Beatrice - wohin führt dein Weg Teil 1 - Lissa Seebauer - E-Book

Beatrice - wohin führt dein Weg Teil 1 E-Book

Lissa Seebauer

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Beschreibung

Beatrice 25 Jahre jung, betrat mit klopfendem Herzen das Hotel „Bayerischer Hof“. Ab heute würde sie unter den gestrengen Augen des Herrn Säumlich am Empfang arbeiten. Sie war überglücklich die Stelle bekommen zu haben. Der Empfangschef war mit ihren Leistungen sehr zufrieden. Würde der Besitzer Jan van Draalen mit ihrer Arbeit auch zufrieden sein? Zufällig lernte sie Meike ein kleines Mädchen im Rollstuhl kennen. Die Beiden freundeten sich an und bald hing Meike mit abgöttischer Liebe an ihr. Jan van Draalen sah das anders. Er kündigte Beatrice fristlos und erteilte ihr Hausverbot.

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Lissa Seebauer

Beatrice - wohin führt dein Weg Teil 1

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

 

Beatrice - Wohin führt dein Weg

Mit klopfendem Herzen schaute Beatrice Reiners den Empfangschef des großen Hotels an. Herr Säumlich nickte und betrachtete mit strengem Blick das fünfundzwanzigjährige Mädchen.

„Sie haben gute Zeugnisse, das muss ich Ihnen lassen. Wie steht es mit Englisch? Ist die Aussprache perfekt?“

Ohne zu überlegen gab Beatrice in einwandfreiem Englisch zur Antwort: „Jawohl Herr Säumlich. Meine Mutter war eine echte Britin und achtete stets auf korrekte Aussprache.

„Na gut, dann will ich es mit Ihnen versuchen. Sie haben zwei Wochen Probezeit. Bin ich mit Ihren Leistungen zufrieden, werde ich mit Herrn van Draalen über Sie sprechen. Ihr Dienst beginnt morgen um achtzehn Uhr bis sechs Uhr früh.“

„Jawohl Herr Säumlich.“

„Ich bitte mir aber Pünktlichkeit aus. Ihr jungen Leute nehmt es mit der Zeit nicht sehr genau. Ich toleriere weder Nachlässigkeiten mit der Kleidung, noch mit dem Dienstbeginn.

„Ich werde mich daran halten. Auf Wiedersehen Herr Säumlich.“ Aufatmend verließ sie die vornehme Hotelhalle.

„Puh ist das ein strenger Mensch“, murmelte sie, doch dann überwog die Freude. Ab morgen würde sie am Empfang des Bayrischen Hofes arbeiten, das größte und teuerste Hotel in der ganzen Stadt.

 

 

Voller Tatendrang betrat Beatrice am nächsten Tag das vornehme Hotel. Sie war um einen guten Eindruck bemüht und kam daher schon eine Stunde früher. Forsch ging sie auf Herrn Säumlich zu, der ihr missbilligend entgegen sah.

„Fräulein Reiners ich habe Hannes unseren Lehrling beauftragt, Ihnen alles Wichtige zu zeigen. Als erstes den Dienstboteneingang. Ich möchte nicht mehr sehen, dass Sie durch den Haupteingang gehen. Er ist nur den Gästen vorbehalten.“

Erschrocken schaute sie den älteren Mann an: „Bitte entschuldigen Sie, das wusste ich nicht.“

„Darum sage ich es Ihnen.“

Ein junger dunkelhaariger Mann kam grinsend aus dem hinter der Rezeption liegendem Büroraum und winkte Beatrice salopp zu, was ihm einen strafenden Blick des Empfangschefs eintrug, was ihn allerdings nicht zu stören schien.

„Hannes zeige der jungen Dame die Örtlichkeiten, die sie in Zukunft betreten durfte.“

„Hey, wie du gehört hast, heiße ich Hannes. Willkommen in der Tretmühle.“

„Ich bin Beatrice. Ist der immer so streng und hochgestochen?“

„Du meinst unseren Zuschlag?“

„Zuschlag?“

„Säumniszuschlag ist sein Spitzname kurz Zuschlag“, lachte der Junge und öffnete eine Türe, „also hier ziehen sich unsere Damen um, die Männer gegenüber. Der nächste Raum ist unser Aufenthaltsraum und das Speisezimmer für Personal. Gleich daneben befindet sich das heilige Büro unseres obersten Chefs, Herrn van Draalen.“

„Warum heilige Büro?“

„Na ja, Jeder ist froh, wenn er selten oder noch besser überhaupt nicht da hinein muss.“

Ist dieser Herr van Draalen so schlimm?“

„Nein eher das Gegenteil“, meinte Hannes, „es ist nur so, dass man etwas ausgefressen haben muss, um da hineingerufen zu werden.“

„Ach so“, lachte Beatrice erleichtert auf, „ dann hoffe ich inständig, dass der Chef mich nie ruft.“

„Das kannst du laut sagen“, grinste er. „So der Rundgang ist beendet. Ziehe dich um, sonst erhältst du gleich am ersten Arbeitstag einen Tadel.“

„Einen habe ich schon.“

„Wegen des Eingangs?“

„Ja Herr Säumlich war ganz schön sauer auf mich.“

„Das darfst du nicht so eng sehen, er meint es nicht so.“

„Hoffen wir es“, murmelte das Mädchen und verschwand im Umkleideraum für Damen. Der lang gestreckte Raum war bis auf schmale Schränke, einem langen Tisch und etlichen Stühlen leer. Neugierig öffnete Beatrice eine weitere Türe und stand in einem großen Baderaum mit vier Duschen und zwei Toiletten.

„Wunderbar“, murmelte sie, schloss die Türe und ging zurück in den Umkleideraum. „Wo kann ich denn meine Jacke hinhängen. Nicht ein Haken zu sehen.“

Langsam ging sie an den Schränken vorbei und las die kleinen Schildchen an den Türen. Jeder Spind trug einen Namen und darunter ein Quadrat mit Ziffern von 0 - 9. Plötzlich stutzte sie. Beatrice Reiners stand da. Sie öffnete die schmale Türe, da hingen sauber nebeneinander, drei dunkelblaue Röcke, fünf hellgelbe Blusen und drei intensiv gelbe ärmellose Westchen. Im oberen Fach fand sie Handtücher, Duschgel und sogar Haarshampoo.

„Donnerwetter, das ist ein Service“, murmelte sie und legte ihre Kleidung ab. Alles passte ihr wie angegossen. Darum wurde im Bewerbungsbogen Gewicht, Schuh- und Konfektionsgröße verlangt. Sogar die dunkelbraunen Pumps passten. Sie drückte die Türe zu und suchte vergeblich nach dem Schlüssel, um abzuschließen.

„Dann eben nicht“, murrte sie und ging vor zur Rezeption. Herr Säumlich begutachtete das Mädchen von Kopf bis Fuß und nickte zufrieden: „Sehr gut, so möchte ich Sie jeden Tag sehen. Haben Sie sich Ihre Spindnummer gut eingeprägt?“

„Spindnummer?“

„Hat Hannes Ihnen nichts gesagt?“

Sie schüttelte verneinend den Kopf.

„Nur Blödsinn, sonst nichts im Hirn diese Lehrlinge“, schimpfte er. „Gehen Sie und schließen Ihren Schrank ab. Im oberen Fach liegt ein verschlossener Brief. Er enthält ihre persönliche PIN Nummer, die sie eingeben müssen.“

Beatrice tat was er ihr befohlen hatte und Minuten später stand sie wieder neben Herrn Säumlich. Eine französische Reisegruppe kam an und sie hatten alle Hände voll zu tun. Der Empfangchef beobachtete die neue Mitarbeiterin und es war seinem Gesicht deutlich abzulesen, dass er mehr als zufrieden mit der jungen Frau war.

Sie sprach nicht nur ein perfektes Englisch, sonder auch ganz passabel Französisch. Der Abend verging wie im Flug. Herr Säumlich schaute auf seine Uhr und sagte nach kurzer Überlegung: „Es ist bereits zwei Uhr. Ich denke ich kann Sie alleine lassen. Thomas wird sie unterstützen. Er hat in einer Stunde Dienstbeginn. Sollten Sie nicht klar kommen, rufen Sie den Nachtkellner. Jürgen kennt sich aus.“

Beatrice nickte erleichtert. Hoffentlich geht er endlich, dachte sie, dann kann ich endlich diese Schuhe ausziehen.

Als hätte er ihre Gedanken erraten, fügte er schmunzelnd hinzu: „Ziehen Sie endlich Ihre anderen Schuhe an. Ich sehe doch, dass Sie kaum noch gehen können. Ein guter Rat von mir, nehmen Sie ein Paar mit nach Hause und laufen Sie die ein.“

„Danke Herr Säumlich, ...Danke.“

„Nun laufen Sie endlich, ich will ins Bett. Bin schon seit sechs Uhr früh hier.“

Sie stöhnte vor Erleichterung, als sie in ihre ausgetretenen Sandaletten schlüpfte. „Wie im Himmel“, murmelte sie und eilte an ihren Arbeitsplatz zurück.

 

 

Zwei Wochen später hatte sich Beatrice in den Hotelablauf eingefügt. Mit den Gästen kam sie sehr gut klar und Herr Säumlich lobte sie sogar hin und wieder. Er hatte nicht das Geringste an ihr auszusetzen. Ihre Arbeitskollegen und Kolleginnen waren ausnahmslos ganz nett, bis auf die Hänseleien, die gingen ihr auf die Nerven. Sie wurde als Blaustrumpf verschrien, da sie sich weigerte, mit Kollegen auszugehen oder gar intim zu werden.

„Mensch bist du komisch. Hier schläft doch Jeder mit Jedem“, lachte Renate, ein Zimmermädchen.

Um dem Geschwätz ein Ende zu bereiten, erzählte sie den Mädchen die tollsten Liebesabenteuer. „Ihr müsst verstehen, meinte sie Augenzwinkernd, „dass ich für noch mehr Männer keine Zeit mehr aufbringe.“

Gierig lauschten sie und sogen jedes Wort auf. Manchmal war es Beatrice mehr als peinlich, die oft indiskreten Fragen zu beantworten. Sie wollten alles bis ins Detail wissen. Sie ahnten ja nicht, dass sie Ihnen Geschichten aus dem Buch „Die amourösen Abenteuer der Betty Floh“ (von Hermann Mill) auftischte.

Wenn der Schwindel auffliegt, bin ich erledigt, dachte sie und legte das Besteck auf den Teller. „Ich muss gehen, mein Dienst beginnt in wenigen Minuten.“

Eine Stunde später stürmte Hannes in den Aufenthaltsraum: „Kinder ich muss Euch etwas erzählen!“

„Und was?“ wollte die neugierige Brigitte wissen.

„Ich glaube“, rief er triumphierend aus, „die Neue ist doch ein Blaustrumpf.“

„Wie kommst Du denn auf diese Idee?“

Eben war unser Chef an der Rezeption. Beatrice wechselte die Farbe wie ein Chamäleon. Sie starrte Herrn van Draalen an, als wäre er Michael Jackson.“

„Redest Du von unserer liebeshungrigen Beatrice?“

„Aber sicher“, lachte Hannes. „Die ist total auf unseren Chef abgefahren.“