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Es gibt unzählige Bücher, Manuskripte, Schriften und Werke über Alchemie, welche alle entweder verfälscht, auf Unwissenheit fundieren oder rein symbolisch sind. Die reine und wahre Einweihung in dieses Mysterium findet man kaum. Aus diesem Grund wurden die „Aufsätze über Alchemie“ mit großer Bedachtsamkeit ausgesucht und es wurden nur solche veröffentlicht, welche Parallelen zur wahren Alchemie der 5. Tarot-Karte - der Herstellung des Steins der Weisen - des großen Arion (Franz Bardon) aufweisen. Inhalt: 1. Das Lebens-Elixier 2. Alchemisten-Schicksale 3. Der Alchemist 4. Alchemisterei in Alt-Wien 5. Vom trinkbarem Golde der Alchemisten 6. Exoterik und Esoterik 7. Transmutation 8. Parabolische Aussprüche 9. Sieben alchemistische Operationen 10.Der Wert der Spagyrik 11.Thomas von Aquino und die Alchemie
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Seitenzahl: 172
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Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des
Titelbildes. Des Weiteren an Ariane und Michael Sauter.
Für Schäden, die durch falsches Herangehen an die Übungen anKörper, Seele und Geist entstehen könnten, übernehmen Verlag undAutor keine Haftung.
Das Lebens-Elixier
Alchemisten-Schicksale
Der Alchemist
Alchemisterei in Alt-Wien
Vom trinkbarem Golde der Alchemisten
Exoterik und Esoterik
Transmutation
Parabolische Aussprüche
Sieben alchemistische Operationen
Der Wert der Spagyrik
Thomas von Aquino und die Alchemie
Das Endergebnis des Magnum Opus – des hohen Werkes der alchimistischen Adepten ist der so viele Namen führende Stein der Weisen (Lapis philosophorum). Von seinem rechten Namen im magischen Sinne, der dem Sucher sein wahres Wesen klarlegen würde, sagte Rosinus, „dass alle Philosophen lieber sterben würden, als den Stein mit seinem rechten Namen zu nennen“. In geeigneter Auflösung ergibt der Stein der Weisen eine Panacee des Lebens, die rote Tinktur, das sogenannte Lebens-Elixier. Dr. Gerard Encausse, der sich in zahlreichen, weitverbreiteten okkulten Werken unter dem Pseudonym Papus das Verdienst erworben hat, mit seinem unerreichten Vulgarisationstalente unter allen Zeitgenossen in klarster Weise das Sehnen nach höherer Erkenntnis zu befriedigen, schrieb unter anderen folgendes über den Lapis philosophorum: „Der Stein der Weisen bildet ein energisches Reinigungs- und Stärkungsmittel für das Blut und heilt, innerlich genommen, jede wie immer geartete Krankheit. Auf Pflanzen angewendet lässt er sie in wenigen Stunden wachsen, reifen und Früchte tragen. Geschmolzenes Blei oder Quecksilber, auf das man eine entsprechend Menge des Steines in Pulverform wirft (projiziert), wird in Gold verwandelt. Diese drei Wirkungen bilden eigentlich nur eine einzige: Erhöhung der Lebenskraft. Der Stein der Weisen ist also ganz einfach eine gewaltige Kondensation von Lebenskraft in einer kleinen Menge von Materie. Daher haben auch die Alchemisten den Stein der Weisen „die Medizin der drei Reiche“ genannt!
Zu den sich mit Adlerschwingen über die Erkenntnisse der Schulweisheit unserer Zeit hoch emporhebenden Werken gehören Bulwers „Zanoni“, „Eine seltsame Geschichte“ und „Das Geschlecht der Zukunft“, die in gewissem Sinne auch als wahre Einweihungsschriften eines hermetischen Kenners und Könners gelten dürfen, der wahrscheinlich ein echter Rosenkreuzer war und daher viel mehr wusste, als er der Allgemeinheit mitteilen durfte. Im unvergleichlichen, unerreichten Romane „Zanoni“, der dem gewöhnlichen „aufgeklärten“ Leser wohl als ein mystischromantischer Ausflug dichterischer Phantasie in ein übernatürliches, von unserer sinnlich wahrnehmbaren Welt sehr verschiedenes Reich erscheinen muss, wird über die Wirkungen und Gefahren des Lebenselixiers recht deutlich geschrieben, während das in der „Seltsamen Geschichte“ über dessen Gewinnung Dargelegte meist symbolisch aufzufassen ist.
Die von Bulwer geschilderten Adepten und Neophyten der verschiedenen Richtungen, ihre Lehren, Handlungen und Schicksale, ihre Gewalt über Menschen und Naturvorgänge sind nicht bloße Studierstubenschöpfungen einer zügellosen Phantasie, die auf der Jagd nach literarischen Erfolgen mit dem Sensationsbedürfnis der Massen rechnet; auch nicht das Ergebnis bloßen Bücherstudiums, sondern von einem Kenner und Könner aus eigener Erfahrung geschaffene jederzeit bestehende Typen, die aus diesem Grunde mit der Kraft eines lebendigen Wortes wirken. Als Beleg für das magische Können Bulwers wiederhole ich hier die wenig bekannte Erzählung des Verfassers der „Autobiography of a Magician“, der sich nach einer Vision im Kristall entschlossen hatte, den Autor des „Zanoni“ um die Einweihung in die praktische Magie zu bitten. Beim Gewähren dieser Bitte sagte ihm Bulwer: „In der dritten Nacht von heute werde ich Sie besuchen“. Am dritten Abend nach dieser Unterredung war der Lernbegierige in seiner Wohnung und erwartete lesend den Meister. Als er von seinem Buche aufblickte, sah er im Lehnstuhl, gegenüber am Kamin, eine schattenhafte Form, die sich immer mehr verdichtete, bis sie schließlich klar erkennbar Bulwers Gestalt annahm. Er erhob sich, um dem Angekommenen die Hand zu reichen; als er aber der Gestalt fast zum Berühren nahe gekommen war, verschwand sie. Der Einzuweihende, welcher noch nie ein derartiges Phänomen wahrgenommen hatte, blieb eine Weile erstaunt stehen, nachdenkend, was er nun beginnen solle. Da wisperte eine Stimme, so nahe seinem Ohre, dass er den warmen Hauch des Atems zu verspüren meinte: „Komme“!
Er wandte sich rasch um, in der Richtung, aus der die Stimme erklungen war, sah jedoch nichts. Da entschloss er sich, Bulwer in seinem Hotel aufzusuchen und begab sich in die dorthin führende Straße. Als er an der Stelle angekommen war, wo er eine scharfe Wendung in der Richtung des Hotels zu machen hatte, sprach die geheimnisvolle Stimme wieder dicht an seinem Ohr: „Gehe gerade vorwärts!“
Als er einige Minuten dieser Anweisung gefolgt war, befahl die Stimme: „Quer hinüber“, und so weiter geleitet gelangte er schließlich an einen Ort, wo er am wenigsten erwartet hätte, Bulwer anzutreffen. Als er in das Zimmer eintrat, fand er Bulwer inmitten eines mit roter Kreide auf dem Fußboden gezeichneten Pentagramms stehend, in der Hand einen gegen ihn gerichteten Stab haltend. Der Magier fragte den Einzuweihenden, ob er seinen Entschluss reiflich erwogen habe und nun zur Ausführung bereit sei. Auf die bejahende Antwort musste der Lehrling den Eid des Gehorsams und der Verschwiegenheit eines Neophyten der hermetischen Loge von Alexandrien leisten.
Auch in verschiedenen Zweigen der Mantik hat Bulwer wiederholt seine Meisterschaft erwiesen. Bekannt und auch in der „Occult Review“ erwähnt ist seine auf onomantischem Wege gemachte Voraussetzung der glänzenden Laufbahn Disraelis zu einer Zeit, wo derartiges keineswegs zu vermuten war.
Die nachfolgenden, in Bulwers „Zanoni“ über das Lebenselixir ausgesprochenen Anschauungen stimmen, abgesehen von einigen rein materiellen Äußerlichkeiten, mit den wirklichen Adeptengeschichten überein. Die Romanform für seine Offenbarungen hatte der große Pionier des Okkultismus wahrscheinlich deshalb gewählt, um die überhaupt mitteilbaren hermetischen Lehren und Warnungen mit größter Klarheit den weitesten Kreisen der Wissensdurstigen zugänglich zu machen und doch dabei, was nur angedeutet oder verborgen werden sollte, gebührend zu verschleiern. In einer Unterredung mit dem die Einweihung in die Geheimnisse des Rosenkreuzer-Ordens anstrebenden Glyndon berichtigt Mejnour, der ausschließlich in der reinen Erkenntnis und Einsicht lebende Adept, einige der landläufigen Irrtümer über das Lebenselixir mit folgenden Worten: „Wir besitzen, mein Jünger, keine Künste noch Hilfsmittel, vermöge deren wir uns dem Sterben durch eigene Wahl oder dem Tode durch den Willen des Himmels zu entziehen vermögen. Alles, dessen wir in dieser Hinsicht uns rühmen dürfen, ist nur dies: Die Geheimnisse des menschlichen Leibes entdeckt und bis ins Kleinste ausgefunden zu haben, zu wissen, weshalb manche Teile sich verknöchern, warum die Organe versagen, weshalb der Kreislauf des Blutes gestört ist und dann – das ist die Hauptsache –, den Wirkungen der Zeit beständig mit prophylaktischen Mitteln zuvorzukommen. In unserem Orden gilt dasjenige Wissen als das edelste, das den Geist in die hohen Regionen der Erkenntnis emporträgt, dann folgt dasjenige, das den irdischen Leib kräftigt und erhält. Aber die bloße Kunst, die die Lebenskraft wieder herstellt und die Fortschritte des Verfalles aufhält, oder das edlere Geheimnis, durch das die Hitze oder der Wärmestoff nach Heraklits weiser Lehre das Urprinzip aller Dinge – zum beständigen Verjüngungsprozess des tierischen Daseins kann verhalten werden, dies alles würde noch nicht ausreichen, um das Erdenleben zu sichern und auszudehnen. Lasst es Euch ein für allemal sagen, dass die bescheidensten und niedrigsten Hervorbringungen der Natur diejenigen sind, aus denen die herrlichsten, unvergleichlichen Kräfte und Wirkungen sich schöpfen lassen.“
In einer anderen Unterredung verweist Mejnour auf die hyperphysischen Wirkungen des Elixirs: „Eben jenes Elixir, das alle Lebenstätigkeiten bis zum äußersten erhöht und zur Vollkommenheit emporträgt, schärft die Sinne so, dass jene Larven der Luft dir sichtbar und hörbar werden, so dass, wenn man nicht Grad um Grad die Kunst gewonnen hat, jene Phantome zu ertragen und ihre Bosheit zu überwältigen, das Leben des also Begabten sich zur Höllenqual gestalten müsste . . . Glaube mir, nur die schärfsten Prüfungen machen den Jünger fähig, es sich aufzunehmen; für den Unvorbereiteten ist das Elixir das tödliche Gift.“
Als Glyndon gegen das Verbot des abwesenden Mejnour dessen Gemach betrat, fand er dort ein großes Buch aufgeschlagen, dessen Chiffrenschrift er früher einmal mit großer Mühe zu entziffern versucht hatte. Die ihm verständlichen Sätze lauteten: „Das innere Leben genießen, heißt das äußere Leben ergründen; der Zeit zum Trotz sein Leben fortführen, heißt im Ganzen leben. Wer das Elixir entdeckt, ergründet das Geheimnis des Weltenraums; denn der Geist, der den Körper belebt, schärft die Sinne. Das elementare Prinzip des Lichtes besitzt Anziehungskraft. In den Lampen der Rosenkreuzer bildet das Feuer das reine, elementare Prinzip. Zünde die Lampe an, während du das Gefäß öffnest, welches das Elixir enthält, und Licht wird die Wesen anziehen, deren Leben jenes Licht ausmacht.“
Als dann Glvndon mit zitternder Hand den Stöpsel aus dem Kristallgefäße zog, in dem sich das Elixir befand, verbreitete sich unverweilt ein köstlicher Wohlgeruch durch das Zimmer. Eine Empfindung überirdischer Wonne, eines neuen, ungeahnten Daseins durchlohte seinen Körper. Kurz darauf blickte Glyndon in einen Venetianer-Spiegel. Da schien seine Gestalt gewachsen, seine Augen leuchteten, seine Wangen blühten von Gesundheit und innerer durchdringender Wonne.
In der darauf folgenden Nacht begab sich Clyndon zum zweiten Male das ihm verbotene Adeptengemach, mit dem zu seinem Verhängnis führenden Vorsatze, dem großen Buch die Geheimnisse zu entreißen, deren letzte Tiefen ihm bisher immer vorenthalten worden waren. Da fand er folgende Anweisung: „Wenn der Lehrling so eingeweiht und vorbereitet ist, dann lasse ihn das Fenster öffnen, die Lampen anzünden und seine Schläfen mit dem Elixir waschen. Er hüte sich, in törichter Vermessenheit den flüchtigen und feurigen Geist an die Lippen zu bringen. Selbst nur davon zu kosten, ehe wiederholte Einatmung den Körper allmählich an die verzückende Flüssigkeit gewöhnt hat, hieße nicht Leben, sondern den Tod sich holen.“
In Mejnours Abschiedsbrief, den gefallenen Lehrling von jeder weiteren Einweihung ausschließt und dem verdienten Schicksal im gewöhnlichen Menschengetriebe überlässt, kommen folgende Stellen vor: „Wie sind die Betrüger und Zauberer früherer Zeiten untergegangen, eben durch ihre Versuche, in die Mysterien einzudringen, die reinigen und nicht herabwürdigen sollen! Sie haben sich des Steins der Weisen gerühmt und sind in Lumpen gestorben, des Elixirs der Unsterblichkeit, und sind vor der Zeit grau ins Grab gesunken. Die Sage erzählt, dass der böse Feind sie in Stücke gerissen habe. Ja, der böse Feind ihrer eigenen unheiligen Wünsche und verbrecherischen Anschläge! Ich überlasse dich deiner Dämmerung. Aber zu deinem eigenen Verderben, Ungehorsamer und Profaner, hast du das Elixir eingeatmet; einen gespenstischen und erbarmungslosen Feind hast du angezogen und in deine Nähe gelockt! Nur unter steter Seelenqual und furchtbaren Anstrengungen kann es dir gelingen, dir die Freuden und die Ruhe jenes Daseins wiederzugewinnen, dem du in deiner Selbstüberhebung so leichtsinnig den Rücken gekehrt hast. Zu deinem Troste will ich dir dies eine sagen: Wer von der flüchtigen, lebenskräftigen, ätherischen Essenz jemals, und sei es auch noch so wenig, in seinen Organismus aufgenommen, so wie du es getan, hat dadurch Kräfte in sich erweckt, die niemals wieder zur Ruhe gelangen können. Solche Kräfte, mit deren Hilfe es ihm vergönnt sein kann, bei demütiger, ausharrender Geduld und bei unentwegtem Mute (ich meine damit den entschlossenen Mut eines tugendhaften Geistes und nicht bloß den physischen Mut, wie auch du ihn besitzt) hohe Auszeichnung auf der Laufbahn der Menschen zu erwarten, wenn auch die Erkenntnis, die droben herrscht, ihm versagt bleibt.“
Soweit Bulwer! Gefahren, die aus dem Lebenselixir dem Unwürdigen und Unvorbereiteten erwachsen können, habe ich in dem Maße, wie sie der weise Mejnour betonte und der törichte Glyndon an sich erfahren musste, in keiner der zahlreichen Schriften alchemistischer Adepten vorgefunden, wohl aber verschiedene Warnungen über den zu ausgiebigen Gebrauch, der, ebenso wie eine große, mächtige Flamme ein kleines Flämmchen in sich aufnimmt und als gesonderte Einheit verschwinden macht, auch das Lebenslicht des Unvorsichtigen verzehren würde. Die allermeisten Adeptenschriften schweigen entweder ganz oder sprechen nur sehr kurz über die Gefahren des Elixirs, wahrscheinlich weil es dem Gedankengange der Verfasser ganz selbstverständlich erscheint, dass bei dem grundsätzlich so überaus strenge beobachteten Schweigen nur ein zur Einweihung Würdiger, gründlich Vorbereiteter in den Besitz und vollen Gebrauch des Elixirs gelangen kann.
Die von Adepten an erkrankten Personen vollbrachten raschen, gründlichen, wie ein Wunder anmutenden Heilungen waren stets ohne verhängnisvolle Nachwirkungen. Dies ist wohl dadurch erklärlich, dass es sich hier nur um den Gebrauch des Elixiers in einer bis zur psychischen und astralen Wirkungslosigkeit abgestuften Verdünnung und Milderung gehandelt haben kann.
Und nun zum näheren Vergleiche der Aussprüche Mejnours mit den Angaben von wirklichen Adeptenschriften, nicht von dem wie Unkraut wuchernden Geschreibsel ungezählter Sophisten und Charlatane, in dem der größte Aberwitz dicht neben dem Betruge wohnt, was ja, da die Welt bekanntlich betrogen sein will, von der Einfalt am gierigsten verschlungen wird. Kaum etwas ist schwieriger als das richtige Verstehen alchemistischer Adeptenschriften, trotz aller hierfür geschriebenen Anleitungen. Denn wenn sich auch alle Adepten ziemlich übereinstimmend über die gesetzmäßigen Grundlagen der Alchemie aussprechen, so beschreiben sie doch die zum Beginne des Magnum Opus erforderliche wahre Materie in ganz irreführender oder gründlich verschleiernder Weise; meist derart, dass mehrere Auslegungen möglich sind, das Richtige in ganz unauffälliger Fassung dort vorkommt, wohin es nicht gehört, so dass sich nur der Eingeweihte zurechtfinden kann. Über die Arbeitsdurchführung – den Modus operandi – suchen die Adepten den unvorbereiteten Forscher durch unrichtige Angaben über die Reihenfolge der Arbeiten, Weglassung wichtiger und Einschiebung unnötiger Operationen, falsche Gewichts- und Zeitangaben irrezuführen, während die Wahrheit gerade dort zu finden ist, wo sie an unauffälliger Stelle am dunkelsten dargeboten wird. Dazu sind die Adepten oft sehr verschwenderisch mit hieroglyphischen Figuren, mythologischen oder astrologischen Umschreibungen, Allegorien, vor allem aber in der Erfindung neuer Namen, die mit verschiedenen Erscheinungen bei den einzelnen Arbeitsphasen in äußerlichem Zusammenhange stehen.
Sehr glaubwürdig klingt daher die Versicherung des Pontus, dass er mit voller Kenntnis der wahren Materie nach den Anweisungen. der Adeptenschriften zu Werke gegangen sei und dennoch zweihundert Mal von neuem beginnen musste, weil er nicht gewusst habe, was unter dem „geheimen Feuer der Philosophen“ zu verstehen sei. Dennoch meint Mundanus, dass der Suchende, wenn er einmal im Lesen von Adeptenschriften große Übung erlangt hat, „die Wahrheit darinnen klärlich, obgleich nicht zusammen an einem Orte, sondern in den verschiedensten Werken verstreut, völlig finden kann; nur müsse er wiederholt einen Satz mit dem anderen, ein Buch mit dem anderen zusammen vergleichen, denn was ein Autor auslässt, das hat ein anderer, was an einem Orte verschwiegen worden, steht an einem anderen, und mehr kann man billig von den Philosophen nicht verlangen.“
Nach diesen Darlegungen erscheint es selbstverständlich, dass wir uns auf wenige Ausführungen besonders aufrichtiger Adepten beschränken müssen, die über die Anwendung und Wirkungen des Elixiers ganz deutlich, wenn auch nicht in allem ganz übereinstimmend schrieben.
Mit Mejnours Ausführungen lassen sich noch am ehesten die Ausführungen einer 1783 gedruckten Adeptenschrift in Einklang bringen, die sich auch über das mit dem Elixier als Medizin der drei Reiche zu bewirkende sehr eingehend ausspricht. Nachdem der Verfasser die Eigenschaften des Steines in seiner Natur und Anwendung als „unendlich“ hervorgehoben hat, erklärt er, sich nur auf „generelle“ Angaben über die Wirkungen beschränken zu müssen, schildert die „Projektion“ auf Metalle, die „Applikation“ auf Glas, wodurch dieses biegsam, ausdehnbar und mit Werkzeugen bearbeitbar wird, die Erzeugung von Edelsteinen aus Kieseln und die Bereitung des Öles der auch in „Zanoni“ erwähnten ewigen Lampe der Rosenkreuzer. An medizinischen, psychischen und astralen Wirkungen ist erwähnt: „Zur Gesundheit hilft der Stein, ehe er fermentiert worden, also: Er muss mit Behutsamkeit in Wein solviert werden und dann, wenn er genugsam diluiert ist und keine andere Farbe als die gelbe seinem Vehiculo gibt, kann in allen Krankheiten ein Löffel voll des Morgens eingegeben werden. Bei unheilbaren Krankheiten aber muss 12 Tage kontinuiert werden. Bei den äußeren Krankheitserscheinungen sollen die Schäden mit dem Öl des Lapidis 9 Tage lang gesalbt werden. Desgleichen wirket er auch eine ganze Verjüngung und Veränderung in der Natur, wenn er neunmal hintereinander in Brühe von Vipernfleisch, einen halben Gran schwer, eingenommen wird, ja alle Schwachheit der Glieder wird behoben, wenn man sich neun Tage hintereinander die Schläfe des Hauptes damit streichet, wodurch zugleich ein großes Gedächtnis und heller Verstand erweckt wird, und dies ist auch auf das Regnum animali zu extendieren. Der allervortrefflichste Effekt ist: dass dieses Werk die Erlangung der höchsten Weisheit des Himmels und der Erde zuwege bringe, denn 1. daraus die Erschaffung des Himmels und der Erden begreiflich gemacht wird; 2. die ganze Oeconomia des Globi terrestri sich einem vor die Augen stellt; 3. aller Adeptorum Gemeinschaft und Konversation zuwege gebracht wird.“
Dann wird erwähnt, „dass durch die Rubintafel ein solcher Naturspiegel zu verfertigen ist, dadurch man nicht allein alles, was unter dem Mondkreis, im Wasser und unter der Erde sich befindet, und wie ein jedes sein Wachstum, Qualität und Wirkung habe. Auf Smaragd appliziert wirket es ein Pentaculum, dadurch Leib, Seele und Geist gereinigt und erleichtert wird, wodurch er fähig wird, alle großen Geheimnisse zu empfangen und zu verstehen. Auf einen Saphir appliziert gibt es eine (magische) Kugel, wodurch der Menschen Gedanken und ihr Gemüt deutlich zu erforschen sind. Auf Perlen gelegt kann man einen Spiegel dadurch erlangen, worinnen alles Vergangene und Künftige nach jeder Gemüts-Impression zu ersehen ist.“
Besonders beim medizinischen Gebrauch empfiehlt der Verfasser Vorsicht und Wirkungsmilderung, womit auch die Warnung des 1771 gedruckten Adeptenwerkes „Der hermetische Nordstern, oder getreuer Unterricht und Anweisung, wie zur hermetischen Meisterschaft zu gelangen“ mit den Worten übereinstimmt, ,,dass das Elixier in genügende Menge die besten Wirkungen habe, wohingegen bei großen Quantitäten der Tod folgt“.
In einer auch in deutscher Übersetzung erschienenen Arbeit von Nikolaus Flamel erzählt dieser Adept, dass ihm schon zur Zeit, als er noch ein Suchender war, von einem Kenner der Stein als eine Universalmedizin, Arcanum Naturae, geschildert wurde, mit welchem man nicht allein alle Krankheiten zu heilen und unvollkommene Metalle in Gold oder Silber verwandeln, „sondern auch andere Miraculi präsentieren kann“.
Das Geheimnis erlangte aber der von seinen Feinden verleumderisch des Rentendiebstahls beschuldigte arme Stadtschreiber Flamel hauptsächlich durch das mit seiner getreuen Personella zusammen betriebene Studium des hieroglyphischen Buches von Abraham dem Juden.
Johannis Isacus Hollanaus, ein Adept, der nicht für Suchende schreibt, sondern für solche, die schon das Licht gefunden haben, eröffnet manche bei anderen fehlende Geheimnisse. In seiner Schrift „Die Hand der Philosophen mit ihren verborgenen Zeichen“ wie auch im „Opus Saturni usw.“ gibt er genau die Auflösung des Steines und seine streng dosierte Verwendung „als innerliche Leibartzney“ an, beschreibt eingehend die medizinischen sowie hyperphysischen Wirkungen und lässt es auch nicht an Warnungen fehlen für die Unvorbereiteten und Unwürdigen.
Verschiedene Adepten haben wenigstens die medizinische Wirkungsweise des Elixiers zu erklären versucht, u. a. der Verfasser der Schrift: „Von der Natur und Kunst, ein Danksagungsschreiben an den erleuchteten Verfasser des hermetischen A. B. C.“ Auch ein in den Werken Flamels aufgenommener Brief des Theodor Mundanus erwähnt außer den physischen Wirkungen des Elixiers, dass damit noch viel Wunderbares vollbracht werden kann und „dass seine Anwendung der Philosophen Geist und Begierden dermaßen emporhebe, dass sie zeitliche Dinge nur genießen, als genössen sie sie nicht, und gar kein Vergnügen weiter haben als die wunderbare Nachforschung der Natur und des großen Urhebers dieser Mysterien, als welche dem Menschen solche Wissenschaft gegeben und in die Materie eine solche Gewalt.“
Eine aus dem 17 Jahrhundert stammende Handschrift: „Ernstliche und gründliche Unterweisung über die Universale Medicina vom Stain der Weysen, wie derselbige aus dem rechter Ursprungsgrund und natürlichen Wurzel gemacht soll werden“ lässt darauf schließen, dass auch Paracelsus Besitzer des Lebenselixiers war. Ein Satz dieser Handschrift lautet nämlich: „Wie obgemeldet dannenhero Paracelsus den roten Lewen (die rote Tinctur) besaß.“ Paracelsus selbst hat in einer wenig bekannten Druckschrift: „De lapide Philosophorum“ und in dem gleichfalls gedruckten Traktat: „De Tinktura Physicorum“ angedeutet, seine schwierigsten, überraschendsten Kuren eigentlich mit verschiedenen durch den Lapis philosophorum heilkräftig gemachten Kräutertinkturen vollbracht zu haben. Im fünften Buch seiner „Archidoxen“ schreibt er: „Der Stein der Philosophen verrichtet seine Wirkungen auf folgende Weise: „Nemlich gleichwie das Feuer, wenn es die fleckichte Haut des Salamanders auswendig verbrennt, solche ganz rein macht, als käme sie erst neu auf die Welt: Also reiniget auch dieser Stein der Philosophen den ganzen menschlichen Leib von allen seinen Unreinigkeiten durch Einführung junger und neuer Kräfte die er der Natur des Menschen beyfüget.“
Keine der durch Druck bekannt gewordenen Schriften des großen Paracelsus erwähnt jedoch irgend etwas über die Bereitung des Steins der Weisen oder gar über das mit Hilfe des Lebenselixiers bei Anwendung eines entsprechenden magischen Rituales auf metaphysischem Gebiete Erreichbare. Es war mir nun durch eine Verkettung günstiger Umstände möglich, Einblick in fünf Paracelsus-Briefe zu nehmen die in einer wenig zugänglichen Handschriftensammlung in Abschrift vorliegen. Einer dieser Briefe „eröffnet dem Herrn Bartholomaeo Krondorfer und dem Signor Jana das Geheimnis, wie die Metalle zu gutem Sol und Luna mögen gebracht werden.“ Ein Satz dieses Briefes enthält die Prophezeiung: „So wird doch meine Wahrheit in den besten Zeiten dieser Welt blühen und den Unverständigen kund getan werden, damit sich auch die Landstreicher mit ihrer Practica verkriechen werden und das Licht meiner Wahrheit scheinen wird.“