Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken - Lissa Seebauer - E-Book

Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken E-Book

Lissa Seebauer

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Beschreibung

Leise Musik Drei Wochen arbeitete ich nun schon im Kantinenbüro des Bayerischen Rundfunks. Die Arbeit machte mir sehr viel Spaß und besonders wenn ich mittags in der Kantine an der Theke stand und so viele bekannte Gesichter sah, war ich von meiner Arbeit noch mehr begeistert. Es freute mich wenn der Sportreporter Kiermeier, den alle Welt kannte, mich mit, "na Dearndl wie gehts dir?" ansprach. Der Nachrichtensprecher Herr Bouterweck bei mir an der Theke einen Orangensaft holte und der sich immer in Eile befindende Maxl Graf mich auf dem Flur über den Haufen rannte, im letzten Augenblick bevor ich stürzte, auffing und mir ins Gesicht grinste: "Na, gar net schlecht. Sauber siehst aus Madl." Dann war er weg. Ein fescher junger Mann, das musste man ihm lassen.

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Lissa Seebauer

Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken

Wer tritt schon gerne in ein Fettnäpfchen

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken

 

 

 

 

 

Wer tritt schon gerne in ein Fettnäpfchen?

Leise Musik

 

Drei Wochen arbeitete ich nun schon im Kantinenbüro des Bayerischen Rundfunks. Die Arbeit machte mir sehr viel Spaß und besonders wenn ich mittags in der Kantine an der Theke stand und so viele bekannte Gesichter sah, war ich von meiner Arbeit noch mehr begeistert.

Es freute mich wenn der Sportreporter Kiermeier, den alle Welt kannte, mich mit, "na Dearndl wie geht’s dir?" ansprach. Der Nachrichtensprecher Herr Bouterweck bei mir an der Theke einen Orangensaft holte und der sich immer in Eile befindende Maxl Graf mich auf dem Flur über den Haufen rannte, im letzten Augenblick bevor ich stürzte, auffing und mir ins Gesicht grinste: "Na, gar net schlecht. Sauber siehst aus Madl." Dann war er weg. Ein fescher junger Mann, das musste man ihm lassen.

Ein anderes Mal hatte ich mich zu Tode erschrocken, als ich ungestüm eine Türe aufriss, um die dahinter liegende Treppe hinunter zu rennen. Ich hatte es wieder einmal eilig. Leider übersah ich eine Frau, die ihre Hand eben nach der klinke ausstreckte und ins Leere griff, ich glaube, es war mehr mein Unterbewusstsein, dass mich die Arme ausstrecken ließ und die Gestalt vor einem Sturz bewahrte.

"Du liebe Zeit, sind sie immer so stürmisch?"

Ich entschuldigte mich und als ich Margot Hielscher erkannte, glich ich mehr einer Tomate. Das Schlimmste aber ist mir ausgerechnet in unserem Büro passiert. Täglich erschienen Angestellte und kauften sich Essensmarken. Es waren selten mir bekannte Gesichter dabei und ich kümmerte mich nicht darum. Schließlich war unsere Buchhalterin Frau Schnell für die Kasse zuständig. Ich quälte mich wieder einmal mit der Vierteljährlichen Inventur herum. Damals, 1964 gab es noch keinen Computer, der einem das Denken abnahm. Wenn gerade die Rechenmaschine nicht frei war, musste ich alles auf dem Papier ausrechnen.

Den ganzen Tag lieferte der Radio Gespräche und Musik. Nicht immer war das mein Geschmack. Auch heute war wieder mal sehr ruhige Musik angesagt. Ich seufzte unterdrückt und warf dem kleinen Kasten einen vernichten-den Blick zu. Konnten sie nicht mal einen richtigen Rock and Roll bringen?

"Diese Musik sagt Ihnen wohl nicht gerade zu?" klang eine männliche Stimme an mein Ohr. Ich sah von meinen Zahlen auf und blickte den vor mir stehen-den Mann an, dann schüttelte ich den Kopf: "Da haben Sie Recht. Wie kann man nur den ganzen Tag so eine langweilige Musik bringen.

Frau Schnell stand rechts vor meinem Schreibtisch und räusperte sich. Frl. Stumpf meine andere Arbeitskollegin hielt sich die Hand vor den Mund und ich sah, dass sie sich vergeblich bemühte, ihre Heiterkeit unter Kontrolle zu bringen.

"Sie haben Recht. Diese Musik ist nun mal nicht  jedermanns Sache", erklang wieder die Stimme des Mannes neben mir." Von seiner Antwort ermutigt, da ich der Meinung war, einen Verbündeten erhalten zu haben, setzte ich hinzu: "Wenn`s im Rundfunk net dauernd so einen Schmarrn bringen würden, hätten sie bei weitem mehr Zuhörer."

Der Mann lachte schallend, zahlte seine Marken und verließ das Büro. Frl. Stumpf konnte nicht mehr länger an sich halten und lachte ebenfalls. Nur Frau Schnell stand zu einer Salzsäule erstarrt und blickte mich entgeistert an. Endlich brachte sie mühsam heraus: "Frl. Schaffner, wissen Sie eigentlich wer das eben war?"

"Nein. Sicher irgendein Büroangestellter", gab ich ahnungslos zurück. Von Frl. Stumpf kam eine erneute Lachsalve und selbst unsere Buchhalterin grinste und fragte mich dann: "Ist Ihnen der Name Werner Schmidt Boelke ein Begriff?"

"Aber sicher, das weiß doch jedes Kind. Der Leiter des Rundfunkorchesters," gab ich ein wenig gekränkt zur Antwort, dass sie mir soviel Unwissen zutraute.

"Na gut Sie "Kind". Im Radio spielte eben das Rundfunkorchester und der Herr der eben hier war, war "Werner Schmidt Boelke."

Mein Gesicht verlor etwas von seiner gesunden Farbe, als ich daran dachte, was ich alles zu ihm gesagt hatte und ich musste einigen Spott über mich ergehen lassen.

Drei Wochen später, ich hatte die Geschichte fast vergessen, klopfte es und auf meine Aufforderung betrat.... Werner Schmidt Boelke den Raum. Ich starrte ihn an und wechselte wieder einmal die Farbe. Dieses Mal jedoch in tiefstes Rot. Dass er die Geschichte ebenfalls  nicht vergessen hatte, zeigten seine nächsten Worte: "Fräulein, machen Sie sich nichts draus. Ich fand es richtig erfrischend, wie Sie mir das mit dem Schmarrn sagten."

Erleichtert sank ich auf meinen Stuhl zurück. Gott sei Dank, er war mir nicht böse. Ich wusste nur allzu gut, dass Prominente sehr empfindlich und eingebildet sein konnten. Er gehörte dem Himmel sei Dank nicht dazu.

Morgen gibt´s Fasan

Es dämmerte und der Fahrer des kleinen Wagens schaute missmutig auf die Uhr. Schon wieder so spät. Kein Frühstück, kein Mittagessen und der Magen knurrte vernehmlich laut. Fritz war Stationsarzt in einem kleinen Krankenhaus und er hatte einen anstrengenden Nacht- und Tagdienst hinter sich. Er war hungrig und müde und wollte so schnell es ging, nach Hause.

Er verließ das kleine Waldstück. Links und rechts dehnten sich weite Felder und Wiesen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung zu seiner Rechten, doch noch ehe er reagieren konnte, gab es einen dumpfen Schlag. Etwas landete auf seiner Kühlerhaube und ehe er genau sehen konnte, um was es sich handelte, rutschte das Ding über den linken Kotflügel auf den Boden. .

Er hielt den Wagen an, stieg aus und besah sich das bunte Etwas. Es war ein prachtvoller Fasan. Bedauernd blickte er auf das schöne Tier. Er gab auf dieser Straße immer besonders Acht, denn er hasste es, wenn ein Lebewesen durch sein Verschulden ums Leben kam.

Nun war es geschehen und er konnte es nicht mehr rückgängig machen. Was musste er mit dem Vogel überhaupt anstellen? Sollte er ihn hier am Straßenrand liegen lassen, oder sollte er... nein, nein, das ging nicht, das war doch verboten. Er durfte das Tier nicht mitnehmen. Doch andererseits..., er untersuchte den Vogel fachkundig, konnte aber keine äußeren Verletzungen feststellen.

Was das für einen herrlichen Braten geben würde, überlegte er und blickte sich vorsichtig um. Ein Wagen war vorbeigefahren und Fritz sah, dass er in einiger Entfernung angehalten hatte, ausgestiegen war und ihn beobachtete. Ob das ein Jäger war? Nein, so sah der nicht aus. Der Bursche war höchstens achtzehn oder zwanzig Jahre alt.