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Der erfolgreiche Anwalt Tom ist eine gute Partie – das erkennen seine neuen Assistentinnen auf den ersten Blick. Für Lisa und Sarah steht sofort fest: Tom ist der Vater ihrer zukünftigen Kinder. Sie müssen sich ihn schnappen – zumindest eine von ihnen! Dafür werden sie alles tun. Vanessa ist genervt, dass ihre Kolleginnen unbeirrt das Finale von „Der Bachelor“ im Büro aufführen. Sie selbst zieht es vor, einen möglichst guten Job zu machen und die Tatsache, dass sie einen extrem heißen Boss hat, tunlichst zu ignorieren. Dann wirft eine Hiobsbotschaft Lisa und Sarah völlig aus der Bahn: Tom ist schwul! Kein Wunder, dass er ihren Annäherungsversuchen so tapfer widerstanden hat. Die traurige Erkenntnis: Keine von ihnen wird mit ihm vor dem Traualtar landen. Selbstverständlich ist Tom alles andere als schwul. Doch er klärt das Missverständnis nicht auf, um Ruhe vor seinen liebeswütigen Sekretärinnen zu haben und endlich arbeiten zu können. Dumm nur, dass er sich immer mehr zu Vanessa hingezogen fühlt, die ihn als eine Art „Best Buddy Boss“ ansieht. Seine Gefühle sind allerdings gar nicht kumpelhaft und schon bald kann er sein Verlangen nicht mehr zügeln …
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 – Vanessa
Kapitel 2 – Vanessa
Kapitel 3 – Vanessa
Kapitel 4 – Tom
Kapitel 5 – Vanessa
Kapitel 6 – Tom
Kapitel 7 – Vanessa
Kapitel 8 – Tom
Kapitel 9 – Tom
Kapitel 10 – Vanessa
Kapitel 11 – Tom
Kapitel 12 – Vanessa
Kapitel 13 – Tom
Kapitel 14 – Vanessa
Kapitel 15 – Tom
Kapitel 16 – Vanessa
Kapitel 17 – Vanessa
Kapitel 18 – Tom
Kapitel 19 – Vanessa
Epilog – Vanessa
Zwei Jahre später
Impressum
Tina Keller
Best Buddy Boss
Liebesroman
Der erfolgreiche Anwalt Tom ist eine gute Partie – das erkennen seine neuen Assistentinnen auf den ersten Blick. Für Lisa und Sarah steht sofort fest: Tom ist der Vater ihrer zukünftigen Kinder. Sie müssen sich ihn schnappen – zumindest eine von ihnen! Dafür werden sie alles tun. Vanessa ist genervt, dass ihre Kolleginnen unbeirrt das Finale von „Der Bachelor“ im Büro aufführen. Sie selbst zieht es vor, einen möglichst guten Job zu machen und die Tatsache, dass sie einen extrem heißen Boss hat, tunlichst zu ignorieren. Dann wirft eine Hiobsbotschaft Lisa und Sarah völlig aus der Bahn: Tom ist schwul! Kein Wunder, dass er ihren Annäherungsversuchen so tapfer widerstanden hat. Die traurige Erkenntnis: Keine von ihnen wird mit ihm vor dem Traualtar landen. Selbstverständlich ist Tom alles andere als schwul. Doch er klärt das Missverständnis nicht auf, um Ruhe vor seinen liebeswütigen Sekretärinnen zu haben und endlich arbeiten zu können. Dumm nur, dass er sich immer mehr zu Vanessa hingezogen fühlt, die ihn als eine Art „Best Buddy Boss“ ansieht. Seine Gefühle sind allerdings gar nicht kumpelhaft und schon bald kann er sein Verlangen nicht mehr zügeln …
Habt ihr unseren neuen Boss schon gesehen?“
Meine Kollegin Lisa wedelt sich mit einem imaginären Fächer Luft zu und verdreht schmachtend die Augen.
„Er sieht absolut heiß aus, einfach mega scharf.“
„Meinst du den Unersättlichen, der gleich drei Sekretärinnen braucht?“, gluckst Sarah und betrachtet ihre schwarz lackierten Fingernägel mit den silbernen Sternen.
„Der kann den Hals wohl auch nicht vollkriegen. Ich meine, dass ein Anwalt eine Vollzeit-Sekretärin und eine Abendsekretärin hat, ist nichts Ungewöhnliches. Aber gleich drei Sekretärinnen?“
Sie schüttelt den Kopf mit der ellenlangen, kupferfarbenen Mähne, die allerdings nicht echt ist. Sarah bezahlt ein Vermögen für ihre Extensions.
„Was will er denn mit uns machen? Ich meine, womit will er uns den ganzen Tag und die halbe Nacht beschäftigen?“, fragt sie sich.
„Ich finde das ein bisschen übertrieben. Die meiste Zeit werden wir bestimmt nur herumsitzen und Däumchen drehen. Aber das stört mich nicht. Ich habe immer etwas zu tun. Ich kann mir die Nägel lackieren oder mein Make Up auffrischen.“
Sarah holt ihren riesigen, beleuchteten Spiegel mit der 20fachen Vergrößerung aus der Schreibtisch-Schublade und schaut sich prüfend an. Das tut sie etwa hundertmal am Tag, obwohl es nicht nötig ist. Dank des umfangreichen Permanent Make Up sieht Sarah nämlich immer perfekt aus – selbst, wenn man sie ins Wasser werfen würde. Trotzdem muss sie ihr Aussehen ständig überprüfen. Es könnte ja zufällig ein lediger Millionär auf der Bildfläche erscheinen, der sich Hals über Kopf in sie verliebt. Man muss für alles gewappnet sein.
„Wenn du ihn gesehen hättest, würdest du das nicht mehr fragen“, grinst Lisa und wackelt vielsagend mit den Augenbrauen.
„Also, ich würde mich liebend gern die ganze Nacht lang mit ihm beschäftigen.“
„Wieso? Sieht er wirklich so gut aus?“, will Sarah interessiert wissen und verlagert ihre Aufmerksamkeit von ihrem Spiegelbild zu Lisa, die eifrig nickt.
„In diesem Falle würde ich selbstverständlich gern die eine oder andere Überstunde einlegen“, überlegt Sarah. „Schließlich bin ich immer noch auf der Suche nach Mister Right. Und wo kann man einen Mann ungezwungener kennenlernen als am Arbeitsplatz? Weißt du zufällig, ob er liiert ist?“
„Nein, das weiß ich leider nicht“, bedauert Lisa und streicht sich verträumt durch ihre blonden Haare. „Aber das können wir sicher zeitnah herauskriegen.“
„Am besten, wir rufen sofort Erika aus der Personalabteilung an“, schlägt Sarah eifrig vor. „Dann wissen wir zumindest, ob er verheiratet ist. Natürlich könnte er eine feste Freundin haben, aber die schaffen wir schon irgendwie aus dem Weg.“
Meine Kolleginnen schießen wie üblich haushoch übers Ziel hinaus. Sie schnappen immer etwas über, wenn ein Mann in der Nähe auftaucht, der eine gute Partie sein könnte.
„Mensch, Mädels, jetzt reißt euch mal zusammen!“, ermahne ich die beiden. „Ihr sprecht über unseren neuen Vorgesetzten und nicht über einen Typen, den ihr in irgendeinem Club kennengelernt habt und unbedingt abschleppen wollt.“
„Das eine schließt das andere ja nicht aus“, entgegnet Lisa ungerührt und wischt auf ihrem Smartphone herum.
„Also, bei diesem Typen müsste man schon blind oder lesbisch sein, um den nicht heiß zu finden.“
Sarah starrt gebannt auf Lisas Handy.
„Na, habe ich zu viel versprochen?“, fragt Lisa und blickt Sarah triumphierend an.
Offenbar nicht, denn Sarah sieht aus, als würde sie im nächsten Moment einen Herzanfall bekommen.
„Oh mein Gott!“, kreischt sie wie von Sinnen los.
„Ist er das? Das ist unser neuer Chef? Wirklich? Du liebe Güte! Ohgottohgott. Hilfe!“
Sie reißt ihre Augen weit auf und holt tief Luft.
„Ich mache jede Überstunde, die er von mir will“, schnauft sie. „Besonders natürlich nachts, wenn ich mit ihm allein bin. Was für ein Glück, dass ich als Abendsekretärin angestellt bin. Ab 20 Uhr ist niemand mehr da. Nur er und ich. Er wird mich unter dem Vorwand in sein Zimmer locken, dass er mir noch einen späten Brief diktieren will. Und dann wird er die Tür hinter mir schließen und dann … und dann …“
Vor lauter Aufregung versagt ihr die Stimme.
„Dann öffnet er seine Hose und holt seinen Schwanz raus“, schmückt Lisa das Szenario weiter aus.
„Und was er damit anstellt, brauche ich wohl nicht zu sagen. Daran erinnern wir uns alle – auch, wenn es schon viel zu lange her ist.“
Sarah und ich nicken. Wir teilen das bedauernswerte Schicksal, dass wir seit drei Jahren Single sind. Relativ zeitgleich haben uns unsere damaligen Partner verlassen. Sarahs Freund hat seine Jugendliebe wiedergetroffen und sie spontan geheiratet. Lisas Verflossener hat sich in eine Zufallsbekanntschaft aus Amerika verliebt und ist Hals über Kopf in die Staaten gegangen. Nach vier Monaten ist er zwar ernüchtert wieder zurückgekehrt, aber da war für Lisa der Zug abgefahren. Und mein Freund hat sich an eine Frau gehängt, die vom Alter her locker seine Mutter sein könnte. Dafür hat sie richtig viel Kohle und Marc kann endlich das tun, was er am liebsten macht: gar nichts. Er führt jetzt ein faules Leben an ihrer Seite und reist durch die Welt, ohne irgendetwas dafür tun zu müssen. Naja, irgendwas muss er schon dafür tun, aber das scheint ihm nichts auszumachen.
Dieser Schock hat uns damals sehr verbunden und zusammen geschweißt. Wir haben uns gegenseitig getröstet und aufgebaut. Es war eine harte Zeit, aber wir hatten einander und das hat uns sehr geholfen. Wir waren wie eine kleine Selbsthilfegruppe.
Es hat ein Jahr gedauert, bis es uns besser ging. Irgendwann konnten wir unser Single-Dasein sogar genießen und fanden es toll, neue Männer kennenzulernen. Es war aufregend und prickelnd und wir probierten vieles aus. Bloß: Auf die Dauer ist das nichts. Man möchte schon wissen, wohin man gehört. Man möchte ein Zuhause haben.
Darum suchen wir seit einigen Monaten mehr oder weniger eifrig den Mann fürs Leben. Sarah und Lisa mehr, ich weniger, weil ich glaube, dass man das nicht erzwingen kann. Ich bin der Meinung, dass der Richtige kommt, wenn er kommen soll. Lisa und Sarah wollen ihrem Glück jedoch ein bisschen auf die Sprünge helfen und treiben sich in dubiosen Internet-Foren herum, wo sie fragwürdige Männer kennenlernen. Die meisten nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau und suchen lediglich eine unkomplizierte Spielgefährtin, die ihre eingeschlafene Beziehung kompensieren soll. Doch bis das mal ans Licht kommt, sind kostbare Wochen vergangen und Sarah und Lisa fangen wieder von vorne an. Das möchte ich mir ersparen. Doch auch ich höre meine biologische Uhr ticken, und zwar immer lauter. Nachdem mehrere unserer Kolleginnen im letzten Jahr geheiratet haben und das eine oder andere Baby planen, ist uns dreien mehr als bewusst, dass uns die Zeit davonläuft. Während ich mich schon fast damit abgefunden habe, dass ich keine Familie mehr gründen werde, rennen Sarah und Lisa jedem Typen hinterher, der sich auch nur ansatzweise für die Rolle eines Familienvaters eignet. Wie auch jetzt.
„Findet ihr nicht, dass ihr ein bisschen über die Stränge schlagt?“, grinse ich. „Also, nur ein ganz kleines bisschen natürlich.“
„Nein“, schmettert Lisa mich ab. „Absolut nicht.“
„Du hast sein Bild noch nicht gesehen“, jubelt Sarah und starrt verzückt auf das Handy. „Der Typ ist prädes… äh, wie heißt das jetzt? Er ist präpariert, der Vater meiner Kinder zu sein.“
„Es heißt prädestiniert“, helfe ich Sarah. „Das bedeutet, für etwas in hohem Maße geeignet zu sein.“
„Ja, genau, Frau Oberlehrerin, das meine ich“, bestätigt Sarah. „Er ist prädis …. Also, er ist sehr dafür geeignet, mit mir Babys zu zeugen.“
„Du kennst ihn doch gar nicht“, wende ich ein. „Findest du nicht, dass du zumindest mal mit ihm gesprochen haben solltest, bevor du beschließt, mit ihm Kinder zu kriegen?“
„Sprechen muss man nicht“, kräht Lisa. „Und die Babys würden sicher ausgesprochen hübsch werden.“
„Das ist die Hauptsache“, gebe ich lakonisch von mir. „Alles andere ist nicht so wichtig.“
„Er ist einfach total scharf“, seufzt Sarah. „Nun guck ihn dir doch wenigstens mal an!“
Unwillig erhebe ich mich von meinem Stuhl und schreite auf meine Kolleginnen zu. Sie benehmen sich wie die schlimmsten pubertierenden Teenager, dabei sind sie genauso alt wie ich, nämlich Mitte 30. Aber sobald ein halbwegs gutaussehender Typ auftaucht, kann man kein vernünftiges Wort mehr mit ihnen reden.
„Ist er nicht mega mega megageil?“, singt Sarah und fasst sich an ihre Brust. „Er ist der absolute Burner. Der megageile Burner.“
Jetzt spricht sie auch noch wie ein Teenager.
Ich werfe einen Blick auf das Display. Ein Mann mit dunklen Haaren, markanten Gesichtszügen, vollen Lippen und ausdrucksstarken Augen schaut mich an. Lisa und Sarah haben ausnahmsweise nicht übertrieben. Dieser Mann sieht nicht nur extrem gut aus, sondern er hat auch das gewisse Etwas. Seine Augen haben Tiefe und wirken, als ob sie schon vieles gesehen und erlebt hätten. Nicht unbedingt nur Positives. Ich muss zugeben, dass ich beeindruckt bin. Diese Augen sind schon etwas sehr besonderes.
„Aber er hat nicht nur ein hammermäßiges Gesicht“, verkündet Lisa und wischt nach rechts.
„Guck mal, hier kannst du seinen göttlichen Body bewundern.“
Auch damit übertreibt sie keineswegs. Unser neuer Boss ist verdammt gut durchtrainiert und hat Muskeln an genau den richtigen Stellen. Er ist athletisch, aber nicht übertrieben aufgepumpt. Ich würde sagen, er ist perfekt. Natürlich darf ich mir meine Euphorie nicht anmerken lassen, sonst reihe ich mich in den Kreis der sabbernden, chronisch untervögelten Kolleginnen ein.
„Ganz nett“, gebe ich das Understatement des Jahrhunderts ab und kann mich nur schwer von dem Foto lösen.
„Ganz nett?“, schreit Lisa und wackelt wie irre mit dem Kopf. „Der Typ ist nicht nur ganz nett. Er ist der Oberhammer. Er ist der geilste Typ, den ich jemals gesehen habe! Wie soll ich in der Lage sein, für so einen heißen Typen zu arbeiten? Ich werde mich dauernd vertippen, wenn er hinter mir steht.“
„Du wirst dich noch mehr vertippen, wenn er vor dir steht und du ihn anschauen kannst“, vermutet Sarah.
„Diese Augen …“, murmelt Lisa. „Die Augen erinnern mich an Robbie Williams. Findet ihr nicht auch? Also so, wie Robbie früher mal aussah.“
„Was heißt, wie er früher mal aussah?“, frage ich erstaunt. „Die Augen verändern sich doch nicht.“
„Wenn man Schlupflider kriegt, werden die Augen zusammengedrückt und kleiner. Und dann sieht man sie nicht mehr so richtig“, informiert Lisa mich.
„Robbie hat keine Schlupflider“, stelle ich klar. „Wenn er die hätte, hätte er sie sich längst wegschneiden lassen.“
„Wir reden jetzt aber nicht von Robbie, sondern von….“
Lisa wirft einen schnellen Blick auf ihr Handy.
„Wir sprechen von Tommy.“
„Er heißt Tommy?“, erkundige ich mich. „Wirklich Tommy und nicht Thomas?“
„Tom, aber ich werde ihn Tommy nennen“, erklärt Lisa verliebt.
„Vielleicht wirst du ihn Herrn Behrens nennen“, werfe ich ein. „Du weißt doch gar nicht, ob wir ihn duzen dürfen.“
„Wieso? Wir duzen uns doch alle hier“, sagt Sarah kopfschüttelnd. „Da wird er sich nicht unbeliebt machen, indem er eine Ausnahme macht. Nein, das glaube ich nicht. Natürlich werden wir ihn duzen.“
„Wäre ja auch seltsam, wenn du sagst: ‚Hey Baby, ich finde Sie wahnsinnig scharf“, kichert Lisa.
„Also, ich persönlich habe meinem Boss noch nie gesagt, dass ich ihn scharf finde“, erkläre ich.
„Du hattest ja auch noch nie einen Chef, auf den diese Beschreibung zugetroffen hätte“, spricht Sarah durchaus ein wahres Wort.
Mein bisheriger Chef ist im Alter von 67 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand entschwunden. Ich habe fünf Jahre für ihn gearbeitet und mich bestens mit ihm verstanden. Nun bekomme ich einen neuen Vorgesetzten, eben diesen Tom. Da in den nächsten Monaten ein riesiges Projekt ansteht, werden Tom zusätzlich zwei weitere Sekretärinnen zur Verfügung stehen, nämlich Lisa und Sarah. Normalerweise arbeiten sie im Schreibbüro, doch dort ist im Moment nicht besonders viel zu tun. Für das Großprojekt ist es wichtig, dass Assistentinnen am Start sind, die sich mit dem Aufbau der Kanzlei auskennen und nicht erst mühsam eingearbeitet werden müssen. Darum forden wir keine Leasingkraft an.
„Aber jetzt bekommen wir einen, auf den diese Beschreibung sowas von zutrifft“, freut sich Lisa und klatscht in die Hände.
„Ich kann es kaum noch erwarten. Lernen sich die meisten Paare nicht am Arbeitsplatz kennen? Ich hoffe, er ist nicht verheiratet und hat drei Kinder.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein gutaussehender Mann allein ist“, murmele ich.
Sarah zuckt mit den Schultern.
„Doch, das ist durchaus möglich. Wie du weißt, leben unsere Anwälte fast nur für ihren Job. Viele Frauen machen das gar nicht erst mit.“
„Vielen Frauen reicht es aber auch, wenn der Typ das dicke Geld mit nach Hause bringt, während sie den ganzen Tag damit shoppen gehen“, erkläre ich.
„Ich werde mal Erika von der Personalabteilung fragen, ob sie weiß, wie es um seinen Familienstand bestellt ist“, beschließt Lisa.
„Selbst, wenn er nicht verheiratet ist, kann er trotzdem eine Freundin haben“, entgegne ich. „Und überhaupt. Es geht uns nichts an, ob er liiert ist oder nicht. Er ist unser Vorgesetzter und wir sollen für ihn arbeiten. Basta.“
Lisa und Sarah schütteln synchron die Köpfe.
„Das sehe ich aber ganz anders“, widerspricht Sarah. „Er ist ein verdammt attraktiver Mann – und erfolgreich und gut situiert noch dazu. Wir wären schön blöd, wenn wir uns die Chance entgehen lassen würden, ihm privat näher zu kommen.“
Ich stöhne auf. Was für eine absurde Idee.
„Und wie macht ihr das unter euch aus?“, erkundige ich mich. „Ihr wollt ihn offenbar beide haben, obwohl ihr ihn noch nie gesehen habt. Schlagt ihr euch dann die Köpfe ein oder werft ihr eine Münze?“
„Weder noch“, antwortet Sarah hoheitsvoll. „Wir können ihm zwar beide schöne Augen machen, aber er muss sich für eine entscheiden. Diese Entscheidung überlassen wir ihm.“
Ich verdrehe die Augen. Das kann ja noch heiter werden. Ein attraktiver Chef und zwei liebestolle Kolleginnen, die sich um ihn kloppen. Ich sehe der nächsten Zeit mit einer gewissen Skepsis entgegen.
Aber vielleicht wird es auch ganz lustig.
Ich werde mich keinesfalls da einreihen. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich halte überhaupt nichts davon, wenn man berufliches und privates miteinander vermischt. Wenn das eine kaputt geht, zerbricht automatisch auch das andere. Dieses Risiko würde ich niemals eingehen wollen. Außerdem stelle ich mir das alles total kompliziert vor.
Nein, danke.
Egal, wie attraktiv unser neuer Boss auch sein mag – für mich wird er niemals mehr sein als unser Vorgesetzter.
Heute ist der große Tag gekommen: Unser neuer Chef Tom Behrens wird uns zum ersten Mal mit seiner Anwesenheit beehren. Lisa und Sarah sind völlig durch den Wind und kriegen sich überhaupt nicht mehr ein vor lauter Aufregung. Natürlich haben sie sich besonders schick gemacht, um Tom zu beeindrucken. Ich bin ehrlich gesagt gar nicht so begeistert von der Tatsache, dass er umwerfend aussieht. Ich fürchte, das wird eine Menge Komplikationen mit sich bringen. So einig sich Sarah und Lisa jetzt auch sind – es wird für alle Beteiligten unangenehm werden, wenn sie anfangen, um Tom zu kämpfen. Und der wird das sicher auch nicht besonders spaßig finden. Das wird das Betriebsklima ziemlich belasten. Was mich angeht, so werde ich versuchen, sein fantastisches Aussehen auszublenden. Ich bin hier, um meinem Job nachzugehen und das will ich möglichst gut machen. Ich will mit diesem Mann weder flirten noch sonstwas veranstalten. Ich mache meinen Job, ich bekomme mein Geld und das war es für mich. Ich habe ganz bestimmt keine Ambitionen, ein Liebesabenteuer mit ihm anzufangen. Zumal das ziemlich nach hinten losgehen kann, wie wir gerade gesehen haben. Da hatte sich nämlich eine Kollegin mit ihrem Chef eingelassen und die beiden hatten drei Monate lang ein heftiges Techtelmechtel. Als Markus keine Lust mehr hatte, wurde es kompliziert und endete damit, dass er Monika kündigte. Seitdem ist sie nicht nur arbeitslos, sondern hat auch noch ein gebrochenes Herz. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass Lisa oder Sarah dasselbe Schicksal ereilt. Von daher hoffe ich inständig, dass Tom ihren Annäherungsversuchen widersteht.
Als wir energische Schritte auf dem Flug hören, springen wir auf. Lisa hat ihre blonden Haare kunstvoll drapiert und hochgesteckt. Dazu hat sie knallroten Lippenstift aufgetragen und sich in ein hautenges schwarzes Kleid gezwängt. Sarah trägt ihre langen, rotbraunen Haare wie immer offen und zieht allein damit schon alle Blicke auf sich. Aber heute hat sie noch einen draufgelegt und ein besonders kurzes Kleid angezogen, das ihre wohlgeformten Beine zur Geltung bringt. Für ihr Make up hat sie zwei Stunden gebraucht und ist extra früher aufgestanden, wie sie uns verraten hat.
Ich bin eher unspektakulär unterwegs. Meine schwarzen Haare habe ich zu einem Zopf gebunden. Ich trage eine schwarze Jeans und eine weiße, weite Bluse. Ich glaube, es wird reichen, wenn Tom von zwei Sekretärinnen umgarnt wird. Ich muss mich ihm nicht auch noch aufdrängen.
Die Schritte verharren vor unserer Tür. Dann wird sie schwungvoll aufgerissen.
Es ist soweit: Tom steht in seiner ganzen Schönheit vor uns und wir schnappen alle hörbar nach Luft.
Verdammt, dieser Typ sieht in echt noch tausendmal besser aus als auf den Fotos, obwohl das eigentlich gar nicht möglich ist. Er sah auf den Bildern schon zum Niederknien aus. Aber jetzt … Du liebe Güte, da bekomme selbst ich Schnappatmung.
Tom ist groß und verdammt gut durchtrainiert. Das weiße Hemd spannt sich über seinen muskulösen Oberarmen. Dazu trägt er eine schwarze Hose. Kein Jackett, keine Krawatte. Die ersten Knöpfe seines Hemdes stehen offen.
Und dann diese Augen! Sie waren auf dem Foto schon unbeschreiblich schön, aber in echt toppen sie alles. Man könnte darin versinken. Sein Gesicht ist männlich, markant und wahnsinnig anziehend. Der Mann ist perfekt. Wir starren ihn sekundenlang einfach nur an. Irgendjemand von uns seufzt sogar auf. Dieser Mann ist wirklich der schönste Mann, den ich je in meinem Leben gesehen habe.
Ich glaube, ich werde mich in eine andere Abteilung versetzen lassen. Für so jemanden kann ich nicht arbeiten. Ich werde immer nur in seine fantastischen Augen starren und kein Wort von dem mitkriegen, was er zu mir sagt.
„Guten Morgen“, begrüßt er uns und lächelt.
Dieses Lächeln geht mir direkt in den Bauch und ich glaube, Lisa und Sarah kriegen in diesem Moment einen Orgasmus. Der ganze Raum erstrahlt plötzlich. Und dann diese Stimme! Tief, erotisch, männlich, sexy. Warum arbeitet er eigentlich als Anwalt und nicht als Model?
„Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, bin ich Tom Behrens“, stellt er sich vor. „Ist es in Ordnung, wenn wir uns gleich von Anfang an duzen? Ich habe mitgekriegt, dass das hier so üblich ist.“
Wir nicken wie paralysiert, bringen aber keinen Ton heraus.
Tom behält sein Lächeln bei und geht als erstes auf Sarah zu. Dann streckt er ihr seine Hand entgegen.
„Verrätst du mir deinen Namen?“, sagt er mit dieser unnachahmlichen Stimme, die mir Herzflattern beschert.
„Was?“, krächzt Sarah und ist unfähig, seine Hand zu ergreifen. Dann tut sie etwas, das uns wohl alle ein bisschen entsetzt. Sie macht einen Knicks! Lisa und ich starren sie perplex an. Was ist denn in Sarah gefahren? Denkt sie, sie stände vor König Charles oder was ist los?
„Herzlich willkommen“, stammelt sie und wird knallrot. „Wir hoffen, Sie werden sich bei uns wohlfühlen. Wir werden alles dafür tun. Sie können uns … äh … mich jederzeit ansprechen.“
„Wie darf ich Sie denn ansprechen?“, sagt Tom mit einer Stimme, die Butter schmelzen lässt.
„Möchten Sie mich nicht duzen? Das ist völlig in Ordnung. Ich möchte das niemandem aufdrängen.“
„Was? Ach so. Nein. Ja. Natürlich“, stottert Sarah. „Natürlich möchte ich dich siezen. Äh, nein, falsch. Natürlich möchte ich Sie duzen. Ich heiße …. Moment mal … äh ….“
„Sarah“, komme ich meiner Kollegin zu Hilfe. „Sie heißt Sarah.“
„Sarah Mahlow“, ergänzt Lisa.
„Okay, Sarah Mahlow“, lächelt Tom, als Sarah endlich seine Hand ergreift. Dann knickst sie allen Ernstes noch einmal. Ich kichere albern.
Tom wendet sich von Sarah ab und schreitet auf Lisa zu, die aussieht, als würde sie jeden Moment einen Herzanfall bekommen.
„Lisa Behrens“, stellt sie sich vor. Ich ramme ihr meinen Ellbogen in die Taille.
Tom lacht.
„So weit sind wir aber noch nicht. Oder heißt du wirklich genauso wie ich?“
„Wie bitte?“ stottert Lisa. „Wie heiße ich denn?“
„Lisa Paulsen“, übernehme ich nun auch diese Vorstellung.
„Du heißt Lisa Paulsen.“
„Ja, genau“, bestätigt Lisa mit rotem Kopf. „So heiße ich.“
„Sehr angenehm.“
Tom deutet eine leichte Verbeugung an.
Dann steht er vor mir. Plötzlich weiß ich, warum meine Kolleginnen spontan ihre Namen vergessen haben und warum Sarah einen Knicks gemacht hat. Toms Augen blicken mich an und ich vergesse sofort alles um mich herum. In meinen Ohren beginnt es zu rauschen und ich versinke förmlich in diesen smaragdgrünen, absolut wahnsinnigen Augen. Ich komme mir vor wie in einem Tunnel, in dem es nur noch ihn und mich gibt. Um mich herum beginnt sich alles zu drehen. Ein verführerischer Duft weht zu mir herüber. Ich glaube, ich werde jeden Moment ohnmächtig.
„Wir sind ja im Partnerlook“, höre ich seine tiefe Stimme wie durch Watte.
Ich schaue zu ihm auf. Wer ist hier im Partnerlook?
„Stimmt“, höre ich Lisas Stimme, die auf einmal wieder sprechen kann. „Ihr tragt beide eine weiße Bluse und eine schwarze Hose.“
Ich räuspere mich.
„Vanessa Ostermann“, sagt eine Stimme, die nicht meine ist. Habe ich mich gerade selbst vorgestellt oder hat das eine meiner Kolleginnen übernommen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich in diesen Augen versinke und mich am liebsten an diese breite Brust klammern würde. Oh Mann, dieser Kerl hat uns alle verhext. Jetzt weiß ich auch, warum er drei Assistentinnen benötigt. Weil wir bei seinem Anblick nichts, aber auch gar nichts, zustande bringen werden. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendeinem anderen weiblichen Wesen anders ergehen würde.
Plötzlich halte ich seine Hand in meiner. Sein Händedruck ist warm und kräftig. Meine Knie geben nach. Ich glaube, Lisa hat gar keinen Knicks gemacht, sondern ihr sind einfach die Beine weggekippt.
„Wenn ich das richtig verstanden habe, bist du meine Hauptsekretärin“, sagt Tom mit dieser Stimme, in der ich baden könnte.