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Im dritten Teil des großen Fortsetzungsromans erscheinen zwei reale historische Personen auf der Bühne: Benito Juarez (1806-1872), Präsident und Neubegründer Mexikos, der bereits im vorigen Teil einen kurzen Auftritt hatte, rückt hier mehr und mehr in den Vordergrund. Der erbitterte Kampf zwischen ihm und seinem Gegenspieler Kaiser Maximilian (1832-1867), einer politischen Marionette Napoleons, hat begonnen. Mitten hinein in diese Auseinandersetzung geraten nun die Helden aus der Fantasiewelt des Erzählers, deren Geschicke mit denen der geschichtlichen Gestalten eng verwoben werden. Die vorliegende Erzählung spielt Mitte der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Bearbeitung aus dem Kolportageroman "Das Waldröschen". "Benito Juarez" ist Teil 3 einer sechsteiligen Romanreihe. Teil 1: "Schloss Rodriganda" (Band 51) Teil 2: "Die Pyramide des Sonnengottes" (Band 52 Teil 4: "Trapper Geierschnabel" (Band 54) Teil 5: "Der sterbende Kaiser" (Band 55) Teil 6: "Die Kinder des Herzogs" (Band 77)
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Seitenzahl: 624
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KARL MAY’s
GESAMMELTE WERKE
BAND 53
BENITO JUAREZ
Dritter Band der Bearbeitung von
Das Waldröschen
ROMAN
VON
KARL MAY
Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid
© 1952 Karl-May-Verlag
ISBN 978-3-7802-1553-6
Der vorliegende Roman spielt Mitte der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts und ist der dritte Teil des von Karl May in den Jahren 1882/83 geschriebenen ersten Münchmeyer-Romans ‚Das Waldröschen‘ (Bd. 51 - 55 und 77 der Ges. Werke). Über die Entstehungsgeschichte, den Werdegang und die Geschicke der fünf Münchmeyer-Romane findet man Näheres in Bd. 34 der Ges. Werke, „ICH“, und in den Sonderbänden „Karl-May-Bibliografie 1913-1945“ und „Der geschliffene Diamant“.
Das Leben gleicht dem Meer, dessen ruhelose Wogen sich ewig neu gebären. Millionen und Abermillionen wechselvoller Gestalten tauchen aus den Fluten auf, um für die Dauer eines kurzen Lebensaugenblicks auf der Oberfläche zu erscheinen und dann wieder zu verschwinden – für immer? Wer weiß es? Am Gestade steht der Beobachter und richtet tausend Fragen ans Schicksal, aber kein Wort tönt an sein Ohr. Das Geschick spricht und erwidert nicht mit Worten, sondern in Taten. Die Entwicklung schreitet unaufhaltsam weiter und der Sterbliche sieht sich verurteilt, in fast machtloser Geduld die Geburt der ersehnten Ereignisse abzuwarten. Keine Stunde, keine Minute, kein Augenblick lässt sich verfrühen und keine Tat bringt eher Früchte, als es von den ewigen Gesetzen vorgeschrieben wird.
Oft steht der Mensch vor einer scheinbar folgenschweren Begebenheit, aber Tage und Jahre verrinnen und es scheint, als hätten die vorhandenen Ursachen ihre Triebkraft verloren. Es ist, als wäre das Vergangene wirkungslos, als hätten die geheimen Fäden des Lebens ihre Spannung verloren. Kein Laut ist zu hören, kein Erfolg zu sehen und der schwache Mensch möchte fast an der Gerechtigkeit der Vorsehung zweifeln. Aber die Gerechtigkeit geht rücksichtslos ihren gewaltigen und unerforschten Weg, und gerade dann, wenn man es am wenigsten denkt, greift sie mit zermalmender Faust in die Ereignisse ein, und man erkennt mit staunender Bewunderung, dass sich tief am Grund des Meeres Fäden gesponnen haben, die nun an die Oberfläche treten, um sich zum Knoten zu schürzen, den zu lösen, in die Macht des Menschen gegeben ist.
So war es auch mit den Schicksalen, deren Fäden in Rheinswalden zusammenliefen. Es vergingen Monate und Jahre, ohne dass man von den teuren Personen, die hinaus in die weite Welt gegangen waren, etwas hörte. Sie waren und blieben verschollen. Man musste schließlich annehmen, dass sie zu Grunde gegangen seien, und das brachte eine tiefe, aufrichtige Trauer über den Kreis der Bewohner von Rheinswalden.
Als alle, auch die eingehendsten Nachforschungen vergeblich blieben, sah man sich gezwungen, sich ins Unvermeidliche zu fügen. Der Schmerz war groß und konnte nur durch die wie Balsam wirkende Zeit gemildert werden. Es breitete sich über die Gesichter der Zug einer stillen Entsagung. Man klagte nicht mehr, aber man bewahrte den Verschollenen ein tief in der Seele lebendes Angedenken und hütete sich wohl zu gestehen, dass die Hoffnung doch noch nicht ganz geschwunden sei.
So verstrichen weitere neun Jahre und man schrieb schon 1866, bevor die Reihe der Begebenheiten, die abgeschlossen schien, endlich eine Fortsetzung nahm. –
An der westlichen Küste des Golfs von Aden, der das Rote Meer mit dem Indischen Ozean verbindet, liegt ein Land, das lange ein Seitenstück zu dem berühmten Timbuktu oder dem fabelhaften Dorado bildete. Die kühnsten Reisenden haben vergeblich versucht, es zu erforschen, und bis zum Jahr 1866 war es erst einem einzigen verwegenen Mann, dem britischen Offizier Richard Burton, gelungen, bis dahin vorzudringen[1] und einige Nachrichten über das abgeschlossene Land mitzubringen.
Wohl hat es Fremde, ja sogar Europäer gegeben, die dieses Land Harar betraten, aber sie konnten keine Kunde von den dortigen Verhältnissen geben, sie kehrten niemals zurück, sie waren Sklaven geworden.
Zwar war auf Anregung der Engländer, namentlich auf Betreiben des edlen Lord Wilberforce, eine allgemeine Vereinbarung der Völker zu Stande gekommen, dass aller Sklavenhandel verboten sei. Die Kriegsschiffe aller Länder hatten nicht nur das Recht, sondern sogar die Verpflichtung, die Sklavenschiffe wegzunehmen, die Gefangenen zu befreien und die Bemannung vom Kapitän an bis herab zum Schiffsjungen unerbittlich zu hängen. Allein diese Maßregeln haben Jahrzehnte hindurch noch keinen durchschlagenden Erfolg gehabt. Es gab Länder, in denen der Sklavenhandel weiterblühte. Noch um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts konnte zum Beispiel jeder Besucher von Konstantinopel feststellen, dass es dort noch immer Häuser gab, in denen Menschen aller Farben zu kaufen waren. Besonders einträglich war die Sklavenjagd in den Nilgegenden und den Gebieten, die am Roten Meer liegen oder die Ostküste Afrikas bilden. Zu diesen gehört Harar.
Harar liegt nicht unmittelbar an der Küste. Es ist von den Seehäfen Seïla und Berbera aus zu erreichen, indem man durch das Land der Somal[2] reist. Diese Somal gehören zu den schönsten Vertretern der schwarzen Rasse, sind ein stolzes, kriegerisches Volk und leben mit allen ihren Nachbarn in ewigen Fehden, sodass der Verkehr zwischen Harar und der Küste großen Gefahren unterworfen ist. Aus diesem Grund ist es auch nur selten einem Sklaven gelungen, aus Harar zu entfliehen und das rettende Meer zu erreichen. –
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