Jenny und Amorin Buch 3 - Lissa Seebauer - E-Book

Jenny und Amorin Buch 3 E-Book

Lissa Seebauer

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Beschreibung

1.Roman Jenny und Amorin Im Jahre2048 2.Roman Jenny und Amorin Im Heimatsystem der Yurge 3.Roman Jenny und Amorin Rückkehr zur Erde 4.Roman Jenny und Amorin Abenteuer auf dem Piratenplaneten 5.Roman Jenny und Amorin Alptraum zwischen den Welten Zwei sehr aufregende, glückliche Jahre hat Jenny auf Dagaar, dem Heimatplaneten Amorins verlebt. Ihre Sehnsucht nach der Erde wird immer größer und endlich soll sich ihr Wunschtraum erfüllen. Der große Targo schickt erneut ein Raumschiff in Jennys heimatliche Milchstraße. Aufgeregt fiebert sie dem Tag des Abflugs entgegen. Leben ihre Kinder noch? Selbst ihr väterlicher Freund Ombra will ihr keine Antwort geben und Amorin drückt sich immer wieder mit Erfolg vor der Antwort ihrer Frage: "Wie viele Jahre sind auf der Erde vergangen?" Amorin quält sich mit anderen Sorgen. Wird Jenny auf der Erde bleiben oder wieder mit ihm zurück fliegen?

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Lissa Seebauer

Jenny und Amorin Buch 3

Rückkehr zur Erde

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Abflug

Endlich war es soweit. Sie würde die gute alte Erde wieder sehen. Durch einen dummen Zufall hatte sie sich in einem Raumschiff verirrt, als es auf der Erde notlanden musste. Zwei Jahre lebte sie unfreiwillig bei den Yurges und sie hatte viele Abenteuer erlebt. Nicht nur, dass sie den Flug in eine ferne Galaxis mitmachten musste, nein sie war auf dem Planeten Dagaar entführt worden, auf einem Strafplaneten gelandet, von dort als Sklavin verkauft und von dem Mann, den sie liebte wieder befreit worden.

Der Mann den sie liebte: Amorin. Sie lächelte bei dem Gedanken, wie viel Kampf es gekostet hatte, bis sie sich in den Armen lagen. Er war der Kommandant des Schiffes und sie war nicht nur seine Gefährtin, sondern würde auf dieser Reise auch seine Untergebene sein.

"Start in sieben Stunden, zehn Minuten und siebenunddreißig Sekunden!"

Erschrocken zuckte sie zusammen. "Du liebe Zeit, Amorin reißt mir den Kopf ab, wenn ich mich verspäte."

Energisch zog sie die silbergraue Jacke glatt und prüfte noch einmal den Sitz der enganliegenden dunkelblauen Hose. "Na, für den Anfang ganz gut", übermütig schnitt sie ihrem Spiegelbild eine Grimasse, dann verließ sie mit schwungvollen Schritten die Wohneinheit.

"Jenny warte!" Sie blieb stehen und drehte sich um. Ein Mann mit dunkelblauen Haaren kam auf sie zu. Erfreut lächelte sie ihn an: "Eine ereignisreiche Zeit wünsche ich dir Kensog. Willst du auch in den Versammlungsraum?"

"Ja, wenn der Chef ruft, eilen wir", lachte er und sah auf die kleine Gestalt neben sich hinunter.

"Wie geht es deiner Gefährtin Meschede und deinen Musikerfreunden?"

"Alles bestens. Wie hat es dir auf Dagaar gefallen? Wirst du nicht Heimweh bekommen? Ach, noch etwas. Wir haben uns überlegt, wie wir dich zu einem Auftritt auf dem nächsten Ball überreden können. Es wäre schön, wenn du wieder singen würdest. Was hältst du davon?"

"Hm, na mal sehen. Vielleicht mache ich mit. Und Heimweh nach Dagaar werde ich sicher nicht bekommen, da ich ja wieder mit zurück fliege. Ich lasse doch Amorin nicht im Stich."

"Fein, dann bis später! Eine ereignisreiche Zeit“, lachte er und war schon in der Menge verschwunden. Jenny blieb stehen und sah sich suchend um. Wo mochte Amorin stecken? Langsam schlenderte sie zu einer Gruppe, sprach mit einigen Yurge die sie kannte und ging weiter. Sie kam sich mit ihren 1,70 Meter  wie ein Zwerg zwischen diesen großen Außerirdischen vor. Kaum einer der Männer, der kleiner als 1,98 und selten eine Frau die unter 1,90 war. Um einen besseren Überblick zu bekommen, stieg sie auf ein Podest. Suchend blickte sie über die vielen blauen Köpfe hinweg. Die Yurge, wie sich diese Wesen nannten, hätte man kaum von Erdbewohnern unterscheiden können, wären nicht ihre Haare gewesen, die in allen blau Schattierungen glänzten. Frauen trugen durchwegs lockere weiche Frisuren, von ganz kurz geschnitten, bis hin zu mittlerem und langem Haar. Die Yurge Männer trugen ihre Haare zu einem Zopf geflochten, der weit über den Rücken fiel. Die Augen, etwas größer als die der Menschen, leuchteten in irisierendem Grün. Die Haut war von einer samtigen Bräune und die Gesichtsform genau wie bei Terranern sehr unterschiedlich. Sie reichte von oval, rund, bis hin zu herzförmig.

Endlich entdeckte sie den Kommandanten, ihren Gefährten, Amorin Hogenes. Er trug eine enganliegende Burgunder farbige  Hose mit dazu passender Jacke. Diese Farbe war nur Kommandanten, Offizieren und Sektorenchefs vorbehalten. Da es bei den Yurges nicht üblich war, Rangabzeichen zu tragen, konnte man den Dienstgrad nur an der Farbe der Kleidung erkennen. Neben ihm stand eine bildschöne Frau. Mit einer zärtlichen und wie Jenny fand, einer sehr intimen Geste, legte sie die Hand auf seinen Arm und schenkte ihm einen verheißungsvollen Blick.

"Bei allen Hooklas! Darum hatte er es so eilig aufs Schiff zu kommen. Na warte, nicht mit mir!" Wütend sprang sie von ihrem Aussichtsplatz herunter und landete in den Armen eines älteren Yurge.

"Na mein Täubchen, wohin so eilig?"

"Ach du bist es Ombra."

"Das klingt ja nicht gerade erfreut."

"Entschuldige, war nicht so gemeint. Ich habe mich nur eben geärgert."

"Das sehe ich“, schmunzelte er und betrachtete ihr wütendes Gesicht. Er hatte vor ungefähr zwei Jahren die Terranerin, als man sie als blinden Passagier auf dem Schiff entdeckte, durch Adoption vor dem sicheren Tod gerettet. Er hatte viel übrig für sie, viel riskiert und in den folgenden Monaten noch mehr für sie getan. Jenny hing mit großer Liebe an ihrem Adoptivvater.

"Deinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, willst du jemanden umbringen."

"Ich? Nein natürlich nicht..., es ist alles in Ordnung."

"Jenny, ich kenne dich. Außerdem gefällt mir dein mörderischer Blick nicht."

"Lass mich los Ombra. Ich wollte eigentlich nur mit Amorin sprechen, aber der scheint ja im Moment sehr beschäftigt zu sein."

"Aha und mit wem ist er deiner Meinung nach so beschäftigt?"

"Mit seiner ersten Offizierin. Kennst du ihren Namen?"

"Ach, unsere Kleine ist eifersüchtig. Lass dich von Aukla nicht provozieren. Du würdest den Kürzeren ziehen. Außerdem hat Amorin nur dich im Kopf."

"So hat er das?"

Ein Gong ertönte und Ombra wurde einer Antwort enthoben. Das Stimmengewirr verebbte als Amorin auf das Podium stieg und seine Crew begrüßte. Zu seiner linken stand Gerkemon, der stellvertretende Kommandant und zu seiner rechten, wie könnte es auch anders sein, der erste Offizier, Aukla.

"So, so Aukla heißt das Biest“, murmelte Jenny vor sich hin und ballte unbewusst die Hände zu Fäusten. Sie hörte kaum auf Amorins Worte, so sehr war sie in Gedanken mit dieser Frau beschäftigt. Zum ersten Male bedauerte sie, dass man Amorin so ein großes Schiff übergeben hatte. Wie schön war es doch auf der Yerpa I gewesen. Die Yerpa VII dagegen, war ein 1800 Meter durchmessender Kugelraumer. Das Neueste und schnellste Schiff, das bisher auf Dagaar gebaut worden war. Amorin hatte seine alte Crew fast vollständig übernommen und doch gab es viele neue Gesichter, die sie noch nie gesehen hatte. Die Mannschaft war erheblich vergrößert worden. Mit einem Seufzer dachte sie an die 800 Meter durchmessende Yerpa I. Als sie sich damals in dem Schiff verirrt hatte, glaubte sie, noch nie etwas so Fantastisches und Großes gesehen zu haben.

Jemand tippte sie leicht auf die Schulter. Sie drehte sich um und erkannte ihre Freundin Galried, Gerkemons Gefährtin. "Jenny! Wie schön dich hier zu sehen. Ich dachte mir, dass du dir diese Reise nicht entgehen lässt. Schließlich geht es in deine Heimatgalaxis. Sicher fällt dir der Abschied von Amorin und dem Gaarst System sehr schwer? Trotzdem kann ich dich aber verstehen, wenn du auf der Erde bleibst."

"Aber Galried! Glaubt ihr denn alle, ich würde Amorin alleine zurück fliegen lassen? Allerdings...“, setzte sie zögernd hinzu, scheint Amorin im Augenblick Wichtigeres zu tun zu haben, als sich um mich zu kümmern."

Galried folgte ihrem Blick und lächelte. Der Kommandant hatte seine Ansprache beendet und unterhielt sich sehr eingehend mit der ersten Offizierin.

"Einfach widerlich wie sie Amorin anhimmelt“, lästerte die Terranerin und Galrieds volle Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen: "Du bist ja eifersüchtig! Allerdings muss ich dir Recht geben. Diese Aukla hängt schon die letzten Monate wie eine Klette am Kommandanten."

"Die letzten Monate? Heißt das, sie ist schon einmal unter seinem Kommando geflogen?"

"Nicht nur einmal. Seit wir wieder zurück sind, hat sie sich für jede Reise eingeschrieben."

"Für jede Reise? Wie meinst du das?"

Galried zuckte gleichmütig mit der Schulter: "Na ja, sie hat bereits alle Flüge mitgemacht, seit wir aus deinem Sonnensystem zurück sind."

"Bist du dir da ganz sicher?"

"Aber Jenny! Ich war doch immer dabei“, lachte die Yurge.

Ein scharfer Schmerz durchzuckte sie. Nicht ein Wort hatte Amorin darüber verloren. Wenn es harmlos wäre, hätte er davon erzählt. Sicher hatte er mit der Yurge geschlafen, dachte sie wütend und enttäuscht. Doch konnte sie es ihm nicht einmal verdenken. Die Yurge waren sehr gefühlsbetonte Wesen und  der Beischlaf mit ihr, einer Terranerin hatte sich als sehr problematisch erwiesen. Amorin musste, um die Außerirdische nicht zu töten, sich bei der Liebe größte Zurückhaltung auferlegen. Hätte er sie nach Yurge Art geliebt, würde sie sicher nicht mehr am Leben sein. Erst eine Operation hatte es möglich gemacht, dass sie sich Amorin ohne Rückhalt hingeben konnte.

Plötzlich fühlte sie sich unter den vielen fröhlichen Yurge nicht mehr wohl. Nicht einmal gesehen hat er mich, dachte sie niedergeschlagen, verließ mit gesenktem Kopf den Saal und schlenderte ziellos durch die Gänge.

Doch da irrte sie sich. Amorin hatte seine Hexe, wie er sie oft liebevoll nannte, sehr schnell entdeckt. Kein Wunder, mit ihrer leuchtend blonden Mähne, stach sie wie eine seltene Blume von den vielen blauen Köpfen ab. Er wartete ungeduldig, dass sie sich zu ihm gesellen würde, wollte er ihr doch seine Offizierin vorstellen.

"Suchst du wen?"

"Ja, allerdings Aukla“, gab er stirnrunzelnd zu. "Ich muss noch was erledigen. Du hast sicher auch noch etwas vor. Zeit haben wir ja genügend. Wir sehen uns in vier Stunden in der Zentrale."

Die Yurge warf ihm einen triumphierenden Blick zu. Sie glaubte aus seinen Worten eine versteckte Einladung gehört zu haben und beeilte sich aus dem Saal zu kommen. Sie interpretierte Amorins Satz und sein liebevolles Lächeln auf ihre Art.

Amorin schüttelte den Kopf, von Jenny keine Spur. Wo mochte sie nur wieder stecken. Unwillig machte er sich auf die Suche nach ihr.

Auklas Befehl

Jenny stand mittlerweile zaudernd vor einem Magnetfeld. "Du lieber Himmel, jetzt muss ich mich wieder an diese verdammten Lifte gewöhnen." Mit zusammengepressten Lippen und geschlossenen Augen machte sie einen großen Schritt nach vorne. Im ersten Moment glaubte sie abzustürzen, doch dann fühlte sie sich weich emporgehoben. Sie verabscheute diese hellerleuchteten Rechtecke. "Schlimmer wie ein Paternoster" und prompt verließ sie das Schwebefeld drei Decks zu weit oben. Ärgerlich über sich selbst, wandte sie sich dem abwärts gepolten Feld zu, legte wenig später aufatmend ihre Hand auf eine Öffnungsscheibe und betrat die gemeinsam mit Amorin bewohnten Räume.

"Liebling, wo bleibst du denn...!" Abrupt brach die Yurge, die es sich in einem der Sessel bequem gemacht hatte ab und starrte die Eintretende an. Jenny war ebenso überrascht und die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf durcheinander. War es schon so weit, dass Aukla das Recht hatte hier zu sein? War sie auf den vergangenen Reisen immer hier bei Amorin? Hatte er sie eingeladen? Von sich aus konnte sie sicher nicht einfach hier hereinkommen und es sich so gemütlich machen. Der eisige Ton von Aukla brachte sie in die Wirklichkeit zurück und verwirrt stammelte sie: "Wie bitte?"

"Ich fragte, was Sie hier machen!"

"Ich? Ich wohne hier."

"Sie wohnen hier?" Aukla brach in Gelächter aus. "Das ist die Wohneinheit des Kommandanten und ich werde hier wohnen. Also verschwinden Sie, bevor ich die Robots hole."

"Ich soll von hier verschwinden?" Jenny war fassungslos. Hatte es Amorin so eilig gehabt, sie loszuwerden? Bewegungslos blieb sie mitten im Raum stehen und starrte auf die Yurge, die auf ihr Armbandgerät tippte und sich dann graziös erhob.

"Widerrechtliches betreten einer fremden Wohneinheit ist strafbar. Sie wollten hier wohl stehlen? Eine Lügnerin sind Sie ebenfalls."

Sie starrte die Yurge immer noch schweigend an. Sie konnte und wollte einfach nicht glauben, dass Amorin mit dieser Aukla ein Verhältnis hatte.

Zwei Roboter stampften in den Raum und jetzt erst erwachte die Terranerin aus ihrer Starre. "Sie sind wohl übergeschnappt. Ich wohne hier bei Amorin. Er ist mein Gefährte“, ihre Stimme zitterte vor Empörung, doch die Yurge ignorierte ihren Einwand.

"Ich bin der erste Offizier auf diesem Schiff, Rangnummer 3897. Dieses Wesen hier ist verhaftet. Bringt sie auf das Kelron Deck, verschärfter Arrest. Vielleicht kühlt das ihre Frechheit ein wenig ab“, befahl sie und ehe Jenny sich versah, wurde sie mit mehr oder minder sanfter Gewalt abgeführt.

Das Kelron Deck hatte seinen unrühmlichen Namen von einem Strafplaneten erhalten. Jenny wusste aus eigener schmerzlicher Erfahrung, wie grausam und hart es auf diesem Planeten zuging. Die Roboter wiesen ihr eine winzige Zelle zu, schoben sie über die Schwelle und mit leisem Zischen schloss sich die Tür, dann war sie allein.

"Verdammt, wie kann mir nur wieder so was Blödes passieren!" Wütend ließ sie sich auf die schmale Liege fallen und starrte an die Decke. Schon einmal war sie wegen einer von Amorins Freundinnen in Schwierigkeiten geraten. Während er sich auf Erkundungsflug befand und sich sicher mit dieser Aukla verlustierte, wurde sie in seinem Haus überfallen, mit Drogen vollgepumpt und wegen dieses Missbrauchs zu fünf Jahren Kelron verurteilt. Ihren Freund, den Ochil Tiger hatte man paralysiert und an einen Zoo verkauft.

"Der Ochil! Du liebe Zeit, dich habe ich in der Aufregung ganz vergessen. Nomir, bitte komm und hilf mir hier raus!" Intensiv dachte sie an ihn, doch keine Gedanken erreichten sie.

Das schwarze große Tier mit den riesigen Ohren und unsagbar blauen Augen konnte sie nicht hören. Seine mentale Gabe, Gedanken anderer Lebewesen zu lesen, war im Augenblick ausgeschaltet, er war bewusstlos. Amorins Crew hatte sich mittlerweile an den Anblick des zahmen Tigers gewöhnt, doch den neuen Besatzungsmitgliedern war das Tier unheimlich. Der Kommandant hatte in seiner Begrüßungsrede auf das Tier hingewiesen und für Nomirs Sicherheit auf dem Schiff entsprechende Befehle erlassen, doch da war es bereits zu spät. Ein übereifriger Raumsoldat hatte den Ochil im Freizeitpark entdeckt und ihn mit einer vollen Ladung aus seinem Paralyse Gewehr getroffen. Roboter brachten das Tier ins Labor und sperrten es sicherheitshalber in einen Käfig.

Die Terranerin war also wieder einmal auf sich alleine gestellt, doch lange konnte sie ihren trüben Gedanken nicht nachhängen. Ein ihr unbekannter Yurge erschien und befahl ihr, ihm zu folgen: "Komm mit! Wir haben jede Menge Arbeit, da kannst du dich so richtig austoben."

"Hör mal, könntest du nicht den Kommandanten verständigen, dass ich hier bin? Er sucht mich sicher schon."

"Das glaube ich dir nicht, die erste Offizierin hat dich zu dem Arrest verdonnert und damit dürfte auch der Kommandant einverstanden sein. Ich handle mir keinen Ärger ein. Ich kenne Aukla schon lange genug. Was glaubst du, was diese Frau mit mir macht, wenn ich bei Amorin Rückfrage, ob ihr Befehl richtig ist?"

Jenny nickte betrübt. Sie konnte dem Yurge nicht böse sein, er hatte ja Recht. Aber sicher würde Amorin sie bald vermissen und hier rausholen, oder doch nicht? Vielleicht war er ganz froh, sie eine Weile aus den Augen zu haben?

Wenn ich hier raus bin, ziehe ich wieder zu Ombra, dachte sie zornig und stieß den Spaten in die Erde. Ausgerechnet Beete umgraben. Sie konnte nicht ahnen, dass vor gar nicht langer Zeit Nomir hier gefangen genommen wurde. Nach zwei Stunden hatte sie bereits Blasen an den Händen und der Rücken schmerzte von der ungewohnten Arbeit.

"Du bist aber noch nicht weit gekommen“, brummte der Yurge ungehalten und begutachtete das kleine Stück, das sie bis jetzt geschafft hatte.

"Warum muss auf einem Schiff so ein großer Freizeitpark angelegt werden? Können das nicht die Robots tun?"

"Normalerweise machen das tatsächlich die Maschinen, solange das Schiff noch in der Halle ist. Doch der Kommandant hatte es sehr eilig von hier weg zu kommen und so ist der Park nicht ganz fertig geworden. Außerdem hat Aukla den Befehl gegeben, dir diese Arbeit aufzutragen."

"Dieses Biest. Ich werde sie...!" Jenny verschluckte was sie mit der Yurge tun wollte. Was hatte der Mann eben gesagt? Der Kommandant hatte es sehr eilig...! Jetzt sah die Terranerin klar. Er wollte sie möglichst schnell auf der Erde abliefern, um mit seiner Aukla ungestört zu sein.

Diese bittere Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Nun gut, dachte sie, dann werde ich auf die Erde zurückkehren und das Vergangene vergessen. Würde sie vergessen?

"Nein, ich kann diese Liebe nie aus meinem Herzen reißen“, murmelte sie und nahm den Spaten wieder in die wunden Hände.

Mittlerweile hatte Amorins Ärger über Jennys verschwinden beängstigend zugenommen."Ombra! Hast du meine blonde Hexe gesehen?"

"Ja, als ich mit ihr gesprochen habe, war sie ziemlich wütend auf dich“, lachte der Ältere.

"Auf mich?"

"Die erste Offizierin hat dir so verliebte Blicke zugeworfen, dass Jenny gelb vor Eifersucht war."

"So, so. Dann ist sie mit Sicherheit in die Wohneinheit zurückgegangen. War Nomir bei ihr", wollte er bereits halbwegs besänftigt wissen.

Ombra schüttelte den Kopf: "Den Tiger habe ich  noch nicht gesehen. Bist du sicher, dass er an Bord ist?"

"Ich werde Jenny sofort danach fragen, wenn ich sie gefunden habe. Also dann bis später."

"Eine ereignisreiche Zeit“, grüßte Ombra und sah dem Kommandanten grinsend hinterher. Er hat sich auch schon diese terranischen Sitten angewöhnt, dachte er belustigt. Wo doch Amorin immer strikt darauf achtete, dass man geziemend grüßte und sich auch vorschriftsmäßig verabschiedete.       

Mit langen Schritten eilte Amorin in den Wohntrakt und rief bereits im Eingang nach der Terranerin: "Liebling, wo steckst du?"

"Hier bin ich, Amorin, süßer Schmerz meines Herzens!" Ehe er sich von seiner Überraschung erholt hatte, wurde er von zwei Armen umfangen und leidenschaftlich geküsst. Fast erschrocken befreite er sich und schob die Frau zur Seite: "Aukla, was ist in dich gefahren. Was soll das und was machst du in meiner Wohneinheit?"

"Aber Liebling! Sollte ich deine unausgesprochene Einladung missverstanden haben?"

"Das hast du“, gab er grob zurück, "wie lange bist du hier?"

"Schon eine ganze Weile. Auf jeden Fall lange genug, um einen Dieb dingfest zu machen. Du schuldest mir Dank." Verlangend schlang sie erneut die Arme um seinen Hals und bot ihm ihre vollen Lippen zum Kuss. Amorin befreite sich ärgerlich und wandte sich dem Ausgang zu. Zerstreut fragte er bereits im hinausgehen: "Was für ein Dieb?"

"Eine Außerirdische kreuzte hier auf und als sie mich sah, erschrak sie und behauptete doch frech, sie würde hier wohnen. Sie wollte stehlen, was sonst kann man von Wesen anderer Planeten erwarten?"

Mit katzenartiger Gewandtheit schob sie sich vor die Tür und umfing den Yurge wieder mit den Armen. Zärtlich rieb sie sich an seinem muskulösen Körper: "Amorin, was ist mit dir? Du hast mich doch schon einmal so sehr begehrt. War es damals nicht wunderschön? Wir haben eine lange Reise vor uns und es kann wieder so schön werden, wenn du nur willst."

"Genau das war mein Fehler. Ich habe dich nicht begehrt weil ich dich mag, sondern nur, weil du gerade in Reichweite warst, als ich verzweifelt war. Also vergiss es."

Erschrocken heftete sie ihre dunklen Augen auf Amorins steinernes Gesicht: "Liebling ich werde diese Nacht nie vergessen. Ich will dich haben und ich werde dich bekommen. Mora ist weit weg und ich weiß, wie du auf mich reagierst."

Amorins Stimme klang zynisch: "Ich habe dich einmal besessen, das stimmt, doch wie bereits erwähnt, war es ein großer Fehler, den ich nicht mehr wiederholen möchte. Ich liebe meine Gefährtin und werde ihr nicht noch einmal untreu."

"Deine Gefährtin? Du hast eine Gefährtin? Warum weiß ich das nicht? Wer ist sie?"

"Du kennst sie nicht. Es ist eine Außerirdische. Wer war eigentlich der Dieb in meiner Wohneinheit?"

"Der Dieb..?" Auklas Gedanken überschlugen sich. War diese Blonde etwa seine Gefährtin? Das würde sie ihm heimzahlen. Eine Aukla schob man nicht zurück wegen einer Außerirdischen.

"Ja der Dieb. Du sagtest doch es war eine Außerirdische? War es eine blonde, langhaarige Frau?"

"Nein! Sie hatte wunderschönes grünes Haar", spottete Aukla und verließ den Raum. Nachdenklich blickte Amorin ihr nach. Irgendetwas stimmte hier nicht, das fühlte er.

"Ein Glück, dass Nomir auf Jenny aufpasst. Sicher würde sie sich ohne den Tiger wieder in Schwierigkeiten befinden“, murmelte er und ahnte nicht, wie nahe er der Wahrheit kam. Erst wollte er sich um den Dieb kümmern. Es ging nicht, dass er diese Person an Bord duldete. Noch war Zeit, dieses Individuum aus dem Schiff zu entfernen. Auf dem kürzesten Weg begab er sich in die Zentrale. Galried hatte bereits ihren Platz an der Computerwand eingenommen. Einige Pulte waren noch nicht besetzt. Ein Blick auf die Uhr zeigte Amorin, dass noch viel Zeit für den Dienstbeginn der Mannschaft war.

"Galried, hast du Jenny gesehen?"

"Vor einiger Zeit im Versammlungsraum."

"Worüber habt ihr euch unterhalten?"

"Über dich natürlich“, lachte seine Jugendfreundin. "Jenny war sauer auf dich und Aukla, besonders als sie erfuhr, dass sie in den letzten Monaten nicht von deiner Seite gewichen ist. Das durfte ich ihr doch erzählen oder nicht?"

"Es wäre besser gewesen, du hättest es unterlassen."

"Amorin? Du hast doch  nicht etwa mit Aukla...!"

"Das geht dich nichts an."

"Oh doch! Jenny ist meine Freundin. Darum war sie so wütend. Für manche Dinge haben Frauen einen sechsten Sinn. Nun wird sie bestimmt nicht mehr mit nach Dagaar zurück fliegen wollen. Diese Erdenmenschen haben andere Moralvorstellungen als wir. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf...!"

"Darfst du nicht“, fiel er ihr barsch ins Wort und drehte sich um. Er wusste dass Galried Recht hatte. Er selbst befürchtete doch schon lange, dass sie nicht wieder mit ihm kommen würde, wenn sie erst einmal auf der Erde war. Schließlich ist es ihre Heimat, dachte er gequält, setzte sich auf seinen Platz und stellte eine Verbindung mit Ombras Wohneinheit her.

"Du hast Glück, dass du mich noch erreichst. Ich war gerade auf dem Weg ins Labor. Hast du Jenny gefunden?"

"Nein, deshalb rufe ich dich ja an. Ich dachte sie sei bei dir?"

"Vielleicht ist sie in meinem Büro“, tröstete er den Yurge und unterbrach die Verbindung. "Möchte wissen was da wieder los ist“, brummelte er vor sich hin. "Kann denn mit dieser Frau nicht einmal etwas seinen normalen Gang gehen?" Ombra betrat seinen Arbeitsbereich und sah seinen Untergebenen ein paar Minuten zu, wie sie emsig riesige Kisten auspackten und alles in Schränken verstauten.

"Namora, seid ihr in drei Stunden fertig?"

"Ja Ombra, bis dahin haben wir alles untergebracht. Ach ja, ein Tier wurde gebracht."

"Ein Tier? Wir nehmen doch keine Tiere mit? Wo ist es?"

"Im Versuchslabor. Ein Mannschaftsmitglied hat ihn im Freizeitpark aufgestöbert und paralysiert."

"Ihn? Von wem sprichst du?"

"Ich habe das Tier nicht gesehen. Es soll ein riesiger Ochil sein der..."

Ombra hörte nicht mehr auf die Worte. Mit langen Schritten stürmte er in den angrenzenden Raum und fand seine Befürchtung bestätigt. Nomir lag in tiefer Bewusstlosigkeit in einem Käfig.

"Verdammt“, fluchte er und schrie Sionda an, sofort eine Schwebetrage zu bringen. Minuten später lag der Tiger auf einem Tisch. Ombra untersuchte ihn sorgfältig und atmete erleichtert auf. Er würde die Betäubung ohne Schaden überstehen. Um Nomir die Schmerzen zu erleichtern, die ihn beim Erwachen überfallen würden, gab er dem Tier zwei starke Injektionen, ließ die Trage in einen Raum bringen, der an sein Büro grenzte und sorgte dafür, dass Nomir bequem auf einer Decke lag, dann rief er Ligeno zu sich: "Du gehst nach oben und versuchst herauszufinden, welcher Gostrak auf den Tiger geschossen hat."

Der Yurge nickte und entfernte sich eilig. Bevor er das Labor verlassen konnte, rief ihm sein Chef nach: "Komm mir ja nicht ohne den Kerl zurück, sonst reiß ich dir den Kopf ab."

Ligeno öffnete den Mund zu einer Antwort, doch als er den grimmigen Blick Ombras bemerkte, unterließ er es wohlweislich. Abrupt drehte er sich um und hastete durch die sich öffnende Türe.

Auklas kurze Reise

"Noch vier Stunden, vierzig Minuten und achtzehn Sekunden bis zum Start“, ertönte es wieder aus dem Lautsprecher. Jenny richtete sich stöhnend auf und rieb sich den schmerzenden Rücken: "Jetzt habe ich die Nase voll. Ich will nicht mehr!" Wütend schleuderte sie den Spaten von sich. Die Handflächen brannten wie Feuer, da einige der Blasen aufgesprungen waren und sich mit Erde vermischt hatten. Betrübt sah sie an sich hinunter. Ihre wunderschöne neue Uniform war ruiniert und an den Schuhen klebten Erdklumpen.

"Amorin, das zahle ich dir heim, das sollst du mir büßen. Nie wieder rede ich ein Wort mit dir!" Sie setzte sich auf den Boden, zog die Beine an und legte den Kopf auf die Knie. Plötzlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.

"Du hast noch keine Pause, mach weiter!" Hastig fuhr sie mit der Hand über das Gesicht und erhob sich. Keinem wollte sie zeigen, wie gedemütigt sie war. Verbissen ergriff sie den Spaten und grub weiter.

"He, Zusson kannst du mir eine Auskunft geben?"

Jennys Aufpasser drehte sich zu dem Yurge um, der eben den Park betrat: "Ligeno was machst du denn hier? Solltest du nicht in deinem Labor sein?"

"Ich suche den Mann, der  einen Ochil außer Gefecht gesetzt hat."

"Das war ich. War ein voller Schuss“, gab Zusson stolz zurück.

Die Terranerin drehte sich entsetzt um. Vergessen war der eigene Schmerz: "Du hast einen Tiger erschossen?"

Jetzt erst sah Ligeno die Frau mit den blonden Haaren, seine grünen Augen weiteten sich vor Überraschung:

"Jenny was tust du denn hier?"

"Du kennst diese Außerirdische?"

"Aber sicher. Sie ist die Gefährtin unseres Kommandanten."

Zusson schaute Ligeno zweifelnd an: "Das kann ich kaum glauben. Warum hat die erste Offizierin sie dann unter Arrest gestellt?"

Ligeno schüttelte nachdenklich den Kopf: "Zusson, ich habe das Gefühl, dass du dir eine Menge Ärger mit dieser Frau eingehandelt hast. Ich spreche aus Erfahrung. Sie hat meinen Kollegen und mir auch zu einem Aufenthalt auf dem Kelron Deck verholfen. Wenn du nicht der nächste sein willst, frage lieber bei Amorin nach."

"Das kann ich nicht. Du weißt, dass bereits die Startvorbereitungen laufen. Der Kommandant lässt sich wegen so einer Kleinigkeit nicht stören. Ich will keinen Ärger. Aukla hat mir den Befehl erteilt, diese Außerirdische drastisch zu bestrafen, da sie beim widerrechtlichen Betreten und beim Diebstahl in der Wohneinheit des Kommandanten ertappt worden ist."

"Zusson! Du bist ein Gostrak. Jenny wohnt doch bei Amorin. Sie kann sich doch nicht selbst bestehlen."

Er zögerte kurz, dann sagte er mit einem Achselzucken: "Ich habe meine Befehle."

"Ligeno, ich weiß, dass du auf mich nicht gut zu sprechen bist, aber könntest du wenigstens Ombra Bescheid geben, wo ich bin? Und bitte, sag mir was mit Nomir passiert ist?"

"Ich habe nichts gegen dich Jenny. Die Strafe damals hatten wir verdient, da wir dir unsägliche Schmerzen zugefügt haben, die du beinahe mit dem Leben bezahlt hättest. Vielleicht kann ich dir diesmal einen besseren Dienst erweisen." Ligeno ging zu einem Monitor und während er eine Verbindung zu Ombra herstellte, meinte er kurz über die Schulter blickend: "Dem Tiger geht es gut. Er wurde paralysiert und ist noch ohne Bewusstsein. Er wird es ohne Schaden überstehen."

"Was ist los", bellte sein Chef und als der Yurge einen Schritt zur Seite trat, erblickte Ombra  die Terranerin. Seine Augen weiteten sich vor Verblüffung bei ihrem Anblick. Das Gesicht mit Erde verschmiert, ebenso wie ihre Kleidung, hätte er sie beinahe nicht erkannt: "Was um aller Hooklas Willen tust du da? Solltest du nicht in der Zentrale sein?"

"Ich stehe auf Befehl von Amorins Geliebter unter Arrest“, gab sie bitter zurück und schleuderte zum zweiten Mal den Spaten von sich. Sie war über Ombras Anblick auf dem Monitor so erleichtert, dass sie die Tränen nicht spürte, die nun helle Spuren in ihrem verschmutzten Gesicht hinterließen. "Ombra, hol mich hier raus, bitte!"

"Das werde ich mein Täubchen. Darauf kannst du dich verlassen. Ligeno, du bringst Jenny auf dem kürzesten Weg hierher. Zusson du läufst Amorin die nächste Zeit am besten nicht über den Weg, sonst könnte es sein, dass er dich...!" "Aber ich habe von Aukla Befehl...!"

Ombras Augen wurden dunkel vor Wut: "Willst du etwa meine Anordnungen in Frage stellen?" "Nein, nein ...ich dachte nur“, erschrocken starrte Zusson den wütenden Yurge an. Dieser unterbrach mit einem üblen Schimpfwort die Verbindung.

Ligeno ergriff den Arm der Frau: "Komm, wir gehen zu Ombra." Nur zu gerne folgte sie ihm. Kurz vor dem Labor kam ihnen eine Offizierin entgegen. Ausgerechnet Aukla. Das hat mir noch gefehlt, dachte Ligeno und hob beschwichtigend die Hand, als er die erstarrte Miene der Yurge sah.

Empört blieb sie stehen und herrschte die Außerirdische an: "Du stehst doch unter Arrest, was hast du hier verloren?"

Jennys angekratztes Selbstwertgefühl, ihr schmerzender Rücken, die wunden Handflächen und Amorins Verrat, brachten sie um den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung. Mit einem wütenden Schrei stürzte sie sich auf die Yurge und fuhr ihr mit den Fingern in das Gesicht. Ihre Nägel hinterließen eine blutige Spur auf der ebenmäßigen braunen Haut. Nur mit Mühe gelang es Ligeno, die Tobende von Aukla zu trennen. Die Yurge selbst war über den Angriff so überrascht, dass sie sich nicht einmal zur Wehr setzte. Der Mann umklammerte Jenny, schob sie vor sich her und erst als die beiden im Labor verschwunden waren, kam Leben in die Offizierin. Zornbebend folgte sie ihnen, wurde jedoch von einem anderen Yurge aufgehalten.

"Aukla, wie siehst du denn aus?" Kopfschüttelnd betrachtete Amorin Auklas übel zugerichtetes Gesicht.

"Das ist keine Frau, sondern eine wilde Bestie“, schrie sie aufgebracht, "Amorin du musst dieses Subjekt sofort wieder unter Arrest stellen. Wer weiß, was diese Irre sonst noch alles anstellt!"

"Von wem sprichst du?"

"Von wem ich spreche? Von einer Außerirdischen, die den Verstand verloren hat! Sie hat mich ohne ersichtlichen Grund angegriffen. Ich wusste, warum ich sie unter Arrest stellte. So etwas darf man ja nicht frei herumlaufen lassen."

Nur mit Mühe verbiss er sich das Lachen. Es konnte sich nur um die Terranerin handeln. Ob der Targo nicht seine gute Meinung über Jennys lauteren und selbstlosen Charakter ändern würde, wenn er das sehen könnte, dachte er fast belustigt und ergriff Auklas Arm. "Komm, das will ich sofort geklärt haben!"

Ligeno versuchte mittlerweile, die immer noch schreiende und wütend um sich schlagende Frau in Ombras Büro zu bringen. Kopfschüttelnd stand sein Chef in der offenen Tür und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Fast verzweifelt sah ihn sein Assistent an.

"Ombra bitte nimm mir diese Verrückte ab!"

Lachend schüttelte er den Kopf: "Nein, darum soll sich gefälligst Amorin kümmern. Dort kommt er."

Erleichtert ließ Ligeno die Terranerin los und brachte sich mit einem Sprung aus ihrer Reichweite. Als sie keinerlei Widerstand mehr spürte, blieb sie mit hängenden Armen stehen und hob den Kopf. Da fiel ihr Blick auf Amorin und Aukla, die einträchtig nebeneinander das Labor betraten. "Ach sieh einmal an, das Liebespaar bemüht sich persönlich, um mich wieder unter Arrest zu stellen“, rief sie höhnisch.

"Ich glaube ihr kommt alle in mein Büro“, mischte sich nun Ombra ein, ergriff Jennys Arm und beförderte sie unsanft in den anderen Raum. "Täubchen was ist denn in dich gefahren. So habe ich dich ja noch nie erlebt. Beruhige dich doch."

"Ich soll mich beruhigen? Ich denke gar nicht daran. Was glaubt denn dieser aufgeblasene Kommandant wer er ist?"

"Jenny schweig!"

"Du hast mir gar nichts mehr zu sagen. Du bist für mich gestorben! Du bist... bist..." erschöpft brach sie ab und starrte ihn hasserfüllt an. Amorin ignorierte ihren Blick, musterte sie erstaunt von Kopf bis Fuß: "Wie siehst du denn aus. Hast du im Dreck gebuddelt?"

Das brachte sie erneut zum explodieren: "Als wenn du das nicht wüsstest. Wie kannst du nur so falsch sein.

Deine Geliebte hat mich auf das Kelron Deck geschickt, natürlich mit deiner Einwilligung. Ich bin noch nicht ausgezogen, da zieht die neue Favoritin schon in deine Wohneinheit ein. Wie hast du es nur geschafft, deinen miesen Charakter so lange vor mir zu verbergen?"

"Niemand hat dich unter Arrest gestellt. Was soll der Unsinn!"

"Wie kann Targo einem Lügner ein so großes Schiff anvertrauen." Jenny schaute Amorin mit einer solchen Verachtung an, dass er wütend einen Schritt auf sie zutrat und ihre Arme ergriff: "Jenny, auch wenn du meine Gefährtin bist, gibt dir das noch lange nicht das Recht mich zu beleidigen."

"Kann man dich überhaupt beleidigen?" Mit einem Ruck befreite sie sich von seinen Händen: "Rühr mich nie mehr an. Mir wird übel wenn ich daran denke, wie du dich mit dieser Möchtegern in unserem Bett wälzt. Geh endlich und nimm sie mit. Ihr passt zusammen. Einer falscher und übler als der andere."

Ombra beobachtete stirnrunzelnd die Szene. Jenny stand zitternd und weiß wie die Wand vor Amorin. Er kämpfte um seine Beherrschung. Die Hände zu Fäusten geballt, starrte er die Terranerin an.

"Aukla, ich bitte um Meldung!"