sich. Noch war nichts geschehen, noch wurden die Karten gemischt. Er hatte also noch Zeit, eine Entscheidung zu fällen, wenigstens so lange, bis sich der Erpresser wieder meldete.

 

 

1. April

 

Diesmal war es eine männliche Security-Kraft, die Joe und Ed durchs Rathaus begleitete. Der Mann führte sie zu einem Fahrstuhl, den er mittels einer Chipkarte in Gang setzte, die er vor ein Scannerglas hielt. Zu Joes Überraschung ging die Fahrt nach unten, und nachdem auf der digitalen Etagenanzeige zunächst -1 und dann -2 erschienen war, war er gespannt, wie viele Kellergeschosse das Rathaus wohl haben würde. Als die Anzeige nach -2 jedoch ECC anzeigte und die Fahrt unvermindert weiterging, wechselten er und Ed einen erstaunten Blick.

Gefühlte drei weitere Stockwerke tiefer hielt der Fahrstuhl schließlich an, und die sich öffnende Tür gab den Blick auf einen nüchternen Gang mit Sichtbetonwänden frei. Der Securitymann ging schweigend voraus und brachte sie in einen Raum, der Joe an einen großen Universitäts-Hörsaal erinnerte. Auf mehreren konzentrisch übereinander angeordneten halbkreisförmigen Terrassen standen dicht an dicht Tische mit Computerterminals. Die Wand in Blickrichtung der hier Arbeitenden war zur Gänze von einem einzigen riesigen Bildschirm bedeckt. Das Licht in dem Raum war diffus, die Geräusche gedämpft.

»Ich weiß, wo wir hier sind«, raunte Joe Ed zu, als ihr Begleiter sich verabschiedet hatte. »Das ist die Kommandobasis für Katastrophenfälle.«

Ed nickte und übersetzte die Anzeige im Fahrstuhl: »Emergency Command Center – ECC.«

Joe hatte schon oft von diesem Raum gehört. Im Falle eines Ausnahmezustands liefen hier alle Kommunikationslinien der Hilfskräfte zusammen, von hier aus wurden alle notwendigen Einsätze koordiniert und dirigiert. Gebaut wurde diese Einsatzzentrale in den 1960ern, zum Schutz vor atomaren Angriffen in großer Tiefe und dick gepanzert.

»Dort drüben.« Ed zeigte auf die unterste Ebene. Dort, direkt vor dem Bildschirm, standen Walter Piercen und der Bürgermeister. Piercen hatte eine halbe Stunde zuvor angerufen und erklärt, X-Man habe sich gemeldet, Joe und Ed sollten schnellstmöglich ins Rathaus kommen.

»Special Agent Andrews, Special Agent Rositzky, kommen Sie doch bitte herunter.« Der Sicherheitschef war auf die Ankömmlinge aufmerksam geworden.

Joe und Ed folgten der Aufforderung. »Sie haben die Geheimhaltungsstufe gelockert?« Joe deutete auf die vielen besetzten Arbeitstische im aufsteigenden Halbkreis um sie herum.

»Das war notwendig«, erklärte Piercen, »wir mussten einige Vorkehrungen treffen. Aber meine Leute sind verschwiegen, bisher gab es noch kein Informationsleck.«

»Zur Sache!« Der Bürgermeister klang ungeduldig, fast ungehalten.

Er ist nervös, dachte Joe.

Der Sicherheitschef wandte sich an einen Untergebenen, der an einem nahen Tisch saß, und befahl: »Zeigen Sie es uns.«

Auf dem riesigen Bildschirm erschien die Benutzeroberfläche des Facebook-Messengers. Die Special Agents, Winter und Piercen entfernten sich ein paar Schritte von der Wand, um die Schrift überhaupt lesen zu können, die nun von oben kommend den Bildschirm füllte:

Überweisen Sie 800.000.000 USD zu gleichen Teilen auf folgende Konten: Was dann kam, war eine schier endlose Folge von Nummern.

Ein Raunen schwoll in der Kommandozentrale an, das umso lauter wurde, je länger sich die Zahlenkolonne hinzog.

»Das gibt’s ja nicht«, flüsterte Joe und Ed raunte:

»So viel zu unserem Plan, X-Man bei der Lösungsgeldübergabe zu erfassen und zu verfolgen.

---ENDE DER LESEPROBE---