Begleiterin für eine Nacht (Der Club der ewigen Junggesellen 1) - Tina Folsom - E-Book

Begleiterin für eine Nacht (Der Club der ewigen Junggesellen 1) E-Book

Tina Folsom

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Beschreibung

Als Daniel nach San Francisco reisen muss und eine professionelle Begleiterin für eine gesellschaftliche Veranstaltung braucht, taucht die schöne Sabrina auf. Allerdings weiß er nicht, dass sie keine Escort-Dame ist. Die Begegnung entwickelt sich schnell erotisch, bis Lügen ihre leidenschaftliche Affäre zu zerstören drohen. Der Club der ewigen Junggesellen: Buch 1: Begleiterin für eine Nacht Buch 2: Begleiterin für tausend Nächte Buch 3: Begleiterin für alle Zeit Buch 4: Eine unvergessliche Nacht Buch 5: Eine langsame Verführung Buch 6: Eine hemmungslose Berührung Codename Stargate Band 1 - Ace – Auf der Flucht Band 2 - Fox – Unter Feinden Band 3 - Yankee – Untergetaucht Band 4 - Tiger - Auf der Lauer Hüter der Nacht: Buch 1 – Geliebter Unsichtbarer Buch 2 – Entfesselter Bodyguard Buch 3 – Vertrauter Hexer Buch 4 – Verbotener Beschützer Buch 5 – Verlockender Unsterblicher Buch 6 – Übersinnlicher Retter Buch 7 – Unwiderstehlicher Dämon Scanguards Vampire: Buch 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Buch 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Buch 3 - Gabriels Gefährtin Buch 4 - Yvettes Verzauberung Buch 5 - Zanes Erlösung Buch 6 - Quinns Unendliche Liebe Buch 7 - Olivers Versuchung Buch 8 - Thomas' Entscheidung Buch 8 1/2 - Ewiger Biss Buch 9: Cains Geheimnis Buch 10: Luthers Rückkehr Novelle: Brennender Wunsch Buch 11 – Blakes Versprechen Buch 11 1/2 – Schicksalhafter Bund (Novelle) Buch 12 – Johns Sehnsucht Buch 13 - Ryders Rhapsodie Buch 14 - Damians Eroberung Buch 15 - Graysons Herausforderung Jenseits des Olymps: Buch 1 - Ein Grieche für alle Fälle Buch 2 - Ein Grieche zum Heiraten Buch 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Buch 4 - Ein Grieche für Immer Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2) Der Clan der Vampire (Venedig 3 & 4) Der Clan der Vampire (Venedig 5) Time Quest Umkehr des Schicksals

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BEGLEITERIN FÜR EINE NACHT

DER CLUB DER EWIGEN JUNGGESELLEN - BAND 1

TINA FOLSOM

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Auch in dieser Serie

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Über die Autorin

KURZBESCHREIBUNG

Begleiterin für eine Nacht ist eine sexy zeitgenössische Liebesgeschichte.

Als Daniel nach San Francisco reisen muss und eine professionelle Begleiterin für eine gesellschaftliche Veranstaltung braucht, taucht die schöne Sabrina auf. Allerdings weiß er nicht, dass sie keine Escort-Dame ist. Die Begegnung entwickelt sich schnell erotisch, bis Lügen ihre leidenschaftliche Affäre zu zerstören drohen.

Begleiterin für eine Nacht, Begleiterin für tausend Nächte und Begleiterin für alle Zeit ist eine Trilogie, die die Liebesgeschichte von Daniel und Sabrina erzählt. Diese Trilogie ist der Auftakt zur Serie Der Club der ewigen Junggesellen, die mit mehreren sexy Junggesellen aus New York weitergeht, von denen einer nach dem anderen die wahre Liebe findet.

* * *

Copyright 2013 - 2023 Tina Folsom

1

Daniel Sinclair lehnte sich gemütlich in den bequemen Ledersitz seiner Limousine zurück, die ihn für seinen Flug nach San Francisco zum John F. Kennedy Airport bringen würde.

„Wir dürften in fünfundvierzig Minuten am Flughafen sein, Sir”, teilte ihm sein Fahrer Maurice mit.

„Vielen Dank.”

Anstatt einen Privat-Jet zu chartern, wie er es oft bei Inlandsreisen tat, hatte er sich entschieden, bei einer kommerziellen Fluggesellschaft erster Klasse zu fliegen. Da sowohl sein Anwalt als auch seine Freundin erst am nächsten Tag an die Westküste fliegen würden, um ihn dort zu treffen, anstatt gemeinsam mit ihm zu reisen, hatte es keinen Grund gegeben, nur wegen eines einzigen Passagiers einen Flieger zu chartern.

Audrey, die seit fast einem Jahr seine Freundin war, musste eine wichtige Wohltätigkeitsveranstaltung besuchen und hatte versprochen, den ersten Flug am nächsten Morgen zu nehmen, während sein Anwalt Judd Baum noch an letzten Vertragsrevisionen arbeiten musste und es für klüger hielt, diese in New York zu vollenden, wo ihn seine Mitarbeiter unterstützen konnten.

Seit fast einem Jahr arbeitete Daniel an der Übernahme einer in San Francisco ansässigen Finanzdienstleistungsgesellschaft. Trotz der Tatsache, dass die meisten Einzelheiten von seinen Anwälten und seinen Geschäftsführern bearbeitet wurden, zog er es vor, sich selbst ausführlich um jeden Erwerb seiner Firma zu kümmern, besonders wenn es um die letzten Details der Abwicklung ging.

Er bestand immer darauf, mit der Gegenseite am Tisch zu sitzen, wenn die endgültigen Unterschriften ausgetauscht wurden, anstatt den Handel aus der Ferne abzuschließen. Außerdem war ein erneuter Besuch in San Francisco genau das, was er brauchte.

Diese Reise würde ihm die Möglichkeit geben, sich zu entspannen und seinen Freund Tim zu treffen, um wieder auf den neusten Stand zu kommen. Tim war vor fünf Jahren aus New York geflüchtet, weil ihm klar geworden war, dass ein Leben außerhalb Kaliforniens nichts für ihn war. Der gebürtige Kalifornier hatte versucht, sich dem Leben an der Ostküste anzupassen, hatte sich dort aber nie wirklich zuhause gefühlt. Daniel konnte ihm das nicht verübeln.

Das Leben in New York war hektisch.

Daniels Hintergedanke für den Besuch in San Francisco war jedoch, Tim mit Audrey bekannt zu machen, denn dieser besaß ausgezeichnete Menschenkenntnis. In den letzten Monaten war seine Beziehung zu Audrey etwas ins Wanken geraten, weil er sie vernachlässigt hatte. Nun fragte sich , in welche Richtung er die Beziehung lenken sollte. Die Wahrheit war, er brauchte den Rat seines alten Studienfreundes, ob Audrey die Richtige für ihn war.

Da er noch nie einfach nur ruhig dasitzen hatte können, öffnete Daniel seinen Aktenkoffer und fing an, ein paar der Geschäftsdokumente noch einmal durchzusehen. Als er durch die Akten blätterte, stieß er einen unterdrückten Fluch aus. Eine der Akten, die seine Assistentin für ihn zusammengestellt hatte, fehlte. Er erinnerte sich, dass er sie am Vorabend aus dem Aktenkoffer genommen hatte.

Er hatte Audrey von ihrem Apartment abgeholt, aber wie üblich war sie noch nicht soweit gewesen und er hatte warten müssen, bis sie fertig angezogen war. Da Audrey sich dabei wie gewöhnlich Zeit gelassen hatte, hatte er angefangen, die Akte durchzusehen, und diese dann dort prompt vergessen. Und da er Audrey nach dem Abendessen lediglich abgesetzt hatte, anstatt die Nacht mit ihr zu verbringen, hatte er seine Vergesslichkeit nicht einmal bemerkt.

Als er an den vorherigen Abend dachte, hatte er Schwierigkeiten sich zu erinnern, wann er das letzte Mal bei Audrey übernachtet hatte. Das musste vor mehr als ein paar Wochen gewesen sein. Und aus diesem Grund musste es auch schon eine Weile her sein, seit er mit ihr geschlafen hatte. Seltsamerweise war ihm dies nicht einmal aufgefallen. Seine Arbeit war daran schuld.

„Maurice“, rief er seinem Fahrer zu.

„Ja, Sir?“

„Fahren Sie bitte bei Miss Hawkins vorbei! Ich habe dort gestern Abend ein paar Dokumente vergessen.“

„Gewiss, Sir.“

Es wäre kein großer Umweg. Maurice kämpfte sich immer noch durch den Innenstadtverkehr, und Audreys Wohnung war nur ein paar Blocks entfernt. Daniel blickte auf seine Uhr. Sie war mittlerweile schon auf ihrer Wohltätigkeitsveranstaltung, aber er hatte einen Schlüssel und konnte sich selbst hineinlassen. Der Portier kannte ihn gut und würde keine Einwände haben, ihn zu ihrem Apartment hinaufgehen zu lassen.

Minuten später parkte Maurice in zweiter Reihe vor dem Gebäude, und Daniel stieg aus dem Wagen. Audreys Apartment war im obersten Stock eines exklusiven Wohnkomplexes, der um die Jahrhundertwende gebaut worden war. Ungeduldig klopfte er mit dem Fuß auf den Boden, während die mit Holz verkleidete Kabine des ziemlich altmodischen Fahrstuhls langsam Stockwerk für Stockwerk nach oben fuhr.

Es gab nur drei Wohnungen im obersten Stock. Zielsicher ging er auf Audreys zu. Als er den Schlüssel im Schloss umdrehte und sich hineinließ, kam es ihm so vor, als hörte er etwas.

Auf dem Weg zum Schlafzimmer fragte er sich, ob die Haushälterin da war. Er stellte sich darauf ein, Betty einen Schreck einzujagen. Er mochte die ältere Frau, die immer ein Lächeln für ihn bereithielt, wenn er zu Besuch kam, und sie mochte ihn.

Daniel lauschte. Das Geräusch kam definitiv aus dem Schlafzimmer. Wahrscheinlich lief der Fernseher, während Betty aufräumte. Grinsend stellte er sich bereits deren erschrecktes Gesicht vor. Er griff nach der Türklinke, drückte sie langsam nach unten und riss die Tür auf.

„Buh!“ Er erstickte fast, als er nicht das sah, was er erwartet hatte. Das war definitiv nicht Betty, die das Apartment sauber machte.

„Daniel!”

Offensichtlich hatte sich Audrey entschieden, doch nicht auf die Wohltätigkeitsveranstaltung zu gehen. Nackt, mit zerzausten Haaren und einem verschwitzten Körper, der auf einem nackten Männerkörper aufgespießt war, wäre sie nie rechtzeitig fertig geworden. Außerdem schien Wohltätigkeit das Letzte zu sein, woran sie dachte. Die Position, in der sie sich gerade befand, deutete auf alles Andere hin. Natürlich könnte sich Daniel auch irren. Vielleicht fickte Audrey seinen Anwalt ja aus einem wohltätigen Grund.

„Judd! Audrey!”

Audreys lange rote Haare fielen in Wellen über ihre Brüste herab, einzelne Strähnen davon klebten an ihrer glänzenden Haut. Offensichtlich hatte es sie ziemlich ins Schwitzen gebracht, ihn zu reiten. Und die zerwühlten Bettlaken und der Geruch von Sex, der in der Luft lag, ließen vermuten, dass dies eine Zugabe war.

Klar schien auch zu sein, dass Judd gar nicht so sehr mit der Vertragsrevision beschäftigt war, wie er behauptet hatte. Wie sollte er auch sonst die Zeit gefunden haben, die Freundin seines Chefs zu vögeln? Dass er sich damit ins eigene Fleisch schnitt, war ihm offensichtlich noch nicht bewusst geworden.

Merkwürdigerweise fühlte Daniel sich irgendwie distanziert, als er die Szene betrachtet. Und auf seltsame Weise erleichtert. Audreys schockierter Gesichtsausdruck war die erste echte Emotion, die er seit langem von ihr gesehen hatte.

„Ich kann das erklären.“ Judd machte einen kläglichen Versuch, sich von Audrey loszulösen, die immer noch mit gespreizten Beinen auf ihm saß. Zumindest hatte sie den Anstand, damit aufzuhören, sich auf seinem Schwanz auf und ab zu bewegen, eine Handlung, die sie zweifellos wieder aufnehmen würde, sobald Daniel verschwunden war.

Daniel hob seine Hand. „Spar es dir!“ Die Situation erklärte sich von seinem Standpunkt aus gesehen von selbst.

„Audrey, für dich gibt es keinen Grund mehr, nach Kalifornien zu fliegen. Hier ist dein Schlüssel. Mit uns ist es aus.“

Er legte den Wohnungsschlüssel auf die Kommode und nahm seine Akte.

„Daniel, wir müssen darüber reden!“

Er schüttelte den Kopf. Er war niemand, der eine Szene machte. Er war noch nie so emotional wie Andere gewesen. Tim zog ihn immer damit auf, dass er nicht glaubte, dass Daniels italienische Mutter wirklich seine Mutter war, denn mit dem Mangel an Gefühlen, den er an den Tag legte, konnte er keinesfalls Halbitaliener sein.

Als er an der Tür war, drehte er sich noch einmal um. „Und Judd. Du bist gefeuert. Ich schließe den Deal selbst ab.“

„Aber du kannst mich nicht feuern. Du brauchst mich …“

Obwohl Judd ihm eigentlich einen Gefallen getan hatte, indem er ihm Audrey abgenommen hatte, konnte er nicht weiter mit jemandem zusammenarbeiten, der ihn hintergangen hatte, besonders nicht mit einem Anwalt, dem er zu hundert Prozent vertrauen können musste.

„Du bist ersetzbar. Finde dich damit ab!“ Sein Seitenhieb auf Judd bezog sich nicht auf den Job, den dieser gerade verloren hatte, sondern auf die Frau in seinen Armen. Sie würde ihn bald durch jemand Anderen ersetzen. Was für ein Idiot!

Zwei Minuten später verließ Daniel das Gebäude und war aus Audreys Leben verschwunden – für alle Zeiten. Als er zum Auto ging, fühlte es sich an, als wären seine Schritte leichter als zuvor, als ob eine Last von seinen Schultern genommen worden war. Er erkannte, dass der Verlust eines guten Anwalts ihn härter traf als der Verlust von Audrey. Er musste Judd unverzüglich ersetzen. Ohne einen Anwalt an seiner Seite, um die Übernahme abzuschließen, könnte ihm die Sache um die Ohren fliegen.

Daniel zog sein Handy heraus und drückte die Kurzwahltaste, während er in den Wagen stieg und seinem Fahrer befahl, zum Flughafen weiterzufahren.

Es klingelte nur zweimal, bis der Anruf beantwortet wurde. „Tim, ich bin’s Daniel.“

„Oh verdammt, hab’ ich deine Ankunftszeit verpeilt?“ entfuhr es Tim.

„Nein, natürlich nicht. Ich bin noch in New York.“ Er hörte Tim aufatmen, hörbar erleichtert. „Hör zu, du musst mir einen Gefallen tun. Ich brauche die beste Anwaltskanzlei bei euch, um den Deal zu übernehmen.

„Was, sind euch in New York die Anwälte ausgegangen?“

„Ich habe Judd vor fünf Minuten gefeuert.“ Er wollte nicht ins Detail gehen. Sobald er in San Francisco war, würde er genug Zeit haben, die Geschichte nochmals durchzukauen.

„Ist gut, ich mach mich dran. Ich werde jemanden für dich haben, wenn du ankommst. Ich kann’s gar nicht erwarten, dich zu sehen und endlich Audrey kennenzulernen. Ich habe eine Reservierung fürs Abendessen gemacht. Wir können –“

Daniel unterbrach ihn. „Ja, bezüglich Audrey –“

„Was ist mit ihr?“

„Sie kommt nicht. Es ist aus.“ Er gab seinem Freund nicht einmal die Möglichkeit, etwas zu erwidern. „Was mich zu einem anderen Thema bringt. Ich muss morgen Abend wegen der geplanten Übernahme an so einem verdammten Empfang teilnehmen. Ich hatte geplant Audrey dabeizuhaben, um diese aufdringlichen Junggesellinnen abzuwehren, die man mir gewöhnlich bei solchen Veranstaltungen immer auf den Hals hetzt. Ich brauche also eine Vertretung.“

Er war nicht daran interessiert, die Annäherungsversuche aller Frauen unter Vierzig abwehren zu müssen, die sich ihm an den Hals warfen, nur weil er reich und unverheiratet war.

„Eine Vertretung?“, hallte Tims skeptische Stimme durch das Handy.

„Ja, etwas fürs Auge.“

„Ich kann dir ein Blind Date besorgen“, schlug Tim eifrig vor und hatte offensichtlich schon jemanden im Auge. „Das ist sogar perfektes Timing. Die Mitbewohnerin einer guten Freundin ist –“

Daniel konnte förmlich sehen, wie Tim sich die Hände rieb. „Vergiss es! Ich will eine Professionelle. Keine romantischen Verwicklungen, keine Blind Dates.“ Ja wirklich, das brauchte er genauso dringend wie ein Loch im Kopf, ein Blind Date!

„Eine Professionelle?“

„Ja, wie nennt man die? Escort-Damen oder Hostessen.“ Das war’s. Das war die Lösung. Anstatt einer Freundin brauchte er eine Begleitdame, eine, die allen anderen Frauen zeigte, dass er nicht mehr frei war. Das würde all seine Probleme lösen. Und es wäre viel einfacher, eine Begleitdame zufriedenzustellen als eine Freundin oder ein Date. Eine Begleitdame zufriedenzustellen bedeutete nur, ihr genug zu bezahlen.

„Besorg mir so eine! Nicht zu hübsch, aber gut aussehend. Und mit ein bisschen was im Kopf, damit sie mich bei dem Empfang nicht blamiert.“

„Du scherzt!“

„Es ist mir todernst. Also mach eine Reservierung! Ich vermute, die nehmen Kreditkarten?“ Immerhin war Daniel praktisch veranlagt. Deshalb war er auch so ein ausgezeichneter Geschäftsmann.

„Woher soll ich das wissen? Sehe ich so aus, als würde ich mit Begleitdamen rumhängen?“ Tim klang immer weniger beleidigt und immer mehr amüsiert. Daniel konnte sogar etwas hören, das sich wie ein unterdrücktes Lachen anhörte.

„Komm schon, tu das für mich, und ich erzähl dir auch, warum ich mit Audrey Schluss gemacht habe.“

„Jedes schmutzige Detail?“ handelte Tim schnell aus.

„Schmutziger als das geht’s gar nicht.“

„Abgemacht. Irgendwelche Vorlieben? Brünett, blond, rothaarig? Große Brüste? Lange Beine?“

Daniel schüttelte den Kopf und grinste. Es war ja nicht so, dass er mit der Begleitdame schlafen wollte; er wollte nur, dass sie ihn zu diesem langweiligen Empfang begleitete. Es war ihm auch völlig egal, wie sie aussah, solange sie nicht hässlich war und als seine Freundin auftreten konnte.

„Warum überraschst du mich nicht? Wir sehen uns!“ Er wollte schon auflegen, überlegte es sich dann aber anders. „Und danke Tim, für alles.“

„Na klar.“

Daniel machte es sich in dem bequemen Erste-Klasse-Sitz gemütlich und ging die letzten offenen Punkte des Deals noch einmal durch. Er würde seine Assistentin veranlassen, alle aktuellen Vertragsdaten an seine neuen Anwälte zu mailen, die dann da weitermachen könnten, wo Judd aufgehört hatte. Im schlimmsten Fall würde das den Geschäftsabschluss eine Woche verzögern. Aber das machte ihm jetzt auch nichts mehr aus.

Vielleicht könnte er die Wartezeit nutzen, um ins Weingebiet zu fahren und ein paar Tage auszuspannen. Er würde Tim fragen, ob er ihm etwas empfehlen könnte. Als Wein-Snob kannte Tim die besten Örtlichkeiten in der Gegend. Er würde sich mit einer guten Flasche Wein in der einen Hand und einem Buch in der anderen entspannen.

Wem machte er da etwas vor? Seit wann wusste er, wie man sich entspannte? Während des letzten Jahres hatte er sich keinen einzigen Tag frei genommen. Selbst sonntags hatte er gearbeitet, um noch mehr Deals an Land zu ziehen, selbst wenn Audrey ihn angefleht hatte, übers Wochenende mit ihr wegzufahren. Er konnte es ihr wirklich nicht vorwerfen, dass sie Trost in Judds Armen gesucht hatte. Er war nicht gerade der aufmerksamste Freund gewesen. Oder der romantischste. Er war einfach nicht der Typ dafür.

Daniel bedauerte schon die Frau, die sich eines Tages in ihn verliebte. Viel Glück bei dem Versuch, ihn von seiner Arbeit wegzuziehen! Audrey hatte es nicht geschafft, und sie war außerordentlich schön und verführerisch. Aber seine Priorität war schon immer seine Arbeit gewesen. Und das würde sich auch nicht ändern.

Er war nicht so weit gekommen – und das alles ohne Geld von seinem Vater anzunehmen – um seine Ambitionen dann von einer Frau abwürgen zu lassen und sich Schuldgefühle einreden zu lassen, weil er nicht genug Zeit mit ihr verbrachte. Das war der Weg, den andere Männer einschlugen, nicht seiner. Er brauchte die Herausforderung, die Eroberung, die Schlachten – und nicht eine Frau, die zu Hause saß und jammerte, dass er nicht genug Zeit für sie hatte.

Er hatte es schon fast aufgegeben, die richtige Frau zu finden, da er davon überzeugt war, dass die Frau, die es mit ihm aushalten könnte, noch nicht geboren war. Es war nicht so, als hätte er es nicht versucht, aber die Frauen, die er am Ende anzog, waren wie Audrey: teuer im Unterhalt, verwöhnt, egoistisch und letztendlich nur hinter seinem Geld her. Nein danke!

Wann hatte er sich aus dem Spaß liebenden jungen Studenten in den arbeitswütigen Geschäftsmann verwandelt? Frauen hatten sich immer um ihn geschart, hauptsächlich wegen seines guten Aussehens. Er hatte also nie hart dafür arbeiten müssen und hatte es als selbstverständlich angesehen.

Sicherlich war Sex ein Teil seines Lebens, aber kein wichtiger. Er hatte oft spätabendliche Geschäftsmeetings dem Sex mit Audrey vorgezogen. Und es schien so, als ob es ihr nichts ausgemacht hatte, solange er mit ihr zu wichtigen gesellschaftlichen Veranstaltungen gegangen war. Diese Veranstaltungen waren sporadisch gewesen, da sie ihn langweilten.

Daniel tauchte nur selten in den Klatschspalten auf, was Audrey nervte, da sie es liebte, über sich selbst in der Zeitung zu lesen. Er dagegen schätzte seine Privatsphäre und war nicht so aufs Rampenlicht aus, wie sie es gerne gehabt hätte. Rückblickend wusste er jetzt nicht einmal mehr, warum er überhaupt angefangen hatte, sie zu daten. Sie hatten eigentlich ganz und gar nicht zusammengepasst.

2

Wenn Sabrina Palmer nur die andere Stelle, die ihr angeboten worden war, angenommen hätte und nicht diese hier in der Anwaltskanzlei von Brand, Freeman & Merriweather, dann würde sie jetzt sicher nicht aus ihrer Haut fahren wollen. Dann würde sie jetzt mit einem relativ aussichtslosen Job in einem klimatisierten Büro in Stockton sitzen, anstatt dass ihr nun einer der Seniorpartner über die Schulter schaute. Er gab vor, das Dokument auf dem Monitor zu lesen, aber sie wusste, dass er ihr in den Ausschnitt lugte.

Aber nein! Sabrina hatte sich die Stelle bei der renommiertesten Kanzlei in San Francisco aussuchen müssen, in der Hoffnung, die Art von Berufserfahrung als Anwältin zu sammeln, die sie brauchte, um ihre Karriere voranzutreiben. Sie hatte ihre Anwaltszulassungsprüfung mit Leichtigkeit bestanden und gedacht, dass ihr die Welt zu Füßen lag, bis sie mit einem uralten Problem konfrontiert worden war: Sie war eine Frau in einer Männerwelt.

Und nun, anstatt an einem der interessanten Fälle, mit denen die männlichen Juniorpartner beauftragt worden waren, arbeiten zu dürfen, war sie zu alltäglichem Gesellschaftsrecht verdonnert worden, während Jon Hannigan, oder der schleimige Jonny, wie ihn die Sekretärinnen hinter seinem Rücken nannten, ihren Busen anglotzte.

Nicht, dass ihre Brüste übermäßig ausgeprägt waren, aber für ihre zierliche Statur hatte sie einen sehr schön proportionierten Vorbau und eine ziemlich kurvige Figur. Sie war nicht so schlank wie ein Modell und auch nicht besonders groß. Doch sie wäre gerne wenigstens ein paar Zentimeter größer gewesen, damit nicht jeder Mann automatisch in der Lage wäre, bis zu ihrem Bauchnabel hinunterzusehen, wenn sie etwas mit einem tiefen Ausschnitt trug. Aber sie konnte ihre Gene nicht ändern.

Sabrina trug ihre Haare kürzer als während des Jurastudiums. Vor kurzem hatte sie sich ihr Haar so schneiden lassen, dass es jetzt kaum ihre Schultern streifte. Ihr enthusiastischer Friseur bezeichnete ihre Haarfarbe als dunkelstes Braun. Er flehte sie ständig an, es mit ein paar Highlights aufhellen zu dürfen, aber sie weigerte sich immer und hatte ihm nur erlaubt, es stufig zu schneiden, sodass ihr Gesicht sanft umrahmt wurde.

„Sie müssen diesen Absatz umformulieren“, schlug Hannigan vor, als er sich noch näher über sie beugte, um mit dem Finger auf den Bildschirm zu deuten. „Sie müssen Absicht unterstellen.“

„Ich verstehe.“

Sie wusste über Absichten Bescheid. Seine Absichten. An dem Tag, als sie Jon Hannigan vorgestellt worden war, war ihr sofort klar geworden, dass er Ärger bedeutete. Die schmierigen Blicke, die er ihr zugeworfen hatte, hatten ihr alles mitgeteilt, was sie wissen musste: auf jeden Fall wachsam sein. Er hatte ihre Hand viel zu lange mit seinen Wurstfingern gedrückt gehalten, und Sabrina hatte ruhig bleiben müssen, um ihre Hand nicht loszureißen und dadurch eine peinliche Situation zu verursachen.

Sein bleiches Gesicht wurde durch eine oft etwas rötliche Nase akzentuiert, die entweder auf zu viel Sonne oder zu viel Alkoholkonsum schließen ließ. Sie vermutete letzteres. Hannigan war nicht gut aussehend, war aber auch nicht besonders hässlich, obwohl seine Persönlichkeit ihn von innen heraus hässlich machte.

Wenn sie ihn jemandem hätte beschreiben müssen, hätte sie ihn als gewöhnlich beschrieben: ein ganz gewöhnliches Arschloch.

„Sabrina, ich weihe Sie in ein Geheimnis ein. Wenn Sie hier nach oben wollen, halten Sie sich einfach an mich.“

Sabrina lief ein kalter Schauer den Rücken hinab. Nach oben war nicht das, woran er dachte, da war sie sich sicher. Eher nach unten, seinen Körper nach unten. Sie hatte genug von den Sekretärinnen gehört, die von ihm belästigt worden waren. Durch die bloße Erinnerung an das, was sie über ihn gehört hatte, stellten sich ihr die Nackenhaare auf. Der Mann war ein Schwein.

„Ich kann das Schriftstück morgen früh gleich als Erstes überarbeiten. Es wird auf Ihrem Schreibtisch liegen, wenn Sie kommen.“

„Wie wär’s, wenn Sie morgen früh als Erstes auf meinem Schreibtisch liegen?“

Sabrina stockte kurz der Atem. Ja, sie hatte richtig gehört. Hannigan wurde immer dreister. Sie musste hier weg, sofort!

„Ich mache dann besser Schluss für heute“, sagte sie vorsichtig und fuhr ihren Computer herunter. Hannigan bewegte sich nicht, sondern blieb hinter ihrem Stuhl stehen und hinderte sie so daran, diesen zurückzuschieben.

Sie drehte ihren Kopf leicht in seine Richtung und machte einen erneuten Versuch. „Entschuldigung, bitte.“

Er ging nur einen Schritt zurück, genug, damit sie aufstehen konnte. Aber das brachte sie viel zu nahe an seinen Körper heran. Sie hielt die Luft an und versuchte, sich an ihm vorbei zu quetschen. Er hatte ein krankes Grinsen im Gesicht. Dachte er wirklich, er würde auf diese Weise verführerisch aussehen? Der Obdachlose an der Bushaltestelle hatte bessere Chancen, sie rumzukriegen, als Hannigan.

„Warum so in Eile?“

„Arzttermin. Entschuldigung.“

Mit einem weiteren auffälligen Blick auf ihre Brüste trat er zur Seite und ließ sie vorbei. Sabrina wurde von der Mischung aus seinem Aftershave und seinem Körpergeruch übel. Ohne sich umzudrehen, schnappte sie sich ihre Handtasche vom Tisch und eilte in Richtung Tür.

„Bis morgen, Sabrina!“

Seine Stimme so nah hinter sich zu hören ließ sie schneller werden. Sie musste hier raus.

Obwohl es erst vier Uhr nachmittags war und sie normalerweise mindestens bis sechs arbeitete, hielt sie es nicht mehr aus. Der Arzttermin war eine Ausrede gewesen, um vor Hannigan zu flüchten. Noch eine Minute in seiner Gegenwart – und sie hätte sich übergeben oder wäre ohnmächtig geworden.

Sie wusste nicht, wie sie diesen Job mit ihm im Nacken, oder besser gesagt, mit Hannigan in ihrem Dekolleté, noch mindestens ein Jahr durchstehen sollte.

„Schon Schluss für heute?“, fragte Caroline, die Empfangsdame, als Sabrina durch die Lobby ging.

Sabrina antwortete mit einem Blick, der mehr sagte, als sie in einem zehnminütigen Gespräch hätte ausdrücken können.

„Hannigan schon wieder?“

Sie nickte und lehnte sich über den Empfangstisch, um Caroline zuzuflüstern: „Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten werde.“

„Du weißt, was mit Amy passiert ist. Wenn du dich beschwerst, finden sie einfach einen Grund, dich loszuwerden.“ Die Empfangsdame warf ihr einen mitleidsvollen Blick zu. Es war die Wahrheit. Offensichtlich schätzten die Partner Hannigans Erfolge so sehr, dass sie über seine Indiskretionen hinwegsahen.

Typisch Altherrenriege! Als ob sie gegen den Strom schwimmen könnte. Die Frage war, wie lange sie noch weiterkämpfen würde, bevor sie den Ring verließ und aufgab.

„Was bleibt mir dann noch übrig? Bis morgen.“

Obwohl es ein warmer Sommertag war, fand Sabrina die Luft erfrischend, als sie das Gebäude verließ. Sie hatte in ihrem Büro überhaupt nicht atmen können – nicht in Hannigans Anwesenheit.

Das Komische war, dass die Sekretärinnen glücklich gewesen waren, dass die Firma endlich eine weibliche Anwältin eingestellt hatte. Jetzt wusste Sabrina auch warum: Hannigan belästigte die Sekretärinnen nun nicht mehr. Sabrina war zum Blitzableiter geworden. So sehr sie auch mit den Sekretärinnen Mitgefühl hatte, musste sie jedoch auf sich selbst schauen und sich entscheiden, was sie tun sollte. Könnte sie es riskieren, eine offizielle Beschwerde einzureichen? Wie würde sich das auf ihre Karriere auswirken?

Als Sabrina an den fast leeren Kühlschrank zu Hause dachte, entschied sie sich, die extra Zeit zu nutzen, um auf dem Heimweg Lebensmittel einzukaufen. Der Supermarkt war ziemlich überlaufen; und nur eine der Kassen war besetzt. Offenbar hatte ein Computerfehler die übrigen Kassen lahmgelegt.

Nachdem sie sichergestellt hatte, dass sie ihren Platz in der Warteschlange nicht verlieren würde, eilte sie zurück zur Tiefkühlabteilung und holte noch einen großen Becher Eiscreme. Sie hoffte, dass Holly, ihre Mitbewohnerin und Freundin seit Kindheitstagen, zu Hause war. Dann könnten sie zusammen den Becher Ben and Jerry’s verschlingen und über Männer generell und Hannigan im Besonderen lästern.

3

Als Sabrina endlich nach Hause in die gemeinsame Wohnung kam, war es bereits nach sechs, die Zeit, zu der sie auch für gewöhnlich nach Hause kam.

„Holly, bist du da?“, rief sie und ging in Richtung Küche, wo sie ihre Einkäufe auf die Küchenablage stellte. Bevor das Eis schmelzen konnte, packte sie es in den Gefrierschrank. Sie drehte sich um, als sie ein Geräusch aus dem Bad am Ende des Flurs kommen hörte.

„Holly, alles okay?“

Die Badezimmertür stand halb offen. Holly kniete vor der Toilette. Sie trug ihren rosa Bademantel und übergab sich.

„Was ist los, Süße? Hast du etwas Falsches gegessen?“

Sabrina hockte sich hin und nahm die langen blonden Haare ihrer Freundin nach hinten. Holly war kreidebleich.

„Ich weiß nicht. Vor ein paar Stunden ging es mir noch gut, aber dann …“

Holly drehte ihren Kopf schnell wieder Richtung Kloschüssel, und sie verlor noch mehr von ihrem Mageninhalt. Sabrina erhob sich, nahm einen Waschlappen aus dem Handtuchschrank und tränkte ihn in kaltem Wasser, bevor sie sich wieder neben ihre Freundin setzte.

„Hier, Süße.“ Sie presste den kalten Lappen an Hollys Nacken, während sie weiter die Haare ihrer Freundin nach hinten hielt. „Lass alles raus.“

„Du siehst gestresst aus. Schlechter Tag?“

Sabrina lächelte sanft. „Aber anscheinend nicht so schlecht wie deiner.“

„Hannigan schon wieder?“ Holly warf ihr einen verständnisvollen Blick zu, während sie ihren Bauch umklammerte und ihren Kopf über die Schüssel hielt.

„Nicht schlimmer als normal“, log Sabrina. Doch es wurde schlimmer. Hannigan hatte angefangen, unmissverständliche sexuelle Andeutungen zu machen, und ihr gingen langsam die Entschuldigungen aus, um ihm aus dem Weg zu gehen. Aber sie wollte Holly damit jetzt nicht belasten.

„Du solltest wirklich etwas dagegen tun“, forderte Holly.

„Gut, aber erst einmal kümmern wir uns um dich, bevor wir planen, was wir mit Hannigan machen. Einverstanden?“

Sie half Holly auf und bemerkte, wie wackelig diese auf den Beinen war. Sabrina stützte sie, während Holly ihr Gesicht wusch und sich den Mund mit Mundwasser ausspülte.

„Willst du dich auf die Couch oder in dein Bett legen?“

„Auf die Couch bitte.“

Während Sabrina ihr ins Wohnzimmer half, klingelte das Telefon.

„Lass den Anrufbeantworter rangehen. Ich kann mir schon denken, wer das ist.“

Sabrina zog eine Augenbraue hoch, fragte aber nicht weiter nach. Da sie selbst kaum Anrufe auf dem Festnetz bekam, war sie sich ziemlich sicher, dass es sowieso für Holly war.

Nach dem Signalton hörte sie eine gereizte Stimme aus dem Anrufbeantworter kommen. „Holly, ich bin’s, Misty. Ich weiß, dass du da bist, also hebe verdammt noch mal ab! Hörst du mich? Wenn du denkst, du kannst mir einfach eine Nachricht hinterlassen, dass du die Buchung heute Abend nicht wahrnimmst, bekommst du Ärger. Nach dem, was letzte Woche mit dem japanischen Kunden passiert ist, habe ich keine Geduld mehr mit dir!“

Sabrina sah Holly fragend an, aber diese blickte nur finster drein und zuckte mit den Schultern.

„Alle anderen Mädchen sind ausgebucht, also habe ich niemanden, um dich zu ersetzen. Du wirst heute Abend arbeiten, egal wie krank du bist, oder du arbeitest gar nicht mehr für mich. Hast du mich verstanden? Und ich werde dafür sorgen, dass dich hier in der Stadt niemand mehr anstellt. Ich hoffe, wir verstehen uns! Du bist heute Abend um sieben Uhr im Mark Hopkins Intercontinental, Zimmer 2307, oder du bist gefeuert!“

Der Anruf endete.

„Alte Hexe!“, krächzte Holly, ihre Stimme heiser vom Übergeben.

„Was war denn da mit dem japanischen Kunden?“ fragte Sabrina.

„Perverser Typ.“ Erst hatte es den Anschein, als ob Holly nicht mehr herausrücken wollte. Aber Sabrina kannte ihre Freundin gut genug und wusste, dass sie ihr schließlich doch alles erzählen würde, was sie wissen wollte. Holly konnte einfach keine Geheimnisse für sich behalten.

„Also, wir waren in seinem Hotelzimmer, und ich denke mir, er will nur das, was die meisten dieser Typen wollen. Aber nein, der Typ musste richtig abartig werden. Er hatte diese kleinen Stahlkugeln an einer Kette dabei. Und du willst wirklich nicht wissen, was ich damit tun sollte …“

Sabrina sah sie angewidert an, um ihrer Freundin mitzuteilen, dass keine Details nötig waren. Sie hatte schon mehr Informationen erhalten, als sie haben wollte.

„Ich habe mich aus dem Staub gemacht, und als Misty das herausfand, setzte sie mich praktisch auf Bewährung. Sie sagte, dass sie mir den Arsch aufreißt, wenn ich nochmals einen Kunden sitzen lasse. Entschuldige die Wortwahl!“

Hollys Ausdrucksweise war noch nie das Problem gewesen. Tatsächlich mochten ihre Kunden sogar ihre schmutzige Wortwahl und auch alles Andere, was sie mit ihrem Mund anstellen konnte. Sabrina schüttelte den Kopf und lachte.

„Ich mache dir einen Kamillentee.“

Während sie in der großen Essküche beschäftigt war und versuchte, ein paar trockene Kekse zum Tee zu finden, fragte sich Sabrina, ob ihre Kollegen es seltsam finden würden, wenn sie wüssten, dass sie sich die Wohnung mit einer professionellen Escort-Dame teilte.

Sie und Holly waren zusammen in einer kleinen Stadt an der East Bay aufgewachsen. Damals waren sie beste Freundinnen gewesen und waren wieder in Kontakt getreten, als sie herausgefunden hatten, dass sie beide nach San Francisco gezogen waren. Nichts war näherliegend gewesen, als sich zusammen eine Wohnung zu nehmen.

Während Sabrina Jura studiert hatte, hatte sich Holly von einem Job zum nächsten gehangelt, bis ihr klar geworden war, dass es einen einfacheren Weg gab, Geld zu verdienen.

Blond und mit strahlend blauen Augen war sie eine ausgesprochene Schönheit. In den richtigen Klamotten war sie eine Wucht. Also warum sollte sie mit Männern ausgehen, die sie nur zum Abendessen einladen würden und dann erwarteten, dass sie mit ihnen schlief, wenn sie sich ja für das, was sie sowieso machen würde, auch bezahlen lassen könnte?

Sicherlich gab es Kunden wie den Japaner von letzter Woche. Aber Holly zufolge waren die meisten dieser Typen normale Männer, meistens auswärtige Geschäftsleute, die sich einsam fühlten.

Anfänglich war Sabrina von Hollys Entscheidung, eine Escort-Dame zu werden, schockiert gewesen. Aber als sie sah, dass Holly Spaß an ihrer Arbeit hatte, zumindest meistens, und dass sie immer noch dieselbe Person wie vor ihrer seltsamen Karrierewahl geblieben war, hatte sie aufgehört zu versuchen, ihre Freundin zu ändern.

Auf jeden Fall war Hollys beträchtliches Einkommen sehr gelegen gekommen, als Sabrina im letzten Studienjahr ihrem Teilzeitjob als Kellnerin aufgrund des Lernaufwands nicht mehr nachgehen hatte können. Holly hatte die ganze Wohnungsmiete übernommen und dafür gesorgt, dass der Kühlschrank immer gefüllt war.

Ihre Freundin hatte sie nie etwas zurückzahlen lassen, nicht einmal jetzt, wo Sabrina eine gut bezahlte Arbeitsstelle hatte und jeden Monat ein paar hundert Dollar auf die Seite bringen konnte. Wofür waren Freunde da, hatte Holly gemeint. Sie war mehr eine Schwester für sie als eine Freundin, und sie wusste, dass Holly genauso fühlte.

Holly war immer noch so blass wie Schneewittchen, als Sabrina ihr den Tee brachte und ihn ihr einflößte. Holly lehnte sich an die Kissen im Rücken.