Jenny und Amorin Buch 5 - Lissa Seebauer - E-Book

Jenny und Amorin Buch 5 E-Book

Lissa Seebauer

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Beschreibung

1.Roman Jenny und Amorin Im Jahre2048 2.Roman Jenny und Amorin Im Heimatsystem der Yurge 3.Roman Jenny und Amorin Rückkehr zur Erde 4.Roman Jenny und Amorin Abenteuer auf dem Piratenplaneten 5.Roman Jenny und Amorin Alptraum zwischen den Welten Zwölf friedliche Jahre sind vergangen, da beschwört Jennys Tochter fast eine Katastrophe herauf. Sie liebt ihren Vater abgöttisch und sieht in der Mutter eine Rivalin, die ihr die Liebe Amorins stiehlt. Immer stärker entwickeln sich ihre mentalen Kräfte. Damit bekämpft sie Jenny, als sei sie eine Feindin. Sie ist noch zu jung, um mit dieser Gabe umzugehen. Es kommt immer häufiger zu unkontrollierten Ausbrüchen. Selbst den Ochil beherrscht sie bald. Nomir warnt Jenny und nach einem Angriff, der die Terranerin fast das Leben kostet, greift Ombra ein. Er bringt das Mädchen in eine Mutantenschule. Dort lernt sie ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten zu beherrschen und sich von dem unsinnigen Hass zu befreien. Jenny arbeitet in Ombras Labor. Einer der Ärzte verliebt sich in sie und als sie ihm kein Gehör schenkt, entführt er sie in einem Raumschiff. Ein Alptraum beginnt. Amorin bittet seine Tochter, ihm bei der Suche nach der Mutter zu helfen. Wird sie es tun? Jennys Tochter begibt sich mit ihrem Vater auf die Suche. Sie wissen, dass nur der Zufall ihnen helfen kann. Es dauert fast zwei Jahre bis Samina Nomirs Gedankenmuster aufspürt. Auf einem weit entfernten Planeten finden sie endlich die Gesuchte, aber wie..., das hätte sich Amorin am allerwenigsten träumen lassen.

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Lissa Seebauer

Jenny und Amorin Buch 5

Alptraum zwischen den Welten

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Saminas Kraft

 

Zwölf Jahre waren vergangen, in denen sich die politische Lage auf Dagaar stabilisiert hatte. Dank den unermüdlichen Bemühungen und Verhandlungen des Hohen Targo, herrschte fast im ganzen Gaarst System Frieden. Seit dem waghalsigen Unternehmen "Mütter", kam keine Yurge Frau nach einer Entbindung in das von allen gefürchtete "Tabu.“ Das Gegenmittel auf das Gandas, Jenny und die Ärztin Ramisa durch einen unglaublichen Zufall gestoßen waren, hatte Ombra in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern zu einem erfolgreichen Arzneimittel verarbeitet. Amorins und Jennys Kinder Tenian und Samina, entwickelten sich prächtig. Man konnte kaum glauben, dass die beiden Zwillinge waren. Samina hatte Jennys überschäumendes Temperament und ihre goldblonden Haare geerbt. Die auffallend großen grünen Augen, das schmale Gesicht mit den hohen Wangenknochen und die samtbraune Haut zeugten von ihrer yurgischen Herkunft. Tenian war um vieles ruhiger als seine Schwester und obwohl er bis auf Jennys blaue Augen im Aussehen einem Yurge glich, hatte er mehr terranisches Blut in den Adern als Samina. Gerade jagte sie den Jungen durch den Garten, Sie erwischte ihn an seinem hellblauen Zopf und zog kräftig daran.

"Au bist du verrückt! Lass mich sofort los." Sie lachte zog noch einmal und ließ, als sie seine schmerzgepeinigte Miene sah, den Jungen endlich los.

"Eines Tages zahle ich dir alles zurück du gemeines Biest“, schrie er sie erbost an, machte kehrt und lief zum Haus. Das Mädchen hüpfte vor Vergnügen von einem Bein auf das andere und sang: "Das kannst du nicht, das kannst du nicht! Du bist mein Sklave und mir untertan. Ich kann mit dir machen was ich will.“

Tenian seufzte, denn er wusste, sie hatte Recht. Seit einigen Monaten ging das nun schon so. Früher waren sie ein Herz und eine Seele, mit einer Ausnahme, er durfte sich von seiner Schwester nicht erwischen lassen, dass er seinen Vater umarmte oder ihm gar einen Kuss auf die Wange gab. Samina wurde dann furchtbar wütend und schlug ihn: "Mutter kannst du drücken soviel du willst. Von Vater halte dich fern. Er gehört mir und nur mir! Hast du das verstanden?"

Er verstand es nicht, doch sie brachte es ihm sehr schmerzhaft bei, dass er sich von Vater ganz zurückzog und ihm sogar aus dem Weg ging. Er litt darunter und als Amorin ihn öfters zur Rede stellte, flüchtete er sich in Ausreden, die sein Vater mit verächtlichem Schweigen zur Kenntnis nahm. Zufrieden registrierte das kleine Mädchen, dass sich ihr so heiß geliebter Papa nun mehr und mehr ihr zuwandte. Jetzt musste sie noch ihre Mutter ins Abseits stellen, dann gehörte der Papa ganz alleine ihr. Je älter sie wurde desto mehr fraß sich dieser Gedanke in ihr Gehirn.

Vor einem halben Jahr, es waren gerade zwei Tage vor ihrem Geburtstag, begann die große Veränderung. Samina schaute ihrem Bruder nach, der hinter Nomir über die Wiese lief und sie wünschte sich, dass er doch stolpern möge. Und siehe da, der Junge fiel auf die Nase. Noch glaubte sie an einen Zufall, als sich die unterschiedlichsten Dinge aber nach ihrem Willen drehten, fielen und flogen, erkannte sie das Machtinstrument, das sich anscheinend in ihrem Kopf angesiedelt hatte. Wie sie selbstgefällig glaubte, war es ihrer überragenden Intelligenz zu verdanken, dass sie ihre ganze Umgebung beherrschen und nach eigenem Gutdünken lenken konnte. Tenian erahnte sehr schnell die Wahrheit, doch sie verdammte ihn zum Schweigen. Um ihm ihre Macht zu demonstrieren befahl sie ihm eines Tages in eine Grube zu steigen in der sie zwei giftige Schlangen gefangen hielt: "Du kannst ganz unbesorgt runter klettern. Ich habe die Tiere unter meinem Willen.“

Tenian sträubte sich dagegen, doch plötzlich fühlte er, wie ihn eine unsichtbare Macht über den Grubenrand schob. Noch nie in seinem jungen Leben hatte er so große Angst ausgestanden, als er sich den fast drei Meter langen Vipern Auge in Auge gegenüber sah. Er wusste nur zu gut, dass ihn der Biss dieser Biester sofort töten würde.

Samina stand mit gespreizten Beinen knapp zwei Meter über ihm. Ihr Gesicht glich einer starren Maske. Unverwandt schaute sie die Schlangen an und nur mit ihrem Willen bannte sie die Tiere an einen Platz. "Tenian, du kannst die Grube wieder verlassen. Mir geht langsam die Kraft aus.“

Endlich konnte er sich bewegen und so schnell es ihm möglich war, kletterte er nach oben. Erleichtert stand der Junge auf und drehte sich um, da sah er, dass beide Schlangen tot waren. Sie hatten keine Köpfe mehr.

"Samina warum hast du das gemacht?"

"Sie wollten dich beißen“, kam ihre lakonische Antwort.

"Nein, ich will wissen warum du mir das angetan hast?"

"Damit du siehst welche Kraft ich in mir habe und als Warnung, dass du über die Geschehnisse den Mund hältst. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?"

"Ich habe dich nur zu gut verstanden“, gab er niedergeschlagen zurück.

Seit dieser Zeit, musste Tenian sehr vieles einstecken und selbst Nomir blieb von den manchmal makabren Scherzen nicht verschont. Der Tiger ließ sich ihre Attacken gefallen und wenn es ihm zu viel wurde, verschwand er für Tage im Wald und es gelang Samina nicht sein Gedankenmuster aufzuspüren. Der Ochil wusste sich abzuschirmen, worüber das kleine Mädchen oftmals wütend wurde. Tenian und immer öfter Jenny galten dann ihre Angriffe.

Nomir, der mit der Terranerin Gedanken austauschen konnte, warnte sie immer öfter vor der Kraft des Mädchens, doch sie glaubte dem Tiger nicht.

"Samina", rief Jenny erbost aus, "was hast du deinem Bruder nun schon wieder angetan. Du kannst ihn doch nicht einfach an einen Baum fesseln und dann vergessen!"

"Ich hätte ihn schon wieder befreit“, maulte das knapp elfjährige Mädchen und bedachte ihre Mutter mit wütenden Blicken. Sie war es leid sich fast jeden Tag eine Strafpredigt anzuhören. Wenn ihr Vater heimkam, würde sie sich bei ihm über die ungerechte Behandlung beklagen. Ihr Zwillingsbruder Tenian wurde von Jenny immer in Schutz genommen.

"Also los, befreie ihn endlich aus dieser ungemütlichen Lage“, drangen die Worte der Mutter in ihre Gedanken. Samina schloss die Augen und konzentrierte sich auf Tenian der im Garten an einem Baum stand, die Hände rückwärts an den Stamm gefesselt und ergeben vor sich hinstarrte. Er hatte sich an Saminas Streiche gewöhnt und auch daran, dass sie ihm mit ihren mentalen Fähigkeiten weit überlegen war. Weder Amorin sein yurgischer Vater, noch Jenny die irdische Mutter ahnten, welche Kräfte in dem Mädchen steckten. Bisher hatte sie ihre Gedanken erfolgreich vor Nomir dem schwarzen Ochil verborgen. Das tigerartige Wesen konnte Gedanken lesen und dank Jenny wurde es von den Yurge nicht mehr als dummes Tier gejagt.

Tenian fühlte, wie sich die Schnur um seine Handgelenke lockerte. Er seufzte vor Erleichterung, als er die taub gewordenen Arme bewegen konnte. Drei Stunden war er an dem Baum festgebunden und das nur, weil er Samina damit gedroht hatte, den Eltern von ihrer Gabe zu erzählen.

Ärgerlich über seine Dummheit auf seine Schwester immer wieder hereinzufallen, massierte er seine Handgelenke und machte sich auf die Suche nach dem Ochil.

"Nomir! Nomir wo bist du. Rühr dich endlich. Ich weiß, dass du dich hier irgendwo versteckst. Samina ist im Haus.“ Mit einem lautlosen Sprung, tauchte er keine zwei Meter von Tenian entfernt auf und musterte den blauhaarigen Jungen aufmerksam. Aus der Ferne hatte er das Spiel der beiden Halbwüchsigen beobachtet und aus den Gedanken des Jungen, seinen Verdacht bestätigt bekommen. Schon oft hatte er Jenny darauf hingewiesen, dass Samina ungewöhnliche Dinge konnte. Doch sie hatte über seinen absurden Verdacht nur gelacht.

Die Terranerin blickte aus dem Fenster und sah, dass der Junge in Begleitung des Tigers im nahen Wald verschwand. Wie hatte er sich so schnell befreien können?

"Samina wie hast du das gemacht?"

"Aber Mama ich habe die Schnur nur ganz locker um seine Handgelenke gelegt. Er hätte schon lange frei sein können. Vielleicht hat es ihm gefallen so lange zu stehen oder nur, um mich zu ärgern und bei dir anzuschwärzen.“

Jenny schüttelte den Kopf. Sie glaubte ihrer Tochter kein Wort mehr und sie dachte an Nomirs Warnung. War vielleicht doch etwas Wahres an Nomirs Verdacht? Sie würde heute mit Amorin reden.

"Werde ich in diesem Haus von keiner Seele mehr begrüßt?"

"Eine ereignisreiche Zeit mein Liebling",  murmelte sie und küsste ihren Mann flüchtig auf die Wange.

Bevor sich Amorin über ihr zerstreutes Gebaren äußern konnte, sprang ihm seine Tochter regelrecht in die Arme und küsste ihn stürmisch: "Hallo Papa wie geht es dir?"

Schmunzelnd drückte er sie an sich: "Du kleiner Wildfang hat es deine Mutter immer noch nicht geschafft dir beizubringen, wie man vorschriftsmäßig grüßt? Weißt du überhaupt wie Mutter und Vater auf yurgisch heißt?" "Aber sicher mein über alles geliebter Pantro“, lachte sie und schlang die Arme um seinen Hals: "Ich finde es so toll, dass meine Freundinnen nicht alles verstehen was ich sage.“

"Da bin ich aber froh“, lachte er, setzte seine Tochter ab und wandte sich Jenny zu: "Muss ich mich anmelden um einen Begrüßungskuss zu bekommen?"

"Nein musst du ni..."

"Den hast du doch von mir bekommen“, unterbrach Samina ihre Mutter und drängte sich dazwischen.

Amorin drehte seine Tochter um, gab ihr einen Klaps auf den Hintern und schickte sie in den Garten spielen: "Geh Samina. Ich möchte mit deiner Mutter sprechen.“

"Ich will aber bei dir bleiben“, beharrte die Kleine und hängte sich an seinen Arm.

"Geh und such deinen Bruder. Wir essen gleich“, mischte sich Jenny ein und griff sich unwillkürlich an den Kopf, als sie wieder einmal einen stechenden Schmerz spürte, der ihr seit geraumer Zeit das Leben schwer machte.

Amorin bemerkte erstaunt den starren Blick Saminas mit dem sie die Mutter musterte. Dann drehte sie sich um und verließ den Raum.

"Was ist mit dem Mädchen los?"

"Wenn du das schon bemerkst“, murmelte Jenny und presste die Fingerspitzen an die pochenden Schläfen. "Hm! Ich gehe mich umziehen. Ich könnte einen Ochil verspeisen so hungrig bin ich“, brummte er und ging nach oben.

Eine Stunde später legte Amorin sein Besteck zur Seite und blickte seine Lieben der Reihe nach an: "Würde mir einer von euch verraten, wer den schönen Rasen mit Farbe verschmiert hat?"

"Welche Farbe meinst du denn“, wollte Samina wissen und mit einem unschuldigen Augenaufschlag ihrer grünen Augen blickte sie den Vater an.

"Ich denke du weißt genau welche Farbe ich meine!"

Jenny hustete und Amorin bemerkte erstaunt, dass sie sich kaum noch beherrschen konnte, um nicht laut zu lachen: "Deine missratene Tochter wollte unbedingt aus dem schwarzen Ochil einen weißen machen."

"Nomir? Und er ließ sich das gefallen?"

"Anscheinend denn mit einer Seite war Samina bereits fertig, bevor er sich zur Wehr setzte“, erzählte Tenian.

"Und du hast sie nicht davon abgehalten?" Der unwillige Ton seines Vaters ließ den Jungen zusammenzucken, entlockte Samina jedoch ein breites Grinsen. Wieder einmal hatte sie es geschafft, den Vater auf ihre Seite zu ziehen und ihre Mutter die Terranerin, würde sie auch noch aus dem Feld schlagen. Zufrieden stand sie auf und verließ den Tisch.

"Samina, du bleibst sitzen bis wir alle aufstehen. Außerdem hilfst du deiner Mutter beim Abräumen.“

So von ihrem geliebten Vater zur Ordnung gerufen zu werden, das ging einfach zu weit. Die Augen färbten sich dunkel vor Wut, als sie sich umdrehte und Jenny fiel die frappante Ähnlichkeit von Amorin und dem Mädchen auf.

"Ich habe noch etwas zu erledigen und außerdem kann Mutter den Tisch selbst abräumen, dafür ist sie doch da oder?"

"Nicht Samina sei still“, rief ihr Bruder und sprang erschrocken auf. Er wusste wie wütend der Vater werden konnte. Ohne Tenian oder ihre Eltern noch eines Blickes zu würdigen, stürmte das Mädchen im Laufschritt in den Garten und Jenny schaute genauso fassungslos auf die geschlossene Tür, wie ihr Gefährte.

"Ich denke du hast Samina zu viele Freiheiten eingeräumt.“

"Amorin ich sicher nicht.“

"Wieso muss sie eigentlich dauernd rennen. Kann sie nicht gehen wie jeder vernünftige Yurge? Mit ihrer blonden Mähne ist sie bereits eine kleine Hexe. Sie wird so bildschön wie ihre Mutter, hat das gleiche sprühende Temperament und nichts als Unfug im Kopf.“

"Sind das deine ganzen Überlegungen? Willst du ihr diese Frechheit auch noch durchgehen lassen?" "Nein natürlich nicht. Von wem hat sie diese Ungezogenheit? Tenian suche deine Schwester. Ich will sie sofort sprechen.“

Der Junge verließ erleichtert das Zimmer. Er hatte schon befürchtet sein Vater würde ihn zur Ordnung rufen, wie es in der Vergangenheit nur allzu oft der Fall war. Samina heckte die tollsten Streiche aus und brachte es dem Vater dann so bei, dass nicht sie sondern Tenian der Schuldige war und sehr oft zu Unrecht bestraft wurde. Wie oft musste sich Jenny schützend vor den Jungen stellen. Amorin wollte es einfach nicht glauben, dass sein Liebling Samina ein kleiner Dagro war. Zum ersten Mal war das Mädchen jetzt im Beisein ihres Vaters aus der Rolle gefallen.

"Nun mein Lieber, jetzt hast du es selbst erlebt, was für ein Engelchen unsere Tochter ist.“

"Hatte sie einen Grund, dass sie so wütend wurde?"

"Amorin sei bitte, still sonst werde ich böse.“

Er zog sie schmunzelnd vom Stuhl hoch in seine Arme und küsste sie liebevoll: "Ich bin nur still, wenn ich dich küssen kann. Komm mein Liebling setze dich zu mir auf die Couch und erzähle was die beiden heute noch alles angestellt haben.“

"Nicht die Beiden“, lachte sie, "nur Samina. Tenian kann seiner Schwester was die Bosheiten anbelangen, nicht das Wasser reichen.“

"Du übertreibst sicher wieder schamlos. Du solltest den Jungen nicht immer in Schutz nehmen. Er wird nie ein starker Yurge. Verhätschle ihn nicht so.“

"Das mache ich nicht. Doch Tenian ist gegen die Kraft von Saminas Geist machtlos.“

"Die Kraft von Saminas Geist? Was soll der Blödsinn. Sie ist ein übermütiges junges Mädchen mit großer Durchsetzungskraft. Sie hat einen starken Willen und ihr Bruder leider einen sehr schwachen, das ist alles.“

Verneinend schüttelte sie den Kopf. Wieder dachte sie an Nomirs Warnung: “Ich lasse es mir nicht nehmen. Mit Samina bekommen wir noch ernsthafte Probleme.“

Mit einer Handbewegung wischte er Jennys Einwand zur Seite und betrachtete aufmerksam das erhitzte Gesicht seiner Tochter, die wie immer im Laufschritt von der Terrasse hereingekommen war.

"Papa du wolltest mich sprechen?"

"Was sollte dein ungebührliches Verhalten?"

Zerknirscht schaute sie erst ihre Mutter dann den Vater an: "Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Es tut mir leid. Wirklich Mama, es tut mir leid. Ich habe das doch nicht so gemeint. Ich werde dafür freiwillig drei Tage den Tischdienst übernehmen.“

"Nein. Du übernimmst nicht drei, sondern zehn Tage. Außerdem bleibst du eine Zeitspanne zu Hause. Du hast deine Mutter nicht nur beleidigt auch sehr verletzt.“

"Aber Papa, das ist ja eine ganze Woche und außerdem..., morgen kann ich nicht daheim bleiben. Wir haben unser monatliches Jugendtreffen.“

"Ich weiß. Das ist deine Strafe für undiszipliniertes Betragen.“

"Papa bitte ich...“ An seiner verschlossenen Miene erkannte sie, dass er sich nicht umstimmen lassen würde. Trotzdem versuchte sie es noch einmal: "Papa ich liebe dich doch. Du kannst mich nicht so sehr strafen, nur weil ich einmal ungehorsam war. Ich tu doch alles für dich. Deshalb muss ich doch nicht auch für Mama alles machen. Und außerdem haben wir doch Robi. Dieser Blechkasten langweilt sich sowieso.“

"Ich sagte nein und jetzt geh!"

Mit hängendem Kopf ging Samina aus dem Zimmer. Jenny erkannte, wie sehr Amorin sie mit dieser Strafe getroffen hatte. Es war sicher das erste Mal, dass sie nicht lief, sondern... ging.

"Ist das nicht ein wenig zu hart?"

Er legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich: "Ich habe mich schon gefragt, wann du um gut Wetter für deine Tochter bittest. Diesmal bleibt es dabei Jenny keine Diskussion.“

Einige Tage war Samina sehr ruhig und schweigsam. Sie ging ihrem Vater beleidigt aus dem Weg, um ihn, wie sie dachte, mit Liebesentzug zu strafen.

Doch dann, zwei Wochen später, war sie von überschäumender Fröhlichkeit und Amorin schaute verwundert von seinen Akten auf, als sie in sein Büro stürmte: "Hallo Papa wie geht es dir? Arbeitest du heute zu Hause?"

Er legte den Magnetstift zur Seite und zog das Mädchen auf seinen Schoß: "Hast du die korrekte Begrüßung noch immer nicht gelernt, du Wirbelwind?"

Lachend schlang sie die Arme um seinen Hals: "Im Jugendlager befleißigen wir uns alle einer vorschriftsmäßigen Begrüßung. Aber ich finde zu Hause ist das viel zu lang. Mama hat Recht. Auf der Erde sagen alle "Hallo" und das genügt auch.“

"Wir sind aber nicht auf der Erde du Schelm. Was ist dir denn Gutes widerfahren, dass du so aus dem Häuschen bist und vor allem mit mir wieder sprichst?“

"Erstens, weil der Jugendtreff verschoben wurde und zweitens, wenn ich dir meine Liebe entziehe, gibst du dich zu viel mit Mama ab. Das will ich nicht.“

"Das willst du nicht? Kind deine Mutter ist meine Gefährtin und ich liebe sie.“

"Du bist mein Vater und du sollst nur mich lieben. Jenny hat ja Tenian.“

Energisch schob er das Mädchen von seinem Schoss und schaut sie finster an: "Nenn deine Mutter nicht mit Vornamen dafür bist du viel zu jung. Ich liebe dich und Tenian mein Kind aber nur so wie man eine Tochter und einen Sohn eben liebt. Und jetzt lass mich arbeiten.“

Er schaute in seine Akten als ihm noch etwas einfiel: "War der Jugendtreff nicht schon vor zwei Wochen? Soviel mir bekannt ist, wurde der Termin noch nie geändert.“

Samina schaute ihn triumphierend an: "Weil ich Hausarrest hatte. Da habe ich dafür gesorgt, dass er verschoben wurde. Er ist heute!“

"Heute? Wie hast du das geschafft?“ Ihre Augen glitzerten wie Smaragde als sie mit einem Schulterzucken zur Antwort gab: "Das ist mein Geheimnis.“

Amorin wollte noch etwas hinzufügen doch das Mädchen hatte sein Büro bereits verlassen. Kopfschüttelnd machte er sich an seine Arbeit und nach ein paar Minuten hatte er Saminas Äußerung bereits wieder vergessen.

Der laute Wortwechsel aus einem anderen Raum scheuchte den Yurge in die Höhe. Ärgerlich über die Störung verließ er sein Arbeitszimmer und als er die breite Treppe nach unten ging, wurden die Worte lauter und hitziger: "Ich habe dir gesagt, dass du abends nach Hause kommst und dabei bleibt es. Ich möchte nicht, dass du mit einer uns unbekannten Clique durch die Stadt ziehst und irgendwo übernachtest. Du bist noch zu jung um….“

"Ich bin immer zu jung“, unterbrach Samina erregt die Predigt ihrer Mutter, "ich werde Papa fragen und er erlaubt es mir, denn er ist ein Yurge und kein Mensch mit kleinlichen Moralvorstellungen wie du. Du hättest auf der Erde bleiben sollen ...du, du verdienst diesen Mann nicht ...du ...du.“

Mit einem Wehlaut griff Jenny sich an den Kopf. Glühenden Blitzen gleich raste eine Schmerzwelle durch ihr Gehirn. Entsetzt starrte Amorin auf die makabre Szene. Samina hatte ihre Hände ineinander verschlungen und mit starren Augen fixierte sie ihre Mutter, die sich den Kopf haltend, langsam aber unwiderstehlich in die Knie ging.

Mit wenigen Schritten war er bei ihr und fing sie in den Armen auf, bevor sie auf dem Boden aufschlug.

"Jenny, was ist mit dir?“

Die Terranerin gab keine Antwort, sie war bewusstlos.

"Was ist mit Mama“, fragte Samina neugierig und beugte sich über die Schulter ihres Vaters, um ihrer Mutter ins leichenblasse Gesicht zu sehen.

"Rufe Ombra an, schnell. Er soll sofort kommen.“

"Wozu denn. Sie wird gleich wieder das Bewusstsein erlangen. Trag sie doch nach oben ins Bett.“

"Samina, mache was ich dir gesagt habe, oder du lernst mich von einer anderen Seite kennen“, brüllte Amorin sie an und das Mädchen gewahrte Schmerz und Zorn in seinem Blick. Mit großen erstaunten Augen schaute sie ihn an: "Aber du magst diese Terranerin ja wirklich! Ich dachte du bleibst nur wegen uns bei ihr!“

Das war selbst für Amorins Beherrschung zu viel. Ehe Samina wusste wie ihr geschah, fühlte sie einen brennenden Schmerz im Gesicht. Ihr Vater hatte sie geschlagen. Ihr über alles geliebter Papa.

"Das wirst du mir büßen“, murmelte sie mit einem Blick auf ihre am Boden liegende Mutter, drehte sich um und lief davon. Amorin hob die leichte Gestalt auf und als er die ersten Stufen nach oben ging, blieb er plötzlich stehen. So als hätte er es sich anders überlegt drehte er sich mit der Frau in seinen Armen um und verließ mit langen Schritten das Haus. Vorsichtig legte er Jenny in den Gleiter dann flog er mit nicht ganz erlaubter Geschwindigkeit zu Ombra.

Sanfani, Ombras Gefährtin, sah den Yurge mit seiner Last auf das Haus zueilen und rief nach Ombra, der unwillig murmelnd aus dem Labor kam.

"Sanfani, was schreist du denn so laut. Kannst du mich nicht eine Stunde in Ruhe arbeiten lassen?“

Da sah er Amorin mit seiner Adoptivtochter in den Armen.

"Bring sie hier herein. Was ist passiert?“

"Ich weiß es nicht. Sie hatte wieder einmal eine Auseinandersetzung mit Samina. Plötzlich brach sie zusammen und war ohnmächtig. Mir fiel auf, dass sie in letzter Zeit des Öfteren Kopfschmerzen hatte. Vielleicht liegt da die Ursache.“

"Hm... Sanfani kümmere dich um ihn. Ich werde Jenny untersuchen.“

Die Yurge nickte und schob Amorin in den Wohnraum.

Es dauerte fast eine Stunde ehe Ombra kam und sich mit einem Seufzer in einen Sessel fallen ließ.

"Nun wie geht es Jenny? Ist sie bei Bewusstsein“, fragte Amorin und schaute seinen ehemaligen Lehrherrn gespannt an.

Ombra schüttelte den Kopf: "Nein, sie ist noch immer bewusstlos. Sie hat einen Telepathie Schock erlitten.“

"Einen was“, fragte Sanfani erstaunt.

"Ja einen Schock dieses Ausmaßes kann man einem starken Stromstoß gleichsetzen. Ich kann nur hoffen, dass sie das überlebt.“

Amorin blickte den Älteren erschüttert an: "Wer kann ihr so etwas antun und warum?“

"Mir fällt in eurer unmittelbaren Umgebung nur einer ein, der über so große mentale Fähigkeiten verfügt, ...der Ochil.“

"Aber Ombra“, fiel Sanfani ihm ins Wort, "Nomir ist Jennys Freund er würde doch niemals versuchen sie zu töten.“

"Stimmt! Der Tiger kann es nicht gewesen sein“, gab Amorin Sanfani Recht.

Ombra überlegte: "Wer war es dann deiner Meinung nach? Amorin es kann nur Nomir gewesen sein. Vielleicht ist es nicht mit Absicht geschehen, vielleicht ist er krank? Ich müsste ihn untersuchen und wenn er es war... muss ich ihn töten.“

Entsetzt schauten sie Ombra an. Das konnte, das durfte doch nicht sein. Jenny das einzige Lebewesen, das die Gedanken des Ochil empfangen konnte, war seit über dreizehn Jahren eng mit dem Tiger befreundet. Er hatte der Terranerin bereits mehrere Male das Leben gerettet und sie hing mit abgöttischer Liebe an dem intelligenten Tier.

Unbewusst hatte Amorin den Kopf geschüttelt: "Nein, es muss eine andere Ursache haben. Ich werde dahinter kommen. Wehe demjenigen, der Jenny das angetan hat und sollte es tatsächlich der Tiger, sein werde ich ihn eigenhändig erschießen.“

Samina spielte im Garten mit Tenian und Nomir. Alles schien in bester Ordnung zu sein. Plötzlich stand sie bewegungslos und lauschte in sich hinein. Sie hatte ein ihr bekanntes Gedankenmuster empfangen.

*Lass deinen Vater in Ruhe,* teilte ihr der Tiger lautlos mit, * du hast schon genug angerichtet.*

"Sei still sonst lasse ich dich wieder tanzen“, gab Samina halblaut zur Antwort, dann konzentrierte sie sich auf die Gedanken ihres Vaters. Amorins Geist war erfüllt von hoffnungsloser Wut und noch größerem Schmerz. Die meisten Gedanken aber waren auf das Ziel gerichtet, den Übeltäter zu suchen, zu finden und zu bestrafen. Und noch etwas erfuhr sie, ihr Vater verdächtigte Nomir.

Das soll mir nur Recht sein, dachte sie. Der Ochil würde irgendeine harmlose Strafe erhalten und sie konnte ihren Papa trösten, ohne dass dieser ahnte, wer der Schuldige war. Sie drehte sich zu dem Tiger um und konzentrierte sich auf ihn. Nomir fühlte die Kraft die von dem kleinen Mädchen ausging und konnte trotzdem nichts dagegen tun. Würde er mit seinen eigenen Kräften zurückschlagen, was ihm nicht sonderlich schwer fallen würde, konnte er das Kind unter Umständen töten. Er wusste, dass Samina nicht die geringste Ahnung hatte, welche Macht sie jetzt schon besaß. Vor allem aber konnte sie mit ihrer geistigen Kraft nicht umgehen. Sobald Jenny kam, würde er ihr mit aller Klarheit deutlich machen, dass das Kind vor sich selbst gerettet werden musste. Es war zum Verzweifeln. Warum konnte er sich Ombra oder Amorin nicht verständlich machen. Die Terranerin hatte ihm bisher nicht geglaubt. Er hoffte, dass sie nach diesem Vorfall endlich ihre Meinung ändern würde.

Nomir spürte, wie die Kraft des Mädchens stärker und stärker wurde. Entweder er ließ sich wie meistens alles gefallen oder er verschwand für eine Weile im Wald. Er entschied sich gerade für Letzteres, als er spürte, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Samina hatte ihn übertölpelt und wollte er ihr nicht wehtun, musste er bleiben wo er war.

Amorin hatte sich der kleinen Gruppe genähert und schaute auf den Tiger, der still wie eine Steinfigur dastand. "Was ist mit Nomir los?“

"Ich weiß es nicht Papa. Er macht in letzter Zeit öfter so unsinnige Sachen“, gab Samina mit Unschuldsmiene zur Antwort.

Das war für ihn der Beweis, dass der Ochil an Jennys Unglück die Schuld trug. Wie hingezaubert lag plötzlich ein Stablaser in seiner Hand.

Tenian schrie erschrocken auf und stellte sich vor den Tiger. Samina die erst jetzt die Absicht ihres Vaters erkannte, hob entsetzt die Hände: "Nein du darfst Nomir nicht so hart bestrafen. Er hat es doch nicht mit Absicht getan. Bitte nicht!“

Ihre ganze Konzentration richtete sie auf die Waffe und das gab dem Ochil die Gewalt über seine Glieder zurück. Mit zwei riesigen Sätzen brachte er sich aus der Gefahrenzone, brüllte so laut wie es Amorin noch nie gehört hatte und verschwand im Wald.

"Papa, hättest du Nomir wirklich erschossen“, fragte Tenian schüchtern.

"Ja, ich hätte es getan und ich habe immer noch vor ihn zu erschießen. Er ist eine Gefahr für die Yurge geworden. Er wird wieder kommen und dann...“

"Er kommt nicht wieder“, schluchzte Samina und warf sich in die Arme des Vaters.

"Mein Kleines, sei nicht traurig. Ich glaube Nomir ist krank, anders kann ich mir sein Betragen nicht erklären. Kommt ins Haus.

"Ja richtig. Ich muss mich zu unserem Treff umziehen. Papa ich darf doch über Nacht außer Haus bleiben? Du erlaubst es mir doch?“

Jetzt fiel Amorin die Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter wieder ein: "Samina hat dir das deine Mutter nicht verboten?“

"Sie schon aber du doch nicht. Du bist doch ein Yurge und ich auch! Wenn sie mir auch ihre hässlichen blonden Haare vererbt hat...“

"Hässlich? Sag, bist du noch zu retten? Ich liebe eure blonden Mähnen. Samina was ist nur in dich gefahren. Liebst du deine Mutter nicht mehr?“

"Nein, denn sie nimmt dich mir weg. Du gehörst zu mir.“

"Fängst du schon wieder mit diesem Blödsinn an? Noch ein Wort und du hast Hausarrest.“

"Papa, bitte lass mich gehen!“

Sie schaute ihn so bittend an, dass er nicht mehr nein sagen konnte. Samina spürte wie er weich wurde und schon umarmte sie ihn stürmisch und küsste ihn auf beide Wangen.

Lachend drückte er sie einen Moment an sich dann schob er sie in Richtung Türe: "Los verschwinde, ehe ich es mir anders überlege. Aber abends bist du zu Hause und wehe du hältst dich nicht an meine Anordnungen. Tenian du bist mir verantwortlich dafür, dass ihr pünktlich hier seid!“

"Na gut“, seufzte sie und schob ihren Bruder vor sich her. Sie wusste wann es klüger war nachzugeben.

Jenny im Koma

Drei Tage blieb Jennys Zustand unverändert und ihre Familie war am Boden zerstört. Würde sie je wieder gesund werden? Je wieder lachen? Mit einer Ausnahme schlichen sie mit traurigen Gesichtern umher. Samina tat, als ginge sie das alles nichts an. War ihr Vater in der Nähe, versuchte sie ihn zu umarmen und liebevoll zu trösten.

"Papa sei nicht so traurig. Mama wird schon wieder gesund. Du hast doch mich. Ich werde dir Mama ersetzen und sollte sie sterben, werde ich für immer bei dir bleiben.“

Brüsk schob er das Mädchen von sich: "Wenn du noch einmal so etwas sagst, bringe ich dich schon morgen in die Daark Schule und nicht erst in drei Jahren.“

"Das würdest du nicht wagen“, schrie sie mit sich überschlagender Stimme und Amorin rutschte die Hand aus.

"Du hast mich früher nie geschlagen und jetzt gleich zweimal hintereinander. Das ist nur die Schuld von Jenny. Ich hasse sie! Ich hasse sie“ und schluchzend rannte sie davon.

Der Yurge starrte seiner Tochter entsetzt nach. Was ging in Samina vor? Hatte der Ochil die Kleine so verändert? Das wird es sein. Ich muss ihn finden und unschädlich machen“, murmelte er und verließ das Haus auf der Suche nach dem Tiger.

Während Amorin mit einem Spurengerät bewaffnet die Wege absuchte, die der Tiger oft benützte, unternahm Ombra alles, um Jenny wieder ins Leben zu holen. Endlich bewegte sie sich unruhig, warf den Kopf von einer Seite auf die andere, um dann endlich nach drei langen Tagen die Augen zu öffnen.

Sie starrte in Ombras sorgenvolles Gesicht und murmelte: "Nomir, Nomir!“

"Ruhig mein Täubchen, der Tiger kann dir nichts mehr tun. Sicher hat Amorin ihn schon erledigt.“

"Amorin? Erledigt? Von was sprichst du?“

"Schlaf mein Täubchen. Du bist nach diesem telepathischen Angriff noch sehr schwach. Denk nicht so viel. Du musst dich erst wieder ganz langsam an alles gewöhnen.“

"Ombra, mir geht es bis auf ein paar Kopfschmerzen schon wieder ganz gut. Sag mir, was du vorhin meintest mit Nomir und Amorin.“

"Nomir hätte dich mit seinem Angriff fast getötet. Ich vermute, dass er krank ist und Amorin hat sich auf die Suche nach dem Tiger gemacht.“

Mit einem Ruck saß sie aufrecht im Bett. Ihr Gesicht wurde weiß wie die Wand: "Ich habe mich nicht getäuscht. Nomir hat mich gerufen. Er hat mich aus der Bewusstlosigkeit geholt und mir vielleicht wieder einmal das Leben gerettet. Also was faselst du da von Angriff?“

"Jenny wer anders als Nomir hätte derart starke mentale Kräfte, um dich damit zu töten?“

"Samina!“

"Samina? Du leidest noch unter der Einwirkung des Schocks. Schlaf noch ein bisschen.“

"Ombra“, schrie sie plötzlich wütend, "behandle mich nicht wie ein kleines unmündiges Kind. Ich weiß wovon ich spreche. Es war "Samina.“ Nomir hat mich schon einige Male gewarnt, doch ich lachte ihn aus und schenkte seinen Verdächtigungen keinen Glauben. Er sagte mir, das Mädchen habe unwahrscheinlich starke mentale Kräfte, könnte sie aber noch nicht beherrschen. Er musste sich ihre manchmal makabren Scherze gefallen lassen, da er nicht zurückschlagen durfte. Er hätte Samina damit sicher getötet.“

Nachdenklich betrachtete Ombra, Jennys aufgewühltes Gesicht. Sie neigte nicht zu Übertreibungen und wenn sie sagte, dass Samina an dem Schlamassel Schuld war, dann glaubte er ihr.

"Bei Hookla und Amorin ist auf der Suche nach dem Tiger.“

"Er wird ihn nicht erschießen.“

"Doch Jenny, er wird. Er ist wütend und verzweifelt, da er glaubt, du würdest nicht wieder wach.“

"Oh nein! Das verzeihe ich ihm nicht, das nicht.“

Weinend warf sie sich in die Kissen und selbst Sanfani gelang es nicht sie zu trösten.

Ein paar Stunden später kam Amorin mit den Kindern. Der Yurge wirkte müde und erschöpft. Tenians sonst braunes Gesicht, war grau vor Angst um die Mutter und seinen geliebten Nomir. Samina sah frisch aus wie immer und zum ersten Mal beobachtete Ombra das Mädchen ganz genau. Was er sah gefiel ihm nicht besonders, aber immer noch hoffte er, Jenny hätte sich getäuscht.

"Ich kann euch beruhigen, eure Mutter ist wieder wohlauf.“

Vater und Sohn strahlten und Samina meinte: "Na also, habe ich euch doch gesagt. Diese Terranerin bringt nichts um.“

Ombra schaute sie verärgert an und brummte: "Kommt mit!“

Lautlos schob sich die Türe von Jennys Krankenzimmer zurück. Sie hatte sich bereits fertig angekleidet und war eben im Begriff den Raum zu verlassen.

Amorins düstere Miene alarmierte sie: "Du schaust so finster. Wie geht es Nomir?“

"Mit müder Bewegung winkte er ab: "Ich habe ihn gefunden.“

"Und?“

"Und getroffen.“

"Amorin, Amorin du hast meinen besten Freund und Kameraden so einfach mir nichts dir nichts getötet? Oh nein das darf nicht wahr sein.“

Aufweinend schlug sie die Hände vor das Gesicht: "Das verzeihe ich dir nicht!“

Jenny ließ mutlos die Hände sinken und als ihr Blick auf Samina fiel, übermannte sie namenloser Zorn: "Und du kleine Hexe, die du das alles auf dem Gewissen hast, wie fühlst du dich? Freust du dich über Nomirs Tod. Ich kann dich nicht mehr sehen. Geh mir aus den Augen. Entweder verlässt du unser Haus oder ich. Niemals kann ich dir das vergeben. Wenn du glaubst, dass du so die Liebe deines Vaters gewinnst, dann mach nur so weiter.“

Amorin hob die Arme und versuchte die Terranerin festzuhalten: "Jenny, um aller Hooklas Namen sei still!“

"Lass sie doch Papa. Nun siehst und hörst du es wie sie ist. Soll sie doch gehen. Ich bin froh wenn sie endlich den Platz an deiner Seite räumt, denn da gehöre ich hin, eine Yurge und keine kleine schwache Terranerin.“

Alle sahen das Mädchen fassungslos an, wie konnte sie so reden. Als kleines Mädchen hatte sie ihre Mutter doch genau so geliebt. Nun ja fast jedenfalls. Woher kam plötzlich dieser enorme Hass?

"Ihr werdet beide mit uns nach Hause fahren“, gebot ihnen Amorin und wollte gehen da hielt ihn ein zweistimmiges "Nein" auf dem Platz.

Ombra beschäftigte sich in Gedanken intensiv mit dem Ochil, während er aus einer Schublade ein kleines Kästchen holte, es öffnete und den Gegenstand in seiner Hand verschwinden ließ.

Samina schaute den großen Yurge misstrauisch an: "Ombra was bezweckst du damit, dass du immer nur an den Tiger denkst?“

"Das werde ich dir gleich sagen mein Kleines.“

Er streckte den Arm aus und in dem Augenblick, als sie seine wahren Gedanken erhaschte, war es für sie bereits zu spät. Eine hauchdünne Nadel bohrte sich in ihren Arm.

"Nein du Schuft, du hast mich hintergangen. Du willst mich töten und das nur weil ich Jenny ein bisschen wehgetan habe.“

Sie schrie und schrie bis ihre Stimme leiser und ihre Worte schleppender und langsamer wurden. Ungerührt beobachtete der Ältere das Mädchen und er schüttelte verweisend mit dem Kopf als Amorin sie festhalten wollte: "Lass sie sich austoben, sonst erstickt sie an ihrer Kraft.“

Geschickt schob er dem Mädchen einen Stuhl hin und wimmernd ließ sie sich hineinfallen. Wie ein Häufchen Elend saß sie da und blickte mit verquollenen Augen zu den Umstehenden auf: "Papa, Mama was geschieht mit mir. Was ist in mir. Ich kann es fühlen, ich kann es spüren und es tut manchmal so weh.“

"Was hast du ihr gespritzt?“

"Ein Mittel, dass für eine kurze Zeit die mentale Kraft bändigt. Jetzt ist sie euer kleines Mädchen so wie sie vorher war.“

"Mentale... du meinst tatsächlich sie ist eine Mutantin?“

"Ja, ich vermute es, nachdem Jenny mir berichtet hat, was in der letzten Zeit alles vorgefallen ist. Um Genaueres zu erfahren, muss das Mädchen getestet werden. Ich möchte das aber nicht alleine verantworten. Ich werde einen...“

"Bei Hooklas dann war es nicht der Tiger der..., Samina, warum hast du dich uns nicht anvertraut?“

"Aber dann hättest du mich doch in die Mutanten Schule geschickt und ich wollte doch nicht weg von zu Hause.“

Wieder weinte sie herzzerreißend. Da hielt es Jenny nicht mehr an ihrem Platz. Alles war vergessen. Jetzt zählte nur noch, dass ihre kleine Tochter seelischen Kummer hatte. Sie zog das Mädchen hoch, setzte sich und nahm sie auf den Schoss. Samina schlang die Arme um ihren Hals und weinte bitterlich: "Mami ich wollte dir und Nomir doch nichts Böses tun. Ich liebe euch doch alle und möchte bei euch bleiben. Mami hilf mir, bitte hilf mir.“

Amorin war über den Ausbruch seiner Kleinen mehr erschüttert, als er sich eingestehen wollte.

"Pscht ist ja gut, ist ja gut. Ich bin dir nicht mehr böse. Ich bin bei dir und wir alle werden dir helfen“, beruhigend strich Jenny der Kleinen über den Kopf und langsam wurde das Schluchzen leiser.

Ombra kratzte sich nachdenklich am Kopf: "Ganz so einfach ist es nicht. Seit wann hat sich das Mädchen so verändert?“

"Verändert ist gut“, meldete sich Tenian zu Wort, "seit einem Jahr terrorisiert sie mich und ihre ganze Umgebung mit ihren Launen.“

"Und warum hast du uns nie etwas gesagt“, wollte Amorin unwillig wissen.

"Weil sie es mir verboten hat. Einmal war ich nahe daran Mutter alles zu erzählen. Da hat sie mich gezwungen in eine Schlangengrube zu steigen. Es war entsetzlich. Samina hat extra zwei dieser schwarzen Giftschlangen gefangen und mit ihrem Willen zwang sie die Tiere, sich ruhig zu verhalten.“

„Um Himmels Willen, du meinst doch nicht, dass sie dich zu den Springschlangen geschickt hat?“

"Doch Mama und ich hatte wahnsinnige Angst.“

"Kann ich mir vorstellen“, brummte Ombra. "Sie sind mindestens drei Meter lang und haben eine enorme Sprungkraft. Schlimmer ist, dass ihr Biss absolut tödlich ist. Hat sie diese Vipern tatsächlich in Schach halten können?“

"Und ob! Es hat ihr keinerlei Mühe bereitet. Sie hat sich an den Rand gesetzt und sich mit mir über allerlei unterhalten.“

„Wenn das stimmt und ich zweifle Tenians Geschichte nicht an, dann ist sie bereits eine hervorragende Telepathin und ich beginne zu glauben auch eine Telekinetin. Und was Nomir Jenny erzählt hat, steckt in diesem kleinen Persönchen jetzt schon die Kraft von drei erwachsenen Mutanten. Sie muss so schnell wie möglich in die Schule, sonst entwickelt sie sich zu einer wandelnden Zeitbombe.“

Die Terranerin blickte auf das jetzt friedlich schlafende Kind in ihren Armen. Musste sie sich von ihrer kleinen Tochter jetzt schon trennen? Sie hatte doch so gehofft, dass sie erst in drei Jahren gehen würde. Trockenes Schluchzen stieg in ihre Kehle und die Augen füllten sich mit Tränen, als Ombra die kleine Gestalt hoch hob und sie in einen anderen Raum trug.

"Wann sehe ich meine Tochter wieder?“

"Sie bleibt erst einmal bei mir. In den nächsten Tagen wird ein Kollegium hier aufkreuzen und das Mädchen auf Herz und Nieren prüfen. Bestätigt sich meine Vermutung, werden sie Samina in die Mutanten Schule mitnehmen. Nur dort kann sie lernen mit so außergewöhnlichen Fähigkeiten umzugehen und diese Kräfte beherrschen lernen.“

"Dann sehe ich Samina ja viele Jahre nicht mehr. Ombra, eure Gesetze sind grausam. Genügt es nicht, dass man mir meinen Sohn mit vierzehn Jahren entführt?“

Amorin schüttelte verwundert den Kopf: "Aber Jenny! Niemand entführt Tenian. Es ist so üblich, dass die jungen Leute mit Vierzehn in die Lehrschulen müssen. Das hast du doch immer gewusst.“

"Du hast leicht reden. Ich hoffte Samina noch bei mir behalten zu können.“

"Sei vernünftig. Das Mädchen wäre für alle eine Gefahr“, entgegnete Ombra und strich Tenian mit der Hand über seine hellblau leuchtenden Haare. Erst mit dem Beginn der Reife färbten sich die Haare der Yurge und schimmerten dann in einem satten dunklen Blau. "Na mein Sohn, du hast im letzten Jahr wohl sehr viel unter der Macht deiner Schwester leiden müssen?“

"Das schon, aber weißt du Ombra, ich mag Samina. Sie ist mein stärkeres "Ich" und sie wird mir sehr fehlen.“

Amorin blickte zu seinem Sohn, der mit leuchtenden blauen Augen zu Ombra aufsah. Er hatte den Jungen zu hart angefasst, das wurde ihm jetzt bewusst. Aber er hatte doch auch keine Ahnung von dieser unheilvollen Entwicklung. Er wandte sich ab und begegnete dem durchdringenden Blick der Terranerin. Seufzend streckte er ihr die Hand entgegen: "Komm, fahren wir nach Hause.“

"Nein fahrt ihr nur zu. Ich suche Nomir.“

"Mama ich komme mit dir und helfe dir suchen. Ich weiß verschiedene Orte, wo er sich gerne aufhält.“

"Dann fahren wir alle drei“, brummte Amorin und ihm wurde siedend heiß, wenn er daran dachte, wie sie Nomir wohl finden würden. War er bereits tot? Erwischt hatte er das große Tier. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken. Hätte er doch noch ein paar Stunden gewartet. Aber alle Selbstvorwürfe halfen nichts. Er musste den Tatsachen ins Auge sehen. Mit größter Wahrscheinlichkeit hatte er den Ochil getötet.

"Amorin warum bist du so schweigsam?“

"Du kennst den Grund“, gab er kurz zurück und brachte den Gleiter vor dem Haus zum Stehen.

"Du solltest dir keine allzu großen Hoffnungen machen, ich bin ein zu guter Schütze.“

"Kann schon sein. Aber ich fühle es ...Nomir lebt.“

"Wie heißt es auf der Erde so schön? Dein Wort in Gottes Ohr. Tenian wo rennst du hin? Wir wollten uns doch auf die Suche nach dem Tiger machen?“

"Ich bin gleich zurück Papa. Ich hole nur meinen Zauberkasten.“

"Zauberkasten? Das ist doch Ombras Ausdruck für seinen Medizinkoffer. Was meint Tenian damit?“

"Das meine ich“, rief der Junge und hielt triumphierend ein kleines Köfferchen in die Höhe. "Das hat mir Ombra geschenkt. Er meinte, das sei für alle Fälle. Wenn wir im Jugendlager tagelang durch die Wildnis streifen, könnte ich das gut gebrauchen.“

"Aha, und kannst du damit auch umgehen“, wollte sein Vater misstrauisch wissen.

"Natürlich hat mich Ombra unterrichtet und dann genauestens geprüft. Vielleicht werde ich auch Arzt und Wissenschaftler.“

Der Yurge drehte sich um und brummte ärgerlich vor sich hin. Jenny biss sich auf die Lippen und folgte den beiden. Fast hätte sie sich verraten, dass sie von Tenians Berufswünschen schon längere Zeit wusste. Ich glaube alle Männer des Universums sind gleich, wenn es um die Berufspläne der Söhne geht, dachte sie.

Auf der Suche nach Nomir

Eine Weile folgten sie einem schmalen, von Tieren ausgetretenen Pfad. Der unterdrückte Fluch der Terranerin stoppte die kleine Gruppe.

"Jenny, was ist los? Hast du Nomir gefunden?“

"Nein, ich bin über einen Ast gestolpert. Müsst ihr zwei so rennen?“

Tenian lief zu seiner Mutter zurück: "Hast du dir weh getan? Soll ich dich verarzten?“

"Nein, nein, es geht mir gut. Ist schon in Ordnung“, lächelnd strich sie dem Jungen über den Kopf und er rief eifrig: "Papa, das Beste wird sein, ich gehe voran. Mama nehmen wir in die Mitte und du bildest den Schluss.“

Amorin war so verblüfft über die bestimmenden Worte seines Sohnes, dass er sich widerspruchslos fügte. Fast eine Stunde marschierten sie schweigend durch den dämmrigen Wald, doch von Nomir keine Spur.

Jenny versuchte sich auf die Gedanken des Tigers zu konzentrieren aber sie erhaschte nicht einen Laut, nicht einen Ruf. Es schien, als ob er nicht existieren würde. Er darf nicht tot sein, verdammt Nomir rühr dich. Bitte sag dass du lebst, dachte sie intensiv.

Nichts! Und dann blieb sie so plötzlich stehen, dass Amorin gegen sie prallte.

"Hast du ihn gefunden?“

"Ich bin mir nicht sicher. Es waren die Gedanken eines Ochil und doch wieder nicht..., wir müssen in diese Richtung gehen. Kommt schnell! Etwas stimmt da nicht.“

Ohne auf ihre Begleiter zu warten, wandte sie sich nach links und arbeitete sich durch das undurchdringlich scheinende Gestrüpp. Amorin holte sie ein und ergriff ihren Arm: "Warte mit dem Laser geht es schneller. Vor allem treibt es unliebsame Tiere in die Flucht.“