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Die temperamentvolle Rottenburger Winzertochter Belinda, die toughe Sterneköchin Sabrina und die trendige Schwarzwälder Hotelbesitzerin Isabel geraten in ein neues Abenteuer. Isabel und Sternekoch Franz Berlin stoßen auf Trüffel, deren Qualität Zweifel an ihrer Herkunft aufwerfen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, begeben sich die Freundinnen ins Herkunftsland der Edeltrüffel. Dort überschlagen sich die Ereignisse ...
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Seitenzahl: 354
Veronika Wieland ist im Schwabenland geboren, lebt in Rottenburg und ist in der Touristikbranche zu Hause. Die Autorin hat ihre Wurzeln in einer slowenischen Winzerfamilie und lässt mit ihrer Ortskenntnis und den Gaumenfreuden traditioneller istrischer Küche die drei Heldinnen trendig und hip zwischen Schwarzwald, Mallorca und Kroatien agieren. Getreu ihrem Spruch »Wenn die Küche zum Tatort wird, werden Heimchen zu Heldinnen und die Küche zum Place-to-be …« sorgt die Autorin und Ideengeberin mit selbstironischem Augenzwinkern und Begeisterung für Trends und moderne Küche auch im neuen Unterhaltungsroman des Autorenduos wieder für genügend weibliche Intuition. Trüffel to go ist ihr zweiter Roman.
Edi Graf lebt ebenfalls in Rottenburg, arbeitet als Autor, freier Redakteur und Moderator im öffentlichrechtlichen Rundfunk und liebt Afrika. So schlägt er im ersten Roman des Autorenduos Maultaschen in Love die Brücke von einem südafrikanischen Weingut zu den Sterneköchen im Schwarzwald. Der Naturfreund, Verfasser von Schwarzwald-Reiseführern und Herausgeber zweier Kochbücher hat sich von der atemberaubenden Landschaft und den kulinarischen Kostbarkeiten Istriens zu neuen Abenteuern von Sabrina, Belinda und Isabel inspirieren lassen.
EDI GRAF & VERONIKA WIELAND
ROMAN
Handlung und Personen sind – bis auf die im Vorwort genannten – frei erfunden. Nicht jedoch die Hintergründe.
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1. Auflage 2023
© 2023 Silberburg-Verlag GmbH,
Schweickhardtstraße 1, D-72072 Tübingen.
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung: Björn Locke, Nürtingen.
Coverfoto: Veronika Wieland.
Satz und Layout: DÜDE Satz und Grafik, Odenthal.
Lektorat: Michael Raffel, Tübingen.
Druck: CPI books, Leck.
Printed in Germany.
ISBN 978-3-8425-2383-8
eISBN 978-3-8425-2407-1
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Für die Familie Berlin in Zavelstein.Ihr habt uns von Beginn an begleitet, unterstützt undan uns geglaubt. Besonders »unser« Sternekoch Franz Berlin,der vom kreativen Partner zum Freund geworden ist.
»Trüffeljagd liegt mir immer noch im Blut,es ist eine Leidenschaft. Die Liebe zu unserer istrischen Trüffelhabe ich zu meiner Lebensaufgabe gemacht.«
Giancarlo Zigante, 07. April 2022, Livade, Istrien
GRÜSSLE VOM SCHWARZWALD-BOTSCHAFTER
»IN TARTUFI«
PROLOG
I WEISSE TRÜFFEL
II TRÜFFELJAGD
III COFFEE TO GO
EPILOG
Die kulinarische Reise durch unsere »grüne Oase des Glücks« geht weiter. Nach dem sensationellen Erfolg von »Maultaschen in Love« führen dieses Mal die Spuren einer verschwundenen, wertvollen Weißen Trüffel aus der Schwarzwälder Sterneküche in die mystischen Wälder von Motovun in der Trüffelregion Istriens.
Ich wünsche den LeserInnen erneut viel Spannung und großen Lese-Genuss und dem Roman »Trüffel to go« ebenso viel Erfolg wie seinem Vorgänger.
Ihr Hansy Vogt,offizieller Schwarzwaldbotschafter
»Was darf es sein?«, haben wir uns gefragt, als unser Verlag uns um einen Nachschlag in Form eines weiteren Romans »nach Art des Hauses Veronika & Edi« ersuchte. Die »Maultaschen« waren erfolgreich »in love« verspeist, die Schwarzwurst stand nach wie vor nicht auf der literarischen Speisekarte, und so landete schließlich eine kulinarische Köstlichkeit aus der Heimat Veronikas im Titel unseres zweiten Romans.
Nach dem Motto »Never change a winning team« war es für uns klar, dass wir unsere drei Powerfrauen Sabrina, Belinda und Isabel diesmal als »Drei Engel für Trüffel« wieder auf eine kulinarische Reise schicken und es erneut um große Gefühle, hinterhältige Intrigen und raffinierte Kochkunst geht.
Wir danken besonders Franz Berlin, Sternekoch des Gourmetrestaurants Berlins KroneLamm in Bad Teinach-Zavelstein für seine Unterstützung und Freundschaft.
Neben dem Schwarzwald liegt ein wichtiger Handlungsort im Land der istrischen Diamanten, wohin uns eine unvergessliche Recherche führte. Vor Ort durften wir die wahren Hintergründe kennenlernen und erfahren, welche Halbwahrheiten und Machenschaften rund um die Trüffeln weltweit kursieren, aber auch Gastfreundschaft, Vertrauen und Trüffeln in allen Varianten genießen.
Unser Dank in Kroatien und Slowenien gilt Sebastjan Kocjančič von ZIGANTE Tartufi in Koper, Suzana vom San Canzian Village & Hotel in Buje, Alen Begagić vom RESTAURANT ZIGANTE tartufi ENOTEKA in Livade, Trüffeljäger Ivica Kalčić, Tanja Zigante von ZIGANTE Tartufi in Plovanija (Istrien), Igor Pucer, der uns im verlassenen Dorf Sažoni »Unterschlupf« gewährt hat, und Gregor Gunjač vom Healthy House Glamping in Bonini / Koper. Unvergesslich bleibt uns die persönliche Begegnung mit Giancarlo Zigante in seinem Trüffelrestaurant in Livade.
Danke auch Andreas Rademacher vom Hotel Der Kleine Prinz in Baden-Baden, dem Wirtshaus Zum Klosterwirt in Friedrichshafen, der Flughafen Friedrichshafen GmbH und der Luftaufsicht des Bodensee-Airport Friedrichshafen sowie dem Kompetenzzentrum für Hubschrauberflüge in Neumarkt für die Unterstützung bei der Recherche.
Der Trüffelkönig Giancarlo Zigante sowie Sternekoch Franz Berlin, unsere »gute Fee« Catrien und Hotelier Andreas Rademacher spielen sich in diesem Roman selbst.
Die Orte Höllisbach und Ödswald wird man auf der Schwarzwald-Landkarte vergebens suchen, ebenso einen Lichtentaler Hof in Baden-Baden. Alle anderen Hotels und Restaurants sind hingegen real und sehr zu empfehlen.
Eines noch vorweg: FRAU weiß sehr wohl, in welchen Schritten man sich ein Handy-Profilbild erschleicht; der im Buch beschriebene Trick wurde mehrfach erprobt. Erfolgreich.
Nicht zuletzt danken wir Nicole Mittnacht für ihren scharfen Blick ins Manuskript, dem Silberburg-Team mit Bettina Kimpel und Gaby Schuska für ein immer offenes Ohr und besonders unserem wunderbaren Lektor Michael Raffel, der uns davon überzeugt hat, statt – wie umgangssprachlich verbreitet – vom männlichen Trüffel zu sprechen, die Trüffel korrekt feminin und im Plural mit »n« zu schreiben.
Und nun wünschen wir unserer Leserschaft eine spannende Reise auf der Suche nach der Königin der istrischen Wälder …
Veronika Wieland & Edi GrafRottenburg, 26. August 2022
Die tief stehende Septembersonne Istriens verlieh der Wasseroberfläche einen goldenen Glanz, in dem sanft wogende Wellen wie schwarze Bänder zu tanzen schienen. Nur wenige Fischerboote waren um diese Zeit in der Novigrader Bucht unterwegs, die meisten hingen vertäut an den Mauern des kleinen Hafens an der istrischen Adria, um bei Morgengrauen auszulaufen.
Vor den Tavernen und Freiluftrestaurants am Stadtstrand von Novigrad mischte sich der Duft von gegrillten Doraden und frittierten Calamari mit der salzigen Meeresluft und dem tranigen Geruch der Fischabfälle.
Auf einer der Terrassen saßen schweigend zwei Männer. Ihre zusammengekniffenen Augen starrten ins Leere, und der Ernst ihrer Mienen verriet Anspannung. Der ältere Kroate, der soeben seinen Bierkrug abgestellt und sich eine Zigarre angezündet hatte, nahm das herbe Aroma in einem tiefen Atemzug in sich auf. Sein wettergegerbtes, von einigen unschönen Narben gezeichnetes Gesicht entspannte sich langsam, als er die Holznoten des Rauchs genüsslich inhalierte.
Durch die aufsteigenden weißgrauen Rauchfäden betrachtete der Narbige das glatt rasierte Gesicht seines Gegenübers, eines Einheimischen, der um einige Jahre jünger war und sein Bier noch nicht angerührt hatte. Stattdessen trommelten seine Finger unentwegt unrhythmisch auf der Tischplatte.
»Nervös?«, brach der Ältere das Schweigen.
Der Jüngere starrte ihn an. »Was soll die Frage, Vlado?«, antwortete er. »Du weißt so gut wie ich, dass wir eine Lösung finden müssen! Und zwar schnell! Es ist schon Ende September, und du weißt, wie kurz die Saison ist.«
»Darum sind wir doch hier«, versuchte Vlado ihn zu beruhigen. »Also schieb mal keine Panik!«
»Du bist gut! Die nächste Lieferung aus Livade kommt in wenigen Tagen, und seit sie Franjo die Fluglizenz entzogen haben, wissen wir nicht, wie die Ware von Portorož nach Deutschland kommen soll. Wie kannst du da so ruhig sein?« Er machte eine Pause und fuhr dann fort:
»Wir hätten uns schon viel früher um einen zweiten Piloten kümmern sollen!«
»Nein!«, widersprach Vlado. »Du bist jung und unerfahren, Milan. Je weniger Leute von der Operation wissen, desto besser.«
»Wie willst du die Ware dann über die Grenzen schaffen?«, fragte Milan. »Das Risiko über den Landweg können wir nicht eingehen!«
»Das werden wir auch nicht. Wir werden trotzdem fliegen!«
Noch einmal ließ Vlado den Rauch der Zigarre in seine Lungen strömen. »Pass auf!« Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern und raunte: »Ich habe von Stribor einen Tipp bekommen. Ein ehemaliger Freund, den ich seit einigen Jahren aus den Augen verloren hatte, soll wieder im Land sein. Oben, in der Gegend von Motovun.«
»Was macht er ausgerechnet dort?«
»Seine Freundin arbeitet in Livade.« Milan pfiff durch die Zähne.
»In Livade? Hm. Und wer ist dieser ›ehemalige Freund‹?«
»Er ist Deutscher. Und er ist Pilot!«
»Okay, verstanden.« Milans fragender Blick signalisierte Vlado, dass er seinem jüngeren Partner ein wenig mehr zu erklären hatte.
»Nur so viel«, fuhr er fort, »ich habe mir heute seine Piper Seneca auf dem Aerodrom Portorož angesehen. Genau das, was wir brauchen. Die kommt locker über die Alpen.«
»Demnach hast du schon einen Plan?«
Vlado nickte.
»Es gibt da allerdings noch etwas, das du wissen solltest.«
Milan hob aufmerksam den Kopf.
»Seine Freundin. Sabrina.«
Milans ernste Gesichtszüge entspannten sich.
»Sabrina? Eine Deutsche?« Vlado nickte.
»Sie ist Köchin. Sterneköchin sogar. Und sie arbeitet im Trüffelrestaurant von ZIGANTE. Das könnte uns richtig gut in die Karten spielen.«
»Sieht sie gut aus?«, fragte Milan.
»Ja. Und sie ist jung.«
Milan grinste verschwörerisch.
»Dieses Mal wirst du deine Finger von der Frau lassen!«
»Weil ihr Freund dein Freund war?«
»Nein. Weil wir sie als Druckmittel einsetzen werden, wenn er nicht mitspielt. Er ist ein reicher Deutscher und braucht unser Geld nicht.«
»Aber wenn er so wohlhabend ist, wie kommst du dann darauf, dass er mitspielen könnte?«, bohrte Milan erneut.
Jetzt war es Vlado, der grinste, aber dabei den Zeigefinger auf die Lippen legte.
»Er ist mir noch einen Gefallen schuldig …«, er zögerte kurz, »ich habe noch eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen.«
»Und wie ist sein Name?«
»Tom«, sagte Vlado, und so beißend, wie er diese eine Silbe explodieren ließ, klang sie wie der Name eines Verbrechers.
Ein Lächeln spielte um das Gesicht des Mannes, als er die schmale gepflasterte Straße überquerte, die vor der Zufahrt des Naturparkhotels Berlins KroneLamm zur Burgruine Zavelstein führte. Noch ahnte er nicht, welch böse Überraschung ihn in wenigen Minuten erwarten würde.
Den schwarzen, zugeklebten Styroporkarton in seinen Armen trug er so vorsichtig, als ob er zerbrechliches Glas enthielte. Er kannte den Inhalt und presste das Paket wie einen wertvollen Schatz eng an seine Brust. Die Gäste des legendären kulinarischen Hofabends würden in wenigen Tagen in den Genuss einer besonderen Delikatesse kommen.
Franz Berlin genoss die Vorfreude und ließ sich Zeit, bis sich die Sonne hinter den waldigen Höhenzügen im Westen von dem Tag verabschiedet hatte und die Fassade des Hotels Lamm keinen Schatten mehr auf die Pflastersteine warf. Im bärtigen Gesicht des jugendlich wirkenden Kochs lag pure Freude, als er seinen Weg fortsetzte und die Treppe erreichte, die ins Sternerestaurant führte. Über dem efeuumrankten Brunnen neben den Rotsandsteinstufen leuchtete das gelbe Schild mit der Aufschrift: »Hier säuft der Kronenspatz, der richtige Gast nimmt drinnen Platz.«
Der Koch betrat seine Küche in der Krone und begrüßte seine Kollegen, die schon mit der Vorbereitung des Menüs im Sternerestaurant beschäftigt waren.
»Wertvolle Ware«, erklärte er, als er den schwarzen Styroporkarton auf der silbern glänzenden Arbeitsplatte abstellte und nach einem Messer griff, um die doppelten Klebestreifen der Verpackung zu öffnen.
»Sind das die Zutaten für das Trüffel-Menü?«, fragte Catrien, eine seiner jüngsten Mitarbeiterinnen, neugierig und lächelte ihn dabei an.
»Nein, keine Zutaten«, korrigierte sie Franz Berlin, »was du hier gleich sehen und vor allem riechen darfst, ist der König der Küche. Er macht aus einem einfachen Gericht ein exklusives Essen.«
»Genau das Richtige für uns«, kommentierte Catrien. »Ich meine für dich, Chef!«, ergänzte sie salopp.
Die Klinge des Messers fuhr unter den Klebestreifen und schnitt ihn durch.
»Warum machst du den Karton nicht hier auf?«, fragte Catrien und deutete auf eine Stelle, wo das Klebeband offensichtlich schon aufgeschnitten war.
»Gute Idee«, antwortete Franz Berlin und stutzte. »Was ist denn das?« Sein Finger fuhr unter das Band.
»Was?«, fragte Catrien.
»Na hier, sieht so aus, als wäre der Karton zweimal verklebt worden.«
»Tatsächlich«, stimmte sie zu. »Fast, als hätte man ihn noch einmal geöffnet und wieder mit einem anderen Tape neu verklebt.«
»Seltsam.« Franz Berlin schüttelte den Kopf und zog die beiden leicht versetzt übereinanderliegenden Klebestreifen vorsichtig ab und warf sie achtlos in den Abfalleimer.
»Kann den mal jemand leeren, der quillt ja fast über«, rief er und forderte dann Catrien auf: »So, und jetzt komm her. Das musst du riechen!«
Er öffnete den Deckel des Kartons, schob ein wenig Holzwolle beiseite, schloss die Augen und sog den Duft ein, der dem Karton entstieg. Das Aroma frischer Trüffeln schien sich wie ein Schwall erdigen Parfüms in der Küchenzeile auszubreiten und entlockte Catrien ein anerkennendes »Wow!«.
»Und jetzt sieh dir die Knollen an«, forderte Franz Berlin sie auf und zeigte auf die etwa zehn, zwölf erdfarbenen und schwarzen, bis tischtennisballgroßen Knollen, die unter der Holzwolle auf einem Küchenpapier ruhten.
»Schwarze Trüffeln! Was für Prachtstücke! Man nennt sie auch die schwarzen Diamanten der Erde.«
Er nahm wahllos eine der größeren Knollen heraus und roch daran.
»Unvergleichlich« schwärmte er. »So intensiv riechen nur Trüffeln aus Istrien, glaub mir. Du musst sie mal direkt unter die Nase halten.«
Catrien griff eine der helleren und sog den Duft ein. Doch dann runzelte sie die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid«, sagte sie, »aber ich finde, das riecht einfach nur nach Erde, mehr nicht.«
»Wie bitte?« Franz Berlin sah sie erstaunt an. »Hast du Schnupfen? Oder Geruchsverlust? Am Ende Corona?« Er war sich nicht sicher, ob es entrüstet oder belustigt klingen sollte.
»Nein«, antwortete sie verwirrt und reichte ihm die Knolle.
Der Sternekoch hob sie sich unter die Nase und schnupperte. Sein Blick verriet Irritation.
»Das gibt’s doch nicht«, murmelte er, nahm noch einmal die Trüffel, an der er zuerst gerochen hatte, sog deren Duft ein und reichte sie Catrien.
»Das sind Welten!«, kommentierte sie. »Das ist Trüffel pur!«
»Und die hier hat null Aroma«, zischte Franz. »Los, wir müssen alle durchprobieren. Heute ist der denkbar schlechteste Augenblick für mindere Qualität. Ausgerechnet dieses Mal ist Marcel Larouge beim Hofabend.«
»Der Kochshow-Typ aus Frankreich, der die ›Haute Cuisine‹ erfunden hat?«, fragte Catrien.
»Genau der!«
Hastig griff Franz Berlin nach der nächsten Knolle.
»Die ist gut. Volles Aroma.«
»Die hier auch.«
»Leg sie hier rüber. Und die mit wenig Aroma nach da. Mist!«, entfuhr es ihm. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass jemand den Karton tatsächlich geöffnet hat.«
»Ich bin gleich wieder da.« Catrien eilte nach draußen.
Franz Berlin blieb sichtlich verstört zurück. Er hatte von Qualitätsverlust bei Trüffeln gehört, wenn man sie zu lange im Kühlschrank aufbewahrte, und wusste, dass Wildtrüffeln eindeutig aromatischer schmeckten und intensiver rochen als Plantagentrüffeln.
Genau aus diesem Grund ließ er sich seine Ware auf direktem Weg aus Istrien liefern und schätzte den hohen Qualitätsanspruch seines Lieferanten, bei dessen Trüffeln es noch nie den geringsten Grund zur Beanstandung gegeben hatte. Und doch hatte er es hier eindeutig mit Ware unterschiedlicher Güte zu tun.
»Ich wollte mir den doppelten Klebestreifen nochmal ansehen«, unterbrach Catrien, die von draußen zurückkam, seine Gedanken, »aber die Jungs haben den Abfall schon entsorgt, und im Container kann ich ihn nicht mehr entdecken. Was machen wir jetzt?«
Franz Berlin zuckte die Schulter.
»Wir nehmen die guten Trüffeln für das Menü, der Rest kommt weg.«
»Aber reicht uns das?«
»Ich habe noch eine zweite Kiste bestellt. Die müsste morgen da sein, das sollte passen.«
»Beim selben Lieferanten?«
»Ich kaufe nur beim Besten. Und das hier …« – er deutete auf die unterschiedlich riechenden Knollen – »ist nicht die Qualität von ZIGANTE, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
»Wirst du ihm das mitteilen?«
Franz Berlin zögerte.
»Wir warten mal die morgige Lieferung ab. Ich hab da noch eine andere Idee. Eine Kollegin von mir ist so was wie Expertin in Sachen kulinarische Kriminalität. Es kann nicht schaden, sie morgen mal anzurufen.«
»Meinst du diese Isabel, die den Conradshof in style irgendwo zwischen Murg und Nagold betreibt?«
»Nein, die meinte ich nicht. Sabrina Brendle ist Sterneköchin und war in Südafrika. Zusammen sind die beiden ein unschlagbares Team, vor allem, wenn auch die Dritte im Bunde, Belinda, noch mitmischt.«
»Klingt nach einem spannenden Trio.«
»In der Tat! Die drei haben erst im Frühjahr ein Weingut in der Nähe von Kapstadt mit weiblicher Raffinesse vor dem Ruin durch eine Intrige gerettet und dabei den Drahtziehern eine blamable Klatsche verpasst. Die rühren kein Weingut mehr an und trinken nie wieder Gin Tonic, nach dem Showdown, den die drei Mädels am Kap inszeniert haben.«
»Dann wäre es doch gut, diese Sabrina sofort zu informieren und nicht bis morgen zu warten?«, schlug Catrien vor, doch Franz Berlin schüttelte den Kopf.
»Ich will nichts überstürzen.«
Unzufrieden griff er nach den fünf aromatischen Trüffeln und legte sie in eine Metallschüssel.
Sabrina Brendle war zuletzt im Frühjahr auf Mallorca gewesen und kannte die größte Baleareninsel von zahlreichen Kurztrips, aber auch noch von der Zeit nach ihrer Ausbildung, als sie einige Monate auf der Insel in Port d’Andratx gekocht hatte. Damals hatten sich noch die »Reichen und Schönen« in dem malerischen Hafenstädtchen und den kleinen und feinen Restaurants getummelt. Sie erinnerte sich, wie sie mehrmals dem gebräunten, berühmt-berüchtigten Juror einer bekannten deutschen Castingshow im sogenannten »Café Wichtig« begegnet war. Natürlich immer in attraktiver Frauenbegleitung.
Es war Abend, und sie lag entspannt auf einem der balinesischen Betten auf der Dachterrasse des kleinen, in den verwinkelten Gassen unweit der Kathedrale versteckten Boutique-Hotels. Tom war wegen eines wichtigen Anrufs, wie er es genannt hatte, aufs Zimmer gegangen, und sie blickte verträumt über die Dächer der Altstadt von Palma. Sie liebte diese Aussicht.
Das Puro, mit seinen geschmackvoll eingerichteten Zimmern und dem malerischen Innenhof, war, neben den zahlreichen Landhotels im Inneren der Insel, eines ihrer Lieblingshotels. Die Bar auf der kleinen Dachterrasse, wo sich auch ein Pool befand, hatte schon geöffnet, und sie spielte mit dem Gedanken, sich einen ersten Gin Tonic zu gönnen. Tom kam zurück und setzte sich zu ihr auf das Tagesbett, das gemütlich auch Platz für zwei bot.
»Woran denkst du, mein Liebes?«, fragte er, als er ihren gedankenverlorenen Blick bemerkte. Seine Finger streichelten zärtlich ihre Hand und glitten über ihren Arm zu ihrer dezent gebräunten Schulter. Sie schloss die Augen und lehnte sich wohlig zurück, als er sie sanft an den Nackenwirbeln und im Genick zu massieren begann.
»Ich genieße dich«, antwortete sie ausweichend und hoffte, gleich seine Lippen auf ihrer empfindsamen Haut zu spüren. Ihre aufsteigende Fantasie, eine ihrer aufregenden Nächte nach hier draußen unter den freien Himmel zu verlagern, war beendet, noch ehe sie sich die reizvolle Vorstellung hinter ihren geschlossenen Augenlidern richtig ausmalen konnte.
»Wie lange sind wir dieses Mal schon hier?«, fragte er unvermittelt.
Sabrina richtete sich auf, und seine Hand glitt von ihrer Schulter. »Wie meinst du das? Das klingt so, als wolltest du weg?«
Es klang fast vorwurfsvoll.
»Ich bin nun mal nicht der Typ, der träumend in den Tag hineinlebt.«
»In den Tag hinein?« Sabrina war sichtlich irritiert. Hatte diese Aussage etwas mit diesem »wichtigen Telefonat« zu tun, das er gerade geführt hatte?
Für Sabrina waren die gemeinsamen Tage auf der Insel angefüllt mit wundervollen Erlebnissen, ausgedehnten Ausflügen in die schönsten Landschaften, salzigen Küssen in den Wellen des Meeres und in der Sonne am Strand, wunderbarem Essen und atemberaubend wilden Nächten. Sie hatten an den Tagen bewusst die Zweisamkeit gelebt und sich in den Nächten jedes Mal neu entdeckt. Es schien Sabrina, als würde ihr Hunger auf Tom nie versiegen, und auch seine Leidenschaft schien keine Grenzen zu kennen. Und jetzt sprach er nüchtern und fast abfällig von »träumend in den Tag hineinleben«? Wie passte das zusammen?
»Versteh mich nicht falsch«, schob er jetzt rasch, fast entschuldigend nach. »Es ist wundervoll hier, und ich könnte mein ganzes Leben so mit dir verbringen.«
»Aber?«, fuhr sie etwas zu harsch dazwischen. »Da kommt doch jetzt ein ›Aber‹?«
»Nur ein kleines«, versuchte Tom sie zu beruhigen. Seine Antwort schien ihr etwas zu aufgesetzt.
»Ach! Hat das vielleicht etwas mit deinem wichtigen Anruf grade zu tun?«, entglitt es ihr spitz und, wie sie zu spät bemerkte, ungewollt hämisch.
»Es ist wundervoll, dass ich hier mit dem gecharterten Privatjet mein Soll an Flugstunden absolvieren kann, um meine Lizenz zu behalten«, erklärte er, »aber wenn ich weiterhin als Pilot arbeiten will, muss ich meine medizinische Flugtauglichkeit verlängern. Das ist Fakt.«
Sabrina nickte und schwieg. Es gab genügend Ärzte auf der Insel.
»Bitte vergiss nicht, die Maschine, mit der wir hierhergeflogen sind, muss endlich zurück nach Deutschland. Die Cessna gehört schließlich meinem Ex-Boss, und er hat mich um Rückgabe ersucht, nachdem ich jetzt gekündigt habe.«
Sabrina blickte auf. Daran hatte sie in der Tat keinen Gedanken verschwendet, aber Tom hatte recht. Nach alldem, was sie damals im Schwarzwald und in Südafrika gemeinsam erlebt und aufgedeckt hatten, war nicht nur sie ihren Job losgeworden, sondern auch Tom hatte seinen Vertrag nicht verlängert und würde jetzt endgültig seine geliebte Cessna abgeben müssen.
Doch es gab immer noch das Angebot der Gutsherrin des Weinguts Hoopengeluk in Südafrika. Hatte Tom das vergessen?
»Ich hätte da demnächst noch eine andere Stelle neu zu besetzen, Meneer Tom«, hatte Karen van Wynsberghe damals gesagt. »Hätten Sie etwas dagegen, sich ab Oktober um unseren Fuhrpark zu kümmern und um die alte Piper, die nicht mehr in der Luft war, seit mein Mann verstorben ist?«
Zugleich hatte sie Sabrina die Stelle der Küchenchefin auf Hoopengeluk angeboten. Tom hatte Sabrina damals fest an sich gedrückt, und sie hatte glücklich gelächelt. Eine gemeinsame Zukunft auf Hoopengeluk war in greifbare Nähe gerückt.
Tom schien ihre Gedanken zu erraten: »Wir müssen irgendwann an unsere Zukunft denken.« Er griff erneut nach ihrer Hand.
Die Art, wie der Typ, der »nicht träumend in den Tag hineinlebt«, das Wort »unsere« betonte, stimmte Sabrina versöhnlich, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Doch schon seine nächsten Worte ließen es wieder verschwinden.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich wirklich für den Rest meiner Tage auf einem südafrikanischen Weingut um den Fuhrpark kümmern will.«
Sabrina sah ihn an.
Versuchte er, sich jetzt hier aus der Affäre zu ziehen? War ein gemeinsamer Weg mit Tom doch nicht ihr Weg? War das mal wieder mehr weibliches Wunschdenken als Realität?
Immer, wenn ihre Freundinnen ihr euphorisch von neuen Liebschaften erzählten, war sie diejenige, die sie heimlich warnte: »Mädels, wie naiv seid ihr eigentlich? Ihr kennt euren Typen doch noch gar nicht richtig und steht schon unter der Tür des Brautmodengeschäfts!«
War sie dabei, in die gleiche Falle zu tappen?
»Lass uns was essen gehen«, riss sie Tom aus ihren Gedanken, doch sie war sich nicht sicher, ob sie sich über seinen Vorschlag wirklich freuen konnte.
Belinda Sommer war sauer. Mehr auf sich selbst als auf die anderen.
»Du könntest jetzt auch am Kap der Guten Hoffnung sitzen«, murrte sie trotzig und verwünschte die Idee, erneut nach Mallorca geflogen zu sein. Nur weil Henning sich von ihrem Opa hatte überreden lassen, ihm bei der Weinlese mit Rat und Tat beizustehen! In Südafrika begann die Lese im Februar, und so konnte Henning im Herbst die Arbeit auf Hoopengeluk seinen Leuten überlassen und war gerne dem Wunsch des Neuwinzers nachgekommen. Hätte sie doch nur auf ihre innere Stimme gehört, die ihr von dieser zweiten Mallorca-Reise abgeraten hatte.
Ja, abgeraten, denn ihre innere Stimme sprach mit ihr. Sie saß wie ein kleiner Schmetterling auf ihrer Schulter und flüsterte ihr ins Ohr.
Andere Leute hielten das für verrückt, aber für Belinda war es das Normalste von der Welt, seit sie klein gewesen war. Sie hatte schon als Kind dafür gesorgt, nie ein schlechtes Gewissen zu haben, denn das machte traurig und sorgte für miese Laune. Immer, wenn sich ein schlechtes Gewissen angeschlichen hatte, war Tinker ihr zu Hilfe gekommen.
Tinker war ihre innere Stimme. Und ihr Gewissen. Aber nur ihr Gutes. Benannt nach der guten Fee Tinkerbell aus Peter Pan, ihrer Lieblingsgeschichte, die Oma ihr immer vorgelesen hatte. Tinker sorgte für ein gutes Gewissen und für gute Laune. Was sie sagte, war so oft zum Lachen, dass sich andere Leute, die Tinker ja nicht hören konnten, wunderten, wenn Belinda aus heiterem Himmel plötzlich losprustete. Doch Tinker konnte auch zynisch sein und richtig fies, wenn es darauf ankam, Belinda vor einem Fehler zu bewahren.
»Du hättest auf Tinker hören sollen«, schalt sich Belinda jetzt, während die Sonne sich im Westen von dem Herbsttag auf Mallorca verabschiedete.
Mit Wehmut dachte sie an die Zeit auf Hoopengeluk zurück, wo sie zum ersten Mal Henning van Wynsberghe, dem jungen, unnahbar scheinenden Winzer und Gutsherrn, gegenübergestanden hatte.
Hoopengeluk – Hoffnung und Glück, ein passender Name, hatte sie damals gedacht. Und jetzt? Alles geplatzt! Die Hoffnung zunichte, das Glück zerstört.
Für Opa hatte sich alles zum Guten gewendet, er hatte statt der Bodega in einen Weinberg investiert. Sie hingegen saß allein und verlassen auf Mallorca, nachdem Oma ihr von dieser Liaison mit einer mallorquinischen Mandelkuchenbäckerin erzählt hatte. Ohne lange zu überlegen, hatte sie Henning per WhatsApp das Wort »Arschloch!« mit Ausrufezeichen zukommen lassen,
Tu das nicht!, hatte Tinker noch gewarnt, oder schreib wenigstens »Gilipollas!«. Spanisch kann er nicht, dein südafrikanischer Winzer!
Auch das »Halt!« ihrer Oma war zu spät gekommen, die Gilipollas-auf-Deutsch-WhatsApp war nicht nur raus, sondern auch schon gelesen worden. Von Henning!
Na prima, kommentierte Tinker, da hast du dich jetzt mal hübsch selbst abgeschossen! Nur weil du mal wieder nicht richtig zugehört hast!
»Ich hab doch gar nicht von deinem Henning gesprochen, Kindchen!«, erklärte Oma, und Belinda sank wie gelähmt in ihre Arme.
»Deinem Opa hättest du die WhatsApp schicken müssen! Der lässt sich hier in seinem dritten Frühling von den Spanierinnen um den Finger wickeln. Von Opa habe ich gesprochen, nicht von Henning!«
Schreib ihm schnell, dass das ein Irrläufer war!, forderte Tinker sie auf, und schon huschten ihre Finger über die Handytastatur.
Hennings Antwort bestand nur aus zwei Worten:
»Vaca estúpida – was heißt denn das nun schon wieder?«, fragte Belinda halblaut.
Der kann doch Spanisch!, orakelte Tinker.
»Das kann ich dir sagen«, meldete sich Oma jetzt zu Wort. »Opa hat das mal zu mir gesagt, als ich von seiner Liaison mit dieser drallen Metzgerstochter erfahren habe.«
»Was denn nun? Mandelkuchenbäckerin oder Metzgerstochter?«
»Beides. Die mallorquinische Sobrassada-Verkäuferin war bei unserem ersten Besuch auf der Insel. Ich habe ihn damals gefragt, was er denn mit dieser luftgetrockneten, streichfähigen Spanierin wolle. Da nannte er mich auch Vaca estúpida. Dabei hatte ich gar nicht von seiner drallen Verkäuferin, sondern von der Paprikamettwurst gesprochen. Carmencita-Dolores wollte damals gar nichts von Opa. Ein junger Bodegabesitzer, dessen Restaurant sie führen soll, hat ihr jetzt einen Heiratsantrag gemacht. Sie hat mich zur Hochzeit eingeladen. Ich hab hier ihre Nummer, wenn du mal echt gute Sobrassada de Mallorca essen willst.«
Belinda schüttelte den Kopf. Was hatte eine dralle mallorquinische Sobrassada-Verkäuferin mit ihrem Problem zu tun?
»Und was heißt das nun?«, fragte sie ungeduldig.
»Was?« Oma hatte total den Überblick verloren.
»Vaca estúpida!«
»Blöde Kuh!«
Tinker schwieg. Und Belinda wusste, da waren sie einmal mehr, die berühmten 800 Probleme.
»Henning!«, hatte Belinda später versucht, »bitte frag Oma! Das war alles nur ein völlig doofes Missverständnis. Klar sind Oma und ich sauer, weil du dich mit Opa verbündet hast und ihr jetzt gemeinsam, zusätzlich zu dem Weingut, auch noch diese verrückte Idee mit der Bodega in Santa Maria del Camí habt.«
Henning warf Belindas Oma einen strafenden Blick zu.
»Der Besitzer ist begeistert von meiner Idee, seine Schwester als Teilhaberin in das Restaurant mit mallorquinischen Spezialitäten zu holen, und wir stehen kurz vor Vertragsabschluss.«
Jetzt wandte er sich wieder an Belinda:
»Wir werden als einzige Bodega auf Mallorca zu den heimischen Rebsorten Cabernet Sauvignon, Syrah und Muskateller auch die exklusiven Weine von Hoopengeluk anbieten. Unsere Weinproben werden in Kürze ausgebucht sein! Und dazu die Sobrassada von Carmencita-Dolores! Das wird Genuss pur!«
Belindas Oma horchte auf: »Carmencita-Dolores? Bist du etwa der junge Bodegabesitzer, dessen Restaurant eine gewisse Carmencita-Dolores führen soll?«
»Ja, warum?«
»Einen Moment!« Oma griff zu ihrem iPhone. »Ja, auch hola!«, sagte sie, nachdem sich der Teilnehmer am anderen Ende gemeldet hatte.
»Mit wem sprichst du?«, versuchte Henning zu unterbrechen.
»Mit einer gewissen Carmencita-Dolores«, lächelte Oma milde und drehte sich ab. »Cuándo es la boda?«, fragte sie Carmencita-Dolores.
»La Boda? Welche Hochzeit?« Hennings Stimme klang sichtlich beunruhigt.
»Ja, ich werde kommen«, antwortete Oma, »und ich würde gerne noch einen Gast mitbringen, wenn ich darf.«
Pause. Henning mehr als beunruhigt. Oma süffisant lächelnd.
»Wen?« Oma schien die Frage von Carmencita-Dolores zu wiederholen. »Eine Frau, die Ihren Bräutigam gut kennt, denke ich. Wie heißt er nochmal?«
Pause. Henning angespannt schweigend. Oma siegessicher.
»Aha. Ein Südafrikaner? Wie aufregend!«
Pause. Henning schweißnass. Oma fies grinsend.
»Ach so! Wen ich mitbringen möchte? Na ja, meine liebe Carmencita-Dolores, das ist jetzt ein wenig … delikat.«
Pause. Henning am Rande des Nervenzusammenbruchs. Oma holte Luft und ließ schließlich die Bombe platzen: »Meine Enkelin. Die Ex Ihres Bräutigams!«
Henning drohte zu ersticken.
»Ja, die Ex! Nein, noch nicht lange, erst seit heute«, ergänzte Oma noch, worauf das Gespräch nach dem Ausruf »Mierda!« am anderen Ende beendet wurde.
»Shit«, murmelte Oma die englische Übersetzung und sah Henning stirnrunzelnd an.
»Ich fürchte, verehrter Herr Bräutigam, du hast jetzt ein Problem.«
»Zwei!«, widersprach Belinda.
Nicht!, flüsterte Tinker, doch da hatte Belinda es schon, an Henning gewandt, herausgeschrien: »Gilipollas gigantes!«
»Ich will gar nicht wissen, was das heißt«, bemerkte Oma.
Na ja, sagen wir mal so, kommentierte Tinker, als Kompliment würde ich das nicht gerade durchgehen lassen.
Hoch ragten die Überreste der einst als Stauferburg errichteten Ruine auf dem Bergsporn über das weite Teinachtal und über die Dächer Zavelsteins, der einst kleinsten Stadt Württembergs. Neben der berühmten Blüte des vom Mittelmeer stammenden Wilden Krokus im Frühjahr war die Burg das Wahrzeichen des beschaulichen Orts mit seinem denkmalgeschützten Fachwerk.
Franz Berlin hatte keine Zeit, seinen Blick über die gepflasterte Straße hinüber zur Ruine Zavelstein gleiten zu lassen, deren Sandsteinmauern einen rötlichen Glanz aussandten. Ein anderes Rot als das des Theurerhofs, dessen tiefes, dunkles Rot an die Fassade der Norwegerhäuser an einem einsamen Fjord erinnerte. »Rot wie Ochsenblut« nannte sein Vater Rolf die Farbe des alten Anwesens in Speßhardt, auf der Anhöhe zwischen Calw und Zavelstein. Franz Berlin schmunzelte.
Der Theurerhof gehörte inzwischen zum Familienbesitz, wie auch das Hotel und die beiden Restaurants, das Lamm und die Krone. Stolz erfüllte den jungen Koch bei dem Gedanken, was seine Familie seit den Anfängen im Wanderheim alles geschaffen hatte. Nicht nur er war in die Fußstapfen seines Vaters getreten, auch sein Bruder Roland und seine Schwester Elisabeth hielten, zusammen mit den Eltern, die Familientradition aufrecht, und aus der einstigen Gaststube Krone, die Gudrun und Rolf Berlin gekauft hatten, und dem gegenüberliegenden Höhengasthof Lamm waren inzwischen Wellnessresidenz, Sternerestaurant und das Naturparkhotel Berlins KroneLamm geworden.
Franz Berlin trat an die Rezeption im Lamm, fragte seine Schwester Elisabeth nach dem Paket aus Istrien und eilte kurz darauf damit in die Krone. In der Küche des Sternerestaurants riss er die Verpackung hastig auf und zog das Klebeband von der Styroporkiste, ohne auf die abermals doppelte Schicht zu achten.
Catrien, die das sicher bemerkt und ihn darauf aufmerksam gemacht hätte, hatte heute frei, und Franz wollte sich nur so schnell wie möglich von der Qualität des Inhalts überzeugen und sich an die Arbeit machen. Das Putzen der wertvollen Knollen mit einem kleinen, weichen Bürstchen und nur wenig Wasser wollte er keinem anderen überlassen.
Jetzt besah sich Franz Berlin die Trüffeln im zweiten Paket und schüttelte ungläubig den Kopf. Unter den schwarzen, erdverkrusteten, pickeligen Knollen leuchtete es hell, in einem gelblichen Hauch von mattem Gold.
Zögernd griff seine Hand nach der auffälligen, glatten Knolle, die verdeckt von den schwarzen Trüffeln und in Holzwolle gebettet auf dem Boden der Kiste lag, und seine Finger strichen vorsichtig, fast zögernd über die seidenglatte Oberfläche.
Er war lange genug in der gehobenen Küche tätig und hatte Erfahrung mit internationalen Spezialitäten aus allen Ländern dieser Welt, doch er hatte noch nie eine Weiße Trüffel von solch vollendeter Schönheit gesehen. Er nahm sie vorsichtig heraus, um sie zu betrachten. Sie besaß nicht die raue Haut ihrer schwarzen Verwandten, und ihr Geruch war ungleich intensiver. Die Trüffel füllte gut seine ganze Handfläche aus und glich in der Form einer großen Kartoffel. Franz schätzte ihr Gewicht auf etwas mehr als ein halbes Pfund. In Fachkreisen sprach man bei einem Weißen Trüffelexemplar ab hundert Gramm nicht umsonst von einem Joker. Wie kam dieser Schatz in diese zweite Lieferung?
»Das muss eine Verwechslung sein«, murmelte der Sternekoch. Er hatte bei ZIGANTE keine Weiße Trüffel bestellt! Das Fundstück war sicher zwischen drei- und fünftausend Euro wert, vermutete er, da er die aktuellen Trüffelpreise, die sich täglich änderten, aus Interesse verfolgte. Zudem begann jetzt, im Herbst, die Saison von Weißer Trüffel, was die Preise nach oben schnellen ließ.
Franz Berlin würde die Schwarzen Trüffeln behalten, aber die eine Weiße zurückschicken, das stand für ihn fest, doch vielleicht sollte er vorher mit Sebastjan, seinem Ansprechpartner im slowenischen Koper, telefonieren und die Sache aufklären? Als er den Deckel der Kiste schon wieder halb auf die Öffnung gesenkt hatte, fiel ihm ein Detail auf, das er in seiner Überraschung und Begeisterung übersehen hatte. War da ein Stück Papier, ein beschrifteter Zettel, der unter der Holzwolle lag?
Seine Finger zogen das Blatt eines schmalen Notizblocks zwischen dem Verpackungsmaterial heraus, und er las die wenigen Worte, die von einer krakeligen Hand dort niedergeschrieben worden waren:
Tartufo vero. Ti contatteremo.
Das Paket kam aus Kroatien. Aber das war eindeutig Italienisch!
Tartufo vero war zwar in Kroatien ein Prädikat für Restaurants, die frische und echte Trüffeln servierten, doch wörtlich aus dem Italienischen übersetzt stand es einfach nur für eine wahre Trüffel. So viel wusste er. Doch der Rest der Nachricht war ihm ein Rätsel.
Er griff zu seinem Smartphone und suchte den Translator. Eine Minute später las er die Antwort. Tatsächlich Italienisch!
Eine wahre, eine echte Trüffel. Wir melden uns.
Hastig griff er nach dem Karton und suchte nach dem Absender. Die Trüffel kam aus Istrien! Eindeutig. Erst jetzt fiel sein Blick auf das Klebeband, und er ließ es in voller Länge durch seine Hände gleiten, untersuchte Anfang und Ende.
»Verdammt!«, durchzuckte es ihn. Zwei Schichten, und die erste durchgeschnitten und offensichtlich von dem zweiten Band später überklebt! Er schloss die Augen und holte Luft.
War er ins Visier der Trüffelmafia geraten?
Am Mittag des milden Septembertages hatte sich Belinda einen kleinen Felsen als Sitzplatz ausgesucht, und ihr Blick glitt zum Horizont, wo sich die Sonne hinter den Klippen des Cap Formentor im Meer spiegelte. Sie hing ihren Gedanken nach und beschloss einmal mehr, sich nie wieder zu verlieben.
Vielleicht solltest du da lieber nochmal eine Nacht drüber saufen?, meinte Tinker.
»Sabrina wäre das nicht passiert.« Belinda spürte das Vibrieren ihres Handys.
»Belinda? Wo steckst du?«, fragte Sabrina. »Was macht die Geschichte mit Henning?«
»Ich würde am liebsten durchbrennen«, polterte Belinda los. »Ich geh auf keinen Fall zurück zu Henning. Soll ich hier zusehen, wie er sich mit seiner mallorquinischen Metzgersbraut in Opas Weingut einnistet?«
»Magst du mir nicht mal in Ruhe erzählen, was los ist?«, schlug Sabrina vor. »Wir treffen uns in den nächsten Tagen, nur wir zwei. Wir beide haben doch schon härtere Kost verdaut.«
Belinda atmete auf.
»Gute Idee. Und bitte bring dann Chardonnay mit.«
Am besten einen Eimer. Eine Flasche reicht da nicht!, riet Tinker.
Die Kieferknochen des Sternekochs mahlten, und seine Finger trommelten nervös auf den Styroporkarton.
»Und was jetzt?«, fragte er sich.
Plötzlich fielen ihm die Worte Catriens ein, als er von Sabrina als »Expertin in Sachen kulinarische Kriminalität« gesprochen hatte.
»Meinst du diese Isabel, die den Conradshof in style irgendwo zwischen Murg und Nagold betreibt?«
»Warum denn nicht?«, dachte er. »Die wäre in einer halben Stunde hier!«
Zwei Minuten später hatte er Isabel Conrad am Telefon. In wenigen Worten schilderte er ihr, worum es ging. Als er von seiner Entdeckung in der zweiten Lieferung sprach, unterbrach sie ihn: »Eine Weiße? Wow!«
»Und dazu ein kleiner Zettel mit der Botschaft, man würde mich kontaktieren.«
»Hm. Klingt sehr merkwürdig. Und wer ist der Lieferant?«
»ZIGANTE.«
»DER ZIGANTE?«
»Ja. Aber die Verpackung der Kiste ist zweifelsfrei manipuliert.«
»Das muss ich gesehen haben!«
»Genau darum rufe ich dich an.«
Isabel hatte offensichtlich verstanden, was er von ihr wollte, denn sie antwortete ohne Zögern: »Ich komme heute hier nicht weg, reicht morgen?«
Franz Berlin atmete durch.
»Ja. Ich lasse mein Handy an und nehme es auch mit in die Küche, falls noch was ist.«
Von nun an war er nicht mehr allein mit seinem mysteriösen Fund. Zu Isabel meinte er abschließend: »Ob du es glaubst oder nicht, so ein Goldstück hatte ich noch nie.«
Die Frau am anderen Ende der Leitung lachte.
»Ich freu mich, dich zu sehen«, sagte sie. »Auch wenn du mit dem Goldstück sicher nicht mich meinst, sondern deinen kulinarischen Schatz.«
»Ich bringe die Maschine zurück!«
Toms entschlossene Ankündigung war aus dem Nichts gekommen und hatte sie ungebremst auf den harten Boden der Tatsachen zurückgebracht. Jetzt stand Sabrina mit einer Tasse Milchkaffee auf dem Balkon ihres Zimmers und starrte hinaus in die Altstadtgassen. Sie hatte oft versucht, mehr über Toms Familie zu erfahren, doch er war immer ausgewichen. Ihre Hoffnung, sie nach ihrer damaligen Rückkehr aus Mallorca kennenzulernen, hatte sie begraben müssen, ihre Andeutungen schien er zu ignorieren, so zumindest kam es ihr vor. Einmal mehr ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie ihre Beziehung zu Tom schon in trockenen Tüchern wähnte, statt ein paar Dinge zu hinterfragen.
»Klar«, überlegte sie jetzt, »wenn er dich nur als Liebschaft genießt, warum sollte er …?«
Das hatte sie das Leben inzwischen gelehrt: Erst wenn du zu seiner Familie darfst, hast du es geschafft! Bis dahin bist du eine Affäre, mehr nicht. Dieser Gedanke, das gestand sie sich in dem Moment ein, schmerzte sie. Und er machte sie wütend. Obwohl sie für ihre realistische Ader bekannt war, hatte sie verdrängt, dass ihre gemeinsame Zeit mit Tom bisher mehr von Unebenheiten und Missverständnissen bestimmt gewesen war als von vertrauensvollem und offenem Kennen- und Liebenlernen.
»Ich bringe die Maschine zurück!«
Sein ICH hallte in ihrem Ohr nach wie ein Echo. Er würde allein fliegen – ohne sie! Sein nächster Satz hatte daran keinen Zweifel gelassen:
»Außerdem warten noch ein paar wichtige Geschäfte auf mich.«
»Geschäfte?«, durchfuhr es Sabrina. »Was meint er mit ›wichtige Geschäfte‹?«
Sabrina hasste Geheimniskrämerei, und ihr Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass es nach wie vor Dinge gab, die Tom ihr verschwieg. Doch Sabrina funktionierte auch jetzt. Sie schluckte die bittere Galle in ihrer Kehle hinunter und spülte mit Milchkaffee hinterher.
»Oh mein Gott!«, hörte sie ihre innere Stimme. »Wann schaffst du es endlich, ihm zu vertrauen?«
Plötzlich fühlte sie Toms Hände an ihren Schultern, doch sie konnte seine Berührung nicht wirklich genießen.
»Jetzt bloß nichts anmerken lassen«, durchfuhr es Sabrina, und sie dachte wieder analytisch: »Blöd stellen! Und genau aufpassen!«
In Sekundenbruchteilen hatte sich in ihrem Kopf ein Plan entwickelt.
»Okay, du bringst also die Maschine zurück«, sagte sie jetzt nur, vielleicht für ihre Zwecke eine Spur zu emotionslos. »Und ich buche mir dann ein One-Way-Ticket zurück nach Deutschland. Ich würde auch noch gerne meine Familie besuchen.«
Vielleicht war das der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl?
»Nein«, antwortete Tom zu ihrer Verwunderung. »Du bleibst hier und wartest auf mich.«
Noch bevor sie etwas entgegnen konnte, schob er noch ein »Bitte!« nach, und: »Ich hole dich ab. Spätestens übermorgen bin ich wieder hier.«
»Wie? Du holst mich ab! Du kommst zurück?«
Sabrina war nun völlig verunsichert, versuchte dies aber gekonnt mit einem kleinen Scherz am Rande zu verbergen: »Schwimmst du hierher?«
Toms Lächeln machte aus ihrer Verunsicherung eine Schleuderfahrt.
»Das wäre auch eine Möglichkeit«, meinte er, »aber dafür hätte ich keinen Pilotenschein machen müssen. Ich verspreche dir, du fliegst genauso zurück, wie du hierhergekommen bist.«
Er tippte kurz mit seinem Zeigefinger, wie man das bei kleinen Kindern tat, auf ihre Nasenspitze. Sabrina, die auf diese von ihr gehasste Geste sonst eher unbeherrscht reagierte, zwang sich, diesmal ruhig zu bleiben.
»Verstanden?«, fügte er noch süffisant hinzu.
Sabrina fiel ein Stein vom Herzen, zumindest im ersten Moment. Er würde zurückkommen, sagte er immerhin. Und er würde wieder selbst fliegen, mit welcher Maschine auch immer. Während sie nichts mehr verstand und auch nicht wusste, woran sie war, saß er am längeren Hebel. Fast glaubte sie, er genoss seine Überlegenheit. Gleichzeitig bemerkte sie ihre Schleuderfahrt und schäumte innerlich. Sie hasste es, wenn nicht sie es war, die die Situation kontrollierte, sondern im Ungewissen gelassen wurde.
Bevor sie weitere Fragen stellen konnte, setzte er seine Sonnenbrille auf und wandte sich zum Gehen.
»Wo willst du hin?« Sabrinas gekünstelte Fröhlichkeit klang, als würde er nur zum Strand oder zum Pool wollen und nicht seinen Abflug vorbereiten.
»Packen!«
Die Schleuderfahrt wurde zur Achterbahn. Warum wollte er packen, wenn er doch zurückkommen wollte, wie er behauptete? Das passte für Sabrina alles nicht zusammen. Ihr Herz bebte. Von wegen Achterbahn.
Tsunami!
Er verschwand im Innern des Altstadtpalais.
»Nein, Sabrina, du rennst ihm jetzt nicht hinterher!«, ermahnte sie sich streng und ignorierte ihr aufgewühltes Inneres.
Als sie Tom an den Schränken hantieren hörte, gab sie dem Tsunami Zeit, wieder zur Schleuderfahrt zu mutieren, und legte einen inneren Sicherheitsgurt an.
Durchatmen!
Luft holen, klar denken, ermahnte sie sich und hoffte, dass ihre Taktik der gespielten Zurückhaltung aufgehen würde. Sabrina entschied sich für einen Gin Tonic an der kleinen Rooftop Bar.
Sein iPhone zeigte einen eingehenden Anruf an, Name unbekannt, Nummer unterdrückt.
»Nicht Isabel«, dachte Franz Berlin, stellte das lauwarme Wasser ab, ließ das kleine Bürstchen im Ausguss liegen und bettete die fast saubere Trüffel neben die anderen auf das weiße Papiertuch.
»Ich bin gleich wieder da«, signalisierte er seinem Team und verließ die Küche. Er nahm am ersten Restauranttisch neben der Theke Platz und wischte über das Display, um den Anruf entgegenzunehmen.
»Hallo?«, sagte er nur, wie er es immer bei unbekannten Teilnehmern tat. Er hörte zunächst nur ein Knacken in der Leitung, dann eine männliche Stimme, die eigenartig verzerrt klang:
»Ich nehme an, ich spreche mit Franz Berlin.« Es klang nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung, und noch ehe er reagieren konnte, fuhr der andere fort: »Mein Name tut nichts zur Sache, ich bin nur der Bote. Du hast gelesen, dass wir uns melden.«
»Ich hätte trotzdem gerne gewusst, mit wem ich spreche«, verlangte Franz Berlin.
»Tartufo vero. Das muss reichen!«
»Ich mache meine Trüffelgeschäfte ausschließlich mit Sebastjan«, betonte er. »Rufen Sie in seinem Auftrag an?«
»Jetzt hör mir mal zu!« Der Tonfall des anderen hatte an Schärfe zugelegt. »Und ich sag das nur einmal: Ich stelle hier die Fragen, und du antwortest. Haben wir uns verstanden?«
»Schießen Sie los«, versuchte Franz Berlin, sich locker zu machen, ohne auf das freche »Du« des Anrufers einzugehen. Es war sicher besser, erst einmal zuzuhören.
»Na also«, brummte der andere. »Du hast die Kiste also aufgemacht und unsere Nachricht gelesen.«