Bildungszentrum St. Bernhard - Peter Maurer - E-Book

Bildungszentrum St. Bernhard E-Book

Peter Maurer

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Beschreibung

Peter Maurer, Bildungsmanager des Bildungszentrums St. Bernhard in Wiener Neustadt, Niederösterreich beleuchtet anlässlich des 40. Geburtstags dieser Katholischen Erwachsenenbildungseinrichtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln deren Geschichte: - Was waren die Ziele und Vorstellungen zu Beginn der Einrichtung und wie sind sie heute? - Welche markanten Ereignisse und Phasen prägen die nunmehr 40-jährige Geschichte des Hauses? - In welchem zeitgeschichtlichen Kontext wurde St. Bernhard gegründet? Wie hat sich dieser im Lauf der Jahrzehnte verändert? Zeigen sich Spuren dieser Einflüsse in der Entwicklung des Bildungshauses? - Ist St. Bernhard ein "typisches katholisches Bildungshaus" oder unterscheidet es sich von anderen kirchlichen Bildungseinrichtungen im Osten Österreichs? Zur Beantwortung dieser Fragen verwendete Maurer nicht nur das Archiv des Bildungszentrums und einschlägige Literatur, sondern führte eine quantitative Programmanalyse über einen Längsschnitt von 35 Jahren und einen Programmvergleich von St. Bernhard mit drei anderen Bildungshäusern durch.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Erwin Boff und Nikolaus Csenar

Vorwort von Wilhelm Filla

Vorwort des Verfassers

1. Einleitung

1.1. Forschungsinteresse und Fragestellungen

1.2. Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit

2. Hauptteil

2.1. Der zeitgeschichtliche Kontext

2.1.1. Wirtschaftswachstum und Bildungsexpansion − die 1950er- bis 1970er-Jahre

2.1.2. Der Wohlfahrtsstaat in der Krise und die Hinwendung zur beruflichen Bildung − die 1980er-Jahre

2.1.3. Neoliberalismus und Bildung als Ware − die 1990er- und 2000er-Jahre

2.1.4. Vierzig Jahre österreichische Religionsforschung

2.1.5. Fazit

2.2. Die Geschichte und das Selbstverständnis des Bildungszentrums St. Bernhard

2.2.1. Die Geschichte des Bildungshauses St. Bernhard

2.2.2. Das Selbstverständnis des Bildungshauses St. Bernhard

2.2.3. Fazit

2.3. St. Bernhard im Spiegel seines Bildungsprogramms Eine Längsschnittanalyse über 35 Jahre

2.3.1. Programmanalysen als Forschungsmethode in der Erwachsenenbildung

2.3.2. Der Bildungsanzeiger im Wandel der Zeit

2.3.3. Datenerhebung und Durchführung der Analyse

2.3.4. Die inhaltlichen Kategorien

2.3.5. Die Ergebnisse der Programmanalyse

2.4. St. Bernhard im Vergleich Eine Querschnittanalyse des Programms von vier katholischen Bildungshäusern im Osten Österreichs

2.4.1. Vorgehensweise

2.4.2. Ergebnisse

2.4.3. Fazit

3. Resümee und Ausblick

3.1. Zusammenschau der Teilergebnisse

3.2. Persönliches Resümee zur Zukunft von St. Bernhard

4. Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

5. Literatur- und Quellenverzeichnis

6. Auswertungstabellen

6.1. Die Jahrestabellen der Längsschnittuntersuchung

6.2. Die Jahrestabellen der Querschnittanalyse

Vorwort von Erwin Boff und Nikolaus Csenar

Wir freuen uns, dass Peter Maurer die Geschichte von St. Bernhard aus verschiedenen Blickwinkeln in seiner Masterarbeit beleuchtet hat und diese zum 40-jährigen Jubiläum des Bildungszentrums als Buch erscheint.

Das „Bildungszentrum St. Bernhard“, gelegen in einer Region sowohl mit ländlicher Nutzung, als auch mit einer Vielzahl erfolgreicher Gewerbe-, Industrie-, Handels- und Tourismusbetriebe, sieht sich geprägt aus dieser Vielfalt als Herz des „Vikariates Unter dem Wienerwald“ und somit einerseits als eine Bildungseinrichtung der Erzdiözese Wien, andererseits als eine staatlich anerkannte Einrichtung der Erwachsenenbildung in Niederösterreich.

Erwachsenenbildung, Begegnung und Dialog prägten in der 40jährigen Geschichte des Bildungshauses trotz Orts- und Namenswechsels das Programmangebot des Hauses. Die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen der letzten Jahre, wie z.B. Wirtschaft, Solidarität, Toleranz, Fremdenfeindlichkeit, Umweltfreundlichkeit etc., in den Veranstaltungen des „Wiener Neustädter Zukunftsdialoges“ konnte neue Persönlichkeiten an das Bildungszentrum binden und bestätigt die Offenheit zu allen Menschen.

Der Versuch, Menschen für das „Bildungszentrum St. Bernhard“ zu gewinnen, bestimmt die Arbeit des „Vereins zur Förderung des Bildungszentrums St. Bernhard“. Während vor etwas mehr als 40 Jahren der damalige „Verein zur Förderung der Bildungsvorhaben im Vikariat Unter dem Wienerwald“ seine Hauptaufgabe vor allem darin sah, die finanziellen Mittel für den Zubau und den laufenden Betrieb aufzubringen, verlagert sich der Schwerpunkt heute auf die Förderung und Bewerbung von Bildungsveranstaltungen, welche die christliche Spiritualität, Theologie und Gesellschaft bzw. Fragen des Zusammenlebens verschiedener Weltanschauungen und Religionen zum Inhalt haben.

St. Bernhard ist nach wie vor das Bildungs- und Begegnungszentrum des „Vikariates Unter dem Wienerwald“ und es werden immer noch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter für ihre pastoralen Aufgaben qualifiziert. Im Rahmen des aktuellen diözesanen Strukturprozesses könnte dem Bildungszentrum ähnlich wie vor 40 Jahren anlässlich der Aufbruchsstimmung nach dem II. Vatikanischen Konzil eine zusätzliche Aufgabe in der Ausbildung von Multiplikatoren erwachsen. Trotzdem bemüht sich das Bildungszentrums sein Angebot so offen für alle Menschen zu gestalten, dass Interessierte ihre Antworten für alle ihre Lebensfragen erhalten können.

In diesem Sinne herzlichen Dank an alle Mitarbeiter/innen des Hauses für 40 Jahre engagierte Arbeit und viel Freude und Erfolg für alle künftigen Aufgaben.

Diakon GR Ing. Erwin Boff,

Direktor des Bildungszentrums

Mag. Nikolaus Csenar,

Obmann des Vereins zur Förderung des Bildungszentrums St. Bernhard

Vorwort von Wilhelm Filla

Mit seiner Masterarbeit „Bildungszentrum St. Bernhard: 40 Jahre Erwachsenenbildung. Zwischen kirchlichem Anspruch und gesellschaftlicher Entwicklung. Eine Programm-Analyse“, hat Peter Maurer eine Studie vorgelegt, die im doppelten Sinn als Pionierarbeit verstanden werden kann. Wissenschaftlich ist es eine Pionierarbeit, da zur katholischen Erwachsenenbildung keine und zur Erwachsenenbildung insgesamt kaum eine systematisch erarbeitete Programmanalyse vorliegt, die historisch und gesellschaftlich - und im Fall dieser Studie auch kirchlich - ausholt. Bildungspraktisch handelt es sich um eine Pionierarbeit mit der sich praktische Schlussfolgerungen für die Arbeit einer kirchlichen Bildungseinrichtung ziehen lassen und die damit einen Beitrag zur wissenschaftlichen Fundierung der praktischen Bildungstätigkeit darstellt. Die Studie von Peter Maurer sollte gerade wegen ihrer interessanten Ergebnisse auch - möglichst viele - Bildungseinrichtungen zu Analysen ihres eigenen Programms und zu Vergleichen mit anderen Einrichtungen motivieren. Bei der Arbeit handelt es sich um die Abschlussarbeit für den universitären Masterlehrgang Erwachsenenbildung/Weiterbildung, die sehr gut zu lesen und anregend ist.

Univ.-Doz. Dr. Wilhelm Filla,

Universität Klagenfurt

Vorwort des Verfassers

Seit 2006 bin ich im Bildungszentrum St. Bernhard für das Bildungsmanagement und die Öffentlichkeitsarbeit angestellt. Aber schon seit 1980 ist mir das Bildungshaus vertraut, wo ich zunächst als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Pfarre Baden St. Stephan, später als Pastoralassistent und durchaus auch als Privatperson viele Veranstaltungen und Kurse besucht habe. Einige der Erfahrungen, die ich in St. Bernhard machen durfte, haben mich im eigentlichen Wortsinn „gebildet“ und meine Identität als kirchlicher Mitarbeiter mitgeprägt.

Im Rahmen der von den Fördergebern für pädagogische Mitarbeiter/innenvon Erwachsenenbildungseinrichtungen vorgesehenen Weiterbildung absolvierte ich in den letzten beiden Jahren den „Universitätslehrgang Erwachsenenbildung/Weiterbildung“, den die Universität Klagenfurt in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl veranstaltet. Da 2013 das Bildungszentrum seinen 40. Geburtstag feiert, habe ich mich entschieden, die Masterarbeit über die Geschichte von St. Bernhard zu schreiben. Im Rahmen des Forschungsprozesses konnte ich viel Neues entdecken, das mein bisheriges Verständnis für die Entstehung von St. Bernhard und seine Entwicklung vertieft und erweitert hat. Dabei ist auch eine Idee entstanden, wie sich das Bildungszentrum weiterentwickeln könnte, um sowohl seinen Wurzeln als auch der heutigen gesellschaftlichen Realität gerecht zu werden.

Ich möchte mich bei meinem Betreuer Univ.-Doz. Dr. Wilhelm Filla für die intensive, motivierende und hilfreiche Unterstützung meines Forschungsprozesses bedanken. Weiters danke ich dem Verein zur Förderung des Bildungszentrums St. Bernhard, der es möglich gemacht hat, meine Arbeit als Buch zum Jubiläum heraus zu geben. Ebenso danke ich Martha Frühstück, die den Großteil der Daten für die Programmanalysen erfasst hat. Nicht zuletzt danke ich den Geschäftsführern der Dienststelle Erwachsenenbildung, Diakon GR Ing. Erwin Boff und Mag. Hubert Petrasch, sowie dem Referat für Personalangelegenheiten der Erzdiözese Wien, die mir die Teilnahme am Universitätslehrgang ermöglicht haben.

Mag. Peter Maurer

1. Einleitung

Zunächst werden mein Forschungsinteresse und die daraus abgeleiteten Forschungsfragen beschrieben. Dann folgen Erläuterungen zum methodischen Vorgehen und der Aufbau der Arbeit.

1.1. Forschungsinteresse und Fragestellungen

Mein Forschungsinteresse richtet sich auf die nunmehr 40-jährige Geschichte des Bildungszentrums St. Bernhard in Wiener Neustadt und wie sich diese im Bildungsprogramm des Hauses widerspiegelt. Dazu gehört auch die Frage nach dem Anspruch und den Zielen des kirchlichen Trägers dieser Einrichtung und den gesellschaftlichen Faktoren, die den Rahmen für Entstehung und Entwicklung des Hauses bildeten und bilden. Ebenso interessiert mich, ob die derzeitige inhaltliche Positionierung und Programmierung der Einrichtung „typisch“ für ein Bildungshaus der katholischen Kirche im Osten Österreichs ist.

Die konkreten Fragestellungen sind nach den folgenden vier Themenbereichen gegliedert:

1. Der zeitgeschichtliche Kontext

Welche markanten Ereignisse und Zusammenhänge formten unsere Gesellschaft zum Zeitpunkt der Gründung des Bildungshauses Anfang der 1970er-Jahre?

An welchen bedeutenden Ereignissen und Entwicklugen lässt sich die Veränderung des zeitgeschichtlichen Kontextes von den 1980er-Jahren bis heute erkennen?

Welche gesellschaftlichen, (bildungs-)politischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt kirchlichen Faktoren haben die Entwicklung des Bildungszentrums beeinflusst?

2. Die Geschichte und das Selbstverständnis des Bildungszentrums

Welche markanten Abschnitte strukturieren die Geschichte des Bildungshauses von seiner Gründung bis heute?

Welches Selbstverständnis und welcher Auftrag sind bei St. Bernhard in der Zeit seiner Gründung erkennbar?

Haben sich Selbstverständnis und Auftrag mit der Zeit verändert und wenn ja, wie?

3. St. Bernhard im Spiegel seines Bildungsprogramms

Eine Längsschnittanalyse über 35 Jahre

Welche Angebotsstruktur kennzeichnete 1977, dem ersten Erscheinungsjahr des Bildungsanzeigers, die Bildungseinrichtung?

Lassen sich im Laufe der Jahre Veränderungen der Angebotsstruktur erkennen?

Spiegelt sich in der Programmierung das Selbstverständnis der Einrichtung wider oder gibt es Abweichungen von den offiziellen Intentionen des Hauses?

4. St. Bernhard im Vergleich

Eine Querschnittanalyse des Programms von vier katholischen Bildungshäusern im Osten Österreichs

Worin unterscheiden sich die Programmierungen der untersuchten Häuser?

Gibt es Gemeinsamkeiten in der Struktur der Bildungsprogramme, die auf eine „typische Programmierung“ für ein Bildungshaus der Katholischen Kirche zumindest im Osten Österreichs schließen lassen?

1.2. Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit

Jede der eben genannten Themengruppen wird in einem gleichnamigen Unterkapitel des Hauptteils behandelt. Das Ende der einzelnen Teilabschnitte bildet ein Fazit in Hinblick auf die jeweiligen Forschungsfragen.

Im Abschnitt „Der zeitgeschichtliche Kontext“ werden gestützt durch entsprechende Literatur der historische Rahmen und wesentliche Zusammenhänge dargestellt. Daraus ergeben sich die Antworten auf die Forschungsfragen nach den geschichtlichen Rahmenbedingungen. Bezüglich der Frage nach den gesellschaftlichen Einflussfaktoren auf die Entwicklung von St. Bernhard werden abschließend Thesen formuliert und auf Basis der zuvor beschriebenen Zusammenhänge begründet.

Im Abschnitt „Die Geschichte und das Selbstverständnis des Bildungszentrums St. Bernhard“ erfolgt in zwei Teilen die Rekonstruktion dieser beiden Punkte an Hand von Dokumenten und Protokollen aus dem Archiv des Bildungszentrums, veröffentlichten Selbstdarstellungen wie Leitbildern, Statuten und Artikeln in der Programmzeitschrift sowie einem Rückgriff auf vorhandene Literatur. Im Fazit zu diesem Kapitel werden zunächst fünf markante, die Geschichte von St. Bernhard strukturierende Abschnitte benannt. Aufbauend auf die dargestellten Quellen und Entwicklungen folgt die Beschreibung des Selbstverständnisses der Einrichtung in ihrer Anfangszeit und seiner Veränderung im Lauf der Jahrzehnte.

Da die Quellenlage zur Geschichte von St. Bernhard nicht besonders gut ist, lag es nahe, zusätzlich die Methode der Programmanalyse anzuwenden. Daher wird in Abschnitt „St. Bernhard im Spiegel seines Bildungsprogramms“ eine quantitative Längsschnittanalyse des Bildungsanzeigers, der gedruckten Programmzeitschrift des Zentrums, über einen Zeitraum von 35 Jahren vorgestellt. Die Interpretation der Ergebnisse erfolgt unter Einbeziehung der Resultate aus dem Bereich der Geschichte und des Selbstverständnisses.

Im Abschnitt „St. Bernhard im Vergleich“ findet sich eine Querschnittanalyse, die an Hand der gedruckten Bildungsprogramme des Jahres 2012 das Bildungszentrum mit drei anderen katholischen Bildungshäusern im Osten Österreichs vergleicht. Dabei werden die gleichen Kategorien wie bei der Längsschnittanalyse angewendet und die Ergebnisse zur Klärung der Forschungsfragen verglichen.

Im 3. Kapitel folgt zunächst eine Zusammenfassung und Zusammenschau aller Teilergebnisse aus den vier Themenbündeln. Den Abschluss bildet ein persönliches Resümee des Verfassers zur Zukunft des Bildungszentrums St. Bernhard.

Der Anhang enthält alle quantifizierten Daten der Längsschnitt- und Querschnittuntersuchung in Form von Jahrestabellen aller absoluten und prozentualen Zahlen der inhaltlichen und zeitlichen Kategorien.

2. Hauptteil

2.1. Der zeitgeschichtliche Kontext

Hier werden die historischen Ereignisse dargestellt, die in den letzten 60 Jahren den Nährboden bildeten, auf dem sich die österreichische Erwachsenenbildung und somit auch das Bildungshaus St. Bernhard entwickelt haben. Außerdem sollen Zusammenhänge, die für die Entwicklung des Bildungsbereichs relevant waren, deutlich gemacht werden.

Die Bildungswissenschaftlerin Susanne Huss beschreibt in ihrem Buch „Von der Bildungsexpansion zur Ware Bildung − Bildung im Netz von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ genau den für das Bildungshaus St. Bernhard relevanten Zeitraum. Sie geht davon aus, dass sich Entwicklungen im Bildungsbereich nur auf Grund der Veränderungen im wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Bereich verstehen lassen. (vgl. Huss 2008: 83) Da es derzeit keine andere wissenschaftliche Arbeit gibt, die für Österreich diese Zusammenhänge behandelt, stützt sich dieser Abschnitt im Wesentlichen auf diesen Text. Die wichtigsten Aussagen dieses Buches werden hier referiert und die Gliederung dieser Zeit in drei Abschnitte wird übernommen. Andere Quellen ergänzen die Darstellung. Es folgt eine Zusammenschau der Ergebnisse der fünf Österreichischen Wertestudien, die Paul M. Zulehner mit seinem Team im Zeitraum zwischen 1970 und 2010 durchgeführt und in seinem Buch „Verbuntung: Kirchen im weltanschaulichen Pluralismus − Religion im Leben der Menschen 1970 - 2010“ vorgelegt hat. Der zeitgeschichtliche Zusammenhang bei Gründung und weiterer Entwicklung von St. Bernhard wird im abschließenden Fazit entlang besonders markanter Ereignisse deutlich gemacht.

2.1.1. Wirtschaftswachstum und Bildungsexpansion − die 1950er- bis 1970er-Jahre

a) Wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen

„Der Zeitraum zwischen Ende des Zweiten Weltkrieges und Ende der 1970er-Jahre war durch zwei wesentliche Entwicklungen geprägt, einerseits durch den wirtschaftlichen Aufschwung, der auch als Goldene Jahre bezeichnet wurde, andererseits die darauffolgende Wirtschaftskrise“. (Huss 2008: 83) Massenproduktion und Massenkonsumation führten zunächst zu steigendem Wohlstand, der die Entstehung des Wohlfahrtsstaates ermöglichte. In diesem konnte durch den „Ausgleich der Einkommens- und Lebensbedingungen […] wesentlich zur Entschärfung der gesellschaftlichen Ungleichheiten beigetragen werden.“ (ebd.: 112) Aber schon Ende der 1960er-Jahre stieß diese wirtschaftliche Entwicklung erstmals an Grenzen, weil technische und materielle Beschränkungen zu Rückgängen der Produktivitätsgewinne führten. Auch der Konsum ging zu Beginn der 1970er-Jahre zurück, da die Binnenmärkte gesättigt waren und die Nachfrage nachließ. Dazu kamen noch die beiden Ölpreisschocks, die ausgelöst 1973 durch den Yom-Kippur-Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten und Syrien sowie 1979 durch die Iranische Revolution zu einem massiven Anstieg des Ölpreises für die westlichen Industrieländer führten. In weiterer Folge brach in den kapitalistischen Ländern das Wirtschaftswachstums drastisch und dauerhaft ein, was zu anhaltender Massenarbeitslosigkeit sowie einer Krise des Weltwährungssystems führte. Mit dem Wirtschaftseinbruch kam auch der Wohlfahrtsstaat zunehmend unter Kritik, da weniger Steuern eingenommen werden konnten und gleichzeitig die Belastung durch die soziale Sicherung der zahlreichen Arbeitslosen stieg. (vgl. Huss 2008: 91f, 96, 112, Rathkolb 2005: 149ff)

Wichtige soziologische Aspekte dieser Zeit sind der Wandel der Gesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft, wie er erstmals 1973 vom Soziologen Daniel Bell in seinem Buch „Die nachindustrielle Gesellschaft“ beschrieben wurde, und die 1968er-Bewegung, die wesentlich zu Demokratisierung und Ausgleich sozialer Ungleichheiten beigetragen hat. (vgl. Huss 2008: 111) Zweifelsohne konnte das Wirtschaftwunder der Nachkriegszeit nur durch gut ausgebildete Arbeitskräfte und auf Wissenschaft basierendem technologischem Fortschritt erreicht und erhalten werden. (ebd.: 114) Allerdings ging es bei der Wirtschafts- und Gesellschaftskrise von 1967/68 nicht nur um „die ökonomische Notwendigkeit einer steigenden Nutzung der Produktivkraft ‚Wissenschaft‘“, sondern auch um das „Bedürfnis nach Bildung, nach Aufklärung: nach einem Wissen, das auf individuelle Autonomie und die Verwirklichung einer aufgeklärten Gesellschaft abzielt.“ (Stapelfeldt 2003: 120, Hervorh.: P. M.)

Die weltgeschichtliche Bühne wurde in dieser Zeit geprägt durch den so genannten „Kalten Krieg“, einem Konflikt zwischen den Westmächten unter Führung der USA und dem Ostblock unter Führung der Sowjetunion, der von Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die 1980er-Jahre auf unterschiedlichen Ebenen ausgetragen wurde. Beide Seiten versuchten durch politische, wirtschaftliche, technische und militärische Anstrengungen den Einfluss des gegnerischen Lagers weltweit zu minimieren. Dabei kam es nie zu einer direkten Konfrontation zwischen den Supermächten USA und UDSSR und ihren Militärblöcken, wohl aber zu Stellvertreterkriegen in den Ländern der sog. „Dritten Welt“. Eine Spielart des „Kalten Krieges“ war der „Wettlauf um den Weltraum“: Im Oktober 1957 schickte die UDSSR als erster erfolgreich den Satelliten „Sputnik“ ins All und startete damit das Raumfahrtzeitalter. Das löste in der westlichen Welt einen Schock aus, da man bis zu diesem Zeitpunkt die USA für wirtschaftlich und technisch überlegen hielt und damit gerechnet hatte, dass diese den ersten Satelliten in die Erdumlaufbahn bringen würden. 1969 landeten schließlich die ersten beiden Menschen im Rahmen der USA Mission Apollo 11 auf dem Mond. (vgl. Wikipedia: Kalter Krieg, Sputnikschock, Apollo Programm, Huss 2008: 114)

Das wichtigste Ereignis für die Katholische Kirche in diesem Zeitraum war das II. Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965, das zunächst einen großen Aufbruch innerhalb der Kirche bewirkte. Einige Konzilstexte, insbesondere das Dekret über das Laienapostolat („Apostolicam actuositatem“) und die Erklärung über die christliche Erziehung („Gravissimum educationis“), enthalten Impulse, die die kirchliche Erwachsenenbildung nachhaltig prägten. (vgl. Rahner/Vorgrimler 1987: 34ff, Maurer 2012: 28, Possert 2008: 49ff) 1978 wurde der polnische Kardinal Karol Józef Wojtyla zum Papst gewählt, der sich den Namen Johannes Paul II. gab. Er begründete eine konservative Wende in der Kirchenpolitik, indem er versuchte „die Treue zur Tradition in den Vordergrund zu stellen […] mit dem Anspruch, auf diese Weise der Gesamtaussage des [II. Vatikanischen Konzils] gerecht zu werden − während andererseits Kritiker von einem ‚Verrat am Konzil‘ sprachen.“ (Franzen 2000: 396) Dies zeigte sich vor allem in der Praxis der Bischofsernennungen. Johannes Paul II. „orientierte sich wenig an den Erwartungen der Gläubigen, den Vorschlagslisten von Domkapiteln und den Warnungen von Bischöfen. Er bevorzugte Persönlichkeiten, die eine unbedingte Loyalität gegenüber Rom zeigten und die in moraltheologischen Fragen mit ihm übereinstimmten.“ (Maurer 2012: 36, vgl. Franzen 2000: 401) In Österreich kommt diese Wende mit der Ernennung der Bischöfe Hermann Groer (1986) und Kurt Krenn (1987) erst knapp zehn Jahre später an.

b) Entwicklungen im Bildungsbereich

Nach dem Sputnik-Schock zweifelte der Westen „an der Effizienz des eigenen Systems. Man konstatierte einen technologischen Rückstand, der nur durch die Vernachlässigung des Bildungs- und Wissenschaftsbereiches erklärbar war.“ (Huss 2008: 114) Wesentlich für die Bildungsexpansion war die Umsetzung des „Humankapitalkonzeptes“