Auf der Suche nach Meister Arion - Johannes H. von Hohenstätten - E-Book

Auf der Suche nach Meister Arion E-Book

Johannes H. von Hohenstätten

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Beschreibung

Diese Autobiografie eines Schülers der Hermetik des Franz Bardon schildert sein magisches Leben, in welchem zahlreiche Erfahrungen zu den Übungen aus dem Adepten aufgezeigt werden, die die Hauptperson selbst erlebt hat. Es wird der schwere Weg des „Adepten“ aus autobiografischer Sicht gezeigt, seine vielen Tiefschläge, aber auch seine glanzvollen Seiten und Zeiten. Der harte Kampf mit dem Seelenspiegel wird bis in alle Einzelheiten aufgezeigt, genauso wie die vielen anderen Wege, in welche der Autor reinschnupperte, um dadurch reichlich Erfahrung sammeln zu können. Darüber hinaus enthält es unzählige Erfahrungen und Berichte betreffs Mantramistik nach Bardon, die wahre Runenmagie, zahlreiche Evokationen sowie Invokationen mit seinem Lehrer Anion, einen magischen Exorzismus, wie er bisher noch nie öffentlich geschildert wurde. Mentalreisen, Beeinflussungen, Übungen zur Gottverbundenheit, Erscheinungen, Alchemie, Heilungen mit den verschiedensten magischen Methoden z. B. Quabbalah oder durch die Elemente, Schutzgeistevokationen und viele andere magische „Wunder“ seines Freundes und Lehrers Anion. Auch einige magische Fotos in Farbe, ein bisher von Bardon unveröffentlichtes Akashafoto von Christus und ein Bild des schwebenden Meister Arion werden in diesem Buch preisgegeben. Der Inhalt ist viel reichlicher, als hier kurz beschrieben werden kann.

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Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des Titelbildes, des Weiteren an Ariane und Michael Sauter.

Für Schäden, die durch falsches Herangehen an die Übungen an Körper, Seele und Geist entstehen könnten, übernehmen Verlag und Autor keine Haftung.

Diese Biografie widme ich meinem Freund und Lehrer ANION

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

Hauptteil

Schluss

Nachwort

Vorwort:

Bevor ich nun mit der eigentlichen Biografie beginne, möchte ich noch eine kleine Bemerkung zu meinem Schreibstil anbringen. Bei mir findet der Leser keine langwierigen Beschreibungen von Personen, Orten, Gegenständen bzw. von Dingen, die nichts Wesentliches mit Hermetik zu tun haben. Ich schildere in diesem Buch mein Leben aus magischer Sicht, rein nach dem Satze des Meisters der Mystik: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und alles andere wird Euch von selbst zufallen!“

Das heißt also, dass in meinem Buch die Magie an erster Stelle steht und danach habe ich auch meinen Stil gerichtet. Möge sich der Leser jedoch dadurch nicht beunruhigen lassen und stattdessen das Buch in vollen Zügen genießen!

Einleitung:

Es ist gerade ein wenig Zeit geblieben, sodass ich mich mal fünf Minuten setzen kann, um mich dadurch ein bisschen zu entspannen und ein wenig Kraft zu tanken. Ich gehe den Flur entlang in Richtung Stationszimmer, vorbei an den verschiedenen Türen, von denen jede durch eine andere Nummer gekennzeichnet ist. Vor mir sehe ich die Station 8, ebenfalls eine HNO-Abteilung, in der gerade Lars, ein Mitschüler von mir, wie ein Wiesel durch die Gegend rennt. Er sieht mich, sendet mir mit erhobener Hand einen Gruß zu, den ich mit einem Lächeln erwidere. Plötzlich ändert er seine Richtung, geht auf mich zu und fragt, ob ich mit ihm eine rauchen gehen würde. Da ich ohnehin eine kleine Pause machen wollte, kommt mir das ganz gelegen. Wir biegen hinter einer Glastür rechts ab, öffnen eine etwas ältere Holztür, die sich knarrend bewegt. Lars schließt die Tür hinter sich und betätigt den Anwesenheitsknopf, sodass das restliche Personal weiß, wo wir sind. Ich erblicke eine total vergammelte Küche, wo auf der rechten Seite eine Menge Mineralwasserkisten stehen, wobei mir sofort durch den Kopf schießt, wie eklig dieses Wasser wohl den Patienten schmecken muss, wenn sie Tag für Tag immer das Gleiche zu trinken bekommen. Das Fenster ist offen und ein wohltuender Windstoß kommt herein, als ich mich neben Lars auf die Fensterbank setze, die genügend Platz für zwei bietet.

„Hallo Jungs“, ertönt es vom gegenüberliegenden Balkon oberhalb des St.Elisabeth-Krankenhauses in Bochum. Ich erkenne Kim, die sich genüsslich sonnt.

„Sie hat Glück, dass sie überhaupt noch hier ist, obwohl sie die Zwischenprüfung nicht bestanden hat. Noble Geste von Frau von Hagen“, sagt Lars, während er eine Zigarettenschachtel vor sich hinlegt, die meinen Blicken nicht entgeht. Es ist eine Schachtel „Camel“, mit einem ägyptischen Motiv, den Pyramiden! Bei diesem Anblick fällt mir ein, dass ich auf Station 5 oft stundenlang Diskussionen mit meinem Tutor darüber hielt. Ich will den Gedanken schon etwas weiter ausbauen, als es plötzlich läutet und ich zurück an meine Arbeit muss. Ich verabschiede mich von meinem Arbeitskollegen und gehe zurück ins Stationszimmer, bemerke dort, dass die Spätschicht schon eingetroffen ist und der Schichtwechsel ansteht. Nach einer 15-minütigen Absprache des Geschehens und Erledigung der Formalitäten kann ich, nachdem ich mich umgezogen habe, nach Hause gehen.

In meiner Wohnung angekommen, mache ich mich sogleich daran, den letzten hermetisch wertvollen Roman weiterzulesen, den ich durch Zufall in einer Buchhandlung in Innsbruck erworben hatte. Ich bin am Schluss angekommen, der mit folgenden Sätzen endet:

„Was vermag der menschliche Wille in bestimmten Situationen?“, wurde Mister Richards neugierig befragt.

„Wie weit reicht der Gedanke?“, kam die Antwort. „Denken Sie, und bevor Sie sich versehen, sind Sie in China.“

„Das stimmt, aber meine Gedanken haben keine Macht in China!“

„Drücken Sie sich irgendwie aus und sie können Macht erlangen. Sie können einen Gedanken niederschreiben, der früher oder später ganz China verändern kann. Was ist ein Gesetz anderes als ein Gedanke? Deshalb ist ein Gedanke grenzenlos, deshalb hat er Macht! Aus diesem Grund können Sie mit Ihren Gedanken bei geeigneter Schulung alles bewirken. Sie wären sogar in der Lage, mit einem Gedanken willentlich einen Kosmos entstehen zu lassen. Aber Sie müssen eines mitbringen, um diese Gesetze kennenzulernen, ich meine richtig kennenzulernen! Das muss Ihnen bei der Geburt in die Wiege gelegt werden! Sie müssen den glühenden Wunsch dazu haben, der alle Hindernisse verbrennt. Erst dann können Sie ein wahrer Magier werden!“

Ich schließe das Buch und bin mir gleichzeitig bewusst, dass dies der letzte Roman war, der aus hermetischer Sicht geschrieben wurde und deshalb wertvoll ist. Ich habe schon einiges gelesen, an und für sich habe ich mich durch die gesamte okkulte Literatur durchgelesen, in der es ohnehin nur ein paar Perlen gibt. Und diese habe ich in meiner Sammlung. Es sind, wie gesagt, nur ein paar Bücher, wie die, die Bardon erwähnt: „Zanoni“ von Bulwer-Lytton und „Faust“ Teil I und II von Goethe. Vor Kurzem sind eine Reihe von Taschenbüchern im Knauer-Verlag herausgekommen, die alle vom Griechen Daskalos handeln, der eine Gruppe von Schülern unterrichtet. Was weniger bekannt ist, dürfte die Tatsache sein, dass er angeblich einen Bardonkreis leitet und seine Neophyten nach Bardons System schult, obwohl er dazu keine Bücher verwendet und seinen Zöglingen alles von Mund zu Ohr beibringt. Einen kleinen Nachteil haben diese Romane, und zwar, dass sich aufgrund von einigen Verständnisfehlern des Autors Markides des öfteren Fehler eingeschlichen haben, die leider die Wahrheit verdrehen. Ansonsten fallen mir keine weiteren Bücher ein, die in irgendeiner Weise aussagekräftig wären. So schaue ich in meinen Verlagsverzeichnissen nach, um vielleicht doch noch etwas zu finden. Aber Pustekuchen! Da gibt es nichts mehr.

„Das kann doch nicht sein“, denke ich mir. „Jetzt gibt es schon einen Esoterik-Boom, aber dennoch ist das anscheinend alles nur Schwachsinn!“

Da kommt mir die rettende Idee. Ich kann doch meinen Freund und Lehrer fragen, der auf jede Frage die passende Antwort hat! Gesagt, getan! Ich steige abrupt in mein Auto und fahre hin. Als ich klingle, öffnet mir mein Freund Anion höchstpersönlich die Tür und begrüßt mich mit den Worten:

„Ah, Johannes, schön, dass Du wieder einmal vorbeischaust – komm rein!“

Wir setzen uns in sein überaus interessantes Wohnzimmer, in welchem zum Beispiel das Originalbild von Bardons 4. Tarotkarte in Großformat an der Wand hängt, neben einem quabbalistisch hergestellten Gemälde der Maha-Lakschmi, das Arion als Beweis der Macht des Wortes für seine Schüler „malte“, indem er ein paar Farbklekse auf ein Blatt Papier goss, eine Formel murmelte und sich daraufhin in Sekundenschnelle das wunderschöne Portrait der Göttin von alleine auf dem Blatt bildete! Man sieht außerdem noch ein paar Akashafotos, die Anion alle dem Herrn Rüggeberg zur Veröffentlichung im „Frabato“ gab.

„Was führt Dich zu mir?“, fragt Anion lächelnd und bei dieser Frage fallen mir mehrere Besuche ein, bei denen meine Entwicklung im Vordergrund stand und die alle zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt wurden, sodass ich mich heute dort befinde, wo ich ohne Anions Hilfe alleine nie hingekommen wäre.

„An und für sich ist mein heutiger Besuch mehr oberflächlicher Natur, denn ich hätte gerne von Dir gewusst, ob Du noch ein paar Romane kennst, die wirklich lesenswert sind. Denn ich habe bei mir alles durchforstet und nichts Brauchbares mehr gefunden!“

Nach einigen Sekunden des Nachdenkens antwortet Anion: „Hm, mir fällt der „Wunderapostel“ ein.“

„Ach, der vom Sterneder, den kenne ich.“

„Der ist sehr gut, den kann ich Dir empfehlen. Dann gibt es „Exorial“ von Gregorius, dem Großmeister der Fraternitas Saturni.“

„Den hab ich schon mal gelesen. Doch ich weiß nicht, ob das alles stimmt, was da geschrieben steht, denn dort wird auch einiges von ihrer einseitigen Philosophie erwähnt!“

Von Arion quabbalistisch hergestelltes Bild der Maha-Lakschmi

„Wenn man bedenkt, dass diese Geschichten autobiografischen Charakter haben und nur diesen Umstand berücksichtigt, dann sind sie äußerst interessant.“

„Kennst Du noch ein paar Bücher, die Dir so einfallen?“

„Weißt Du, so viele gute Romane gibt es nicht. Die einzigen Romane, die es sonst noch gibt, sind die von Gustav Meyrink.“

„Ach, die habe ich ganz vergessen.“

„Das grüne Gesicht“ von ihm ist empfehlenswert.“

„Mir fallen da noch „Fledermäuse“ und das „Haus zur letzten Laterne“ ein, die Autobiografisches enthalten.“

„Die beiden kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass sie nicht erlogen sind.“

Nun tritt wieder eine kleine Pause ein, in der Anion seinen Blick in die Ferne schweifen lässt, wie als würde er auf eine Eingebung warten. Ich bin schon gespannt, welchen Roman er mir noch nennt.

„Warum schreibst Du nicht selbst einen Roman!“, kommt es ganz unerwartet aus seinem Mund, und ich blicke entsetzt in seine Augen.

„ICH?“ kann ich nur stammelnd zur Antwort geben. „Warum ich? Ich kann doch gar nicht schreiben!“

„Ich kann mich erinnern, dass Du mir zwei Kurzgeschichten aus Innsbruck geschickt hast, die doch ganz fabelhaft waren. Du musst nur ein bisschen mehr Selbstvertrauen haben und schon geht das. Zur Bekräftigung des

Gesagten bringe ich Dir die beiden Geschichten zum nochmaligen Durchlesen.“

Er steht auf und holt sie mir. Die erste lautet:

Eine unheimliche Begegnung

Als ich eines Abends von einer unserer zahlreichen Zusammenkünfte nach Hause kam, wurde ich mitten im Gehen von einem mir unbekannten Mann angesprochen. Er stellte sich mir als Herr Giovanni vor, obwohl er nicht gerade einem Italiener glich. Der unbekannte Mann bat mich, für eine große Summe Geldes am Dienstag gegen 18 Uhr in seinem Haus in der Schillerstraße 34 zu sein, denn meine Hilfe würde dringend benötigt werden. Da ich wissen wollte, für was er mich brauchte, wollte ich gerade ansetzen, ihn zu fragen, doch er unterbrach mich und sagte, dass er es zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen könne. Aber eines sei sicher, und zwar würde man mich für eine Seance benötigen, bei der noch die letzte Person fehlt. Mir kam das Ganze ziemlich suspekt vor, aber ich machte mir keine allzu großen Sorgen. Als ich zu Hause war, begab ich mich in mein Übungszimmer, zog mir bequemere Kleidung an und setzte mich vor den Schreibtisch, auf dem sich einige magische Utensilien befanden, wie zum Beispiel ein magischer Spiegel, den ich von seinem verhüllenden Seidentuch befreite. Nach einer kurzen meditativen Einstellung auf Akasha sah ich mir an, zu was mich dieser ominöse Herr (miss-)brauchen wollte.

Als ich am besagten Tag zur vereinbarten Stunde ankam, bemerkte ich, dass Herr Giovanni Besuch von mehreren Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft hatte. Mir fiel jedoch sofort auf, dass die Herrn mich beeinflussen wollten und spielte mit. Ich nahm wahr, wie sie mich mit Lebenskraft ganz langsam magnetisierten, mit dem Befehl, mich einzuschläfern. Da ich geschult war, absorbierte ich die Kraft und wandelte den Befehl um, sodass mir absolut nichts passieren konnte. Dann stellte ich mich hypnotisiert und lauschte ihren Anweisungen. Soviel ich mitbekam, wollten diese Herren Samael, den Gott der Zerstörung, beschwören, und dazu benötigten sie mich als Opfer zur Besänftigung des tobenden Wesens. Die Fraters schleiften mich in ihren Tempel, der schon für alles vorbereitet war, und zogen sich um. Alle waren in schwarze Seide gehüllt, und die nötigen Gerätschaften wie den magischen Stab, der mit verschiedenen Symbolen graviert war, hielten sie ebenfalls in ihren Händen. Dann zeichneten sie die Charaktere des Gottes in den Mittelpunkt des Dreieckes und begaben sich zurück in den schützenden Kreis. Ich lag zwischen Kreis und Dreieck. Nun sprachen sie die barbarischen Beschwörungsformeln, die sie aus einem großen alten Buch, dessen Autor mir unbekannt war, zitierten. Zu guter Letzt trat Meister Giovanni zum Ende des Kreises, erhob sein Flammenschwert von oben nach unten, machte eine Ellipsenbewegung, stach das Schwert durch dessen Mitte und schrie dreimal den Namen der Wesenheit. Plötzlich war der Raum mit einem Krachen, Stöhnen und Schreien erfüllt, als würde die Erde auseinanderplatzen. Eine alptraumhafte Schwärze hüllte die Brüder ein, von der sie alle fast wahnsinnig geworden wären, wenn nicht plötzlich alles mit einem lauten Aufzischen verschwunden wäre. Eine grauenhafte Gestalt stand mit wildem Blick mitten im Dreieck, von dem alle anwesenden Zauberer wussten, dass es um sie geschehen war. Aber keiner von ihnen begriff diesen Blick, denn sie hatten ja ein Opfer. Doch sie erkannten zu spät, dass ICH der Gott der Zerstörung war, und ich zürnte ihnen, denn sie hatten mich als Opfer mir zum „Fraß“ vorwerfen wollen, und dies nahm ich ihnen übel! Ich ließ meiner Zerstörungswut freien Lauf und zerfetzte sie in der Luft und mit ihnen das ganze Haus.

Noch heute wollen viele wissen, was der Grund war, dass damals die ganze Villa explodierte, doch keiner wird die Wahrheit jemals erfahren, es sei denn, er fragt mich!

Meine zweite Geschichte trägt den Titel:

Der Traum des Simon Klein!

Ich saß wie üblich um diese Tageszeit im Café, aber diesmal nicht im

„Goldenen Hirsch“ und auch nicht in Wien, wo ich normalerweise lebte, sondern ich befand mich in Salzburg, jener Stadt, die einst Größen wie Mozart oder den berühmten Arzt Paracelsus beherbergte. Meinen Kaffee schlürfend, wartete ich, bis das Ereignis eintrat, was ich in meiner Vision gesehen hatte, denn:

Ich beschäftigte mich seit ungefähr 30 Jahren mit Magie, die mir damals in Linz durch einen höchst sonderbaren Menschen offenbart wurde. Ich war gerade dabei, mich von der Donaubrücke zu stürzen, weil ich die Frau nicht bekam, in die ich mich verliebt hatte, als sich plötzlich die Umgebung wandelte und ich mich mitten in einem Park in Urfahr, einem Bezirk von Linz, befand. Es schien die Sonne und ich spazierte mutterseelenallein durch die Grünanlage. Da sah ich unerwartet einen großgewachsenen Herrn mit grauem Haar, der freundlich lächelnd auf mich zukam, mich umarmte und anschließend flüsterte: „Sei mir willkommen!“, und schwupps stand ich wieder auf der Brücke, auf der ich mein Leben beenden wollte, das doch inzwischen wieder sinnvoll geworden war. Ich begab mich aus begreiflichen Gründen auf den schnellsten Weg zu diesem Park. Der Morgen dämmerte gerade heran und ich suchte den fremden Herrn. Doch meistens kommt es anders, als man denkt und besonders bei symbolischen Visionen. Nach einer halben Stunde Wartezeit hatte ich die Nase voll und machte mich auf den Weg nach Hause, bog die erste Straße rechts rein, an einem Mülleimer vorbei und erblickte zu meiner Überraschung darin ein kleines Buch mit dem Titel „Die schwarze Kunst“, dessen Inhalt mich nach oberflächlicher Betrachtung faszinierte. Es war ein Buch der Loge „Der linke Pfad“, Ausgabe 1897. Mit diesem Buch war ich in der Lage, mir willentlich Visionen anzueignen und mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten!

So kam es, dass ich mich heute in Salzburg befand, nachdem ich eine Vision hatte, in der es übersetzt hieß, dass ich etwas Schriftliches bekommen würde, was irgendwie im Zusammenhang mit einem Raben stünde.

An meinem Nachbartisch unterhielten sich zwei Männer angeregt über ein Thema, das mich sofort ansprach: Alchemie! Nachdem ich einige Zeit mit angehört hatte, worüber die beiden Herren sprachen und darauf kam, dass sie über ein alchimistisches Buch diskutierten, das nach deren Aussage überhaupt nicht das versprach, was der Titel verkündete. Ich mischte mich in dieses Gespräch ein, um die Herren aufzuklären, dass man dabei auch die geistig-seelische Seite – sprich, man muss den Stein mit dreierlei Dingen laden, was nur einem jahrelang in Konzentrationsübung geschulten Magier gelingen kann – berücksichtigen müsste. Doch wie erwartet stieß ich auf taube Ohren und es kam zum Streit, worauf beide Männer erbost das Café verließen. Jedoch vergaßen sie etwas: Das Buch! Ich riss es mir schnell unter den Nagel und verließ geschwind das Café. Ich fuhr zurück nach Wien in meine Villa im 2. Bezirk und machte mich daran, das Geschriebene in die Tat umzusetzen. Das Einzige, was mir spanisch vorkam, war der Rabe in meiner Vision, der noch nicht aufgetaucht war. Nachdem ich die Vorbereitungen für die magische Operation in meiner Hexenküche getroffen hatte, die sich im Keller meiner Prunkvilla befand, ging ich schlafen und überdachte alles nochmal. Dabei kam mir in den Sinn, dass ich alles erreicht hatte, was mein Egoismus wollte, aber nur mithilfe des Buches. Zugegeben, ich habe fast alles unrechtmäßig erworben, habe Menschen beeinflusst, das zu machen, was ich wollte, hatte Frauen im Überfluss und war zufrieden, mit dem, was ich tat. Mein Gewissen hatte ich diesbezüglich bereits abgetötet, so wie es mir von meiner Dämonengottheit gesagt worden war. Besonders stolz war ich, als ich den Titel „Meister vom Stuhl“ erhielt, nachdem ich mit der Hilfe des Vorstehers des Wahnsinns, in einer gezielten Stunde, hinterhältig dem Großmeister der Loge den Verstand raubte und somit seinen Platz einnahm!

Gestärkt mit diesem Gedanken ging ich in den Schlaf über, um mich am nächsten Tag dem „Magnum Opus“ zu widmen. Nach dem morgendlichen Bad wanderte ich gestärkt in meine „Küche“, um den Stein zu bereiten, die Quintessenz der Schöpfung. Ich lud die nötigen Sachen mit den entsprechenden Qualitäten, zugegeben mithilfe des Gnomenherrschers, der mir durch meinen Pakt zur Seite gestellt wurde, ging alle Schritte im Buch durch, so wie ich sie verstand, und beobachtete, was passieren würde. Betrachtete alles aus nächster Nähe, war dabei unvorsichtig, stolperte über eine Retorte, sodass der Behälter mit den gebrauten Extrakten umfiel und zerplatzte. Ich kam dabei in Berührung mit einer gefährlichen, tödlichen Substanz, die sich Caputum Mortum nannte oder aber auch symbolisch als der „Rabe“ bezeichnet wurde. Die Vision schoss mir erneut durch den Kopf, jedoch leider schon zu spät, denn ich befand mich schon in der vierten Dimension und erblickte den freundlichen Herrn, der mich in Urfahr, im Park umarmt hatte. Ich erkannte aber, dass seine Augen einen anderen Ausdruck hatten.

„Oh mein Gott, es ist Leviathan, das Wesen, mit dem ich ein Bündnis geschlossen habe!“

Jetzt erst ging mir ein Licht auf. Ich wurde gelinkt, ich verstand alles falsch! Mein bisheriges Leben ging mir auf einen Schlag durch den Kopf und ich sah meine ganzen Fehler, mein ganzes Karma, welches ich mir auf meine Schultern auflastete und ich bereute zutiefst, was ich getan hatte!

„Oh Du göttliches Akasha, hätte ich nur Deine universelle, vierpolige

Harmonie verstanden!“

Das Letzte, was ich vernahm, bevor ich in die dämonische Sphäre überging, war: „Sei mir willkommen!“

Doch der Alptraum war noch nicht vorbei, und er ging noch härter weiter. Mit einem Ruck war ich plötzlich in seiner Ebene, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, obwohl ich wusste, dass ich Macht hatte. Auf Erden gelang mir alles, doch hier war ich ein Niemand, wenn man bedenkt, dass ich meine Göttlichkeit verraten hatte. Meine seelischen Schwingungen waren durch den Pakt und das dauernde Zusammensein mit dem Dämon schon teuflisch geworden. Wo sollte ich hin, wenn nicht in seine Sphäre? Meine Gedanken vernehmend sah mich Leviathan an, der noch immer in seiner menschlichen Erscheinungsform vor mir stand und mir dabei höhnisch ins Gesicht sagte:

„Du dummer Menschenwurm, nun bist Du an meine Gesetze gebunden und dazu gezwungen, auf Zins und Zinseszins bei mir alles wieder abzuzahlen und dies wird für Dein Bewusstsein EWIG dauern!“

Diese Worte, seine Ausstrahlung, die furchtbare Welt erschütterten mich zutiefst und ich betete zum ersten Mal in meinem Leben aus innigster Verzweiflung zur Göttlichen Vorsehung: „Herr, gib mir Kraft, damit ich diese Hölle durchstehe!“

Keine Antwort erwartend, kniete ich in diesem Sumpf der Vernichtung und sah, wie die Untergebenen des Dämons ihr Werk mit Freude verrichteten, nahm die Zerstörung durch das negative Wasserelement wahr. Erblickte, wie ein Mensch durch dämonische Wesen ertränkt wurde, sah, wie diese Dämonenweiber den armen Mann in die Tiefe zogen – nichts wahrnehmend starb er qualvoll! Eine Hand an meiner Schulter riss mich aus diesem Bild heraus, und in diesem Moment durchzuckte ein Blitz meinen Kopf und ich sah erneut mein ganzes Leben, den Kummer den ich verbreitet hatte. Damals empfand ich dies alles als halb so schlimm, aber jetzt, da ich mich in dieser Ebene befand, erkannte ich die Schattenseite.

„Da Du Dich in der Abtötung Deines Gewissens schon auf Erden schultest, wird es Dir ein Leichtes sein, es nun gänzlich zu beseitigen, wobei ich Dir gerne mit Rat und Tat – mehr Tat – zur Seite stehe!“, hauchte mir das Wesen ins Ohr, welches nun mein Gott war, und plötzlich waren alle Gewissensbisse auf einen Schlag verschwunden.

„Deine Aufgabe wird es nun sein, dass Du meinem neuen Paktling ebenfalls als Geist dienstbar bist. Errege seine niederen Begierden und erfülle ihm alle Wünsche!“

Mir kam bei diesem Satz zu Bewusstsein, dass ich ohne Hilfe des Dämons niemals etwas erreicht, keine magischen Fähigkeiten auf ritueller Basis erlangt hätte, und bereute es im selben Augenblick, einen Pakt mit ihm gehabt zu haben.

„Ich hätte doch springen sollen, oh mein Gott, wie weit sind mir jetzt die gewöhnlichen Menschen in ihrer Entwicklung voraus! Wäre ich doch nur Mensch geblieben!“

„Zu spät“, ertönte seine grässliche Stimme, und das Gesicht Leviathans nahm plötzlich einen seltsamen Ausdruck an, und er übertrug mir seine ganze Macht. Auch mein Gedächtnis hatte eine Lücke, ich wusste nicht mehr, dass ich einst ein Mensch war, denn mein Aussehen veränderte sich in dämonischer Weise. Ich bekam kleine Hörner auf meiner Stirn! Im nächsten Augenblick befand ich mich im magischen Spiegel des Zauberers, der das gleiche Buch hatte wie ich einst, und lauschte seinen Wünschen.

„Verschaffe mir diese Frau, ich will sie haben, geschwind!“, und neben mir im Spiegel erschien imaginativ das Aussehen der Frau. Mit einem Satz war ich in der Wohnung der Frau und legte die gewünschten Ursachen im Wasserelement des menschlichen Wesens. Durch dieselbe ging ein Ruck, sie war sichtlich erregt und brach auf, um zum Zauberer zu gelangen, dem sie vom heutigen Tage an hörig war!

Nach undenklichen Zeiten, irdisch gesehen müssten es an die 500 Jahre gewesen sein, denn in der Astralebene hat man kein Gefühl für die Zeit, kniete ich vor dem Thron meines mir zugewiesenen Gottes, mein Haupt tief gebeugt und innerlich erregt durch die unzähligen negativen Taten, die ich für den Gegengenius ausüben musste. Da meine Seele schon ziemlich starke dämonische Züge annahm, bereiteten mir diese Taten Freude, als sich plötzlich unerwartet mein Gewissen regte. Mir fiel wieder ein, dass ich ein Mensch war und wieder sein könnte, mit einem göttlichen Kern. Als ich mich umblickte, nahm ich wohlgeformte Bäume wahr, sah Wiesen, Gräser, Blumen in wundervollem Licht erstrahlen, roch himmlische Düfte, fühlte Freiheit, Glück und Harmonie, wie ich sie noch nie verspürt hatte. Glücklich über das Ende der Sklaverei, weinte ich stundenlang vor Freude, noch immer kniend, als sich leise und sanft vor mir meine Welt spaltete und ein Lichttor auftat und ein strenges Wesen sichtbar wurde, welches mit ernster Stimme anfing zu reden.

„Deine Zeit ist nun um! Ich und die Hüter des Schicksals haben Dir ein neues Leben bereitet, in dem Du Dich dem universellen 4-poligen Lichte der Gottheit nähern kannst. Nutze Deine Chance!"

Mein Schutzgeist deutete hinter mich, ich drehte mich um und sah mein leiderfülltes Leben, in dem ich wieder Mensch werden, so wie Karma abbauen konnte, welches der Schlüssel der Evolution ist.

„Entscheide Dich jetzt!“

Ich nickte mit Tränen des Glücks in den Augen, die Mentalmatrize riss, welche die Verbindung zum Astral war und ich verlor mein Bewusstsein.

Das erste, an das ich mich wieder erinnern konnte, waren zwei wunderschöne Augen, die Augen meiner halb verhungerten äthiopischen Mutter!

ENDE

Während Anion mit mir spricht, lege ich die Seiten auf den Wohnzimmertisch.

„Nun siehst Du, dass Du doch schreiben kannst!“

„Ja, ja, aber das sind nur Kurzgeschichten und nun soll ich eine ganze Lebensgeschichte schreiben?“

„Du hast doch ein hohes Wissen und viel erlebt. Du könntest das doch so machen, dass Du dies in einen Roman Deines Lebens sinnvoll einbaust. Probiere es einfach!“

Und das tue ich! Sitzend an meinem Schreibtisch fielen mir nur so die Ideen ein, die alle der Wahrheit entsprechen, so dass dieses Buch einen Aufschrei in der okkulten Welt hervorrufen wird, denn solch eine hermetische Autobiografie wurde bis jetzt noch nie geschrieben!

Ende der Einleitung

Hauptteil:

Es regnet nun schon seit Tagen. Den blauen Himmel sieht man kaum mehr, denn dicke schwarze Wolken verhindern den segnenden Anblick der Sonne, die einem das Gemüt erhellt. Doch ich liebe dieses Wetter. Noch mehr mag ich es, wenn es blitzt und donnert, oder wenn solch ein starker Wind weht, dass man meinen könnte, er würde die Bäume mitsamt den Wurzeln ausreißen. Aber wie wichtig so ein Unwetter ist, daran denken die Wenigsten. Es reinigt nicht nur die Luft, sondern die Blitze laden sie noch mit elektrischer Energie auf, so dass die ganze Umwelt einen Teil dieser Kraft abbekommt und vitalisiert wird.

Ich höre, wie dicke Regentropfen gegen meinen Schirm prasseln und ein beruhigendes Gefühl in mir hinterlassen. Ich bin alleine auf dem Friedhof und starre nun schon seit einiger Zeit vor mir auf das Grab. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass mein bester Freund von dieser Welt gegangen ist. Das Eigenartige war, dass er nicht wie ein gewöhnlicher Mensch starb, sondern, da seine Aufgabe auf Erden erfüllt war, eine geringe Zahl von magischen Schülern soweit zu bringen, dass sie selbstständig hermetisch arbeiten konnten, riss er seine Astralschnur durch und ging als ein wahrer Mensch auf die andere Seite. Er wusste auch seinen Todestag, denn in unseren Gesprächen teilte er mir einmal mit, dass er nur noch zwei Monate leben würde. Ich war natürlich dermaßen geschockt, dass ich dies nicht zulassen wollte, und fragte ihn nach dem Grund.

„Johannes, ich kann es einfach nicht mehr ertragen, wie meine Familie leiden muss. Das Sozialamt zahlt uns nur noch 500 Mark monatlich zum Leben für fünf Personen monatlich. Meine Frau ist schwer krank und Knut hat große Probleme mit seinem Diabetes, und ich darf beiden nicht mehr mit meinen magischen Fähigkeiten helfen. Die Gottheit hat ihre Gründe dafür, und warum sollte ich mich über sie stellen und ihre Gesetze missachten? Wie Du vielleicht weißt, habe ich in letzter Zeit sehr vielen Menschen geholfen. Eine Frau kann wieder gehen, obwohl sie normalerweise in den Rollstuhl müsste. Und glaube mir, ich habe dafür eine mit der göttlichen Bratpfanne aufs Dach bekommen. Ich zeig Dir was. Sieh her!“

Er stand auf, drehte sich um und schob sein Hemd hoch. Ich sah zum ersten Mal, wie dünn und abgemagert er war. Er bestand nur noch aus Haut und Knochen und sah beinahe so aus wie ein jüdischer KZ-Häftling im Zweiten Weltkrieg. Ich war entsetzt!

„Meinen dünnen Körperbau wollte ich Dir zwar nicht zeigen, aber der ist auch ein Mitgrund für meinen momentanen Zustand. Eine kurze Erklärung dazu: Weil ich einem Kreismitglied geholfen habe, musste ich mich zum Ausgleich einen Monat lang nur von Wasser ernähren. Das geht, wenn man einiges kann! Aber wie Du siehst, wurde dann das aus mir“, beantwortete er meine gedankliche Frage, worauf mir die Kinnlade nach unten fiel.

„Aber nun zum Eigentlichen! Da ich bei einer Frau einen Knochen nachwachsen ließ, bekam ich das“. Er zeigte mir eine Stelle an der Wirbelsäule, die aussah wie ein Geschwür.

„Verstehst Du nun, warum es mit mir so langsam zu Ende geht? Dann habe ich noch meiner Tochter geholfen, die aus karmischen Gründen normalerweise einen lebenslangen Daueraufenthalt in einer psychiatrischen Klinik hätte. Und dies alles, obwohl sie meine Lieblingsschülerin und ausgeglichen war. Dadurch habe ich mich karmisch überbelastet. Noch dazu bin ich vom Großteil der Kreismitglieder total enttäuscht, denn man sollte annehmen, dass Leute, die sich mit heiligen Dingen beschäftigen, Charakterschulung betreiben, Gedankenkontrolle machen, sich vom Durchschnittsmenschen abheben und als leuchtendes Vorbild vorangehen! Aber nichts dergleichen sieht man. Manche Schüler üben an der eigentlichen Sache vorbei! Man findet dagegen auf der Straße Menschen, die heller leuchten als die Sonne, die aber keinen blassen Schimmer von Hermetik haben. Sogar manche im Kreis arbeiten gegen mich, indem sie schlecht über mich reden, mich anlügen oder mich einfach ausnutzen! Sie begreifen nicht, dass ich alles und jeden durchschaue. Ich habe den Kreis mit hohen und edlen Idealen gegründet, ja, Meister Bardon-Arion gab mir den Auftrag dazu. Es ist meine Aufgabe, die Leute auf dem Weg des Adepten voranzubringen. Diese Pflicht erfülle ich bis zum Tod und darüber hinaus! Obwohl ich ihnen immer wieder sage: „Werdet erst einmal Menschen, bevor ihr Magier seid!“ – aber keiner hält sich daran. Das gibt mir natürlich seelisch den Rest, denn da ich den Kreis führe, trage ich die ganze Verantwortung. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie schwer das ist!“ Sein trauriger Blick zeugte von der Richtigkeit der Aussage.

*

So stehe ich nun vor dem Grab, au dem nur ein Name, jedoch nicht aus Schall und Rauch steht: ANION – ein negativ geladenes Teilchen. Während ich auf den Grabstein starre, der der Vorhof zu einer neuen Geburt ist, kommt mir mein eigenes Leben in den Sinn, das sich abrupt mit meinem 18. Lebensjahr änderte, als mein Italienisch-Lehrer meine Mutter zur Sprech- stunde rief und ihr erklärte, dass es das Beste sei, wenn ich aufgrund meiner Unkonzentriertheit einen Kurs in autogenem Training absolvieren sollte, denn sonst müsse ich die Klasse wegen mangelnder Aufmerksamkeit wiederholen. Jedoch nicht nur das war der Grund für das Gespräch, sondern mehr oder weniger mein gesamtes Verhalten in der Schule und auch außerhalb. Ich war frech, gemein und bösartig und bekam aus diesem Grund auch mehrere Klassenbucheintragungen, die sich nicht günstig auf meine schulische Entwicklung auswirkten. Die einzige Chance für mich war das autogene Training, um wieder in vernünftige Bahnen gelenkt zu werden. Durch dieses „Training“ kann man auch Einfluss auf sein Verhalten nehmen. So meinte es auf jeden Fall mein Lehrer.

Als mir das meine Mutter beim Mittagstisch erzählte, war die einzige Reaktion von mir: „Was ist denn das?“

„Autogenes Training sind Entspannungsübungen, durch die man Einfluss auf Geist, Seele und Körper nehmen kann!“

„Und was hat das mit Konzentration zu tun?“

„Ich würde sagen, dass man durch derartige Übungen entspannter werden kann und so lässt es sich doch auch ruhiger und leichter konzentrieren!“

„Das leuchtet mir ein.“

„Dann lass uns doch heute zu der ersten von vier Doppelstunden gehen, denn ich habe uns beide schon dafür angemeldet“, überraschte mich meine Mutter. „Um sechs geht‘s los.“

Das ging zwar alles ziemlich schnell, aber ich stimmte zu.

Wir waren die Letzten, die den Raum betraten, in dem in runder Anordnung mehrere Leute unterschiedlichen Alters saßen. Kaum hatten wir Platz genommen, begann die Kursleiterin sich vorzustellen und setzte damit fort, einiges über das Autogene Training zu erzählen. Sie berichtete uns, dass sie immer kurz vor einem Vortrag diese Übungen betreibe und dadurch so ruhig und gelassen würde, dass die gesamte Nervosität aus ihr verschwindet und sie dadurch in Ruhe ihre Rede halten könne. Dieser Effekt sei von namhaften Wissenschaftlern schon bestätigt worden.

Das Thema wechselte schnell die Richtung und wir kamen auf das Eigentliche zu sprechen: Die Praxis! Zu Beginn sollte man sich entspannt hinsetzen, beide Hände auf die Oberschenkel legen und sich eine gewisse Anzahl von Entspannungsformeln einsuggerieren wie zum Beispiel: „Ich bin völlig ruhig und gelassen“, oder „Meine Stirn ist angenehm kühl.“ Wir praktizierten das und anschließend musste jeder von seinen Erfahrungen berichten. Ein älterer Herr erzählte uns, dass er so entspannt sei wie nach einem heißen Bad und ein anderer sei beinahe eingeschlafen. Und was war bei uns? Gar nichts!

Wir verspürten weder eine Entspannung noch eine Erleichterung. Dies zog sich die ganzen vier Doppelstunden durch, obwohl wir immer eine neue Formel dazubekamen. Aber schon die alten klappten überhaupt nicht, geschweige denn die neuen! Die Formeln gingen dann soweit, dass man über die Hände und Beine den ganzen Körper heiß und schwer machen musste. Um dieses Ziel zu erreichen, übten wir diese 4-5 mal täglich, aber wir brachten es nur bis dahin, dass maximal die rechte Hand etwas wärmer wurde. Das dauerte schon glatte sechs Wochen!

Nach weiteren vier Wochen des verzweifelten Übens gelang es uns, das Ersehnte zu erreichen. Doch das war uns nicht genug und besonders mir nicht. Da die Leiterin am Ende des Kursus noch für ihren Yogakurs Werbung machte und dabei fantastische Geschichten aus Indien mit Begeisterung erzählte, entschloss ich mich, diesmal jedoch alleine, für eine Anmeldung.

Drei Wochen später musste ich mit dem Bus in eines der schönsten Innsbrucker Viertel fahren, das von wunderschönen Villen geziert wurde.

Es war Winter, sodass es um fünf Uhr Abends bereits dunkel war, als ich das Haus betrat. Als man mir die Tür öffnete, nahm ich sofort einen orientalischen Geruch von Räucherstäbchen wahr, der mehr einem Gestank glich. Die Leiterin begrüßte mich aufs Freundlichste, und ich sah bei ihr und allen Anwesenden, dass sie in indischer Kleidung auf dem Boden in seltsamer Stellung saßen. Ich schlüpfte aus meinen Wintersachen und begab mich in den Raum der Sitzenden.

Mir fiel auf, dass der ganze Raum im orientalischen Stil eingerichtet war. Das wunderte mich, da wir ja in Europa leben und nicht im fernen Osten. Ich sah Buddhastatuen mit Hunderten von Köpfen und Tausenden von Armen, sodass mir vom Anblick schon schwindlig wurde.

An der Wand hing ein Bild von einem fett lächelnden Mann, dessen Name nach Erfragen irgendetwas mit Yoga zu tun hatte – zu kompliziert, um ihn mir zu merken.

Ich setzte mich auf den Boden und sollte die Sitzhaltung einnehmen, der sie den Namen Siddhasana gaben. Nun begann ein Vortrag über Indien und seine hunderttausend heiligen Männer, die mit einem Lendenschurz bewaffnet den Ganges unsicher machten. Von den ganzen Informationen, mit denen sie mich behämmerten, war mir ganz wirr im Kopf, sodass es nicht verwunderlich klingt, dass sich mein Bewusstsein quer stellte!

Am Ende des übertriebenen Vortrages, der nur von den Vorteilen des Orients handelte, sprach man von der Praxis, was meinen Geist wieder ein wenig aufrichtete. Sie gaben mir eine anscheinend geheime Yogaübung, die ich beim späteren Durchstöbern der okkulten Literatur in jedem dritten Yogabuch fand. Es handelte sich um eine Atemübung, die ich jeden Tag nach vorgegebener Zeit 20 Minuten praktizieren sollte. Man atmet hierbei 15 Herzschläge ein, hält 10 Schläge an, 15 aus und hält wiederum 10 Herzschläge an.

Am Schluss der wörtlich zu nehmenden „Sitzung“ schmerzten mir meine Beine derart, dass ich anfangs gar nicht hoch kam. Stand ich dann, konnte ich vor Pein keinen Schritt machen. Da die Yogaanhänger glaubten, in mir ein neues Mitglied geködert zu haben, überreichten sie mir als Geschenk – was das einzig Positive darstellte – ein Buch mit dem Titel: „Autobiografie eines Yogi“!

Ich verließ auf dem schnellsten Weg das Haus und wollte nicht einmal, dass mich einer mit dem Auto nach Hause fuhr. Ich ging lieber zu Fuß, um mich in der kalten Winterluft zu erfrischen und einen klaren Kopf zu bekommen. An der Innpromenade entlangspazierend, dachte ich über alles noch einmal nach, und als ich zu Hause ankam, erzählte ich dies meinen Eltern, welche zutiefst schockiert waren und mich über einiges aufklärten.

„Im ganzen Orient ist das Leben extrem asozial, ein Großteil der Bevölkerung hungert. Wegen der mangelnden Hygiene brechen des Öfteren menschenvernichtende Seuchen aus, die von der dort herrschenden Medizin nicht in den Griff zu bekommen sind“, entgegnete meine Mutter.

„Johannes“, sagte der zweite Elternteil, „das kann ich Dir als Reiseleiter nur bestätigen, da ich diese Länder schon bereiste. Glaub´ mir, ich habe dies alles schon mit eigenen Augen gesehen.“

Ich schenkte meinem Vater Glauben, aber aus purer Neugier wollte ich das Buch dennoch lesen und machte mich am nächsten Tag sogleich daran. Doch darin stand ungefähr das Gleiche, was die Kursleiterin in ihrem Vortrag berichtete, also alles Lügen aus 1001 Nacht!

Welcher wahre Meister verlangt von seinem Schüler zur Aufnahmeprüfung, dass er sich selbst tötet und erweckt ihn anschließend wieder zum Leben? Es gibt bei Weitem bessere Prüfungen als einen Selbstmord! Bums, machte es und das Buch landete im Papierkorb!

Nun zur praktischen Seite, die hoffentlich besser ist als die Theorie: Ich setzte mich in die Siddhasanastellung, wie es mir geheißen wurde, und mir schmerzten schon die Beine, bevor ich sie einnahm. Ich begann dann bewusst zu atmen und kam damit nicht klar, dabei gleichzeitig auf meinen Herzschlag zu achten. So brauchte ich einige Zeit, bis mir dies glückte. Die nächste Hürde war aber sogleich da. Man benötigt nicht erst nach 10 Herzschlägen Sauerstoff, sondern schon eher! Und da ich anschließend 15 Schläge wieder ausatmen musste, worauf 10 zum Einhalten folgten, kam mein Körper damit nicht zurecht, weil er einfach das Gewünschte forderte, und das man kann ihm nicht verwehren.

„Atem ist Leben und ohne Atem stirbt man“, ging mir erfahrungsgemäß durch den Kopf, denn dies spürte ich an meinem Körper. Jedoch mein besessener Ehrgeiz trieb mich voran, sodass ich mich am nächsten Tag noch einmal hinsetzte, um die Übung durchzunehmen. Diesmal gelang mir die Übung etwas besser, nur ein kleiner Nebeneffekt setzte ein: Mein Kopf dröhnte am Ende der Übung und mir war leicht schwindelig! Das war mir aber ebenfalls egal. Ich wollte durchhalten und nach einigen Tagen trat ein Zustand des vitalisierenden Kribbelns am ganzen Körper auf, was mich zum Schluss kommen ließ, dass es mir bald gelingen würde, und ich die Übung beherrschen würde. Jedoch dem war nicht so.

Als ich nach Beendigung der Übung aufstand, trat erneut der Schwindelzustand ein, den ich ja bereits kannte. Ich schenkte ihm deshalb keine Beachtung, doch plötzlich wurde er stärker, die ganze Wohnung drehte sich, verkleinerte sich auf einen Punkt und verschwand! Ich kippte um!

Als ich wieder zu mir kam, schmerzte mein Kopf höllisch, auf den ich gefallen war, und ich nahm mir fest vor, keine solchen extremen Yogaübungen mehr zu machen.

Eine Woche später erfuhr ich von meiner Mutter, dass die Kursleitung, die den Eindruck vermittelte – hervorgerufen durch ihre jahrelangen Yogaübungen – sie stehe über allen irdischen Dingen, in Wahrheit an einem „unheilbaren“ Problem litt: Ihr um 15 Jahre jüngerer, potenter, knackiger Freund verließ sie wegen eines jüngeren Mädchens, worüber sie nicht hinwegkam und Auslöser war für eine schwere psychische Erkrankung, welche nur medikamentös behandelt werden konnte!

„Da sieht man wieder einmal, wie wenig Nutzen solche östlichen Übungen eigentlich wirklich bringen“, kam mir der Gedanke.

Am nächsten Tag fuhr ich mit einer leichten Beule in die Schule und war schon gespannt, wie der Ersatzunterricht sein würde, den wir anstelle eines einwöchigen Wintersportausflugs machen mussten. In der Ersatzklasse lauschte ich desinteressiert dem Religionsunterricht. Neben mir saß Klaus, ein Klassenkamerad aus der 11. Klasse, der beinahe vor Langeweile eingeschlafen wäre, wenn der Lehrer nicht plötzlich eine eigenartige Wendung eingeschlagen und von Teufeln und Dämonen erzählt hätte, die Linda Blair in dem Film „Der Exorzist“ angeblich wirklich besessen gemacht hätten. Ich deutete dies eher als einen Verkaufstrick, wenn nicht Klaus unerwartet gesagt hätte:

„Das stimmt, das gibt es wirklich!“

„Woher willst Du das wissen?“, kam es zurück.

„Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit Dämonologie und Satanismus und besitze auch ein paar von Wissenschaftlern bestätigte Berichte!“

„Ach, dann muss ja was dran sein! In der Bibel steht ja auch einiges drin, wenn ich das mal so sagen darf, und selbst Christus heilte Besessene, und warum sollte das heutzutage nicht mehr gehen?“

„Wenn Du möchtest, dann könnten wir uns ausführlicher heute Nachmittag bei mir darüber unterhalten.“

Wir machten eine Zeit aus und ich traf pünktlich ein. Sein Zimmer bestand nahezu nur aus Bücherregalen, die jedoch zum Großteil mit Fantasieromanen ausgestattet waren. Eine Reihe bildete jedoch eine Ausnahme, die nur esoterische Bücher beinhaltete. Zwei davon gab er mir in die Hand, die ich mir ausleihen durfte. Ich stellte ihm auch einige Fragen zu den Büchern, die er mir sofort beantwortete.

Wir unterhielten uns noch eine Stunde, dann musste ich gehen, weil er noch andere Erledigungen zu tätigen hatte. Zuhause angekommen machte ich mich daran, die Bücher zu lesen, welche ich anfangs überhaupt nicht verstand, da kein logischer Aufbau ersichtlich war – es herrschte nur Chaos vor. Ein Buch von Herrn Spießberger handelte von Runenmagie, das eine Ansammlung von Aussagen mehreren Autoren darstellte, ohne die geringste Eigenerfahrung des eigentlichen Autors! Im Anhang standen noch zwei weitere Bücher des Verfassers, die in mir jedoch einen anderen Eindruck erweckten. Darauf beschloss ich, mir die beiden Bücher nach der Schule zu kaufen.

Eine Woche später verließ ich eiligst die Schule und ging zur Wagnerischen, das war vom Gymnasium aus die erstbeste Buchhandlung, und fragte mich zur esoterischen Abteilung durch. Was ich dort erblickte, konnte ich anfangs nicht glauben – Hunderte von Büchern mit den verschiedensten Titeln, für jeden Geschmack war was dabei. Besonders faszinierend wirkten die Bücher der schwarzen Reihe vom Richard-Schikoswki-Verlag auf mich, zu denen auch die beiden gesuchten –

„Magische Einweihung“ und „Magische Praxis“ – zählten. Der Preis war und bleibt ziemlich hoch, aber mein Interesse überwog, – ich bezahlte!

Kaum trat ich aus der Buchhandlung, sah ich, dass mein Bus gerade weggefahren war, und machte mich auf den Weg bis zur nächsten Bushaltestelle.

„He, Johannes, warte!“

Ich drehte mich überrascht um und sah Michael, der eiligen Schrittes auf mich zukam.

„Das war doch heute ein beschissener Schultag, oder?“

„Ja, da hast Du Recht! Besonders die Englischlehrerin hat für mich einen Knall!“

„Klaus hat mir erzählt, dass Du Dich letzte Woche mit ihm getroffen hast.

Am Telefon teilte er mir mit, dass Du einen autogenen Trainings-Kurs absolviert hast und einiges mehr. Interessierst Du Dich auch für geistige Dinge?“

„Ja, sehr! Ich hatte mich beim Kurs angemeldet, damit ich mich besser konzentrieren kann.“

„Und hat es geklappt?“

„Nicht so recht. Ich brauchte für die Ganzkörperwärme acht Wochen!“

„Ich benötigte dafür eine Woche!“

„Was, so schnell?“

„Ja, ich kann mich gut konzentrieren. Wenn ich mich entspannen will, dann schaffe ich das in 10 Sekunden!“

„Wie das? Das kapier´ ich nicht!“

„Du musst bedenken, dass ich seit einem Jahr Übungen mache, jeden Tag 40 Minuten lang. Wenn man das macht, dann merkt man erst einmal, was es heißt, seine Gedanken auf ein Ziel zu konzentrieren und sich im Endeffekt dadurch selbst zu beherrschen.“

„Wieso sich selbst beherrschen?“

„Es ist doch so wie beim autogenen Training. Man suggeriert sich Ruheformeln, um als Ergebnis Herr seiner Nervosität zu werden. Da hab ich doch recht?“

„Ja, ja, das stimmt schon! Nur ist diese Methode ein sehr langwieriger Vorgang, den man schneller haben kann, wenn man Herr und Herrscher seiner Gedankenwelt ist, indem man verhindert, dass dieser oder jener Gedanke in das Bewusstsein eindringt und sich auswirkt. Im Gegensatz dazu müsste man beim autogenen Training für jeden Gedanken eine neue Suggestionsformel verwenden, um eine Gegenkraft aufzubauen! Bis die dann wirkt, hat der Gedanke sein Werk schon vollbracht!“

„Und das geht?“

„Klar, ich bin doch der lebende Beweis dafür! Ich praktiziere derartige Übungen und habe diese Erfahrungen gemacht.“

„In dem Yogakurs hatte man mir beigebracht, dass man Herr über seine Gedanken durch gewisse Atemübungen werden kann.“

„Wie soll denn das gehen? Atmen ist ein grobstofflicher Prozess und Gedanken sind überhaupt nicht greifbar. Das könnte man nie übereinbringen, oder ist Dir das gelungen?“

„Das kann ich nicht behaupten!“

„Vor allem ist es viel wichtiger, dass man dadurch viel ausgeglichener, harmonischer leben kann und dadurch eine Menge Kraft spart, die man sinnvoller nutzen kann, denn der Ursprung einer jeden Tat liegt in der Gedankenwelt! Gelingt es einem, in gewisse Konzentrationstiefen zu steigen, ist man sogar in der Lage, mit seinen Gedanken alles zu bewirken, was man sich wünscht!“

„Ich kann mir zwar vorstellen, dass man einiges zuwege bringt, aber alles . . . ich weiß nicht.“

„Glaub´ mir ruhig! Du wärst imstande, durch das größte Feuer zu gehen und nackt stundenlang in der eisigsten Kälte zu stehen, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen!“

„Hm, vielleicht hast Du recht . . .“

„Da, mein Bus kommt. Wenn Du Lust hast, dann könnten wir uns heute Nachmittag treffen und unser Gespräch fortsetzen. Komm doch einfach zu mir, sagen wir 16 Uhr?“

Ich war einverstanden.

*

Michael schmiss mir Brocken vor die Füße, die ich erst einmal verdauen musste. Ich fuhr geistesabwesend nach Hause, sah nichts, hörte nichts, weil meine Gedanken sich ausschließlich mit dem Gespräch über die Gedankenbeherrschung auseinandersetzten. Und so verging die Zeit bis vier Uhr Nachmittag wie im Flug.

Aufgeregt trat ich über die Türschwelle in Michaels Zimmer, das aus einem Bücher- und Kleiderschrank, Bett und ein paar Kleinigkeiten bestand. Da seine Eltern arbeiten waren, konnten wir ungestört reden.

„Hast Du Dir noch einige Gedanken darüber gemacht, was ich Dir gesagt habe?“

„Ich habe die ganze Zeit über das Gesagte nachgedacht, aber mir leuchtet eines nicht ein. Wie spart man Kraft, indem man seine Gedanken beherrscht?“

„Das kann man normalerweise nur richtig verstehen, wenn man einige Zeit Gedankenübungen macht. Um darin Erfolg zu haben, muss man einen hellwachen Kopf haben, sonst wird man ununterbrochen von irgendwelchen Gedanken überrumpelt. Das hört sich ziemlich übertrieben an, aber jedem Praktikanten fällt sofort auf, dass ein ungeschulter Mensch Sklave seiner Gedankenwelt ist.“

„Das kann ich nur bestätigen, denn als ich mich auf meine Suggestionsformel „Mein rechter Arm ist angenehm warm“ konzentrieren wollte, kamen mir immer wieder andere Gedanken in den Sinn. So konnte ich unmöglich bei der Sache bleiben!“

„Siehst Du, Du hast die Erfahrung schon gemacht, dass Du durch die Gedanken unterdrückt wirst und nicht aus Dir rauskommst. Sie lassen Dich nicht frei! Wenn Du Dich nun konzentrieren willst, so wirst Du feststellen, dass Dich zu Beginn eine enorme Menge Gedanken bestürmen, derer Du nicht habhaft wirst. Nach einiger Zeit des Übens wirst Du in der Lage sein, Gedanken, die sich Dir von außen aufdrängen, Dich vergewaltigen, schon bevor sie in den Kopf eindringen und sich verwirklichen, zu spüren, egal welcher Art und Beschaffenheit sie sind, ob positiv oder negativ. Es ist, als wenn jemand an die Tür klopft und Du durch das Guckloch siehst, wer draußen steht! Du kannst ihn rein lassen oder nicht! Wenn jetzt ein negativer Gedanke in Deinem Kopf arbeitet, so wirst Du feststellen, dass er sich immer vermehren will, besser gesagt, er zieht vermehrt negative Gedanken an und zwingt Dich dazu, diese unbewusst zu denken, denn Du bist ja noch nicht Herr deiner selbst und das nützt der Gedanke schamlos aus! Nun arbeitet in Dir der Gedanke und jede Arbeit kostet, wie Du weißt, Kraft!

Das ist körperlich so, also muss es seelisch-geistig analog sein. Wie sonst gäbe es psychosomatische Krankheiten? Wenn ich jedoch willentlich verhindere, dass der Gedanke in mir arbeitet, dass das Negative in mich eindringt, so arbeite ich nicht damit und verbrauche keine Kraft!“

„Ja, jetzt verstehe ich das! Man soll also nur positiv denken!?“

„Nein, das ist auch wieder falsch. Man kann zum Beispiel kein Mitleid mit einem vorsätzlichen Mörder haben, oder Du darfst nicht immer nachgeben, denn sonst wirst Du nur ausgenutzt! In gewissen Situationen musst Du sogar wütend sein. In der Bibel steht geschrieben, dass Christus beim Anblick der vielen Händler im Tempel so zornig wurde, dass er deren Läden zerstörte.

Du brauchst Dir darüber keine Sorgen zu machen, denn Dein Gewissen, das Deine Gottheit repräsentiert, sagt Dir unfehlbar, wie Du Dich verhalten musst, vorausgesetzt, Du hörst auf ihre zarte Stimme. Nur so ist ein ausgeglichenes, harmonisches Leben möglich. Dies bezieht sich nicht nur auf Deine Gedankenwelt, auch Deine Seele muss ausgeglichen sein, damit Deine Gefühlswelt nicht nachhinkt. Wie Du vielleicht weißt, besteht die Seele aus den vier Elementen.“

„Davon habe ich im Psychologieunterricht noch nie etwas gehört. Unsere Lehrerin sagte, dass die Seele ein undefinierbares Ding sei!“

„Als Psychologielehrerin hätte sie normalerweise wissen müssen, dass Plato, Pythagoras und andere griechische Philosophen genau das Gleiche schreiben, was ich Dir sage. Doch darüber können wir uns ein anderes Mal unterhalten, und wenn Du mehr darüber wissen willst, dann rate ich Dir, das Buch von Franz Bardon „Der Weg zum wahren Adepten“ zu kaufen, in dem der universelle Weg den vier Elementen gemäß beschrieben wird, der alle Einzelheiten und Details enthält, so dass ein Ausgleiten bzw. eine einseitige Entwicklung unmöglich wird!“

*

Aufgrund des tief greifenden Gespräches ging ich am nächsten Tag nochmal in die Buchhandlung, um mir den genannten Wälzer zu besorgen, doch leider hatte sie ihn nicht vorrätig, was mich dazu zwang, ihn zu bestellen. Aber zum Glück, kam mir in den Sinn, hatte ich ja die beiden Spiesberger-Bücher, in denen ich in der Zwischenzeit schmökern konnte.

Und das war mein erster verhängnisvoller Fehler!

Da das Buch „Magische Praxis“ spiritistische Übungen beinhaltete, d. h., das Rufen von Wesen mit oder ohne Medium, erzählte ich Michael davon, der meine Begeisterung aufnahm und mit seiner Glut vermengte, die Berge wegschmolz. Leider auch das Buch von Franz Bardon!

Klaus wollte ebenfalls bei einer spiritistischen Sitzung mitmachen und so trafen wir uns bei mir, wo ich alles Nötige vorbereitete wie einen Bogen Backpapier, den ich über den Tisch spannte, ein kleines Brett mit drei Füßen, auf dem einer davon ein Bleistift war. Wir saßen alle drei am Tisch und berührten mit unseren Händen das Brett.

„Ich übernehme die Rolle des Beschwörers und Ihr müsst einfach nur den Wunschgedanken aufrecht erhalten, dass ein Wesen erscheinen soll!“

Daraufhin begann ich zu sprechen: „Geist, wir beschwören Dich, erscheine!“

Ununterbrochen, immer das Gleiche, und als sich nach zehn Minuten noch immer nichts tat, wollten meine beiden Freunde nicht mehr mitmachen, weil sie einfach zu ungeduldig waren.

Aber bei mir war das nicht so! Ich beschloss, andere Kollegen zu fragen, die bei mir im selben Haus wohnten und von Magie keine Ahnung hatten, ob sie bereit wären, bei einer spiritistischen Sitzung mitzumachen.

Am nächsten Tag hatte ich schon drei Leute gefunden, die gegen 15 Uhr bei mir eintrafen. Kaum hatten wir die Hände am Tischchen, sprach ich die gleiche Formel wie am Vortag, mit einer Ausnahme, und zwar ohne Unterbrechung eine halbe Stunde lang und dann tat sich auch etwas – der kleine Tisch rückte langsam voran und meine Freunde und ich waren vor Freude über den kleinen Erfolg ganz außer uns.

Da sich sonst nichts tat, verschob ich das Treffen auf den nächsten Tag, und bevor wir am darauf folgenden loslegten, fragte ich alle Anwesenden, ob irgendwer geschoben hätte und da alle verneinten, war dies für mich eine Bestätigung, dass diese Form der Zauberei (denn was anderes war es nicht) wirklich funktionierte. Doch wie es meistens der Fall ist, kam alles anders als erwartet.

„Geist, wir beschwören Dich, erscheine!“ und nach nur fünf Minuten drehte sich das Tischchen mit einer solchen Geschwindigkeit, dass wir Mühe hatten, unsere Hände darauf zu behalten. Ich musste dem Geist befehlen, stehen zu bleiben, so dass jeder einmal seine Hände vom Brett nehmen konnte, um zu überprüfen, ob einer von uns, wenn auch nur unbewusst, das Tischchen schob. Aber das Brett bewegte sich dennoch!

„Geist, schreib uns Deinen Namen auf“, befahl ich, angeregt durch die dubiosen Anleitungen im Buch des Herrn Spiesberger und wir sahen, wie der Geist durch das Brett einige kaum zu entziffernde Kritzeleien malte. Traurig über den misslungenen Versuch, schaute ich meine drei Freunde an und bemerkte, dass alle drei die Köpfe hängen ließen, wie kleine schlafende Kinder. Dieser seltsame Zustand regte mein Denken an und ich kam auf die Idee, mal eine kurze Pause einzulegen, um den Grund dafür zu erfragen. Kaum eine Sekunde später erhoben sie die Köpfe und öffneten verwirrt die Augen.

„Was ist mit Euch los? Schlaft Ihr?“

„Nein, das stimmt nicht, nicht ganz. Das ist das Eigenartige, wir sind irgendwie weggetreten und nahmen Deine Worte wie aus weiter Ferne wahr“, schilderten mir alle drei übereinstimmend die Situation.

Dies bestätigte meine Vermutung – sie befanden sich alle in Trance! Ich behielt vorerst meine Gedanken für mich, denn nun war ein Experimentierfeld geöffnet worden, welches ich weiter nutzen wollte. Ich sprach meine Formel und einen Augenblick später fielen sie alle drei in Trance. Da Herr Spiesberger schreibt, dass Menschen in derartigen Situationen leicht Gedanken lesen können, die sie unweigerlich ausführen, legte ich los!

„Ingolf, schreib Deinen Namen auf“, sendete ich ihm den gedanklichen Befehl zu. Plötzlich bewegte sich der kleine Tisch und er schrieb deutlich lesbar den Namen INGOLF auf! Ich konnte meinen Augen nicht trauen! Da stand wirklich Ingolf, so wie mein Freund hieß.

„Ich kann sie mit meinen Gedanken beeinflussen“, dachte ich und musste einen Jubelschrei unterdrücken.

„Torsten, heb´ Deine linke Hand“, kam der nächste Gedankenbefehl, welcher sofort in die Tat umgesetzt wurde.

„Unfassbar!“

Weil ich einen Zeugen brauchte, der mir den ganzen Vorgang bestätigte, rüttelte ich Bernhard wach. Verwirrt sah er mich an und ich erklärte ihm die Sachlage. Ich schrieb ihm auf, so dass die beiden anderen es nicht sehen konnten, welchen Gedankenbefehl ich losschicke – und es geschah: Torsten nickte mit dem Kopf. Bernhard sollte dies auch ausprobieren und jeder Gedanke, den er losschickte, wurde verstofflicht aufgenommen, d. h., er wurde durchgeführt.

Nach einer halben Stunde brachen wir die Sitzung ab und erzählten den beiden „Medien“ was alles passiert war. Sie brauchten zwar einige Zeit, bis sie dies alles verdauten, aber zum Glück hatte ich einen Zeugen, der mir alles bestätigte.

Wir nahmen uns vor, niemandem davon zu berichten, weil uns sowieso keiner glauben würde, doch ich musste meinem neuen Freund Michael alles erzählen und bis ins kleinste Detail erklären, der mich aber dennoch mit zweifelnden Blicken ansah.

„Das muss ich sehen“, war seine Reaktion auf meinen Bericht, und wir trafen uns drei Tage später erneut bei mir. Die Kirchturmuhr schlug sechs, als er mir erklärte, dass zwei weitere Freunde von ihm kommen würden. Ich hingegen lud nur Torsten ein, der damals mein bester Freund war und fing, nachdem sich alle auf ihre Plätze begaben, mit der Beschwörung an. Torsten befand sich einen Augenblick später in seinem bewusstseinsverschobenen Zustand.

Michael versuchte nun ihn per Gedanken zu einer Tat zu bewegen, und er nickte dreimal deutlich sichtbar.

„Wahnsinn! . . . Wahnsinn!“, konnte mein Schulfreund nur von sich geben und musste die Wahrheit einfach schlucken!

*

Gegen 22 Uhr, als wir die Sitzung mit reichlichen Experimenten beendeten und die Anwesenden gingen, trat nun etwas ein, was für mich vorerst unerklärlich war. Da ich nämlich in meinem Übereifer vergessen hatte, den Geist abzudanken, riss ich ein Loch in die Astralwelt, die mir dann durch Poltergeister ihre Possen spielte.

Anfangs war das Ganze noch harmlos, wie etwa merkwürdiges Knacken in den Schränken und Wänden, was ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie vernommen hatte. Die Geräusche traten besonders dann auf, wenn ich das Licht ausmachte, um schlafen zu gehen.

Da mir dies alles ziemlich unheimlich war, musste ich das mit Michael besprechen – wir saßen dazu im „Basco“, einem Innsbrucker Café – doch Michael wechselte die Richtung des Themas.

„Gib Torsten den „Adepten“, denn ich glaube, in ihm steckt mehr, als wir ahnen. Es kann durchaus sein, dass er mehr kann, als er zeigt!“

„Wie meinst Du das?“

„Es kann sein, dass er sich in seinem Vorleben schon einmal praktisch dafür interessierte und sein wahres ICH nach seiner Pubertät richtig durchkommt. Er ist doch erst 16 Jahre alt.“

„Ja, okay, ich werde ihm heute noch den „Adepten“ überreichen.“

„Und mit den Sitzungen müssen wir weitermachen, denn Deine seltsamen Erlebnisse deuten auf etwas Großes hin und laut Spiesberger ist dies ein weites Experimentierfeld. Wir kommen am Freitagabend zu Dir, also in fünf Tagen!“

Ich war einverstanden.

*

Da ich mich mit Torsten heute noch treffen sollte, klingelte er etwas verspätet gegen 16 Uhr. Das Buch drückte ich ihm in die Hand und hielt mich nicht lange damit auf, denn ich hatte noch etwas anderes mit ihm vor. Ich wollte ausprobieren, ob er auch alleine, ohne meine Beschwörungsformeln, in Trance fallen würde – und tatsächlich, er schaffte es!

Nun wollte ich ihm den Befehl aufzwingen, dass er alles aus seinem Gedächtnis herausholen sollte, was er für die schriftliche Prüfung am nächsten Tag brauchte. Er musste alles am Prüfungstag aufschreiben, was in seinem Unterbewusstsein zu den Testfragen verankert war.

Das Ergebnis war mehr als überwältigend. Tags darauf berichtete er mir, dass ihm während der Klausur die Finger glühten und er die beste Arbeit überhaupt schrieb, was seinen Lehrer in Verwunderung versetzte, da er für gewöhnlich ein schlechter Schüler war. Ich nahm mir vor, davon noch nichts meinen hermetischen Freunden zu berichten und sie damit am Sitzungstag zu überraschen.

*

Es war Freitagabend und der Erste trat über die Türschwelle in mein Zimmer. Es kamen auch wie beim letzten Mal Gernot, Michaels bester Freund und Guido, wobei der letzte als Schlägertyp verschrien war. Klaus fehlte, er hatte sich eine Grippe zugezogen.

„Torsten, Du kannst in Trance fallen“, sprach ich diesmal und innerhalb von fünf Sekunden war er weg. Meine Freunde wussten nicht, was los war und so erklärte ich es ihnen, und sie kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.

„Mithilfe des Mediums Torsten (das war übrigens nicht sein richtiger Name, so wie bei allen anderen auch) rufen wir Dich, oh Geist! Komm und erscheine!“

Der kleine Tisch kam in Fahrt und vollführte irgendwelche nichtssagende Bewegungen, und auf einmal wurde er so schnell, drehte sich beschleunigend im Kreis, dass wir mit unseren Händen kaum noch am Tisch bleiben konnten, hob plötzlich ab und schleuderte gegen die Wand.

Schweigen war das Erste in der Runde, das für eine gewisse Zeit vorherrschte.

„Ich hab es Dir gesagt, Johannes, der Torsten kann mehr!“, schrie Michael vor Begeisterung und zerriss die Stille. Nur ich verstand nicht, wie das im Zusammenhang mit meinem Freund stand . . .

„Ich wollte Euch sowieso schon etwas erzählen“, sagte Torsten, der aus seiner Trance von alleine erwachte.

„Ich hatte einen Traum, in dem ich auf einem Thron saß, mit einer Krone auf meinem Haupt, in den Händen hielt ich Zepter und Schwert!“

„Siehst Du, Johannes, das sind die Symbole eines Magiers“, sagte Michael, der noch immer Feuer und Flamme war und uns alle damit ansteckte.

„Du hast Recht, so muss es sein. Lasst uns weitermachen“, stimmte der Rest der Truppe zu.

Torsten rief erneut seine Trance hervor, wobei wir mittlerweile glaubten, dass er sie durch die Mittelpunktversetzung aus dem „Adepten“ einleitete, wodurch auch das Tischchen seine Bewegungen machte – wie das auch immer im Zusammenhang stand.

Der Tisch wurde immer schneller und ich bemerkte, dass Michael matt und schlapp aussah, als wenn er nächtelang nicht geschlafen hätte! Plötzlich fiel er vom Stuhl, und als er am Boden aufschlug, krachte es laut. Erschrocken sprangen wir auf, liefen zu ihm und fragten, was geschehen sei.

„Etwas muss mir meine Lebenskraft abgezogen haben – ich bin total alle!“

Wir legten ihn aufs Bett, gaben ihm zu essen und zu trinken, damit er wieder zu Kräften kam. Doch als wir gerade dabei waren, hörten wir Torsten schreien. Verwundert darüber drehten wir uns nach ihm um . . .

„Mann, das gibt es doch gar nicht! Ich fühle mich topfit, bin total mit Prana aufgeladen!“

Ich blickte mich nach ihm um und sah einen Glanz in seinen Augen, der schon unnatürlich wirkte.

„Wie hast Du das gemacht?“, fragte Guido ihn.

„Ich weiß es nicht. Es war mir, als fließe über den Tisch die Kraft auf mich zu.“

„Das . . . war . . . das . . . geistige . . . Wesen“, stammelte Michael, der noch immer nicht ganz auf den Beinen war. „Das . . . ist . . . doch . . . ein . . . Beweis . . . dafür . . ., dass . . . es . . . den . . . wahren . . . Vampirismus . . . wirklich . . . noch . . . gibt, . . . nicht . . . so . . . wie . . . er . . . in . . . den . . . Vampirfilmen . . . immer . . . wieder . . . verrissen . . . wird . . . ! Wir . . . müssen . . . unbedingt . . . weiter . . . machen!“, sagte er erschöpft und 20 Minuten später, als er sich durch Atemübungen und reichlich Nahrung wieder gekräftigt hatte, beschworen wir weiter, da Torsten sich ebenfalls in seinen gehobenen Zustand befand.

Ich rief den Geist, denn wir alle nicht kannten. Auch die ganzen Prüfungen an denselben waren äußerst subjektiver Natur, die jedes „Wesen“ ohne Weiteres fälschen konnte. Wir konnten weder Hellsehen noch Hellhören, zwei unerlässliche Grundbedingungen nach Bardon, wenn man sich mit der geistigen Welt einlässt. Aber dennoch, ich rief weiter. Die leidenschaftliche Neugier, die die Katze tötet, war viel stärker! (Englisches Sprichwort – curiosity kills the cat).

Am Anfang war gar nichts zu bemerken und so rief ich verstärkt weiter, doch plötzlich kam ein kalter Wind auf, der jedes Nackenhaar hochstehen ließ.

„Die Fenster sind zu, die Türen auch. Es kann unmöglich hier drinnen einen Wind geben“, flüsterte ich.

Der Wind wurde kälter und Michael sah einen dunklen Schatten an sich vorbeiziehen.

„Das muss der Geist sein“, und uns wurde noch kälter, als Michael seine Idee verbalisierte.

„Geist, nimm Besitz vom Medium!“, ertönte Michaels Befehl und ich spürte, wie der kalte Schatten an mir vorbei glitt und in Richtung Torsten schwebte. Selbiger fuhr mit einem Satz panischer Angst hoch, wobei er das Tischchen wegschleuderte und „Nein“ schrie. Von da an war der kalte Spuk vorbei!

Von dem Schrei waren wir alle so geschockt, dass wir es als nötig erachteten, das Treffen abzubrechen. Wir vereinbarten einen neuen Zeitpunkt, eine Woche später, an dem wir alles Weitere besprechen konnten, denn nach den heutigen Erlebnissen waren wir alle nervlich am Ende.