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Was hat die letzte Botschaft des sterbenden Menschenhändlers Agim Zoto zu bedeuten? Warum wird ein Athlet in Westafrika von einer Schlange gebissen, die nur in Südamerika vorkommt? Warum wird der kenianische Safariführer Alan Scott von einem albanischen Killer gejagt? Die Antworten auf diese Fragen führen die Tübinger Journalistin Linda Roloff zu ihrem wohl gefährlichsten Fall, denn alles deutet darauf hin, dass extremistische Attentäter einen Terroranschlag beim Marathonlauf der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro planen.
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Seitenzahl: 335
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Edi Graf
Bombenlauf
Kriminalroman
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© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2016
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung der Fotos von: © blackboard1965 / Shutterstock.com
und © designcreator – Fotolia.com
ISBN 978-3-8392-4942-0
Handlung und Namen sind frei erfunden.
Leider aber nicht die Hintergründe.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Es lebe der Sport. Er ist gesund und macht uns hort
Rainhard Fendrich
»700 Flüchtlinge ertrinken – Katastrophe löst Bestürzung aus«, so lautet die Schlagzeile in Deutschlands Zeitungen am 20. April 2015. Ich bin gerade an den ersten Seiten zu meinem neuen Linda-Roloff-Krimi, der die Olympischen Spiele 2016 zum Inhalt haben wird.
Doch noch immer beschäftigt das Thema Menschenhandel, das ich 2012 in meinem Roman »Verschleppt« aufgegriffen hatte, die Medien. Anscheinend hat sich in drei Jahren nichts geändert.
Schon 2012 nannte ich die Schätzungen des »Internationalen Zentrums für Migrationspolitikentwicklung«: »Allein auf dem Weg über den Estreco, die Meerenge von Gibraltar, sterben jedes Jahr 2.000 illegale Einwanderer, deren Wege von skrupellosen Schleusern und Menschenhändlern gelenkt werden.«
Am 22. April 2015 titelt die »Südwestpresse« ihren Brennpunkt: »Sie ertrinken vor unseren Augen – Das skrupellose Geschäft der Schleuser« und vergleicht den Menschenschmuggel mit Sklaventransporten. Die Politik, so heißt es, wolle gegen Schlepper vorgehen. Es scheint, als denke die EU neu über ihre Flüchtlingspolitik nach. Zumindest werden »Voraussetzungen für die Zerstörung von Schleuser-Schiffen geprüft«.
Kurz darauf löst das heftige Erdbeben in Katmandu die Schlagzeilen über Menschenhandel und ertrunkene Flüchtlinge ab. Noch ahnt niemand, wie zentral das Thema »Flüchtlinge« Europa ab dem Sommer 2015 noch beschäftigen wird.
Wie schwierig es ist, den Machenschaften der Drahtzieher im internationalen Menschenhandel zu begegnen und die wahren Verbrecher zu fassen, habe ich versucht, mit dem offenen Ende in meinem Kriminalroman »Verschleppt« darzustellen: Die wahren Täter bleiben auf freiem Fuß. Das entspricht – leider – der Realität.
Als Autor habe ich allerdings diese Rechnung noch offen. Eine Rechnung, die ich ursprünglich in einer Fortsetzung von »Verschleppt« begleichen wollte.
Unbeantwortet geblieben ist auch die Frage nach dem Verbleib von Doudou, der nach Deutschland verschleppten Tochter von Hadé, der Afrikanerin und tragischen Heldin.
Nicht zuletzt beschäftigt einige Linda-Roloff-Leser auch die Frage: »Was wurde aus Alan Scott?« Wird Lindas Freund seine schweren Verletzungen überleben? All das sollte der neue Roman beantworten.
Noch bevor ich die erste Seite geschrieben hatte, fragte mich meine Lektorin Claudia Senghaas vom Gmeiner-Verlag, ob es nach dem Fußball-WM-Krimi »Bombenspiel« nicht auch einen Olympiakrimi mit Linda Roloff geben könne.
Brasilien statt Afrika? Warum nicht …
Ich recherchierte und stieß auf massenhaft Dopingskandale und illegale Machenschaften im weltweiten Leistungssport. Dazu kamen Bombendrohungen bei sportlichen Großveranstaltungen wie in Remscheid oder Frankfurt und eine zunehmende Gefahr durch die größte terroristische Organisation aller Zeiten. Genügend realer Hintergrund für einen spannenden, fiktiven Krimi, dachte ich mir und sagte meinem Verlag zu.
Übrigens: Um der realen Dopingdebatte keine neue Nahrung zu geben, entspringt die im Roman erfundene Dopingmethode der Fantasie des Autors und nicht – wie geschildert – dem Labor eines Pharmakonzerns. Die beschriebene Wirkung des Jararacagifts ist jedoch real.
So beginnt meine Geschichte dort, wo die letzte endete: Mit der Suche nach Doudou, dem aus Afrika verschleppten Mädchen. Denn das »skrupellose Geschäft der Schleuser« ist – wie die Ereignisse um die Flüchtlingswellen seit dem Sommer 2015 gezeigt haben – noch lange nicht beendet.
Wer Menschen schmuggelt, schreckt auch vor Drogen, Medikamenten und Waffen nicht zurück.
Und vor Sprengstoff …
Edi Graf, im Spätsommer 2015
PS: »Spiegel online« berichtet heute von einem Schlag gegen Schlepperbanden: »In Österreich hat die Polizei bei einer Kontrolle in einem Blumentransporter mehr als 40 Flüchtlinge entdeckt – darunter auch Kinder. Die Sicherheitskräfte nahmen zwei mutmaßliche Schlepper fest.«
Ich danke meiner Krimikollegin Dr. med. Ulrike Blatter für ihre »Ferndiagnose« der Figur Alan Scott.
Bei der Albanienrecherche verdanke ich den Euronatur-Experten Gabriel Schwaderer und dem viel zu früh verstorbenen Martin Schneider-Jacoby wertvolle Einblicke zur Schilderung der Szenen auf dem Balkan.
Gerhard Brüssel, Bereichsdienstleiter Freizeit & Sport der Justizvollzugsanstalt Rottenburg und Jürgen Aberle, Dienstleiter der Tübinger JVA, beantworteten mir alle Fragen zur U-Haft und den Besuchsregelungen.
Die ARD-Dokumentation »Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht« gestattete mir wertvolle Einblicke in die aktuelle internationale Dopingszene.
Besonderen Dank meiner Lektorin Claudia Senghaas, die meine Figuren seit nunmehr zehn Jahren kennt und professionell begleitet.
Dank auch den Freunden unserer Brasilienreise. Hier habe ich die Möglichkeit bekommen, das Land, in dem dieser Krimi spielt, hautnah zu erleben.
Urubu – Danke für unsere Freundschaft.
Sambódromo Marãcana, Rio de Janeiro, Brasilien
Olympischer Marathon Männer
Der rhythmische Gesang von 30.000 Stimmen erfüllte die Luft über dem Sambódromo beim Start des olympischen Marathons und würde das Ticken der Bombe übertönen. Die Läufer hatten das Stadion über die Rua Marquês de Sapucaí verlassen, die kerzengerade Straße, über die im Carneval die bunten Sambaparaden zogen. Jetzt waren sie auf ihrem Rundkurs durch Rio, von wo die ersten Läufer in zwei Stunden wieder ins Sambódromo zurückkehren würden.
Der Läufer mit der tödlichen Fracht unter seinem schwarz-roten Trikot war nicht der einzige Athlet, der heiß auf den Sieg war, doch er zählte – mit seinen Landsleuten und der Läuferkonkurrenz aus Äthiopien und Großbritannien – zu den umjubelten Favoriten des olympischen Marathons am letzten Tag der Spiele in Rio.
In vielen internationalen Läufen wie London Marathon, Frankfurt Marathon, den Weltmeisterschaften in Südkorea und Deutschland war er im vorderen Läuferfeld ins Ziel gekommen und hatte ehemalige Weltmeister und Weltrekordler hinter sich gelassen.
Bei der Halbmarathon-Weltmeisterschaft im vergangenen März in Cardiff lief er unter den zehn Weltbesten und verpasste bei der Leichtathletik-WM 2015 in Peking nur knapp einen Medaillengewinn.
Die Temperatur lag trotz des Nebels, der in den Bergen der Küste fest saß, schon am Morgen bei knapp 20 Grad, und die ersten Zuschauer hatten sich entlang des Straßenwettkampfs Plätze in der ersten Reihe gesichert.
Das Rennen hatte in ruhigem Tempo begonnen, und die ersten Zwischenspurts ließen auf sich warten. Eine kleine Gruppe von 13 überwiegend afrikanischen Läufern setzte sich nach zehn Kilometern vom Hauptfeld ab.
Eine Verfolgergruppe aus weiteren sieben Läufern heftete sich in Schlagweite an deren Fersen.
Ein Zwischenfall, von dem zunächst niemand wirklich Notiz genommen hatte, sorgte in den nächsten Tagen für Spekulationen, Schlagzeilen in allen Zeitungen und Sondersendungen in den Fernsehkanälen. Keiner der Zeugen vor Ort konnte später klar beschreiben, was wirklich geschehen war.
Der Zünder unter dem Trikot des Attentäters bekam seine Taktung aus der Pulsuhr und berechnete die Detonation des Sprengsatzes aus Puls, Herzschlagfrequenz, Geschwindigkeit, Entfernung und Trittzahl.
Die Bombe würde explodieren, sobald er die Arena erreichte.
Ilhabela São Sebastião, eine Insel vor der Küste Brasiliens
Noch 1.772 Tage
Sie war schön und kräftig, enorm beweglich und höchst aggressiv. Und sehr giftig. Ihr Versteck war dort, wo sich im 17. Jahrhundert die Piraten des Südatlantiks ihren Unterschlupf gesucht hatten.
Ihre Tarnung war perfekt. Die verschiedenen dunklen Brauntöne ihres beinlosen, zwei Meter langen Schuppenkörpers verschmolzen mit den Erdschollen um sie herum und der Färbung des trockenen Laubs und machten sie für ihre Beute und den gewöhnlichen Feind völlig unsichtbar.
Der Feind, der vor einer Stunde mit dem Boot auf der Insel gelandet war und sich ihr von der Meeresseite her näherte, war kein gewöhnlicher Feind. Es war der Einzige, den sie wirklich zu fürchten hatte, obwohl sie auch ihn mit einem einzigen Biss ihrer zentimeterlangen Giftröhrenzähne töten konnte.
Als sie die Vibration seiner Schritte spürte, schwankte sie zunächst zwischen Angriff und Flucht. Schließlich verließ sie sich auf ihr Tarnmuster und wartete, in einer engen Windung aufgerollt, den Kopf mit dem schlanken Hals in einer Beuge ihres geringelten Körpers gebettet, züngelnd auf den sich nahenden Feind.
Jede Faser ihres schuppigen Leibs spürte das leichte Beben, das langsam im Rhythmus seiner schleichenden Schritte näherkam. Sie nahm keine Töne wahr, registrierte aber wohl den Trittschall, der sich auf sie zu bewegte. Ihre gespaltene dunkelrote Zunge schoss in immer kürzeren Abständen aus der Oberkiefermulde ihres geschlossenen Mauls. Die Geruchsstoffe, die sie mithilfe ihrer im Gaumenbereich sitzenden Sinneszellen entschlüsselte, sagten ihr, dass der Feind sich in schnellem Tempo näherte.
Der starre Blick ihrer goldenen Augen wirkte unter der vorstehenden kantigen Kopfplatte geradezu feindselig, ihre längs geschlitzten Pupillen strahlten Angriffslust aus, und der schmale lippenlose Mund zog sich in einem fiesen Grinsen bis zum Ansatz ihres Halses, wo er sich mit dem fast schwarzen Augenstreif traf.
Obwohl sie all ihre Sinne auf den Feind gerichtet hatte, registrierte sie den Angriff zu spät. Sie spürte den harten Schlag in ihrem Genick und fühlte, wie ihr Kopf mit gewaltiger Kraft zu Boden gedrückt wurde, ohne ihr die geringste Chance zu lassen, das Maul zu öffnen und ihre Giftlanzen in das Fleisch ihres Peinigers zu bohren. Ihr Körper wand und krümmte sich, versuchte, den Angreifer zu umschlingen, der lange Schwanz peitschte wirbelnd in der Luft, aber plötzlich spürte sie keinen Boden mehr unter sich.
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