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"Aus der Traum!" ist ein höchst vergnügliches und zugleich hintersinniges Vorlesebuch für ganz normale Paare im ganz normalen Partner-Alltags-Dschungel. Am besten, man liest es zu zweit. Oder auch mit anderen Paaren zusammen. Nur muss man noch über sich lachen können. Wie gelingt Partnerschaft? Wie kriegen wir es hin, gut miteinander auszukommen? So fragen unzählige Ratgeber. Und so fragend scheitern unzählige Paare. Völlig neue, manchmal erhellende Perspektiven ergeben sich, wenn man den Spieß umdreht: Was müssen wir tun, um unsern Karren vor die Wand zu fahren? Mit diesem Buch nehmen Paare einen Vexier-Spiegel in die Hand, der sie in allerlei bekannte Szenen aus dem Alltag führt und in dem sie sich auf manchmal überspitzte und groteske, aber immer liebe- und humorvolle Weise wiedererkennen können. In jedem Fall stehen ihnen viele amüsante Stunden und anregende Gespräche bevor. Und vielleicht auch ein paar Ideen zur Revision ihrer Partnerschaft.
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Seitenzahl: 454
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Gewidmet den vielen Paaren, die sich mit mir auf den schwierigen Prozess eingelassen haben, ihre Beziehung zu aktivieren
Der Autor:
Dr. Wolf Ollrog, verheiratet, zwei Kinder, ev. Pfarrer. Arbeitete als Gemeindepfarrer, Studierendenpfarrer, Lehrer und Hochschuldozent. Ausbildungen in Bodingpsychotherapie, Transaktionsanalyse und Systemischem Aufstellen. Arbeit in freier Praxis. Arbeitsschwerpunkte: Workshops für Paare, Bonding-Intensiv-Workshops, Aufstellungsworkshops; Lebensbegleitende Supervisionsgruppen, Einzel- und Paarberatung.
Veröffentlichungen (u.a.): „Ein Quantum Leben. Woher wir die Kraft zum Leben nehmen“ (2014); „Die drei Säulen der Partnerschaft. Was Partnerschaften stabil, ebenbürtig und glücklich macht“ (2015); „Wir müssen endlich reden. Die Partner-Diade – eine einfache Gesprächshilfe für schwierige Themen“ (2016); „Ich hätte dich gebraucht. Nachkriegsgeschichten“ (2017); „Geklopfte Sprüche. Über die Welt, die Liebe und andere unflätige Dinge“ (2019); „Eine Urlaubsliebe“ (2021).
Vorwort
Lass dir in der Partnerschaft Hintertüren offen
Verliebe dich einfach in jemanden anders
Sei immer lieb
Erkläre deinem Partner, dass du ihn nicht mehr liebst
Drohe immer wieder mal mit Trennung
Erwarte von deinem Partner, dass er dir deine Wünsche von den Lippen abliest
Stell deinen Partner nicht an erste Stelle
Beschreibe deinen Partner als „schwierig“
Werte deinen Partner ab
Stell deinen Partner vor anderen bloß
Versuche, deinen Partner zu erziehen
Trage deinen Partner durchs Leben
Löse dich nicht richtig aus einer früheren Beziehung
Rede schlecht über die früheren Beziehungen deines Partners
Verlange von deinem Partner, dass er alle Kontakte zu früheren Beziehungen abbricht
Vermeide, soweit du kannst, den Sex
Fordere sooft es geht Sex von deiner Partnerin ein
Verlange Vorleistungen für gemeinsamen Sex
Mach deinem Partner seine Liebhabereien mies
Mach deiner Partnerin klar, dass du nicht der Richtige für sie bist
Verheimliche deinem Partner wichtige Lebensdaten
Nötige deine Partnerin zur Abtreibung eines gemeinsamen Kindes, lass sie mit ihrer Entscheidung allein
Schiebe deinem Partner ein Kind unter
Halte deinem Partner seine alten Verfehlungen vor
Vermeide körperliche Berührungen mit deinem Partner
Halte dich raus, wenn dein Partner wichtige Probleme durchzustehen hat
Lass dich von deinem Partner fröhlich aushalten
Rede viel von den Problemen deines Partners und wenig von deinen eigenen
Belaste die Partnerschaft nicht mit zu viel Ehrlichkeit
Sag deinem Partner: „Ich kann dich nicht mehr riechen!“
Vergleiche deinen Partner mit seinem Vorgänger
Stell dein Leben ganz auf deinen Partner ab
Halte deinem Partner vor, auf was alles du seinetwegen verzichtet hast
Lehne die Eltern deines Partners ab
Verachte die Herkunft deines Partners
Mach eure Kindererziehung zu einem Konfliktfeld
Kontrolliere deinen Partner
Mach dich zum Opfer und besetze das Feld der Schwäche
Vermeide Streit mit deinem Partner
Mach aus jedem kleinen Streit ein Grundsatzthema
Lass im Streit deinen Emotionen freien Lauf
Entzieh dich gemeinsamen Aufgaben
Geh möglichst oft deine eigenen Wege
Nimm Verabredungen nicht zu genau
Falle deinem Partner ins Wort
Vergleiche dich mit deinem Partner; halte dich für den Besseren
Nutze deinen Partner als Plattform für eigene Auftritte
Betrachte deine Partnerin als dein Eigentum
Begrenze eure Kommunikation auf ein Mindestmaß
Halte deinem Partner Vorträge
Stelle die Fehler deines Partners bloß
Zieh - unter dem Siegel der Verschwiegenheit - über deinen Partner her
Geh mit dem, was deinem Partner gehört, so um, als wäre es deins
Bestehe auf strikter Trennung eurer Finanzen
Überschütte deinen Partner mit Wohltaten
Drohe damit, dass du dich umbringen willst
Drohe deinem Partner damit, ihn umzubringen
Halte deine Eltern über Intimes aus deiner Partnerschaft auf dem Laufenden
Stelle dich deinen Eltern gegenüber nicht eindeutig auf die Seite deiner Partnerin
Vergleiche deinen Partner im Streit mit seinem Vater bzw. deine Partnerin mit ihrer Mutter
Entzieh dich deinem Partner oder deiner Partnerin durch eine Sucht
Verachte deinen Partner wegen seiner Sucht
Halte deinem Partner vor, was du alles für ihn getan hast, und ignoriere seinen Beitrag zur Beziehung
Vermeide deutliche Liebesbekundungen
Fordere von deinem Partner möglichst oft Liebesbeweise
Vergleiche dich mit deiner Partnerin und sei überzeugt: Du bist der Bessere
Zahl es deinem Partner heim
Distanziere dich demonstrativ von deinem Partner
Behandle deinen Partner wie ein Kind
Strafe deinen Partner durch Liebesentzug
Gestehe nie eigene Fehler ein
Analysiere alles, was dein Partner tut
Interessiere dich nicht für das, was er tut
Interessiere dich erst recht nicht dafür, was dein Partner fühlt
Schütze dich davor, dass deine Partnerin hinter deine Geheimnisse kommt
Verwickle deine Partnerin in unsaubere Geschäfte
Schau deinem Partner nicht in die Augen
Verbünde dich mit deinen Kindern gegen deinen Partner
Nimm die Kinder wichtiger als deinen Partner
Mach dich gegenüber einem Stiefkind zum besseren Vater bzw. zur besseren Mutter
Bleib mit dem neuen Partner im alten Haus wohnen
Verfolge deinen Partner mit Eifersucht
Halte dich von jeder Art Eifersucht frei
Gönne dir ab und an einen Seitensprung
Bestehe auf dem Modell der „offenen Beziehung“
Verweigere dich deinem Partner sexuell
Gestatte deinem Partner nur notgedrungen Sex
Schieb deinem Partner die Verantwortung für gelungenen Sex zu
Verlange, dass dein Partner dir alle Sexerlebnisse, auch die früheren, beichtet
Behandle deinen Partner so, als wäre er ein früherer Missbraucher
Mache Kleidung und Aussehen deines Partners zu deiner Domäne
Sprich deinem Partner jeden Geschmack ab
Mach aus der Kinderfrage ein Kampffeld
Mach aus der Verhütungsfrage ein Kampffeld
Trenne dich probehalber
Suche immer nach dem Traum-Partner
Streng dich für deinen Partner nicht (mehr) an
Leg dir ein ganz dickes Fell zu
Mach aus deiner Eheschließung eine Nebensache
Zwing deinen Partner in die Ehe
Heirate nur, wenn du dir ganz sicher bist
Kurzes Nachwort
Dieses Buch entstand aus einer Laune, und launig-heiter möchte es auch gelesen werden. Es ist ein Partnerbuch, das fröhlich und unverfroren in die eine oder andere dunkle Ecke der Zweisamkeit leuchtet. Aber wenn dabei auch Unerwartetes, manchmal lieber Übergangenes und vielleicht sogar Peinliches und Kontroverses zum Vorschein kommt, lässt sich das Unangenehme doch mit Humor viel leichter aussprechen und zum Thema machen.
Es war vor vielen Jahren auf einer Tagung. Wir saßen nach einem anstrengenden Tag in kleiner Runde zusammen, irgendjemand machte einen Witz über die partnerzerrüttende Wirkung eines bestimmten Verhaltens, und dann fielen andere von uns ein, und von immer neuen Lachanfällen begleitet überboten wir uns an Einfällen, was man alles tun könnte, um seine Beziehung vor die Wand zu fahren. Es war ein köstlicher Abend.
Er klang in mir nach auf eine verschlüsselt-ansteckende Weise. Ich machte mir ein paar Tagebuch-Notizen, legte sie in den weiten Nischen meines PC ab und vergaß sie. Bis ich unlängst zufällig auf sie stieß; und sogleich fing ich wieder Feuer, setzte mich, weil ich etwas Zeit hatte, daran, und es entstand in wenigen Wochen dieses Partner-Brevier. Nach inzwischen langen Jahren Paartherapie, in denen ich viele Paare auf ihrem dornigen Weg durch das Partner-Unterholz begleitet habe, fiel es mir nicht schwer, unsere damaligen Einfälle mit einschlägigen Beispielen aufzufüttern.
Paartherapie ist in der Regel der unermüdliche Versuch, Paaren Möglichkeiten aufzuzeigen, ihre Beziehung wieder lebendig und verträglich zu machen. Manchmal gewinnen die anstehenden Probleme aber viel klarere Konturen, wenn man sie aus der umgekehrten Perspektive betrachtet: „Was muss ich tun, damit es schief geht mit uns beiden?“ Wenn man dann hier und da noch ein wenig überzeichnet, stellt sich von selbst die nötige Distanz ein, die man braucht, um sich selbst fröhlich auf die Schliche zu kommen.
Ist es nicht so? Die meisten Paare, wenn sie sich verlieben, tun bekanntlich so, als wollten sie für immer zusammen bleiben. Sie sind begeistert davon, wie gut sie zusammenpassen. Welcher großen Täuschung sie da aufsitzen, merken sie erst nach Jahren. Dann dämmert es ihnen, welchen menschlichen Fehlgriff sie taten, mit welchem Beziehungs-Leichtgewicht und partnerschaftlichen Versager sie sich da verbandelt haben. Wie oft halten sie dann erst einmal durch, quälen sich über die Zeit, etwa bis die Kinder groß sind. Oder sie bremsen sich aus, weil ein gemeinsames Haus, der gemeinsame Wohlstand, die betreute Mutter und manchmal auch der Hund sie immobil gemacht haben. Aber eigentlich halten sie nur die Luft an und sind innerlich längst abgesprungen.
So viele Paare sind längst am Ende! Die stetig wachsende Zahl scheiternder Ehen und Beziehungen beweist es. Nur will das erst einmal keiner wahrhaben und zugeben. Eine eingefleischte Sehnsucht nach dem Unmöglichen lässt sie hoffen, wo es schon lange nichts mehr zu hoffen gibt. Viele Paare leiden still vor sich hin und tun so, als wäre alles intakt. Wie oft spielen beide nach außen hin, vor allem vor Freunden und Verwandten, noch heile Welt. Zuhause knallen dann die Türen, die Partner werfen sich in immer neuen Durchgängen die alten Vorwürfe an den Kopf und schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Nach außen spielen sie noch auf lieb und harmlos; versteckt werden die Messer gewetzt.
Aber keiner schafft Fakten. Stattdessen begeben sie sich in Warteposition. Es ist ein Trauerspiel! In mühevoller täglicher Kleinarbeit versuchen sie sich das Leben unbequem und manchmal zur Hölle zu machen und hoffen, dass entweder Liebe vom Himmel regnet oder der andere endlich sagt: „Ich gehe!“ Allzu oft hat keiner den Mut, den entscheidenden Stoß zu tun.
Ich glaube, es fehlt ihnen einfach an geeigneten Mitteln, die Dinge voranzutreiben. Von außen betrachtet kann man nur den Kopf schütteln: Was für ein Aufwand! Wie viel Leerlauf! Wie ineffektiv! Und vor allem: wie quälend! Keiner von beiden geht die Sache professionell an.
Das schreit doch nach Hilfe, nach besseren Ideen! Man möchte den Paaren zurufen: „Kommt endlich zu Potte!“
Dieses Brevier will nun die nötige Abhilfe schaffen. Schluss mit den endlosen Trennungsgeschichten und nervenzehrenden Fehlversuchen! Schluss mit der Zerrüttungsscham und der Zeitverschwendung beim Trennen! Will jemand seine Beziehung beenden, braucht es klare Konzepte und ein gezieltes Vorgehen! Wer von dem nicht enden wollenden Diskussionsgezerre und den dauernden Trennungsandrohungen die Nase voll hat, der bekommt hier einfache Vorschläge an die Hand. Diese Anleitung spricht endlich offen aus, was sonst immer nur im Flüsterton weitergesagt wird.
Im Folgenden werden also die wirksamsten Tipps, Ideen, Methoden, Einstellungen und Verhaltensweisen aufgezählt, die - vor allem wenn sie kumulierend angewendet werden - mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit zu bleibenden Spannungen, zu Dauerstreit, Zerwürfnissen und schließlich zur Zerrüttung und Trennung der Partnerschaft führen. Wer sie befolgt, kann sicher sein, endlich voranzukommen. Das Ende seiner Partnerschaft ist abzusehen.
Alle hier zusammengetragenen Vorschläge sind vielfach in der Praxis erprobt und bestens bewährt. Hinter ihnen stecken lange Jahre Recherchen, die, meist unter dem Siegel der Verschwiegenheit, weitergesagt wurden und hier auch in den Untergürtelbereich der Partnerschaft Einblicke erlauben. Zahllose zerrüttete Ehen und Partnerschaften haben dazu ihre Geheimnisse gelüftet und beteuern die Wirksamkeit der beschriebenen Maßnahmen. Es versteht sich von selbst, dass ich alle Erfahrungen nur anonym wiedergebe. Viele Menschen haben unter hohem Einsatz daran mitgewirkt, haben ihr Bestes gegeben um als Paar zu scheitern, und ich sage hier ausdrücklich allen denen Dank, die mir ihre einschlägigen Erfahrungen zugänglich gemacht haben.
Wenn ich hier 101 Vorschläge zusammentrage, dann soll das eine Anspielung sein auf jenes wunderbare arabische Geschichtenbuch von der Liebe. Es soll andeuten, dass es auch leicht 1001 Vorschläge hätten werden können. So wie der Vorrat der Liebe ganz unerschöpflich ist, ist es auch der, sie scheitern zu lassen. Jeder kann aus seinem Erfahrungsschatz beliebig dazutun, und es ist für mich immer wieder beeindruckend, dass jeder, der in Beziehung lebt oder gelebt hat, ohne Mühe weitere Ideen parat hat.
Und nun noch einige nötige Vorbemerkungen:
Die deutsche Sprache macht‘s einem schwer. Sie ist maskulin verseucht. Wer sich in einem Partnerbuch, das sich an beide Partner wendet, genderbewusst korrekt ausdrücken möchte, stößt auf unerträgliche Formulierungsprobleme. Das ist bisweilen mehr als störend. Wir besitzen im Deutschen leider keine „neutrale“ Sprachform, die die Gleichrangigkeit von Frau und Mann ausdrückte. Wir nehmen die männliche Ausdrucksweise einfach als die generelle. Beschließt man sie durch die weibliche zu ersetzen, wird es im Kern nicht besser, nur sehr viel ungewohnter. Das Gender-Sternchen eignet sich wenig zum Vorlesen, das andere Geschlecht in Klammern zu setzen, macht das Schreiben, Lesen und Hören kompliziert und holprig. Gute Lösungen sehe ich nicht.
Ich habe im Folgenden öfter die Perspektive gewechselt, mal aus der Sicht der Frau, mal aus der des Mannes formuliert. Doch kam ich nicht umhin, oftmals die gewohnte maskuline Sprechweise beizubehalten. Um bewusst zu halten, dass ich beide Partner anspreche, habe ich immer wieder, besonders am Anfang der Kapitel, weibliche und männliche Redeform, teils auch in Klammern, nebeneinander gestellt. Aber generell ließ sich das nicht durchhalten. Es klingt einfach zu künstlich. So reden wir nicht. Ich wollte aber schreiben, wie wir reden und wie uns der Schnabel nun mal gewachsen ist. Deshalb will ich zu Anfang betonen und unterstreichen: wenn ich „männlich“ rede, ist immer auch die weibliche Seite der Menschheit gemeint, es sei denn, der Satz wende sich ausdrücklich an eins der beiden Geschlechter. Rede ich von „er“, spreche ich in aller Regel genauso „sie“ an und umgekehrt.
Eine zweite Anmerkung: Dieses Buch ist zum gemeinsamen Vorlesen gedacht. Erwarten Sie keine Abhandlung! Es kommt keine Untersuchung über die Partnerbeziehung auf Sie zu. Die Kapitel wurden nur grob geordnet, man kann zu lesen anfangen, wo man will. Nehmen Sie die folgenden 101 Vorschläge am besten wie eine Pralinenschachtel, aus der Sie immer mal naschen, und lassen Sie ihren Assoziationen freien Lauf. Greifen Sie hinein, lassen Sie sich überraschen, was alles drin ist und was es mit Ihrer Zunge macht! Ab und an kennen Sie die Zutaten, ab und an duften sie vertraut, und bestimmt finden Sie Ihre Favoriten. Genießen Sie Stück für Stück, schmecken Sie genussvoll nach. Achten Sie auf Ihre Verdauung!
Und noch eine dritte Bemerkung. Ich wechsele im Folgenden aus dem „Sie“ in das vertrautere, persönliche „Du“. So pflegen wir es in Partnerworkshops und therapeutischen Kursen zu halten, es hat sich bewährt. Sprechen wir „per Du“, baut es Distanz ab, macht das Reden einfacher und stellt uns eher auf eine Ebene. Ich selbst sehe mich nicht als den über meinen Lesern stehenden Wissenden. Ich muss mir selber auch Tag für Tag im eigenen Partner-Dschungel meinen Weg bahnen. Ich empfinde mich nicht am Ende der Pirsch, sondern unterwegs. Nach vielen Ehejahren sind mir die Irrungen und Wirrungen der Beziehungsklärungen selbst gut vertraut, und ich bin mir bewusst, dass ich nicht auslerne.
Diese äußerst bewährte Weise, eine Beziehung im Kern labil zu machen und oft auch zu demontieren, ist die Königin unter den vielen Möglichkeiten der Beziehungszerrüttung und muss zuerst genannt werden. Mit ihr stellst du von Anfang an die Weichen so, dass ihr aufs falsche Gleis fahrt. Wenn du Angst hast, dich zu binden oder wenn du eine Bindung wieder loswerden willst, solltest du sie unbedingt befolgen. Sie ermöglicht dir, jederzeit aus deiner Beziehung auszusteigen. Dein Partner oder deine Partnerin wird mit einer dauerhaften Verunsicherung reagieren. Das erleichtert dir die Trennung ungemein.
Die Devise heißt: Leg dich nicht fest! Sag niemals ein klares Ja. Anders gesagt: Halte dir Hintertüren offen! Dazu ein paar Vorschläge, die dir bestimmt nützlich sein können:
Der wichtigste zuerst: Vermeide klare Aussagen! Du kannst zwar am Anfang mal sagen: „Ich bin in dich verknallt“ oder „Du machst mich an“, oder etwas gebremster: „Ich mag dich“, aber vermeide Aussagen wie: „Ich liebe dich!“ und „Ich will mit dir zusammenleben“ oder „Ich bleibe bei dir“ und „Du kannst dich auf mich verlassen“, „Du bist der (oder die) Richtige für mich!“, „Ich will mit dir alt und grau werden!“ Am allerbesten, du redest überhaupt nicht so oft über eure Beziehung und über die Zukunft. Lass das deinen Partner bzw. deine Partnerin machen. Halt dich bedeckt. Du weißt nie, was noch kommt. Besser, du bleibst auf der sicheren Seite und übernimmst nicht Verantwortung für etwas, was du nicht vollständig überschauen kannst.
Zweitens: Vermeide umso mehr alle klaren Fakten, die dich binden und die schwierig oder nur mit Verlusten rückgängig zu machen sind! Zeige dich zurückhaltend und zögerlich, was eine engere Beziehung, etwa das Zusammenwohnen, ein Zusammenlegen der Finanzen oder gar einen möglichen Heiratstermin betrifft. Wehre die Eheschließung, dieses ganze standesamtliche oder kirchliche verwandtschaftliche und öffentliche Brimborium, solange wie möglich ab! Wenn ihr euch schon über längere Zeit zusammentut, dann häng es tiefer. Mach‘s unaufwendig. Und wenn du es gar nicht vermeiden kannst, zu heiraten, verzichte wenigstens auf Feiern und Hochzeits-Anzeigen. Trage auch keinen Ehering, damit du nicht sofort in die Verheiratetenschublade gesteckt wirst und nicht alle interessanten Leute einen Bogen um dich machen! Bleib auch rein sprachlich verhalten. Rede nicht von „meiner Frau“ oder „meinem Mann“!
Hüte dich vor allem, was dich anbindet! Das gilt vor allem für die leidige Kinderfrage. Die schiebe in jedem Fall erst mal auf die lange Bank. Geh Gesprächen darüber besser aus dem Weg. Ergreife nie selbst die Initiative. Lass deinen Partner ruhig ein bisschen zappeln. Lass dich nicht festnageln. Denk immer daran: Du bist vielleicht gar nicht geeignet als Kindererzieher. Nachher hast du eine lebenslange Verpflichtung am Hals.
Drittens: Finde gute Gründe für dein Verhalten. Das macht sich besser. Eigentlich ist es vollkommen gleich, welche Begründungen du dir zurechtlegst. Entscheidend ist der Effekt. Aber für deine Partnerin (und auch für dich selbst) solltest du dir schon ein paar passende Argumente bereithalten, die deine partnerschaftliche Zurückhaltung untermauern.
Zum Beispiel kannst du feste Partnerschaften, erst recht eine Heirat, schon mal von vorn herein als altmodisch oder spießbürgerlich abtun. Deine Partnerin muss außerdem wissen, dass es Grenzen gibt. Ihr könnt und dürft euch gegenseitig nicht vereinnahmen. Darauf achte immer genau! Poche sodann darauf, dass du ein gewisses Maß an Freiheit und Offenheit brauchst, sonst geht’s dir gar nicht gut, bei aller momentanen Nähe. Schließlich: Niemand kann nun mal ganz für sich garantieren.
Gut sind auch folgende Äußerungen: „Ich bin noch nicht so weit“, „Ich muss erst mal sehen, ob das mit uns überhaupt klappt“, „Ich weiß noch nicht, wie es beruflich mit mir weitergeht“ oder „Solange meine Mutter lebt, muss ich für sie da sein“ und dergleichen Umstände, deren Ende nicht abzusehen ist.
Du kannst vielleicht auch behaupten, der Mensch (aus männlicher Sicht betrachtet) sei sowieso nicht für die Treue geschaffen. Oder weise darauf hin, dass kein Partner dem andern alles geben kann. Das ist die geschicktere Variante und immer richtig. Und dass man einfach den Blick nach draußen braucht, ein paar Abwechslungen, das Gefühl, auch anders zu können. Man braucht Erlebnisse, die einem zeigen, dass man noch begehrt wird – vor allem, wenn’s in der Beziehung holpert oder nicht mehr so aufregend ist.
Und ist es nicht so, dass eine zu feste Bindung die Liebe eher tötet? Dass sie einen lahm und bequem macht? Was braucht ihr irgendwelche Verbindlichkeiten, wenn es um Liebe geht! Die Liebe kann man nicht institutionalisieren. Das führt nur zu Verkrustungen. Liebe ist da, solange sie eben da ist. Verflüchtigt sie sich, kann man sie nicht festnageln. Das muss einfach jeder einsehen.
Und schließlich: Es ist doch auch nicht unangenehm, wenn du deinen Partner ein bisschen im Unklaren lässt. Er muss sich dann schon anstrengen, will er dich halten. Und für dich fühlt es sich sicher ganz gut an, von ihm umworben zu werden. Und auch bequem! Je weniger du tust, umso mehr muss schließlich der andere machen. Du kannst dich dann hinten dranhängen ohne selbst dauernd klären zu müssen, was du nun willst.
Kurz: Folge einfach deinen Bedürfnissen und lass dich nicht von festen Zusagen, Terminen, Versprechungen und Abmachungen gängeln. So kannst du das Angenehme mitnehmen ohne durch bindende Fakten flügellahm zu werden. Geh mit deinem Partner nach dem Motto vor: Mal sehen, was kommt. Festhalten und eventuell weitersuchen. Hältst du die Beziehung offen, dann bleibt dir auch immer der Weg nach draußen offen. Vermeide deshalb feste Bindungen!
Möglicherweise macht deine Partnerin das mit, für eine Weile oder auch lange. Vielleicht ist sie sich nicht sicher, ob du der Richtige bist, vielleicht sie hat selber Angst, sich festzulegen. Vielleicht wartet sie aber auch nur, bis sie dich irgendwann weichgeklopft oder eingefangen hat. Also, pass auf! Bleib standhaft! Sei wachsam, dass du nicht plötzlich aufwachst mit einer Schlinge um den Hals.
Was deine Beziehung betrifft, kannst du dabei sicher sein: Der Keim für eine schleichende Demontage ist angesetzt. Jetzt braucht es nur noch Zeit. Deine Partnerin bzw. dein Partner wird nach und nach merken, dass mit dir nicht zu rechnen ist und irgendwann aufgeben. Gewiss, manche brauchen dafür lange. Aber sollte der andere nicht aufgeben, kannst du jederzeit selber aussteigen. Bist du nicht fest gebunden, kommst du auch leichter wieder los. Du vermeidest diesen ganzen Aufwand, diese ganzen materiellen Folgekosten, diesen Rosenkrieg, den Ehescheidungen immer nach sich ziehen. Du hast jederzeit die Option, gehen zu können.
Sich in jemanden anders zu verlieben, ist eine höchst raffinierte und noch immer die mit Abstand bewährteste Methode, aus einer Beziehung, die dir beschwerlich geworden ist, ohne großen Aufwand herauszukommen, und zwar zügig. Es ist eine absolute Ruck-Zuck-Methode, eine Hochgeschwindigkeits-Attacke für Partnerschaften. Und sie hat noch den Riesenvorteil, dass es dir dabei richtig gut geht, während dein Partner völlig in der Patsche sitzt. Er ist ins Mark getroffen, vielleicht wird er toben und heulen und betteln und jammern und wieder toben – aber er kann nichts machen. Wenn man sich verliebt, kann man nichts machen. Da spricht das Schicksal. Es ist ein Naturereignis. Die Verantwortung liegt nicht bei dir, sie liegt außerhalb von dir. Du musst deinem Partner oder deiner Partnerin nicht die lästige Frage beantworten, was denn zwischen euch schief lief, oder was du womöglich dazu beigetragen hast. Die Liebe fällt nun mal hin, wo sie hinfällt.
Sag deiner Partnerin (beziehungsweise deinem Partner) also: „Ich liebe dich nicht mehr. Ich liebe eine andere (oder einen anderen). ‘Es‘ hat mich erwischt. Ich kann nicht anders. Das musst du verstehen!“ Sag es ihm oder ihr aus heiterem Himmel, wenn er oder sie überhaupt nichts Böses erwartet. Das haut rein. Und am besten, du sagst es ihr oder ihm erst, wenn du mit der neuen Partnerin bereits öfter im Bett warst, und noch besser, wenn du gleichzeitig klare Fakten schaffst, etwa zu ihr ziehst oder dir eine eigene Wohnung nimmst oder, die beste aller Fakten, wenn ein Kind mit ihr unterwegs ist.
Wo die Liebe hinfällt, verlieren alle Argumente an Kraft. Du ersparst dir diese ganzen elenden Nacht-Diskussionen, diese Vorhaltungen, dieses Gezerre, ob es nicht doch noch weitergehen könnte. Du ersparst dir alle Begründungen. Du musst nicht mal das, was zwischen euch war, schlecht machen. Du musst nichts klären und aufarbeiten. Du musst nicht darüber nachdenken, was dich geöffnet hat für eine andere Partnerschaft. Du musst nicht benennen und schon gar nicht besprechen, was zwischen euch schieflief und warum, wo du falsch abgebogen bist oder womöglich, inwiefern du selbst die Beziehung in die Schieflage brachtest. Du sagst einfach: Ich habe mich in jemanden anderes verliebt. Punkt. Dann kannst du gehen.
Gut, du kannst auch noch ein bisschen auf zerknirscht machen. Du kannst beteuern, wie leid es dir tut und dass du deine Partnerin gut verstehen kannst und so weiter. Dass dir das Ganze schließlich auch nicht so leicht fällt. Und du möchtest, das solltest du unbedingt sagen, in jedem Fall gut Freund bleiben und dich gar nicht streiten. Und dass du bei der Trennung des Hausrats ganz großzügig sein wirst. Und dass sie ja auch noch die Kinder hat. Aber machen kann sie nichts.
Dies ist eine ganz sanfte, erst über längere Jahre, meist Jahrzehnte wirkende, trotzdem durchaus verbreitete Methode, die dich auf versteckte, indirekte Weise nach und nach zum Ziele führt, deine Partnerschaft zu ruinieren. Nur brauchst du für sie einen sehr langen Atem. Aber sie ist mit einem ganz großen Vorteil verbunden: du erfährst dabei von allen Seiten höchste Anerkennung, alle stehen auf deiner Seite, ja, man bewundert dich.
Während dein Partner immer schlechter wegkommt, stehst du selber immer bewundernswerter da. Das ist sehr befriedigend, sehr aufbauend: Du trägst dabei das unbefleckte Kleid oder die weiße Weste der Unschuld. Du trägst die Krone der Duldsamkeit. Ja mehr. Über dir, daran kannst du dich immer wieder aufrichten, leuchtet der Schein der Heiligkeit. Es ist eine Methode, in der es vor allem viele Frauen bis zur Meisterschaft gebracht haben. Deshalb möchte ich sie hier besonders ansprechen, wenn die Rollen gelegentlich auch andersherum verteilt sein können.
Und so geht es: Lass dich immer nur von einem Gefühl beherrschen: Du stehst auf der richtigen Seite! Du lässt dir nichts zu Schulden kommen. Dein Wahlspruch ist: Du tust alles in stiller Demut und Liebe. Vor allem für religiös gebundene Menschen sollte das überzeugend sein: Begegne allem, was dein Partner tut, mit Großzügigkeit und Nachsicht. Nimm, womit dein Partner dich verletzt, klaglos an, so ist er eben, anders kriegst du ihn nicht. Du weißt ja, er ist manchmal ein großes Kind, macht manchmal Dinge, die unmöglich sind, lebt auf deine Kosten, nimmt sich Freiheiten heraus, die du dir niemals erlauben würdest. Übernimm für ihn, was er sonst nicht geregelt kriegt. Sei der gute Geist hinter ihm. Ohne dich bringt er sein Leben einfach nicht auf die Reihe. Oder vielleicht ist er auch ein Choleriker. Oder ein Säufer. Einer, der immer mal wieder ausrastet. Du kennst ihn, so ist er eben. Der Alltag ist voller einschlägiger Gelegenheiten: Wenn er Termine verpasst, etwa deinen Geburtstag oder den der Kinder oder wenn er euren Hochzeitstag übersieht, wenn er alles Mögliche andere wichtiger nimmt als dich: Dann decke seine Schwächen zu - mit Liebe. Wenn er dich braucht, sei für ihn da. Wenn er schwach ist, sei du stark. Wenn er dich hängen lässt, streng dich umso mehr an. Wenn er etwas vermasselt, bügle es aus. Wenn er dich hintergeht, sieh es ihm nach. Wenn er dich betrügt, lass ihn gewähren, solange er zurückkommt. Wenn er dich verprügelt, schmier Arnikasalbe auf die blauen Flecken. Schluck deine Enttäuschung herunter, begegne ihm mit Nachsicht und Liebe. Verzeihe ihm seine Kapriolen, seine Alleingänge und Ungenauigkeiten, sonst verlierst du ihn vielleicht ganz.
Das gilt im Kleinen wie im Großen. Achte auf alles, was dein Partner braucht, und verliere nie aus den Augen, was er von dir erwartet. Zum Beispiel: Besorge für ihn die Kleidung und die Wäsche. Richte ihm seine Sachen, sorge dafür, dass er nicht so schlampert und schlunzig herumläuft, sondern anständig angezogen ist, dass immer alles, was er anhatte, hinterher ordentlich im Schrank liegt und hängt. Räume ihm nach, was er liegen lässt, er hat einfach andere Dinge im Kopf. Betrachte es immer als deinen Job, für ihn da zu sein. Und willst du vollkommen sein, dann gönne ihm auch abends vor dem Schlafen jene Portion körperlicher Entlastung, ohne die er nicht gut schlafen kann. Vor allem, wenn du eine Frau bist, wird es dir leicht fallen, all diese Aufgaben demutsvoll und widerspruchslos zu übernehmen. Du bist dabei in guter Gesellschaft. Seit Jahrhunderten, was sage ich, seit Jahrtausenden haben es die Frauen so gemacht.
Lege nicht so harte Maßstäbe an ihn. Lass ihm sein bisschen Freiheit. Lass ihn sich draußen austoben, wenn ihn der Hafer sticht, manche brauchen das. Hauptsache er kommt wieder heim. Wenn er dann wieder vor der Tür steht, nachdem er irgendwas verbockt hat, wird er kleinlaut angeschmeichelt kommen, wird alle Schuld auf sich nehmen, wird sich ganz besonders anstrengen, wird dir die schönsten Sachen versprechen, und du hast für ein paar Tage einen wundervollen Partner. Dafür lohnen sich schon mal ein paar Anstrengungen. Also übe dich im Verzichten, Verzeihen und Vergeben. Auch moralisch gesehen ist das unantastbar.
Allerdings: Solltest du diesen Umgang mit deinem Partner mit dem heimlichen Wunsch verknüpfen, irgendwann möchte das Maß einmal voll sein, dann wisse: das braucht Zeit. Du brauchst einen ausgesprochen langen Atem, bis es wirkt. Und du solltest dir nebenbei etwas Eigenes aufbauen. Aber sei sicher: Es wirkt. Die innere Entkräftung eurer Beziehung schreitet voran. Irgendwann will er und kannst du einfach nicht mehr. Dann kollabiert das System. Vielleicht sogar du selbst. Aber jedenfalls stehst du dann untadelig da. Diesen Triumph trägst du davon, den kannst du dir gönnen.
Aber dein Partner hält deine Marathon-Güte auch nicht ewig aus. Irgendwann bricht er aus, kann er es nicht mehr ertragen, dass er immer der moralisch Schlechtere, der Unzulängliche ist. Er wird die unausgesprochene Schuld, die er nach und nach auf sich lädt, nicht mehr abtun können, und dann wird er von sich aus gehen. Es wird ihm nicht leicht fallen, denn es war für ihn vorher bequem. Aber immer in der Position des weniger Guten zu sein, des Abhängigen, dessen, der im Unrecht ist, das hält keiner ewig aus.
Diese Idee scheint zunächst nicht ganz so durchschlagend und prompt zu wirken, ist aber gut belegt und durchaus praktikabel und erfolgreich. Sag deinem Partner oder deiner Partnerin zum Beispiel: „Ich merke es schon lange. Ich fühle nichts für dich. Ich spüre dich nicht mehr. Wir leben nur noch nebeneinander her. Du machst mich einfach nicht mehr an. Die ‚Chemie‘ stimmt einfach nicht mehr zwischen uns. Meine Liebe hat sich totgelaufen. Meine Gefühle sind erkaltet, irgendwie. Ich weiß auch nicht, aber es funkt bei mir nicht mehr.“
Sag aber nie genau, was nicht stimmt, bleib möglichst undeutlich. Sonst fängt der andere an dich festzunageln. Je allgemeiner du bleibst, desto weniger kann er dagegen sagen. „Die Liebe“ im Allgemeinen ist etwas, was der andere nicht überprüfen kann, da ist er machtlos.
Wenn du deinem Partner sagst: „Ich liebe dich nicht mehr“, dann bringst du ihn in Zugzwang. Dann wirfst du den Ball in sein Feld. Jetzt ist er dran. Sagt er: „Ich liebe dich auch nicht mehr!“, dann gibt er dir recht, dann kannst du sagen: „Siehst du! Ich habe das schon lange gefühlt!“ Dann kommst du ohne allzu großen inneren Aufwand von ihm los, und vielleicht könnt ihr euch dann sogar über die Modalitäten der Trennung einigermaßen einigen. Sagt er stattdessen: „Aber ich will bei dir bleiben, ich liebe dich doch!“, dann sitzt er leider am kürzeren Hebel. Dann ist er dran. Er muss das ja beweisen. Dann wird er oder muss er sich anstrengen.
Dann kannst du ihn ganz schön ins Leere laufen lassen und nebenbei vielleicht noch davon profitieren. Und für den anderen ist es extrem anstrengend. Er kämpft gegen Windmühlenflügel. Du musst nur immer mal wieder einstreuen und zeigen, dass du noch nicht weißt, was wird und dass dir das alles nicht reicht, was er tut, dass du sowieso nicht glaubst, dass sich irgendetwas ändert (du meinst natürlich: dass er sich ändert) und wie wenig dich seine Bemühungen wirklich erreichen. Du kannst sicher sein: Das bringt ihn nach und nach zur Verzweiflung. Am Ende resigniert er.
Der Satz „Ich liebe dich nicht mehr“ ist ein Todesurteil auf Raten für die Partnerschaft; ein etwas müdes, zähes, zugegeben, aber ein erprobtes. Das Gute daran ist: Du brauchst, um deine Zweisamkeit auszubluten, keinen fremden Partner, auch keine besonderen Anlässe, die ihr euch um die Ohren pfeffern müsstet, es kann ganz gesittet zugehen. Du brauchst nur diese ganz alltägliche Erfahrung auszusprechen: „Meine Liebe hat sich verflüchtigt. Ich spüre einfach nichts mehr.“
Und so ist es doch auch! Du musst gar nichts übertreiben. Das Gefühl, das euch mal zum Flattern brachte, ist verschwunden. Gefühle sind nun mal flüchtig. Du merkst es ja selbst: Wenn du den andern siehst, rührt sich nichts mehr in dir. Er erreicht dich nicht mehr, er bringt gar nichts mehr zum Klingen – das merkst du umso mehr, wie es dir (aber davon musst du nicht reden!) mit einem anderen ganz anders geht.
Natürlich ist es hilfreich, wenn du zugleich den Kontakt zwischen euch ausdünnst. Wenn du deinem Partner so oft wie möglich aus dem Wege gehst, ihn nicht anschaust, intimen Gesprächen aus dem Weg gehst, vor allem, wenn du alle körperlichen Berührungen mit ihm ganz zurückfährst. Umarmungen, Küsse, Sich-Anfassen, ein zufälliges Aneinanderkommen – das solltest du alles tunlichst vermeiden. Gut ist jedenfalls, wenn du zum Beispiel nicht mehr gemeinsam mit ihm ins Bett gehst und schon gar nicht mehr mit ihm schläfst. Vermeide alle Klärungsgespräche. Zeig dich Annäherungsversuchen gegenüber unempfindlich. Lass dich nicht einfangen durch ein paar Nettigkeiten, selbst wenn sie dir gut täten. Mach dich nicht unglaubwürdig. Wo sich die Liebe verloren hat, kann auch nichts mehr wachsen. Da muss man dann durch. Und jedes Mal, wenn du den anderen hast abblitzen lassen, wirst du dich bestätigen: Wenn die Liebe weg ist, ist sie weg.
Denke also immer: Mit diesem Partner geht nichts mehr. Schließlich bist du deinen eigenen Gefühlen gegenüber zur Ehrlichkeit verpflichtet, darfst deinem Partner nicht vorspielen, was längst nicht mehr da ist. Wenn die Liebe verschwunden ist, hat auch die Beziehung ihren Sinn verloren.
Damit kannst du deinen Partner wunderbar in Dauerstress versetzen. Er kann und soll nie sicher sein, dass er dich in der Tasche hätte. Völlig unwichtig ist dabei erst mal, ob du wirklich die Absicht hast, dich zu trennen. Aber die Drohung: „Ich verlasse dich!“ wirkt immer. Sie versetzt deinen Partner umgehend in Panik. Einmal in den Raum gesetzt, bleibt sie in euren Köpfen. Sagst du: „Ich werde mich von dir trennen“ (ohne genaueres Datum!), dann steht das wie ein Menetekel an der Wand über eurer Beziehung. Du kannst sicher sein, jedes Mal, wenn du mit Trennung drohst, bekommt dein Partner einen Adrenalinstoß. Dann kann bei keinem von euch beiden das Gefühl aufkommen, ihr könntet das Leben genießen und euch gemeinsam entwickeln. Ihr seid immer in Alarmstimmung.
Sich zu trennen ist heutzutage Gang und Gäbe. Auch wenn du es persönlich als Niederlage empfindest, befindest du dich in besten Kreisen. Überleg mal, wie viele Menschen du kennst, die sich getrennt haben. Also wenn du damit drohst, liegst du völlig im Trend. Dieses Instrumentarium gehört einfach zu einer modernen Partnerschaft.
Die Trennungsankündigung ist eine Allzweck-Keule, ein ausgesprochener Allrounder; man kann sie immer einsetzen. Viele Paare würzen mit ihm konsequent ihre Streitigkeiten: „Ich kann auch gehen!“, „So lasse ich mit mir nicht länger umgehen!“, „Ich habe die Nase voll, das mach ich nicht mehr lange mit, irgendwann bin ich einfach nicht mehr da!“ und so ähnlich. Mach deutlich, dass dir auch mal der Geduldsfaden reißen kann. Dass irgendwann das Fass überläuft. Du kannst übrigens deine Drohung auch umdrehen, das funktioniert auch und hat noch den Vorteil, dass du dem anderen das Problem in die Tasche schiebst. Sag nicht: „Ich werde mich trennen!“, sondern: „Dann trenn dich doch endlich!“ „Hau doch ab!“ „Ich brauche dich überhaupt nicht!“ „Von mir aus kannst du gehen!“ „Verschwinde endlich aus meinem Leben!“ „Ich komme bestens ohne dich klar!“ Schmettere es deinem Partner entgegen, damit er endlich die Konsequenzen aus seinem unmöglichen Verhalten zieht und selber geht. Du weinst ihm keine Träne nach.
Das Drohinstrumentarium hat den Vorteil, dass es jederzeit, gleich, wie der Anlass ist, einsetzbar ist. Du kannst jede Auseinandersetzung damit würzen und aus jedem kleinen Streit einen großen machen. Es ist, wie schon gesagt, nicht so entscheidend, ob du deine Drohungen auch wahr machst. Das kannst du dir vorbehalten. Die Trennungsankündigung ist sozusagen eine Waffe im kalten Krieg, du zeigst damit, dass du noch was in der Hinterhand hast. Der hauptsächliche Effekt ist, dass du deinem Partner das Zusammenleben ungemütlich machst. Aber wenn Partner sich oft genug damit gedroht haben, ist auch der Schritt zur Anwendung nicht mehr so weit.
Im Detail gibt es viele Stufen der Trennungsdrohung. Reichen Drohungen nicht mehr aus, dann musst du vielleicht deutlicher werden. Du kannst die Zusammenarbeit zwischen euch einschränken. Du unternimmst einfach nichts mehr mit deinem Partner. Du planst kleine und größere Aktionen ohne ihn. Du fährst allein in Urlaub. Du kannst auch erst mal, sei es wortlos und überraschend, sei es mit Getöse für eine Weile aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausziehen. Natürlich liegt sich’s auf der Wohnzimmercouch unbequemer, aber vielleicht findet sich auch ein Boden- oder Kellerzimmer, das du dir herrichten kannst. Eine weitere Eskalationsstufe ist es, wenn du schon mal die Koffer packst. Du kannst auch mal ein paar Tage wegbleiben, zu deinen Eltern ziehen oder beim Freund, bei der Freundin übernachten. Da kannst du auch gleich dein Herz erleichtern und ausführlich erzählen, wie unmöglich sich dein Partner (oder deine Partnerin) benommen hat. Eine weitere Möglichkeit ist, dass du dir vorübergehend oder dann auch auf unbestimmte Zeit ein Zimmer mietest. Und so fort. Du kannst ihm umgekehrt natürlich auch mit dem Rausschmiss drohen; wenn du die alleinige Wohnungsmieterin oder Hausbesitzerin bist, ist das besonders effektiv.
Drohst du mit der Trennungskeule, zieht der andere zumeist erst einmal den Kopf ein. Dann bist du im Angriff. Dann wird das Leben für ihn unkomfortabel. Du triffst ihn da, wo es Angst macht, du fegst ordentlich aus und wirbelst das Unangenehme, Unerträgliche, Trennende auf. Du schaust auf die Schwachstellen deiner Partnerschaft und nicht auf das, was euch gelingt. Du hörst auf mit diesem Schönreden vom halbvollen Glas. Du bringst den Konflikt voran. Du hältst das Gefühl wach, die Partnerschaft stehe auf ganz wackligen Füßen. Im Sinne einer Verunsicherung und Demontage deiner Partnerschaft kann man dir nur zurufen: Gut so! Nur ausgesprochene Dickhäuter halten das dauernde Keulenschwingen des Partners aus, aber auch die sind eines Tages weichgeklopft.
Bei diesem Vorschlag scheint es um Liebe zu gehen; in Wirklichkeit geht’s um Dominanz.
„Wenn du mich wirklich liebtest, dann würdest du von selbst sehen, wie es mir geht ..., was ich mir wünsche ..., was ich brauche ...“ – wie oft solche Sätze wohl in der Partnerschaft gesagt und noch häufiger gedacht werden? Wir wünschen uns einen Partner, der von sich aus, ohne dass man ihn erst darauf stupsen muss, seine Liebe erklärt, sein Interesse zeigt, der nicht aufhört, um einen zu werben. Wahre Liebe sieht dem anderen an den Augen und an den Lippen ab, was er braucht. Vielleicht nicht immer, na gut, aber doch immer wieder. Ist es nicht so? Wahre Liebe versteht sich ohne viele Worte. Man muss nicht immer alles aussprechen. Vor allem wenn du eine Frau bist, wirst du wissen, wovon ich rede.
Und war es nicht auch so am Anfang deiner Beziehung? Da wusstet ihr noch nicht viel vom anderen. Da hat sich jeder von euch total angestrengt. Da hat sich jeder immerzu was Neues ausgedacht und hoffte, dass der andere es annahm. Und der andere hat es genommen, auch wenn er es gar nicht so mochte. Weil er darin ein Zeichen der Liebe sah. Immer war der Partner im Fokus. Und inzwischen? Sieht er von sich aus, wie es dir geht? Merkt er, wenn du Kummer hast? Fragt er nach? Bringt er dir noch Blumen mit?
Oder gehört ihr nicht eher zu den Vielen, die den Partner morgens zwischen Zeitung und Brötchen nur am Rande wahrnehmen, die überwiegend nur noch funktionieren, die abends froh sind, wenn die Wachablösung für die Kinder kommt? Fakt ist: Dein Partner ist bequem geworden. Da hat sich was verändert. Schau ihn dir an. Früher hat er versucht, dich zu verführen und zu gewinnen. Heute ist er müde, will seine Ruhe haben. Heute sind das Sternstunden, wenn er es dir schön macht. Da kommt nicht mehr viel. Schon gar nichts Überraschendes.
Was Wunder, wenn deine Erwartung wächst, dass er dir zeigt, nein, beweist, dass ihm noch an dir liegt; dass er dir ganz von sich aus demonstriert, dass er dich liebt, dass er für dich da ist und weiß, was du brauchst. Natürlich könntest du wie viele still vor dich hin leiden und hoffen, dass er dir mal ein Zeichen seiner Liebe gibt. Aber du kannst es ihm auch mal mit aller Deutlichkeit sagen, wie enttäuscht du von ihm bist. Kann sein, dass er das schon spürt, dass er dir nicht gerecht wird, dass du immer unzufriedener bist mit ihm. Aber seiner Neigung, die Dinge unter den Tisch zu kehren, kannst du so einen Riegel vorschieben und ihm ein bisschen Dampf machen.
Er wird das Gefühl kriegen: Es reicht nicht, was ich einbringe. Das ist gut so. Mach ihm den nötigen Druck. Er merkt, dass du unglücklich bist. Halte so sein schlechtes Gewissen auf Trapp. Raus aus der Lethargie! Es wird Zeit für eine Habachtstellung! Setz deine Partnerschaft oder besser gesagt: Setz ihn mal unter Spannung! Sonst läuft nichts mehr. Scheuch ihn aus seiner Komfortzone! Du kannst sicher sein, dass endlich Bewegung in eure Beziehung kommt, wenn du sie für deinen Partner ungemütlich machst.
Allerdings wird ihm das nicht passen. Denn kaum etwas bremst die Lust deines Partners besser aus als wenn sie vorher erwartet und quasi in Auftrag gegeben wurde. Wenn du zum Beispiel zu deinem Mann sagst: „Ich würde mir so wünschen, dass du auch mal von dir aus auf den Gedanken kämst, dies und das für mich zu tun!“ oder „Wenigstens einmal könntest du doch selber merken, was ich brauche!“ oder „Immer muss ich auf dich zukommen!“ oder „Wie kann man nur so stoffelig, so gefühllos sein!“ und dergleichen, dann kannst du einerseits deinem Herzen richtig Luft machen, gleichzeitig aber auch seinem Gefühl, dir nicht gerecht zu werden, einheizen. Jetzt ist er dran.
Und zugleich ist es der beste Weg, ihm den Spaß mit dir zu verderben. Du kannst deshalb sicher sein, je öfter er es von dir hört, desto geübter wird er darin, es zu überhören. Dazu kommt noch, dass deine Aufforderung: „Tu doch mal etwas von dir aus, spontan, ohne dass ich es dir erst sagen muss“ – in sich selbst widersprüchlich und ganz unerfüllbar ist. Denn sobald du die Erwartung hast, dein Partner solle auch mal was tun, kann er ja nicht mehr spontan sein. Er kann nur noch abarbeiten, was als Erwartung schon im Raum steht. Und das ist nicht nur anstrengend und verunsichernd; es ist auch lusttötend. Erwartungen sind ohne Frage eine alltägliche Begleiterscheinung von älter gewordenen und festgefahrenen Partnerschaften. Auf jeden Fall sind sie Beziehungskiller. Sie setzen den anderen unter Druck. Deshalb wirken sie eher wie Hürden und Hindernisse, die den Weg zum andern versperren. Sie besetzen ihn mit Vorstellungen von Pflicht, Anstrengung und Arbeit, mit Unlustgefühlen und schlechtem Gewissen. Wenn du also denkst: mein Partner, meine Partnerin müsste mir doch eigentlich ansehen, wie es mir geht, er müsste doch von selbst darauf kommen, was ich brauche, dann ist das ein zielsicheres Verfahren, deine Beziehung beschwerlich zu machen. Dein Partner kommt unter Druck und du beäugst ihn mit wachsender Ungeduld, wann er denn nun mal von sich aus initiativ wird. Und wird er’s endlich, dann hast du schon zu lange darauf gewartet, dass es jetzt auch nichts mehr wert ist.
Dieser Vorschlag wirkt langsam, aber nachhaltig. Er wirkt sich aus wie allmählicher Rostfraß, er lässt deine Beziehung ganz sachte korrodieren. Du kannst damit irgendwann beginnen oder auch gleich von Anfang an. Es gibt zahlreiche Gelegenheiten und Beziehungsbereiche, wo du ihn anwenden kannst.
Nehmen wir erst einmal deinen Beruf. Das ist ein Vorschlag, auf den Männer gut zugreifen können. Mach deiner Partnerin klar, dass dein Beruf grundsätzlich vorgeht. Dafür gibt es nun wirklich genügend triftige Gründe, die ich gar nicht aufzählen muss. Entscheidend für deine Beziehung ist dabei: Du verschaffst dir auf diese Weise einen Freiraum, in den dein Partner nicht hineinschauen und auch nicht reinreden kann. Glaub mir, das ist Gold wert.
Meistens ist es ja so: Dein Beruf bestimmt schon mal deinen Wohnort. Das ist sozusagen vorgegeben. Deine Partnerin muss dir da, auch wenn sie nicht will, folgen. Oder ihr müsst irgendeine Lösung finden, euch wohnortmäßig zu arrangieren. Klar ist: Dein Berufsort diktiert den räumlichen und zeitlichen Rahmen eurer Beziehung. Das kann, wenn du längere Fahrzeiten in Kauf nehmen musst, zu ziemlichen Belastungen führen. Aber es schafft dir auch Spielräume, auf die deine Partnerin keinen Zugriff hat. Da sollten sich hier und da schon Gelegenheiten bieten, diese von ihr unkontrollierte Zeit in deinem Sinne zu füllen.
Dein Beruf bestimmt sodann viele deiner Kontakte. Auf die hat deine Partnerin ebenfalls wenig Einfluss. Mit wem du da Tag für Tag zu tun hast, mit wem du da auf welche Weise umgehst, wie du deine Pausen verbringst und tausend andere Situationen: das bleibt deiner Partnerin alles verborgen.
Dein Beruf, deine beruflichen Pläne, die Firmen-Ideologie, die Marktgesetze, die Umgangsformen am Arbeitsplatz bestimmen darüber hinaus meist auch dein Denken und deine Einstellungen. Es wird dein Leben ganz entscheidend beeinflussen, je nachdem, wie du dich beruflich etablierst, wie sicher dein Arbeitsplatz ist oder ob du vielleicht Karriere machen willst.
Das alles sind vorgegebene Rahmenbedingungen, und die kannst du auch für dich nutzen. Also: Schiebe, wenn du etwas vorhast, was du deiner Partnerin nicht sagen möchtest, immer einen „blöden Auftrag des Chefs“ vor; erzähl ihr, dass im Betrieb „wieder mal die Hölle los“ gewesen sei und dass du deshalb hast viel länger arbeiten müssen; lass dir auf keinen Fall hineinreden, wie viel du arbeitest oder wie viele unbezahlte Überstunden du machen musst, um deinen Job nicht zu verlieren; lass dir von deiner Partnerin nicht vorschreiben, wann du zur Arbeit fährst und wann du heimkommst. Lass dir auch nicht vorschreiben, ob du dir vielleicht noch was zu arbeiten mit nach Hause nimmst und wie viel Zeit du zu Hause am PC verbringst, beruflich bedingt, natürlich. Und achte auch darauf, dass dein Bildschirm zu Hause so steht, dass deine Partnerin nicht sieht, was du gerade bearbeitest, und dass du immer Zeit hast, mit einem Klick den Desktop zu verharmlosen. Stell deine Partnerin vor vollendete Tatsachen, etwa wann und mit wem du auf Dienstreise gehst oder wie oft du Auswärtstermine hast.
Kurz: Deine Partnerin muss einfach lernen und wissen, dass sie immer erst an zweiter Stelle rangiert und dass ihr nur die Zeit von dir bleibt, die du nicht für den Beruf brauchst. Du wirst bald heraushaben, welche unerschöpflichen Möglichkeiten sich dir dadurch bieten, deine eigenen Wege zu gehen. Deine Partnerin mosert vielleicht über deine viele Arbeit, aber machen kann sie nichts. Denn du tust das Ganze ja auch für sie und die Familie.
Nehmen wir als zweites Beispiel die Kinder. Hier liegt meist die Domäne der Frauen. Lass deinen Partner immer spüren, dass bei dir die Kinder an erster Stelle kommen. Und dann erst er. Das kannst du ihm auf vielerlei Weise zeigen. Wenn sie noch klein sind, ist es sowieso selbstverständlich: Wenn das Kind schreit, springst du hin. Aber so behalte es auch bei. Wann immer ein Kind etwas will, unterbrich, was du tust und wende dich zu ihm, auch wenn du gerade mit deinem Partner in einem intensiven oder intimen Austausch bist. Wenn ein Kind nicht schlafen kann, hole es zu dir ins Bett und lass es die Nacht dort schlafen, auch wenn dein Partner protestiert.
Arrangiere deine eignen Termine um die Termine der Kinder herum. Dein Motto sei: Kinder haben immer Vorrang! Lass die Kinder abends noch toben, bis sie müde sind, und wenn du sie schließlich alle im Bett hast, leg dich dazu und schlaf gleich mit ein. So merkt dein Partner, wie geschafft du bist. Und du musst nicht auch noch für ihn herhalten.
Wenn du mit Freunden oder mit deinem Partner im Gespräch bist, halte dich an das Gesetz: Die Kinder haben immer das Recht, euch zu unterbrechen. Versorge immer erst die Kinder, auch wenn sie schon größer sind. Ihre Wünsche, Ihre Bedürfnisse sollten dir heilig sein. Dein Partner wird erst mal ganz dankbar dafür sein. Er wird erst nach und nach mitbekommen, was das für ihn bedeutet.
Lass die Kinder bestimmen, wie dein Tag abläuft, wohin sie nachmittags kutschiert und von wo wieder abgeholt werden müssen. Mach dich für sie ganz unentbehrlich. Du besuchst die Elternabende, triffst dich mit anderen Eltern zum Austausch, nimmst alle offiziellen und informellen Termine wahr, die sich ergeben. Das macht Arbeit, aber du wirst auch merken, dass du da diverse Gelegenheiten hast und dir Räume schaffst, die du ganz ohne deinen Partner auf deine Weise füllen kannst. Das hat nicht nur Nachteile. Das kann auch mal ganz prickelnd sein.
Viele Jahre kannst du deinen Partner so daran gewöhnen, dass sich nicht alles um ihn dreht. Zum Beispiel ladet ihr die Familien ein, die Kinder im gleichen Alter haben, obgleich dein Partner sie eigentlich nicht ausstehen kann. Oder du bestehst darauf, dass die Kinder entscheiden, wie ihr die Wochenenden verbringt, wohin ihr im Urlaub fahrt, wen ihr besucht. Wenn dein Partner anderer Meinung ist, stell dich auf ihre Seite.
Kurz: Stell die Kinder immer zwischen dich und deinen Partner. Er wird das spüren, aber er kann nicht viel dagegen sagen. Denn es sind ja auch seine Kinder.
Und es gibt noch eine Menge anderer Lebensbereiche und Einstellungen, in denen du deinem Partner oder deiner Partnerin zeigen kannst, dass er oder sie sich hinten anstellen muss. Zum Beispiel wenn es um die Religion geht. Oder um politische Meinungen und Entscheidungen. Oder um den Umgang mit Geld. Oder auch etwa den ganzen Freizeitbereich, den Sport, das Fußballgucken beispielsweise. Gewöhne deine Partnerin daran, dass du erst mal zwei Stunden zum Volleyball gehst oder joggst, eh du, nach dem Duschen, vielleicht noch Zeit hast für sie oder die Familie. Oder nimm deine Hobbys. Geh immer erst mal in den Garten, wenn du nach Hause kommst, da hast du allerlei zu tun.
Es gibt darüber hinaus zahlreiche Einzel-Situationen, in denen du deinen Partner spüren lassen kannst, dass er für dich nicht der Mittelpunkt der Welt ist. Wenn ihr zum Beispiel im Gespräch mit anderen seid, kannst du immer zu den anderen reden und das, was dein Partner beiträgt, übergehen. Du kannst, wenn ihr bei einer Party seid, ihn sich selbst überlassen und deiner Wege gehen. Du kannst viele kleine Dinge des Alltags entscheiden, ohne ihn zu fragen. Du kannst deine Termine festlegen, ohne dich mit ihm abzustimmen. Und so fort. Und so fort.
Dein Partner oder deine Partnerin wird wohl oder übel lernen müssen, dass er, dass sie in deinem Leben keineswegs die erste Geige spielt, dass du auch sehr gut ohne ihn kannst, dass er manchmal nur unter ferner liefen drankommt und dass es außer ihm noch viele andere wichtige Dinge in deinem Leben gibt. Er wird lernen müssen, seine Nähewünsche und sein Bedürfnis nach Austausch zurückzustellen. Schon wenn ihr zu den wenigen gehört, die das immer wieder neu und mühsam miteinander besprechen und aushandeln, werdet ihr merken, wie leicht ihr darüber in Streit geratet. Umso mehr kannst du deinen Partner (oder deine Partnerin) sehr kränken, wenn du ihn vor vollendete Tatsachen stellst. So wird ganz schnell zwischen euch eine tiefe Unzufriedenheit entstehen, ein Gefühl, für den anderen nicht wichtig zu sein.
Äußerlich funktioniert ihr möglicherweise noch gut. Aber innen sitzt der Groll. Innen geht ihr getrennte Wege, und möglicherweise ist euch das gar nicht richtig bewusst. Da, wo dein Partner eigentlich innerlich seinen Platz haben möchte, an der ersten Stelle bei dir, hast du etwas anderes gerückt. Und irgendwann merkt der andere dann (und natürlich gilt das auch andersherum), dass sein emotionaler Partner-Akku leer gelaufen ist. Und dann fragt ihr euch womöglich: Wie konnte das geschehen?
Das Wort „schwierig“ ist ein Mantelwort. Als solches ist es vielseitig verwendbar. Es verhüllt allerlei unangenehme Tatsachen. Lässt einer durchblicken, er habe einen „schwierigen Partner“, kann er auf das Mitgefühl, ja die Solidarität der anderen setzen. Denn fast alle Paare haben, sind sie erst eine Weile zusammen, „schwierige“ Partner. Mit dieser Metapher verschiebst du deine Beziehungsprobleme auf die Seite deines Partners. Er ist schwierig, ein schwieriger Mensch. Nun gut, man hat sich auf ihn eingelassen, und vielleicht besitzt er auch ein paar gute Eigenschaften; aber er ist schwierig.
Es kostet viel Mühe, mit ihm (beziehungsweise mit ihr) auszukommen. Es ist harte Arbeit. Man wird dich bewundern, vielleicht sogar bemitleiden, wie viel Einsatz du bringst. „Der (oder die) hat es auch nicht leicht“. So wird man reden. So erfährst du eine gewisse Achtung, wenn auch keiner mit dir tauschen möchte. Aber es ist vielleicht das Einstiegswort, um ausführlicher zu werden.
Was damit konkret gemeint ist, wenn du sagst: „Er ist schwierig“, bleibt vage. Wenn jemand so redet, ist damit nur in seltenen Fällen eine zusätzliche äußere Belastung gemeint, dass einer beispielsweise eine Krankheit hat, die ihn außer Gefecht setzt und dadurch dem anderen zur Last fällt. Oder dass jemand gebrechlich, pflegebedürftig und für jeden Gang auf Hilfe angewiesen ist. Oder dass er beruflich oder aus anderen Gründen stark eingespannt oder nicht da ist und dem anderen viel aufbürdet.
Üblicherweise dient uns das Wort „schwierig“ vielmehr als Umschreibung für nachhaltige Persönlichkeitsmängel, Kommunikationsdefizite, Charakterfehler, schwer erträgliche Eigenschaften oder auch persönliche Verfehlungen, also Dinge, über die man als Partner oder Partnerin natürlich den Mantel des Schweigens deckt, die man höchstens andeuten darf, über die andere aber im Flüsterton allerlei Vermutungen anstellen und weiterverbreiten können. Nichts ist so interessant wie geflüstertes Insiderwissen!
Spricht jemand davon, sein Partner oder seine Partnerin sei „schwierig“, dann spitzen alle die Ohren. Es eröffnet die Stille-Post-Runde für allerlei peinliche Vermutungen. Trinkt er? Hat er Schulden? Ist er ein Narzist? Ist er Choleriker? Ein Misanthrop? Neigt er zur Gewalt? Schlägt er seine Frau? Ist er depressiv? Hängt er nur zu Hause rum? Geht er fremd oder in den Puff? Ist er in sein Hobby verliebt? Und tausend weitere Verdächte bevölkern sofort die Phantasien der Zuhörer und (erfahrungsgemäß) besonders gern der Zuhörerinnen.
Das Wort „schwierig“ ist geeignet, Kritik über deinen Partner anzudeuten, sie wie leichte Duftsprenkel zu versprühen, ohne ins Detail zu gehen und ohne irgendwelche Kübel der Abwertung über ihn auszugießen. Das wird man nobel finden. Dein Partner macht dir das Leben schwer. Zugleich machst du deutlich: Du selber gibst dir alle Mühe. Dein Partner ist das Problem. Der bewegt sich einfach nicht. An dir liegt es nicht, wenn es zwischen euch holpert.
Es ist also ausgesprochen vorteilhaft, einen schwierigen Partner zu haben. Denn der Satz: „Mein Partner ist manchmal schwierig“ baut vor, ist wie eine versteckte Ankündigung; für andere, die euch erleben, aber auch für dich selbst. Man wird sich fragen: „Na, wie lange wird das gutgehen mit den beiden?!“ Und du selbst wirst denken: Irgendwann reißt mir der Geduldsfaden. Du scheuerst ihn gewissermaßen dünn. Irgendwann wird dir der Atem ausgehen. Keiner wird es dir verübeln, wenn du dann manchmal auch genug hast, wenn du keine Lust mehr hast und deinem Herzen Luft machst. Wenn du fragst und klagst: Darf es nicht auch mal leicht sein? Du wirst dich selbst fragen: Muss ich immer den schweren Weg nehmen? Will ich so mein ganzes Leben vertun?