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DIE FLAMMEN DER LEIDENSCHAFT von KATHERINE GARBERA Als Lance aus Washington zurückkommt, geht alles drunter und drüber. Nicht nur, dass in der Ölraffinerie ein Feuer ausgebrochen ist - seine Assistentin Kate schürt plötzlich heiße Flammen der Leidenschaft in ihm! Wieso nur hat er sich gerade mit der Tochter des Senators verlobt? IN DER HITZE JENER NACHT von MAUREEN CHILD Justice King stockt der Atem, als er plötzlich seiner Noch-Ehefrau gegenübersteht. Angeblich ist Maggie nur zu ihm gekommen, damit er die Scheidungspapiere unterschreibt. Aber als er sacht ihre Lippen streift, schmiegt sie sich auf eine Weise an ihn, die alte Erinnerungen weckt … EIN BODYGUARD ZUM HEIRATEN? von DAY LECLAIRE In drei Monaten soll Téa ein Vermögen erben. Bis dahin bekommt sie einen "Aufpasser" an die Seite gestellt: Luciano Dante ist für einen Schutzengel teuflisch sexy. Kein Wunder, dass Téa sich sofort in ihn verliebt. Doch beim heißen Liebesspiel im Whirlpool werden sie prompt ertappt …
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Seitenzahl: 573
Katherine Garbera, Maureen Child, Day Leclaire
BACCARA EXKLUSIV BAND 176
IMPRESSUM
BACCARA EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Erste Neuauflage by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg, in der Reihe: BACCARA EXKLUSIV, Band 176 – 2019
© 2009 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „Taming the Texas Tycoon“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Ute Launert Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1619
© 2009 by Maureen Child Originaltitel: „Claiming King’s Baby“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Andrea Greul Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1622
© 2010 by Day Totton Smith Originaltitel: „Dante’s Ultimate Gamble“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Peter Müller Deutsche Erstausgabe 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1671
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733725709
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
„Brody Oil and Gas, Sie sprechen mit Kate“, sprach Kate Thornton ihren Begrüßungstext in den Telefonhörer, wie sie es täglich ungefähr fünfzig Mal tat.
„Hallo Katie-Girl, irgendwelche Feuer, die ich löschen muss?“, fragte Lance Brody am anderen Ende der Leitung.
„Hi Lance, wie war es in Washington DC?“, erkundigte Kate sich, während sie die Notizen auf dem Schreibtisch überflog. Ihr Chef war alles, was sie sich von einem Mann erträumte, zu ihrem großen Bedauern hatte er allerdings nie mehr in ihr als seine höchst zuverlässige persönliche Assistentin gesehen. Das war natürlich toll – wirklich. Schließlich war es auch das, wofür sie bezahlt wurde.
Kate hatte bei Brody Oil and Gas angefangen, kurz nachdem Lance und sein Bruder Mitch die erfolglose Raffinerie vor fünf Jahren übernommen hatten. Mittlerweile war es den beiden Brüdern gelungen, das Ruder herumzureißen und sogar Mitglieder des berühmten und angesehenen Texas Cattleman’s Club zu werden.
„In Washington war es heiß, und die Konferenzen waren endlos lang“, erwiderte Lance. „Gibt es neue Nachrichten für mich?“
„Ja, zwei. Sie sind zwar nicht besonders dringend, aber vielleicht möchten Sie sich ja trotzdem darum kümmern, bevor Sie wieder im Büro sind. Sebastian Huntington wollte etwas mit Ihnen wegen des TCC Geschäftes besprechen. Brauchen Sie seine Nummer?“
„Nein, die habe ich. Und die andere Nachricht?“
„Die ist von einer gewissen Lexi Cavanaugh. Mit dem Namen wusste ich nichts anzufangen, aber sie möchte, dass Sie sich bei ihr melden, sobald Sie wieder gelandet sind.“
„Das ist meine Verlobte“, erklärte Lance.
Kate erstarrte. Sie hörte zwar, dass Lance weitersprach, verstand aber nicht, was er sagte, weil es in ihren Ohren so laut rauschte. Seit Jahren war sie heimlich in diesen Mann verliebt, und jetzt fiel ihm nichts Besseres ein, als sich mit einer Frau zu verloben, deren Namen sie nie zuvor gehört hatte!
„Katie-Girl, sind Sie noch da?“, erkundigte Lance sich.
„Ja“, entgegnete sie. „Klar bin ich noch da. Das waren alle Nachrichten. Wann werden Sie im Büro sein?“
„Ich bin schon auf dem Weg, aber der Verkehr auf dem Highway 45 ist ziemlich dicht. Eine Sache noch“, fügte er hinzu.
Bitte mach, dass er mich nicht darum bittet, seine Verlobungsfeier zu organisieren, flehte sie im Stillen.
„Rufen Sie noch mal bei dem Caterer wegen des Barbecues am vierten Juli an? Wir wollen doch nicht, dass ausgerechnet am Unabhängigkeitstag irgendwas schiefgeht. Diese Party soll ein noch größerer Erfolg werden als die vom letzten Jahr.“
„Kein Problem“, krächzte Kate in den Hörer. Sie hatte keine Ahnung, wie sie in Zukunft täglich mit Lance zusammenarbeiten sollte, jetzt da sie wusste, dass sein Herz einer anderen Frau gehörte.
„Da ist jemand in der anderen Leitung“, log sie, um einen Vorwand zu haben, das Telefonat mit ihrem Chef möglichst schnell zu beenden.
„Okay, bis später dann“, hörte sie Lance sagen.
Nachdem Kate aufgelegt hatte, starrte sie auf den Computermonitor. Ihr Hintergrundbild war ein Foto, das sie, Lance und Mitch zeigte. Es war im Februar aufgenommen worden, unmittelbar nachdem die beiden Brüder von ihrer Aufnahme in den Millionärsclub erfahren hatten. Kate hatte eine Flasche Champagner gekauft, und sie hatten gemeinsam auf den Erfolg der Brodys angestoßen.
Damals war es in Ordnung für sie gewesen, dass Lance und Mitch in Kate lediglich ihre Assistentin gesehen hatten. Im Stillen hatte sie allerdings gehofft, dass Lance eines Tages ihre weibliche Seite, die sie hinter der Hornbrille und den weiten Pullovern verbarg, entdecken würde.
Leider war das aber nie passiert.
Sie beugte sich vor, um das Foto näher zu betrachten und musste sich eingestehen, dass sie selbst vielleicht nicht ganz unschuldig daran war. Ihr dichtes Haar hatte sie zu einem nachlässigen Zopf geflochten, und ihre Brille war, streng genommen, ein wenig zu groß für ihr Gesicht. Im vergangenen Jahr hatte sie enorm viel Gewicht verloren – über fünfunddreißig Kilogramm – und sich bisher nicht darum gekümmert, eine neue Brille für ihr nun schmaleres Gesicht zu kaufen. Auch ihre Kleidung war immer noch dieselbe wie vor ihrer Diät. Mittlerweile war sie nicht nur zu groß für sie, sondern auch etwas verblichen. Auf andere musste sie wie eine alte Jungfer wirken. Dabei war das nicht immer so gewesen. Während ihrer Kindheit und Jugend, die sie in Somerset, einem reichen Vorort von Houston verbracht hatte, war ihr schnell klar geworden, wie viel Wert man auf sein Äußeres legen musste, um die Aufmerksamkeit eines Mannes zu erregen. Allerdings hatte ihr Übergewicht dazu geführt, dass alles, was sie trug, irgendwie unschön an ihr aussah – und so hatte sie schließlich alle Versuche in diese Richtung aufgegeben.
Sie strich über Lance’ Gesicht auf dem Monitor und versuchte sich einzureden, dass es okay für sie war, dass er demnächst heiraten würde. Dass sie hier im Büro bleiben und weiterhin für die Liebe ihres Lebens arbeiten würde, während Lance sein eigenes Leben mit einer anderen Frau führte.
Aber sie wusste, dass sie das nicht konnte. Es gab nur einen Weg für sie, mit ihrem Leben glücklich zu sein – sie musste die Kontrolle darüber erlangen. Genauso, wie sie ihre Esslust unter Kontrolle gebracht und angefangen hatte, einen gesünderen Lebensstil zu verfolgen. Es gab nur einen einzigen Ausweg: Sie würde ihren Job bei Brody Oil and Gas kündigen.
Lance war nicht unbedingt in der besten Laune, wenn man bedachte, dass er sich gerade erst verlobt hatte. Für die meisten Männer wäre das ein Anlass zur Freude gewesen. Doch Lance heiratete nicht aus Liebe, sondern um die Zukunft von Brody Oil and Gas zu sichern. Als er und Mitch noch Kinder waren, wurden sie Zeugen des langsamen Niedergangs der Firma und schließlich auch der Träume ihres Vaters.
Doch dank Mitchs überlegter finanzieller Entscheidungen und Lance’ Fachwissen war es ihnen gelungen, das Ruder bei Brody Oil and Gas wieder herumzureißen.
Es war schon beinahe unheimlich, was für ein Glück sie bei der Entdeckung neuer Mineralvorkommen und ertragreicher Ölquellen hatten.
Lance war froh darüber, wieder zurück in Houston zu sein. Er hasste es, nicht in der Stadt zu sein, denn er mochte sein Leben hier, so wie es war. Er mochte die Gesellschaft seiner raubeinigen Ölarbeiter, er mochte die angenehme Nähe von Kate, und die Firma war wie ein Zuhause für ihn, wie er es bisher nirgendwo sonst gefunden hatte.
Nur wenige Menschen wussten, dass ihr alter Herr sein Vermögen versoffen hatte. Unter seiner daher rührenden Wut hatten besonders seine beiden Söhne zu leiden gehabt.
Nachdenklich rieb Lance sich den Nacken, als er den Truck in die Parklücke vor dem Firmensitz von Brody Oil and Gas manövrierte. Als er gerade aus dem Wagen ausstieg, klingelte sein Handy. Ein Blick auf das Display verriet ihm, dass es sein Bruder war.
„Hi Mitch! Was gibt’s?“, fragte er.
„Ich bleibe noch etwas länger in Washington. Wir wollen noch ein paar Einzelheiten wegen des Vertrages klären, der durch eure Verlobung zustande kommt“, erklärte sein Bruder.
„Okay. Bist du am Vierten wieder hier?“
„Klar.“
„Ich habe Lexi auch eingeladen, damit sie alle in der Firma kennenlernt“, sagte Lance.
„Gute Idee.“
„Du kennst meine zukünftige Frau wohl besser als ich“, fügte Lance hinzu. „Ich habe vor, ihr ein kleines Geschenk zu machen – sozusagen als Dankeschön dafür, dass sie in die Hochzeit eingewilligt hat. Soll ich Kate fragen, oder fällt dir was Passendes ein?“
Als sein Bruder daraufhin nicht antwortete, warf Lance einen prüfenden Blick auf das Display, weil er befürchtete, dass die Verbindung unterbrochen worden war – was allerdings nicht der Fall war.
„Na, wie auch immer, wenn du eine Idee hast, schick mir eine Mail, okay?“, schlug Lance schließlich vor.
„In Ordnung. Sag mal, wann willst du eigentlich Kate von deiner Verlobung erzählen?“
„Schon erledigt“, erwiderte Lance, während er auf das Firmengebäude zuging. „Warum fragst du?“
„Ach, einfach nur so“, antwortete Mitch.
„Meinst du, ich hätte lieber damit warten sollen, bis ich es in der ganzen Firma bekannt gebe?“, fragte Lance nach.
„Nein“, meinte sein Bruder. „Wir haben zu ihr ja ein anderes Verhältnis als zu unseren anderen Angestellten.“
„Stimmt. Was denkst du, soll ich Senator Cavanaugh anrufen, um mit ihm alles zu klären?“
„Das mache ich schon“, sagte Mitch. „Tu einfach das, was du sonst auch so machst.“
„Und das wäre?“, wollte Lance wissen.
„Malochen“, erwiderte sein Bruder.
Lance lächelte. Seit ihrer Kindheit war es immer Mitch gewesen, der für die Kopfarbeit zuständig gewesen war. Er selbst, Lance, hatte sich dagegen immer um die harte körperliche Arbeit und das Verhältnis zu den Angestellten gekümmert. Die beiden Brüder waren schon immer auf sich allein gestellt gewesen, ihre Eltern waren immer irgendwie mehr mit sich selbst beschäftigt.
„Klar, mach ich. Sehen wir uns Donnerstag?“
„Auf jeden Fall“, bestätigte Mitch.
Als er das Gebäude betrat, umfing ihn die kühle Luft der Klimaanlage. Jedes Mal, bevor er das Büro betrat, verharrte er einen Augenblick, als könnte er immer noch nicht so recht glauben, wie es seinem Bruder und ihm gelungen war, aus der heruntergewirtschafteten Firma wieder ein florierendes Unternehmen zu machen. In der Lobby warteten eine Menge Leute darauf, dass ihre Meetings begannen. Das Firmengebäude wurde außerdem von einem großen Stab von Sicherheitsleuten bewacht.
„Guten Tag, Mr. Brody“, grüßte ihn einer von ihnen.
„Guten Tag, Stan. Wie geht’s?“
„Gut, Sir. Schön, dass Sie wieder in Houston sind“, erwiderte Stan.
Lance nickte dem Mann zu, während er zum Fahrstuhl ging, der ihn in die Chefetage brachte. Auf der kurzen Fahrt wurde ihm bewusst, wie sehr er darauf brannte, sich wieder an die Arbeit zu machen. Washington DC war eine vollkommen andere Welt, in die er nicht so recht zu passen schien. Hier bei Brody Oil and Gas war alles anders: Er passte nicht nur hierher, er fühlte sich wie in seinem Königreich.
Als er sein Büro betrat, warf Kate ihm einen flüchtigen Blick zu. Seltsamerweise fiel ihr Begrüßungslächeln heute nicht ganz so herzlich wie sonst aus.
„Willkommen daheim, Lance. Steve aus der Finanzabteilung möchte Sie heute irgendwann einmal kurz sprechen. Ich habe ihm gesagt, dass ich Sie erst fragen würde.“
„Kein Problem. Ich habe diesen Nachmittag keinen Termin.“
„Gut, dann kümmere ich mich darum.“
„Noch irgendwas, was ich wissen sollte?“
Kopfschüttelnd verneinte sie dies, und eine Strähne ihres dicken, dunklen Haars fiel ihr dabei ins Gesicht. Als sie zu ihm hochsah, schienen ihre schokoladenbraunen Augen noch größer als gewöhnlich. Er hatte sich schon ein paar Mal dabei erwischt, wie er sie fasziniert betrachtet hatte. Aber an so etwas brauchte er bei ihr gr nicht zu denken. Kate war nicht der Typ Frau, der sich auf eine Affäre einließ. Und Affären waren nun mal das Einzige, was er von Frauen gewollt hatte – bis zu seiner Verlobung, versteht sich. Er war kein Mann, der eine Frau heiratete, wenn er etwas für sie empfand. Am Beispiel seines Vaters hatte er gesehen, dass die männlichen Brodys kein allzu glückliches Händchen mit dem weiblichen Geschlecht hatten. Sie erwarteten von ihren Geliebten vollkommene Hingabe – oder sie wurden hoffnungslos eifersüchtig. Lance selbst hatte diese Erfahrung als Achtzehnjähriger mit April, seiner Freundin auf der Highschool, gemacht.
„Lance?“ Kates Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„Hm?“
„Haben Sie gehört, was ich eben gesagt habe?“
„Nein“, gestand er kopfschüttelnd. „Ich bin in Gedanken noch bei der Reise nach Washington gewesen.“
Kate biss sich auf die Lippen und senkte den Blick.
„Was ist denn, Katie-Girl, liegt Ihnen was auf dem Herzen?“
„Ja“, bestätigte seine Assistentin. „Kann ich ein paar Minuten mit Ihnen in Ihrem Büro sprechen?“
„Klar“, entgegnete er. „Wann? Jetzt gleich?“
„Ja, je früher, desto besser, denke ich.“
„Kommen Sie rein“, forderte er sie auf.
Sie stand auf und nahm noch etwas aus dem Drucker, bevor sie vor ihm in sein Büro ging. Lance konnte nicht umhin, ihren Hüftschwung zu bewundern. Auch entging ihm nicht, wie ihr langer Rock ihre Waden umspielte. Warum fiel ihm gerade jetzt auf, dass sich unter all diesen hässlichen Klamotten eine so hübsche Frau verbarg?
Kate war schon viele Male in Lance’ Büro gewesen, doch heute war sie nervös und fühlte sich unbehaglich. Sie war fest entschlossen zu kündigen und würde ihre Meinung auf gar keinen Fall ändern.
Na ja, so ganz stimmte das nicht, denn eigentlich schwankte sie zwischen der Entscheidung, wirklich ein für alle Mal zu gehen und der Möglichkeit, doch zu bleiben, um Lance wenigstens weiterhin so wie bisher jeden Tag sehen zu können.
Doch war nicht einer ihrer Gründe für ihre Gewichtsabnahme gewesen, dass sie es leid war, immer nur anderen dabei zuzusehen, wie sie ihr Leben lebten und glücklich wurden, nur um dann abends allein in ihr leeres Houstoner Reihenhäuschen zurückzukehren?
Die Einsamkeit hatte ihr schließlich so zugesetzt, dass sie ernsthaft überlegt hatte, sich eine Katze anzuschaffen. Doch den Gedanken hatte sie schnell wieder fallen lassen. Sie wollte schließlich nicht so enden wie ihre Großtante Jean – eine unverheiratete Frau, über die sich in Kates Jugendzeit immer alle gern lustig gemacht hatten.
„Worüber wollen Sie denn reden?“, unterbrach Lance’ Stimme ihre trüben Gedanken. Er lehnte lässig an seinem Schreibtisch und streckte seine langen Beine aus.
Für eine Weile starrte sie ihn nur wortlos an. Wie sollte sie jemals über ihn hinwegkommen?
„Ich habe über meinen Job nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich … dass ich mir eine neue Herausforderung außerhalb von Brody Oil and Gas suchen sollte“, erklärte sie zögernd.
„Was?“ Lance sprang auf. „Warum ausgerechnet jetzt? Wir brauchen Sie, Katie-Girl!“
Katie-Girl … Wenn er sie so nannte, kam sie sich wie eine Fünfjährige vor. Was für ein alberner Spitzname. Aber das hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Schließlich hatte sie sich nie dagegen gewehrt, dass er sie so nannte. Stattdessen hatte sie sich damit zufriedengegeben, auf diese Weise wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit vom Mann ihrer Träume zu bekommen.
„Das ist es ja gerade, Lance. Sie brauchen mich nicht wirklich. Als Sie mich eingestellt haben, ja, das war etwas anderes. Jetzt könnte meine Arbeit von jedem qualifizierten Büroleiter übernommen werden. Das wissen Sie genauso gut wie ich.“
„Das war aber schon die letzten zwei Jahre der Fall. Warum wollen Sie uns ausgerechnet jetzt verlassen?“
Verlegen zuckte sie mit den Schultern, denn sie hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass Lance sich für ihre Beweggründe interessieren würde. „Es scheint einfach eine gute Gelegenheit zu sein, sich zu verändern. Hier läuft alles bestens, Sie sind verlobt, und Mitch verbringt immer mehr Zeit in Washington. Jemand Neuem wird es nicht besonders schwerfallen, sich hier einzugewöhnen.“
Er rieb seinen Nacken. „Was ist los, Katie? Habe ich irgendwas falsch gemacht?“
„Nein, natürlich nicht. Es liegt an mir, Lance. Ich bin hier schon so lange, weil es so bequem für mich ist. Aber so kann man sich beruflich einfach nicht weiterentwickeln.“
„Darum geht es also? Das ist doch kein Problem, dann befördern wir Sie einfach“, erwiderte er.
„Vielen Dank für das Angebot, aber ich kann es nicht annehmen“, lehnte sie ab. „Es ist endlich an der Zeit für mich, mir eine neue Herausforderung zu suchen.“
Natürlich war Kate versucht, zu allem, was Lance vorschlug, Ja und Amen zu sagen – aber sie durfte nicht vergessen, dass er bald ein verheirateter Mann sein würde. Wenn sie dann immer noch hier war … das wäre das Dümmste, was sie tun konnte.
„Bleiben Sie wenigstens so lange, bis ich eine Nachfolgerin für Sie habe?“, erkundigte Lance sich.
Weil es nur fair war, das zu tun, stimmte sie zu. „Natürlich, keine Frage.“
„Danke, dass Sie das machen.“
„Hier ist übrigens meine Kündigung. Ich bin dann wieder an meinem Schreibtisch, falls noch irgendwas sein sollte.“
Als sie sich umdrehte, um das Büro zu verlassen, kam sie sich vor, als würde sie davonrennen. Vielleicht sollte sie doch bei Brody Oil and Gas bleiben und versuchen, das Verhältnis zwischen ihr und Lance zu ändern. Aber wie sollte sie das bloß anstellen?
Nachdem Lance ihr von der Verlobung mit Lexi Cavanaugh erzählt hatte, hatte Katie den Namen gegoogelt und einiges über sie herausgefunden. Mit einer Frau wie Lexi würde sie es niemals aufnehmen können.
„Kate?“
„Ja, Lance?“
„Ich hätte gerne eine Torte anlässlich meiner Verlobung mit Lexi bei unserem Fest am Unabhängigkeitstag. Könnten Sie bei einem Konditor eine in Auftrag geben?“
„Klar, mache ich“, erwiderte sie. Spätestens jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Es war wirklich an der Zeit, Brody Oil and Gas zu verlassen. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie sich mit Lance noch gar nicht weiter über ihre Kündigung unterhalten hatte.
„Ich bleibe noch zwei Wochen, okay?“, schlug sie vor.
„Aber vielleicht dauert es länger, bis ich einen Ersatz für Sie gefunden habe“, wandte er ein.
„Ich werde versuchen, innerhalb der nächsten zwei Wochen jemanden zu finden“, versicherte sie ihm.
„Habe ich Sie irgendwie verärgert, Katie? Sie wissen doch, manchmal verhalte ich mich wie ein ungehobelter Klotz“, sagte er lächelnd.
Mühsam widerstand sie der Versuchung, erneut seinem jungenhaften Charme zu erliegen, den er so mühelos hervorzaubern konnte, wenn er ihn brauchte. Das war es doch gerade, was sie an ihm so sehr mochte: Er hatte Ecken und Kanten und war nicht so ein durchgestylter Businesstyp wie sein jüngerer Bruder Mitch. Deshalb hatte sie sich in ihn verliebt. Im Grunde seines Herzens war Lance ein guter alter texanischer Junge, so wie es Kates Daddy und ihre Brüder waren. Genau der Typ Mann, der wusste, wie man eine Frau um den Finger wickelte.
Lance hatte sich nicht einmal besonders anstrengen müssen, um bei Kate zu landen. Jetzt wurde ihr allerdings schlagartig klar, dass er diesen Charme immer dann einsetzte, wenn es ihm nutzte.
Er gehörte zu dem ausgebufften Millionär genauso wie seine Tausend-Dollar-Cowboystiefel und die Millionenvilla, die er besaß. Es schien fast so etwas wie eine Strategie zu sein.
„Nein, Lance. Sie haben nichts anderes gemacht, als mich wie Ihre Sekretärin zu behandeln.“
„Ist das ein Problem für Sie?“, fragte er und warf ihr einen aufmerksamen Blick zu.
„Überhaupt nicht. Aber das ist alles, was ich für Sie bin, und ich möchte nun mal mehr.“
Mit diesen Worten verließ sie das Büro und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Eigentlich hätte sie den ganzen Tag in der Firma bleiben müssen, aber sie hielt es nicht mehr aus, sie musste raus, weg von diesem Ort. Es war ihr auch egal, dass sie wie ein Feigling wirkte, der davonlief. Unten auf dem Parkplatz klappte sie das Verdeck ihres Roadsters nach unten, um aus Houston herauszufahren und Brody Oil and Gas hinter sich zu lassen. Sie wünschte nur, sie könnte ebenso einfach ihre Gefühle für Lance Brody im aufwirbelnden Staub hinter sich zurücklassen.
Lance verschlug es die Sprache, weil Kate nicht einfach nur aus seinem Büro gegangen war, sondern gleich auch noch das Firmengebäude verlassen hatte. Irgendetwas war ihm wohl entgangen – nur was? Was hatte sie damit gemeint, mehr sein zu wollen als seine Sekrtärin?
Er wollte ihr folgen, wusste jedoch nicht, wohin sie gefahren sein könnte. Normalerweise war Kate immer schon im Büro, wenn er morgens kam und blieb, bis er wieder nach Hause fuhr. Wie sollte er bloß ohne sie zurechtkommen? Kate war mehr als nur seine Sekretärin – in seinem Büro war sie die wichtigste Person, sie war es, die dafür sorgte, das alles in geregelten Bahnen verlief – Lance mit eingeschlossen.
„Verdammt“, sagte er laut. Aber er wäre sicher nicht dort, wo er war, wenn er Vorfälle wie diese einfach auf sich beruhen lassen würde. Auf seinem Telefon drückte er die Kurzwahltaste mit Kates Handynummer.
„Ich kann jetzt nicht reden, Lance“, sagte sie kurz angebunden.
„Dann fahren Sie an den Straßenrand und benutzen Sie das Headset, das ich Ihnen gegeben habe. Sie können doch nicht einfach so wegfahren und dann erwarten, dass ich mich damit abfinde.“
„Warten Sie“, erwiderte sie, und er hörte, wie sie herumkramte und leise fluchte, bevor sie nach einer Weile wieder in der Leitung war. „Worüber möchten Sie mit mir reden?“
„Darüber, wie Sie eben von hier geflohen sind.“
„Es tut mir wirklich leid“, beteuerte sie. „Das war nicht sehr professionell, aber ich hätte heute sowieso nichts mehr auf die Reihe bekommen.“
„Okay, das versteh ich. Wollen Sie mir nicht erzählen, was mit Ihnen los ist?“
„Nein. Für Sie wäre es nur unangenehm, und ich würde mir vollkommen idiotisch vorkommen.“
Das hörte sich gar nicht gut an. „Kate, wenn ich irgendetwas gemacht haben sollte, bitte, sagen Sie’s einfach. Ich entschuldige mich, und wir können wieder weitermachen wie bisher.“
„Nein, das können wir bestimmt nicht“, entgegnete sie traurig. Er wünschte, sie würde ihm jetzt hier gegenübersitzen, sodass er ihren Gesichtsausdruck sehen könnte. Kate hatte die ausdrucksvollsten Augen, die er je bei einer Frau gesehen hatte.
„Ach, das können Sie doch gar nicht wissen, bevor wir miteinander geredet haben“, sagte Lance bestimmt. Er würde das Problem mit Kate aus der Welt schaffen – er konnte es sich einfach nicht leisten, sie zu verlieren. „Wo sind Sie jetzt gerade?“
„Auf der Autobahn Richtung Somerset.“
„Fahren Sie zu Ihren Eltern?“, erkundigte er sich. Immerhin wusste er, dass Kate in Somerset, einem wohlhabenden Vorort Houstons, aufgewachsen war. Er selbst besaß ein Haus dort.
„Ja, wahrscheinlich schon. Um ehrlich zu sein, seitdem ich aus der Firma raus bin, bin ich einfach nur gefahren, ohne richtig zu wissen, wohin.“
„Katie-Girl …“
„Bitte nennen Sie mich nicht so, Lance. Das hört sich so an, als wäre zwischen uns mehr als die Beziehung zwischen Chef und Sekretärin. Aber das ist nicht so.“
Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß er einen Fluch aus. „Aber wir haben doch eine Beziehung, Kate – wir sind Freunde, und das schon seit vielen Jahren.“
„Sind wir denn wirklich Freunde?“
„Natürlich! Wir sind sogar mehr als Freunde – Sie gehören zu Mitchs und meiner Familie. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was mein Bruder und ich ohne Sie machen sollen, Kate.“
„Kate?“, fragte er, als sie nicht reagierte.
„Ich möchte nicht mehr darüber sprechen, Lance. Wahrscheinlich sieht es aus, als ob … wie sieht es denn Ihrer Meinung nach aus?“
„Es sieht danach aus, als ob Sie wegen etwas, was ich gesagt habe, verärgert sind. Hören Sie, Kate, was immer es auch ist, ich werde es wieder geradebiegen. Das wissen Sie doch.“
„Nein, dieses Mal nicht.“
„Kate, nennen Sie mir ein Problem, das ich bisher nicht aus der Welt geschafft habe!“
„Lance …“ Allmählich wurde ihr Protest schwächer, genau wie er es sich gedacht hatte. Beharrlich ignorierte er das Klingeln in der anderen Leitung seines Telefons.
„Ja, Kate?“
„Ich weiß nicht, ob ich mit Ihnen darüber reden kann. Es ist mir peinlich, dass Sie eine so große Sache daraus machen“, sagte sie.
Was ihm zuerst an Kate aufgefallen war, war ihre Stimme, die immer sanft und angenehm klang – selbst, wenn sie wütend wurde. Was allerdings nur sehr selten vorkam.
„Warum kommen Sie nicht in die Firma zurück, und wir reden über alles?“, schlug Lance vor.
„Das können wir auch morgen noch machen. Ich muss erst einmal eine Nacht darüber schlafen, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen.“
Lance war klar, dass er so schnell wie möglich mit Kate über ihr Problem sprechen musste. Sie würde problemlos einen anderen Job bekommen, in dem sie genauso viel verdiente wie bei Brody Oil and Gas – aber er brauchte sie.
In der anderen Leitung begann es wieder zu klingeln, und der Signalton seines Handys verriet ihm, dass er soeben eine Nachricht von Frank Japlin erhalten hatte, der ihre wichtigste Raffinerie leitete.
„Kate, könnten Sie eine Minute warten?“
„Wieso? Was ist los?“
„Ich muss einen Anruf von der Raffinerie entgegennehmen“, erklärte er.
„Okay“, versprach sie.
Er legte sie in die Warteschleife und nahm den anderen Anruf an. „Brody.“
„Frank hier. Es brennt in der Raffinerie, und ich glaube, Sie sollten so schnell wie möglich hierher kommen.“
„Haben Sie schon die Feuerwehr gerufen?“
„Gleich als Erstes. Aber so einen Brand wie den hier hatten wir noch nie.“
„Ich stecke hier gerade mitten in einem anderen Notfall“, betonte Lance.
„Das Feuer hat großen Schaden angerichtet. Und ich habe mitbekommen, dass die Sachverständigen glauben, dass es vielleicht keine natürliche Brandursache war“, erklärte Frank.
Na, ganz große Klasse, dachte Lance sarkastisch, das war ja genau das, was ihm heute noch gefehlt hatte. „Versuchen Sie, so viel wie möglich rauszufinden, Frank. Ich rufe in etwa fünfzehn Minuten wieder an.“
„Okay, Boss“, bestätigte der Leiter der Raffinerie und legte auf.
Besorgt rieb Lance sich den Nacken. Der Hurrikan im vergangenen Jahr hatte ihnen schon schwer genug zugesetzt. Da konnte er weitere Schäden durch das Feuer wirklich nicht gebrauchen.
Kate musste jetzt unbedingt wieder zurück auf ihren Posten – sie würde Lance dabei helfen, das Chaos wieder zu bereinigen. Die Presse musste benachrichtigt werden, außerdem die Familien der Arbeiter und die Versicherungsgesellschaft. Aber Kate war nicht mehr in der Leitung. Offenbar hatte sie einfach aufgelegt.
Der Tag lief bis jetzt richtig bescheiden.
Während Kate am Telefon darauf wartete, dass Lance wieder mit ihr sprach, wurde ihr plötzlich klar, dass sie in ihrem Leben schon zu viel Zeit mit Warten verbracht hatte. Lance war verlobt – und nichts, was er sagen oder tun konnte, würde sie dazu bringen, weiterhin bei Brody Oil and Gas zu bleiben. Also legte sie auf und fuhr weiter. Zwar war es bestimmt nicht die beste aller Ideen, ihre Familie zu besuchen. Ihre Mutter würde wieder predigen, dass es kein Wunder war, dass Kate noch immer Single war, wenn sie sich nicht schminkte und immer in diesen weiten Sachen herumlief. Wollte sie sich das wirklich antun?
Auf der anderen Seite wollte sie aber auch nicht den Abend allein bei sich zu Hause verbringen. Sie brauchte jetzt einen guten Rat – und den würde sie sicher bei ihrer besten Freundin Becca Huntington bekommen. Becca würde sie bedauern und in ihrer Entscheidung bestärken. Oder?
Sie wählte die Nummer von Beccas Dessousladen in Somerset, der den bezeichnenden Namen Sweet Nothings trug.
„Sweet Nothings. Hallo?“
„Becca, ich bin’s, Kate.“
„Hallo! Wie läuft es so in der großen Stadt?“, wollte Becca wissen.
„Furchtbar.“
„Was? Wieso?“
„Lance hat sich verlobt.“
Daraufhin sagte Becca erst einmal nichts. Na großartig, dachte Kate, jetzt glaubt sogar meine beste Freundin, dass ich die totale Verliererin bin.
„Oh, Schätzchen“, meldete Becca sich nach einer Weile. „Das tut mir ja so leid. Ich habe gar nicht gewusst, dass er sich regelmäßig mit jemandem trifft.“
„Das hat er auch nicht.“
„Bist du wirklich sicher, dass er verlobt ist? Lance scheint mir eigentlich nicht der Typ Mann zu sein, der sich so leichtfertig in eine Beziehung stürzt.“
Das stimmte – Lance war weder leichtfertig noch hatte er sich jemals auf eine ernsthafte Beziehung mit einer seiner zahlreichen Affären eingelassen. Bisher jedenfalls nicht.
„Wie heißt sie denn?“, wollte Becca wissen.
„Lexi Cavanaugh“, antwortete Kate.
„Etwa die Tochter von Senator Cavanaugh?“
„Ja, genau die.“
„Macht er das vielleicht aus politischen Gründen?“, fragte Becca.
„Ich weiß es nicht. Und es interessiert mich auch nicht mehr. Ich habe heute gekündigt“, teilte Kate ihr mit.
„Was hast du gemacht?“, erkundigte Becca sich ungläubig.
„Hätte ich das lieber nicht machen sollen? Ich bin so verwirrt, ich weiß einfach nicht mehr weiter“, gestand Kate. Sie hatte immer gehofft, dass Lance irgendwann bemerken würde, dass sie mehr für ihn empfand, aber seine Verlobung hatte all ihre Träume zerplatzen lassen.
„Vielleicht war es nicht ganz so schlau. Du hast immerhin die ganze Zeit für ihn geschwärmt“, räumte Becca ein.
Kate holte tief Luft. „Es ist mehr als das – ich liebe ihn.“
Zum ersten Mal hatte sie diese Worte laut ausgesprochen. Doch jetzt war es offensichtlich zu spät dafür.
„Oh, Kate“, seufzte Becca mitleidig.
„Ihm ist noch nicht einmal aufgefallen, dass ich eine Frau bin“, jammerte Kate.
„Das lässt sich ändern“, meinte ihre Freundin.
„Wie denn?“
„Komm zu mir in den Laden, und ich verpasse dir einen Imagewechsel.“
„Glaubst du, das ist so eine gute Idee? Weißt du noch, was beim letzten Mal passiert ist, als wir das versucht haben?“
Kate hatte sich mit dem Make-up und den Klamotten, die Becca ihr empfohlen hatte, so unwohl gefühlt, dass sie geradewegs nach Hause gefahren war, um das Zeug wieder loszuwerden. Ihre alten Sachen waren immer so eine Art Schutzschild für sie gewesen. Aber vielleicht war genau das der Fehler?
„Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll“, sagte sie verzweifelt.
„Das kannst nur du allein entscheiden. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mir eine neue Frisur verpassen lassen und ein paar neue Klamotten kaufen – und dann nach einer neuen großen Liebe Ausschau halten.“
„Ich muss aber noch zwei Wochen für Lance arbeiten“, gestand Kate.
„Warum das denn?“
„Na, ich konnte wohl schlecht kündigen und alles stehen und liegen lassen, oder?“, erklärte Kate.
„Um so besser“, erwiderte Becca. „Dann kannst du als Traumfrau im Büro aufkreuzen und danach einfach gehen. Das ist gut für dein Selbstwertgefühl, glaub mir.“
Würde sie sich wirklich besser fühlen, wenn sie zu Brody Oil and Gas zurückkehrte und mehr wie eine Frau und weniger wie die unscheinbare Assistentin aussah?
„Okay, ich komm rüber zu dir in den Laden“, entschied Kate.
„Schön, dann reden wir, wenn du hier bist. Ich stell schon mal den Weißwein kalt.“
„Danke, Becca.“
„Wofür denn?“
„Dafür, dass du da bist. Mir zuhörst. Und nicht denkst, dass ich total verrückt bin.“
„Warum sollte ich das? Ich war auch schon mal verliebt und weiß, wie das ist.“
Kate schluckte. „Ich aber nicht. Lance ist der erste Mann, für den ich so fühle.“
„Und in der Highschool? Warst du denn da nie verliebt?“, fragte Becca erstaunt.
„Ein, zwei Typen habe ich natürlich auch schon mal angehimmelt“, gestand Kate. Sie war froh darüber, eine Freundin wie Becca zu haben, der sie sich anvertrauen konnte. Seit ewigen Zeiten waren sie beide nun schon miteinander befreundet – Becca war immer wie eine Schwester für sie gewesen und hatte Kate stets so akzeptiert, wie sie war. Ganz anders sah es allerdings bei Kate zu Hause aus: Ihre Brüder neckten sie fortwährend, und ihre Mutter war sowieso nie einverstanden mit dem, was ihre Tochter machte. „Aber das war was anderes. Frag mich nicht, warum, aber Lance Brody war für mich schon immer jemand Besonderes.“
„Das weiß ich – ich habe noch nie jemanden so viel über einen anderen Menschen reden hören wie dich.“
„Gott, bin ich etwa eine Nervensäge?“, fragte Kate besorgt.
Als Becca laut loslachte, musste Kate lächeln.
„Quatsch, du bist keine Nervensäge – du bist verliebt. Es tut mir leid, dass er nicht der Mann zu sein scheint, für den du ihn gehalten hast“, beruhigte Becca ihre Freundin.
„Na ja, vielleicht ist er doch der Mann, aber eben nicht für mich.“
„Wahrscheinlich“, stimmte Becca ihr zu. „Wann bist du hier?“
„In etwa zwanzig Minuten. Ich bin einfach Hals über Kopf von der Arbeit weg, ohne etwas zu sagen.“
„Das hört sich ganz danach an, dass du jetzt für Neues offen bist“, meinte Becca.
„Wie kommst du darauf?“, fragte Kate erstaunt.
„Weil du endlich mal rebellierst.“
Darüber dachte Kate eine Weile nach, bevor sie antworte. „Ich glaube, du hast recht. Vielleicht hat Lance’ Verlobung ja auch was Gutes für mich.“
„Da würde ich drauf wetten. Auch wenn es hart ist, dass deine Liebe unerwidert bleibt, aber danach wirst du stärker sein.“
Nachdem Kate aufgelegt hatte, fuhr sie weiter Richtung Somerset, ohne an Lance oder Brody Oil and Gas zu denken. Stattdessen konzentrierte sie sich auf sich selbst und die neue Frau, die sie im Begriff war zu werden. Es war allerhöchste Zeit, dass sie sich endlich änderte.
Die Luft in der Raffinerie war heiß und hing voller Rauch. Es dauerte fast drei Stunden, bis die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle bekommen hatte. Frank war damit beschäftigt, die Lokalpresse zu informieren, und Lance hinterließ seinem Bruder eine Nachricht auf seiner Mailbox.
Dann wandte er sich an Frank: „Was gibt es Neues?“
„Wir haben vier Verletzte.“
„Haben Sie bereits die Angehörigen informiert?“
„Natürlich. Sie sind jetzt im Krankenhaus in der Notaufnahme. JP hat mit den Angehörigen geredet und ihnen zugesagt, dass es keine Probleme mit der Krankenversicherung und so weiter geben wird. Außerdem soll er mich auf dem Laufenden darüber halten, wie es unseren Männern geht“, antwortete Frank.
„Gut. Kann man schon etwas darüber sagen, ob wir den Betrieb einstellen müssen?“
Nachdenklich rieb Frank sich über seinen lichter werdenden Haaransatz. „Wir wissen erst mehr, wenn wir mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr gesprochen haben.“
„Und wann wird das sein?“, fragte Lance.
„Ich hoffe, bald.“
„Haben Sie die Ölzufuhr zur Raffinerie unterbrochen?“
„Das war das Erste, was wir gemacht haben. Wir haben uns ganz genau an das Notfallprotokoll gehalten. Ich glaube, Sie sollten ein paar Belobigungen aussprechen: Ein paar der Leute haben sich mächtig ins Zeug gelegt und tüchtig angepackt – mehr, als sie eigentlich hätten machen müssen.“
„Okay, das ist toll. Geben Sie mir am besten eine Namensliste“, entgegnete Lance, als sein Handy klingelte. Ein Blick auf das Display zeigte ihm, dass es Mitch war.
„Ich versuch mal, mit dem Brandmeister zu sprechen“, meinte Frank und ging.
„Wir haben ein Feuer hier in der Hauptraffinerie“, berichtete Lance seinem Bruder.
„Sind alle okay? Wie schlimm ist der Schaden?“
Lance unterbrach ihn: „Glaubst du, dass der Senator uns jetzt nicht mehr die zusätzlichen Bohrgenehmigungen erteilen wird?“
„Nicht, wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe. Ich fahre gleich in sein Büro“, versprach Mitch.
„Ich bekomm das hier schon in den Griff“, versicherte Lance seinem Bruder. „Nachher gebe ich eine Pressekonferenz, um der Öffentlichkeit zu versichern, dass alles wieder läuft und wir immer noch im Geschäft sind.“
„Klingt gut. Ich melde mich wieder bei dir, sobald ich mit dem Senator gesprochen habe.“
Nachdem Lance aufgelegt hatte, überlegte er, was er noch tun konnte. Die Angestellten hatten sich auf einer Seite des Gebäudes versammelt und warteten gespannt auf Neuigkeiten. Falls die Raffinerie, die täglich 67.000 Barrel Öl förderte, die Pforten schließen musste, würden all diese Leute ihre Arbeit verlieren. Ihre Gewinnbeteiligung könnten sie auch vergessen.
Lance wählte Kates Nummer. In solchen Notfällen waren bei ihr immer alle Informationen zusammengelaufen und von ihr weitergeleitet worden, wenn Lance nicht im Büro sein konnte. Doch sie hatte die Mailbox ihres Handys eingeschaltet, und ihm wurde plötzlich bewusst, dass sie es anscheinend ernst damit meinte, die Firma zu verlassen.
„Hier ist Lance“, sprach er auf den Anrufbeantworter. „Kate, ich brauche Ihre Hilfe. Wir hatten ein Feuer in der Hauptraffinerie. Rufen Sie zurück, sobald Sie diese Nachricht bekommen.“
Kate war die Einzige seiner Büromitarbeiter, der Lance zutraute, bei dem Chaos, das durch den Brand ausgebrochen war, die Ruhe zu bewahren und umsichtig und effizient wie immer zu arbeiten. Vermutlich war es langsam an der Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie er in Zukunft ohne Kates Hilfe auskommen sollte. Er rief den Leiter seiner Finanzabteilung an und bat ihn, jede freie Sekretärin als Aushilfe zur Verfügung zu stellen. Anschließend verfasste er ein kurzes Memo auf seinem BlackBerry und schickte es an alle Mitarbeiter. Er brachte seine Angestellten auf den neuesten Stand und teilte ihnen mit, dass lediglich er selbst befugt war, mit den Medienvertretern zu sprechen.
Frank, der beim Brandmeister stand, winkte ihn zu sich herüber. „Lance Brody, das hier ist Chief Ingle“, stellte er die beiden Männer einander vor.
„Danke, dass Sie das Feuer so schnell in den Griff bekommen und das Schlimmste verhindert haben.“ Lance schüttelte herzlich Ingles Hand.
„Gern geschehen – ist ja schließlich unser Job“, erwiderte Ingle.
„Klar, trotzdem bin ich Ihnen dankbar. Gibt es neue Erkenntnisse?“, fragte Lance den Feuerwehrmann.
„Zuerst sind wir davon ausgegangen, dass eine Explosion die Ursache für das Feuer gewesen sein könnte“, erklärte Chief Ingle. „Aber die Männer, die sich in der Nähe der Stelle befanden, an der das Feuer ausgebrochen ist, haben nichts Verdächtiges gehört.“
„Merkwürdig“, meinte Lance. „Wie könnte es denn sonst entstanden sein?“
„Ich habe bereits unser Ermittlerteam damit beauftragt, eine umfassende Untersuchung des Geländes vorzunehmen. Aber einer unserer Männer glaubt, Kanister mit Brandbeschleuniger gesehen zu haben.“
„Was für einen Brandbeschleuniger?“
„Bis jetzt wissen wir noch nichts Genaues, ich wollte Ihnen nur mitteilen, was wir im Augenblick vermuten. Ich habe unserem Mitarbeiter, der sich mit vermuteten Fällen von Brandstiftung beschäftigt und seinem Team Bescheid gegeben – die Männer müssten bald hier eintreffen.“
„Okay. Dann muss ich die Versicherungsgesellschaft darüber informieren. Die wollen sicher mit Ihren Experten zusammenarbeiten.“
Chief Ingle nickte. „Ja, das machen die immer so.“
Für die Versicherungsgesellschaft war die Erforschung von Brandursachen ein Routinevorgang – Lance wollte aber auch jemanden dabeihaben, der die Interessen von Brody Oil and Gas vertrat. „Ist es in Ordnung, wenn ich ein eigenes Sicherheitsteam zusammenstelle, das an der Ermittlung teilnimmt?“
„Eigentlich sehen wir es lieber, wenn sich nicht noch mehr Leute an den Untersuchungen beteiligen“, gestand Chief Ingle.
„Darius steht Ihnen bestimmt nicht im Weg – er ist ein Experte auf seinem Gebiet.“
„Darius und wie weiter?“
„Darius Franklin. Er hat eine eigene Sicherheitsfirma.“
„Okay, aber nur er, kein anderer.“
Das konnte Lance verstehen. Der Chief wollte vermeiden, dass sich zu viele Leute einmischten und möglicherweise Spuren verwischten. „Wann können wir die Produktion wieder aufnehmen?“, fragte er.
„Ich brauche wenigstens vierundzwanzig Stunden, bevor ich Ihnen mit einem guten Gewissen grünes Licht geben kann. Wenn die Untersuchungen sich schwieriger als erwartet gestalten sollten, sogar noch länger.“
Nachdem der Chief gegangen war, wandte Lance sich an Frank. „Sagen Sie den Arbeitern, dass sie sich in fünfzehn Minuten auf dem Parkplatz versammeln sollen. Richten Sie auch eine Hotline ein, bei der sie sich erkundigen können, wann sie wieder zur Arbeit kommen sollen, und geben Sie diese Nummer bekannt.“
„Bin schon auf dem Weg“, versicherte Frank und machte sich an die Arbeit.
Lance wählte die Nummer seines besten Freundes Darius – doch auch bei ihm erreichte er nur die Mailbox. Mit wenigen Worten schilderte er, was geschehen war und bat Darius, so schnell wie möglich zur Raffinerie zu kommen, um bei der Untersuchung zu helfen. Wenn jetzt noch Kate wieder da wäre, hätte er das beste Team zur Verfügung, das man sich in so einer Situation wünschen konnte. Erneut griff er zum Telefon.
Nachdem Lance zum zweiten Mal versucht hatte, sie anzurufen, stelle Kate ihr Telefon auf stumm. Sie war es leid, sich selbst zu quälen und sich selbst und alles, was sie je getan hatte, infrage zu stellen. Als sie im Sweet Nothings ankam, hatte Becca ihr einen Termin mit ihrer Friseurin gemacht.
„Du meinst also, dass eine neue Frisur alles verändert“, murrte Kate.
„Das ist nicht bloß eine neue Frisur, du musst dich ändern“, erklärte Becca. „Seit deinem Anruf habe ich darüber nachgedacht. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit für dich, die nächsten Wochen zu überstehen: Du musst erreichen, dass Lance Brody klar wird, was er an dir hat.“
Nach einem ausgiebigen Blick in den Spiegel hinter der Ladentheke zuckte Kate mit den Schultern. „Nicht viel, wie mir scheint.“
„Aber bald wird er eine vollkommen neue Frau sehen.“
„Aber ich werde doch immer noch ich selbst sein?“, fragte Kate unsicher.
„Klar wirst du das, Dummerchen. Außerdem, mögen tut Lance dich ja schon. Wir wollen nur erreichen, dass er dich auch begehrt.“
„Er ist verlobt und wird bald heiraten, Becca“, wandte Kate ein.
„Na und? Du willst ja auch nicht, dass irgendwas passiert. Spiel einfach ein bisschen mit ihm, vielleicht holst du dir dabei dein Herz zurück.“
Der Gedanke gefiel Kate – immerhin hatte Lance fünf Jahre gehabt, mehr aus ihrer Beziehung zu machen. War es jetzt nicht allmählich an der Zeit, über ihn hinwegzukommen? „Okay, ich bin dabei“, stimmte sie zu.
„Fein“, sagte Becca erfreut und erklärte Kate den Weg zum Friseursalon. Als Kate dort gerade aus dem Auto stieg, klingelte abermals ihr Handy. Natürlich war es wieder Lance, und diesmal nahm sie den Anruf an. „Ja, hier ist Kate.“
„Wo sind Sie gewesen?“, wollte Lance wissen.
„Im Auto.“
„In unserer Hauptraffinerie hat es gebrannt. Ich brauche Sie in meinem Büro.“
Die Nachricht versetzte Kate einen Schock. Brody Oil and Gas war bekannt dafür, einer der sichersten Betriebe der ganzen Branche zu sein. „Hat es denn eine Explosion gegeben?“, fragte sie.
„Das weiß man noch nicht so genau. Ich habe genug damit zu tun, hier in der Raffinerie die Stellung zu halten. Wann können Sie im Büro sein?“
„Heute Abend“, wäre es ihr fast rausgerutscht, aber sie biss sich auf die Zunge.
Was sollte das? Es war zwar eine Notsituation, aber sie brauchten sie nicht wirklich. Paula und Joan, die beiden anderen Sekretärinnen von Brody Oil and Gas, konnten ebenso gut telefonieren. „Morgen früh“, sagte sie stattdessen.
„Kate, ich brauche Sie.“
Natürlich meinte er das nur rein beruflich, machte sie sich schell klar, bevor sie sich wieder hoffnungslos verrannte.
„Die Firma braucht Sie. Wir brauchen unsere besten Leute auf dem Spielfeld.“
Lance hatte früher einmal Football gespielt, und Kate hatte schnell gemerkt, dass er immer dann diese Sportmetaphern benutzte, wenn er unter Stress stand.
„Sie haben Ihre besten Spieler auf dem Feld“, antwortete sie. „Ich habe den Verein gewechselt, schon vergessen?“
„Verdammt. In dieser Angelegenheit ist noch nicht das letzte Wort gesprochen“, beschwerte Lance sich.
„Doch, das ist es. Ich habe mich entschieden. Ich rufe Paula an und sage ihr, was sie tun soll. Als wir letztes Jahr den Hurrikan hatten, habe ich ein Notfallprotokoll erstellt, an das sie sich jetzt halten kann.“
„Lassen Sie ihr Telefon an, sodass ich Sie jederzeit erreichen kann.“
„Warum? Ich bin nicht …“, begann Kate, aber Lance unterbrach sie.
„Hören Sie auf, mit mir zu streiten, Kate, das mag ich nicht. Was ist bloß in Sie gefahren?“
Nachdenklich sah sie in den Rückspiegel. Das war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie nicht tat, was Lance von ihr wollte. Und das schien ihn völlig zu verstören. Vielleicht sollte sie öfter Nein zu ihm sagen, statt sich einen neuen Haarschnitt und ein anderes Outfit zuzulegen. Bisher war sie immer viel zu entgegenkommend gewesen – wahrscheinlich nahm er ihre ständige Verfügbarkeit deshalb als selbstverständlich hin.
„Ich weiß es nicht, Lance. Ich habe einfach beschlossen, dass es Zeit für einen Neuanfang ist. Das ist alles“, erklärte sie.
„Ich habe gedacht …“
„Was?“, unterbrach sie ihn.
„Nichts“, wich er aus. „Kommen Sie morgen ins Büro?“
„Ja, ich werde da sein.“
„Gut.“
„Tut mir leid wegen der Raffinerie“, sagte sie und hatte jetzt doch ein schlechtes Gewissen, weil Lance so traurig geklungen hatte und sie hart geblieben war. „Hat es denn Verletzte gegeben?“
„Ja, vier Männer sind im Krankenhaus.“
„Ich werde Paula auftragen, ihnen Blumen zu schicken – und ihre Familien sollten Präsentkörbe bekommen.“
„Danke.“
„Gern geschehen.“ Sowohl Lance als auch sie mussten sich allmählich an den Gedanken gewöhnen, dass jetzt andere Menschen für ihn arbeiten würden. Kate hatte nicht vor, weiterhin das Mädchen für alles zu spielen und heimlich in ihren Chef verliebt zu sein. Das musste endlich ein Ende haben. Sie hatte es satt, nur für die wenigen Momente zu leben, die sie und Lance gemeinsam im Büro verbrachten.
„Machen Sie’s gut, Lance“, sagte sie und legte schnell auf. Ihr war plötzlich ganz heiß und sie hoffte, dass es an der Sommerhitze lag und nicht daran, dass ihr der Abschied von Lance wahrscheinlich nicht ganz leichtfallen würde.
Den restlichen Nachmittag und den größten Teil des Abends verbrachte Lance in der Raffinerie. Darius war erst spät eingetroffen und hatte eine Liste mit Verdächtigen zusammengestellt, die möglicherweise ein Interesse daran gehabt haben könnten, Brody Oil and Gas zu schaden.
Als Lance die Raffinerie endlich verließ und sich auf den Weg zurück nach Houston machte, war er vollkommen erledigt und hatte von dem Tag gehörig die Nase voll. Alles war … absolut verrückt gewesen, dachte er.
Als er noch ein Junge gewesen war, hatte er sich jeden Tag so viel vorgenommen, wie es nur ging, um möglichst spät in sein ungeliebtes Zuhause zu kommen. Er hatte nicht einmal daran denken wollen, was ihn dort erwartete. Aber das war lange her, und jetzt, wo er alleine lebte, mochte er sein Leben. Na ja, noch lebte er alleine, denn bald würde seine Braut in seine Villa in Somerset einziehen. Lance war nicht sicher, ob er jetzt schon für ein typisches Eheleben in der Vorstadt bereit war. Aber Mitch und er hatten sich darauf geeinigt, dass er derjenige sein sollte, der Lexi heiratete.
Verdammt, dachte er und rieb sich den Nacken, der vollkommen verspannt war, wie immer, wenn er Stress hatte. Er warf einen Blick auf sein Handy, das plötzlich klingelte. Es war sein Bruder.
„Hallo, Mitch.“
„Hallo, großer Bruder. Wie läuft es in der Raffinerie?“
„Grottenschlecht, aber wenigstens arbeitet Darius jetzt mit den Ermittlern zusammen und versucht, den Vorfall zu klären. Wie sieht’s in Washington aus?“
Mitch atmete tief aus. „Könnte schlimmer sein. Das meiste habe ich mit Senator Cavanaughs Büro klären können. Ich habe betont, wie sehr sich Brody Oil and Gas darum bemüht, den Schaden für die Gemeinde und die Natur möglichst gering zu halten. Das sollte Cavanaughs Befürchtungen, dass wir die Ölproduktion zurückfahren könnten, zerstreut haben.“
„Hast du ihm auch gesagt, dass wir nun den Betrieb auf die verbleibenden Raffinerien aufteilen, sodass der heutige Verlust keine negativen Auswirkungen auf den Ölpreis haben sollte?“, fragte Lance.
„Klar. Seitdem die Börse in Japan eröffnet hat, beobachte ich den Markt. Vermutlich wird der Rohölpreis bei uns in den Staaten steigen.“
„Ja, das denke ich auch. Bei der augenblicklichen Wirtschaftslage wäre das fatal.“
„Tja, wir haben aber nun mal keinen Einfluss auf das Verhalten der Investoren“, stellte Mitch fest.
„Ich fahr noch mal kurz ins Krankenhaus, um nach unseren verletzten Arbeitern zu sehen – ich schicke dir eine SMS mit ihren Namen.“
„Super, das klingt gut. Lexi und ich fliegen morgen gemeinsam nach Houston zurück.“
„Sie hat heute versucht, mich zu erreichen, aber bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, mit ihr zu reden. Kannst du ihr bitte ausrichten, dass ich mich erst wieder melden kann, wenn in der Raffinerie Ruhe eingekehrt ist?“, bat Lance.
„Klar, mache ich“, versprach Mitch.
„Ach ja, hast du schon eine Idee wegen des Geschenks für sie?“
„Tut mir leid, ich hatte noch keine Zeit, über dein Liebesleben nachzudenken“, bemerkte sein Bruder trocken.
Lance ging es genauso. „Das ist rein geschäftlich, Mitch, das hast du mir selbst gesagt. Wir brauchen die Verbindung zu Cavanaugh – was heute passiert ist, ist der beste Beweis dafür.“
Als Mitch daraufhin schwieg, fuhr Lance fort: „Ich habe ganz vergessen, dir zu erzählen, dass Kate heute gekündigt hat.“
„Was? Wieso?“, fragte sein Bruder und klang überrascht.
„Sie denkt, dass es einfach an der Zeit ist, ihre berufliche Karriere ohne uns fortzusetzen. Sie sagt, sie fühlt sich nicht genügend herausgefordert oder so was in der Art.“
„Vielleicht ist es einfach Zeit für sie, sich weiterzuentwickeln“, vermutete Mitch.
„Ich versuche, sie zum Bleiben zu überreden.“
„Warum?“
Lance hatte keinen blassen Schimmer, aber er würde den Teufel tun und das vor seinem Bruder zugeben. „Sie gehört zu Brody Oil and Gas, und wir brauchen sie.“
„Vielleicht will sie ja mehr.“
„Und was zum Beispiel?“, fragte Lance und dachte an Kates ähnliche Bemerkung von vorhin.
„Denk selbst drüber nach“, erwiderte sein Bruder. „Ich muss mich jetzt beeilen. Vergiss nicht, mir die Namen von den Verletzten zu schicken.“
„Geht klar. Ally hat Interviews für sie arrangiert für die Nachrichtensendung morgen früh. Sie redet gerade mit den Angehörigen, damit die wissen, was sie zu sagen haben.“
„Gut. Ich spreche deswegen mal mit dem Senator – vielleicht kann er ja ein kurzes Zitat mit einbringen.“
„Die Sache hätte auch noch viel schlimmer ausgehen können“, bemerkte Lance.
„Und warum ist sie das nicht?“, wollte sein Bruder wissen.
„Vermutlich, weil wir seit dem Sturm im letzten Herbst alle auf das Schlimmste vorbereitet sind. Die Jungs wissen echt, wie sich zu verhalten zu haben.“ Lance fuhr in eine Parklücke vor dem Krankenhaus und sprach noch ein paar Minuten mit seinem Bruder. Er mochte Krankenhäuser nicht. Das lag vermutlich daran, dass er in seiner Kindheit fast schon Stammgast in der Notfallaufnahme war.
Jedes Mal, wenn sein Vater den Wagen vor dem Krankenhaus geparkt hatte, hatte er seinem Sohn eingebläut, was er den Ärzten erzählen sollte, wenn die wissen wollten, wie Lance sich verletzt hatte. Arm- und Beinbrüche hatte er sich angeblich bei Stürzen von seinem Fahrrad zugezogen. Geprellte Rippen und gebrochene Finger – da hatte er beim Skateboardfahren nicht aufgepasst. Niemals hatte er irgendjemanden die Wahrheit erzählt – und nach einer Weile begann selbst er, den erfundenen Geschichten seines Vaters zu glauben.
Er rieb über die Narbe an den Knöcheln seiner linken Hand. An einigen Tagen fühlte er sich verdammt alt, viel älter, als er wirklich war. Er ahnte, dass er mit Lexi aufpassen müssen würde, damit ihre Verlobung und die anstehende Hochzeit nicht platzte. Nur zu genau wusste Lance, dass er das legendäre Temperament seines Vaters geerbt hatte. Jetzt, wo er in seinem Truck saß und auf das moderne Krankenhausgebäude sah, fiel ihm das Versprechen ein, was er sich mit dreizehn Jahren gegeben hatte: Er würde niemals eines seiner Kinder in die Notfallaufnahme bringen, weil er keine eigenen Kinder haben würde.
Ob das wohl ein Problem für Lexi Cavanaugh sein würde? Eigentlich hoffte er es sogar, denn dann hätte er einen triftigen Grund, die Verlobung zu beenden und wieder zu seinem alten Leben zurückzukehren.
Kate war nervös, als sie am nächsten Morgen aus dem Auto stieg. Vergangenen Abend war sie mit Becca in Houston shoppen gewesen – und es hatte ihnen beiden Spaß gemacht, gewagte Kleider für Kate auszusuchen. Als sie aber an diesem Morgen das körperbetonte Sommerkleid angezogen und ihre neue Frisur gestylt hatte, war sie sich wie eine Hochstaplerin vorgekommen.
Drei Versuche hatte sie gebraucht, bis sie es geschafft hatte, ihre neuen Kontaktlinsen einzusetzen, doch schließlich glich sie der neuen Kate fast aufs Haar, die gestern Abend den Friseursalon im neuen Look verlassen hatte. Doch ein Gedanke ließ sie einfach nicht los: Was, wenn ihre Verwandlung nicht den gewünschten Effekt zeigte und sie stattdessen alle nur auslachten?
War das nicht vollkommen verrückt? Schließlich war sie eine erwachsene Frau und sollte sich den Teufel darum scheren, was andere Menschen von ihrem neuen Look hielten. Becca hatte ihr immer wieder versichert, dass sie einfach heiß aussehen würde – Kate war sich da allerdings nicht so sicher. Sie kam sich immer noch wie die übergewichtige, altbackene Kate vor, die versuchte, jemand zu sein, der sie eigentlich gar nicht war.
Als sie in die Lobby trat, sah Stan vom Sicherheitsdienst auf. „Guten Morgen …“, grüßte er sie.
„Guten Morgen, Stan“, erwiderte sie, und sie fühlte sich ein wenig unbehaglich, als der ältere Mann sie anstarrte.
„Sie sehen heute toll aus, Miss Thornton“, sagte Stan schließlich. „Sehr hübsch.“
„Vielen Dank, Stan“, sagte sie und spürte, wie sich ihre Wangen röteten.
Nachdem sie ihren Ausweis eingescannt hatte, ging sie zu den Fahrstühlen. Während sie auf den Aufzug wartete, betrachtete sie ihr Spiegelbild auf der blankpolierten Fahrstuhlverkleidung. Das Seltsamste an dieser ganzen Verschönerungsaktion war, dass sie sich selbst nicht mehr wiedererkannte.
„Verzeihen Sie, Miss, aber dieser Aufzug ist nur für Angestellte der Chefetage“, hörte sie plötzlich Lance’ Stimme hinter sich.
Sie drehte sich zu ihm um.
„Kate?“, fragte er überrascht.
Vergeblich wartete sie darauf, dass er noch etwas sagte. Zwar war sie ein wenig verletzt deswegen, sie würde aber damit klarkommen. Gestern Abend hatte sie nämlich beschlossen, dass sie damit aufhören wollte, Lance zu gefallen. Diese Entscheidung hatte sie sehr schnell getroffen – zum ersten Mal seit langer Zeit.
„Ich habe heute Morgen unsere Arbeiter in der Today Show gesehen. Das Interview ist richtig gut gelaufen, finde ich“, bemerkte sie.
„Ja, Ally hat sie gut vorbereitet. Ich bin froh, dass sie alle wieder vollkommen gesund werden“, sagte Lance.
Lance ließ Kate den Vortritt in den Fahrstuhl. Als sie hineinging, konnte sie seinen Blick förmlich auf ihrem Rücken ruhen spüren. War der Rock vielleicht doch zu kurz für das Büro? Als sie sich jedoch umdrehte und Lance auf ihre Beine starren sah, wusste sie, dass ihr Outfit die beabsichtigte Wirkung hatte. Endlich sah er die Frau in ihr. Das hatte sie sich immer gewünscht, und trotzdem war es ein komisches Gefühl.
Jetzt, wo sie sich seiner Aufmerksamket gewiss sein konnte, wusste sie nicht, was sie damit anfangen sollte.
„Wie war Ihr Abend?“, erkundigte sie sich.
„Ich habe die meiste Zeit telefoniert … was ich nicht gemusst hätte, wenn meine Assistentin da gewesen wäre“, entgegnete er sarkastisch.
Kate presste die Lippen zusammen. „Vielleicht hat Ihre Assistentin ja auch einfach nur beschlossen, endlich ihr eigenes Leben zu leben.“
„Ist es etwa das, worum es Ihnen die ganze Zeit gegangen ist?“
„Nein“, entgegnete sie kopfschüttelnd. „Ich habe meine eigenen Bedürfnisse viel zu lange ignoriert. Ich weiß, dass mein Timing gestern nicht das beste gewesen ist, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass es in der Raffinerie einen Brand geben würde.“
„Wer hätte das schon ahnen können? Ich habe ja nichts dagegen, wenn Sie einen Nachmittag freimachen. Wenn ich Sie zum Bleiben überreden kann, können wir gerne über mehr Freizeit für Sie sprechen“, schlug Lance vor.
Beim Aussteigen ließ Lance Kate wieder den Vortritt. Als sie an ihm vorbeiging, konnte sie ihn tief Luft holen hören.
„Haben Sie Parfum aufgelegt?“, fragte er.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie ihn an. „Ja“, erwiderte sie. „Wieso fragen Sie?“
„Ach, ich wollte nicht indiskret sein“, entgegnete er. „Aber der Duft gefällt mir.“
„Danke“, entgegnete sie. Ihr verändertes Aussehen schien Lance zu beunruhigen. Oder er stand an diesem Morgen einfach nur ein wenig neben sich. „Wenn Sie in die Raffinerie wollen, kein Problem. Ich komme heute Morgen hier auch ohne Sie zurecht“, bot sie an.
„Danke, Kate, aber ich glaube, dass ich hier gebraucht werde. Besonders, wenn Sie immer noch entschlossen sein sollten zu kündigen.“
Mit einem Nicken betrat sie ihr Büro und wusste sofort, dass viel Arbeit auf sie wartete, als sie das blinkende Licht ihres Anrufbeantworters sah. Als Lance die Tür schloss und an Kate vorbei in sein Arbeitszimmer gehen wollte, streifte er sie zufällig. Dabei stolperte sie in ihren hochhackigen Schuhen, sodass Lance sie mit einer Hand an ihrer Taille stützte, damit sie das Gleichgewicht nicht verlor. Sie drehte sich zu ihm um, wobei ihr Haar seine Schulter berührte.
Obwohl sie den Duft seines Aftershaves schon immer gemocht hatte, kam es ihr so vor, als würde Lance heute Morgen besonders gut riechen. Er legte den anderen Arm um ihre Schulter und sah sie an.
„Mir ist vorher nie aufgefallen, wie hübsch Ihre braunen Augen eigentlich sind“, sagte er.
„Vermutlich hat man sie hinter den Brillengläsern einfach nicht richtig sehen können“, meinte sie verlegen.
„Oder vielleicht habe ich vorher einfach nur nicht richtig hingesehen.“
„Das hat wohl daran gelegen, dass es vorher nichts gab, das sich anzusehen gelohnt hat“, vermutete Kate. Becca hatte gestern Abend ins Schwarze getroffen, als sie gesagt hatte, Kate habe sich die ganze Zeit hinter ihrer Brille und den weiten Kleidern versteckt.
„Bei Ihnen lohnt es sich, genauer hinzusehen, Kate.“
„Wirklich?“, fragte sie erstaunt.
„Ja, und es tut mir leid, dass ich das nicht schon vorher getan habe.“
„Warum tut es Ihnen leid?“
„Weil Sie verflucht hübsch sind, deshalb“, entgegnete er.
„Das bin nicht ich, das sind nur die Frisur und das Make-up“, widersprach sie und fühlte sich unbehaglich wegen seines Kompliments. Anstatt sich darüber zu freuen, begann sie, all die Dinge aufzuzählen, die ihre Mutter immer an ihr bemängelt hatte. „Mein Mund ist zu groß für mein Gesicht.“
Kopfschüttelnd strich er mit dem Daumen über ihre Unterlippe. „Ihr Mund passt perfekt zu Ihrem Gesicht – sinnlich und verführerisch.“
„Verführerisch? Hallo, ich bin’s, Lance. Kate Thornton. Ich habe bisher doch wohl noch nie verführerisch auf Sie gewirkt.“
„Ich muss wohl blind gewesen sein, Kate, weil Sie mich jetzt eindeutig in Versuchung führen“, erwiderte er und berührte mit seinen Lippen ihre, bevor er sie schließlich küsste.
Unwillkürlich stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um den Kuss zu erwidern. Es war genauso, wie sie es sich immer erträumt hatte – auch wenn es vollkommen überraschend passierte. Allerdings hatte sie sich nicht ausgemalt, wie großartig er schmeckte, als sich ihre Zungen berührten. Oder wie wunderbar sich seine kräftigen Hände in ihrem Haar anfühlten. Oder die Art und Weise, wie ein einziger Kuss ausreichte, um ihr ganzes Leben auf den Kopf zu stellen.
Kates Kuss schmeckte einfach himmlisch. Lance fühlte sich unwiderstehlich von ihrer verführerischen Ausstrahlung angezogen, als er sie in den Armen hielt. Plötzlich wurde ihm klar, dass er niemals genug von ihr bekommen können würde. Und es auch gar nicht wollte.
Er ließ seine Hände über ihre Taille gleiten und fragte sich, warum ihm bisher dieser wundervoll gerundete Körper und diese großen, hübschen Augen nicht aufgefallen waren. Vermutlich waren daran die weiten Pullover und die für ihr Gesicht zu große Brille schuld gewesen. Verdammt, sie hatten verhindert, dass Lance in Kate die aufregende Frau gesehen hatte, die sie in Wirklichkeit war.
Er lehnte sich an den Schreibtisch und zog Kate näher an sich heran, sodass er ihre vollen Brüste an seinem Oberkörper spürte – wie gut sie sich anfühlten! Er beugte sich tiefer zu Kate herab und ließ den Kuss noch inniger werden.
Als er kurz innehielt, sah er, dass Kate die Augen geschlossen hatte. Unwillkürlich musste er daran denken, dass er bisher noch keine Frau jemals geliebt hatte. Mit einer Frau ins Bett zu gehen, war eine Sache, aber was sollte er tun, wenn diese Sache mit Kate über das Körperliche hinausging?
Sacht zeichnete er mit den Fingerspitzen die zarten Konturen ihres Gesichtes nach, das von ihrem Haar umspielt wurde, das sie zum ersten Mal, seit sie für ihn arbeitete, offen trug. „Sollte ich mich jetzt besser für den Kuss entschuldigen?“
Sie öffnete die Augen und sah ihn leicht benommen an. „Wollen Sie das denn?“
„Auf keinen Fall. Ich würde es gerne wiederholen, aber das Büro ist vielleicht nicht der beste Ort dafür“, meinte er.
„Da haben Sie recht.“
Sein Telefon klingelte, und Kate sah Lance lächelnd an, als sie danach griff. „Brody Oil and Gas. Sie sprechen mit Kate.“ Ihr Lächeln verblasste. „Einen Moment bitte.“
„Wer ist es?“, wollte Lance wissen.
„Ihre Verlobte. Vermutlich wollen Sie von Ihrem Büro aus mit ihr reden.“
Lance nickte. Es passte ihm ganz und gar nicht in den Kram, dass Lexi diesen besonderen Augenblick mit Kate störte, aber er konnte sie nicht noch einmal vertrösten. „Wir sind noch nicht miteinander fertig“, sagte er zu Kate.
„Natürlich nicht“, erwiderte sie und setzte sich. „Wir müssen noch die nächsten zwei Wochen überstehen.“
„Kommen Sie in mein Büro, wenn ich das Telefonat beendet habe“, ordnete er an. Unbestreitbar herrschte eine starke Anziehungskraft zwischen ihnen beiden. Allerdings hatte er nicht den blassesten Schimmer, wie er mit dieser neuen Kate umgehen sollte – eine Kate, die ihm widersprach und nicht mehr alles tat, was er von ihr verlangte.