Frisch verliebt auf Jermain Island - Day Leclaire - E-Book

Frisch verliebt auf Jermain Island E-Book

Day Leclaire

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Beschreibung

Jermain Island ist ein Paradies für Verliebte! Kein Wunder, dass die schöne Taylor sich Hals über Kopf in JT Richmond verliebt, der sie spontan auf die romantische Insel im blauen Meer begleitet hat. Noch ahnt Taylor nicht, welches Geheimnis ihr Traummann vor ihr verbirgt...

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IMPRESSUM

Frisch verliebt auf Jermain Island erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 1996 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „Make Believe Engagement“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANABand 1157 - 1997 by CORA Verlag GmbH, Hamburg Übersetzung: Dorothea Ghasemi

Umschlagsmotive: Oleksandra Mykhailutsa / Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733778767

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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PROLOG

In fünf scheinbar endlos langen Tagen hatte sie noch immer nicht die Informationen erhalten, die sie über Bride’s Bay Resort brauchte.

Die Hände zu Fäusten geballt, blickte Taylor Daniels starr aus dem Fenster in ihrem Büro. Dies war die letzte Herausforderung, die sich ihr auf dem Weg zur Beförderung zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden in der Firma ihres Vaters stellte, und sie, Taylor, war kurz davor zu scheitern. In ihren Augen war es ganz einfach gewesen. Ihr Vater, Boss Daniels, hatte sie beauftragt, sich über die wirtschaftliche Lage des Luxushotels zu informieren, doch sie stand immer noch wie vor einer Mauer. Wenn sie jetzt nicht bald eine zündende Idee hatte, würde sie versagen.

Es war später Nachmittag, doch von der schwülen Hitze, die in Charleston herrschte, war im klimatisierten Büro nichts zu spüren. Taylor presste die Lippen zusammen. Sie hatte Jahre darauf verwandt, diese Position bei Daniels Investment zu erreichen und zu beweisen versucht, dass sie alt genug und auch clever genug war, um die Nachfolge ihres Vaters antreten zu können. Nun stand sie kurz vor dem Ziel, und sie wollte nicht, dass ihre Träume wie Seifenblasen zerplatzten.

Sie musste irgendwie an die Bücher von Bride’s Bay Resort kommen, um die genauen Zahlen über alle Einnahmen und Ausgaben zu kennen.

Ihr war von Anfang an klar gewesen, dass sie selbst auf die Insel fahren musste, um die Fakten zu erfahren, aber ihr war genauso klar, dass man ihr sofort auf die Schliche kommen würde, wenn sie die erste Frage stellte. Sie musste also die Informationen bekommen, ohne sich dabei zu verraten.

Ein zaghaftes Klopfen an der Tür riss Taylor aus ihren Gedanken. „Störe ich, Taylor?“

Taylor drehte sich um und lächelte ihre Sekretärin an. „Nein, natürlich nicht, Linda. Kommen Sie rein.“

„Ich habe die Briefe, die Sie diktiert haben, geschrieben. Sie sind fertig zur Unterschrift.“

„Danke. Legen Sie sie bitte auf meinen Schreibtisch.“

„Mr. Daniels hat um einen Lagebericht über Ihren aktuellen Auftrag gebeten und … Oh.“ Linda nahm einen der Prospekte, die auf Taylors Schreibtisch lagen. „Wollen Sie im Bride’s Bay Resort absteigen? Da haben Sie eine gute Wahl getroffen. Es ist sehr schön dort.“

„Sind Sie schon mal da gewesen?“

„Ja, aber nicht als Gast“, meinte Linda lachend. „Das könnte ich mir nicht leisten. Ich habe mal dort gearbeitet.“

„Im Hotel?“

Linda nickte. „Ich bin auf Jermain Island aufgewachsen. Im Dorf“, fügte sie schnell hinzu. „Als ich aufs College gegangen bin, haben viele meiner Mitschüler im Hotel gearbeitet. Habe ich Ihnen denn nie davon erzählt?“

„Nein.“ Taylor betrachtete sie aufmerksam. „Wie gut kennen Sie die Jermains?“

Linda zuckte die Schultern. „Ziemlich gut. Warum?“

Zum ersten Mal seit Tagen lächelte Taylor. „Setzen Sie sich, Linda. Ich muss etwas mit Ihnen besprechen.“

„Hier JT Richmond. Was kann ich für Sie tun?“

„Hallo, Jace. Hier ist Linda Halloway, die Tochter von Hank und Martha.“

JT lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Natürlich, Linda! Wie geht es dir?“

„Oh … gut.“

JT merkte, dass sie etwas unsicher war.

„Ich rufe aus einem bestimmten Grund an“, sagte Linda. „Ich habe nämlich ein kleines Problem und dachte, du könntest mir vielleicht helfen.“

„Klar. Worum geht’s?“

„Meine Arbeitgeberin braucht Informationen über Jermain Island – vertrauliche Informationen. Da ich ihr nicht weiterhelfen konnte, hat sie mich gefragt, ob ich jemanden kenne, der es möglicherweise kann.“

JT runzelte die Stirn. „Warum sprichst du nicht mit meinem Onkel oder mit Elizabeth Jermain? Die beiden wissen viel mehr über die Insel als ich.“

„Das hätte ich ja getan, aber …“ Er merkte wohl, wie nervös sie war. „Es war wohl keine so gute Idee. Vergiss einfach, dass ich angerufen habe.“

Unvermittelt setzte er sich auf. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte er instinktiv. Ihm war klar, dass er es noch bereuen würde, wenn er nicht den Grund für ihren Anruf erfuhr.

„Hör mal, Kleine“, meinte er betont locker, „ich bin zwar nur dein Cousin zweiten Grades, aber ich bin immer bereit, meinen Verwandten zu helfen. Also, was ist los?“

Mit seinen Worten hatte er das Eis gebrochen, denn Linda seufzte erleichtert auf und erklärte ihm anschließend alles. Obwohl es ziemlich zusammenhanglos war, hörte er doch heraus, dass es um Daniels Investment ging. Was hatte diese Firma mit Jermain Island vor, und, was noch wichtiger war, was hatte sie mit Bride’s Bay Resort vor?

„Hoffentlich habe ich dir jetzt keinen falschen Eindruck vermittelt“, fuhr Linda fort. „Taylor ist wirklich ein Schatz. Als sie mich um Hilfe gebeten hat, habe ich sofort an dich gedacht. Das war doch richtig, oder?“, fügte Linda unsicher hinzu.

JT lehnte sich wieder zurück und ballte dabei die rechte Hand zur Faust. „Keine Angst, Linda, das hast du schon richtig gemacht. Eins möchte ich allerdings wissen: Warum wollen die Leute von Daniels Investment diese Informationen? Was haben sie vor?“

Sie schwieg eine ganze Weile. „Jace …“, begann sie dann.

„Du riskierst deinen Job, wenn du mir mehr erzählst“, fiel er ihr ins Wort.

„Ja“, flüsterte sie. „Ich habe nur das getan, worum Taylor mich gebeten hat. Wenn ich noch mehr sage … Viel mehr weiß ich sowieso nicht – zumindest nichts, das dir weiterhelfen könnte.“

„Aber du hast einen Verdacht.“

„Ja.“

„Du musst nicht für diese Leute arbeiten, Linda. Wenn du daran interessiert bist, kann ich dir einen Job bei einer seriösen Firma besorgen.“

„Vielleicht komme ich später darauf zurück. Womöglich irre ich mich ja auch“, fuhr sie wesentlich fröhlicher fort. „Taylor ist wirklich nett. Warte, bis du sie kennen lernst.“

JT lächelte humorlos. Soso, nett. Nett wie eine Giftschlange. Schließlich fiel der Apfel nicht weit vom Stamm, und das bedeutete, dass ein Sprössling von Boss Daniels genauso giftig war wie dieser.

„Gib Miss Daniels meinen Namen und meine Privatnummer“, erklärte JT schließlich, „aber erzähl ihr nichts über mich.“

„Und wenn sie mich danach fragt?“, protestierte Linda. „Irgendwas muss ich ihr doch sagen.“

„Sag ihr, dass ich ungewöhnliche Jobs übernehme. Das kann sie interpretieren, wie sie will.“

„Oh, Jace, das klingt ja schrecklich! Warum kann ich nicht …“

„Erzähl ihr auf keinen Fall mehr, Linda“, befahl er leise. „Und sag ihr außerdem, dass ich mir meine Dienste teuer bezahlen lasse.“

Wieder schwieg sie einen Moment. „Ich hasse es, wenn du in diesem Tonfall sprichst“, beschwerte sie sich schließlich. „Shadroe hat immer gesagt, dass man in dem Fall besser tut, was du verlangst, oder dir aus dem Weg geht.“

JT musste sich ein Lächeln verkneifen. „Also hör auf meinen Onkel.“

Linda seufzte erneut. „Na gut, ich gebe Taylor deinen Namen und deine Nummer. Was ihr beide daraus macht, ist eure Sache. Ich möchte damit lieber nichts zu tun haben.“

„Eine kluge Entscheidung. Ach, und noch etwas.“

„Ja?“

„Du wirst es bestimmt nicht bedauern, dass du dich an mich gewandt hast. Wenn etwas passiert, werde ich mich schon darum kümmern.“

„Danke.“ Sie zögerte kurz, bevor sie schnell hinzufügte: „Und sei nicht zu streng mit Taylor. Sie ist ganz anders als ihr Vater.“

Er zog die Augenbrauen hoch. „Ich und streng?“, spottete er. „Du machst wohl Witze.“

Als er jedoch auflegte, umspielte ein zynisches Lächeln seine Lippen. Bald würde er ein Mitglied der Familie Daniels in die Finger bekommen, und dann konnte er endlich eine lange offen stehende Rechnung begleichen.

1. KAPITEL

Taylor betrachtete sich zufrieden in dem kleinen Spiegel ihrer Puderdose. Obwohl es erst Mai war, war es ungewöhnlich heiß, aber trotz der hohen Luftfeuchtigkeit saß ihr Haar perfekt. Der Samstagnachmittag war kein besonders günstiger Zeitpunkt für eine Besprechung, doch da Taylor bereits zu viel Zeit verloren hatte, hatte sie keine andere Wahl. Zum Glück stand JT Richmond ihr zur Verfügung. Angewidert schüttelte sie den Kopf. Seine Worte, dass er sich seine Dienste teuer bezahlen ließ, sagten viel über den Mann aus. Offenbar ließ er sich vom Meistbietenden kaufen wie ein Zuchtbulle auf einer Versteigerung.

Taylor warf einen letzten Blick in den Spiegel. Das Markanteste in ihrem Gesicht waren ihre leicht schräg gestellten, großen braunen Augen, die von dichten Wimpern gesäumt waren und einen auffälligen Kontrast zu ihrem hellen Teint und den goldblonden Haaren bildeten. Sie waren das einzige äußerliche Merkmal, das sie von ihrem Vater geerbt hatte. Dennoch musste sie sich zu ihrem Leidwesen ständig von den Leuten sagen lassen, wie sehr sie Boss ähnelte.

Für sie war es alles andere als ein Kompliment.

Entschieden klappte Taylor die Puderdose zu, steckte sie in ihre Aktentasche und setzte ihre verspiegelte Sonnenbrille auf. Das Ganze war wirklich lächerlich! Warum hatte sie bloß solche Gewissensbisse? Man hatte ihr schließlich schon vor langer Zeit beigebracht, dass ein schlechtes Gewissen nur das Urteilsvermögen trübte. Das Einzige, was hier angebracht war, waren ein klarer Verstand und logisches Denkvermögen. Sie musste sich auf das Geschäft konzentrieren, denn es war höchste Zeit, dass sie die nötigen Informationen bekam, bevor sie nach Jermain Island reiste.

Taylor nahm ihre Aktentasche vom Beifahrersitz und warf einen Blick auf den Zettel mit der Adresse, den Linda ihr gegeben hatte. Die Hausnummer stimmte mit der über der Tür des baufälligen Häuschens überein. Dies hier war nicht gerade die exklusivste Wohngegend von Charleston. Entweder waren Richmonds Honorarforderungen zu niedrig, oder seine Dienste waren das Geld nicht wert.

Nachdem Taylor aus dem Wagen gestiegen war, ging sie vorsichtig die kiesbestreute Einfahrt entlang. Ihre hohen Absätze waren nicht besonders praktisch, verliehen ihr jedoch das nötige Selbstbewusstsein, das sie in der von Männern dominierten Finanzwelt brauchte. Dass sie blond und zudem sehr zierlich war, bestärkte die Männer normalerweise in ihren Vorurteilen, aber sie hatte gelernt, etwaige Annäherungsversuche mit einem kühlen Blick von vornherein abzublocken.

Von der Einfahrt führte ein gepflasterter Weg zu dem Haus, dem sie nun folgte. Ihr Blick fiel auf eine Harley-Davidson, die auf dem nur teilweise gemähten Rasen stand. Offenbar war gerade jemand dabei, das Motorrad auseinander zu nehmen, denn auf der ölverschmierten Plane daneben lagen verschiedene Ersatzteile. Vor Taylors geistigem Auge tauchte das Bild eines bierbäuchigen tätowierten Bikers auf. Worauf habe ich mich bloß eingelassen? fragte sie sich. Linda hätte ihr wohl kaum vorgeschlagen, sich mit diesem JT Richmond zu treffen, wenn er gefährlich war, oder?

Taylor blieb vor dem Haus stehen und schaute sich um. Dabei bemerkte sie, dass die Verandastufen völlig durchgetreten waren. Auf keinen Fall wollte sie es riskieren, sich das Genick zu brechen, indem sie hinaufging. „Hallo? Ist jemand da?“, rief sie deshalb.

„Ich bin hier, Miss Daniels“, ließ sich eine männliche Stimme von der Rückseite des Hauses vernehmen.

Als sie durch das Gras ums Haus herumging, sah sie ihn. Sein Anblick war viel beunruhigender als das Bild in ihrer Fantasie.

Er lag in einer Hängematte, die sanft hin und her schaukelte. Das Erste, was Taylor durch den Kopf ging, war, dass er weder einen Bierbauch noch irgendwelche Tätowierungen hatte, denn sie sah nichts als nackte, tiefgebräunte Haut. Insgeheim betete sie, dass er wenigstens eine Badehose trug, denn aus ihrem Blickwinkel sah sie nur seinen muskulösen bloßen Oberkörper und seine langen Beine, die er lässig über den Rand baumeln ließ.

Als sie sich zwang, ihm ins Gesicht zu schauen, stellte sie verärgert fest, dass er auch umwerfend attraktive Züge hatte. Und zu allem Überfluss schien er ihre Gedanken zu lesen, denn seine blauen Augen funkelten spöttisch. Davon ließ sie sich allerdings nicht aus der Fassung bringen.

Doch was immer dieser Mann zu verkaufen hatte, die Frauen waren bestimmt ganz scharf darauf.

Sein Haar war fast schwarz und etwas länger als bei den meisten Männern, die sie kannte. Er wirkte auch viel rücksichtsloser, was ihr ziemlich lächerlich vorkam, denn immerhin arbeitete sie teilweise mit Männern zusammen, die über Leichen gingen. Doch der energische Zug um seinen Mund, der intelligente Ausdruck seiner Augen und das Selbstvertrauen, das er ausstrahlte, ließen erahnen, dass Richmond ein Mann war, mit dem man rechnen musste.

Allerdings stand er zum Verkauf.

„Ich nehme an, dass Sie JT Richmond sind“, erklärte Taylor sachlich.

„Richtig. Und Sie müssen die berüchtigte Taylor Daniels sein, die rechtmäßige Erbin des großen bösen Boss.“

Sie verzog keine Miene. „Sie sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen, Mr. Richmond. Ich bin zwar berüchtigt, aber nicht in der Hinsicht wie mein Vater. Und was meinen Status als Erbin betrifft – wenn Sie Boss kennen würden, wüssten Sie, dass auch rechtmäßige Erben sich bei Daniels ihre Brötchen verdienen müssen.“

„Selbst als Tochter des Bosses?“

„Gerade als Tochter des Bosses“, erwiderte sie ruhig.

In diesem Moment hörte er auf zu schaukeln, und es entstand ein spannungsgeladenes Schweigen. Taylor hatte den Eindruck, als würde Richmond sie mit seinen Blicken durchbohren, und war dankbar, dass die Gläser ihrer Sonnenbrille verspiegelt waren.

„Sie wollen also Ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen“, sagte er schließlich und lächelte humorlos. „Ich schätze, das macht Sie gefährlich.“

Sie seufzte entnervt und schaute demonstrativ auf ihre Uhr. „Wollen wir nicht zum Geschäft kommen, Mr. Richmond? Ich habe nicht viel Zeit.“

„Gern. Wollen Sie sich zu mir setzen?“

Taylor blinzelte verwirrt. „Wie bitte?“

„Ich habe Sie gefragt, ob Sie sich zu mir setzen wollen“, sagte er scharf, als wäre sie beschränkt.

„Zu Ihnen? In die Hängematte? Ich glaube kaum.“

Richmond verschränkte die Arme im Nacken, doch trotz seiner lässigen Pose konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sie im Geiste genauso abschätzte wie sie ihn. Dann stieß er sich mit dem Fuß von einem der Stützpfeiler ab, an denen die Hängematte befestigt war, sodass diese wieder zu schaukeln begann.

„Hier ist genug Platz.“ Er grinste anmaßend, und sein Tonfall wirkte durch den Südstaatenakzent noch verführerischer.

Taylor verspannte sich unwillkürlich. Sie wollte Informationen von diesem Mann und keine Spielchen mit ihm spielen. Krampfhaft umklammerte sie ihre Aktentasche.

Richmond musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Seien Sie doch ehrlich. Sie haben genug Zeit. Sie wollen sie sich nur nicht nehmen.“

„Also gut“, meinte sie, „ich will mir die Zeit nicht nehmen, Mr. Richmond …“

„JT“

Taylor atmete tief durch und versuchte es noch einmal. „Wollen wir jetzt zum Geschäft kommen, JT? Deswegen habe ich schließlich diesen Termin mit Ihnen vereinbart.“

Er setzte sich auf und wirkte plötzlich alles andere als träge. „Nein, Miss Daniels“, entgegnete er scharf, „nicht Sie haben diesen Termin mit mir vereinbart, sondern Ihre Sekretärin, weil Sie es nicht für nötig hielten, selbst zum Telefonhörer zu greifen.“

Sein plötzlicher Wutausbruch überraschte Taylor. „Haben Sie sich darüber geärgert, Mr. Richmond? Es tut mir ja so Leid.“

„Entschuldigung angenommen. Und nun kommen Sie her.“

Sie stand wie erstarrt da. „Wie bitte?“

„Sind Sie taub? Das ist schon das zweite Mal, dass ich meine Worte wiederholen muss.“

„Ich bin nicht taub, aber ich …“

„Dann kommen Sie gefälligst her.“

Taylor runzelte die Stirn. Auf keinen Fall würde sie auch nur einen Schritt näher an ihn herangehen! „Sie scheinen da etwas missverstanden zu haben, JT. Also lassen Sie mich eins klarstellen: Ich engagiere Sie, und deshalb tun Sie, was ich sage, nicht umgekehrt.“

Daraufhin brach JT in schallendes Lachen aus, das die seltsamsten Fantasien in ihr hervorrief. Sie lag mit ihm in der Hängematte und … Schnell riss Taylor sich wieder zusammen. Was war nur mit ihr los? Bisher hatte sie immer darauf geachtet, Privat- und Berufsleben streng voneinander zu trennen, und das sollte auch so bleiben. JT Richmond war für sie Mittel zum Zweck, mehr nicht, selbst wenn er noch so attraktiv war.

„Da ich Sie engagiere“, fuhr sie fort, „bin ich Ihre Chefin. Und wenn Sie noch einmal in diesem Ton mit mir reden, können Sie sich einen anderen Job suchen.“

„Ganz im Gegenteil, Miss Daniels“, korrigierte er sie. „Wenn Sie Informationen über Jermain Island und Bride’s Bay Resort haben wollen, tun Sie, was ich sage. Ist das klar?“

Taylor nickte kurz. „Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, JT. Hoffentlich behalten Sie Ihren nächsten Job länger als diesen.“

Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und ging wieder zurück. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich etwas bewegte, dann sprang JT plötzlich über das Geländer und landete direkt vor ihr.

„Unsere Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen“, erklärte er mit einem eisigen Unterton.

Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück, denn erst jetzt wurde ihr bewusst, wie groß er war. Langsam ließ sie den Blick über seine behaarte Brust und schließlich tiefer schweifen und stellte erleichtert fest, dass er tatsächlich eine Hose trug, und zwar eine abgeschnittene, ausgefranste Jeans, die seine schmalen Hüften und muskulösen Oberschenkel betonte.

Doch seltsamerweise machte sein Anblick sie überhaupt nicht nervös, sondern weckte seltsame Gefühle in ihr. Dass sie als Frau auf den Anblick eines so gut gebauten Mannes körperlich reagierte, wunderte Taylor nicht, aber dass sie sich zu JT hingezogen fühlte, bestürzte sie.

Obwohl sie in einer Männerwelt aufgewachsen war und seit Jahren mit mächtigen Wirtschaftsbossen zusammenarbeitete, hatte noch nie ein Mann eine solche Wirkung auf sie ausgeübt wie JT Richmond. Allerdings war ihr bisher auch noch keiner halb nackt unter die Augen getreten. Sie hob das Kinn und erwiderte standhaft seinen Blick, damit JT nicht merkte, was in ihr vorging.

„Sie stehen im Weg“, verkündete sie, erleichtert darüber, wie ruhig ihre Stimme klang.

„Das haben Sie ganz richtig erkannt. Und ich beabsichtige, es so lange zu tun, bis wir uns einig geworden sind.“ Als JT die Arme vor der Brust verschränkte, fiel Taylors Blick auf seinen beeindruckenden Bizeps.

Entsetzt schaute Taylor woanders hin. Was war bloß mit ihr los? Bisher hatte sie nur für die Firma gelebt, doch der Anblick von JTs muskulöser Brust und seiner beängstigend knappen Jeans erinnerte sie daran, dass es auch noch andere Dinge im Leben gab. Wenn sie sich jetzt nicht zusammenriss, konnte sie sich die Beförderung abschminken. Dieser Gedanke ernüchterte sie sofort.

„Entweder kommen wir zum Geschäft, oder Sie gehen mir aus dem Weg“, erklärte sie höflich, aber kühl. „Also, wofür entscheiden Sie sich, Mr. Richmond?“

JT musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Wie der Vater, so die Tochter, stimmt’s?“

„Stimmt.“

„Da Sie nichts anderes kennen als das Geschäft, will ich mich damit begnügen – vorerst.“ Nun funkelten seine Augen spöttisch.

Taylor überhörte das geflissentlich. „Ich würde gern zur Sache kommen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“

„Nur zu. Ich bin ganz Ohr.“

Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, denn sie war nicht darauf gefasst gewesen, dieses Gespräch zu führen, während ihre Absätze im Boden versanken. Genauso wenig hatte sie erwartet, dass ihr Gesprächspartner ihr halb nackt gegenüberstehen würde. Doch solange sie nicht das Gleichgewicht verlor und den Blick auf JTs Gesicht gerichtet hielt, musste es klappen.

„Also gut“, begann sie schließlich. „Ich bin bereit, Ihnen eine angemessene Summe zu zahlen, wenn Sie mir die entsprechenden Informationen über Jermain Island liefern, und zwar besonders über Bride’s Bay Resort, seine Besitzer und das Personal.“

„Und wofür brauchen Sie die Informationen?“

„Das geht Sie nichts an.“

JT zog die dunklen Brauen hoch. „Wenn Sie wollen, dass ich mit Ihnen zusammenarbeite, dann schon. Warum interessieren Sie sich für Jermain Island?“

Plötzlich wurde Taylor nervös. Dieser Mann mochte zum Verkauf stehen, doch das Funkeln in seinen Augen und der entschlossene Zug um seinen Mund deuteten darauf hin, dass er kein Müßiggänger war. Dazu wirkte er viel zu entschlossen. Andererseits stammte er von Jermain Island und hatte vermutlich Verwandte dort. Sie hatte durchaus Verständnis dafür, dass er ihnen gegenüber loyal war, aber sie musste vorsichtig sein.

„Bevor wir alles Weitere besprechen, müssen Sie mir versprechen, dass Sie mit niemandem darüber reden“, verlangte sie.

JT zuckte die Schultern. „Klar.“

„Wenn ich Sie bezahle, erwarte ich bedingungslose Loyalität. Wenn Sie mir die nicht entgegenbringen, bekommen Sie auch kein Geld. Verstanden?“

„Verstanden. Ich werde mit niemandem darüber reden, es sei denn, Sie haben etwas Illegales vor oder gefährden die wirtschaftliche Zukunft von Jermain Island. Ist das fair?“

Taylor neigte den Kopf. „Ja, das ist es. Um Ihre Frage zu beantworten: Ich stelle Nachforschungen über mehrere Hotels an, und das Bride’s Bay Resort ist nur eins davon. Ich brauche eine detaillierte Analyse seiner Finanzen.“

„Und wozu?“

Sie zuckte die Schultern. „Wir spielen mit dem Gedanken, in das Hotel zu investieren.“

„Es steht aber nicht zum Verkauf.“

„Das ist uns klar. Allerdings ist es exemplarisch, falls sich uns einmal die Gelegenheit bietet, in ein ähnliches Projekt zu investieren.“

Mit dieser Erklärung schien er sich zufrieden zu geben. „Und was für Informationen wollen Sie genau?“

„Mein Bericht muss folgende Einzelheiten enthalten: wie das Hotel geleitet wird und welchen Komfort es bietet, die Anzahl der Mitarbeiter und deren Aufgaben und die Anzahl der Gäste. Außerdem brauche ich eine Gewinn-und-Verlust-Rechnung.“

„Ist das alles?“

„So ziemlich.“

„Sie verlangen nicht viel, stimmt’s?“

Bewusst ignorierte sie seinen ironischen Unterton. „Ich erwarte schließlich etwas für mein Geld.“

JT fuhr sich über den Nacken. „Na gut. Kommen Sie mit.“

„Wohin?“

„Zur Hängematte. Ich möchte es bequem haben, wenn ich Verhandlungen führe.“

Er umfasste ihren Ellbogen und führte sie zurück zur Rückseite des Hauses. Taylor dachte amüsiert daran, dass sie ihn ganz richtig eingeschätzt hatte. Er wollte sich die Gelegenheit, auf die Schnelle gutes Geld zu verdienen, nicht entgehen lassen. Umso besser. Nachdem sie ihm klar gemacht hatte, dass ihre Beziehung zueinander rein geschäftlich war, würde er sich benehmen. Zumindest hoffte Taylor das.

Da die Stufen zur Veranda auf der Rückseite des Hauses nicht besser aussahen als die auf der Vorderseite, blieb sie zögernd stehen, was JT allerdings entging. Da er sie einfach mit sich zog, stolperte sie hinter ihm her und umfasste seinen Arm, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Nicht so schnell!“, protestierte sie.

Daraufhin umfasste er ihre Taille und hob sie kurzerhand hoch, wobei er einen abfälligen Blick auf ihre Pumps warf. Du meine Güte, er berührt mich, ging es Taylor durch den Kopf, und ich klammere mich wie eine Klette an ihn! Als sie seine weiche Haut und die festen Muskeln unter ihren Fingern spürte, musste sie gegen die Versuchung ankämpfen, ihn zu streicheln. Er war so aufregend männlich! Sie atmete tief durch und hoffte insgeheim, dass sie noch aufrecht stehen konnte, wenn er sie absetzte.

„Wenn Sie nicht diese idiotischen Schuhe tragen würden, wären Sie womöglich in der Lage, allein ein paar Stufen hochzugehen“, bemerkte er scharf.

„Wenn ich ein paar Zentimeter größer wäre, bräuchte ich solche Schuhe nicht anzuziehen.“ Da sie so verwirrt war, hatte sie mehr von sich preisgegeben, als sie es normalerweise Fremden gegenüber tat. Nervös befreite sie sich aus JTs Griff und wich einige Schritte zurück. Zum Glück stand noch ein Liegestuhl auf der Veranda, in den sie sich rasch setzte.

JT legte sich wieder in die Hängematte und betrachtete Taylor aus zusammengekniffenen Augen. „Müssen Sie mit den hohen Absätzen Ihr Selbstbewusstsein aufpolieren?“ Bevor sie antworten konnte, fuhr er fort: „Nein, das haben Sie sicher nicht nötig, selbstbewusst wie Sie sind.“

„Mr. Richmond …“

„Oder wollen Sie Ihren Mitarbeitern in die Augen sehen können? Sie können nicht Statur mit Status gleichsetzen.“

„Ich glaube, das reicht jetzt!“

„Scheint so, als hätte ich genau ins Schwarze getroffen“, meinte er ungerührt und richtete sich auf. „Machen ein paar Zentimeter Ihrer Meinung nach denn so einen großen Unterschied?“

„Allerdings“, erwiderte sie kurz angebunden.

„Interessant“, meinte er, „die Eisprinzessin zeigt Schwäche“.

„Wo haben Sie denn den Namen gehört?“, entgegnete Taylor scharf.

„Von Linda jedenfalls nicht.“

„Nein. Sie ist viel zu nett.“ Taylor kniff die Augen zusammen. „Aber es überrascht mich, dass jemand, der nicht zur Finanzwelt gehört, mich so nennt.“

JT zuckte die Schultern. „Da ich immer gern etwas über meine Arbeitgeber weiß, habe ich einige Erkundigungen eingezogen, nachdem Linda mich angerufen hatte. Es gab viele Leute, die bereit waren, über den ‚Großen bösen Boss‘ und seine ‚Eisprinzessin‘ zu reden.“

„Anscheinend eilt mein Ruf mir voraus.“

„Zweifellos.“ Er betrachtete sie spöttisch. „Haben Sie ihn sich verdient?“

„Was, den Spitznamen oder den Ruf?“

„Oh, ich bin sicher, dass Sie den Ruf zu Recht haben.“

„Den Spitznamen auch.“

„Interessant“, meinte er wieder. „Ich bin fast versucht, es auszuprobieren. Fast.“

Als er dann lächelte, musste Taylor sich beherrschen, um ihre Wut zu unterdrücken. „Sie haben Ihren Spaß gehabt, Mr. Richmond. Wollen wir jetzt endlich zum Geschäft kommen?“ Sie öffnete ihre Aktentasche und nahm die Liste heraus, die sie für dieses Gespräch aufgestellt hatte. „Lassen Sie mich mal sehen … Wir müssen Ihr Honorar aushandeln und diverse andere Einzelheiten besprechen.“

„Sie haben alles durchorganisiert, stimmt’s?“

Verständnislos schaute sie ihn an. „Wie bitte?“