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Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2) Venedig 1 - Raphael & Isabella Venedig, Italien - Anfang 1800 Isabella Tenderini, die wohlhabende Witwe eines Kaufmanns rettet einen Fremden vor dem Ertrinken in einem der Kanäle Venedigs. Und wie bedankt sich der Mann für ihre selbstlose Tat? Indem er sie küsst - sie, eine anständige Frau. Nicht nur ist Raphael di Santori außerordentlich dankbar dafür, dass sein Leben gerettet wurde, er möchte seiner Retterin auch gerne auf die intimste Weise dafür danken - intimer, als es sich gehört. Doch Raphael hat sich noch nie an die Regeln gehalten - welcher Vampir tut das schon? Venedig 2 - Dante & Viola Viola hat nur noch drei Monate zu leben. Doch sie weigert sich, als Jungfrau zu sterben. Sie reist nach Venedig, um sich dort ihren letzten Wunsch zu erfüllen, ohne einen Skandal für ihre Familie hervorzurufen. Danach, so plant sie, wird sie sich das Leben nehmen, um sicherzustellen, dass sie diese Welt schmerzfrei und in Würde verlässt. Leider könnte sie keine schlechtere Wahl treffen als den Mann, den sie in einem anrüchigen Club für ihr Vorhaben aussucht. Doch dann erscheint Dante, ein hedonistischer Vampir, der Viola vor dem schrecklichen Schurken rettet. Um zu verhindern, dass sie in die Hände noch schlimmerer Männer fällt, bietet er ihr eine Nacht voller Leidenschaft in seinen Armen an und entdeckt, dass sie noch Jungfrau ist. Vom Akt der Deflorierung ernüchtert flieht Viola und beschließt, ihr Leben frühzeitig zu beenden. Entsetzt hält Dante Viola davon ab, sich etwas anzutun, und macht sich daran, ihr das Vergnügen zu bereiten, das er ihr versprochen hat - ein Kuss und eine Berührung nach der anderen, bis sie bereit ist, sich ihm hinzugeben. Doch dann zwingen Ereignisse Dante zu einer verzweifelten Handlung . . . Lara Adrian, New York Times Bestseller Autorin der Midnight Breed Serie: "Ich bin süchtig nach Tina Folsoms Büchern! Die Scanguards Serie ist eine der heißesten Sachen, die es bei Vampirliebesromanen gibt. Wenn Sie glühend heiße, sich rasant entwickelnde Romane lieben, dann verpassen Sie diese packende Serie nicht!" Über die Serie Die Romane der Clan der Vampire Reihe sind lustvolle paranormale Novellen, der Sie zurück in die Zeit von Venedig im frühen 19. Jahrhundert versetzt. Es dreht sich um eine Gruppe von Vampiren, die Liebe und Lust mit sterblichen Frauen finden, während sie versuchen, die Tatsache zu verbergen, dass sie Vampire sind. Der Clan der Vampire Der Clan der Vampire (Venedig 1 – 2) Der Clan der Vampire (Venedig 3 – 4) Der Clan der Vampire (Venedig 5) Scanguards Vampire Band 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Band 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Band 3 - Gabriels Gefährtin Band 4 - Yvettes Verzauberung Band 5 - Zanes Erlösung Band 6 - Quinns Unendliche Liebe Band 7 – Olivers Versuchung Band 8 – Thomas' Entscheidung Band 8 1/2 – Ewiger Biss Band 9 – Cains Geheimnis Band 10 – Luthers Rückkehr Band11 – Blakes Versprechen Band 11 1/2 – Schicksalhafter Bund Band 12 – Johns Sehnsucht Novelle – Brennender Wunsch Band 13 – Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) Band 14 - Damians Eroberung (Scanguards Hybriden - Band 2) Die Serie "Der Clan der Vampire" hat alles: Scheinehe, Liebe auf den ersten Blick, erzwungene Nähe, unheilbar krank, Jungfrauen, romantische Orte, Rettungen, verborgene Identität, Seelenverwandte, Frau in Gefahr, Jungfrau in Not, Brüderschaft, verborgene Schätze, Intrigen, Verrat, brennende erotische Szenen.
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Seitenzahl: 312
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Der Clan der Vampire 1
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Der Clan der Vampire 2
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
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Über die Autorin
Venedig, Italien – Anfang 1800
Isabella Tenderini, die wohlhabende Witwe eines Kaufmanns rettet einen Fremden vor dem Ertrinken in einem der Kanäle Venedigs. Und wie bedankt sich der Mann für ihre selbstlose Tat? Indem er sie küsst – sie, eine anständige Frau.
Nicht nur ist Raphael di Santori außerordentlich dankbar dafür, dass sein Leben gerettet wurde, er möchte seiner Retterin auch gerne auf die intimste Weise dafür danken – intimer, als es sich gehört. Doch Raphael hat sich noch nie an die Regeln gehalten – welcher Vampir tut das schon?
Venedig, Italien – Anfang 1800
Raphael di Santori hätte nie gedacht, dass sein Leben so enden würde. Anhand eines Pfahls durch sein Herz oder von der Sonne zu Asche verbrannt, ja, aber doch nicht durch Ertrinken! Nicht, dass nicht viele Vampire genau diese Angst hatten: Ihre Körperzellen waren so dicht und fest, dass ihre Körper viel schwerer als Wasser waren und daher wie Steine sanken.
Und genau das war ihm zugestoßen. Einen Augenblick nur war er am Kanal entlang gewandert und nun fand er sich in dessen eiskalter Tiefe wieder. Er konnte rudern und versuchen zu schwimmen soviel er wollte, sein Gewicht zog ihn trotz seiner Bemühungen unter Wasser. All seine Kraft arbeitete gegen ihn.
Es gab nichts, woran er sich hochziehen oder festhalten konnte. Der Kanal war von venezianischen Häusern gesäumt, die keinerlei Vorsprünge, keine Docks und auch keine Eingangstüren an der Wasserseite hatten, die hauptsächlich für Lieferungen benutzt wurden und in den größeren Häusern der reichen Kaufleute üblich waren. Die Gebäude, die diesen schmalen, unbedeutenden, jedoch tiefen Kanal im Labyrinth von Venedig säumten, verfügten nicht über solchen Luxus. Die Bewohner betraten die Häuser von den Straßen aus, von Straßen, durch die er früher am Abend geschlendert war.
Der Lärm der Einwohner, die den Karneval feierten, trieb, gedämpft durch das Wasser in seinen Ohren, zu ihm. Selbst wenn er schrie, würde ihn niemand hören. Sie waren zu betrunken, um Notiz von ihm zu nehmen. Das war einer der Gründe, warum er trotz der großen Anzahl von Menschen durch die Straßen gestreift war. In dem Gewühl von Betrunkenen gab es mehr als ein paar Häppchen, die zur Beute werden würden, mehr als ein paar saftige Hälse, an denen er schlemmen konnte, ohne entdeckt zu werden.
Das ganze Jahr über hatte er darauf geachtet, nicht auf Beutezug zu gehen, wenn auf den Straßen viel los war und immer sicherzustellen, dass sich seine Opfer nicht an die Geschehnisse erinnern konnten. Nur während des Karnevals, wenn Masken das perfekte Accessoire zu jedem Kleidungsstück waren, sättigte er sich an dem reichhaltigen Buffet von Menschen.
War er diesmal zu leichtsinnig gewesen? Hatte ihn jemand gesehen? Er glaubte, eine Hand an seinem Rücken gespürt zu haben, die ihn in den Kanal gestoßen hatte. War es lediglich ein Missgeschick eines betrunkenen Passanten gewesen oder eine vorsätzliche Handlung von jemandem, der über ihn Bescheid wusste? Hatten die Hüter des Heiligen Wassers ihn schließlich doch eingeholt?
Die Hüter – er und seine Brüder fürchteten sie. Niemand wusste, wie die geheime Gesellschaft von Kaufleuten und Adligen entstanden war. Doch während der letzten hundert Jahre seines Lebens hatte er mitansehen müssen, wie ihnen mehr und mehr Vampire zum Opfer gefallen waren. Viele seiner Freunde waren eines Nachts verschwunden und niemand hatte je wieder von ihnen gehört. Sie waren entweder durch einen Pflock im Herzen gestorben oder ertrunken, so wie er ertrinken würde.
Hatte die Hand, die er kurz auf seinem Rücken gespürt hatte, einem der geheimnisvollen Hüter gehört? Geheimnisvoll, da trotz aller Nachforschungen, die er und andere Vampire durchgeführt hatten, sie niemals mehr als ein Symbol entdecken konnten: ein Kreuz, das mit drei Wellen durchzogen war. Seinen Brüdern war es ein einziges Mal gelungen, ein Mitglied der Hüter des Heiligen Wassers gefangen zu nehmen. Aber dieser hatte ihnen nicht viel mehr als seinen Namen und das Symbol, das er auf einem schwarzen Onyxring trug, offenbart, bevor er in den Tod geflüchtet war und das Geheimnis mit ins Grab genommen hatte.
Steckten die Hüter auch hinter seinem Schicksalsschlag? Hatte einer von ihnen ihn ins Wasser gestoßen, wohl wissend, dass er ertrinken würde? Aber das spielte jetzt sowieso keine Rolle mehr. In ein paar Minuten würde er tot sein, sein unsterbliches Leben für immer vorbei. Er würde auf dem Boden des Kanals verrotten. Sein Körper würde nicht wie andere Wasserleichen irgendwann an die Oberfläche steigen, denn selbst während er verweste, würde die Dichte seiner Zellen und Knochen dafür sorgen, dass kein Teil seines Körpers jemals den Grund des Kanals verließ.
Raphael dachte über sein langes Leben nach, länger, als ein Mensch sich je gewünscht haben könnte. Er ließ seinen Bruder Dante zurück. Aber es gab keine Frau, die ihn liebte oder eine Träne um ihn weinen würde. Sein Leben war leer. Mit einem letzten Atemzug gab er seinen Kampf auf und erlaubte dem Wasser, ihn zu verschlingen.
* * *
Isabella Tenderini vernahm das Geräusch des herumschwappenden Wassers in dem ansonsten ruhigen Kanal und bat ihren vertrauenswürdigen Gondoliere, schneller zu fahren. Der Canale Grande war wegen des Karnevals voller Boote und Gondeln, und sie hatte deshalb Adolfo angewiesen, sie durch die ruhigeren Seitenkanäle nach Hause zu bringen.
„Ja, Signora“, sagte er jetzt und trieb die Gondel mühelos vorwärts.
Ihre Augen spähten in die Dunkelheit. Gelegentlich warf Licht von den Häusern, die den Kanal säumten, unheimliche Schatten auf den schmalen Wasserweg. „Siehst du etwas?“
„Direkt vor uns scheint etwas im Wasser zu sein“, antwortete Adolfo.
„Schnell, bring uns dorthin.“ Ihr Herz schlug höher, als sich schreckliche Gedanken in ihr breitmachten. „Berichte mir, was du siehst.“
„Jemand scheint im Wasser zu sein, Signora.“
Die Angst packte sie wie eine enge Faust, und ohne lange nachzudenken, nahm sie den Umhang ab, der sie gegen die kalte Nachtluft geschützt hatte, und ließ ihn auf den Sitz neben sich fallen. „Ein Kind?“
„Nein, größer. Ein Mann.“
Ein Gefühl von Déjà–vu überkam sie und ihr Herz erinnerte sie an ihren eigenen Verlust. Ohne zu zögern, öffnete sie die Schnüre ihres Mieders, da fühlte sie Adolfos Hand auf ihrer Schulter.
„Nein, Signora, er ist zu schwer für Sie. Sie können keinen Mann retten. Ein Kind, ja, aber keinen erwachsenen Menschen.“
Isabella wandte sich ihm zu. Sie würde sich nicht von seiner Besorgnis davon abbringen lassen. Er musste verstehen, dass sie dies tun musste, damit keine andere Frau die Schmerzen ertragen müsste, die sie hatte ertragen müssen. Dass keine andere Frau heute Witwe werden würde, so wie sie Witwe geworden war. „Ich kann niemanden ertrinken lassen, das weißt du doch.“
Er nickte und trotz der Dunkelheit erkannte sie seine traurige Miene. Aber er würde sie nicht aufhalten. Ihr eigener Gemahl, ein wohlhabender Kaufmann, war vor einem Jahr in einem dieser Kanäle ertrunken. Das Geld, das er ihr hinterlassen hatte, hatte ihr nicht über den schmerzhaften Verlust hinweggeholfen.
Als sie ihr reich besticktes Kleid auszog und die Petticoats auf den Boden der Gondel fallen ließ, blies die kalte Februarluft durch ihr Unterkleid. Aber alles, woran sie denken konnte, war der Mann, dessen Hände nun die einzigen Körperteile waren, die noch aus dem Wasser ragten, als versuchte er, sich an einem unsichtbaren Seil festzuhalten. Wenn sie ihn retten könnte, würde sie vielleicht endlich Frieden finden und akzeptieren, was geschehen war. Giovannis Tod akzeptieren.
„Halte dich über Wasser“, bat Isabella. „Nur noch ein paar Sekunden.“ Sie betete, sie würde nicht zu spät kommen.
„Ich werde Ihnen helfen“, bot Adolfo an.
Sie schüttelte den Kopf. Nur weil sie diese Dummheit begehen musste, bedeutete das nicht, dass sie ihren treuen Diener gefährden würde. „Nein, du bist kein guter Schwimmer.“
Nachdem er das Boot neben dem Ertrinkenden zum Stillstand gebracht hatte, ließ Adolfo vom Ruder ab und trat hinter sie. Einen Augenblick später spürte sie seine Hände auf sich.
„Was?“ Er würde sie doch nicht aufhalten wollen?
„Ein Seil. Ich werde es um Sie binden.“
Gekonnt band er das Tau um ihre Taille, während sie das dunkle Wasser nach dem Mann absuchte. Seine Hände waren verschwunden. Er war untergegangen. Nur Wellen waren noch auf der Wasseroberfläche zu sehen.
„Beeil dich!“
„Fertig.“
Ohne einen Blick zurückzuwerfen, sprang sie mit den Füßen voraus in den Kanal. Das eiskalte Wasser traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hielt den Atem an und ließ sich in die Tiefe des trüben Kanals ziehen. Sie spürte einen Ruck am Seil und wusste, dass Adolfo dafür sorgen würde, dass ihr nichts geschehen würde.
Isabella öffnete ihre Augen nicht – es hatte keinen Zweck. Ihre Augen würden nur schmerzen, doch sehen würde sie trotzdem nichts. Es war zu dunkel. Selbst bei Tageslicht wäre es fraglich, ob ihre Augen ihr in dem trüben Wasser dabei helfen könnten, den Ertrinkenden zu finden.
Sie ruderte mit ihren Beinen und streckte ihre Hände aus, tastete sich vor. Nichts. Fieberhaft tauchte sie tiefer, drehte sich zu ihrer Linken, dann zu ihrer Rechten. Sie streckte ihre Arme weiter aus. Schließlich berührten ihre Finger etwas. Sie griff danach und ihre Hand bekam ein Stück Stoff zu fassen, einen Ärmel oder den Aufschlag eines Mantels. Der durchweichte Wollstoff war schwer. Sie zog daran und zu ihrer Erleichterung spürte sie etwas Schweres, was ihr bestätigte, dass sie den Ertrinkenden gefunden hatte.
Der Druck in ihrer Lunge wurde immer intensiver. Sie kämpfte gegen den Instinkt ihres Körpers an, aufzutauchen, um Luft zu holen. Sie wusste, dass, wenn sie ihn jetzt losließe, sie ihn nie wieder finden würde. Also versuchte sie, ihr eigenes Verlangen nach Sauerstoff zu unterdrücken.
Isabella schob eine Hand unter die Achsel des Mannes. Trotz des Auftriebs des Wassers war er schwerer, als sie erwartet hatte. Sie sammelte all ihre restlichen Kräfte und signalisierte Adolfo mit einem Zug am Seil, sie hochzuziehen. Sie hatte gerade noch genug Zeit, um ihren zweiten Arm unter die andere Achsel des Ertrinkenden zu haken, bevor sie spürte, wie sie nach oben gezogen wurde. Der Mann in ihren Armen war groß. Sein massiver Körper war gegen sie gepresst und sie konnte kaum seine Brust umfassen.
In dem Moment, als sie die Wasseroberfläche durchbrachen, schnappte sie nach Luft und füllte ihre Lunge mit dem dringend benötigten Sauerstoff. Die Kälte schmerzte in ihrer Brust, aber sie ignorierte diese ebenso wie das Gewicht des Mannes, den sie in ihren Armen hielt. Lebte er noch?
„Sie waren so lange dort unten“, hörte sie Adolfo lamentieren, seine Stimme angespannt aus Sorge um sie.
„Er ist so schwer“, presste Isabella heraus und versuchte, auf das Boot zuzuschwimmen. Aber alles, was sie tun konnte, war, den Mann festzuhalten und Adolfo die harte Arbeit machen zu lassen. Sie würde Adolfo nach dieser Tortur ein paar zusätzliche Lira als Belohnung geben.
Als ihr Gondoliere am Seil zog, spürte sie den Fremden aus ihrem Griff schlüpfen. Ohne nachzudenken, machte sie ihre Beine breit und schlang sie um dessen Hüften, um ihn wie in einem Schraubstock festzuhalten. Keine Lady würde so etwas Unanständiges tun, aber der Mann war bewusstlos und würde sich sicherlich nicht daran erinnern.
Sie vernahm Stimmen aus einiger Entfernung und betete, dass Hilfe kam. Adolfo war nicht stark genug, um sowohl sie als auch den Mann in die Gondel zu ziehen.
Ihre Gebete wurden erhört.
Ihre Gliedmaßen waren wie erfroren, als sie schließlich mit Hilfe von zwei freundlichen Lieferanten, die sie und den halb toten Fremden ins Boot zerrten, in der Gondel landete.
Adolfo bedeckte sie sofort mit ihrem Umhang, aber sie wusste, dass sie nicht die Einzige war, die Wärme benötigte. Isabella krabbelte näher zu dem Mann, den sie gerade gerettet hatte, wickelte den Umhang um sie beide und hielt ihn fest an ihren Körper gepresst, um das bisschen Wärme zu erhalten, das noch übrig war.
Sie fühlte Schauer durch seinen Körper rasen und konnte diese nur erwidern.
Er lebte.
Isabella riss dem Fremden die nassen Kleider vom Leib, während ihre Zofe Elisabetta mit weit aufgerissenen Augen daneben stand. „Steh nicht nur da! Leg mehr Kohle auf das Feuer!“, befahl sie.
„Signora, sollte das nicht lieber einer der Lakaien tun?“
Isabella warf ihr einen missbilligenden Blick zu. „Wir haben keine Zeit für Schamhaftigkeit.“ Sie hatte schon wertvolle Minuten damit verschwendet, sich von ihrer eigenen nassen Kleidung zu befreien und sich zu trocknen, bevor sie sich ein Unterkleid und einen Schlafrock übergeworfen hatte.
Adolfo hatte ihr geholfen, den Fremden in ihr eigenes Schlafgemach zu bringen und ihn auf den Diwan vor dem Kamin zu legen. Sie hatte ihn angewiesen, kein Wort über den Mann verlauten zu lassen. Mit einem Fremden, der weder ihr Gemahl noch ein enger Verwandter war, alleine in ihrem Haus zu sein, würde alle Münder in Venedig zum Schwätzen bringen. Dennoch wusste sie, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis einer ihrer Bediensteten zu klatschen begann und die skandalöse Neuigkeit verbreitete.
Trotz der Tatsache, dass sie schon seit einem Jahr um ihren Mann trauerte, hatte sie sich keinen Liebhaber genommen. Sie hatte noch niemandem erlaubt, ihr den Hof zu machen, wie es die Sitten einer respektablen Witwe erlaubten. Doch selbst sie würde einem Skandal nicht unversehrt entkommen. Sollte jemand herausfinden, dass ein Fremder in ihrem Haus war – schlimmer noch, in ihrem eigenen Schlafgemach – dann müsste sie mit Folgen rechnen. Sie wären schwerwiegend. War es das wert? Sie hatte sich nie nach der Berührung eines Mannes außer der ihres Gemahls gesehnt. Bis heute.
Als sie den großen Fremden, dessen Kleidung sie Schicht für Schicht entfernte, ansah, war sie dankbar dafür, dass ihr Dienstmädchen damit beschäftigt war, das Feuer zu schüren, denn sie wollte nicht dabei beobachtet werden, wie sie diesen schönen Mann mit ihren Augen verschlang.
Isabella erlaubte ihrer Hand, über seine muskulöse Brust zu wandern, und spürte die rohe Kraft, die von ihm ausging. Sie fragte sich, welcher Art von Arbeit dieser Mann, der so stark zu sein schien, nachging. Aber sie wusste, dass er kein gewöhnlicher Arbeiter war, der auf den Docks oder in den Lagerhäusern arbeitete. Seine Kleidung war zu gut geschneidert und zu teuer. Er musste ein Gentleman sein, ein sehr gut gebauter Gentleman.
Während sie die Klappe seiner Hose Knopf um Knopf öffnete, erhitzte sich ihr eigener Körper trotz der Kälte, die sie in dem eiskalten Wasser erfahren hatte. Kein Mann hatte jemals diese Art von Reaktion in ihrem Körper hervorgerufen, nicht einmal ihr verstorbener Gemahl. Sie hatten eine liebevolle Ehe geführt, eine sehr komfortable Ehe, doch sie hatte nie nach ihm gelüstet, wie sie jetzt nach diesem Fremden gelüstete.
Der Stoff klebte an ihm. Sie redete sich ein, dass sie ihm die Kleidung herunterreißen musste, damit er nicht an einer Erkältung starb, aber sie wusste, dass es nicht so war. Der Grund, warum sie jetzt kräftig an seiner durchnässten Kleidung zog, war, dass sie ihren Blick auf das werfen wollte, was darunter lag. Sie zog ihn hastig aus und ließ die nassen Kleidungsstücke auf den Teppich fallen.
„Gib mir eine Schüssel mit warmem Wasser und einen Schwamm.“
Hinter ihr schlurfte Elisabetta näher. Ein entsetztes Keuchen bestätigte ihr, dass ihre Zofe den nackten Mann anstarrte. Isabella verlagerte ihren Körper, um ihrem Dienstmädchen die Sicht zu rauben. Sie wollte ihn mit niemandem teilen. Was für ein seltsamer Gedanke, dachte sie. Er gehörte doch nicht ihr, doch sie wollte die Einzige sein, die ihn so sah: verletzlich in seiner Nacktheit.
„Signora! Das ist nicht anständig!“
Isabella drehte den Kopf und schnappte die Schüssel mit Wasser aus Elisabettas Händen. „Lass uns alleine! Und kein Wort davon, wenn du Wert auf deine Anstellung legst. Hast du mich verstanden?“
Die Zofe nickte nervös und floh aus dem Zimmer. Isabella blickte zurück auf den schönen nackten Mann vor ihr und nahm einen tiefen Atemzug. Sie hätte einen ihrer männlichen Diener rufen sollen, um dies zu tun, aber sie wollte diese intime Aufgabe nicht an jemand anderen abtreten.
Mit dem Schwamm begann sie, sein Gesicht zu waschen. Sein dunkles Haar war glatt und glänzend wie das eines Raben. Es klebte an seiner Kopfhaut. Als sie sanft über sein Gesicht fuhr, fragte sie sich, was für Augen hinter den dunklen Wimpern lagen. Waren diese so dunkel wie sein Haar? Und würden diese Lippen sie anlächeln, wenn er wüsste, was sie tat? Sie seufzte. Es war so lange her, seit sie eine andere Person berührt hatte. Und diesen Fremden zu berühren, war aufregender, als sie sich je erträumt hätte.
Isabella reinigte jeden Zentimeter seines Körpers mit warmem Wasser, dann trocknete sie ihn mit einem großen Tuch. Während der ganzen Zeit ergötzte sie sich an seiner nackten Schönheit. Starke, kraftvolle Oberschenkel, eine muskulöse Brust, die nur leicht mit dunklen Haaren bedeckt war, Arme, die stark aussahen. Aber was wirklich ihre Aufmerksamkeit gefangen hielt, lag dort, wo sich seine Oberschenkel trafen.
In einem Nest von schwarzen Locken ruhte sein großer Schaft auf dem Sack, der aussah, als behüte er zwei kleine Eier in sich. Sie kannte den männlichen Körper – ihr Gemahl war ein viriler Mann gewesen und hatte ihr die fleischlichen Freuden gelehrt, wie sie ihn erregen und ihm Freude bereiten konnte.
Als sie diesen Fremden nun ansah, wollte sie genau das tun: ihn erregen, ihm Vergnügen bereiten. Mit der Hand streichelte sie über seine Männlichkeit und erforschte seine weiche Haut. Wie sehr sie doch vermisste, einen Mann zu berühren. Wie sie sich doch nach der Invasion sehnte, die ihr Inneres bis zur Kapazität füllte. Und dieser Mann würde sie füllen. Selbst in seinem entspannten Zustand war er außerordentlich groß. Erregt würde er prachtvoll sein.
Plötzlich bewegte er sich unter ihrer Berührung und erschreckte sie. Isabella griff sofort nach der dicken Decke und legte sie über seinen wunderschönen Körper.
* * *
Jemand hatte einen Fehler gemacht. Er sollte in der Hölle sein. Aber von dem, was Raphael sehen konnte, war er im Himmel gelandet. Er hatte nicht erwartet, dass es für Vampire einen Himmel gab. Aber er würde sich nicht beschweren, nein, er würde seine Bedenken nicht äußern, obwohl er wusste, dass er dies nicht verdient hatte.
Die Frau war eindeutig ein Engel. Ihr rabenschwarzes Haar hing offen über ihre Schultern und war nicht mit Hunderten von Haarnadeln hochgesteckt, wie es aktuell Mode war. Ihre Kleidung konnte bestenfalls als anrüchig bezeichnet werden. Sie trug einen langen roten Morgenrock aus Brokat, der mit goldenen Rosen bestickt war. Er war eng an ihrer Taille zusammengezogen, aber oben klaffte er auseinander, als sie sich über ihn beugte. Darunter bemerkte er den weichen, weißen Stoff, der an ihren großzügigen Brüsten haftete.
Nein, sie konnte keine Sterbliche sein. Keine Frau in Venedig wäre in Gegenwart eines Mannes, der nicht ihr Gemahl war, so skandalös gekleidet. Das war der Beweis dafür, dass er im Himmel war. Warum er auf einem Diwan in einem sehr femininen Boudoir lag, konnte er sich noch nicht erklären, aber das würde er schon noch herausfinden. Auch konnte er nicht erklären, warum ihm kalt war. In der Tat zitterte er regelrecht.
„Ich werde Elisabetta bitten, gleich mehr Kohle auf das Feuer zu legen“, sagte der Engel.
Kohlen im Paradies? Raphael hatte gedacht, dass sie im Himmel etwas fortgeschrittener wären. Als sie die Hand ausstreckte und über sein Gesicht streichelte, fiel ihm auf, dass ihre Haut fast so kalt wie seine war. Dagegen konnte er sicherlich etwas unternehmen.
„Sie sind wach. Endlich. Wir haben uns gesorgt.“ Ihre Stimme war die schönste Musik, die er je gehört hatte.
Sie hatte sich gesorgt, dass er es nicht in den Himmel schaffen würde? „Mein Engel, darüber musst du dich nicht weiter sorgen. Ich bin jetzt hier.“ Er griff nach ihrer Hand, brachte sie zu seinem Mund und küsste ihre Handfläche. Das Blumenbouquet ihrer Haut verschleierte kaum den reichhaltigen Duft des Blutes in ihren Adern. Trotz der Tatsache, dass er sich kurz vor seinem Tod ernährt hatte, fühlte er, wie seine Zähne juckten und sein Magen sich vor Durst nach dem Blut des Engels verkrampfte.
Die Schönheit entzog ihm ihre Hand. „Signore, eine solche Vertrautheit ist nicht angebracht.“
Raphaels Blick fiel auf ihr Dekolleté. „Vertrautheit? Meintest du vielleicht Formalität?“ Er schenkte ihr ein charmantes Lächeln, das gleiche Lächeln, das er verwendete, um seine weiblichen Opfer zu ihm zu locken. Als sich ihre Augen trafen, blickte er in deren grüne Tiefen. Seine Hand hob sich zu ihrem Gesicht. Plötzlich bemerkte er, dass er keine Kleidung trug. Warum war er nackt?
Wenn er nackt mit dem schönsten Engel über ihn gebeugt hier lag, konnte es nur einen Grund dafür geben: Er war hier, um mit ihr Liebe zu machen. Immerhin war dies das Paradies. „Du hast recht, mein Engel, warum deine Hand küssen, wenn deine Lippen so rot und voll sind?“
Raphael zog sie an sich und streifte mit seinen Lippen über ihre. Ein Keuchen war ihre Antwort. „Sch, mein Engel, lass mich dich lieben.“
Er eroberte den Mund des schönen Geschöpfes, schlang seinen freien Arm um sie und drückte sie an sich. Sie schien protestieren zu wollen, doch das ließ er nicht zu. Stattdessen schob er seine Zunge gierig zwischen ihre geöffneten Lippen und erforschte sie.
Ihr würziger Geschmack war erregend, ihre Lippen weich und nachgiebig. Sie schmeckte genauso verlockend, wie ihr Duft angedeutet hatte. Ja, er würde mit ihr schlafen und gleichzeitig ihr berauschendes Blut trinken, an ihr schlemmen und damit seine Ankunft im Himmel feiern.
Er schmeichelte ihr mit seiner Zunge, bat sie damit, seine Liebkosung zu erwidern und mit ihm den intimen Tanz zweier Liebender zu tanzen. Bei der ersten Berührung mit ihrer Zunge pumpte sich sein Schwanz mit Blut voll und bereitete sich auf sie vor. Er drückte ihren Körper näher an seinen, um ihr sein Verlangen bewusst zu machen.
Ihre Hände drückten gegen seine Brust und er dachte, sie täte es, um sich ihrer Kleidung zu entledigen, doch stattdessen schob sie ihn von sich und sprang von dem Diwan hoch.
Sie wich ein paar Schritte zurück, ihr Körper zitternd, aber er bezweifelte, dass dies ein Zeichen der Angst war. Sie blickte ihn empört an. „Signore! Ist das der Dank dafür, dass ich mich um Sie kümmere, nachdem Sie fast ertrunken wären? Von Ihnen in meinem eigenen Haus angegriffen zu werden?“
Isabella presste ihre Hand gegen ihre Brust. Ihr Herz schlug wie wild. Er hatte sie geküsst! Der Fremde hatte sie geküsst und sie Dinge spüren lassen, die sie noch nie erlebt hatte. Das konnte sie nicht zulassen! Sie durfte das Vergnügen, das er ihr anbot, nicht annehmen. Sie wusste doch nichts über ihn. Er war ein Fremder, vermutlich ein Schwerenöter, wenn sie bedachte, wie er sich benahm. Wenn sie ihm nachgab, wäre sie nicht besser als eine gewöhnliche Hure. Sie war schon zu weit gegangen, indem sie ihn berührt hatte. Sie hätte ihn nie hierher bringen dürfen. Er stellte eine Gefahr für ihren Körper und ihr Herz dar.
„Ich wurde gerettet?“ Seine Stimme war voller Unglauben. Er setzte sich auf und die Decke glitt von seinem Oberkörper und entblößte seine muskulöse Brust.
Isabella wandte ihren Blick ab. „Ja, Sie hatten Glück.“
„Dann bin ich nicht im Himmel?“
„Im Himmel?“ Hatte er das wirklich gedacht? “Nein, Sie sind in Venedig. Erinnern Sie sich daran, was passiert ist?“ Ihr Puls schlug wieder etwas langsamer. War dies alles nur ein Missverständnis gewesen? Er hatte sie Engel genannt – tatsächlich mehrmals. Hatte er wirklich geglaubt, dass er im Himmel und sie ein Engel wäre? Hatte er sie deshalb geküsst?
„Signora, meine aufrichtige Entschuldigung“, sagte er und versuchte, sich zu erheben, doch dann schien er zu bemerken, dass er unbekleidet war. „Ich würde aufstehen und mich verbeugen, um um Ihre Vergebung zu bitten, aber es scheint, dass ich dazu nicht angemessen bekleidet bin.“
Trotz seiner aufrichtigen Worte lag ein Schmunzeln auf seinem Gesicht, das Grübchen in seinen Wangen verursachte. Er sah jung aus, jünger als er zu sein schien. Sie folgte seinem Blick hinunter zu den nassen Kleidungsstücken, die auf dem Boden lagen.
„Es scheint, dass meine Kleider im Moment unbrauchbar sind.“ Dann sah er sie an und einer seiner Mundwinkel zog sich zu einem Lächeln hoch. „Haben Sie mir geholfen, mich zu entkleiden?“
Isabella fühlte, wie sie bis zu ihren Haarwurzeln errötete. Er wusste es! War er wach gewesen, als sie ihn ausgezogen hatte? Hatte er gespürt, wie sie seinen nackten Körper gestreichelt hatte, ihn gewaschen und getrocknet hatte? Sie nahm einen dringend notwendigen Atemzug und fürchtete, sie würde von der akuten Verlegenheit, die sie überfiel, ohnmächtig werden. Sie war eine Närrin. Ihr Ruf war für immer zerstört. Sie würde von der anständigen Gesellschaft gemieden werden und Venedig verlassen müssen.
Ein leises Lachen kam von dem Fremden. „Ach, ich verstehe. Nun, Signora, dann scheint es, als hätte ich nichts mehr zu verbergen.“ Sie hörte, wie die Decke zu Boden geworfen wurde und drehte ihm sofort den Rücken zu.
Er erhob sich und eine Sekunde später stand er hinter ihr.
„Signore, ich werde meine Diener beauftragen, Ihnen Kleidung meines Mannes zu bringen“, beeilte sie sich zu sagen.
„Ihres Mannes?“, fragte er und holte scharf Luft.
„Meines verstorbenen Mannes, ja.“ Sie ging zur Tür und versuchte, die Versuchung hinter sich zu lassen, aber er folgte ihr. Als seine Hände ihre Schultern ergriffen, hielt sie den Atem an.
Erleichterung schien in seiner Stimme zu liegen, als er wieder sprach. „Ich bin für das, was Sie für mich getan haben, dankbar. Sehr dankbar“, betonte er.
Dann drehte er sie zu sich. „Raphael di Santori, zu Ihren Diensten.“
Sie drehte ihren Kopf zur Seite, um zu verhindern, dass ihr Blick nach unten schweifte, denn sie wusste, was sie sehen würde: seinen sehr verlockenden nackten Körper. Und wenn sie sich erlaubte, noch einmal einen Blick darauf zu werfen, würde sie der Versuchung erliegen, ihn zu berühren.
„Signore, dies ist wohl kaum der richtige Augenblick, sich vorzustellen.“ Sie versuchte, sich seinem Griff zu entziehen, aber seine Hände umfassten ihre Schultern fester.
„Wann dann, wenn nicht jetzt? Oder möchten Sie lieber, dass ich Sie erst vernasche, bevor ich Ihren Namen erfahre?“
Sein arroganter Vorschlag ließ sie herumwirbeln. „Es wird kein Vernaschen geben, Signore di Santori. Ich bin eine anständige Witwe. Sobald Sie angekleidet sind, können Sie in den Salon kommen, damit wir uns unterhalten können.“
Isabella entzog sich seinem Griff und drehte sich zur Tür. Er folgte ihr nicht.
„Ihr Name, Signora.“ Als sie zögerte, fügte er hinzu: „Bitte.“
Die Weichheit in seiner Stimme ließ sie nachgeben. „Isabella Tenderini.“ Dann fegte sie aus dem Raum, den Kopf hoch erhoben, verzweifelt versucht, ihre Würde zu bewahren. Als sie die Tür hinter sich schloss, folgte ihr sein Lachen. Unverschämter, arroganter Schurke!
* * *
Raphael konnte nicht aufhören zu lachen. Oh, diese Frau hatte Feuer in sich. Sie ließ ihn sich wieder lebendig fühlen. Verdammt, er war noch am Leben! Und er hatte Hunderte von Fragen. Hatte ihn einer ihrer Diener aus dem Wasser gezogen? Aber was noch wichtiger war: Wer war diese verführerische Frau, die ihn ausgezogen hatte?
Und nicht nur das, jetzt, da ihr berauschender Duft seinen Geruchssinn nicht mehr beeinträchtigte, bemerkte er, dass seine eigene Haut nicht nach dem trüben Gewässer des Kanals roch, wie er erwartet hätte. Jemand hatte ihn gebadet. Seine Augen suchten das großzügig eingerichtete Zimmer ab. Sein Blick fiel auf das Himmelbett und die unendlichen Möglichkeiten, die er damit verband. Langsam, mein Guter, warnte er das harte Fleisch zwischen seinen Beinen und fuhr fort, sich in dem Gemach umzusehen. Es war eindeutig ihr Schlafgemach.
Seine Augen fielen auf die Schüssel mit Wasser und den Schwamm und er lächelte in sich hinein. Isabella war also diejenige gewesen. Sie hatte den Schwamm in ihren eleganten Händen gehalten und seinen Körper damit gewaschen. Hatte sie seine Hoden in ihren Händen gewiegt? Hatte sie seinen Schwanz in ihre Hand genommen, als sie diese intime Aufgabe durchgeführt hatte?
Kein Wunder, dass sie wie eine Debütantin errötet war. Jetzt verstand er warum. Sie hatte seinen Körper intim berührt, intimer, als er seit langem berührt worden war, und nun war es ihr peinlich. Gefiel ihr, was sie gesehen hatte? Hatte sie ihn vielleicht sogar gestreichelt, ihn liebkost? Waren ihre Lippen dorthin gefolgt, wo ihre Hände ihn zuerst erforscht hatten?
Bei Gott, bei dem Gedanken an all die Dinge, die sie mit ihm gemacht haben könnte, während er bewusstlos war, wurde er hart. Es störte ihn nicht im Geringsten, dass sie seine Verletzlichkeit ausgenutzt hatte. Nein – es erregte ihn nur noch mehr. Alles, woran er denken konnte, war, ob sie es wieder tun würde.
Als Witwe war sie mit den fleischlichen Freuden vertraut. Sie war keine scheue Jungfrau, sondern eine erwachsene Frau, die ihre eigenen körperlichen Bedürfnisse kannte. Er hatte die Leidenschaft, die sie verborgen hielt, unter ihrer Haut aufkochen gespürt. Herauszufinden, wie er diese Begierden befreien konnte und dafür sorgen würde, dass sie sie auf ihn entfesselte, würde seine größte Herausforderung sein. Ja, das wollte er tun: sie in sein Bett locken (oder in ihres) und sie dazu bringen, sich ihm hinzugeben.
Er hatte schon eine Weile keine Herausforderung mehr gehabt. Die meisten Frauen fielen ohne viel Aufhebens in seine Arme und sein Bett, sobald er sie anlächelte und ihnen zuzwinkerte. Trotz des Kusses, den sie ihm erlaubt hatte zu stehlen, würde sie keine leichte Beute sein. Ihr strenger Tadel hatte ihm dies deutlich gemacht. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle gebracht. Und er würde alles tun, um ihr diese Kontrolle zu rauben, so wie ein Jäger einen Zweig mit seinen Füßen zertrampelte. Weil er es konnte. Und weil sie das erlesenste Häppchen war, das er seit langer Zeit gekostet hatte.
Raphael fand den eleganten Salon, in dem Isabella auf ihn wartete, nachdem er sich angezogen hatte. Die Kleidung ihres verstorbenen Mannes passte ihm nicht nur perfekt, der Mann hatte dazu noch Geschmack. Und genau so perfekt, wie er in die Hose, das Hemd und den Wams des Mannes geschlüpft war, würde Raphael auch in seine Witwe gleiten. Er war sich sicher, sie würde ihm genauso perfekt passen.
Isabella stand mit dem Rücken zu ihm vor dem Kamin, als er eintrat. Ihr Haar war nun in ihrem Nacken zu einem festen Knoten gebunden. Sie trug ein Kleid, das für jede Adelige in Venedig passend gewesen wäre. Wenn sie vorgeben wollte, dass sie anständig war, würde er das zulassen, doch später würde er enthüllen, was unter ihrem respektablen Äußeren lag: eine leidenschaftliche Frau.
„Signora Tenderini“, grüßte er sie.
Ein sichtbares Schaudern ging durch ihren Körper. Hatte sie ihn nicht hereinkommen hören? Vielleicht war er so daran gewöhnt, sich den Menschen leise zu nähern, dass er es kaum bemerkt hatte. Er machte sich eine mentale Notiz, sie nicht nochmals zu erschrecken.
Isabella drehte sich um und sah ihn an. Ihre Züge waren angespannt, als hätte sie lange und intensiv über etwas nachgedacht. Ein Stirnrunzeln störte ihr hübsches Gesicht. Ihre geöffneten Lippen waren Beweis dafür, dass sie ihre nächsten Worte bedächtig wählte.
„Es freut mich zu sehen, dass die Tatsache, dass Sie beinahe ertrunken wären, keinerlei dauerhafte Schäden hinterlassen hat.“ Während sie sprach, blieb ihr Rücken steif, als zwinge sie sich zu Formalität.
Raphael nickte und verneigte sich leicht. „Ich bin Ihrem Diener dankbar und möchte den Mann, der mich aus dem Kanal gezogen hat, ein kleines Geldgeschenk machen, wenn Sie es mir erlauben.“ Wer so mutig gewesen war, in das eisige Gewässer zu springen und die Kraft gehabt hatte, seinen schweren Körper herauszuziehen, sollte belohnt werden.
„Mein Gondoliere wurde bereits von mir belohnt. Es bedarf keiner weiteren Belohnung.“
Raphael würde ihm trotzdem eine stattliche Summe zukommen lassen. Sein Leben war es wert. Aber Isabella gegenüber nickte er nur, denn er wollte sie nicht vor den Kopf stoßen. „Ich danke Ihnen für Ihre Großzügigkeit. Und wenn ich darf, möchte ich mich auch für mein Fehlverhalten entschuldigen. Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass –“
„Keinerlei Zusicherungen sind notwendig“, unterbrach sie ihn. „Die traumatischen Umstände erklären Ihr Verhalten. Ich bin eine anständige Witwe und habe einen guten Stand in der venezianischen Gesellschaft, den ich nicht gefährden möchte. Ich vertraue deshalb auf Ihre Diskretion.“
Raphael verbeugte sich und lächelte in sich hinein. Bevor er sich wieder aufrichtete, wischte er das Grinsen von seinem Gesicht. Sie bat um seine Diskretion? Das konnte nur eines bedeuten: Sie wollte ihn als ihren Liebhaber nehmen.
Er hatte nicht erwartet, dass sie ihm so ein Angebot machen würde. Vielleicht hatte er sie unterschätzt. Vielleicht war sie eine Witwe, die häufig Liebhaber nahm. Der Gedanke behagte ihm nicht und er wusste nicht warum. „Meine Diskretion ist legendär, Signora.“
„Gut. Dann leben Sie wohl. Mein Gondoliere wird Sie nach Hause bringen.“
Sie entließ ihn? Aber hatte er ihr nicht gerade eben versichert, dass er diskret sein würde? Dass der venezianischen Gesellschaft nichts von ihrer Affäre zu Ohren kommen würde?
„Signora? Ich verstehe nicht. Wie ich Ihnen gerade versichert habe, ist meine Diskretion beispiellos. Nichts von unserer Affäre wird an die Öffentlichkeit –“
„Affäre?“, rief sie empört aus und wich einen Schritt zurück. „Sie denken, ich biete Ihnen eine Affäre an?“ Ihr Busen hob sich, und ihre Wangen färbten sich in einem wunderschönen Rotton. Und nicht nur das. Er konnte die Vene an ihrem Hals pochen sehen. Ein Anblick, der ihn in Versuchung führte, sie über seine Schulter zu werfen, sie auf die nächste flache Oberfläche zu legen und ihre Röcke hochzuheben, bevor er sie fickte und seine Reißzähne –
„Ich lege Ihnen nahe, mein Haus sofort zu verlassen. Ich bin eine anständige Frau, keine Schlampe.“
Die Empörung in ihrer Stimme gab ihm zu denken. Es schien, als würde er diese Eroberung nicht so leicht machen, wie er angenommen hatte.
Er verbeugte sich wieder und zog sich zurück. Für den Moment. Er würde herausfinden, wie er sie für sich gewinnen könnte – je schneller, desto besser.
Der Gondoliere erwartete ihn am Dock. „Signore, wohin darf ich Sie bringen?“
Raphael stieg in die Gondel und setzte sich, bevor er dem Mann eine Adresse in der Nähe seines Hauses gab. Er offenbarte nie die Lage seiner Unterkunft. Sein Leben hing davon ab.
„Gut, Signore.“
Raphael lehnte sich zurück und ließ seine Gedanken zurück zu Isabella schweifen. Warum er plötzlich gedacht hatte, dass sie ihm eine Affäre anbot, konnte er nur darauf schieben, was in ihrem Schlafzimmer vorgefallen war. Warum hatte sie ihn dorthin gebracht, ihn entkleidet, ihn vermutlich liebkost, während er bewusstlos war, wenn sie nicht die Absicht hatte, die Sache weiterzuführen?
Und warum war sie so provokativ gekleidet gewesen, als sie sich um ihn gekümmert hatte? Warum war sie nicht in ihrem anständigen Kleid geblieben? Denn diese skandalöse Kleidung hatte ihn dazu provoziert, sie zu küssen. Dieser verdammte Kuss! Er konnte ihn nicht vergessen, war er auch noch so kurz gewesen. Er konnte sie immer noch auf seiner Zunge schmecken.
„Wir sind hier, Signore.“ Der Gondoliere legte an einem Dock an.
Raphael blickte den Mann an. „Wenn du hier ein paar Minuten auch mich wartest, werde ich dir etwas Geld bringen, um dir dafür zu danken, dass du mein Leben gerettet hast.“
Der Gondoliere warf ihm einen erstaunten Blick zu. „Aber, Signore, ich war nicht derjenige, der ins Wasser gesprungen ist, um Sie herauszuziehen.“
„Wer war es dann?“ Er starrte den Mann an, aber dieser zögerte plötzlich.
„Es tut mir leid, ich habe mich versprochen“, behauptete er.
Raphael erkannte eine Lüge, wenn sie ihm ins Gesicht sprang. Argwohn schlich sich seine Wirbelsäule hoch. Er erhob seine Stimme. „Wer sprang in den Kanal, um mich zu retten?“
Der Gondoliere senkte seinen Blick. „Die Signora.“
Der Schock rann durch Raphaels Körper. Isabella hatte dem kalten Wasser des Kanals getrotzt, um ihn zu retten? „Signora Tenderini?“
„Ja, Signore. Sie war diejenige, die Ihnen das Leben gerettet hat.“
* * *
Isabella seufzte tief. Sie hatte die Angelegenheit nicht durchziehen können. Mehr als alles andere hatte sie ihn um eine Affäre bitten wollen, eine sehr diskrete, sehr kurze Affäre, nur damit sie daran erinnert wurde, wie es sich anfühlte, die Arme eines Mannes im Schlaf um sich zu spüren. Aber der Gedanke, dass diese Affäre irgendwann entdeckt werden könnte, hatte sie davon abgehalten.
Massimo, der Vetter ihres verstorbenen Gemahls behielt sie im Auge, immer bedacht darauf, ihr das zu nehmen, was ihr Mann ihr hinterlassen hatte: seinen Warenhandel. Als einziger männlicher Verwandter hatte er erwartet, das Geschäft nach dessen Tod zu erben. Doch ihr geliebter Giovanni hatte andere Pläne gehabt. Er hatte sie immer als das gesehen, was sie war: eine starke und intelligente Frau, die mehr als fähig war, die Führung eines Geschäftes zu übernehmen. Sein Testament hatte dies bestätigt.
Nachdem Massimo nichts geerbt hatte, konnte er nicht aufhören, seine Nase in ihr Privatleben zu stecken. Er hoffte darauf, dort etwas zu finden, das ihren Ruf beschmutzen könnte. Es gab nichts zu finden. So tugendhaft, wie sie vor ihrer Ehe gewesen war, blieb sie auch nach Giovannis Tod. Wenn sie sich auch nur einmal zu etwas Unsittlichem hinreißen ließe, würde Massimo dies gnadenlos gegen sie verwenden. Er würde Gerüchte unter der venezianischen Gesellschaft verbreiten und dafür sorgen, dass diese nicht nur sie, sondern auch ihr Geschäft mieden. Sie kannte seinen Plan genau. Wenn sie erst einmal am Boden zerstört von der feinen Gesellschaft gemieden wurde, würde er ihr das Geschäft für einen Hungerlohn abnehmen.