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1.RomanJenny und AmorinIm Jahre20482.RomanJenny und AmorinIm Heimatsystem der Yurge3.RomanJenny und AmorinRückkehr zur Erde4.RomanJenny und AmorinAbenteuer auf dem Piratenplaneten5.RomanJenny und AmorinAlptraum zwischen den WeltenWegen eines Betriebsschadens landet ein Raumschiff auf der Erde. Nach anfänglichem Misstrauen nähern sich die Erdbewohner dem Flugobjekt. Die Außerirdischen gestatten den Menschen das Schiff zu besichtigen. In ihrer Begeisterung verirrt sich die Terranerin und wird unfreiwillig zum blinden Passagier.Ein abenteuerlicher Flug beginnt. Ein Yurge namens Ombra nimmt sich der Frau an und bewahrt sie vor dem sicheren Tod. Jenny lernt eine völlig neue Lebensweise kennen. Sie lernt nicht nur ihre Sprache, sondern wird auch schnell mit ihren Gewohnheiten vertraut. Jenny gewinnt viele Freunde an Bord, nur Einer bringt ihr keine Sympathien entgegen. Der arrogante und stolze Kommandant des Schiffes, „Amorin Hogenes“. Wird sie die große Barriere überwinden, die sie von dem Yurge trennt? Was erwartet sie auf dem Heimatplaneten dieses Volkes. Wird sie jemals ihre Heimat die Erde wieder sehen? Begleiten Sie Jenny auf ihrer abenteuerlichen Reise. Mit ihrem Stolz, ihrem Starrsinn und ihrem unverwüstlichen Humor, gelingt es ihr immer wieder das Heimweh nach der Erde zu unterdrücken. Nicht nur die Neugierde hält sie bei diesem Volk, es ist vor allem die Liebe, die sie viele Gefahren überstehen lässt.
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„Puh“, schwer atmend blieb sie stehen und hielt sich die Hand an die Seite. Wie üblich hatte sie mal wieder übertrieben. “Blöde Joggerei“, keuchte sie, „warum mache ich das bloß?" Weil es mir gut tut, gab sie sich selbst die Antwort. Seufzend setzte sie sich auf eine Bank und starrte in Gedanken versunken in den mit Sternen übersäten Himmel. “Ob die da oben auch den ganzen Tag in Büros verbringen?"
Sie musste lachen, als sie sich ein mit Tentakel ausgestattetes Wesen vorstellte, das einen Computer bediente. Warum eigentlich nicht? Es hatte schon einige Male Berührungen mit Fremdintelligenzen gegeben. Leider war es nicht immer friedlich verlaufen und die Menschen standen Außerirdischen sehr skeptisch gegenüber.
Am Horizont erschien ein heller Streifen. Die Sonne würde bald aufgehen und Jenny machte sich auf den Heimweg. Die Sterne verblassten langsam, nur ein Punkt am Himmel strahlte mit unverminderter Helligkeit. Es schien als würde der Stern immer größer und mit atemberaubender Geschwindigkeit auf die Erde zurasen.
“Was ist das? Ein Komet sicher nicht“, murmelte sie und beobachtete neugierig das schnell größer werdende Objekt. Nach kurzer Zeit konnte sie erkennen, dass es eine riesige Kugel war, die sich nun majestätisch langsam herabsenkte. Rauschen erfüllte die Luft und Jenny blieb bewegungslos stehen. Fassungslos und staunend beobachtete sie, wie sich lange, dünne Stäbe aus der Unterseite des UFOS schoben, dann setzte die Kugel wippend auf dem Boden auf. Das Summen verstummte und eine unnatürliche Ruhe breitete sich aus. Nicht einmal der Laut eines Vogels war zu hören. Unbewusst hatte die Terranerin die Luft angehalten und erst entferntes Motorengeräusch, das an ihre Ohren drang, riss sie aus der Erstarrung. Ihre Neugierde war erwacht und drängte die Angst in den Hintergrund.
Vorsichtig, jedes Geräusch vermeidend, näherte sie sich dem Ungetüm. Die Größe war wirklich beeindruckend. Mindestens hundert Meter Durchmesser, schätzte sie und starrte fast ehrfürchtig das Monstrum an. Ein Flugzeug kreiste kurz über dem Flugobjekt, dann verschwand es in südlicher Richtung. Sie konnte ja nicht wissen, dass Terra bereits seit einer Stunde Funkkontakt mit den Außerirdischen hatte.
In circa dreißig Metern Höhe wurde eine Öffnung sichtbar, vor den sich ein blau schillernder Vorhang legte. Atemlos wartete sie, was weiter geschah. Humanoide Gestalten verließen das Schiff und glitten in der leuchtenden Blase zu Boden. Einige umrundeten das Schiff, andere machten sich an der Unterseite der Kugel zu schaffen. Auch aus der Entfernung konnte sie sehen, dass sie um einiges größer als die Menschen waren und... sie sahen genauso aus wie Erdgeborene. Fast war sie ein wenig enttäuscht über ihr normales Aussehen.
Einer der Fremden sonderte sich von den anderen ab und ging langsam über die Wiese auf den Waldrand zu. Sie duckte sich unwillkürlich hinter dem Busch, um von dem Fremden nicht gesehen zu werden. Sie schätzte, dass er mindestens 1,90 m groß war. Die breiten Schultern betonten seine schmalen Hüften und die langen schlanken Beine, die von einer enganliegenden, anthrazitfarbenen Hose umschlossen wurden. Das hellgraue schimmernde Hemd schmiegte sich wie eine zweite Haut an den kräftigen Oberkörper und sie konnte das Muskelspiel auf seinem Rücken deutlich sehen. Ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte, hätte sie beim besten Willen nicht zu sagen vermocht. Die Haare der oder des Fremden leuchteten in einem dunklen satten Blau und waren im Nacken zu einem dicken seltsam geformten Zopf geflochten. Ein Arm war angewinkelt und als er sich jetzt langsam umdrehte, bemerkte sie, dass seine schmale Hand auf einer Waffe lag. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Ausruf des Erstaunens, als sie sein Gesicht aus der Nähe sah. In der ersten Sekunde glaubte sie einen Menschen vor sich zu sehen, doch dann gewahrte sie die Unterschiede. Die Stirn war hoch und kräftige dunkelblaue Augenbrauen verliehen dem braunen Gesicht ein bedrohliches Aussehen. Die Augen waren etwas größer als die der Menschen und die Iris von einem schillernden Grün. Das ovale kantige Gesicht mit der kräftigen Nase und dem energischen Kinn erinnerten Jenny unwillkürlich an einen Piraten aus ferner Vergangenheit. Das hervorstechendste aber waren die vollen Lippen, die in grellem orange leuchteten. Sie verzog den Mund und grinste, als sie sich vorstellte, von so einem Mann, (oder war es doch eine Frau?) geküsst zu werden.
Sie beugte sich in ihrem Versteck weiter vor, um dieses Wesen noch genauer zu sehen, da knackte ein Zweig unter ihrem rechten Fuß. Vor Schreck hielt sie den Atem an und hoffte inständig, dass er das leise rascheln nicht vernommen hatte, doch der Außerirdische schien ein hervorragendes Gehör zu besitzen. Die Waffe lag so plötzlich in seiner Hand, dass sie der Bewegung mit den Augen nicht zu folgen vermochte. Fasziniert beobachtete sie, wie er sich, einem Raubtier gleich, mit geschmeidigen Bewegungen, dem Gebüsch näherte.
Erschrocken erhob sie sich und blickte den Fremden entsetzt an. Der Blick seiner Augen schien sie zu durchdringen und lange Sekunden starrten sich die zwei ungleichen Wesen an. Dann verzogen sich seine Lippen spöttisch und er sagte etwas in einer Sprache die sie nicht verstand, steckte mit verächtlicher Geste die Waffe zurück und wandte sich ab.
“So überheblich brauchst du auch nicht zu tun“, murmelte Jenny und sah ihm wütend nach, wie er mit langen Schritten auf das Schiff zuging. Jetzt erst vernahm sie das Stimmengewirr. Aus allen Richtungen strömten Menschen herbei und drängten sich teils neugierig, teils ängstlich, um die riesige Kugel.
Soldaten der Erde marschierten auf und riegelten das Raumschiff hermetisch vor der immer größer werdenden Menge ab. Jenny kam etwas zögernd aus ihrem Gebüsch und mischte sich unter die Masse. Von allen Seiten wurden Mutmaßungen laut, warum sie gelandet waren, was sie auf der Erde zu finden hofften und dergleichen mehr. Nach einer schier endlos langen Zeit erschien ein Regierungswagen. Die Abordnung stieg aus und ging zögernd auf das Schiff zu. In ungefähr zehn Metern Höhe wurde ein erleuchtetes Oval sichtbar und mit leisem singendem Ton glitt eine Treppe von der Öffnung auf den Boden. Links und rechts von Außerirdischen begleitet, betraten sie das Schiff.
Wieder musste sich die Menge in Geduld fassen. Nach über einer Stunde verließen die Regierungsbeamten das Kugelschiff und ein Sprecher verkündete durch einen Lautsprecher, dass die Besucher aus dem All lediglich einen Defekt an ihrem Raumer beheben wollten. Um ihre Friedfertigkeit zu demonstrieren, gestatteten sie den Erdenmenschen ihr Schiff zu besichtigen. Beifälliges Gemurmel der Wartenden war zu hören und schon drängten sie nach vorne. Jeweils hundert Personen wurden eingelassen, der Bewachungsring löste sich an einer Stelle auf und die Menschen schoben und drückten nach anfänglichem zögern in das Schiff.
Jennys Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Fast zwei Stunden musste sie noch warten, bis sie endlich an der Reihe war. Mit klopfendem Herzen überschritt sie die Schwelle und fühlte sich mit einem Schlag in eine völlig andere Welt versetzt.
“Das ist ja Wahnsinn, einfach phantastisch“, sagte sie laut zu sich und ein Mann der neben ihr ging, pflichtete ihr heftig nickend bei. Lautsprecher verkündeten in holprigem terranisch, dass den Anweisungen der Besatzung unbedingt Folge zu leisten sei. Nur markierte Gänge durften von den Besuchern betreten werden.
Woher haben die nur so schnell unsere Sprache gelernt, überlegte sich Jenny. Sie konnte ja nicht wissen, dass die Yurge, so nannten sich die Außerirdischen, ein Übersetzungsgerät hatten, um andere Sprachen zu verstehen. Schon seit vielen Jahren hatten sie die Erde beobachtet, die Satelliten abgehört und ausgewertet. Oft genug wurden UFOS gesichtet, doch den Augenzeugen glaubte man in den seltensten Fällen. Die Terranerin war von der Fremdartigkeit des Schiffes überwältigt.
In Gedanken vertieft, bog sie in einen weniger erleuchteten Gang ab und bemerkte auch nicht, dass es keine Beschriftungen und Hinweise mehr gab. Plötzlich war sie allein. Erschrocken blieb sie stehen und betrachtete die langen Reihen der blauen Scheiben, die sich links und rechts in gut zwei Metern Höhe befanden.
“Wo sind nur die Anderen alle?" Ihre Stimme klang hohl und jagte ihr Schauer über den Rücken. Schnell eilte sie den Weg zurück, den sie glaubte gekommen zu sein. Erleichtert atmete sie auf, als sie meinte den Eingang wieder erreicht zu haben. Doch der Gang war plötzlich zu Ende und sie stand vor einem quadratischen großen Loch. Vorsichtig beugte sie sich vor und sah in die schwach erleuchtete Tiefe. Schaudern erfasste sie, als sie den leichten Zug verspürte, der zu ihr heraufstieg.
Wie sollte sie auch wissen, dass es sich um ein Schwebefeld, um eine Art Aufzug handelte. Man brauchte nur in das Nichts zu treten und schon wurde man von unsichtbaren Feldern nach oben getragen. Jenny hob den Blick und sah, dass sich in der Decke ebenfalls eine Öffnung befand, die endlos in die Höhe zu führen schien.
“Aha, das ist sicher ein Kamin oder so was ähnliches“, brummelte sie vor sich hin und zog sich vorsichtig zurück. Nun lief sie kreuz und quer durch die Gänge und nach einer Stunde, musste sie sich eingestehen, dass sie sich hoffnungslos verirrt hatte. Müde und entnervt blieb sie schließlich stehen und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab. Lautlos schob sich die Wand zurück und gab den Blick auf einen hellerleuchteten Gang frei. Neugierig wie sie nun einmal war und auch in der Hoffnung jemanden zu finden, der sie wieder nach draußen bringen konnte, betrat sie den Vorraum. “Hallo, ist da jemand?"
Als keine Antwort kam, ging sie zögernd weiter und erreichte einen Raum der sie irgendwie an ein Wohnzimmer erinnerte, trotzdem kam ihr alles unsagbar fremd vor. Der Tisch hatte die Form einer sich windenden Schlange, in den Biegungen schräg gegenüber standen zwei eigenwillig geformte Sessel mit hohen Lehnen. Zögernd setzte sie sich und strich mit den Fingerspitzen leicht über die Tischplatte. Es fühlte sich gut an, wie Holz. Sie war sicher, dass es sich um ein auf der Erde unbekanntes Material handelte. Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen. Irgendwie wirkte alles unbewohnt. Dreidimensionale Bilder an der Wand fesselten ihre Aufmerksamkeit. Es handelte sich ausnahmslos um bizarre Landschaften mit blauen Wiesen und fast schwarzen Bäumen.
“Wie kann man nur so etwas malen“, seufzte sie und wandte sich wieder der Einrichtung zu. Zu ihrer großen Verwunderung sah sie keinen Schrank oder irgendetwas Vergleichbares. Rechts neben der Eingangstüre war eine dreieckige Platte in die Ecke eingepasst. Darüber ein Monitor, ebenfalls in die Wand integriert. Drei aufeinander gestellte Stühle in der anderen Ecke, vervollständigten die eher karge Einrichtung. Der Eingang hatte sich mittlerweile wieder geschlossen und Jenny suchte vergebens nach einem Türgriff. Eine grün schimmernde Scheibe fiel ihr ins Auge. Interessiert trat sie näher und betrachtete Stirnrunzeln das leuchtende Ding an der Wand. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingern über die rätselhaften Symbole und mit leisem zischen wurde eine Öffnung in der Wand sichtbar. “Aha, ein automatischer Türöffner!"
Neugierig schaute sie in den angrenzenden Raum und ihr Blick fiel auf ein monströses Bett. Die ovale Liege beherrschte fast das gesamte Zimmer. Bei ihrem Eintritt erhellte sich der Raum wie von Geisterhand. Woher die Lichtquelle kam, konnte sie nicht ergründen. Zögernd durchquerte sie den Raum und öffnete auf die gleiche Art wie vorher die nächste Türe. Es handelte sich um eine Art Bad. In der Ecke die Dusche. Sie war sechseckig, sehr geräumig und es gab nicht nur einen Duschkopf wie auf der Erde üblich, sondern rundherum in unregelmäßigen Abständen waren viele kleine Düsen angeordnet.
“Wenigstens sieht es hier ein bisschen nach Mensch aus“, murmelte sie, betrachtete die Einbauschränke und strich mit den Fingern spielerisch über den Rand des großen Waschbeckens. Die Toilette befand sich in einer separaten Ecke. Jenny ging zurück, setzte sich auf das einladende Bett und überlegte, was sie als nächstes tun konnte, um aus diesem Schiff zu kommen. Auch hier bemerkte sie die bizarren Bilder an den Wänden. Das helle Licht erlosch und machte einem diffusen Leuchten Platz. Es füllte nur die Fläche der Schlafstelle aus. Erschrocken sprang sie auf und das Leuchten erlosch, es wurde hell. Probeweise setzte sie sich wieder und schon verschwand der Raum im Dunkel.
“Wenn ich nun schon mal da bin, darf ich doch sicher Probe liegen“, kicherte sie und ließ sich aufatmend zurücksinken. Kaum lag sie, fing das Bett an zu vibrieren und wider Willen musste sie lachen, als sie sich die dummen Gesichter ihrer Freunde vorstellte, wenn sie sie hier sehen könnten. Ein eigenartiger aber sehr angenehmer Duft umhüllte sie und benebelte ihre Sinne. Als sie sich erheben wollte, war es schon zu spät. Das süße Luftgemisch machte sie träge und Augenblicke später war sie bereits eingeschlafen. Die Luft wirkte auf ihren Metabolismus wie eine Vollnarkose. Sie schlief so tief und fest, dass sie nach Tagen das pulsieren und rumoren des Raumschiffes nicht mitbekam. Sie schlief auch noch, als das Schiff vom Boden abhob und die Erde weit hinter sich ließ.
Gerkemon hatte eben seinen Dienst beendet und verließ müde die Zentrale. In Gedanken versunken, ging er in Richtung seiner Privaträume. Duschen und schlafen, mehr wollte er im Augenblick nicht. Auf einem Schiff dieser Größenordnung hatte jedes Besatzungsmitglied seine eigene Wohneinheit. Sie bestand aus einem Wohnraum, einer vollautomatischen Küche, verborgen hinter einer Wand, die sich beim Berühren einer Scheibe zurück schob. Die Einrichtungen waren fast in allen Räumen gleich.
Jede Wohneinheit war über Monitor zu erreichen. Der Schlafraum nannte sich Schlucht. Wer sich in seine Schlucht zurückzog, gab einen Vermerk in den Monitor ein und er konnte sicher sein, wirklich nur in Ausnahmefällen gestört zu werden. Die blauen Scheiben, die Jenny gesehen hatte zeigten an, dass diese Räume nicht bewohnt waren. Beim Betreten einer Einheit veränderte sich das Licht und es leuchtete grün. Sicherte der Besitzer die Türe färbte sich das Licht orange. Das gab jedem Besucher zu verstehen, dass der Inhaber nicht gestört werden wollte.
Gerkemon bog in den Gang ein, in dem sich die Gästeräume befanden und stutzte. Eine der Scheiben leuchtete in intensivem Grün. “Nanu, Amorin hat doch keinen Gast an Bord. Ich wüsste doch Bescheid, wenn er jemanden eingeladen hätte?"
Der Yurge war stellvertretender Kommandant und Amorin der erste Kommandierende, sein bester Freund. Somit wusste er über alle Vorkommnisse auf dem Schiff Bescheid, ja oft sogar noch besser als Amorin, der sich nicht um jede Kleinigkeit kümmern konnte. Geräuschlos öffnete sich die Türe als er die Hand auf die leuchtende Scheibe legte. Der Wohnraum war leer und wirkte unbenutzt. Gerkemon zögerte die nächste Tür zu öffnen, denn das war nur dem Eigentümer vorbehalten. Er drückte eine Sprechtaste und lauschte eine Weile, dass sich jemand melden würde. Doch nichts geschah. Er wartete wieder einige Augenblicke, dann legte er kurz entschlossen eine Hand auf die Scheibe und betrat die Schlucht. Überrascht blieb er stehen. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, da lag eine Erdenbewohnerin und schlief tief und fest. Als er den Duft wahrnahm, wusste er auch warum. Er beugte sich über das Bett, um an die Schaltautomatik zu kommen. Sie war auf Dauer und eine sehr hohe Stufe eingestellt.
Gerkemon schaltete das Gerät ab und sah sich die Terranerin etwas genauer an. Sie sah gut aus, wenn auch nicht übermäßig hübsch, fand er. Ihr Gesicht war schmal, lange dunkle Wimpern bedeckten die Augen. Die kleine Stupsnase verlieh ihr ein pfiffiges Aussehen und doch zeugte das energische Kinn von Durchsetzungsvermögen. Die schön geschwungenen Lippen hatten sich im Schlaf zu einem Lächeln verzogen. Ihre Größe schätzte er auf 1,7o Meter. Leicht strich er mit den Fingern über die langen blonden Locken. Es gab keinen Yurge mit so heller Haut-und Haarfarbe. Sie hatten alle dunkelblaue bis schwarze Haare. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass ihm dieses schöne Blond gefiel.
Seit er vor einigen Jahren, die ersten Terraner gesehen hatte, war er ein Bewunderer ihrer vielen verschiedenen Haarfarben. Der Yurge ergriff die Frau an den Armen und schüttelte sie, doch sie wurde nicht wach. “Bei allen Hooklas“, rief er erschrocken aus, „sicher verträgt sie die Schlafluft nicht."
Nach einigen weiteren vergeblichen Versuchen, die Terranerin wach zu bekommen, gab er seine Bemühungen auf und ging in den Wohnraum. Dort schaltete er den Interkom ein und wartete ungeduldig, dass die Verbindung zur Zentrale zustande kam. Endlich erhellte sich der Bildschirm und Galried, eine bildschöne Yurge meldete sich.
“Gerkemon, du schläfst ja noch gar nicht! Ich dachte du bist so müde?"
Er ging auf den scherzenden Ton nicht ein: “Galried, gib mir bitte Amorin!"
Sekunden später erschien er am Bildschirm. Auch er sah seinen Freund erstaunt an: “Nanu, ich dachte du bist so müde?"
“Bin ich auch“, brummte er, „aber auf dem Weg in meine Wohneinheit habe ich einen blinden Passagier gefunden."
Amorins dichte Brauen zogen sich in die Höhe und seine grünen Augen färbten sich dunkel, ein Zeichen, dass er wütend wurde. “Wer ist es..., ein Mensch?"
“Ja“.
“Dann weißt du, was du zu tun hast. Ruf die Robotpolizei und lass ihn ins Labor bringen."
Gerkemon lachte und sein Freund sah ihn irritiert an. “Weißt du“, meinte der Yurge noch immer lachend, „das geht nicht. Erstens ist der „Er“ eine „Sie“ und zweitens schläft sie so fest, dass ich sie nicht wach bekomme. Ich glaube die Terranerin hat zu viel von unserer Schlafluft erwischt. Amorin sah seinen zweiten Kommandanten nachdenklich an: “Weißt du was das für diesen Erdling bedeutet?"
“Bei allen Hooklas“, rief dieser überrascht und zugleich bestürzt aus: “Das sind ja schöne Aussichten. Wenn wir sie auf die Erde zurückbringen, wissen wir nicht, wie die irdische Luft nach diesem Tiefschlaf auf ihren Organismus wirkt. Das könnte verheerende Folgen haben."
“Stimmt! Entweder lebt sie dann ewig oder sie stirbt binnen weniger Wochen. Ich befürchte fast Letzteres. Wir haben die Wirkung dieser Luft noch an keinem Menschen getestet.“
Er überlegte kurz: “Das Beste wird sein, ich sage Ombra Bescheid. Er hat sich schon lange so ein Musterexemplar für seine Versuche gewünscht. Jetzt hat er das geeignete Objekt.“
Gerkemon sah seinen Freund am Monitor erschrocken an: “Du weißt doch, dass sie diese Tests nicht überleben wird. Es gibt doch sicher noch einen anderen Ausweg.“
Amorins ärgerliche Handbewegung brachte den anderen Yurge zum Schweigen. “Wir haben sie nicht eingeladen. Warum setzt sie sich über Befehle und Anordnungen hinweg und schleicht sich einfach bei uns ein. Dir muss ich unsere Gesetzte in Bezug auf blinde Passagiere wohl nicht vorlesen, oder? Auf die Erde zurückbringen können wir sie nicht, da wir erstens schon zu weit entfernt sind und zweitens sie sicher qualvoll sterben würde. Also, kann sie auch in die Tests gehen. Sie ist so oder so zum Tode verurteilt. Auch wenn wir sie frei ließen, die Robotpolizei stuft sie als Fremdkörper ein und sie würde keine Stunde, geschweige denn einen Tag hier frei herumlaufen. Du weißt sehr gut, dass mir die Hände gebunden sind.“
“Ich bin trotzdem nicht damit einverstanden. Schließlich ist sie ein Mensch und du solltest eine Ausnahme machen. Es ist bei uns doch längst nicht mehr Brauch, mit intelligenten Lebewesen Versuche zu machen.“
“Gerkemon, du weißt, dass mir das Bordgesetz keine andere Wahl lässt und von der Intelligenz dieses Erdlings bin ich nicht gerade überzeugt. Ombra ist bereits verständigt, er wird gleich bei dir sein. Zerbrich dir darüber nicht mehr den Kopf, geh schlafen, ich wünsche dir eine erholsame Zeit.“
Der Interkom wurde dunkel, Amorin hatte die Verbindung unterbrochen. Nachdenklich ging Gerkemon in die Schlucht zurück und betrachtete die im Schlaf lächelnde Frau. Konnte man das Leben dieser Terranerin noch retten?
“Na, was hast du denn für Sorgen“, ertönte eine volle dunkle Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah Ombra die Schlucht betreten. Der Yurge erhob sich, trat einen Schritt zur Seite und gab dem älteren Mann den Blick auf das Bett frei.
“Ja, was haben wir denn da“, rief er erstaunt, „Amorin sagte mir du hättest etwas für eine Testreihe. Von einem Menschen war da aber nicht die Rede.“
“Ich weiß auch nicht, was in ihn gefahren ist. So unnachgiebig ist er doch sonst nicht.“
Ombra betrachtete den Jüngeren mit ernster Miene: “Du kennst unsere Gesetze oder hast du vieles schon vergessen?"
“Das hat mir Amorin auch eben vorgehalten“, gab er mürrisch zu.
“Na also. Oder liegt dir etwa an dieser Frau so viel?"
“Nein, nein“, wehrte der Yurge ab, „das ist es nicht, aber wir haben mit den Menschen so etwas wie Freundschaft geschlossen, mit ihnen gesprochen, sie Jahrelang studiert und beobachtet. Sie sind eine hochintelligente Rasse und ich finde, man kann sie doch nicht wie irgendein Etwas behandeln.“
Ombra nickte bedächtig: “Du hast recht und trotzdem... ein blinder Passagier, bleibt ein blinder..., geh jetzt schlafen, mir fällt schon irgendwas ein. Vielleicht kann ich die gefährlichsten Tests abschwächen. Ich bringe sie erst einmal ins Labor, da habe ich sie unter meiner Kontrolle.“
Gerkemon nickte ihm dankbar zu und verließ den Yurge erleichtert. Er wusste, wenn Ombra versprach etwas für diesen Erdling zu tun, dann tat er es auch.
Der, an den er so dankbar dachte, setzte sich seufzend auf das Bett: “Na mein Täubchen, da hast du dich in ein schönes Schlamassel gebracht. Welcher Daagro hat dich nur verführt hierher zu kommen.“
Er fühlte ihren Puls und stellte zufrieden fest, dass er ruhig und gleichmäßig war. Eine längere Zeitspanne war bereits vergangen seit Gerkemon die Schlafluft abgeschaltet hatte. Es sah jedoch nicht danach aus, dass die Terranerin in den nächsten Stunden erwachen würde. So lange wollte Ombra nicht in der Gästewohnung bleiben. Er wusste, dass Amorin die Robotpolizei verständigen musste und sie würden sicher gleich zur Stelle sein. Ein zweimaliges kurzes drücken auf sein Armbandgerät und wenige Minuten später erschien lautlos eine Robotliege. Behutsam wurde die in einem unförmigen Jogging-Anzug steckende Gestalt der Frau hoch gehoben und auf die Trage gelegt. Ebenso lautlos setzte sich der Roboter wieder in Bewegung und verschwand.
Ombra folgte der Trage. Kurz vor seinem Ziel, erreichte ihn der Ruf des Kommandanten.
“Ja ist gut, ich komme“, unwillig drückte der Yurge auf das Gerät an seinem Handgelenk und entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung.
Jenny schlief tief und fest. Sie spürte auch nicht, als sie auf einen Tisch gehoben und entkleidet wurde. Drei Yurge beugten sich über sie und betrachteten neugierig das für sie so fremdartige Wesen.
“Ist das nicht eine von diesen Erdbewohnern?"
“Ja, sieht so aus“, brummte der andere und legte eine Hand auf ihren Hals.
“Wie ist die Atmung?"
“Normal. Wer hat sie narkotisiert?"
Der dritte Yurge, der auf den Namen Namora hörte, zuckte mit der Schulter und meinte gleichgültig: “Ich weiß es nicht. Ist auch egal. Machen wir uns an die Arbeit, ich möchte nicht die ganze Nacht hier herum stehen. Los, fangt endlich an.“
“Namora warum hast du es so eilig? Mir gefällt diese Frau. Am liebsten würde ich sie besteigen, um festzustellen ob an dem Gerede etwas dran ist, dass Erdlinge mit uns keine Liebe machen können.“
“Ligeno! Bist du verrückt? Sie würde sofort sterben und wir handelten uns einigen Ärger mit Ombra ein. Semedo, gib mir die Sonde.“
Ligenos Hand lag noch immer auf dem Hals der Terranerin. Jetzt ließ er seine Finger langsam über ihren Körper gleiten. “Ihre Brust ist fest, also kann sie noch nicht so alt sein.“ Seine Hand glitt über den Bauch der Frau und blieb auf dem goldenen Dreieck liegen. “Namora, schau dir das an. Warum haben sie hier so viele Haare.“
Semedo drückte ihm einen Stift in die Hand. “Ich weiß es nicht. Ich habe bisher noch keine nackte Terranerin gesehen. Du gehst mir auf die Nerven. Fang endlich an.“
Namora sah ihn ärgerlich an, dann wandte er seine Aufmerksamkeit einer leuchtenden Spirale zu, die sich von der Decke langsam auf den Tisch herab senkte. Die Nadel war lang und dünn. Sie bohrte sich lautlos in den Kopf der Frau. Ein Gerät begann zu summen und skurrile Bilder erschienen auf dem Monitor. Namora stellte sich an eine Schalttafel und legte eine Handfläche darauf. Mit dem Handballen regulierte er das Gerät. Nach kurzer Zeit zog sich die Nadel aus dem Kopf zurück.
“Welche Körperteile willst du als nächstes haben Namora?"
“Brust, Bauch und Unterleib. Dann will ich von Armen und Beinen Aufnahmen“, gab er seine Anweisungen. Die Spirale senkte sich wieder und die Nadel drang in den Brustkorb ein.
“Die Atmung wird unregelmäßig, der Puls wird schwächer“, gab Semedo nach einem Blick auf seine Instrumente bekannt.
“Dann gib ihr noch eine Spritze, das müsste reichen.“
Langsam und zielstrebig suchte sich die leuchtende Spirale ihren Weg durch den Körper. Die Sonde drang in den Bauch ein, stach in die Arme, Beine und in den Unterleib. Unaufhörlich lieferte das Gerät Bilder über das Innenleben des Erdlings.
“Interessant“, murmelte Namora, „Ligeno, ich will Aufnahmen vom Herzen. Gehe mit der Sonde rein.“
Ligeno tat wie ihm befohlen und dirigierte die Nadel in die angegebene Richtung.
“Sehr gut, noch tiefer“, rief Namora und beobachtete den Monitor. “Bei allen Hooklas“, rief Semedo plötzlich. Herzstillstand, ich glaube sie ist tot“.
“Wer ist tot“, dröhnte eine Stimme hinter ihnen und die drei Yurges fuhren erschrocken herum. “Ombra, gut dass du kommst. Wir haben die Testperson wie vorgeschrieben fotografiert. Das hat sie nicht ausgehalten. Was sollen wir tun?"
Ombra hatte den Tisch erreicht und schob Namora unwillig zur Seite. “Wer hat euch den Auftrag dazu gegeben?"
“Niemand. Wir dachten...!"
Ombra maß ihn mit eisigen Blicken und Ligeno verstummte erschrocken. Ombra entfernte alle Nadeln und die Sonde vom Körper der Frau, dann schob er den Tisch in eine Kammer. Die Türe schloss sich automatisch und der Raum erglühte in einem düsteren roten Licht. “Betet zu Hooklas, dass sie wieder lebt, wenn ich sie heraus hole. Andernfalls macht euch auf eine heikle Strafe gefasst.“
Namoras Gesicht nahm eine dunkelbraune Farbe an. Ein Zeichen, dass er auf das Höchste entsetzt war. Er arbeitete schon viele Jahre unter Ombras Regime und wusste was für harte Strafen sein gestrenger Lehrmeister über sie verhängen würde.
Nach einigen Minuten erlosch das Licht und der Tisch verließ mit dem leblosen Körper die Kammer. Ein Blick auf das Gerät am Fußende der Liege und Ombra brummte zufrieden. “Ihr habt noch einmal Glück gehabt und jetzt geht mir aus den Augen.“
Das ließen sich die drei Yurge nicht zweimal sagen. Ombra untersuchte die Terranerin nun genau. Er fluchte leise, als er die sich blau verfärbenden Flecken sah, die die Sonde und die vielen Einstiche hinterlassen hatten.
“Nichts als Anfänger“, schimpfte er, „wenn sie erwacht, wird sie tagelang fürchterliche Schmerzen haben. Die haben sie schlimmer als ein Tier behandelt.“
Wie um seine Befürchtungen zu bestätigen, fing die Frau an zu stöhnen. Der Yurge kontrollierte die Geräte und erschrak, als er sah, dass man der Frau nicht einmal ein Narkosemittel gespritzt hatte. Jetzt wusste er, warum der Herzstillstand eingetreten war. Die Schlafluft hatte den Erdling zwar in Tiefschlaf versetzt, aber nicht die Schmerzzentren ausgeschaltet. Ihr Unterbewusstsein musste das Eindringen der Sonden verarbeiten und als es zu viel wurde, trat der Herztod ein.
Ombra war über die Gefühllosigkeit der jungen Kollegen entsetzt. Sie hatten aus purer Gedankenlosigkeit das Leben eines intelligenten Wesens aufs Spiel gesetzt und der Terranerin fürchterliche Schmerzen zugefügt.
“Nicht einmal einem Versuchstier würde man das zumuten“, grollte er und legte der Frau die Hand auf die Stirn. Das Pochen an den Schläfen wurde leichter und verriet ihm, dass das schmerzstillende Mittel zu wirken begann, das er ihr injiziert hatte. Das Stöhnen der Frau verstummte, ihre Glieder entspannten sich und der gequälte Ausdruck auf dem Gesicht verschwand. Der Yurge hob die nackte Gestalt vom Tisch und trug sie in einen angrenzenden Raum. Ein riesiger Schreibtisch nahm fast die ganze Längsseite ein. Daneben stand eine große Liege. Vorsichtig legte er die reglose Frau auf das Bett und deckte sie fürsorglich zu.
“Die nächsten zwanzig Stunden wirst du noch tief und fest schlafen mein Täubchen, dann sehen wir weiter.“
Dann verließ er sein Büro und verschloss die Tür mit einem Code. Nun konnte niemand heraus, aber auch keiner hinein. Zufrieden drückte er auf die Lichtleiste, da sah er den laufenden Monitor, der immer eingeschaltet war, wenn im Labor gearbeitet wurde. Ombra wollte das Gerät abschalten, besann sich dann plötzlich anders und stellte den Apparat auf Wiedergabe. Mit aufgestützten Armen sah er sich die Aufzeichnung an. Die drei Laboranten hatten gegen einige Gesetze verstoßen und Ombra war nicht gewillt, den Yurge das durchgehen zu lassen. Zornig nahm er die Spule aus dem Gerät und verließ mit langen Schritten seinen Arbeitsbereich. In kürzester Zeit erreichte er die Zentrale und warf mit versteinertem Gesicht das Band auf den Tisch des Kommandanten.
Überrascht hob dieser den Kopf: “Nanu Ombra. Warum bist du so wütend. Ich dachte du hättest dich bereits zurück gezogen. Ist etwas vorgefallen?"
“Das kann man wohl sagen. Schau dir das Arbeitsband der letzten Stunde an, dann kennst du die Ursache meines Zorns.“
Amorins Finger glitten leicht über eine leuchtende Scheibe auf seinem Pult. Der Bildschirm erhellte sich und das Wiedergabegerät setzte sich in Bewegung. Die Diensthabenden blickten interessiert auf die große Wand und Galried stieß einen empörten Schrei aus, als sie sah wie die Yurge mit der Erdbewohnerin umgingen. Mit unbewegtem Gesicht sah sich Amorin die Aufzeichnung an.
Lange schwieg er, dann sah er zu Galried hinüber: “Namora, Ligeno und Semedo in die Zentrale.“
Die Yurge nickte und funkte die Männer in ihrer Wohneinheit an. Nichts! Erst in den Freizeiträumen erreichte sie Namora. “Was wirst du mit ihnen machen", fragte Galried und drehte sich zu Amorin um.
“Ich will erst die Männer hören“, gab er knapp zur Antwort. In auffallend kurzer Zeit erschienen die Laboranten in der Zentrale und jeder konnte sehen, dass sie sich unbehaglich fühlten. Wussten sie doch, dass der Befehl, zu einer so ungewöhnlichen Zeit vor dem Kommandanten zu erscheinen, nichts Gutes verhieß. Amorin ließ sie stehen, schaltete das Wiedergabegerät ein und befahl ihnen, sich die Aufzeichnung anzusehen.
“Nun? Was könnt ihr dazu sagen?"
“Es handelt sich doch nur um eine Testperson. Früher oder später stirbt sie sowieso“, gab Ligeno von sich.
“Ach, es ist mir neu, dass auf meinem Schiff Lebewesen zu Tode gequält werden. Hattet ihr von Ombra den Auftrag erhalten, mit den Untersuchungen zu beginnen?"
“Nein, das nicht, aber wir dachten...“
“Ihr dachtet? An was dachtet ihr denn! Nun von Ligeno wissen wir, dass er nur die Vergewaltigung dieser Terranerin im Sinn hatte und du Namora und Semedo? Was beschäftigten euch für Gedanken?"
Die Yurge schüttelten den Kopf. Sie konnten nichts zu ihrer Verteidigung vorbringen. Amorin beobachtete die Männer mit unbewegtem Gesicht.
“Ihr wisst, dass ich es verabscheue Lebewesen zu quälen. Auch wenn es sich um Testtiere handelt. Wir kennen viele Mittel, um Schmerzen auszuschalten. Keine Untersuchung, gleich welcher Art, wird ohne Schmerzstillende Medikamente gemacht. Ihr wisst, dass ich das nicht ungestraft durchgehen lassen kann und will. Ich entbinde euch bis auf weiteres von der Arbeit im Labor. In einer Stunde meldet ihr euch auf dem Kelron Deck. Vielleicht kühlt das euren Übermut, eure Gedankenlosigkeit und eure Gefühllosigkeit ab.“